Vinctae in Monasterio Antiquo

Vinctae in Monasterio Antiquo – Der Ernst beginnt

Autor: Karl Kollar

Karin hatte sich ihren Wecker extra etwas früher gestellt, um auch ja zur richtigen Zeit wach zu sein. Sie wollte an ihrem ersten Arbeitstag gut vorbereitet und fit sein. Jetzt saß sie angezogen auf ihrem Bett und nahm sich den Plan zur Hand, den die Direktorin ihr am Abend gegeben hatte. Sie warf einen sorgenvollen Blick darauf. Noch immer hatte die Lehrerin so ihre Probleme damit, dass es bei dem ganzen Lehrgang darum ging, die Mädchen an ein mögliches Leben in Fesseln heranzuführen.

Und als wäre dies nicht genug, hatte Karin gestern sehr schmerzlich feststellen müssen, dass auch ihre Tochter an diesem Lehrgang teilnahm. Nicht nur, dass Karin sich das Wiedersehen mit ihrer Tochter etwas weniger dramatisch gewünscht hätte, es tat ihr auch ziemlich weh, dass Kirsten sehr daran interessiert war, ihre Freiheit aufzugeben und sich in Zukunft von diversen Fesselungen den Alltag schwer machen zu lassen.

Seit dem Ärger um ihre Tochter und dem damit verbundenen Verlust ihres Arbeitsplatzes war Karin den Fesselungen und allen damit verbundenen Ritualen mehr als abgeneigt eingestellt. Um so größer war ihre Überraschung gewesen, als sie den wahren Umfang ihrer neuen Aufgabe erkannt hatte. Sie würde vier Mädchen ein halbes Jahr begleiten und sie betreuen, während diese sehr entschlossen waren, alles zu lernen, was sie brauchten, um in Zukunft ein Leben in Unfreiheit zu führen. Auf der anderen Seite wusste Karin, dass dies eine einmalige Gelegenheit war, wieder im Berufsleben Tritt zu fassen, wenn auch etwas anders, als sie es sich erhofft hatte.

Sie dachte an die vier jungen Frauen, die sie zu betreuen hatte. Birgit und Alexandra hatte sie schon als ein sehr faszinierendes Liebespaar kennen gelernt, deren Liebe zueinander mindestens genauso stark war wie der Wunsch, zusammen in Fesseln in ein gemeinsames Leben zu schreiten. Und bei ihnen hatte sie auch zum ersten Mal gesehen, dass Bondage und die damit verbundene Hilflosigkeit etwas schönes sein konnte.

Dann war da Tamara, die Tochter des Herzogs Kollstein. Auch diese Frau hatte Karin schon kennen lernen dürfen. Die Herzogstochter war zweifelsohne die wichtigste Person dieses Lehrgangs. Ihr Vater hatte den ganzen Lehrgang nach ihren Angaben und Wünschen zusammengestellt. Doch dann war eine neue Frau in das Leben von Vater und Tochter getreten und Tamara hatte unter der neuen Freundin ihres Vaters sehr zu leiden. Es wäre eigentlich nur der übliche Vater-Tochter-Konflikt, doch durch Tamaras besondere Leidenschaft, die von der Baroness überhaupt nicht geteilt wurde, bekam die Beziehung einige Spannungen. Tamara war in den letzten Wochen nur noch unglücklich, weil sich die Baroness sehr in dem Leben ihres Vater und vor allem auch in ihrem eigenen Leben breit gemacht hatte.

Es war Karin deutlich aufgefallen, wie gelöst Tamara den gestrigen Tag über gewirkt hatte, als sie von Vater und Stiefmutter in spe getrennt war und ihrer Lust ungehemmt nachgehen konnte. Doch der Gedanke an die Ereignisse vom Vortag gaben Karin auch einen großen Stich in ihr Mutterherz, denn die plötzliche und unerwartete Begegnung mit ihrer Tochter verlief mit mehr Dramatik, als Karin in ihrer Lage verkraften konnte.

Sie war zwar auf der einen Seite froh, dass sie ihre Tochter wieder in die Arme schließen konnte, doch auf der anderen Seite musste sie mit sehr viel Wehmut die Grausamkeit erkennen, die ihr die sehr viel ältere Freundin ihrer Tochter zugefügt hatte. Sie wagte nicht, über die Details des Mundverschlusses nachzudenken, umso mehr, als sie wusste, dass dies nicht mehr rückgängig zu machen war. Zumindest nicht ohne größere Narben zu hinterlassen. Und es war nur ein schwacher Trost, dass ihre Tochter über diese so grausame Behandlung glücklich war. Immerhin waren der Ärger und die Trennung überwunden, das hatte sich am Abend an Kirstens Bett deutlich gezeigt. Sie waren glücklich, sich wieder begegnet zu sein.

Sie stand seufzend auf und warf noch mal einen Blick auf den Tagesablauf. Am Vormittag waren zwei Unterrichtsstunden vorgesehen, bei denen sie anwesend sein sollte. Im ersten Block sollten alle die Räumlichkeiten kennen lernen, im zweiten Block sollten sich die Mädchen ihren Tagesknebel selbst bauen und das erste der verschiedenen Kleider würde angefertigt werden. Das hatte sich Tamara so gewünscht, stand als Bemerkung daneben. Etwas irritiert war Karin allerdings von der Anmerkung, dass auch die Betreuerinnen an dieser Übung aktiv teilzunehmen hatten mit dem Ziel, ein Gefühl für den Umgang mit den Knebeln zu bekommen. Karin blickte mit viel Sorge auf diesen Absatz, denn bisher hatte sie mit diesen Sachen überhaupt keine aktive Erfahrung gehabt.

Noch verwunderter war sie allerdings über die detaillierten Zeitangaben, die den kompletten Tagesablauf nahezu minutiös vorgaben. Sie blickte genauer hin und ihr fiel auf, dass für das Wecken, Bad und Umziehen für den Tag sehr viel Zeit vorgesehen war. Es dämmerte ihr langsam, dass es vermutlich ja nicht nur um die Kleidung, sondern auch um das sorgfältige Anlegen und Wechseln der jeweiligen Fesselung ging und damit machten die Zeiten schon etwas mehr Sinn.

Ihr erster Termin lag allerdings sogar noch vor dem Wecken der Mädchen. Die Direktorin hatte zu einer Tagesbesprechung geladen, auf der sie kurz über die Erfordernisse und Besonderheiten des heutigen Tages informieren würde. Karin blickte auf den Raumplan, um zu erfahren, wohin sie gehen müsste. Im Obergeschoss neben der Bibliothek war noch ein Besprechungsraum eingerichtet, in den die Direktorin geladen hatte.

* * *

Andrea war schon anwesend und unterhielt sich mit Frau von Taubach, als Karin in den Raum kam. »Ah, Frau Michels. Einen Guten Morgen! Wir sprachen gerade von Ihnen.«

Karin blickte etwas verwundert zwischen Andrea und Frau von Taubach hin und her, dann erwiderte sie den Gruß.

»Wie sie sich sicher denken können, geht es um ihre Tochter.« Die Stimme der Direktorin ließ erkennen, dass sie von Kirstens Schicksal ebenfalls sehr berührt war. Sie drehte sich zu Andrea. »Ich möchte, dass Kirsten zunächst in ihrem Team integriert wird, Frau Falk.« Sie blickte Andrea ermutigend an. »Machen sie es ihr so einfach wie möglich. Sie wird es schwer genug haben, sich mit der neuen Situation abzufinden.«

Sie wandte sich an Karin. »Und sie möchte ich bitten, nicht von sich aus den Kontakt zu ihrer Tochter zu suchen. Sie werden genug mit ihren vier Mädchen zu tun haben.«

Karin seufzte innerlich, doch sie versprach, sich an die Anweisung zu halten.

Frau von Taubach ahnte, was Karin durch den Kopf ging. »Wenn sie auf sie zukommt, dürfen sie natürlich mit ihr reden oder sie trösten.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Aber primär müssen sie sich um ihr eigenes Team kümmern.«

Daniela und Elke betraten den Raum.

»Jetzt sind wir vollständig.« Frau von Taubach begrüßte die neu hinzugekommen Betreuerinnen und stellte dann den heutigen Tagesablauf vor. Im wesentlichen war es das, was Karin auch schon auf ihrem Zettel stehen hatte. Als die Direktorin die Ballknebel für die Betreuerinnen erwähnte, verzogen die drei anderen keine Miene. Entweder kannten sie sie schon, oder sie waren es gewöhnt. Karin gab sich große Mühe, ebenfalls keine Reaktion zu zeigen.

»Dann dürfen sie ihre Damen wecken und von der Nachtfesselung befreien.« Sie warf einen Blick auf ihre Unterlagen. »Die Kleidung für heute ist den Mädchen noch freigestellt. Ich erwarte sie und ihre Damen dann zum ersten gemeinsamen Frühstück.« Doch dann blickte sie Karin noch einmal auffordernd an. »Frau Michels, eine Kleinigkeit noch.«

Karin war schon im Aufstehen begriffen, so wie die anderen Damen auch, jetzt setzte sie sich wieder hin.

»Sie betreuen Tamara von Kollstein, die Tochter des Herzogs.« Sie blickte Karin ermutigend an.

Karin war bei der Erwähnung des Namens ein klein wenig zusammen gezuckt.

»Die Prinzessin wünscht sich, dass sie ihr gegenüber genauso dominant auftreten, wie gegenüber allen anderen. Sie möchte nicht, dass sie da wegen ihr eine Ausnahme machen.«

Karin runzelte sorgenvoll die Stirn. »Ich fürchte, dass ich überhaupt nicht dominant auftreten kann.«

Frau von Taubach lächelte. »Ich bin sicher, dass sie das hin bekommen. Wichtig ist, dass sie Tamara nicht besonders behandeln.«

Karin seufzte.

* * *

Ihr Herz klopfte laut, als Karin die Tür zum Zimmer ihrer vier Damen öffnete. Vorsichtig und leise trat sie ein. Es war noch dunkel im Zimmer und Karin überlegte einen Moment, ob sie leise und vorsichtig die Vorhänge öffnen sollte. Doch eine leise Stimme von einem der Betten forderte ihre Aufmerksamkeit.

»Guten Morgen.« Obwohl es nur geflüstert war, erkannte Karin die Stimme von Tamara und wünschte ihr ebenfalls leise einen guten Morgen. »Ich hoffe, sie haben gut geschlafen?«

Tamara hob ihren Kopf, soweit es die Riemen erlaubten. »Es war herrlich.« Obwohl sie flüsterte, war die Begeisterung in ihrer Stimme deutlich zu hören. »Ich hatte mich schon seit Ewigkeiten sehr auf diese Nacht gefreut.«

Karin ging langsam auf das Bett der Herzogstochter zu. Sie war sich unsicher, was sie tun sollte. Es überraschte sie nicht, dass Tamara ihr die Entscheidung zunächst abnahm. »Setzen sie sich bitte etwas zu mir ans Bett?«

Karin kam der Bitte liebend gern nach, denn es erlaubte ihr, die Begegnung mit den Bettfesseln ihrer Mädchen noch etwas hinaus zu zögern.

»Haben sie das Wiedersehen mit ihrer Tochter verarbeitet?« Tamaras Stimme zeigte ehrliche Anteilnahme.

Karin antwortete ebenso ehrlich. »Ich bin noch dabei.« Sie senkte ihren Kopf und kämpfte etwas mit den Tränen.

»Ich freue mich, dass es jetzt endlich losgeht.« Tamaras Stimme strahlte Begeisterung aus. »Jetzt kann ich endlich tun und lassen, was ich möchte und stehe nicht mehr unter ihrer Kontrolle.«

Karin ahnte, dass es um die neue Freundin ihres Vaters ging. Doch sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie versuchte abzulenken. »Darf ich sie mal was ganz anderes fragen?«

Tamara nickte neugierig.

»Wie sind sie eigentlich mit dem Mantel die Treppe in der Herberge herauf gekommen? Wenn ich das richtig sehe, dann hatten sie darin doch keinerlei Beinfreiheit.«

Tamara grinste etwas verlegen und wurde rot. »Das würde ich lieber gern für mich behalten.« Sie schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. »Aber es war sehr anstrengend.«

Karin war nervös, denn schließlich sollte sie gegenüber Tamara dominant auftreten. Doch zum einen wusste sie überhaupt nicht, was sie dazu machen sollte und zum anderen lag so ein Auftreten auch nicht in ihrer Natur. Im Gegenteil, die sehr dominierende Ausstrahlung von Tamara brachte Karin dazu, ihrerseits ihre Unsicherheit einzugestehen. »Ich bin soo nervös, weil ich nicht weiß, was ich genau zu tun habe.«

Tamara lächelte. »Eigentlich ist es so auch viel schöner.«

Karin schaute die Prinzessin etwas verwirrt an.

»Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, hier komplett die Kontrolle abgeben zu müssen, um die Fesseln völlig genießen zu können.«

Insgeheim war Karin erleichtert, denn sie spürte, dass Tamara versuchte, es ihr leicht zu machen. Doch sie wollte auch zeigen, dass durchaus noch sie lernfähig war. »Oh, wenn ich einmal weiß, was zu tun ist und was wichtig ist, dann kann ich mich auch durch setzen. Was ich bloß nicht mag, ist die Unsicherheit, was kommen wird und ...« Karin blickte auf Tamaras festgeschnallten Körper. »Ich möchte Ihnen nicht weh tun.«

Tamara schob ihre Hand, soweit wie es ihr möglich war, unter der Bettdecke hervor und versuchte Karin zu berühren. »Machen sie sich keine Sorgen. Ich werde immer einen Weg finden, meinen Willen kund zu tun.«

Karin musste ob dieser sehr theatralischen Äußerung unwillkürlich lächeln.

»Jetzt könnten sie mich los schnallen, denn ich bin wach.«

Karin blickte schon wieder etwas verwirrt, denn Tamara hatte ihre Worte auf eine eher seltsame Weise betont. Sie wusste aber nicht, ob sie einfach nach einer Begründung fragen konnte.

Tamara spürte die Frage. Sie lächelte und erklärte dann. »Sie sollten uns immer erst wecken und dann los schnallen. Es ist etwas sehr Schönes, in den Fesseln aufzuwachen.«

Unwillkürlich blickte Karin auf die anderen drei Betten im Zimmer. Die anderen Mädchen schienen noch fest zu schlafen.

Tamara spürte die Unsicherheit und wollte Karin helfen. »Ziehen sie mir bitte die Bettdecke weg, dann öffnen sie die Schnallen.«

Mit zitternden Händen kam Karin der Bitte nach. Sie zog die Bettdecke weg, faltete sie grob zusammen und legte sie ans Fußende. Dann wandte sie sich wieder der Prinzessin zu. Sie blickte etwas zweifelnd auf die fünf Schnallen, die den Körper so streng an die Matratze fixierten.

»Wenn sie mir die Hände losmachen, kann ich den Rest auch selbst machen.« Tamara wollte Karin entgegenkommen.

Karin sah eine erste Chance, den Erwartungen der Prinzessin zu entsprechen. »Meinen sie nicht, dass ich das entscheiden sollte?« Sie blickte Tamara dabei mit einem leicht strengen Blick an. Die Verblüffung in Tamaras Gesicht zeigten Karin, dass sie es mit ihrem Versuch, etwas Dominanz zu zeigen, wohl getroffen hatte. Immerhin zeigte sich bald ein kleines Leuchten in den Augen der Prinzessin.

Karin hoffte sehr, dass sie es richtig machen würde und dass ihre Aktion im eigentlichen Sinne der Herzogstochter war. Sie stand auf und mit einem Blick auf die noch geschlossenen Fesseln sagte sie, dass sie zunächst die anderen drei Mädchen wecken würde. Sie drehte sich um und ging zu Alexandras Bett.

Im Augenwinkel versuchte sie das Bett der Herzogstochter im Auge zu behalten. Sie konnte sehen, wie Tamara ihr zunächst verblüfft hinterher schaute. Und obwohl sie wusste, dass es aussichtslos war, versuchte sie, ihre Fesseln von innen zu öffnen. Karin zwang sich, ihren Blick abzuwenden und sich Alexandra zuzuwenden. Sie mochte das Mädchen, das so anmutig den Monohandschuh getragen hatte und das so verliebt war in ihre Freundin.

Sie setzte sich ebenfalls auf das Bett und blickte auf das schlafende Mädchen. Eine Träne lief ihr die Wange herunter, denn so hätte sie gern an dem Bett ihrer Tochter gesessen. Sie stricht ihr zärtlich über die Wange und flüsterte ein »Guten Morgen, Alexandra.« Als ein leises Stöhnen zu hören war, fügte sie ein »Aufwachen« hinzu.

Alexandra schlug die Augen auf und an dem Zucken unter der Bettdecke war zu erkennen, dass sie versuchte sich zu bewegen und dabei ihre Fesselung entdeckte. Sie blickte sich verwundert um.

Karin blickte sie an und wiederholte ihr »Guten Morgen.« Dann erhob sie sich und ging zum Bett von Birgit.

Birgit war anscheinend zusammen mit ihrer Freundin aufgewacht, denn sie blickte Karin mit schon geöffneten Augen an und wünschte ihr ebenfalls einen guten Morgen. Karin warf heimlich einen Blick auf das Bett der Prinzessin. Sie sah, dass Tamara immer noch versuchte, sich selbst aus den Fesseln zu befreien. Und zumindest bisher war ihr das auch nicht annähernd gelungen.

Birgit und Alexandra hatten beide die Köpfe gehoben und wünschten sich gegenseitig einen Guten Morgen.

Karin trat zum Bett von Juliane. Über dieses Mädchen wusste sie bisher noch am wenigsten. Auch hier setzte sie sich neben das Bett und versuchte sie durch Streicheln im Gesicht zu wecken.

Juliane erwachte und blickte sich ebenfalls etwas verwundert um. »Was...« Ihre Stimme war noch etwas belegt. »Warum bin ich gefesselt?«

Karin hatte insgeheim mit so einer Reaktion gerechnet. »Sie sind im Kloster-Internat zur Ausbildung.«

Julias Blick zeigte Erleichterung und Besorgnis zugleich. Sie schaffte es nach einiger Zeit, ihre Gedanken zu ordnen und zu formulieren. »Ich bin so aufgeregt.«

Alexandra hatte das Gespräch anscheinend verfolgt, denn sie blickte Juliane verständnisvoll an. »Das sind wir alle.« Leichtes Lachen erfüllte den Raum und die Spannung löste sich etwas.

Karin fand, dass sie ihre Mädchen nun genug hatte zappeln lassen. Sie zog Julias Bettdecke weg und öffnete ihre Fesseln. Dann ging sie zurück zu Birgit und befreite sie ebenfalls.

Birgit stand blitzschnell neben dem Bett und folgte Karin zum Bett von Alexandra. Birgit warf sich nahezu stürmisch auf ihre Geliebte, so dass Karin ziemliche Mühe hatte, deren Fesseln zu öffnen.

Kaum hatte Alexandra ihre Freiheit zurück, umschlang auch sie ihre Geliebte gierig und die beiden versanken in ihrem heftigen Liebesspiel.

Karin hatte auf der einen Seite natürlich Verständnis für diesen heftigen Gefühlsausbruch, auf der anderen Seite fand sie es etwas unfair den anderen beiden gegenüber, die ihre Gefühle nicht so ausleben konnte. Sie beschloss einzugreifen und zog die beiden Mädchen auseinander. »Auseinander jetzt...« Karin versuchte. Ihrer Stimme einen strengen Touch zu geben. »Bitte ziehen sie sich jetzt an.«

Die beiden Verliebten blickten ihre Betreuerin verblüfft an und ließen sich tatsächlich trennen.

Karin ließ die beiden in ihrer Verwunderung stehen und ging zum Bett von Tamara. In der ersten Sekunde kam von Tamara ein sehr bewundernder und anerkennender Blick, erst danach begann sie eine Art Schmollblick aufzusetzen und blickte etwas missmutig auf die Fesseln, die sie jetzt als einzige noch im Bett festhielten.

Karin hatte beide Blicke registriert und fühlte sich in ihrem Vorgehen bestätigt. Sie hoffte sehr, dass sie die Erwartungen der Prinzessin erfüllen würde. Sie blickte auf Tamaras Fesseln und versuchte, ihrer Stimme viel Ernst zu verleihen. »Sie sind ja immer noch im Bett. Wollen Sie nicht endlich aufstehen?«

Tamaras fassungsloser Blick zeigte, dass sie mit so einem Satz nicht gerechnet hatte. Sie wusste keine Antwort und begann wieder an ihren Fesseln zu zerren.

Es klopfte und gleich darauf steckte Frau von Taubach ihren Kopf zur Tür herein. »Guten Morgen, die Damen. Frau Michels, Sie kommen zurecht?«

Karin drehte sich zur Tür und war noch beim Überlegen, als die Prinzessin die Frage beantwortete. »Sie macht es ausgezeichnet.«

Insgeheim freute sich Karin sehr über das Lob der Prinzessin, denn sie war sich immer noch nicht sicher, welcher Teil von Tamaras Reaktionen gespielt und welche ernst gemeint waren.

Frau von Taubach schien die Situation zu überblicken. »Seien sie bitte alle rechtzeitig beim Frühstück.« Dann schloss sie die Tür wieder.

Alexandra schien das kleine Spiel zwischen Karin und ihrer Cousine begriffen zu haben. Noch in ihrem Pyjama stellte sie sich zu Tamara ans Bett und blickte sie gespielt vorwurfsvoll an. »Also wirklich, Du könntest jetzt aber mal aufstehen.«

Tamara schien zu begreifen, dass sie begann, so langsam die Kontrolle zu verlieren und dies war ein Moment, den sie sowohl herbeigesehnt als auch befürchtet hatte. Sie begann leise zu stöhnen.

»Jetzt sehen Sie zu, dass Sie endlich aus dem Bett kommen.« Karin bemühte sich um eine strenge Stimme, dann beugte sie sich herunter und öffnete Tamara nacheinander die Klettverschlüsse, die sie an die Matratze fesselten. Dabei begann sie bewusst mit den Beinen, dann den Bauchriemen und erst zum Schluss befreite sie ihr die Arme. Dabei blickte sie heimlich ins Gesicht der Prinzessin und die leuchtenden Augen verrieten ihr, dass sie bisher nichts Falsches gemacht hatte.

