Das Minutenbuch

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Das Minutenbuch – Die Arbeitsweise

Autor: Karl Kollar

Andrea hielt den Atem an. »Was hat Dir Deine Tante vorgeschlagen?«

Auch Sabrina fiel es nicht leicht weiter zu sprechen. »Sie hat gesagt, das ich für sie in Fesseln arbeiten soll. Völlig unter ihrer Kontrolle.« Ihre Augen leuchteten.

»Anfangs war ich ziemlich überrumpelt, doch dann habe ich die Möglichkeiten erkannt, die sich mir boten.«

Sie machte eine kleiner Pause.

»Wir haben dann zusammen meine Arbeitsweise und vor allem meinen Arbeitsvertrag ausgearbeitet.«

Andrea schaute etwas ungläubig.

»Wir haben alles ganz genau ausgearbeitet. Jede Minute wurde genau festgelegt.«

Wieder leuchteten Sabrinas Augen.

»Anfangs haben wir jeden Abend besprochen, ob der Tag so in Ordnung war. Manches hat am Anfang nicht gepaßt und wir haben es dann die nächsten Tage variiert. Es war fast so etwas wie eine Probezeit.«

Andrea mußte an ihren eigenen Werdegang denken und lächelte.

»Auch meine Ausrüstung wurde erst so nach und nach angeschafft. Nur das Schienensystem gab es noch von meiner Genesung.«

Sie blickte im Wohnzimmer den Schienen entlang und grinste dabei.

»Dann kam ich irgendwann auf die Idee, das meine Freizeit auch geregelt gehört. Meine Tante war erst dagegen und ich weiß auch nicht mehr, wie ich sie überredet habe, aber seitdem laufe ich so rum wie Du mich hier siehst. Auch mit den Handschuhen.«

Sie blickte auf die Uhr. »Wenn Christine da ist, dann habe ich es sogar noch etwas strenger.« Sie lächelte geheimnisvoll.

Andrea begann mutiger zu werden. »Und was ist, wenn Du es Dir mal anders überlegst?«

Sabrina spürte den Zweifel und die Besorgnis in Andreas Stimme. »Keine Sorge, auch das ist alles geregelt. Ich kann hier jederzeit aussteigen. Auch ohne meine Tante.«

Sie blickte zu dem kleinen Schlüsselbrett. »Aber die Bedingungen sind streng. Sobald ich mir auch nur einen der Schlüssel nehme, fliege ich hier raus und muß mir einen neuen Job suchen.«

»Das ist aber hart von Deiner Tante«, warf Andrea ein.

Wieder grinste die Autorin. »Nein, diese Bedingungen sind von mir. Ich wollte, das ich es mir nicht leichtfertig kaputt mache. Und ich hatte auch nur in den ersten Tagen leichte Zweifel. Jetzt weiß ich, das ich es genau so haben möchte.«

»Hast Du auch sowas wie ein Wochenende?« wollte Andrea wissen.

Sabrina zögerte etwas, »eigentlich nicht. Oder doch.« Sie machte eine nachdenkliche Pause. »Am Wochenende bin ich nicht verpflichtet, etwas zu schreiben. Doch ich kann es, wenn ich möchte. Oder wenn ich mein Wochenpensum nicht geschafft habe. Aber ich habe dann auch Freitzeit. Dieses Wochenende gehe ich mit Angelika zum Einkaufen nach München.«

Andrea spürte, das Sabrina eigentlich noch mehr sagen wollte, doch in dem Augenblick klingelte es.

Sabrina zuckte etwas zusammen, »Das werden Roberta und Christine sein.« Sie sprang auf und wollte los stürmen, doch wieder hielt sie der Schlitten zurück.

Andrea wußte nicht, ob sie es lustig finden sollte oder ob sie Sabrina eher bedauern sollte. Sie stand auf, blieb jedoch im Wohnzimmer.

Kurz darauf hörte sie zwei weitere Stimmen und dann sah sie auch schon, wie Sabrina mit zwei Frauen zurück kam. Die eine ging gleich durch eine andere Tür wieder aus dem Wohnzimmer und die andere kam auf Andrea zu.

»Sie sind die Reporterin. Ich bin Roberta.« Sie reichte Andrea.

Andrea stellte sich auch vor und war irgendwie dankbar, das Roberta keine solchen Handschuhe trug. Sie nahmen Platz und mittlerweile war auch Sabrina angekommen und setze sich dazu.