* * *

Es klopfte und gleich darauf trat Frau von Taubach noch einmal in den Raum. Sie legte einige Blätter Papier, ein paar Stifte und zwei Maßbänder auf den Tisch, dann bat sie Karin und die Mädchen zu sich. »Die Schneiderinnen bitten uns, ihnen so bald wie möglich ihre Maße durch zugeben, damit sie die Stoffe für die Kleider schon zuschneiden können. Ich möchte, dass sie das noch vor dem Frühstück erledigen.«

Tamara trat noch etwas benommen zum Tisch und nahm sich eines der Blätter in die Hand. Sie hatte einen sehr kritischen Blick, als sie die Bögen studierte, doch nach kurzer Zeit entspannte sich ihre Miene.

Karin nahm ebenfalls einen der Bögen zur Hand. Es zeigte schematisch eine Frau von vorn und von der Seite, dabei waren Linien angedeutet, die aussagten, welche Maße zu nehmen waren. Oben rechts war eine wesentlich kleinere Zeichnung einer Frau zu sehen, die ein auf den ersten Blick etwas enges Kleid trug. Als Karin genauer hinsah, konnte sie noch weitere Details des Kleides ausmachen. Das Beinteil war wadenlang und schien sehr auf Figur geschnitten zu sein, denn die Trägerin hatte ihre Beine sehr dicht zusammengestellt. Obwohl die Zeichnung eher klein war, war doch deutlich zu erkennen, dass die Trägerin ohne einen Gehschlitz wohl keine Beinfreiheit mehr haben würde beziehungsweise nur noch ganz kleine Schritte machen konnte. Ein weiteres Detail war an ihren Armen zu entdecken. Sie hielt ihre Arme seitlich sehr eng an ihren Körper und Karin vermutete, dass die Ärmel des Kleides irgendwie mit dem Kleid verbunden waren.

»Gefällt es Ihnen?« Tamara blickte Karin neugierig an.

Karin wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. »Es sieht sehr eng aus.«

Die Prinzessin lächelte. »Das soll es auch sein.«

»Ohne einen Gehschlitz hat man darin doch kaum Beinfreiheit, oder?« Karins seltsam fragender Blick brachte Tamara zum Lachen.

»Das soll auch so sein.« Sie zeigte mit dem Finger auf die kleine Zeichnung. »In das Beinteil wird ein Reißverschluss eingearbeitet, der ein Öffnen oder besser Verschließen des Beinteils erlaubt. Entweder bis oberhalb der Knie, unterhalb oder komplett bis zu den Waden.« Sie machte eine Pause, um Karin Zeit zu geben, diese Angaben nachzuvollziehen. »Das gleiche gilt auch für die Arme. Auch die können entweder bis zum Ellenbogen oder bis zum Handgelenk fixiert werden.«

Karin blickte der Prinzessin verwundert in die Augen, doch als sie das Leuchten darin sah, ahnte sie, wer diese Kleider entworfen hatte.

»Diese Kleider werden wir die meiste Zeit hier tragen und es werden von den Schneiderinnen einige davon für uns angefertigt.« Sie holte tief Luft und Karin spürte ihre innere Erregung. »Eines davon wird sogar genau wie das Vorbild.«

Es war Karins verständnisloser Blick, der Tamara weiter beschreiben ließ. »Bei dem Original gibt es an den Hüften nur jeweils eine kleine Öffnung für die Hände und einen Reißverschluss auf dem Rücken, um es anziehen zu können.«

Karin brachte nicht die Phantasie auf, um sich die Details es Kleides vorstellen zu können.

Alexandra mischte sich ein. »Wir sollten dann mit dem Maßnehmen beginnen.« Sie griff sich eines der Maßbänder. »Wir vermessen uns gegenseitig und Karin, Sie schreiben bitte auf.«

Karin war streng genommen dankbar, aus ihren Gedanken gerissen zu werden. Sie setze sich an den Tisch und nahm sich einen der bereitliegenden Stifte. Dann blickte sie ihre Mädchen neugierig an.

Tamara übernahm. »Wir müssen uns ausziehen und die Maße nehmen. Die Kleider sollen sehr gut passen.«

Das Maßnehmen ging sehr flott voran. Jeweils ein Mädchen nahm die Maße bei der anderen und Karin schrieb die Maße auf. Schließlich waren vier der fünf Zettel ausgefüllt.

»Für was ist denn der fünfte Zettel?« fragte Karin.

Tamara blickte sie lächelnd an. »Der ist für ihre Maße.« Dann nahm sie sich eines der Maßbänder und blickte Karin auffordernd an. »Für Sie wird nur ein Kleid genäht, damit sie wissen, wie sich diese Kleider tragen und welche Möglichkeiten darin verbleiben.«

Karin blickte noch einmal zweifelnd auf die kleine Skizze. »Sie meinen, ich muss das auch tragen.«

»Wir werden sehen.« Tamara lächelte geheimnisvoll. »Und jetzt sollten sie sich auch ausziehen.«

Karin kam der Bitte verunsichert nach. Dabei wusste sie nicht, ob sie sich auf das Kleid freuen sollte oder ob sie davor Angst haben sollte. Doch sie ahnte, dass sie auf die Ereignisse diesbezüglich keinen Einfluss haben würde.

* * *

Es klopfte. Frau von Taubach steckte ihren Kopf zur Tür herein. »Sind sie fertig mit den Maßen?«

Karin hatte sich wieder angezogen, nahm die fünf Bogen vom Tisch und reichte sie ihrer Chefin.

Diese nahm die Bögen entgegen und blickte Karin etwas verwundert an. »Sie denken daran, dass sie noch ihre Uniform anziehen?«

Karin erschrak leicht und musste zugeben, dass sie daran nicht gedacht hatte. »Ich werde mich gleich umziehen.« Sie blickte verlegen zu Tamara hinüber.

Die Prinzessin ahnte, um was es Karin ging. Sie blickte sie aufmunternd an. »Wir warten auf Sie.«

* * *

Mit doppeltem Herzklopfen betrat Karin ihr Zimmer. Es ärgerte sie, dass sie heute Morgen überhaupt nicht an die Uniform gedacht hatte. Dabei hatte sie sich schon so auf die tollen Stiefel gefreut, die sie so verwegen fand und die sie sich selbst nie gekauft hätte.

Sie ging an ihren Schrank und legte die Teile der Uniform auf ihr Bett. Sie zog sich aus und schlüpfte schnell in Bluse und Hose. Dann nahm sie atemlos die Stiefel zur Hand und zog sie sich hektisch an. Sie ärgerte sich sehr, denn sie hätte diesen Moment viel lieber langsam genossen, doch jetzt musste sie sich beeilen, da ihre vier Mädchen auf sie warteten. Und auf das leckere Frühstück freute sie sich auch.

Mit unsicheren Schritten ging sie den Weg zurück zum Zimmer ihrer Mädchen. Vorsichtig klopfte sie an die Tür und trat ein. Die Mädchen saßen am Tisch und drehten sich zu Karin um. Tamara sprach aus, was alle dachten. »Sie sehen gut aus. Die Stiefel stehen Ihnen.«

Karin blickte verlegen an sich herunter. Doch dann besann sie sich auf ihre Aufgabe. »Wir wollen dann zum Frühstück gehen.«

Die vier Mädchen standen auf und folgten Karin Richtung Treppenhaus. Erst auf der Treppe fiel Karin ein, dass sie gar nicht wusste, wo das Frühstück stattfand. Sie überlegte, ob sie sich diese Blöße geben sollte. Doch dann fiel ihr Blick auf Tamara, die sehr zielstrebig die Stufen hinunter schritt. Karin ließ sie unauffällig vorgehen.

* * *

Im Speisesaal waren die anderen alle schon anwesend und hatten sich an die verschiedenen Tische verteilt. Karin und ihre Mädchen nahmen an noch freien Stühlen platz. Die Betreuerin suchte den Blick zu ihrer Tochter, doch diese unterhielt sich angeregt mit einem anderen Mädchen. Erst als die Direktorin sich erhob und um Ruhe bat, winkte Kirsten ihrer Mutter kurz zu. Diese erwiderte kurz den Gruß. Dann blickten sie alle auf ihre Chefin.

»Einen guten Morgen möchte ich Ihnen allen wünschen an ihrem ersten Tag bei uns im Internat. Wir werden nach dem Frühstück mit dem geplanten Unterricht beginnen und heute Nachmittag werden wir Ihnen ihre Uniformen zur Verfügung stellen können.« Sie machte eine kurze Pause, um ihren Worten etwas dramatischer klingen zu lassen. »Und jetzt genießen sie bitte ihre letzte Mahlzeit in Freiheit.«

Es setzte leises Getuschel ein und die ersten Mädchen erhoben sich, um sich am gut sortierten Buffet zu versorgen.

Frau von Taubach bat Karin, ihr kurz zu folgen. Sie ging mit ihr zu Kirsten und wartete ab, bis Mutter und Tochter sich herzlich begrüßt hatten. »Ich möchte Sie beide bitten, das Private ab jetzt außen vor zu lassen und sich auf die Ausbildung und ihre Aufgaben zu konzentrieren.« Sie machte eine kleine Pause, um ihre Anordnung wirken zulassen. »Am Nachmittag in der Freizeit dürfen Sie machen was sie wollen. Wären Sie damit einverstanden?«

Kirsten blickte noch etwas verunsichert zwischen ihrer Mutter und Frau von Taubach hin und her, dann senkte sie ihren Blick und sagte mit leiser Stimme: »Ja, das geht in Ordnung.« Dabei fiel ihr Blick auf die Stiefel, die ihre Mutter trug und sie blickte erstaunt wieder an ihr hoch.

Karin war dem Blick gefolgt und lächelte. Sie nahm ihre Tochter in den Arm und streichelte ihr sanft über die Wange. »Du wirst eine tolle Bondagette werden.«

Kirsten blickte ihre Mutter zunächst erstaunt an, doch bald wechselte ihr Blick hin zu Bewunderung und Vorfreude. Dann wurde sie wieder ernst. »Aber Mama, Du hast doch gehört, was Frau von Taubach gesagt hat.« Dann grinste sie.

Karin war mehr als erleichtert. Sie lächelte ebenfalls. »Aber natürlich, Frau Michels. Sie sollten jetzt frühstücken.«

* * *

Da Tamara sich zu Frau von Taubach und Elke an den Tisch gesetzt hatte, war am Tisch von Birgit, Alexandra und Juliane noch ein Platz frei. Karin freute sich, dass sie sich zu dem faszinierenden Pärchen an den Tisch setzen konnte. Juliane wurde gerade gefragt, wie sie denn die erste Nacht in Fesseln geschlafen hätte.

»Oh, das war schrecklich...« Doch dann wurde sie nachdenklich. »Nein, dass stimmt nicht. Ich wusste bloß nicht, was auf mich zu kommt. Es ist ein total seltsames Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können.« Sie nahm einen Schluck Kaffee. »Ich habe wirklich verrückte Sachen geträumt.«

Alexandra nickte verständnisvoll. »Ich weiß noch, wie ich meine erste Nacht so verbracht habe. Ich habe auch ziemlich wild geträumt.« Sie blickte verliebt zu Birgit. »Aber es bleibt aufregend.«

Birgit nahm ihre Hand und streichelte sie. »Das war die erste Nacht, die wir nicht zusammen verbracht haben. Ich habe Dich vermisst.«

Karin und Juliane blickten beide ungläubig auf das Liebespaar. Juliane sprach es aus. »Aber ihr wart doch zusammen im gleichen Zimmer?«

Alexandra lächelte. »Ja, schon. Aber durch die Fesseln konnten wir uns nicht berühren. So lange getrennt waren wir schon lange nicht mehr.«

Juliane drehte sich zu Karin. »Danke für das verständnisvolle Wecken.« Ihr Blick zeigte Besorgnis. »Ich war wirklich erschrocken, als ich feststellte, dass ich mich nicht bewegen konnte.«

Alexandra legte ihr die Hand auf den Arm. »Du wirst Dich schnell daran gewöhnen.«

Juliane blickte sie zweifelnd an..

Birgit lachte. »Naja, nicht jede ist so fessel verrückt wie Du, mein Schatz.« Sie blickte Juliane ermutigend an. »Aber man gewöhnt sich wirklich sehr schnell daran. Und in Fesseln aufzuwachen ist dann wirklich etwas schönes.«

Juliane blickte noch etwas zweifelnd. Es war ihr anzusehen, dass es in ihr arbeitete. Es schien ihr so langsam zu dämmern, dass sie in nächster Zeit jede Nacht gefesselt sein würde.

* * *

Es wurde allmählich wieder etwas lauter im Frühstücksraum, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass die meisten mit ihrem Frühstück fertig waren. Die Anspannung der Mädchen war deutlich zu spüren.

Frau von Taubach stand auf und klopfte an ihr Glas. Augenblicklich kehrte Stille ein.

»Noch einmal einen guten Morgen, meine lieben Bondagetten und Ponygirls, ich hoffe, sie hatte alle eine schöne erste Nacht?«

Allgemeines Gemurmel war die Antwort, dabei waren aber viele leuchtende Augenpaare zu sehen.

»Sie wissen doch, dass das, was man in der ersten Nacht in einem fremden Bett träumt, in Erfüllung gehen wird.« Sie machte eine Pause und ließ die Mädchen über ihre Worte nachdenken. Einige von ihnen stöhnten leise vor sich hin.

»Ich möchte jetzt nicht viel Worte machen. Folgen Sie mir einfach in den Unterrichtsraum.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Die erste Stunde ihrer Ausbildung steht bevor.«

Tamara stand auf und ging voran. Sie schien den Weg zu kennen. Die anderen Mädchen folgten ihr etwas zögernd.

* * *

Andrea trat zu ihrer Chefin. »Catherina, ich habe noch mal über das nachgedacht, was ich gestern in der Klinik erfahren habe.« Ihre Miene verdunkelte sich. »Kirstens Mutter muss bald erfahren, was dort passiert ist. Ich weiß nur nicht, wie wir ihr das schonend beibringen könnten.«

Frau von Taubach stimmte ihr zu. »So bald wie möglich.« Auf einmal glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. »Ich habe eine Idee, wie wir es machen können.«

Andrea blickte auf und wartete auf die Erklärungen, doch ihre Chefin blickte sie nur verschmitzt an.

»Sie werden gleich Gelegenheit bekommen, es ihr zu erklären.« Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Erzählen sie, was sie erlebt und gehört haben.« Sie seufzte ein wenig. »Irgendwann würden die anderen es sowieso erfahren.«

Andrea war noch sehr skeptisch. »Aber wird sie dann nicht zusammenbrechen oder wild herum toben?«

»Nein«, Frau von Taubach grinste. »Aber warten sie auf mein Stichwort. Wenn ich »Unterlagen« sage und den Raum verlassen habe, können sie anfangen.«

* * *

Karin staunte sehr, als sie hinter ihren Mädchen den Unterrichtsraum betrat. Nach dem sehr streng und feierlich aussehenden Kreuzgang des ehemaligen Kloster kam sie in einen hellen Raum, der auf den ersten Blick wie ein ganz normales Klassenzimmer aussah. Erst auf den zweiten Blick waren die Besonderheiten des Raumes auszumachen. Zum einen waren immer noch die Spuren des Klosters in dem Raum zu sehen in Form von Fresken-Gemälden an den Wänden und den gotischen Fenstern. Dies nahm Karin aber nur unterbewusst wahr. Viel stärker fielen die Ausstattungen des Klassenzimmers auf, die auf den Inhalt hindeuteten, der hier zu unterrichten war.

Da war die Schaufensterpuppe an der hinteren Wand, die neben anderen Bondage-Gegenständen auch einen Monohandschuh trug und die mit mehreren Schildern beschriftet war.

Ebenso stachen die Sitzmöbel hervor. Nicht nur, dass sie einen sehr robusten Eindruck machten, es waren vor allem die vielen Lederriemen mit den Schnallen, die keinen Zweifel daran ließen, wie die Schülerinnen hier den Unterricht folgen sollten.

In einem Regal waren einige Styroporköpfe zusehen, wie sie sonst bei Frisören zu sehen waren, wenn es galt, Frisuren vorzuführen. Doch diese Köpfe präsentierten allerlei Arten von Knebel, und natürlich gab es zu jedem der Köpfe einige Beschriftungsschilder.

Einige Filmplakate hingen an der Wand, unter anderem das Plakat von »Gwendoline« und »Die Geschichte der O«. Einige verschlossene Schränke standen an der Wand zum Kreuzgang und an der anderen Seite zwischen den großen Fenstern waren Glasvitrinen aufgebaut, in denen diverse Bondage-Gegenstände ausgestellt waren. Es hätte auch ein kleines Museum sein können, so sorgfältig waren die Vitrinen vorbereitet worden.

Tamara stand mit leuchtenden Augen im Saal und es war deutlich ihr anzusehen, wie sehr sie das Wirklich werden ihres Traumes genoss und alles in sich auf sog.

Erst die Worte von Frau von Taubach, sich doch bitte ihren Platz zu suchen, rissen Tamara und auch die anderen Mädchen aus ihren Gedanken.

Auf den sehr martialisch aussehenden Stühlen standen kleine Namensschildchen. Beim Näherkommen wurden die Riemen der Stühle immer sichtbarer und die Mädchen wurden nervöser. Sie ahnten, was damit wohl als nächstes passieren würde. Tamara stand neben einem der wie in einem Klassenzimmer aufgestellten Stühle und begutachtete die dort angebrachten Riemen.

Karin war ehrlich überrascht über den Anblick des Raumes. Es sah auf der einen Seite aus wie ein normales Klassenzimmer, doch die Riemen der Stühle und die sehr liebevoll gestaltete Dekoration mit dem eindeutigen Bondage-Thema irritierten Karin doch sichtlich.

Auch ein Lehrerpult gab es, dies nahm Karin besonders amüsiert zur Kenntnis. Doch etwas irritierte sie. Auf dem Pult stand ein Schälchen mit Gummibärchen, ein Glas Honig und daneben lag ein Ballknebel. Nicht nur Karin schien über diese seltsame Kombination erstaunt. Es war Alexandra, die nach der Bedeutung des Knebel fragte.

Tamara lächelte hintergründig. »Das ist der Strafknebel für Ungehorsam im Unterricht.«

Alexandra verstand die Zusammenhänge noch nicht. »Und die Gummibärchen? Und der Honig?«

Tamara grinste, dann erklärte sie, dass die Bondagette zwei Gummibärchen oder einen Löffel Honig in den Mund nehmen müsse und dann den Knebel angelegt bekomme. »Sie wird heftig sabbern, weil beides sehr intensiv den Speichelfluss anregt und mit dem Ball im Mund wird sie nicht schlucken können.«

Sie blickte sich um und sah, dass auch die anderen Mädchen sehr ehrfürchtig im Raum standen und von der Ausstattung ebenfalls beeindruckt waren. Nur langsam dämmerte es ihnen, dass die Riemen auf den Stühlen für sie bestimmt waren und dass sie dem Unterricht gefesselt folgen werden müssten.

Frau von Taubach trat mit einer gewissen Anspannung zu Tamara. Sie wusste, dass die Prinzessin die Stühle zwar in Auftrag gegeben hatte, sie bisher aber nicht in Augenschein nehmen konnte. Sie drehte sich zu Tamara und deutete auf den Stuhl, auf dem das Namensschild der Prinzessin stand. »Möchten Sie die Stühle vorführen? Wir haben sie genau nach Ihren Angaben fertigen lassen.«

Tamara blickte etwas überrascht in die Runde, dann ging sie mit einem strahlenden Lächeln auf ihren Stuhl zu. »Sie sehen toll aus.« Sie drehte sich kurz zu der Direktorin umgedreht, dann wandte sie sich wieder ihrem Stuhl zu. Sie klappte die Tischplatte hoch und beugte sich dann vor, um die beiden Hälften des Kasten am Boden auf zuklappen. Sie trat mit ihren Füßen in den Kasten und setzte sich dann auf den Stuhl, nachdem sie die Riemen etwas beiseite geräumt hatte.

Karin konnte gerade noch sehen, dass die Sitzfläche des Stuhles ergonomisch geformte Einbuchtungen für das Gesäß hatte und ähnlich einem sehr breiten Fahrradsattel einen niedrigen mit Leder bespannten Knauf besaß, der ein Verrutschen nach vorne behinderte. Dieser Knauf erschien jedoch ein separates Teil zu sein, welches ausgewechselt werden konnte.

»Möchten Sie es uns etwas erläutern?« Frau von Taubach zeigte ein leichtes Leuchten in den Augen, als sie das fragte.

Tamara zögerte zunächst etwas, dann räusperte sie sich und blickte etwas verlegen in die Runde.

Karin lächelte Tamara ermunternd zu. Sie ahnte, was die Prinzessin bewegte. Es war immer ein großer Moment, wenn Träume wahr wurden.

»Zuerst kommen die Füße in den Fußkasten.« Sie griff zu den beiden Deckelhälften und klappte sie herunter. In dem Deckel waren zwei Löcher für die Beine vorgesehen. »Jetzt müssen die beiden Hälften verriegelt werden.« Sie grinste und schloss den auf dem Deckel angebrachten Riegel. »Hier könnte noch ein Schloss angebracht werden.« Sie hob ihre Beine um zu zeigen, dass sie jetzt in dem Kasten gefangen war.

Als nächstes griff sie zu einem der Riemen, der an der Sitzfläche angebracht war. »Hier diesem Riemen werden die Oberschenkel fixiert.« Sie zog sich den Riemen über die Oberschenkel und verschloss ihn mit der Schnalle.

»Hier kann auch ein Schloss durchgeführt werden.« Sie zeigte die etwas größeren Löcher in dem Riemen.

Dann griff sie sich zwei Riemen und schloss sie sich vor dem Oberkörper. Sie lehnte sich zurück und zog die Riemen fest, dann verschloss sie die Schnalle. Sie hielt einen Moment inne, schloss die Augen und atmete tief. Dann griff sie zur Tischplatte und klappte sie vor sich herunter. Karin sah, dass die breite Tischplatte eine halbkreisförmige Ausbuchtung hatte, die nun Tamaras Taille umschloss uns seitlich bis zur Stuhllehne reichte und so Tamaras Unterkörper und ihre Beine komplett ihren Blicken und auch ihrem Zugriff entzog. »Der Tisch kann auch noch verriegelt werden.« Sie zeigte mit ihren noch freien Händen die Stelle, an der ein Schloss angebracht werden konnte.