Roberta begann: »Sie haben sich schon mit meiner Nichte unterhalten?«

Andrea war jetzt doch ziemlich verunsichert, denn sie hatte zu Sabrina schon eine gewisse Nähe aufgebaut, jetzt gegenüber Roberta war es doch ganz anders. »Ja, sie hat mir von ihrem Unfall erzählt, von ihrem Arbeitsvertrag und von ihren Roman.«

Christine kam ins Wohnzimmer und trug etwas aus Leder in den Händen. »Sabrina, möchtest Du?«, fragte sie nur kurz und blickte die Autorin an.

»Au ja«, Sabrina stand auf und ging langsam um den Tisch herum. Andrea blickte zu ihr und sah, das die Autorin ihre Arme in den schwarzen Handschuhen auf den Rücken hielt. Christine schob von unten her eine schwarze Ledertüte über ihre Arme nach oben. Im ersten Moment begriff Andrea überhaupt nicht, was da vorging, doch dann erinnerte sie sich, das sie das schon mal auf einem Foto bei einer ihrer letzten Reportagen gesehen hatte. Doch ihr fiel nicht mehr ein, wie das Ding hieß.

Die Betreuerin von Sabrina ging um sie herum und zog Lederriemen über ihre Brust, die sie dann wieder hinten an der Ledertüte befestigte. Dann begann sie anscheiend, die Lederhülle noch zuzuschnüren. Immer enger legte sich das Leder um Sabrinas Arme und schien sie total unbeweglich zu machen.

Sabrina lies die Prozedur völlig reglos über sich ergehen, erst als Christine ihr einen abschließenden Klaps ab und weg ging, drehte sich Sabrina wieder um und kam zum Tisch zurück. Sie wollte sich wieder auf ihren Platz setzen, doch Roberta hielt sie davon ab. »Willst du mit dem Monohandschuh nicht lieber im Sessel sitzen?«

Roberta ging zu dem Sessel und nahm aus der Rücklehne ein größeres Stück heraus. Sie blickte zuerst zu Sabrina, dann auf Andrea. Diese blickte etwas ratlos auf die jetzt entstandene Ausbuchtung in der Sessellehne. Dann erst begriff sie. Dieses komische Ding, was jetzt Sabrina Arme auf den Rücken zwang, paßte genau in die Ausbuchtung. Jetzt war von dem Monohandschuh nur noch die zwei Riemen über ihrer Brust sichtbar.

Sabrina hatte anscheinend das etwas verwirte und ratlose Gesicht von Andrea gesehen. Sie beugte sich nach vorn und drehte sich um. »Das ist mein Monohandschuh.« Sie wurde etwas rot. »Der hat nichts mit meiner Krankheit zu tun. Ich habe ihn im Internet gefunden und seitdem gehört er fest zu meinem Tagesablauf.«

Sie machte eine kleine Pause.

»Aber ich darf ihn nur tragen, wenn Christine auch da ist.« Sie ließ sich wieder nach hinten in die Lehne sinken.

»Deine Handschuhe trägst Du darin auch«, wunderte sich Andrea.

»Die ziehe ich nur aus, wenn ich vor dem Rechner sitze«, sie grinste etwas »und in der Nacht.«

Alle zwei blickten Sabrina erstaunt an. Erst dann begriff sie, was sie gesagt hatte. »ähm... Natürlich lasse ich sie mir ausziehen. Selber komme ich da nicht raus. Und so im Monohandschuh ist es noch schöner.«

Roberta mischte sich. »Ich habe nie verstanden, warum dieses Monster immer tragen willst.«

Sabrina lächelte. »Wenn Du es mal ausprobieren würdest, dann wüßtest Du es. Dann wärst Du auch nicht so übervorsichtig.«

»Kind, Du weißt, wie wichtig Du für mich bist.«

Sabrina blickte auf wieder auf das kleine Schlüsselbrett. »Darum haben wir ja auch all die Sicherungen hier. Die Schlüssel dort, die Überwachung durch mein Seil. Hat es jemals Probleme gegen?«

Roberta mußte ihr zustimmen.

Sabrina bohrte weiter: »Habe ich jemals einen der Schlüssel gebraucht?«

Andrea wußte immer weniger, was sie von dem Ganzen halten sollte. Sie wandte sich an Roberta. »Sabrina ist also nicht nur ihre Nichte, sondern auch bei Ihnen angestellt?«

Roberta war über den Themawechsel auch recht dankbar. »Ja, sie hat einen ganz normalen Arbeitvertrag.«

Sabrina mußte lachen. »Wenn man mal von dem zehn-seitigen Zusatz mal absieht. Der ist nicht normal.«

Roberta erklärte: »Sabrina wollte das alles ganz genau festgelegt haben. Wann sie arbeiten muß, was sie welche Kleidung trägt, wie sie übernachtet und wie ihre Freizeit aussieht.«

»Und alls wird ganz genau im Minutenbuch eingetragen.« Es war Stolz in Sabrina Stimme zu hören.