Auch auf der Tischplatte waren Riemen angebracht. Tamara blickte sich in der Runde um und ihr Blick blieb auf Karin liegen. Diese begriff erst nach einiger Zeit, was die Herzogstochter von ihr wollte, trotzdem brauchte es auch noch einen ermutigenden Blick von Frau von Taubach. Karin ging die wenigen Schritte zu Tamaras Stuhl und sah, dass die Prinzessin ihre Arme schon genau an die Stellen gelegt hatte, wo sie durch die Riemen fixiert werden konnten.

Karins Hände zitterten ein wenig, als sie die Riemen über Tamaras Armen schloss. Sie blickte sie an, weil sie nicht sicher war, ob sie es richtig gemacht hatte, doch die Prinzessin hatte die Augen geschlossen und Karin bemerkte, dass ihr Atem etwas heftiger ging.

Erst nach einigen Momenten öffnete Tamara ihre Augen wieder und ihr entglitt ein »phantastisch.«

* * *

Mit etwas Anspannung in der Stimme bat die Direktorin nun die Betreuerinnen, ihre Mädchen entsprechend dem Sitzplan auf die Stühle zu verteilen und sie mit den Riemen zu fixieren. Sie blickte zu den Mädchen und lächelte. »Sie dürfen auch gern selbst schon mit der Fixierung beginnen, sie haben ja gesehen, wie es geht.«

Karin konnte gar nicht so schnell schauen, wie Birgit und Alexandra zu ihren Stühlen gegangen waren, sich gesetzt hatten und mit ihrer Fixierung begannen. Auch Juliane schien sehr aufmerksam zugesehen zu haben und hatte mit den Besonderheiten ihres Stuhls keine Probleme.

Die Lehrerin war verblüfft, als sie zu Alexandra und Birgit trat, um ihnen die Armriemen zu schließen, denn obwohl beiden ihre Arme in der richtigen Position hielten, war es ihnen doch möglich, sich bei den Händen zu halten. Sie strahlten.

Karin lächelte ein wenig.

Alexandra schien ihre Gedanken zu erraten. »Wir haben uns das bei Tamara so gewünscht, als wir die Detailplanung gemacht habe.« Sie drehte sich zu Birgit und warf ihr einen sehr verliebten Blick zu. »Es ist toll geworden.«

* * *

Als Karin auch Julias Arme festschnallen wollte, protestierte diese und bat Frau von Taubach, ihr zu helfen.

Die Direktorin trat zu ihnen und blickte Juliane verständnisvoll an. Dann drehte sie sich zu Karin und erklärte ihr, dass bei Juliane im Unterrichtsraum stets der rechte Arm frei bleiben sollte, weil sie sich Notizen machen würde. »Aber heute brauchen Sie das nicht.« Die Stimme klang etwas resolut. »Karin, machen Sie weiter.«

Juliane wollte zuerst widersprechen, doch dann legte sie ihren Arm so zwischen die Riemen, dass Karin ihr auch den rechten Arm festschnallen konnte.

Frau von Taubach wandte sich anschließend an die Trainerinnen. »Ich denke, es schadet nicht, wenn sie auch wissen, wie gut es sich in diesen Stühlen sitzen lässt.« Sie gab Elke und Daniela ein Zeichen und diese begaben sich sofort zu jeweils einem der noch freien Stühle und begannen, sich genauso fest zuschnallen, wie Tamara es vorgemacht hatte. Andrea und Karin blickten sich etwas verunsichert an, dann gingen sie zu den noch verbliebenen Stühlen und nahmen Platz.

Tamara hatte sich mit viel Mühe umgedreht und lächelte Karin aufmunternd zu »Nur zu, er beißt nicht.«

Karin seufzte innerlich, trotzdem versuchte sie sich keine Blöße zu geben. Sie setzte sich neben Andrea und mit zitternden Händen fixierte sie sich ebenfalls auf dem Stuhl.

Frau von Taubach war mit dem Vorgang sehr zufrieden. Sie ging an den vier Stühlen vorbei und schloss auch dort jeweils die Riemen, die die Arme fixierten. »Ich hole dann die Unterlagen« sagte sie übertrieben deutlich und zwinkerte Andrea ermutigend zu, dann verließ sie den Raum.

* * *

Die drei Ponymädchen begannen zuerst mit einer leisen Unterhaltung, bald darauf setzen auch Alexandra und Birgit an, sich mit ihrer Cousine zu unterhalten. Elke und Daniela waren ebenfalls kurz eingeweiht worden und sorgten ebenfalls für eine gewissen Geräuschkulisse.

Andrea wartete noch einen kleinen Moment, dann drehte sie ihren Kopf zu Karin. Sie hatte verstanden, was ihre Chefin bezweckte. So wie Karin fixiert war, konnte sie keine unkontrollierte Reaktionen zeigen.

Karin war noch sichtlich damit beschäftigt, den völligen Verlust ihrer Bewegungsfreiheit zu verarbeiten.

Andrea flüsterte. »Karin, es gibt da noch etwas, was Sie wissen sollten.«

Karin war noch sichtlich mit ihren Fesseln beschäftigt. Sie hielt in ihren Bewegungen inne und drehte ihren Kopf zu Andrea.

»Es geht um ihre Tochter und das, was ihr angetan wurde.« Die Anspannung in der Stimme war deutlich zu hören.

Karin wurde bei diesen Worten sehr hellhörig und ihr Blick verfinsterte sich.

Andrea berichtete mit leiser, aber bewegter Stimme, was sie während des Abholens in der Klinik erfahren hatte. Als sie von dem Verrat von Nina berichtete, zuckte Karin heftig in ihren Fesseln, doch der Stuhl hielt sie erbarmungslos fest. Andrea konnte trotz der Fixierung ihre Hand ergreifen und hielt diese fest.

Karin schrie laut auf. »Dieses gemeine Biest.«

Andrea drückte ihre Hand und versuchte sie damit zu trösten.

«Sie müssen jetzt zu ihrer Tochter stehen.« Andrea hoffte, die richtigen Worte zu finden. »Besonders weil es nicht rückgängig gemacht werden kann.«

Karin seufzte tief. Sie konnte es nicht verhindern, dass ihr einige Tränen über das Gesicht liefen.

»Kirsten liebt es sehr und Sie würden ihr einen sehr großen Gefallen erweisen, wenn sie sie in ihrem Zustand akzeptieren würden.«

Karin schwieg lange. Endlich rang sie sich zu einer Antwort durch. »Ich möchte doch nur, dass sie glücklich wird.«

»Glauben sie mir, Kisten ist glücklich, wenn sie eingeschränkt ist. Und ihr Mundverschluss ist für sie das höchste.« Andrea dachte etwas nach. »Sie möchte vermutlich auch für jemanden schweigen müssen.« Wenn sie Ihnen so ihre Stimme schenkt, dann weisen Sie sie nicht zurück, dass würde ihr vollends das Herz brechen.«

Karin seufzte tief.

* * *

Frau von Taubach ließ sich bewusst viel Zeit, dann kam sie mit den Unterlagen zurück in den Unterrichtsraum. »Ah, ich sehe, Sie sind noch da.« Sie blickte amüsiert in sechzehn fassungslose Gesichter.

Erst nach und nach wurde es den fixierten Frauen klar, dass es als Scherz gemeint war.

»Wie sie sehen konnten, sind die Stühle nicht nur sehr bequem, sondern sie können sie auch sehr gut fixieren.«

Ein Murmeln ging durch den Raum.

»Wir möchten Ihnen in den nächsten sechs Monaten alles beibringen, was sie brauchen, um zukünftig ihren Alltag als Bondagette oder als Ponygirl zu verbringen oder besser zu leben. Die ersten zwei Monate werden sie alle das gleiche machen, erst dann beginnen wir mir der Spezialisierung. Eine Bondagette darf ruhig auch wissen, was ein Ponygirl so ausmacht und ein Ponygirl sollte auch wissen, um was es bei den Bondagetten so geht.«

Ab und zu warf die Direktorin einen kurzen Blick auf die Prinzessin. Doch es schien, als wäre Tamara bisher mit allem einverstanden.

»Sie sollten wissen, dass bei allem, was wir von Ihnen verlangen, ihre Gesundheit stets oberste Priorität hat. Um dies zu gewährleisten, prägen sie sich bitte die Ampel ein.«

Um ihre Worte zu verdeutlichen, ging sie an die Tafel und schrieb zunächst drei Worte untereinander: 'Grün', 'Gelb' und 'Rot'. Daneben machte sie bei Grün einen Punkt, bei Gelb zwei und bei Rot drei Punkte. »Prägen Sie es sich gut ein: Grün oder ein Signal bedeutet 'Es ist alles in Ordnung, es geht mir gut.'«

Sie blickte kurz zu Tamara. Diese nickte.

»Gelb oder zwei Signale stehen für 'Bitte eine kleine Pause'. Und Rot oder drei Signale bedeuten 'Stopp, Sofort aufhören.« Ihre Stimme klang in diesem Moment besonders intensiv. »Es ist egal, was für ein Signal. Ob sie klopfen, sich räuspern oder mit den Augen blinzeln.«

Sie ließ ihre Worte einige Zeit wirken. Dann ergänzte sie: »Scheuen Sie sich bitte nicht, die Ampel zu benutzen, es wird in Bezug auf ihre Ausbildung nie eine Konsequenz haben. Ihre Gesundheit hat aller oberste Priorität. Darauf nehmen wir in jedem Fall Rücksicht.«

Sie richtete ihren Blick in die hintere Reihe zu den Trainerinnen. »Und Sie meine Damen möchte ich auffordern, sehr aufmerksam zu sein. Fragen Sie lieber einmal mehr nach dem Wohlbefinden ihrer Mädchen.«

Sie schwieg einige Zeit.

»Jeden Freitag wird eine Wochenprüfung stattfinden, die den gelernten Stoff der Woche ab prüft.«

Ein Stöhnen war im Raum zu hören.

»Dies kann sowohl eine Wissens- als auch eine Könnensprüfung sein. Dies werde ich je nach Wochenprogramm festlegen.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Und seien sie sicher, falls sie eine Prüfung nicht bestehen, haben wir genügend Mittel, um ihren Ehrgeiz etwas in Schwung zu bringen. Ihr freies Wochenende ist dann natürlich gestrichen.«

Bei diesen Worten musste Karin leise lächeln. So ein Internat hatte schon gewaltige Vorteile.

* * *

»Nachdem ich Ihnen nun einen Überblick über ihre Ausbildung gegeben habe, möchte ich Ihnen die Räumlichkeiten vorstellen, die in der nächsten Zeit für sie wichtig sind.« Sie ging auf Elke zu und öffnete ihre Armriemen. Sie gab Anweisung, alle Mädchen zu befreien und dann zu warten, bis sie mit den Schlüsseln zurück sei.

Karin schreckte hoch. Sie war so in Gedanken bei ihrer Tochter gewesen, dass sie überhaupt nicht zugehört hatte.

* * *

Gleich neben dem Unterrichtsraum befand sich der Pausenraum. Karin blickte sich erstaunt darin um und war verwundert. Im Gegensatz zum Unterrichtsraum gab es hier fast überhaupt keine Hinweise auf Fesselungen oder Knebel. Der Raum war sehr gemütlich eingerichtet. Viele Sofas standen an den Wänden, sowie vier Tische mit jeweils vier Stühlen.

Die Rückenlehnen der Stühle waren etwas seltsam gearbeitet, doch Karin erkannte dies erst, als Alexandra sich über die tolle Rückenlehne freute. Monohandschuh-tauglich war das Wort, welches Tamaras Cousine benutzte und Karin war auf einmal klar, was das Besondere dieser Rückenlehne war. Die Bondagette konnte bequem auf dem Stuhl sitzen und sich auch nach hinten lehnen, auch wenn ihre Arme in einem Monohandschuh gefangen sein würden. Und Karin wusste, wie gern Alexandra und Birgit damit unterwegs waren.

Ansonsten hatte der Raum alles, was man sich für einen Pausenraum nur wünschen konnte. Es gab eine kleine Bar, eine Musikanlage sowie einen Fernseher mit Videorekorder.

In einem Regal lagen einige Spielekartons. Einer davon fiel Karin besonders auf. Es war eigentlich ein »Mensch-ärgere-Dich-nicht«-Spiel, bei dem das Wort »Mensch« mit »Bondagette« überklebt war.

Alexandra schien den Karton ebenfalls entdeckt zu haben. Sie sprach ihre Cousine darauf und fragte, was den aus dem Monohandschuh-tauglichen Würfel geworden war, denn sie mal ausgetüftelt hätten.

Tamara grinste, dann ging zu einem der Schränke und nahm etwas Rundes heraus. Sie hielt es so, dass es die anderen sehen konnte. »Wir haben an alles gedacht.« In diesem Moment lag sehr viel Stolz in ihrer Stimme.

Frau von Taubach blickte auf ihre Uhr und bat dann mit höflicher Stimme, ihr nach unten in den Raum für die Mittagsruhe zu folgen.

* * *

Der Raum war ähnlich gemütlich zurecht gemacht wie das Pausenzimmer, nur mit dem Unterschied, dass es hier keine Sitzmöbel gab, sondern einige Käfige, Andreaskreuze und ähnliche Gerätschaften, mit denen Karin so überhaupt nichts anfangen konnte.

Frau von Taubach bat Tamara, zu erläutern, wie das mit der Mittagsruhe vonstatten gehen soll.

Tamara musste sich erst von dem faszinierenden Anblick losreißen, bevor sie etwas sagen konnte. »Die Mittagsruhe wird jeweils 90 Minuten dauern, und je nach der tagesaktuellen Rangliste dürfen sich die Schülerinnen ihr Gerät aussuchen.«

Tamara ging auf zwei seltsame Rahmen zu, die mit Gummi bespannt waren. »Wir haben zwei Vakuumbetten und zwei Lederschlafsäcke.« Sie zeigte kurz auf die von ihr genannten Gegenstände. »Das sind die bequemen Sachen.«

Sie ging ein paar Schritte weiter. »Hier an der Wand sind vier Andreaskreuze, die sind auch noch einigermaßen erträglich.«

Daneben standen vier seltsame Metallgestelle. Tamara stellte sie als »Hogtie-Trainer« vor. »Die sind schon sehr unbequem.«

Sie ging auf vier noch mit einem Tuch abgedeckte Würfel zu. Die Würfel hatte nur eine Kantenlänge von einem Meter. Sie griff nach einem der Tücher und mit einer sehr theatralischen Geste zog sie es herunter. Zum Vorschein kam ein sehr martialisch aussehender Käfig mit Metallstangen. »Das sind die Strafkäfige.« Sie klappte die Tür des Käfig auf und blickte hinein. »Die sind sehr unbequem.«

»Sie sehen also, es gibt immer Gründe für sie, ihren Ehrgeiz nicht zu vernachlässigen.« Frau von Taubach blickte wieder auf ihre Uhr. »Folgen sie mir nur bitte wieder nach oben.«

* * *

Nach einem Gang durch den Kreuzgang auf die andere Seite der Klausur betraten sie das Palarium. »Dies ist der Raum, in dem es früher den Mönchen erlaubt war zu reden.« Frau von Taubach machte eine kleine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. »Diese Tradition wollen wir beibehalten.«

Sie zeigte auf den kleinen Konsolentisch, der neben den Eingang gestellt war. »Dort können sie ihre Knebel ablegen.«

Gemurmel war die Antwort.

»Nun folgen Sie mir bitte ins Obergeschoss.«

* * *

Am Ende des Ganges öffnete Frau von Taubach eine Tür und ließ die Mädchen eintreten. »Dies ist die Bondagetten-Empore der Klosterkirche. So können sie, wenn sie möchten, an den Gottesdiensten teilnehmen, die für die Gemeine hier stattfinden.«

Sie erwähnte, dass zum einen die Empore vom Kirchenraum her nicht einsehbar war und dass es von der Kirche her auch keinen Zugang mehr zur Klausur gab. »Sie wären hier also völlig ungestört.«

Sie verließ die Empore und öffnete die nächste Tür. »Hier ist unsere kleine bescheidene Bibliothek.«

»Hat das mit dem Lesepult geklappt?« wollte Tamara wissen.

Frau von Taubach bat Tamara, doch einen Blick in die Bibliothek zu werfen.

Tamara freute sich sehr, als sie ein Stehpult entdeckte, welches oben noch mit einigen seltsamen Gerätschaften versehen war. Doch so richtig wollte sie es noch nicht glauben. »Funktioniert es auch?«

Statt einer Antwort ging Frau von Taubach zu einem der Regale, nahm ein Buch heraus und legte es auf das Lesepult. Sie schien es dort einzuspannen, dann bat sie Tamara vor zutreten. Diese kam der Bitte mit sehr neugierigen Augen nach.

»Hier unten auf dem Boden ist der Schalter.« Die Direktorin deutete nach unten. »Treten Sie einmal darauf.«

Tamara kam der Bitte nach und konnte erleben, wie gleich danach die Apparatur oben auf dem Lesepult in dem Buch eine Seite weiter blätterte.

»Genial« war sowohl von Tamara als auch von ihrer Cousine zu hören.

»Nur zurückblättern geht noch nicht, dass sollten sie wissen.« Frau von Taubach blickte wieder auf ihre Uhr. »Lassen sie mich ihnen kurz noch die anderen Räume zeigen.«

Sie gingen an den nächsten Türen vorbei. Frau von Taubach beschrieb sie als den kleinen Unterrichtsraum, den Waschraum und den großen Freizeitraum.

Tamara wollte den Freizeitraum betreten, doch Frau von Taubach hielt sie davon ab. »Zum einen ist der genauso eingerichtet wie der Pausenraum unten und zum anderen dachte ich, dass sie vielleicht noch etwas im unserem Lager stöbern wollen.«

* * *

Im Dachgeschoss zeigte die Direktorin kurz die Wohnräume der Trainerinnen sowie die Waschräume und noch einen kleinen Pausenraum.

»Für jede Team gibt es hier noch einen kleinen Team-Raum, den sie je nach Bedarf nutzen können.« Sie zeigte auf die vier dazugehörigen Türen.

»Und nun meine Damen, viel Spaß in unserem Mehrzweckraum, den wir im Moment noch als Lager nutzen. Sie dürfen gern den einen oder anderen Gegenstand ausprobieren, aber es wird alles hier bleiben.« Sie blickte wieder auf ihre Uhr. »Wir müssen uns aber beeilen. Es gibt gleich Mittagessen.«

* * *

Alexandra und Birgit waren sehr entzückt über die reichlich vorhandenen »Körbchen-Knebel« wie sie sie nannten. Durch die Mundplatte waren sie bequem und über eine lange Zeit tragbar und die vielen Riemen um den Kopf erinnerten die Bondagette stets daran, dass sie geknebelt war.

Die Ponymädchen hatten die alten Ponystiefel entdeckt und suchten nach passenden Größen. Frau von Taubach erklärte ihnen jedoch, dass ihre eigenen Hufstiefel später Maßstiefel sein würden. Aber natürlich dürften sie jetzt etwas ausprobieren.

Es fiel den meisten Mädchen schwer, sie von den sehr faszinierenden Sachen im Lager wieder loszureißen. Erst als Frau von Taubach das Licht ausmachte, ließen sich auch die letzten die Mädchen langsam zum Gehen nötigen.

* * *

Es duftete schon lecker, als die Mädchen sich im Speisesaal an die liebevoll gedeckten Tische setzten. Die beiden Köchinnen trugen die Töpfe auf. Es gab Eintopf, wahlweise mit oder ohne Fleisch.

Frau von Taubach bat kurz zum Gehör. »Bevor sie mit dem Mittagessen beginnen, hätte ich schon ihre erste Aufgabe für sie. Legen sie bitte eine Hand auf den Rücken und tun sie so, als wäre sie dort festgebunden.« Sie machte eine kleine Pause und blickte auffordernd auf die Mädchen, die der Anweisung zögernd nach kamen. »Später wird ihre Hand dort tatsächlich festgebunden sein.«

Sie bat die Trainerinnen, den Mädchen beim Zugreifen zu helfen. »Ach ja, bevor ich es vergesse. Wer beim Schummeln erwischt wird, bekommt Strafpunkte.« Sie zeigte auf eine Tafel an der Wand, auf der zwölf Namen verzeichnet waren.

Gleich darauf kehrte Ruhe ein und die Mädchen bemühten sich, ihre Hand während des Essens auf dem Rücken zu lassen. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft und obwohl es nur Eintopf gab, der sich bequem mit einem Löffel essen ließ, hatten gegen Ende des Essen drei Mädchen schon einen Strafpunkt bekommen.

* * *

»Auf die Mittagspause werden wir heute verzichten, die Schneiderinnen warten«, erklärte Frau von Taubach bald darauf. »Dort an der Wand können sie sich ihre Hände waschen und dann folgen Sie mir bitte in den Festsaal.«

Nur Tamara, Birgit und Alexandra ließen ihre Hand auf dem Rücken, als sie sich vom Tisch erhoben. Alle anderen Mädchen nahmen ihre Hand dort weg. Frau von Taubach schien nur darauf gewartet zu haben. »Hatte ich Ihnen schon erlaubt, ihre zweite Hand schon wieder zu benutzen?« Ihre Stimme klang etwas süffisant.

Die Mädchen blickten erschrocken zu der Tafel, auf der sich jetzt hinter fast jedem Namen mindestens ein Strich befand.

»Das war unfair«, beschwerte sich Christine.

Frau von Taubach ließ diesen Einwand nicht gelten. »Ich wollte ihnen eine kleine Lektion erteilen und sie daran erinnern, dass sie stets genau zuhören.« Sie blickte zur Tafel, auf der Elke gerade bei Christine schon den dritten Strich machte. »Jetzt dürfen sie die Hände wieder bewegen.«

* * *

Als Karin durch die große Tür in das ehemalige Sommerrefektorium der Mönche schritt, hatte sie für die architektonische Schönheit des gotischen Raumes keine Augen. Dafür blieb ihr Blick an den vielen Nähmaschinen hängen, die an der Westseite des langen Raumes aufgebaut waren. Karin zählte sechs Maschinen und ebenso viele Frauen, die sie bedienten. Es fiel Karin ein, dass die Direktorin von den Schneiderinnen gesprochen hatte, die jetzt die Kleider für die Bondagetten anfertigen würden.

Neben jeder der Maschinen stand jeweils eine Nummer von Eins bis Sechs und daneben auf dem Tisch lagen einige Stoffstapel mit jeweils einem Namensschild.

Auf der kleinen Bühne am Ende des Raumes gegenüber den Schneiderinnen hatte eine Frau im weißen Arztkittel einen Tisch und eine Untersuchungsliege aufgebaut. Karin erinnerte sich daran, dass ein Orthopäde angekündigt war.

Daneben waren einige Tische aufgebaut, auf denen Karin viele kleine bunte Bälle sowie sehr viel Lederriemen ausmachen konnte. In der Mitte des langen Raumes standen einige kleine runde Tische, jeweils mit einigen Stühlen darum herum.

»Ich möchte Sie bitten,« die Stimme der Direktorin riss Karin aus ihren Gedanken, »sich erst mal einen Platz zu suchen, ich möchte dann ein paar Worte zum Ablauf des Nachmittags zu sagen.« Frau von Taubach wartete, bis alle Damen einen Platz gefunden hatten und es etwas ruhiger wurde.

»Heute Nachmittag werden wir einige Dinge parallel machen.« Sie nahm eine Mappe zur Hand. »Die Schneiderinnen werden für Sie das erste ihrer Kleider anfertigen, welches sie während ihrer Ausbildung tragen werden.« Sie stellte die sechs Schneiderinnen mit ihren Namen vor.

»Des weiteren steht unsere Orthopädin Frau Basler zur Verfügung, um ihre gesundheitliche Eignung für die Ausbildung zu überprüfen.« Die Ärztin verbeugte sich kurz.

»In der Zwischenzeit werden Sie sich ihre ersten Knebel anfertigen.« Sie hielt einen Ballknebel hoch. Neben dem roten Ball waren die Ringe auffällig, die im angelegten Zustand auf den Wangen liegen würden. »So einen Knebel sollen sie sich zunächst anfertigen.«

Sie legte die Mappe beiseite und nahm den Knebel in beide Hände. »Beachten sie die Details: Der Ball wird mit Hilfe dieser kleinen, eher schmalen Riemen im Mund gehalten, die dann durch die beiden Ringe mit den eher breiten Riemen verbunden sind. Die Halteriemen werden dann mit der Schnalle im Nacken geschlossen.« Sie zeigte mit den Händen jeweils auf die Teile, die sie erwähnte. »Die schmalen Riemen schneiden weniger in die Mundwinkel ein und das ist für eine längere Tragedauer sehr wichtig.«

Ein wohliges Raunen ging durch den Saal.

»Wenn Sie mit den Knebel fertig sind, kommen Sie bitte zu mir, ich möchte ihr Werk kontrollieren.« Sie machte eine kleine Pause. »Wenn ich ihn für gelungen befinde, dürfen Sie ihn danach tragen, wenn sie möchten. Das ist aber freiwillig. Achten Sie doch bitte darauf, dass Sie Ihren Knebel zu Beginn nicht länger als dreißig Minuten tragen. Ihr Kiefer muss sich erst an die neue Haltung gewöhnen.« Sie blickte auf Juliane und die Mädchen aus Andreas Team.

»Und auch die jetzt schon etwas erfahrenen Bondagetten möchte ich daran erinnern, dass sie nach spätestens zwei Stunden ihre Kiefermuskulatur entlasten sollten.«

Das leichte Raunen im Saal ermutigte Frau von Taubach, eine Warnung hinterher zu schieben. »Ihre Gesundheit sollte stets die oberste Priorität haben. Deswegen möchte ich Sie eindringlich bitten, stets auf ihren Körper zu hören und sich bei Schmerzen sofort bemerkbar zu machen, damit wir für Abhilfe sorgen können.« Sie bemühte sich, ihre Stimme besonders eindringlich klingen zu lassen. »Falscher Ehrgeiz ist an dieser Stelle mehr als gefährlich.«

Sie legte den einfachen Knebel auf den Tisch und ergriff eine Art Netz aus Lederriemen mit ebenfalls einem roten Ball. »Des weiteren möchte ich, dass Sie sich auch ein Kopfgeschirr mit einem Ballknebel anfertigen. Diese sind aufwendiger gearbeitet und sie werden dafür sicher auch etwas länger brauchen. Dafür ist das Tragegefühl wesentlich besser und der Ball wird besser im Mund festgehalten.«

Sie ging zu dem Tisch in der Mitte und griff unter die Tischplatte, um ein etwas vergrößertes Kopfmodell hervor zu holen. Deutlich waren neben den stilisierten Haaren die schwarzen Riemen zu erkennen.

»An diesem Modell können Sie sich orientieren.« Sie hielt es mit einer Hand in die Höhe und zeigte mit der anderen Hand auf die Teile, die sie jeweils beschrieb.

»Die Basis ist wieder der einfach Knebel, doch diesmal werden weitere Riemen angebracht. Der sogenannte Y-Riemen verläuft von den beiden seitlichen Ringen zu einem Ring oberhalb der Nase, von dort wird er als ein Riemen bis zur Kopfmitte geführt. Dort teilt sich der Riemen wieder und führt links und rechts zum Hauptriemen zurück.« Mit der freien Hand zeigte sie auf die jeweiligen Riemen.

»An den beiden Wangenringen sind noch ein weiteres Riemenpaar angebracht, die unter dem Kinn geschlossen werden und bewirken, dass Sie den Mund nicht weiter öffnen können.«

Sie machte eine kleine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. »Die meisten Bondagetten lieben es, wenn die Riemen besonders eng angezogen sind, weil sie dann den Knebel um den ganzen Kopf herum spüren können.«

Sie stellte das Modell auf den Tisch und nahm wieder ihre Mappe zur Hand. »Wir rechnen mit 20 Minuten für den einfachen Knebel und zirka einer Stunde für das Kopfgeschirr, so dass für Sie noch genügend Reserve übrig bleiben dürften.«

Nach einem weiteren Blick auf den Plan fügte sie hinzu: »Wer früh fertig ist, darf sich wenn es gewünscht ist, noch einen Wunschknebel anfertigen.«

Wieder ging ein Raunen durch den Raum.

»Ich möchte aber noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass die beiden Pflichtknebel ein wichtiger Bestandteil der ersten Freitagsprüfung sein werden und ich möchte Ihnen raten, deswegen mit der notwendigen Sorgfalt zu arbeiten.«

Mit der Mappe in der Hand ging die Direktorin zu der Stellwand in der Nähe der Tür und zeigte auf eine große Tabelle, die dort angebracht war. »Hier sind die Pläne ausgehängt, wann Sie ihren Termin bei der Orthopädin und bei den Schneiderinnen haben.« Sie wies auf die große Uhr, die auf dem Tisch daneben aufgestellt war. »Wir haben zunächst einmal eine Stunde für die Schneiderinnen eingeplant sowie zwanzig Minuten für die orthopädische Untersuchung.«

Sie drückte auf einen Knopf auf der Uhr und ein recht durchdringender kurzer Ton breitete sich durch den Raum aus. »Alle zwanzig Minuten wird ein Gong ertönen und sie so an ihre Termine erinnern. In der Zwischenzeit werden Sie sich mit dem Anfertigen ihrer Knebel befassen.«

Sie ging zu dem Tisch, auf dem die vielen kleinen Kugeln lagen. »An der ersten Station werden Sie die für Sie optimale Ballgröße ermitteln. Daniela und Elke werden Ihnen dabei helfen.«

Sie ging zum nächsten Tisch. »An der zweiten Station können Sie sich die für ihre Kopfgröße passenden Lederriemen aussuchen und auch zurecht schneiden. Andrea wird sich darum kümmern. Von ihr bekommen Sie auch die nötigen Schnallen.«

Sie ging zum dritten Tisch, auf dem zwei Maschinen aufgebaut waren. »An dieser Station wird Karin die Maschine bedienen, mit denen sie Löcher in die Riemen stanzen können.« Sie zeigte auf die zweite Maschine. »Hier können Sie die jeweiligen Nieten anbringen und ihre Knebelriemen damit robust genug zusammenfügen.«

Sie ging zu der zweiten Stellwand. »Hier haben wir noch einmal skizziert, wie sie sich die beiden Knebel anzufertigen haben. Ich empfehle Ihnen, sich hier jeweils kurz zu informieren.«

Sie ging zurück zu dem Tisch mit der Uhr. Sie warf einen kurzen Blick darauf und drehte sich dann zu den angehenden Bondagetten. »Wir beginnen um Zwanzig nach. Viel Erfolg beim Basteln.«

* * *

Frau von Taubach ging zu Karin und bat sie, ihr zu der Nietmaschine zu folgen. »Bitte entschuldigen Sie, dass wir Sie so einfach überrumpeln, aber das Bedienen der Maschine ist wirklich leicht.«

Sie steckte den Stromstecker in die Steckdose und nahm ein Stück Leder zur Hand. »Es ist eigentlich ganz einfach. Für jede Stelle, die vernietet werden soll, nehmen sie eine der Nieten, stecken sie durch das entsprechende Loch im Leder und legen sie dann hier in den Stempel. Das Leder kann hier links und rechts eingespannt werden, dann müssen sie nur noch den Stempel herauf schieben und dann diesen Kopf drücken.«

Ein gab einen dumpfes Geräusch und die Platte senkte sich wieder. Karin konnte das Lederstück entnehmen und sah, dass die beiden Lederteile fest miteinander verbunden waren.

»Für schwierige Stellen haben wir hier auch noch eine Handnietzange, aber die muss mit einiger Kraft bedient werden. Sie sollten sie nur einsetzen, wenn Sie die Teile nicht in die Maschine spannen können.«

Karin sollte eine Probenietung machen. Sie stellte fest, dass sie die Maschine problemlos bedienen konnte.

Gerade als sie sich neben die Maschine gesetzt hatte, wurden ihr schon die ersten Lederstücke zum Nieten gereicht. Sie blickte auf und war sehr erstaunt, als sie ihre Tochter vor sich stehen sah.

Karin wunderte sich ein wenig. »Warum bist Du denn so schnell?«

Kirsten schien mit dieser Frage nicht gerechnet zu haben, denn sie war auf einmal ziemlich verlegen. »Ich kenne meine Ballgröße und ich weiß auch, wie lang die Riemen sein müssen.«

Karin seufzte. Die Begeisterung ihrer Tochter in Verbindung mit der Erfahrung, die sie offensichtlich besaß, sich ihre Stimme nehmen zu lassen, war ihr mehr als unheimlich. Doch nach einem kurzen Moment hatte sie sich wieder unter Kontrolle und half ihrer Tochter, an den Lederriemen wie gewünscht die Nieten anzubringen. Dabei hatte sie das erste Mal Gelegenheit, ein wenig genauer auf die so martialisch aussehenden Metallgestelle zu schauen, welches die Scharniere des Mundverschlusses hinter ihrem Nacken miteinander verbanden.

Sie stutzte. »Wird denn das überhaupt gehen mit dem Ballknebel bei Dir?« Karins Hand zitterte sehr, als sie über das so fremdartige Metall in Kirstens Gesicht strich.

Kirsten fasste sich selbst an die betreffende Stelle im Gesicht und ihre Miene zeigte sowohl Zweifel als auch Enttäuschung.

Mittlerweile hatte sich hinter Kirsten schon eine Schlange gebildet. Auch die anderen Bondagetten wollten ihre Knebel mit den Nieten zusammen bauen und einen sowohl robusten als auch schönen Knebel bekommen.

Frau von Taubach bemerkte die Schlange und trat zu Karin. »Es gibt Startschwierigkeiten?«

Kirsten wollte nichts auf ihre Mutter kommen lassen. Ihre Stimme zitterte etwas, als sie darauf aufmerksam machte, dass sie wohl den normalen Ballknebel nicht tragen konnte wegen der Scharniere. Sie wurde etwas traurig. »Ich möchte doch alle Prüfungen bestehen.«

»Jetzt machen sie erst Mal Platz, damit die anderen auch nieten können, dann überlegen wird gemeinsam.« Sie nahm einige Lederriemen zur Hand und nahm Kirsten beiseite.

Der Gong ertönte zum ersten Mal.

Kirsten sprang auf und lief zu der Station des Orthopäden. Karin seufzte. Sie hatte immer noch Schwierigkeiten, sich an die Begeisterung ihrer Tochter für Bondage zu gewöhnen beziehungsweise sich damit abzufinden. Doch dann wandte sie sich wieder der Maschine und den höflich wartenden Mädchen zu.

Es wunderte sie überhaupt nicht, dass Tamara, als sie das zweiten Mal zum Nieten kam und schon die Anfänge des Kopfgeschirrs in den Händen hielt, ihren Knebel im Mund hatte. Dabei strahlte sie trotzdem sowohl Lust als auch Würde aus und es machte den Eindruck, als wäre es für die Prinzessin das natürlichste auf der Welt, mit so einem Ball im Mund herum zu laufen. Auch von den gelegentlich tropfenden Speichelfäden ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen.

Es war für Karin immer noch schwer, an der Verwandlung von unschuldigen Lederriemen zu recht restriktiven Knebelgeräten mit ihrer Nietmaschine so aktiv beteiligt zu sein. Auch für die Begeisterung der Mädchen, sich durch die Knebel die Stimme nehmen zu lassen, hatte sie im Moment noch wenig Verständnis.

Tamara schien Karins Gedanken lesen zu können. Sie nahm sich den Ballknebel aus dem Mund, wischte ihn kurz mit einem Taschentuch trocken und ergriff Karins Hand. »Kirsten liegt es im Blut, sie ist eine gute Bondagette. Lassen sie sie ihren Weg gehen und sie wird glücklich werden.«

Karin war verblüfft ob der einfühlsamen Worte der Prinzessin, für die sie sogar von ihrem Ballknebel getrennt hatte.

»Denken Sie nicht länger an das, was ihr angetan wurde. Es ist nicht mehr zu ändern.« Sie drückte Karins Hand. »Für Kirsten ist es jetzt wichtig, dass sie viel Liebe und Zuneigung erhält. Sie hat es doppelt schwer.«

Wieder war Karin wegen der einfühlsamen Worte der Prinzessin sehr bewegt und gerührt. Sie war dankbar für die tröstende Geste.

»Seien sie offen für die besondere Welt der Bondagetten. Hier gehen Träume in Erfüllung.«

Mit etwas Verzweiflung in der Stimme fragte Karin, was denn daran so toll sei.

Tamara schaute auf einmal sehr verträumt. »Das Fallenlassen, die Geborgenheit... Und die Liebe, es gibt einem Halt.«

Alexandra stand hinter Tamara und mit sehr viel Scherz in der Stimme schimpfte sie »Jetzt trödelt hier nicht herum, wir wollen auch noch arbeiten.«

Tamara blickte Karin aufmunternd an. »Wir unterhalten uns später weiter.«

Mit etwas Seufzen wandte sich Karin wieder der Maschine zu und half Alexandra, die Anfänge ihres Kopfgeschirrs zu vernieten.

* * *

Kirsten kam mit einem Strahlen im Gesicht zu ihrer Mutter. Karin seufzte, denn so sah ihre Tochter immer aus, wenn sie sich über etwas besonders freute. »Sie hat gesagt, ich bin sehr gelenkig und darf alles machen. Sie hat mich gelobt, ich sei wirklich sehr talentiert.«

Kirstens Stimme strahlte sehr viel Stolz aus, als sie ihrer Mutter von der Untersuchung berichtete. »Sie hat mich überall abgetastet und ich musste dann bestimmte Bewegungen machen.« Kirsten zeigte ein paar der Bewegungen.

Karin musste sich zwingen, ihre negativen Gedanken außen vor zu lassen.

»Sie hat gesagt, es gäbe gar keine Bedenken, ich dürfe den Mono auf jeden Fall tragen.« Kirsten legte kurz ihre Arme auf den Rücken und Karin konnte erstaunt beobachten, dass sich die Ellenbogen ihrer Tochter auf dem Rücken berührten. Karin war sehr beeindruckt wegen der Gelenkigkeit ihrer Tochter. Sie selbst brachte dieses Kunststück nicht fertig.

»Sie hat gesagt, ich dürfte sogar am Backprayer-Training teilnehmen.« Kirsten strahlte. »Sie meint, dass ich dieses Kunststück mit gutem Training schaffen würde.« Sie blickte ihre Mutter auf einmal bittend an. »Darf ich an dem Training teilnehmen?«

Karin wusste nicht, was ein Backprayer war. Sie wollte dies aber auch nicht zugeben, sie nahm sich vor, später einmal Andrea zu fragen. Dabei war sie sich sicher, dass sie eigentlich gar nicht wissen wollte, was es bedeutete.

Karin sah die bittenden Augen ihrer Tochter und sie wusste, dass sie es jetzt erlauben musste. Sie versuchte ein Lächeln. »Aber natürlich darfst Du, mein Schatz.«

Kirsten strahlte.

Erst später ging Karin durch den Kopf, dass Kirsten eigentlich gar nicht hätte fragen brauchen und sie ahnte, dass es ihr wohl sehr viel bedeutete, die Zustimmung ihrer Mutter für so etwas zu bekommen.

* * *

Für Kirsten mit ihrem Kieferscharnier kam ein normaler Ballknebel nicht in Frage, da bei diesem die Riemen direkt über dem Scharnier ihres Kieferverschlusses gelegen hätten. Tamara fühlte sich in gewisser Weise auch für die anderen Schülerinnen mitverantwortlich und weil sie Kirsten auch das Gefühl des Geknebeltseins vermitteln wollte, setzte sie sich mit Alexandra, Birgit und Andrea sowie Kirsten zusammen und gemeinsam tüftelten sie aus, wie es möglich war, dass Kirsten trotz der Scharniere in den Genuss einer Ballknebelung kommen konnte.

Es galt, den Haupthalteriemen, der hinter dem Kopf entlang lief, durch etwas Geeignetes zu ersetzen. Jeweils auf Höhe der Wangen wurde ein Ring eingesetzt, von dem aus ein Riemen in den Nacken verlief und einer nach oben in Richtung Stirn.

Frau von Taubach schaute sich den Vorschlag an und war mit dem Lösungsvorschlag einverstanden. Kirsten würde so zwei Kopfgeschirre bekommen.

* * *

Es kostete Karin schon viel von ihrer Kraft zuzusehen, wie Kirsten sehr eifrig zusammen mit den anderen an ihrer Speziallösung für einen Ballknebel bastelte. Immer wenn ihre Tätigkeit es erlaubte, blickte sie etwas verstohlen zu ihr hinüber und obwohl sie einsah, das Kirsten einen sehr glücklichen Eindruck machte, gab es ihr doch einen Stich ins Herz, als sie daran dachte, dass ihre Tochter ihre Erfüllung darin fand, durch allerlei Gerätschaften und Lederzeug gefesselt und eingeschränkt zu sein. Mit Erschauern dachte sie an diesen so grausamen Mundverschluss und vor allem an die Tatsache, dass diese Entscheidung nicht mehr rückgängig zu machen war.

Karins Herz klopfte lauter, als sie sah, dass Kirsten mit einigen Lederriemen in der Hand auf sie zu kam. Hinter ihr folgte ihr Frau von Taubach, die ebenfalls noch einige Teile in der Hand hielt.

»Mama, es gibt doch eine Lösung für mich.« Kirstens Augen strahlten so sehr, dass Karin ihre Sorgen und Befürchtungen etwas beiseite schon und sich über die sehr gute Stimmung ihrer Tochter freute.

Sie hielt ihrer Mutter ein Gebilde aus aus Lederriemen entgegen, welches eine T-Form hatte. »Kannst Du das hier mal zusammen nieten?«

Innerlich seufzend nahm Karin das Gebilde vorsichtig entgegen und spannte es in die Maschine ein. Während die Maschine die Riemen zu einem Stück machte, blickte Karin etwas verwundert auf das seltsame Gebilde. An allen drei Enden des 'T'-Stücks war eine Schnalle angebracht.

Sofort als sich die Maschine wieder senkte, nahm Kirsten das Teil in die Hand und hielt es sich in den Nacken. »Geht es so?« Dabei blickte sie die Direktorin fast etwas ungeduldig an. Sie steckte sich zunächst den Ball in den Mund und umschloss ihn so weit es ging mit den Lippen. Sie stöhnte dabei leise und blickte danach ihre Mutter etwas schuldbewusst an. Karin strich ihr zärtlich über das Haar.

Karin schaute interessiert zu, wie ihre Chefin versuchte, ihrer Tochter ihren im Moment innigsten Wunsch zu erfüllen. »Wenn wir im Nacken die doppelte Schnalle anbringen, dann können wir die Riemen hier unter den Bügeln durch ziehen. Und mit dem Riemen über den Kopf könnte es gehen.«

Die leuchtenden Augen ihrer Tochter waren es, die Karin sehr dabei halfen, die Begeisterung hinzunehmen und an dem Kopfgeschirr ihrer Tochter mitzuarbeiten.

Mittendrin, als Kirsten kurz einmal ohne den Ball im Mund neben ihr stand, brach es aus ihr heraus. »Oh Mama, das habe ich mir immer so sehr gewünscht, dass wir zusammen meine Fesseln basteln.«

Es kostete Karin sehr viel Kraft, ihre Tochter an zulächeln. Nur sehr langsam begann sie zu akzeptieren, dass Kirsten ihr Glück und ihre Zukunft in Bondage und Fesselungen finden wollte.

Frau von Taubach lächelte. »Das werden wir sehen.« Sie reichte ihr weitere Lederriemen. »Jetzt das hier.«

Kirsten nahm die Teile entgegen und legte sie ebenfalls in die Maschine. Nur zu deutlich hob sich der rote Ball dabei ab.