Sie drehte sich und bat Christine, doch mal das Minutenbuch zu holen.

Sie drehte sich zu Andrea um. »Es ist mittlerweile schon der dritte Band. Es wird alles drin aufgeschrieben.« Sabrinas Begeisterung war zu hören.

Roberta seufzte, »Ich frage mich, ob wir es da nicht übertrieben haben? Manchmal muß ich ja mit der Stoppuhr hinter Dir stehen.«

Sabrina lächelte geheimnisvoll. »Ich liebe es so.«

Christine kam mit einem dickeren Heft zurück und reichte es Andrea. Diese nahm es in die Hand und begann darin zu blättern. Jede Seite war mit sehr kleiner Schrift beschrieben, jeweils in zwei Spalten. Manchmal bestanden die Tage aus vielen Einträgen, manchmal waren es auch nur wenige.

Roberta und Sabrina ließen Andrea in dem Buch blättern. Beide schwiegen. Und Andrea kam von einer Gänsehaut in die andere.



»Tante, darf ich Andrea zeigen, wie ich arbeite? Schnallt ihr mich btte fest?« platze Sabrina in die Stille.

Roberta schien von dieser Idee gar nicht begeistert, man sah, das sie innerlich mit sich kämpfte, doch dann schien sie einen Entschluß gefaßt zu haben. »Wenn Du unbedingt willst, aber das zählt nicht als Arbeitszeit.«

Sabrina verdrehte erst die Augen, dann stahlte sie und stand vorsichtig auf. Sie drehte sich zu Christine: »Bereitest Du bitte alles vor?« Diese stand auf und verließ das Zimmer.

Sabrina stand auf und ging langsam den Weg, den ihr das Schienensystem vorschrieb. Andrea ging genauso langsam hinter ihr her, mit Schmetterlingen im Bauch.



Im Arbeitszimmer angekommen, nahm Roberta ihr den Handschuh ab und und dann mit einem kleinen Schlüssel auch die schwarzen Handschuhe. Sabrina begann sofort ihre Finger zu bewegen. Es sah aus wie gymnastische Übungen. Andrea blickte derweil auf die schwarzen Handschuhe, die auf dem Tisch lagen. Es sah aus, als würden sie immer noch ein paar Hände umhüllen. Andrea erschauderte.

Christine schob den Stuhl so hin, das sich Sabrina hinsetzen konnte. Sie blickte zu Andrea und es schwang eine Menge Stolz in der Stimme, als sie sagte: »Das ist mein Stuhl, ich habe ihn von früher noch etws verbessern lassen.«

Sie zeigte nach unten: »Das ihr sind eigentlich Skistiefel. Ich habe das Gelenk versteifen lassen und noch etwas aufschäumen lassen. Ich kann darin nicht mal mehr zucken. Christine?« Sie blickte auf die Dienerin und hob einen Fuß hoch.

Christine kniete sich und und öffnete den Skischuh, in dem sie die obere Hälfte abnahm. Dann zog sie Sabrina den Schuh aus und diese setze langsam ihren Fuß in die untere Hälfte. Sie wackelte noch etwas hin und her, zog ihr Söckchen noch mal faltenfrei, dann setzte sich sich wieder gerade hin, blickte Christine und nickte fast unmerklich. Christine nahm das Oberteil und tat es vorsichtig über Sabrinas Fuß. Sie hakte die Verschlüsse erst mal nur ein und blickte die Autorin noch einmal fragend an. Wieder nickte Sabrina und dann war viermal ein klicken zu hören, welches Andreas Gänsehaut noch viel mehr wachsen ließ.

Mit dem rechten Fuß passiert dasselbe und wieder lief es Andrea kalt den Rücken hinunter.

Christine blickte zu Andrea: »Jetzt wird mir Christine die Beine festmachen, später werden die dann von der Maschine bewegt.«

Und wirklich, die Dienerin begann, so nach und nach die Beine von Sabrina mit breiten Lederreiemen zu umschlingen, so das am ende von den Beinen fast nichts mehr zu sehen war, fast überall nur die Lederriemen.

Christine stand auf und Sabrina versuchte sich, etwas in den Lederriemen zu bewegen. Nach kurzer Zeit blickte sie zufrieden zu Christine und sagte leise: »Jetzt die Arme.« Dann legte sie ihre Arme auf die Lehnen des Stuhls. Auch die Arme wurden über und über mit Lederriemen bedeckt.

Andrea dachte schon länger, das es doch jetzt keine Steigerung mehr geben könnte, doch sie wurde eines besseren belehrt. Christine kam zurück und sie putze etwas mit einem Tuch, Schwarz, vermutlich aus Gummi, und ein langer Schlauch war dran. Andrea wußte nicht, was sein sollte.

Die Dienerin stellte sich vor Christine und blickte sie an. Die Autorin blickte zurück, nickte leise und öffnete dann den Mund. Christine steckte das Gummiteil in Christines die daraufhin den Mund wieder zu machte. Andrea wußte jetzt gar nicht was das sollte.

Christine halb Sabrina, ihren Kopf gegen die Lehne zu drücken, es schien, als sei dort eine Form, in die sie genau rein passte. Dann nahm sie aus dem Schreibtisch ein seltsames Teil, das sie Sabrina vor Hals und Gesicht hielt. Wieder blickte sie die Autorin fragend an. Sabrina nickte. Zuerst führte sie den Schlauch durch das Teil und dann drückte sie das Teil gegen Sabrinas Hals und diese rückte noch mal ihren Kopf zurecht. Wieder war dieses Klicken zu hören.

Christine machte weiter. Ein Riemen kam um Sabrinas Stirn, einige mehr um ihren Oberkörper.

Andrea dachte an die Worte der Autorin, das sie beim Schreiben nur noch die Finger bewegen konnte. Jetzt wo sie das alles sah, glaubte sie es auch.

Christine schloß noch ein paar Kabel an, es war ein seltsames Zischen zu hören, dann schob sie den Stuhl an den Schreibtisch. Sie achtete sehr darauf, das Sabrina mit den Finger gut an die Tasten kam, dann klopfte sie ihr kurz auf Schulter und zog sich zurück.

Andrea war sprachlos.

»Sie kommen dann zurecht«, fragte Roberta und blickte Andrea an. Diese war reichlich verwirrt und schaute hilflos zurück.

»Nein, nicht wirklich« sie Stimme zitterte. »wie kann ich jetzt mit ihr Reden. Sie kann doch ihren Mund nicht benutzen.«

Von Christines Stuhl war ein ganz leises helles Brummen zu hören. Ihre Augen leuchteten.

Roberta kam Andrea zu Hilfe, »Nehmen sie hier an dem zweiten Bildschirm Platz. Ich richte Ihnen das Programm ein.« Andrea setzte sich, war aber immer noch ziemlich ratlos.

»Ich lasse Euch dann allein, Viel Spaß.« Andrea war ziemlich verwirrt.

Sie hörte von Christine wieder so ein leises Brummen.

Auf einmal erschienen Buchstaben auf dem Monitor: »Gefällt es Dir?«

Andrea wußte nicht, was sie machen sollte. Wieder erschienen Buchstaben. »Bitte schreibe Deine Antworten auch in den Computer.«

Andrea mußte schlucken.

»Es ist schon sehr seltsam«, tippte sie schüchtern in die Tastatur.

Es war ein ganz leises Kichern zu hören, sehr gedämpft.

»So habe ich mir das gewünscht.«

Andrea schluckte noch mal, »und Du kannst so wirklich arbeiten?«

»Ja, ich bleibe aber nicht immer so.«

Andrea las total fasziniert.

»Das Programm macht alle halbe Stunde fünf Minuten Pause. Da werde ich etwas bewegt, so wie früher, da kann ich nichts gegen machen. Eine Minute vorher werde ich gewarnt, damit ich noch abspeichern kann.«

Andrea war schwer beeindruckt.

Es war ein Zischen zu hören.

Andrea blickte erstaunt auf.

»Das ist mein Knebel, der wird sehr oft verändert. dann läßt sich das lechter aushalten.«

Andrea verstand gar nichts mehr.

»Was ist ein Knebel?«

Es ertönte eine kurze Folge von Tönen.

Andrea laß auf dem Bildschirm: »Gleich, Jetzt beginnt meine erste Gymnastik...«

Der Stuhl rollte etwas vom Bildschirm weg und Andrea sah fasziniert zu, wie bei Sabrina die Arme und Beine bewegt wurden. Manchmal schnaufte sie etwas auf, der Kopf wurde bewegt und manchmal war das komische Zischen zu hören. Das ging so ein paar Mal.