Doch erst als Frau von Taubach begann, die Riemen um Kirstens Kopf zu spannen, erkannte Karin, wie das Kopfgeschirr für Kirsten gedacht war. Von den Wangenringen verliefen zwei einfache Lederriemen nach hinten unten in den Nacken und wurden dort von den beiden Schnallen an den T-Enden erwartet. So konnten die Riemen noch unter den Stahlbügeln von Kirstens Mundverschluss hindurch gezogen werden und drückten dann nicht auf die Scharniere.

Weiterhin verliefen von den Wangenringen je ein Lederriemen nach oben auf den Kopf zu einem weiteren Ring. Von diesem Ring wiederum verlief der letzte Riemen nach unten zu der dritten Schnalle des T-Stücks.

»Auch wenn es für eine Mutter schwer zu ertragen ist«, Frau von Taubach bemühte sich, ihre Stimme möglichst einfühlsam klingen zu lassen, »Kirsten hat oft davon geträumt, dass ihre Mutter ihr die Fesseln anlegt und ihr bei ihrem neuen Leben in Fesseln helfen wird. Bitte enttäuschen sie sie jetzt nicht.«

Innerlich seufzte Karin.

* * *

Andrea ging zu Karin und bereitete sie entsprechend vor. »Kirsten möchte ihnen ihr neues Kopfgeschirr vorführen. Bitte weisen sie sie nicht zurück, sondern freuen sie sich mit ihr.«

Als Karin die leuchtenden Augen ihrer Tochter sah, die von einigen schwarzen Lederriemen eingerahmt waren, konnte sie nicht anders, als ihr liebevoll über das Haar zu streicheln und sie in den Arm zu nehmen. »Meine Kleine.«

Kirsten schluchzte leise.

* * *

So nach und nach schaffte es Karin, auch einmal einen Blick auf die anderen Mädchen zu werfen, die zu ihr kamen, um ihre Knebel vernieten zu lassen.

Am souveränsten kam Tamara daher. Sie trat so selbstbewusst auf, dass es Karin irgendwie überhaupt nicht verstand, dass dieses so starke Mädchen sich den Fesseln unterordnen wollte. Sie kannte sich sehr gut aus und half sogar den anderen Bondagetten bei Fragen zu ihrer Knebelung.

Ähnlich begeistert waren nur die drei angehenden Ponymädchen der Familie Steinmüller. Auch sie kamen oft zu der Maschine, um ihre Ledergeschirre vernieten zu lassen. Und jedes mal sahen die Gebilde furchteinflössender aus als zuvor.

Einen ganz anderen Eindruck dagegen machten Juliane und Marianne. Beiden schienen sehr bedrückt und zurückhaltend. Bei Marianne hatte Karin sogar den Eindruck, dass sie Angst hatte. Karin wusste nur nicht, wovor. Sie machte auch einen noch sehr unerfahrenen Eindruck und Karin fragte sich, ob sie wirklich für eine Bondagette geeignet war.

Ähnlich war es mit Juliane. Auch sie schien ein Neuling zu sein, doch im Gegensatz zu Marianne versuchte sie dies ein wenig zu verbergen.

Birgit und Alexandra, das so faszinierende Liebespaar, kam ebenfalls sehr oft zum Nieten und Karin war jedes mal wieder fasziniert von der Ausstrahlung der beiden Bondagetten, die sich sichtlich auf ihr zukünftiges Leben in Fesseln freuten.

Ein wenig war Karin erleichtert, denn die Mädchen ihres Teams schienen wirklich die einfachsten zu sein.

* * *

Nach einiger Zeit, alle Mädchen waren mit ihrem ersten Knebel fertig und die meisten hatten auch schon ihr Kopfgeschirr fertig, kam Frau von Taubach auf Karin zu und erinnerte sie daran, dass sie sich selbst auch einen Ballknebel anzufertigen hatte.

Karin erhob sich seufzend und ging mit sehr viel Grummeln im Bauch an die erste Station, um sich die richtige Größe für den Ball auszusuchen.

Daniela blickte sie ermutigend an und reichte ihr dann einen Ball an einer Stange. Die rote Kugel war mit 3,5 beschriftet. »Ich denke, dass könnte ihre Größe sein.«

Karin hielt den Ball etwas verunsichert vor sich und blickte zweifelnd darauf.

»Nur zu, er beißt nicht.« Daniela versuchte sie zu ermutigen.

Karin musste lachen und ließ den Ball wieder sinken. Doch dann schluckte sie noch einmal heftig und steckte sich den Ball in den Mund. Sie konnte die Lippen fast komplett um den Ball schließen.

Sie nahm den Ball wieder heraus und blickte Daniela wieder an. »War das gut?«

»Ich denke, eine Dreieinhalb steht ihnen gut.« Sie reichte Karin einen Ball in Orange. »Dies ist die Farbe der Trainerinnen. Jetzt müssen sie die Löcher bohren lassen.« Sie zeigte auf Andrea und die große Bohrmaschine, die dort aufgebaut war.

* * *

Karin hatte mit den weiteren Stationen wenig Probleme, so dass sie kurz darauf ihren ersten eigenen selbst gebauten Ballknebel in der Hand hielt. Ihre Hände zitterten ein wenig und sie blickte zweifelnd darauf. Sie sah sich vorsichtig um und wollte den Knebel gerade wegpacken, als sie spürte, wie ihr jemand den Knebel aus der Hand nahm. Sie drehte sich verblüfft um und sah, dass Tamara hinter ihr stand. Obwohl sie ihr Kopfgeschirr trug, hielt es sie nicht davon ab, Karin den Knebel vor den Mund zu halten.

Die Lehrerin war dermaßen überrumpelt, dass sie ohne weiteres Nachdenken ihren Mund öffnete und sich von der Prinzessin den Knebel anlegen ließ.

Die weiteren Nietarbeiten machte Karin mit dem Ball im Mund, und obwohl sich ihr Kiefer sofort bemerkbar machte, zwang sie sich, durchzuhalten. Irgendwie wollte sie sich vor den anderen keine Blöße geben.

Besonders schwer fiel es ihr, als Kirsten ihre Mutter mit dem Ball im Mund entdeckte. Sie grinste trotz des Balles in ihrem Mund bis über beide Ohren, als sie ihre Mutter mit dem Knebel erblickte. Sie kam auf ihre Mutter zu und strich ihr ihrerseits über das Haar. Weil sie selbst auch ihren Knebel trug, sagte sie nichts, aber kurz darauf hielten sich Mutter und Tochter fest umschlungen in den Armen.

* * *

Wieder einmal ertönte der Gong, doch diesmal dreimal hintereinander.

Frau von Taubach stand auf und bat um Ruhe. »Jetzt ist erst einmal Kaffeepause.« Sie gab den beiden Köchinnen, die an der Tür warteten, ein Zeichen. Dann drehte sie sich zu den Mädchen, die jetzt fast alle einen ihrer neuen Knebel im Mund trugen. »Ich möchte Sie bitten, sich für die Kaffeepause von ihren Knebeln zu befreien. Zum einen gäbe das eine große Sauerei und zum anderen lernen Sie das Trinken mit Knebel sowieso bald.«

Die Mädchen kamen der Bitte mehr oder weniger eifrig nach und gleich darauf setzte ein wohliges Geschnatter ein.

Karin war sehr erleichtert, ihren Knebel wieder ablegen zu dürfen. Ihr Kiefermuskeln zeigte ihr deutlich, was sie von der außergewöhnlichen Haltung hielten. Sie war erstaunt, wie schnell doch die Zeit vergangen war.

* * *

Kirsten hatte sich zwei Becher mit Kaffee geholt und ging mit schnellen Schritten zu ihrer Mutter. Sie strahlte sie an. »Jetzt hast Du auch einen Knebel.« Dann reichte sie ihr einen der beiden Becher.

Karin wusste nicht so recht, was sie antworten sollte. Streng genommen war sie mit ihren Gefühlen völlig verunsichert. Das Gefühl, so einen Ball im Mund zu haben, war nicht unbedingt negativ gewesen. Sie nahm den Kaffee entgegen und blickte ihre Tochter liebevoll an. »Ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll.«

»Oh, das muss ihnen auch nicht wirklich gefallen.« Tamara war neben sie getreten und hielt ebenfalls einen Kaffee in der Hand. »Aber sie sollten wissen, wie es sich an fühlt, damit sie besser auf uns aufpassen können.«

Karin musste lächeln. »Es ist schon ein sehr interessanter Gefühl, nicht mehr sprechen zu können.«

»Das Sprechen verhindern diese Knebel aber nicht.« Sie reichte Karin ihre Tasse und steckte sich daraufhin ihren einfachen Knebel in den Mund. Mit einer Hand hielt sie die Riemen im Nacken zusammen und grinste Karin an. »Es ist wie beim Schauspielunterricht, man muss langsam sprechen und die Lippen gut aufmachen, dann behindert der Ball fast überhaupt nicht.« Sie lachte, während sie sich den Ball wieder aus dem Mund nahm.

Karin war fasziniert und verlegen zugleich. »Da müsste ich noch viel üben.«

»Knebelsprechen ist Unterrichtsfach.« Tamara grinste hintergründig. »Wir werden das oft üben können.«

Karin dachte den Gedanken weiter. »Aber ist das nicht furchtbar demütigend?«

»Schon«, gab Tamara zu, »zumal das Sabbern noch dazu kommt.« Ihre Augen strahlten dabei. »Aber das gehört dazu.«

»Sabbern?« Karin war schon aufgefallen, dass den Mädchen gelegentlich etwas Speichel zwischen den Lippen heraus lief, aber die Zusammenhänge hatte sie nicht verstanden.

Kirsten blickte ihre Mutter fast etwas empört an. »Mit dem Ball im Mund kannst Du nicht mehr schlucken.« Sie lächelte. »Und dann läuft der Speichel aus dem Mund.«

Karin wurde rot. Jetzt verstand sie es und war etwas verlegen.

Tamara lächelte »Es gehört einfach dazu. Und so ein wenig Demütigung ist ganz erfrischend. Es steigert die Hilflosigkeit beträchtlich.«

»Wer wird hier gedemütigt?« Alexandra hatte ihre Freundin im Schlepptau und stellte sich zu ihrer Cousine.

Tamara grinste. »Wir besprechen gerade die netten Folgen der Ballknebel.«

Karin freute sich über die Gegenwart von Alexandra und Birgit. Nicht nur, dass sie ein sehr faszinierendes Paar waren, Karin schätze auch ihre Erfahrung sehr.

Alexandra strahlte ihre Cousine an. »Das mit dem Knebel selbst herstellen war eine tolle Idee von Dir.«

Tamara lächelte etwas verlegen.

Birgit gab ihrer Geliebten einen Kuss. »Ich freue mich schon auf den Doppelknebel.«

Karins Miene verriet, dass sie nichts mit diesem Begriff anfangen konnte.

Tamara legte ihr die Hand auf die Schulter. »Warten sie es nur ab. Die beiden sind sehr verliebt.« Dann lachte sie und legte einen Finger auf ihren Mund.

Karin seufzte gespielt. »Ich werde warten.«

»Auch die Kleider werden toll.« Birgit setzte das Lob fort. «Ihr habt das toll organisiert.«

»Oh, ich bin selbst ganz gespannt«, antwortete Tamara, »Wir haben nur mal kurz einen Probeentwurf gemacht. So richtig ausgetestet ist das Kleid eigentlich noch nicht.«

Birgit wollte den Einwand nicht gelten lassen. »Trotzdem klappt das mit den Schneiderinnen doch perfekt.«

* * *

Karin konnte die leuchtenden Augen ihrer Tochter nicht übersehen, als diese ihr von dem Kleid berichtete, welches jetzt für alle Bondagetten angefertigt wurde.

»Es ist an den Beinen ganz eng... Und die Arme können zwei Mal gefesselt werden. Ich freue mich schon sehr auf das Kleid und auf den Lehrgang.«

»Du wirst eine tolle Bondagette werden.« Es fiel Karin schwer, das Wort auszusprechen.

Kirsten blickte ihre Mutter verblüfft an, dann lächelte sie: »Ich wusste gar nicht, dass Du auch Bondage unterrichten kannst.«

Karin musste ebenfalls lachen. »Das wusste ich bis vor kurzem auch nicht, mein Schatz.«

Frau von Taubach hatte die letzten Worte verfolgt. »Wir mussten ein wenig improvisieren.« Sie legte Karin die Hand auf die Schulter. »Ich bin zuversichtlich, dass sie alles Nötige schnell lernen werden.«

Karin blickte ihre Tochter mit ein paar Tränen in den Augen an. »Es ist schön, dass Du wieder da bist.« Mehr sagte sie nicht, stattdessen nahm sie ihre Tochter in ihre Arme. Sie freute sich, dass es ihrer Tochter gut ging und dass sie den Ärger der Klinik anscheinend so gut verdrängt hatte. Trotzdem ballte sie als Mutter innerlich die Fäuste, wenn sie daran dachte, was diese Frau ihrer Tochter so nachhaltig angetan hatte.

* * *

Frau von Taubach klopfte an ihre Tasse und bat um Ruhe. »Mit ihren Pflichtknebeln sollten sie jetzt so weit fertig sein.«

Zustimmendes Gemurmel war die Antwort.

»Wer möchte, darf sich jetzt einen Wunschknebel bauen.« Sie wies auf die noch vorhandenen Materialien. »Lassen Sie ihrer Phantasie freien Lauf.«

Die Mädchen stürzten sich fast auf die verbliebenen Bälle und begannen zu arbeiten. Sofort war wieder Ruhe eingekehrt.

* * *

Frau von Taubach stand auf einmal neben Karin. »Haben sie ihre Juliane gesehen?«

Karin blickte sich erschreckt um. Eigentlich hatte sie sie ebenfalls beim Knebelbasteln vermutet. Doch von Juliane war nichts zu sehen. »Nein, ich weiß nicht, wo sie ist.« Ein wenig trat bei Karin etwas schlechtes Gewissen hervor, denn schließlich war Juliane ihrem Team und ihrer Fürsorge zugeordnet.

»Bleiben sie hier und passen Sie auf die Mädchen auf, wir werden sie suchen.«

Nach kurzer Zeit kam Daniela zurück und ging zielstrebig auf Karin zu. »Wir haben sie gefunden. Aber sie weigert sich, wieder zurück zu kommen. Sie möchte mit ihnen reden.«

»Seltsam, ich kenne sie doch überhaupt nicht.« Karin war verwundert.«Wo ist sie denn?«

»Wir haben sie in der Bibliothek gefunden. Sie saß dort in einer Ecke und hat geweint. Die Chefin ist bei ihr, doch sie sagt, sie möchte nur mit Ihnen reden.«

Auf dem Weg zur Bibliothek erinnerte sich Karin, dass Juliane nach ihrem Termin beim Orthopäden einen sehr bedrückten Eindruck gemacht hatte. Doch zu dem Zeitpunkt war Karin zu sehr mit der Nietmaschine und den wartenden Mädchen beschäftigt, als dass sie ihr hätte Aufmerksamkeit schenken können. Immerhin hatte Juliane wie verlangt ihre beiden Knebel angefertigt.

* * *

Juliane hatte immer noch ihren Knebel im Mund, als Karin in der Bibliothek an kam. Die Chefin stand etwas hilflos, aber sichtlich betroffen neben ihr.

Karin hatte für den Knebel jetzt überhaupt kein Verständnis. Als erstes öffnete sie Juliane die Schnalle und nahm ihr den Ball aus dem Mund. »Was ist denn los, Juliane? Warum sind sie weggelaufen?«

Juliane schluchzte wieder und blickte Karin mit verweinten Augen an. »Es ist alles aus«, kam unter Tränen aus ihr heraus.

Frau von Taubach nutzte den Moment und verließ die Bibliothek. An der Tür drehte sie sich noch einmal kurz zu Karin um, doch sie sagte nichts.

»Ich darf den Monohandschuh nicht tragen«, Juliane schluchzte ein wenig zwischen ihren Worten, »und damit ist meine Arbeit geplatzt.«

Karin ahnte so langsam, warum Juliane so einen bedrückten Eindruck gemacht hatte. »Die Orthopädin erlaubt es nicht?«

»Ich habe eine Sportverletzung, die noch nicht richtig auskuriert ist und deswegen wäre der Handschuh für mich eine zu große Belastung.«

»Aber deswegen können Sie doch an dem Lehrgang teilnehmen.« Karin verstand noch nicht, was Juliane so traurig machte.

»Aber meine Arbeit ist damit gefährdet.« Juliane schluchzte wieder. »Ich habe nicht mal einen Tag durchgehalten.«

»Was ist das für eine Arbeit?« Karin ahnte, dass sie hier nicht locker lassen durfte.

»Meine ...«, wieder schluchzte sie, »meine Diplomarbeit.«

Karin war sprachlos.

»Mein Professor hat mich hier eingeschleust, damit ich eine wissenschaftliche Arbeit über BDSM und Bondage schreiben kann und das haben wir zum Thema meiner Diplomarbeit gemacht.« Sie heulte wieder. »Ich bin gar nicht so veranlagt.«

Karin nahm Juliane in den Arm und streichelte sie.

»Ich habe mich so gut vorbereitet und alles wichtige gelesen, doch ich habe nicht mal einen Tag durchgehalten.«

»Wer weiß denn alles von der Arbeit?« Karin versuchte sich mit der neuen Situation zu arrangieren.

»Nur mein Professor und Frau von Taubach.«

Ein Räuspern war von der Tür zu hören. »Und ich.« Tamara stand dort und nahm sich gerade das Kopfgeschirr ab. Sie kam zu Juliane und kniete sich neben sie. »Wir wollen dir helfen, dass du dein Ziel trotzdem erreichst. Was hat dich denn schon so früh aus der Bahn geworfen?« Tamaras Worte zeigten, dass sie sehr gut über die anderen Teilnehmerinnen des Lehrgangs informiert war.

»Die Ärztin sagt«, Juliane schluchzte, »ich darf den Monohandschuh nicht tragen wegen meiner Sportverletzung.«

Tamara war verwundert. »Das ist alles?«

Juliane schluchzte wieder. »Es wird alles herauskommen. Das ich mich gar nicht auskenne... Und es bis jetzt auch nicht kannte.«

Tamara streichelte ihr über das Gesicht. »Aber das wissen wir doch alles.«

Juliane sah sie verblüfft an.

»Und was den Handschuh betrifft, das werden wir auch hin bekommen.«

Sie stand auf und ihre funkelnden Augen zeigten, dass sie einen Plan hatte. Sie drehte sich zu Karin und bat sie, bei Juliane zu bleiben. »Ich bin sofort wieder da.«

Karin kam der Bitte nach und hielt die immer noch schluchzende Juliane weiter im Arm. Sie hoffte, dass sie tröstende Worte finden würde. »Juliane, ich bin auch sehr unerfahren, ich wurde auch ins kalte Wasser geworfen.«

Julianes Schluchzen wurde etwas weniger. Karin streichelte sie leicht weiter.

* * *

Eilige Schritte waren zu hören. Tamara betrat den Raum und hinter ihr folgte ihr die Orthopädin den Raum. Karin sah, dass Tamara einen seltsamen Beutel in der Hand trug. Sie ging direkt auf Karin zu und beugte sich zu ihr herunter. »Darf ich sie um einen großen Gefallen bitten? Ich möchte der Ärztin gern meine Idee präsentieren.«

»Gern«, Karin war einverstanden, »was muss ich denn tun?«

»Legen Sie bitte die Arme auf den Rücken, die Unterarme parallel zu einander.« Sie zeigte Karin, wie sie ihre Arme legen sollte.

Karin kam der Bitte nach und gleich darauf spürte sie, wie die Prinzessin etwas über ihre Arme streifte. Im ersten Moment war sie etwas erschrocken, denn sie stellte fest, dass sie ihre Arme nur noch wenig bewegen konnte.

Doch das war Tamara in diesem Moment egal. Sie hatte sich zur Ärztin gedreht und blickte diese ernst an. »Dies wäre die Haltung, von der ich sprach. Wäre das in Ordnung?«

Die Ärztin stellte sich direkt neben Tamara und betastete nach Rückfrage Karins Arme. »Ja, das wäre kein Problem. Hierbei tritt keine Belastung der Schulter auf.«

Karin war in diesem Moment sehr verwirrt. Die plötzliche Hilflosigkeit in dieser seltsamen Tasche irritierte sie sehr, zumal sie diese Seite eigentlich überhaupt nicht kennen lernen wollte.

Tamara strahlte. Sie nahm den Beutel wieder von Karins Armen ab und trat auf Juliane zu. »Ich habe eine Lösung für Dich.« Sie reichte ihr die Hand und bat sie aufzustehen. »Du hast zugesehen?«

Mit noch etwas verweinten Augen nickte Juliane und legte ihre Arme so wie sie es gesehen hatte auf den Rücken. Zur Überraschung von Karin und Juliane holte Tamara zunächst zwei Lederriemen aus der Tasche und band ihr jeweils das Handgelenk an den jeweils anderen Unterarm. Erst dann schob sie die Armtasche über die Arme und diesmal legte sie ihr auch die Riemen an, die ein Herunterrutschen der Tasche verhinderten. »Die Riemen kreuzen sich auch über der Brust, so dass es fast genauso aussieht wie ein echter Mono.« Tamaras Stimme zeigte eine gewisse Faszination.

Karin hatte sich mittlerweile wieder gefasst. Sie nahm ein Taschentuch zur Hand und wischte um Juliane die Augen.

Tamara war mit dem Anlegen der Riemen fertig, sie ging einmal um Juliane herum und begutachtete sie. »Sieht doch gut aus, oder?«

Juliane bemerkte erst jetzt, dass sie ihre Arme nicht mehr bewegen konnte. Sie wusste in dem Moment überhaupt nicht, wie ihr geschah.

Tamara sah den Ballknebel, der um Julianes Hals baumelte. Sie grinste, dann löste sie die Schnalle und hielt die Kugel vor Julianes Mund.

Juliane öffnete ihren Mund gehorsam und erst als Tamara die Schnalle geschlossen hatte, fiel ihr auf, dass sie nun auf einmal sehr hilflos war und weder ihre Arme noch ihre Stimme benutzen konnte.

Tamara stellte sich vor Juliane und blickte abwechselnd sie und Karin an. »Von einer Diplomarbeit haben wir nichts gehört, okay?« Die Prinzessin machte in diesem Moment einen sehr dominierenden Eindruck. »Du hattest einen Schwächeanfall, aber jetzt ist alles wieder gut, verstanden?«

Juliane nickte verwirrt. Sie hatte noch nicht verarbeitet, was gerade mit ihr passiert war.

Karin war sehr verwundert über Tamaras sehr dominanten Auftritt.

* * *

Als Karin wieder in den Festsaal kam, standen schon einige Bondagetten bereit und warteten darauf, sich weitere Knebel zusammen nieten zu können.

Frau von Taubach betrat kurz hinter Karin den Raum. Sie hielt etwas sehr seltsames in der Hand, zwei Knebelbälle, die mit einer sehr kurzen Stange verbunden waren. Die Bälle waren höchsten einen Zentimeter auseinander. Sie reichte Alexandra und Birgit das Ding und blickte sie fragend an. »Besser geht es nicht, sagt der Meister.«

»Das ist näher als wir es uns erträumt haben.« Alexandra und Birgit waren über das Ding sehr erfreut. »Das wird ganz toll.«

Karin hatte gerade wieder neben der Maschine Platz genommen, als Birgit und Alexandra diesmal zu zweit zu der Maschine kamen und einige Sachen vernietet haben wollten.

Karin begriff erst nach einiger Zeit, was sie dort zusammen bastelten. Es waren zwei Kopfgeschirre, die mit den beiden Bällen verbunden waren.

Auch Tamara und ihre Tochter wollten sich weitere Sachen nieten lassen, doch Karin konnte nicht genau erkennen, um welche Art von Geschirr es sich im Detail handelte.

* * *

Es dauerte gar nicht mehr lange, da ertönte der Dreifach-Gong zum zweiten Mal. Mit der einsetzende Stille erhob sich Frau von Taubach und gab bekannt, dass es jetzt zum Abendessen gehen würde. Sie hielt einen Zettel in der Hand und warf einen Blick darauf. »Nach dem Abendessen wird es eine kurze Anprobe ihrer Kleider geben und gegen Abend werden sie dann fertig sein.«

Die freudige Erwartung der Bondagetten war an dem erhöhten Geräuschpegel deutlich zu erkennen.

Frau von Taubach bat noch einmal um Ruhe. »Wenn Sie in Zukunft den Speisesaal betreten, nehmen Sie bitte immer mit dem Knebel im Mund platz und warten, bis die Betreuerinnen ihnen den Ball abnehmen. Damit sie sich an den zukünftigen Ablauf bei den Mahlzeiten gewöhnen, wollen wir das gleich mal üben, obwohl sie ihre Hände noch benutzen könnten.« Sie blickte die Bondagetten erwartungsvoll an.

Ein Raunen ging durch den Saal und die Mädchen warfen sich zunächst einmal nur etwas verunsicherte Blicke zu. Tamara und Alexandra waren die ersten, die verstanden hatten, was zu tun war. Sie griffen zu ihren neuen Knebeln und legten sie sich an. Danach legten sie ihre Arme Ellenbogen an Ellenbogen auf den Rücken und sahen die Direktorin erwartungsvoll an.

Die anderen Mädchen blickten dem seltsamen Treiben zunächst nur verunsichert zu. Erst nach und nach dämmerte es ihnen, dass sie sich ebenfalls ihre Knebel anzulegen hatten.

»Beachten sie bitte die Armhaltung von Tamara und Alexandra.« Sie verwies auf die beiden Mädchen. »Diese Haltung erwarte ich von ihnen allen, wann immer sie nicht über ihre Arme verfügen wollen oder dürfen, aber keine Fesseln bereitstehen.«

Einige der Mädchen schluckten, als sie ihre Arme hinter dem Rücken verschränkten. Nur Kirsten hatte Andrea um Hilfe bitten müssen. Ihr neues Geschirr war so kompliziert geworden, dass sie es sich nicht selbst anlegen konnte.

Die Nervosität der Mädchen stieg beträchtlich. Diesmal hatten sie sich ihre Knebel noch selbst anlegen dürfen. Doch es war ihnen sehr klar, dass sie in Kürze diese Option nicht mehr haben würden.

Sehr aufgeregt, aber stumm folgten die Mädchen ihrer Direktorin in den Speisesaal und nahmen wie es vorgeschrieben war an den Tischen platz.

* * *

Noch während die Mädchen mit dem Essen beschäftigt waren, traten die Schneiderinnen in den Speisesaal und baten, mit der Anprobe schon beginnen zu dürfen.

Frau von Taubach erhob sich und bat die Mädchen, sich für die Anprobe der Kleider bereit zu machen. »Wer schon fertig ist mit dem Abendessen, darf sich selbstständig in den Festsaal begeben.« Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, als die Mädchen schon zur Tür hinaus stürmten.

* * *

Nachdem die Mädchen alle von den Schneiderinnen zurück gekommen sind, gab Frau von Taubach bekannt. »Die Schneiderinnen werden noch eine gute Stunde brauchen, bis sie fertig sind. Wenn sie möchten, dürfen sie etwas Kloster spazieren gehen.«

Tamara stand auf, ging zu der Direktorin und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Frau von Taubach grinste. »Natürlich dürfen sie dabei auch eine Fesselung tragen, wenn sie möchten.«

Tamara schien auf diese Worte nur gewartet zu haben. Sie ging zu einem der Schränke im Festsaal, öffnete eine Tür und nahm sich etwas heraus. Sie strahlte, als sie das Lederbündel vor sich herunter baumeln ließ.

Karin sah, dass es ein Monohandschuh war. Tamara blickte sich im Saal um, dann ging sie zu ihrer Cousine Alexandra und flüsterte ihr ebenfalls etwas ins Ohr, dann ging sie zu Karin und bat sie, ihr den Handschuh anzulegen. Sie grinste dabei mit gespieltem Ernst. »Ich denke, sie könnten ein wenig Übung gebrauchen.«

Karin lächelte, dann bat sie Tamara, sich um zudrehen und die Arme auf den Rücken zu legen. Sie schob die Lederhülle über Tamaras Arme und wollte die Riemen über ihre Brust ziehen. Doch da stutzte sie, denn bei diesem Handschuh waren die Riemen ganz anders angebracht.

»Das ist ein Ledermeister-Handschuh«, sagte Alexandra, die auf einmal neben ihr stand. Karin blickte verblüfft auf und sah, dass sowohl Alexandra als auch Birgit jeweils auch einen Monohandschuh in der Hand hielten und sie erwartungsvoll anblickten.

Alexandra legte ihren Handschuh auf den Tisch und zeigte Karin, wie sie Tamara diese Art von Handschuh anzulegen hatte. Sie grinste »Bei mir und Birgit können sie dann weiter üben.«

* * *

Karins anfängliche Nervosität war gewichen, als sie feststellte, dass die Prinzessin mit ihrem Monohandschuh zufrieden war.

Bei Alexandra gab Birgit noch den einen oder anderen Tipp und bei Birgit wusste Karin dann schon selbst jeden Handgriff und sie konnte Birgit fast schon routiniert in den Handschuh schnüren.

* * *

Frau von Taubach ging zu Andrea und nahm sie beiseite. »Achten Sie mal auf Kirsten, wie sehnsüchtig sie ihrer Mutter zuschaut.«

Andrea sagte, dass ihr dies auch schon aufgefallen war. »Sie scheint richtig gehend erregt zu sein.« Sie dachte etwas nach. »Soll ich ihr auch so einen Mono anlegen?«

Frau von Taubach fand dies eine gute Idee. »Sie traut sich sicher nicht zu fragen.« Doch dann stutzte sie und flüsterte etwas in Andreas Ohr.

Andrea grinste. »Ja, das machen wir.« Sie ging ebenfalls zu dem Schrank und nahm sich einen Monohandschuh heraus. Dann ging sie damit zu Kirsten und reichte ihr den Handschuh.

Kirsten nahm ihn verblüfft, aber mit einem Strahlen im Gesicht entgegen. Doch noch verblüffter war sie, als Andrea ihr etwas ins Ohr geflüstert hatte.

Kirsten blickte ungläubig erst zu Andrea, dann zu Frau Taubach und dann zu ihrer Mutter. Und wieder zu der Direktorin. »Meinen sie wirklich?« fragte sie sehr verunsichert.

»Aber sicher«, versuchte Andrea sie zu ermutigten.

Kirsten spielte noch etwas unsicher mit dem Handschuh in ihren Händen, doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen und ging langsam auf ihre Mutter zu.

* * *

Karin musste erst einmal heftig schlucken, als sie ihre Tochter so auf sich zu kommen sah. Sie wusste nicht, was für sie schwerer zu ertragen war: die so liebevoll bittenden Augen oder der Handschuh, den sie in ihrer Hand hielt.

Als Kirsten direkt vor ihrer Mutter stand, musste sie heftig schlucken und eine Träne lief ihr über die Wange. Karin konnte nicht anders als ihre Tochter zunächst in den Arm zu nehmen. Karin tat es in der Seele weh »Ist es wirklich dein Wunsch?«

Kirstens Stimme war leise. »Ich träume schon so lange davon.« Sie schluchzte ein wenig. »Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn Du es machen würdest.« Doch dann wurde sie etwas mutiger. »Ich habe doch gerade gesehen, dass Du es kannst.« Sie lächelte frech.

Karin seufzte. »Ich wollte Dir nie weh tun.«

Kirsten wollte die Bedenken ihrer Mutter entkräften. »Du tust mir damit nicht weh.« Sie hielt ihre Arme auf den Rücken und Karin konnte sehen, dass sich ihre Ellenbogen von selbst berührten. »Ich kann das sehr gut.«

Frau von Taubach hatte die Szene sehr aufmerksam beobachtet. Jetzt war sie der Meinung, eingreifen zu müssen. Sehr behutsam ging sie auf Karin zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sie tun nichts falsches.«

Karin seufzte innerlich, dann nahm sie ihrer Tochter den Monohandschuh aus den Händen.

Die Arme hatte Kirsten schon korrekt auf dem Rücken liegen, so dass Karin ihrer Tochter die Lederhülle nur noch über die Arme zu ziehen brauchte.

Kirsten blieb während der Prozedur still, aber Karin merkte deutlich, dass ihr Atem heftiger ging. Sie hielt ihre Arme ganz ruhig, so als wollte sie es ihrer Mutter leicht machen, sie in den Handschuh zu schnüren.

Als Karin fertig war und ihr noch einmal über den Kopf strich, so wie sie es früher immer gemacht hatte, da drehte sich Kirsten um und ließ sich schluchzend in die Arme ihrer Mutter fallen. »Ich habe mir das schon so lange gewünscht.«

Es fiel Karin sehr schwer, ihre Tochter fest in ihre Arme zu schließen, doch sie zwang sich dazu.

* * *

Tamara warf einen erleichterten Blick auf Mutter und Tochter. Es freute sie sehr, dass die beiden wieder zusammengefunden hatten. Sie hätte es sehr schade gefunden, wenn ihr so lang ersehnter Lehrgang durch so etwas gestört worden wäre.

Obwohl ihr Vater ihr diesen Lehrgang geschenkt hatte, war Tamara trotzdem bis in das kleinste Detail in sämtliche Planungen miteinbezogen. Gerade deswegen ärgerte es sie, dass ihr damals die Namensgleichheit nicht aufgefallen war.

* * *

Frau von Taubach bat Karin, mit dem Spaziergang noch einen Moment zu warten. »Christine und Juliane wollten sich noch anschließen.«

»Ich habe gefragt«, ergänzte Andrea, »aber Marianne und Petra wollten nicht mitkommen.«

Die Direktorin warf einen Blick auf Christine. »Sie kennen sich doch im Kloster aus. Wollen Sie die Gruppe führen und ihnen alles Interessante zeigen?«

Christine war im ersten Moment etwas verlegen, doch dann stimmte sie zu. »Das will ich gern machen.«

Frau von Taubach beugte sich etwas zu Christine hin und gab ihr leise noch ein paar Tipps.

Christine hörte es sich aufmerksam an und am Schluss sagte sie begeistert: »Das ist eine gute Idee, das werden ich machen.« Doch dann wurde ihr Miene etwas wehmütig und sie blickte neidisch auf den Monohandschuhe der Mädchen. Sie wäre selbst auch gern gefesselt gewesen, aber sie traute sich auch nicht zu fragen.

Frau von Taubach war diesem Blick gefolgt. Sie lächelte und ging an eine der Kommoden, die gleich in der Nähe stand. Sie zog eine Schublade heraus und nahm sich zwei Seilbündel heraus. Damit ging sie zu Christine zurück.

Die Schülerin war noch dabei, sich von ihrer Überraschung zu erholen, so dass sie der Anweisung, die Arme auf den Rücken zu legen, widerspruchslos nach kam. Mit sehr flinken Bewegungen hatte die Direktorin Christine die Arme so auf den Rücken gefesselt, dass sie diese bequem tragen konnte.

Christine blickte sie verblüfft an. »Aber ich habe doch gar nichts gesagt?«

»Aber ich habe ihre Blicke gesehen.« Frau von Taubach streichelte ihr liebevoll über die Wange. »Trauen sie sich ruhig zu fragen.«

Christine war noch etwas benommen von der Überrumpelung. »Danke« sagte sie etwas schüchtern.

»Und jetzt führen sie bitte die Damen durch unser schönes Kloster.« Sie deutete mit der Hand zur Tür. »Sie kennen sich doch bestens aus.«

Christines Stimme wurde etwas leiser. »Ich war bloß so noch nie im Freien.«

Tamara kam grinsend auf sie zu und stupste sie mit ihren verpackten Armen ein wenig in die Seite. »Dann wird es Zeit.«

Christine blickte die Prinzessin etwas ängstlich an. Doch Tamara war schon dabei, sich um das nächste Sorgenkind zu kümmern. Juliane stand ebenfalls vor einer sehr schwierigen Aufgabe und die Prinzessin wollte ihr nicht künstlich Steine in den Weg legen. Der neidische Blick war ihr aufgefallen und außerdem fand sie es viel schöner, wenn alle Mädchen aus dem Lehrgang eine in etwa ähnliche Fesselung tragen würden. »Lass Dir doch die Armtasche anlegen, das hat die Ärztin Dir doch erlaubt.«

Juliane war etwas beschämt und gab sich bescheiden. »Ach nein, ich möchte keine Umstände machen«

Tamara hatte es im Gefühl, dass sie Juliane etwas rauer anfassen konnte. »Dann bestehe ich darauf.« Obwohl die Prinzessin sich vorgenommen hatte, sich nicht auf diese Weise einzumischen, brach sie mit ihrem Vorsatz und bat Andrea, die bereitgelegte Armtasche zu holen.

Als Andrea mit der Ledertasche zurück kam, war es Tamaras sehr aufdringliche Art, die Juliane schließlich dazu brachte, ihre Arme wie verlangt auf den Rücken zu legen.

Andrea schien sich mit dieser Art des Handschuhs auszukennen, denn es bedurfte nur eines auffordernden Blickes von Tamara und schon waren Julianes Arme recht hilflos in der Ledertasche gefangen.

Tamara stand daneben und grinste etwas. »Ich würde ihnen ja gern helfen, aber ich bin etwas »eingeschränkt«.

Andrea griff es auf. »Oh, kein Problem, ich komme auch so gut zurecht.«

Juliane hatte ihren Kopf beschämt gesenkt. Als sie spürte, wie hilflos sie mit ihren verpackten Armen war und Andrea wieder vor ihr stand, blickte sie vorsichtig auf und drehte sich zu Tamara, um sich bei ihr zu bedanken.

Doch Tamara würgte es ab. »Bist Du wohl ruhig!« Doch dann schon sie ein freundliches »Passt schon.« hinterher.

* * *

Karin spürte, dass die Arme ihrer Tochter in ihrem strengen Ledergefängnis zuckten. So langsam begriff die Lehrerin, wie unnachgiebig diese Armfesselung wohl sein musste. Doch für Kirsten schien es keine Strenge zu sein, im Gegenteil, ihre Tochter schien es sehr zu genießen Seit langer Zeit spürte Karin, dass ihre Tochter in ihrer Gegenwart glücklich war. Sie beschloss, all ihren Groll und Ärger hinunterzuschlucken. »Es ist schön, dass Du wieder da bist.« Sie drückte ihre Tochter noch etwas fester an sich.

»Ach Mama, ich freue mich so.«

Nur sehr langsam ging Karin durch den Kopf, dass ihre Tochter in dem Handschuh genauso bezaubernd aussah, wie sie zuvor Alexandra und Birgit bewundert hatte. »Du siehst toll aus mit dem Handschuh.« Ihre Stimme war sehr leise.

»Findest Du wirklich?« Kirsten blickte sehr verwirrt zu ihrer Mutter. Doch dann strahlte sie. »Und Du hast ihn mir angelegt.«

»Aber ja, mein Schatz.« Sie streichelte ihr über den Kopf. »Du wirst eine tolle Bondagette werden.« Es fiel ihr nach wie vor schwer, das Wort auszusprechen.

Kirsten blickte sich um. Alexandra und Birgit waren gerade dabei, sich gegenseitig mit ihren Handschuhen zu streicheln, während Tamara fast etwas ungeduldig an der Tür stand. »Es ist so toll mit den anderen Bondagetten. Ich fühle mich hier sehr wohl.«

Karin war dem Blick gefolgt und als sie Tamaras ungeduldigen Blick sah, mahnte sie zum Aufbruch.

* * *

Es dauerte nicht lange, bis sich alle Spaziergängerinnen durch die erste der beiden Schleusentüren gedrängt hatten. Jetzt mussten sie warten, bis die Technik die innere der beiden Türen geschlossen hatte. Erst danach ließ sich die äußere Tür öffnen.

Karin wurde während des Wartens bewusst, dass nicht nur die Schülerinnen so in der Klausur gefangen waren, auch sie als Betreuer und Lehrkräfte waren durch die Schleuse eingesperrt.

Alexandra und Birgit wollten gerade mit dem Streicheln weitermachen, als sich ihre Cousine zwischen sie drängte. »Ich habe einen Auftrag für euch.«

Alexandra konnte nicht umhin, sich über ihre Cousine zu amüsieren. »Hilflos gefesselt und gibt dennoch Befehle aus.«

Tamara überhörte den Seitenhieb. Sie flüsterte ihrer Cousine etwas ins Ohr.

Alexandra blickte sie darauf bewundernd an. »Das ist natürlich was anderes. Klar machen wir das.« Sie drehte sich zu ihrer Freundin und gab die Informationen leise weiter. Auch Birgit bedachte Tamara daraufhin mit einem bewundernden Blick.

Die Prinzessin übersah die Blicke. Sie machte in dem Moment ein eher ernstes Gesicht. »Ich gebe Euch dann ein Stichwort.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf Karin und sagte dann etwas übertrieben laut. »Ich freue mich schon sehr auf das Kleid.« Es war deutlich, dass sie ablenken wollte. Sie war erleichtert, als sich abzeichnete, dass Karin von ihrem »Auftrag« anscheinend nichts mitbekommen hatte.

Alexandra schien ihre Cousine gut zu kennen, sie griff den Themenwechsel auf. »Ist das eigentlich das Originalkleid?«

»Nein, das wäre für unseren Lernalltag nicht praktikabel.« Die Prinzessin war erleichtert, dass ihr Ablenkungsmanöver geklappt hatte. »Das Originalkleid ist nach einer Zeichnung von John Willie gefertigt. Das Kleid wäre aber sehr viel strenger, weil es nur minimale Freiheiten lässt und damit zu unflexibel ist.« Sie lächelte. »Aber jede von uns wird so ein Kleid bekommen. Ich dachte mir, dass wir es vielleicht an den Sonntagen tragen können, wenn es nichts zu lernen gibt.«

Sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. »Wir werden später nach andere Kleider bekommen für die unterschiedlichen Anlässe. Aber alle werden nach dem gleichen Prinzip gefertigt sein und genauso streng sein.«

Karin war insgeheim sehr neugierig auf das Kleid. Sie konnte es sich nicht vorstellen, wie ein Kleid allein so restriktiv sein konnte.

Tamara schien die Gedanken zu erahnen. Sie drehte sich zu Karin hin und lächelte sie an. »Für Sie wird auch so ein Kleid angefertigt, damit sie wissen, wie es sich an fühlt.«

Karin lächelte etwas ungläubig zurück. Es war ihr klar, dass die Prinzessin keine Scherze machte, soviel hatte sie schon gelernt. Doch sie wusste nicht so recht, was sie von der Ankündigung zu halten hatte.

* * *

Karin wartete, bis alle Mädchen die äußere Tür passiert hatten, dann trat auch sie vor die Klosterpforte. Sie blickte glücklich auf ihre Tochter und sie musste sich eingestehen, dass Kirsten neben den drei »Profis« eine sehr gute Figur machte. Sie stellte fest, dass alle vier Mädchen den Monohandschuh in der gleichen strengen Weise trugen und es schien ihnen so gut wie überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil, sie erweckten den Anschein, als würden sie nur ein weiteres modisches Accessoire tragen und nicht einen restriktiven Fesselgegenstand.

Etwas wehmütig dachte Karin an ihren Beruf, den sie in seiner bisherigen Form wohl nicht mehr würde ausüben dürfen. Doch da sie jetzt wieder auf Schülerinnen aufpassen durfte, fühlte sie so etwas wie eine Entschädigung. Zumal es sehr außergewöhnliche Schülerinnen waren.

Sie fühlte sich jetzt in der Gesellschaft der Bondagetten sehr wohl und es erinnerte sie sehr an die abendlichen Ausflüge mit Schülerinnen, wenn sie auf Klassenfahrt gewesen waren.

* * *

Christine glaubte immer noch, sie würde träumen. Doch wann immer sie versuchte, ihre Arme zu bewegen, machten ihr die Seile an den Handgelenken und an den Armen deutlich, dass es kein Traum war. Sie war glücklich, überglücklich.

Das Schönste war, dass sie die Fesseln trug und sich keiner daran störte. Im Gegenteil, sie war sogar in Gesellschaft anderer Frauen, die ebenfalls gefesselt waren. Es war irgendwie überirdisch. Dazu kam, dass sie sogar eine Aufgabe aufgetragen bekommen hatte und damit ein klein wenig Verantwortung trug. Und das trotz ihrer Fesselung. Christine fühlte sich auf einmal wie im siebten Himmel.