Dann rollte der Stuhl wieder an den Tisch heran und Sabrinas Finger erreichten wieder die Tastatur.

»So geht das alle halbe Stunde«, laß Andrea auf dem Bildschirm.

Andrea traute sich, »Was hast Du den im Mund. So eine komisches Gummistück mit Schlauch dran.«

Wieder war von Sabrina ein sehr gedämpftes Kichern zu hören.

»Das ist mein Knebel. Der wird im Mund aufgeblasen und hindert mich am Sprechen.« Gerade war wieder so ein Zischen zu hören. »Hörst Du das? Es wird aus der Gummiblase Luft abgelassen oder nachgefüllt. Dann halte ich das leichter aus.«

Andrea hatte noch nicht mit Tippen begonnen, das schrieb Sabrina weiter. »Der ist auch nicht von früher, den gab es auch am Anfang nicht. Aber jetzt möchte ich nicht mehr ohne. Ich rede sonst zuviel, und das lenkt mich ab.«

»Wie lange bleibst du so?« fragte Andrea mehr als fasziniert.

»Vormittags vier Stunden, dann zwei Stunden Mittag und Pause und dann noch mal vier Stunden, dann gibt es Abendessen.«

Andrea wurde mutiger. »Beim Essen bist du aber nicht gefesselt oder?«

»Nein, bisher nicht. Obwohl«, sie zögerte etwas, »Ich werde mal drüber nachdenken.«

»Und Dir fällt in Fesseln soviel ein...?« fragte Andrea recht ungläubig.

»Ja... für einen Roman brauch ich selten länger als eine Woche. Samstag und Sonntag habe ich frei. Da kommt oft meine Freundin vorbei. Wir gehen dann meistens in de Stadt, Einkaufen oder so. Tante sorgt schon dafür das ich auch mal abschalten kann.«

Andrea wollte es immer noch nicht so recht glauben. »Dein Vertrag. Regelt der wirklich alles?«

»Das kannst du im Minutenbuch nachlesen. Nur für heute steht da mal nichts drin... sonst wird das wie früher ganz genau eingetragen.«

Es ertönte wieder das Signal...

Andrea war verwundert, wie schnell doch die Zeit verging.

Fasziniert sah sie zu, wie Sabrina ihre Gymnastik machte, oder besser machen ließ. Auch war wieder dieses Zischen zu hören. Diesmal schaute Andrea auf Sabrinas Gesicht und es fiel ihr schon auf, das der Knebel auch für Bewegung sorgte.

»Puh, das war heftig«, tippte sie, als der Stuhl sie wieder an die Tastatur lies.

Sie spürte Andreas Frage, ohne das diese sie getippt hatte. »Es ist unterschiedlich stark und zufällig. Eben war es wohl die stärkste Stufe, das tut dann fast weh. Aber das passiert nur selten.«



Es klopfte an der Tür. Sabrina brummte etwas in den Knebel. Die Tante kam herein. »Der Verlag hat angerufen und gefragt, ob Du ein neues Thema gebrauchen kannst.«

Sie tippte in den Computer: »Ja, für nächste Woche, die Geschichte jetzt braucht noch ein paar Tage.«

Roberta ging auf Andrea zu: »Wir sind total eingeschneit, sie werden die Nacht über hier bleiben müssen.«

Andrea war im ersten Moment ziemlich verwirrt. »Ich habe gar nichts zum Übernachten dabei.«

Von Sabrina war ein leises gedämpftes Kichern zu hören. Andrea hörte sie tippen und blickte auf den Bildschirm.

»Du kannst eines von meinen Nachthemden anziehen. Die sind sehr bequem.« Es war in ihren Augen zu sehen, das sie grinste.

»Sie können im Gästezimmer übernachten.«

Andrea hatte ein flaues Gefühl im Magen, aber sie blickte Roberta an. »Sabrina hat mir ein Nachthemd von den ihren angeboten, das müßte gehen.«

Robertas Reaktion fand Andrea etwas seltsam und auch Sabrina kickerte leise. »Wenn sie sich sicher sind, dann gern, ich bereite alles vor.« Sie drehte sich um und verließ das Arbeitszimmer.

Dann erst las Andrea, was Sabrina geschrieben hatte: »Ich bin auch während der Nacht gefesselt. Es wird Dir gut gefallen.«