Sie dachte sehr dankbar an ihre Oma, die ihr zu diesem Schritt geraten hatte. Sie seufzte innerlich. Nur ihre Großmutter hatte Verständnis für ihre Leidenschaft. Ihre Eltern waren leider nur daran interessiert, dass sie in ihrer freien Zeit auf dem Bauernhof half.

Sie dachte noch einmal an die Worte, die ihre Oma ihr mit auf den Weg gegeben hatte. »Lebe dein Leben und mache, was dir gefällt.« Die Worte 'dein' und 'dir' hatte sie dabei besonders betont.

Es ärgerte sie doppelt, dass sie so oft auf dem Hof helfen musste, so hatte sie nie Zeit, um die Haltung für den Mono zu trainieren. Sie hatte immer sehr fasziniert zugesehen, wenn sie bei den Lehrgängen helfen durfte und die zur Erziehung angetretenen Mädchen das Mono-Tragen lernen mussten.

Sie kannte alle Übungen und Vorbereitungen, doch sie kam leider viel zu selten dazu, diese auch für sich selbst durchzuführen.

Ob ihre Eltern wohl schon gemerkt hatten, dass sie nicht mehr da war? Sie war einfach ohne jede weitere Nachricht verschwunden. Dies hatte ihre Oma ihr so geraten. Sie würde es den Eltern erklären.

* * *

Christine ging zu dem großen Tor der Bandscheune und versuchte, mit ihren gefesselten Händen den Riegel zu öffnen. Doch sie musste einsehen, dass ihr dazu etwas Bewegungsspielraum fehlte. Eine wohlige Gänsehaut überkam sie dabei.

Karin kam ihr zu Hilfe und öffnete die Tür. Christine bat die Mädchen herein. »Das ist die Bandscheune, hier wird die Ponygirl-Ausbildung stattfinden.«

Als sich die Augen der Mädchen an die Dunkelheit in der Scheune gewöhnt hatten, sahen sie, dass die drei Steinermädchen und Jenni das Gebäude schon inspizierten.

Tamara stöhnte leise. »Sie können es nicht abwarten.« Sie lächelte. »Aber ich wäre vermutlich genauso.«

Jenni hatte den Besuch bemerkt und stutzte, als sie die Monohandschuhe entdeckte. Neugierig kam sie auf die Mädchen zu. »Warum tragt ihr die Monos?« In ihrer Miene stritten Neid und Schadenfreude miteinander.

Tamara schien mit der Frage gerechnet zu haben, denn sie hatte die Antwort sofort parat. »In unserer Freizeit ist das Tragen von beliebigen Gegenständen erlaubt und die Betreuer helfen gern beim An- und Ablegen.«

Jenni war empört. »Warum hat uns Daniela das nicht gesagt?« Doch dann leuchteten ihre Augen.

Die drei Steiner-Schwestern waren zu ihr gekommen. Auch sie hatten das Monohandschuh-Quartett entdeckt. Anna lächelte. »Ob es wohl daran liegt, dass wir sofort in die Scheune wollten und ihr gar keine Zeit gelassen haben?«

Allgemeines Gelächter war die Antwort.

* * *

»Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich gern mal schnell am Grab meiner Uroma vorbei schauen. Ihr könnt gern mitkommen.« Die Mädchen waren einverstanden.

Christine ging zur Tür und wollte sie öffnen, als sie mal wieder ihre Fesselung bemerkte. Sie blickte sich verlegen um. »Die Tür klemmt sehr stark und ich müsste sie eigentlich mit beiden Händen öffnen.«

Tamara gab Karin einen kleinen Stups. Diese trat zur Tür und auch sie hatte große Mühe, die Tür zu öffnen. Doch schließlich konnten sie eintreten.

»Das Holz hat sich im Laufe der Jahre etwas verzogen.« erklärte Christine noch etwas verlegen. Sie ging zu einem kleinen Grab und blieb ehrfürchtig davor stehen. Die anderen Mädchen hielten respektvoll etwas Abstand.

Schließlich drehte sich Christine wieder zu den Mädchen um. »Ich war sieben, als sie gestorben ist. Sie ist sehr sehr alt geworden.«

Die anderen schwiegen höflich.

»Meine Oma lebt noch und sie freut sich sehr, dass ich jetzt diese Ausbildung mache.« Christines nachdenkliche Miene war wieder dem Strahlen gewichen. »Ich glaube, sie hat sehr viel Erfahrung. Wir sollten sie bald mal besuchen.«

Es fiel Karin auf, dass sie nichts über ihre Eltern sagte. Doch nachfragen wollte sie auch nicht.

* * *

Ein großer Holzstapel am nördlichen Ende der Bandscheune verdeckte die Sicht auf das dahinter liegende Gebäude. Erst als die Mädchen an dem Stapel vorbei waren, konnte sie einen Blick auf das Haus des Hausmeisters werfen. Herr und Frau Klebe saßen vor der Tür und genossen den Abend.

Christine ging auf das Ehepaar zu und wünschte Ihnen einen schönen Guten Abend.

Klebes erwiderten den Gruß. »Na, macht ihr einen Spaziergang?«

»Ja, ich zeige meine Mitschülerinnen das Kloster.« Christine war etwas verlegen. »Ich kann Ihnen leider nicht die Hand geben.« Mit einem Strahlen im Gesicht drehte sie sich einmal im Kreis und wackelte etwas mit den Händen. »Einen Mono darf ich leider noch nicht tragen.« Mit etwas Wehmut blickte sie auf die anderen Mädchen, die etwas verunsichert neben ihr standen. »Ich darf noch nicht. Ich muss dass erst lernen.«

Tamara trat einen Schritt nach vorn und mit ihren verpackten Händen streichelte sie Christine ein wenig entlang der Seite. »Du wirst das sicher schnell lernen.«

»Wie geht es euch, Prinzessin? Habt ihr euch schon eingewöhnt?« Frau Klebe lächelte Tamara freundlich an. »Mögt ihr uns eure Freundinnen vorstellen?«

Die Herzogstochter strahlte. »Es ist herrlich.« Doch dann wurde sie ein klein wenig verlegen und wandte ihren Blick einmal zu Alexandra und dann zu Birgit, während sie diese als ihre Cousine mit deren Freundin vorstellte.

Frau Klebe erinnerte sich. »Alexandra, sie waren das eine oder andere Mal zu Besuch hier?«

Alexandra war erfreut, dass sich die Hausmeisterin noch an sie erinnerte.

Tamara stellte Juliane vor. »Sie darf den Mono nicht tragen, hat die Ärztin gesagt.«

Juliane wurde wegen der ihr zugewandten Aufmerksamkeit etwas verlegen. »Die Tasche trägt sich aber auch sehr gut.«

Frau Klebe lächelte.

»Das hier sind Kirsten und Karin.« Tamara blickte aufmunternd zu Karin. »Sie ist unsere Lehrerin und passt auf uns auf.«

Die Hausmeisterin wunderte sich über die Ähnlichkeit zwischen den Beiden.

Karin trat neben Kirsten und legte ihren Arm um sie. »Kirsten ist meine Tochter. Sie wird einmal eine tolle Bondagette werden.« Sie strich ihr zärtlich über die lederverpackten Arme.

Kirsten strahlte. Sie blickte ihre Mutter glücklich an und sagte, dass sie sich auch sehr auf den Unterricht ihrer Mutter freute. Dann benutzte sie ihrerseits den wenigen Freiraum, den ihr der Handschuh noch ließ und versuchte so etwas wie eine Umarmung.

Karin spürte irgendwie sehr deutlich, dass ihre Tochter nicht nur körperlich zu ihr zurück gekehrt war.

»Wie geht es denn Ihrer Tochter?« Tamara griff den Faden auf. »Ich habe Klara schon lange nicht mehr gesehen.«

Frau Klebe bekam auf einmal ein etwas verklärtes Gesicht. »Sie ist jetzt eine Gräfin Bodenstein.«

Tamara war fasziniert. »Wie ist es denn dazu gekommen.«

»Tja, wie das Leben so spielt.« Frau Klebe lehnte sich zurück. »Die Tochter des alten Grafen war hier zur Ausbildung. Und der alte Graf hat darauf bestanden, dass sich Klara sich persönlich um sie kümmert.«

Die Prinzessin bekam ebenfalls einen etwas verklärten Blick. »Ja, sie kannte sich schon immer gut mit den Monos aus.«

Frau Klebe nahm einen Schluck aus dem Glas, was vor ihr stand. »Eines Tages kam der Sohn des Grafen vorbei, weil er seine Schwester besuchen wollte.« Sie lächelte. »Es hat sofort zwischen ihnen gefunkt.«

Die anderen Mädchen lauschten atemlos dieser fast märchenhaften Geschichte.

»Der Rest ist schnell erzählt. Der alte Graf bestand darauf, dass Klara die gleiche Ausbildung zu durchlaufen hatte wie ihre zukünftige Schwägerin und bald nach dem Abschluß haben sie geheiratet.«

»Ich würde sie gern mal wiedersehen.« Tamara wollte es nicht so direkt aussprechen, aber sie vermutete, dass die jetzige Gräfin wohl selten hier bei ihren Eltern sein würde. Doch damit sollte sie falsch liegen.

»Oh, Klara hat uns nicht vergessen, sie kommt sehr oft vorbei und hat auch fast immer unsere Enkel dabei.« Frau Klebe machte einen sehr glücklichen Eindruck. »Ich glaube, sie nimmt dann immer mal wieder ein paar Stunden »Unterricht«, während wir auf die Kleinen aufpassen.« Sie lächelte hintergründig.

Karin hatte der Geschichte bisher nur zugehört. Doch eine Frage wollte sie auch loswerden. »Entschuldigen Sie bitte, aber warum arbeiten sie dann hier noch aus Hausmeister?«

Diese Frage schien die Hausmeisterin schon öfters gehört zu haben. »Oh, das sind keine finanziellen Gründe. Wir werden hier gebraucht...« Sie ließ den Satz ein wenig wirken. »Und wir haben Freude an den Ergebnissen der Erziehung hier.«

Christine räusperte sich. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber wir müssen dann weiter.«

»Was haltet ihr davon, wenn Du und Deine Freundinnen mal zum Kaffee bei mir vorbei kommt? Natürlich nur, wenn es der Stundenplan erlaubt.«Mit einem Blick auf die vier Mono-Mädchen ergänzte sie: »Wir haben auch Strohhalme.«

Christine blickte sich um und wollte gerade antworten, als sich Tamara vordrängelte. »Aber sehr gern.«

»Und natürlich darf Kirsten auch ihre Mutter mitbringen, wenn sie möchte.« Sowohl Kirsten als auch Karin bedankten sich für die Einladung.

* * *

Tamara hatte beim Weggehen von Klebes ihrer Cousine das verabredete Zeichen gegeben. Alexandra und Birgit hatten Kirsten daraufhin recht unauffällig in ein Gespräch verwickelt und sie dabei in ihre Mitte genommen. Mit Tamara hatten sie verabredet, dass sie mit ihr zurückbleiben sollten, so dass Kirsten außer Hörweite ihrer Mutter war.

Jetzt ging sie langsam neben Karin her und suchte nach einem Anfang. »Es ist doch schön, wenn sich Mutter und Tochter so gut verstehen wie bei Frau Klebe.«

Karin begriff sofort, dass Tamara auf etwas ganz anderes hinaus wollte. Sie zögerte mit einer Antwort.

»Kirsten hat sehr viel Talent, sie wird einmal eine sehr gute Bondagette werden.« Tamara versuchte, möglichst viel Überzeugung in ihre Stimme zu legen. »Sie können sehr stolz auf sie sein.«

Karin spürte, dass sie ihr Herz öffnen konnte. »Es ist mir so unendlich schwer gefallen, ihr den Handschuh anzulegen.« Sie seufzte.

»Machen Sie sich darüber keine Gedanken.« Tamara interpretierte den Satz bewusst anders, als er gemeint war. »Erstens ist es ihre Aufgabe und zweitens können sie bestimmt Übung gebrauchen.« Sie grinste.

»Ich wollte ihr immer so viel Freiraum wie möglich bieten.« Karin seufzte. Sie zögerte etwas, denn sie war sich noch unsicher, wie weit sie sich der Prinzessin wirklich anvertrauen konnte. »Ich glaube, jetzt ist sie zu mir zurück gekommen. So glücklich wie jetzt habe ich sie schon lange nicht mehr erlebt.«

Tamara griff das Bild auf. »Jetzt möchte sie gefangen sein.«

»Genau das wollte ich sie aber nie fühlen lassen«, es war ein schwacher Versuch der Rechtfertigung, »sie sollte alle die Freiheit bekommen, die sie haben wollte.«

»Glauben Sie es mir, Kirsten braucht die Fesseln, um dann die ihre Freiheit zu erleben.« Sie holte tief Luft. »Ich weiß, wovon ich rede. Je stärker sie eingeschränkt ist, desto glücklicher wird sie sein.« Dann wurde sie etwas wehmütig. »Ich beneide Kirsten. Sie hat eine Mutter, die Verständnis für sie hat.« sagte sie mehr zu sich selbst.

Erst sehr viel später begriff Karin, was dieser Satz wirklich bedeutete.

* * *

Christine wartete, bis die Mädchen alle wieder beisammen waren, dann führte sie sie weiter zu den drei ehemaligen Handwerker-Häuschen. Heute dienten sie als Wohnraum für das Personal der Schule.

Die zwei Köchinnen saßen vor dem Haus und genossen den lauen Sommerabend.

Christine begrüßte sie wie alte Bekannte und wünschte Ihnen einen schönen guten Abend.

Die beiden Damen erwiderten die Begrüßung. »Na, musst Du mal wieder aufpassen?«

Als Antwort drehte Christine sich einmal um sich selbst und lächelte. »Nein, ich habe die Seiten gewechselt.« Stolz zeigte sie dabei ihre gefesselten Arme. Doch dann wurde sie etwas wehmütig. »Ich darf nur den Mono noch nicht tragen.«

»Oh, das geht schnell«, konnte sie die eine der beiden Köchinnen trösten. »Klara konnte das schon nach vier Wochen.«

Sie blickte zu den anderen Mono-Trägerinnen und sprach ihnen ein großes Lob aus. »So anmutig getragen. Sie machen das sehr gut.« Beide Frauen lächelten.

»Das sind alles Profis« Christine lächelte etwas. »Wir müssen dann weiter, wir haben noch einen wichtigen Termin.« Sie verabschiedeten sich und gingen weiter.

* * *

An dem großen Eingangstor blieb Christine kurz stehen und wartete, bis alle in Hörweite waren. »Dies ist der Schreibturm. Früher war dort die Schreibstube der Klosterverwaltung drin, daher hat er seinen Namen.«

Sie machte eine kleine Pause und ließ die Mädchen hoch blicken.

»Jetzt ist dort eine Wohnung eingerichtet, die aber leer steht.« Ein wenig Bedauern war in ihrer Stimme zu hören. »Es ist im Winter sehr schwer dort zu heizen.«

Christine drehte sich in Richtung des Abthauses. »Es gab auch mal eine Zeit, da waren dort oben Gefängniszellen eingerichtet.« Sie drängte zum Weitergehen.

* * *

Vor dem Abthaus blieb Christine noch einmal stehen. »Dies ist das Reich der Direktorin.« Sie wartete, bis alle Mädchen stehen geblieben waren.

»Von dort aus leitet sie die ganze Schule, nicht nur unseren Lehrgang.« Es war deutlich zu spüren, dass sie gern etwas mit den Händen gezeigt hätte. »Sie wohnt im Obergeschoss, und im Erdgeschoss sind ihre Büros und die Besprechungszimmer.«

Christine drehte sich zu Karin. »Könnten sie bitte aus dem Schlüsselkasten den Schlüssel für den grünen Turm holen? Der Kasten ist gleich links neben der Tür.«

Karin betrat das Abthaus und hatte keine Probleme, den Schlüsselkasten zu finden und darin den verlangten Schlüssel.

* * *

»Das Schönste habe ich mir für den Schluss aufgehoben.« Christine strahlte, als sie auf der kleinen Terrasse vor dem Turm standen. Sie bat Karin voran zu gehen und aufzuschließen.

Als die Mädchen nacheinander in den runden Raum eintraten, war das Erstaunen und Entzücken deutlich zu hören.

Als wollte sie es noch einmal verdeutlichen wiederholte Christine, »Dieser Raum steht uns für Parties während der Freizeit zur Verfügung. Hier lassen sich auch gut Geburtstage feiern.«

Die Mädchen sahen sich im Raum um und ihre Augen leuchteten. Der Raum war ausgestattet einem großen Sofa, zwei Sesseln, einigen Matratzen und einem Kamin, der an kühlen Abenden angeheizt werden konnte. In einem Regal lagen einige Decken und einige Seilbündel.

Christine bat Karin, einmal den kleinen Schrank zu öffnen. Darin lagen noch einige Ballknebel, teilweise mit Kopfgeschirr, viele Lederriemen und auch ein paar Monohandschuhe. Auch Getränke und Gläser standen in dem Schrank bereit.

Neben dem Schrank stand noch eine kleine Musikanlage mit einer gut sortieren CD-Sammlung.

»Hier ist noch etwas ganz besonderes.« Christine stellte sich neben ein seltsames Gestellt, an dem vor allem die große Wasserflasche auffiel. Sie fasste ein ungefähr zwanzig Liter und war hoch aufgestellt. »Das ist der Getränkeautomat für Bondagetten.«

Tamara hatte ein Leuchten in den Augen. »Magst Du es uns vorführen?«

Christine zögerte ein wenig. Es war deutlich zu spüren, dass sie jetzt gern ungefesselt gewesen wäre. Sie lächelte verlegen. »Ich habe das bisher immer durch Zeigen erklärt.«

Christine beugte sich über einen langen schmalen Kasten, auf dem die Namen der sechzehn Mädchen angebracht waren. Daraus ragten kleine Röhrchen heraus. »Hier sind eure persönlichen Mundstücke. Die nehmt ihr in den Mund und steckt sie dann auf den Wasserhahn. Wenn ihr dann mit dem Fuß auf den Schalter tretet, öffnet sich der Hahn und ihr könnt einen Schluck nehmen. Ich führe es einmal vor.«

Wie sie es beschrieben hatte, konnte Christine mit Hilfe ihres Mundstücks tatsächlich einen Schluck Wasser trinken.

Die Mädchen waren begeistert. »Das werden tolle Parties werden.« war die einhellige Meinung.

Christine steckte das Mundstück wieder in seine Halterung und blickte etwas verlegen an sich herunter. »Es hinterlässt allerdings etwas Spuren.« Sie grinste und blickte auf die feuchten Stellen auf ihrer Bluse.

Diesmal war es Tamara, die an den nächsten Termin erinnerte. »Wir müssen dann gehen. Die Kleider dürften gleich fertig sein.« Die Vorfreude war deutlich in ihrer Stimme zu hören.

* * *

Karin hatte die Tür des grünen Turms abgeschlossen und den Schlüssel dafür wieder zurück gebracht. Sie ging zurück zu ihren Mädchen und fühlte sich mittlerweile vertraut genug mit ihnen, um eine gewisse Frage zu stellen. »Was hat es eigentlich noch mal mit dem Sabbern und den Knebeln auf sich?«

Ihre Tochter drehte sich zu ihr um lächelte. »Das weißt Du nicht, Mama? Das hatten wir doch schon.« sagte sie mit deutlich gespielter Empörung. »Und Du willst uns unterrichten?«

Allgemeines Lachen war die Antwort.

»Mit dem Ball im Mund kannst Du nicht mehr schlucken und der Speichel läuft dann aus dem Mund.« Sie strahlte.

Karin war noch dabei, die Antwort zu verarbeiten, als Kirsten schon auf die Frage antwortete, die ihre Mutter noch gar nicht gestellt hatte. »Ich mag es gern, wenn ich sabbern muss Es ist so demütigend.«

Auch Alexandra, Birgit und Tamara gaben bekannt, dass diese Demütigung durch den Knebel einen gewissen Kick verursacht.

Karin schüttelte den Kopf.

»Es ist irgendwie die ultimative Hilflosigkeit,« versuchte Tamara zu erklären, »Du kannst einfach nichts dagegen machen.«

»Und jeder sieht es,« ergänzte Alexandra, »weil es Spuren auf Deiner Kleidung hinterlässt.«

Birgit grinste. »Oder auf der Haut.« Dafür bekam sie von Alexandra einen kleinen Hieb mit den Monoarmen.

* * *

Frau von Taubach erwartete sie schon an der Klosterpforte. »War es ein schöner Spaziergang?«

Christine berichtete kurz von ihrem Weg und richtete die Grüße von Klebes und von den Köchinnen aus.

Nachdem alle Mädchen in Hörweite waren, erklärte die Direktorin den weiteren Ablauf. »Ich möchte sie bitten, auf ihr Teamzimmer zu gehen und dort zu warten, bis die Schneiderinnen die Kleider bringen. Die Monos sollten sie bis dahin abgelegt haben.« Sie blickte Karin auffordernd an.

»Ich möchte ihnen noch empfehlen, sich die Kleider erst im Pausenraum vollständig verschließen zu lassen. Wenn sie noch unerfahren sind, ist es sehr schwer, sich in dem Kleid auch nur einigermaßen behende zu bewegen.«

Sie drehte sich zu Karin und lächelte sie an. »Ich fürchte, sie werden sich jetzt für kurze Zeit von ihrer Tochter trennen müssen.« Das Augenzwinkern war in dem Satz deutlich zu hören.

Karin strich ihrer Tochter noch einmal über die gefesselten Arme, dann ließ sie sie los und wandte sich ihrer Chefin zu.

»Bitte kümmern sie sich jetzt um ihre Mädchen.« Sie sagte es in einem sehr gemütlichen Ton. »Die Schneiderinnen werden gleich die Kleider bringen. Bis dahin sollten sie ihnen die Monos abgenommen haben.«

Karin wollte noch einmal nach ihrer Tochter schauen, doch Kirsten war schon zu ihrem Teamzimmer unterwegs.

* * *

Als Karin das Teamzimmer betrat, bot sich ihr ein merkwürdiger Anblick. Alle vier Mädchen standen mit dem Rücken zu Tür in einer Linie. »Stube 17 zum Abnehmen des Monos angetreten.« sagte Juliane mehr zu sich selbst, doch es war laut genug, dass es alle hören konnten.

Ein wenig Gekicher war die Antwort. Trotzdem war die Anspannung der Mädchen und die Vorfreude auf die Kleider deutlich zu spüren.

»Mein Bruder hat mir viel vom Militär erzählt,« schob Juliane erläuternd hinterher.

Karin wurde auf einmal verlegen. Sie druckste ein wenig herum. »Sie haben mir zwar gezeigt, wie man so einen Mono anlegt, aber nicht, wie ich ihn jetzt öffnen kann.«

Alexandra sprach es aus. »Es wäre schon ein faszinierender Gedanke, für immer im Handschuh gefangen zu sein.« Birgit stimmte ihr zu.

Doch Tamara war in dem Moment weniger romantisch. »Ihr seid Träumer.« Sie drehte sich um und stellte sich so neben Karin, dass sie gut auf den Handschuh von Alexandra und Karins Hände blicken konnte.

»Zuerst öffnen sie die Schleife der Schnürung und ziehen sie ein wenig auseinander.«

Karin tat das, was von ihr verlangt wurde.

»Dann öffnen sie die Riemen, die links und rechts über die Schulter laufen.«

Karin öffnete die Schnallen, die die Riemen über die Schulter führten.

»Jetzt können Sie unten am Handschuh anfassen und ihn vorsichtig nach unten ziehen.«

Als Karin der Anweisung nach kam, stöhnte Alexandra ein wenig und zuckte mit den Armen.

»Falls es so noch nicht geht, dann müssen Sie die Schnürung noch weiter öffnen.«

Karin kam auch dieser Anweisung nach und so konnte sie Alexandra den Handschuh abnehmen.

* * *

Gerade als Karin ihre Mädchen alle vom Handschuh befreit hatte, klopfte es an die Tür und nach einem freudigen 'Herein' traten zwei der Schneiderinnen ein. Eine von beiden trug einen Stapel Stoff vor sich her. Sie legte ihn auf den Tisch und blickte sich fragend um. »Wer fängt an?«

Der Blick von Karin richtete sich zuerst auf Tamara, diese war aber sichtlich noch mit dem Zusammenlegen ihres Handschuhs beschäftigt. Karin hatte eine Idee. »Welches Kleid liegt denn oben?«

Die Schneiderin blickte auf den angehefteten Zettel. »Alexandra.«

Diese kam sehr erfreut zum Tisch. »Das bin ich.«

Die Schneiderin blickte Alexandra etwas verlegen an. »Die Kleider sind sehr auf Figur geschnitten. Ich würde Ihnen empfehlen, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen.«

Karin musste kein weiteres Wort sagen, sofort begannen sich alle vier Mädchen auszuziehen. Zu Karins Erstaunen ging es wirklich blitzschnell.

»Für das erst Mal ist es einfacher, wenn sie sitzen.«

Alexandra kam der Bitte der Schneiderin nach. Sie setzte sich auf den Stuhl und steckte ihre Beine in das Fußteil, welches ihr die Schneiderin hinhielt. »Sie sollten vor dem Anziehen immer prüfen, das alle Verschlüsse offen sind, sonst wird es mit dem Anziehen sehr schwierig.«

Karin betrachtete den Vorgang sehr aufmerksam. Natürlich wollte sie die notwendigen Handgriffe genau kennen, aber sie fand auch die Strenge der Kleider etwas übertrieben. Sie konnte sich nicht so richtig vorstellen, wie ein paar einfache Stoffbahnen eine solche Wirkung haben sollten.

»Jetzt stecken Sie bitte ihre Arme hier in die Ärmel.«

Alexandra hatte ein wenig Mühe, da ihre Hände etwas zitterten. Doch kurz darauf war es der Schneiderin möglich, das Kleid bis zu den Schultern hinauf zu ziehen.

Jetzt wandte sich die Schneiderin an Karin. »Die Kleider werden im Rücken mit dem langen Reißverschluss geschossen.« Sie zog den Anfasser bewusst langsam hoch und Alexandra keuchte dabei ein wenig, weil sie die Enge des Kleides zu spüren begann.

»Oben am Hals ist ein winziger Karabinerhaken eingenäht, bitte denken sie stets daran, den Anfasser dort einzuhängen.« Sie zeigte Karin, wie sie den Reißverschluss zu verriegeln hatte.

Karin war etwas verblüfft. »Dann sind sie ja in dem Kleid eingesperrt.«

Alexandra war ihrem Gedankengang gefolgt. Sie griff mit ihren Händen in den Nacken. »Noch nicht«, grinste sie. Es war deutlich, dass sie mit etwas Geschick den Anfasser hätte befreien können.

Es war Karin gar nicht aufgefallen, aber ihre drei Mädchen hatten sich jetzt nur noch in Unterwäsche bekleidet um sie geschart und blickten genau so gespannt wie sie auf die besonderen Details des Kleides.

Die Schneiderin lächelte ebenfalls. »Wir sind ja auch noch nicht fertig.« Sie bat Alexandra, jetzt aufzustehen. »Für das Beinteil haben wir wie bestellt drei Varianten vorgesehen. ½, ¾ oder Ganz.«

Alexandra begriff erst nach einem Moment, dass es als Frage gemeint war. »Ganz bitte.«

»Dann drehen sie sich bitte um und stellen Sie bitte ihre Beine ganz eng zusammen.«

Die Schneiderin zeigte den Reißverschluss, der hinten in der Mitte der Beine oberhalb der Knie angebracht war. »Für den ganzen Verschluss ziehen sie den Anfasser einfach bis zu den Knöcheln hinunter und befestigen ihn dort wie schon im Nacken.« Sie führte es einmal vor.

Karin erkannte, dass es ein schwerer und vor allem robuster Verschluss war.

»Jetzt sollten sie immer auch noch den Entlastungsriemen verschließen.« Die Schneiderin zeigte die beiden Stoffriemen, an denen passend zueinander zwei Klettbänder angebracht waren.

»Und das hält?« fragte Karin etwas ungläubig.

»Und wie das hält.« Tamara hatte sich eingemischt. »Das ist extra starkes Klettband.«

Alexandra keuchte ein wenig. »Uih... Das ist eng.«

»Jetzt zu den Ärmeln. Dort haben wir 'frei', 'halb' und 'ganz' vorgesehen.«

Diesmal reagierte Alexandra etwas schneller. »Bitte auch 'ganz'.«

Ein kurzer ungläubiger Blick der Schneiderin war die Antwort, dann zeigte sie Karin, wie die Ärmel zu fixieren waren. Zwischen Arm und Körper war ein ebenso starker Reißverschluss angebracht, den sie nun langsam ganz nach unten bis dicht an die Handgelenke zog. Auch dort waren Klettriemen zur Entlastung vorgesehen, die sie genauso schloss.

»Fertig.« Die Schneiderin war von dem Anblick des Kleides und der jetzt sehr hilflosen Alexandra etwas ergriffen. »Wie fühlen sie sich jetzt?«

Alexandra brauchte ein wenig, bis sie ihre Worte wiederfand. »Super, ich kann mich fast überhaupt nicht mehr bewegen.« Sie machte ein paar Trippelschritte, kam jedoch kaum vom Fleck. Ihre Hände wackelten ein wenig, wurden ansonsten aber sehr zuverlässig von den Ärmeln in Zaum gehalten.

»Versuchen Sie einmal, sich mit Gewalt zu befreien.«

Alexandra traute sich zunächst nicht, erst als Tamara sie mit glänzenden Augen ebenfalls dazu ermutigte, begann sie unter Stöhnen mit den Versuchen, sich aus dem Kleid zu befreien. Doch alle Versuche blieben erfolglos. Es riss keine einzige Naht, die Reißverschlüsse hielten und die Klettbänder ebenfalls.

»Es sind alles Dreifach-Nähte und alle wichtigen Stellen sind zusätzlich noch vernietet.« Es lag sehr viel Stolz in der Stimme der Schneiderin. »Sogar das Garn ist extra reißfest. Das Kleid ist mehr als ausbruchssicher.«

Tamara kam nicht umhin, einmal laut aufzustöhnen. Ihre Augen strahlten.

»Es war nicht bestellt, aber wir haben an den Klettbändern und im Nacken jeweils noch eine kleine Vorrichtung angebracht, um das Kleid mit kleinen Vorhängeschlössern zu verriegeln.

Tamara war etwas irritiert, weil dies so nicht abgesprochen war. Doch die Schneiderin konnte ihr den Wind aus dem Segeln nehmen. »Die Chefin lässt ausrichten, dass es ein Geschenk des Hauses ist.« Sie stellte eine kleine Dose auf den Tisch, in der sich 12 kleine Schlösser befanden. Dazu legte sie zweimal vier Schüssel auf den Tisch. »Sie sollten nur aufpassen, dass sie die Schlüssel nicht verwechseln.«

Die Schneiderin ging zum Kleiderstapel und blickte auf den Zettel des nächsten Kleides. »Birgit?«

Alexandras Freundin trat vor. Ihr Blick wechselte zwischen dem Kleiderstapel und ihrer Freundin hin und her.

»Wie wäre es«, wandte die Schneiderin sich an Karin, »wenn sie es jetzt gleich mal probieren?«

Als Karin sich das Kleid vom Stapel genommen hatte und sich zu Birgit drehte, saß diese schon auf dem Stuhl und hatte die Beine hoch gehoben.

Karin hatte lediglich etwas Schwierigkeiten, das Kleid bis zu den Schultern hoch zu ziehen, dazu die Schneiderin musste ihr die richtigen Handgriffe zeigen.

»Wie wollen Sie...« begann die Schneiderin, doch sie konnte ihre Frage nicht vollenden. Birgit fiel ihr mit einem »Zweimal ganz« ins Wort.

Mit den Reißverschlüssen hatte Karin keine Probleme, ebenso konnte sie die Klettverschlüsse ganz einfach schließen.

»Juliane?« fragte die Schneiderin und reichte Karin das Kleid.

Juliane trat viel zögernder auf. Karin spürte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. »Was gibt es denn?«

Der Blick von Juliane wechselte zwischen Tamara, Karin und den beiden schon angezogenen Mädchen hin und her. »Könnte ich die Verschlüsse erst ausprobieren, bevor ich mich entscheide?«

»Aber natürlich.« Tamara hatte geantwortet.

Juliane konnte alle Verschlussarten ausprobieren. Sie entschied sich dann für die ganze Armfesselung und die dreiviertel Beinfesselung.

Tamara hingegen entschied sich sehr zur Überraschung aller für die offene Variante. Sie lächelte entschuldigend. »Ich habe heute noch einen Termin.«

Alexandra drehte sich etwas mühsam zu Karin. »Frau Michels, könnten sie uns noch einen Gefallen tun?«

»Aber gern.« Sie sah, dass sich Birgit sehr langsam auf sie zu bewegte. »Was denn?«

Alexandra blickte auf ihr Bett, wo ein seltsames Gewirr von Lederriemen sichtbar war. »Könnten Sie uns, wenn wir im Pausenraum sind, den Doppelknebel anlegen?« Es war deutlich in ihrer Stimme zu hören, dass sie sehr erregt war.

»Aber gern«, auch wenn sie noch nicht verstanden hatte, was es mit dem Doppelknebel auf sich hatte. »Das Ding auf dem Bett?«

»Genau.«

Karin ging zum Bett und griff sich das große Bündel von Lederriemen. Als sie es in ihren Händen hielt, erkannte sie die beiden miteinander verbundenen Bälle wieder, die sie am Nachmittag beim Basteln gesehen hatte. Dennoch war ihr noch nicht klar, was es genau damit auf sich hatte.

»Gut, dann lasst uns gehen.« Tamara drängte zum Aufbruch.

* * *

Da Tamara ihr Kleid noch offen trug, war sie mit schnellen Schritten verschwunden.

Karin blieb bei ihren drei Mädchen und hatte sich ihrem Tempo angepasst. Im Prinzip gab Juliane das Tempo vor. Obwohl ihr Rock ihr noch am meistens Beinfreiheit bot, war sie mit der Enge um die Waden herum nicht vertraut und so konnte sie nur mühsam ein Bein vor das andere setzen. Weiterhin fehlten ihr die Arme zum balancieren. Obwohl Birgit und Alexandra viel weniger Beinfreiheit hatten, konnte sie doch mit Julias Tempo problemlos mithalten.

Karin wunderte sich. Die beiden schienen mit so engen Röcken doch schon einige Erfahrung zu haben.

* * *

Kaum waren sie im Pausenraum, als sich Birgit und Alexandra zu Karin umdrehten und sie mit erwartungsvollen Augen ansahen.

Ein wenig zitterten Karins Hände, als sie das Riemengewirr nach oben hielt. »Helfen Sie mir bitte.«

Die beiden zuckten etwas mit ihren Armen. »Würden wir ja gern.« Sie lachten.

Alexandra hatte eine Idee. »Tamara, kannst du uns kurz helfen?«

Als Tamara den Doppelknebel in Karins Händen sah, musste sie verträumt lächeln. »Na dann mal los.« Sie erklärte Karin, dass dieser Knebel wie ein normales Kopfgeschirr anzulegen sei, eben nur zweimal.

Karin seufzte ein wenig. 'Was ist denn ein einem Kopfgeschirr schon normal?' dachte sie bei sich.

Doch dann gab sie sich Mühe, den Wunsch von Alexandra und Birgit möglichst gut zu erfüllen. Zunächst legte sie Alexandra das Kopfgeschirr an. Diese stöhnte zuerst leise und wurde immer lauter, je mehr Riemen Karin angezogen hatten. Doch der faszinierendste Moment kam, als Birgit sich direkt vor ihre Freundin stellte und den zweiten Ball in den Mund nahm, der direkt vor ihrem Gesicht lag.

Mit ein klein wenig Übung hatte Karin dann die Riemen auch um Birgits Kopf geschlossen und war dabei sehr fasziniert davon, wie nah das Liebespaar jetzt durch den doppelten Knebel miteinander verbunden war.

* * *

Frau von Taubach wartete, bis Karin und Tamara fertig waren, dann winkte sie sie heran und bat sie an dem kleinen Tischchen Platz zu nehmen. Sie legte eine dünne Mappe vor sich auf den Tisch und schlug sie auf.

Tamara hielt ihr neues Kopfgeschirr in den Händen, sie legte es vor sich auf den Tisch.

»Es gibt keinen konkreten Grund im Sinne einer Beschwerde oder etwas ähnliches«, so begann die Direktorin, »es ist viel mehr so, dass Tamara sich dieses Gespräch gleich zu Beginn der Planung gewünscht hat.«

Karin zitterte etwas, sie fühlte irgendwie, das dieses Gespräch sehr wichtig für ihre Zukunft war.

Frau von Taubach sah auf ihre aufgeschlagene Mappe. »Frau Michel, gäbe es Punkte, die sie von sich aus angesprochen hätten?« Sie stutzte einen Moment. »Von ihrer Tochter einmal abgesehen.«

Karin fühlte, dass sie ehrlich sein musste. »Mit diesen intensiven Wünschen nach Fesselung und Hilflosigkeit habe ich noch so meine Schwierigkeiten. Aber es kann durchaus sein, dass ich durch die Ereignisse rund um Kirstens Vergangenheit negativ vorbelastet bin.«

Karin warf einen Blick auf Birgit und Alexandra, die die quasi erzwungene Nähe ihres doppelten Kopfgeschirrs genossen und eng aneinander tanzten. Sie konnte sehen, dass die Kleider ihnen gerade so viel Freiheit ließen, sich gegenseitig die Hände zu halten. »Sie machen so einen sehr glücklichen Eindruck.«

Tamara räusperte sich, bevor sie antwortete. »In der Tat, es ist etwas sehr schönes, wenn die Umgebung stimmt.«

Karin fühlte, dass sie hier ehrlich fragen konnte. »Aber ist das nicht sehr anstrengend und umständlich? Und vor allem demütigend?«

Tamara musste lachen. »Ja, etwas schräg veranlagt sind wir hier wohl alle.« Sie blickte ebenfalls in den Raum, in dem sich einige Bondagetten mit der Strenge des neues Kleides abmühten. »Aber wir empfinden es eben als schön, wenn selbst die kleinste Aktion zu einem anstrengenden Kampf wird. Und wenn der Knebel im Mund einen dazu zwingt, entweder die Lippen konzentriert still zu halten oder den Speichel laufen zu lassen.«

Karin schüttelte den Kopf. »Geben Sie mir bitte noch etwas Zeit, mich daran zu gewöhnen.«

Tamara hatte eine Idee, wie sie Karin etwas ermutigen konnte. »Die Szene heute Morgen beim Wecken war toll.« Sie schloss kurz die Augen und schien noch einmal daran zu denken. »Ich hatte wirklich das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und vor dem Moment habe ich mich sowohl gefürchtet als es auch herbei gesehnt.«

Karin hatte gehofft, dass ihr kleiner Dominanzversuch erfolgreich gewesen sein könnte, jetzt bekam sie die Bestätigung dafür.

»Ich möchte aber auch«, fuhr Tamara fort und ihre Stimme klang wichtig, »dass sie für mich keine Ausnahme machen. Ich möchte genauso wie alle anderen behandelt werden.«

»Oh, ich werde mich bestimmt durchsetzen. Vier Bondagetten sind bestimmt leichter zu bändigen als eine Horde Schüler in der Pubertät.« Mit etwas Wehmut dachte Karin an ihre bisherige Karriere als Realschul-Lehrerin zurück.

Tamara lachte. »Ich hoffe, das war als Kompliment gemeint.«

Karin grinste.

Frau von Taubach blätterte etwas in ihrer Mappe, dann blickte sie Karin ernst an. »Wenn alles stimmt, dann möchte Tamara sich Ihnen unterordnen und die Verantwortung abgeben. Gleichzeitig möchte sie aber auch, dass der Lehrgang im Gesamten so läuft, wie sie sich das vorgestellt hat und gegebenenfalls eingreifen können.«

Karin wunderte sich über die Prinzessin. Sie wollte die Verantwortung abgeben, aber trotzdem bei Bedarf bestimmen, wo es lang gehen sollte? Erst viel später sollte sie den Fachbegriff dazu kennenlernen. »Topping from the bottom«

Einerseits wollte sie sich das natürlich nicht ‚bieten’ lassen, denn das passte irgendwie nicht zu dem ersten Wunsch Tamaras. Andererseits war sie sich bewusst, dass Tamara ja den ganzen Lehrgang entworfen hatte, und sich damit also viel besser aus kannte, während sie selbst noch alle paar Minuten über ihre eigene Unerfahrenheit stolperte. Ein gelegentliches Verlassen von Tamaras Bondagetten-Rolle wenigstens zur Kommunikation war also nicht nur nötig, sondern auch für die Sicherheit geboten.

Karin kam eine Idee. »Könnte man das nicht mir der Ampel verbinden? Wie wäre es mit »Blau« und der Botschaft, »Es stimmt etwas nicht und das möchte ich Ihnen mitteilen?« Oder vier mal klopfen oder etwas Ähnliches.«

Tamara wartete die Reaktion der Direktorin gar nicht erst ab. »Genau so werden wir es machen.«

Frau von Taubach warf noch einmal einen Blick auf ihre Mappe. »Dann hätten wir alles besprochen?«

Tamara musste kurz nachdenken, dann antwortete sie, dass sie mit dem Verlauf des Gesprächs sehr zufrieden sei.

Karin war erleichtert. »Ich werde mein Bestes geben.«

Tamara lächelte. Doch dann fiel ihr Blick auf die anderen Mädchen, die so gut wie alle ihren Lieblingsknebel trugen. Sie drehte sich zu Karin und griff zu ihrem Kopfgeschirr, welches vor ihr auf dem Tisch lag. »Haben Sie sich schon mit meinem großen Kopfgeschirr vertraut gemacht?«

Tamara nahm es in die Hand, ordnete die Riemen etwas und reichte es dann Karin. »Könnten Sie es mir besonders streng anlegen?«

Karin nahm das Geschirr in die Hand und blickte etwas ratlos auf das große Gewirr der vielen Riemen. Was ihr vor allem auffiel war, dass das Geschirr keine Schnallen hatte, wie es sonst üblich war.

Tamara schien dies zu spüren. »Das Geschirr wird mit Klettverschlüssen geschlossen. Die tragen nicht so auf und können sehr fein eingestellt werden.«

Karin versuchte, sich einigermaßen geschickt anzustellen. Sie griff zum Ball und zog die Riemen von ihm weg. Sie glaubte erkannt zu haben, wie herum auf Tamaras Kopf gehören würde. Trotzdem fragte sie nach. »So herum?«

Tamara lächelte verträumt. »Ja, so ist es richtig.«

»Wo kommen denn die vielen Riemen hin?« Irgendwie war Karin klar, dass Tamara es nicht mehr so gut erklären konnte, wenn sie den Ball erst einmal im Mund haben würde.

Tamara zeigte den Verlauf der Riemen an ihrem Kopf. »Der Hauptriemen verläuft vom Ball links und rechts in den Nacken. Von den Wangenringen nach unten verlaufen die beiden Kinnriemen. Dann gibt es den Y-Riemen, der nach oben bis zur Kopfmitte läuft. Auf der Stirn gibt es einen weiteren Ring um den Kopf und von dort verlaufen noch Riemen zu den Wangenriemen.«

Karin versuchte sich die Lage der einzelnen Riemen einzuprägen. Dann bat sie die Prinzessin, ihren Mund zu öffnen. Tamara kam der Bitte mit leuchtenden Augen nach.

Karin hatte mit dem Anlegen der diversen Riemen keine Schwierigkeiten. Dabei hatte sie sich einen Plan zurecht gelegt. »Ich schaue erst mal, dass alle Riemen an die richtige Stelle kommen und dann werde ich sie festziehen, ist das in Ordnung?«

Tamara nickte leicht. Ihre Hände zitterten, als sie die Riemen immer stärker um ihren Kopf spürte.

Schließlich war Karin fertig. »So, das war’s.«

Auf einmal blickte die Prinzessin etwas verlegen zu Karin und deutete mit den Händen auf ihre Arme und Beine.

Karin ahnte was Tamara wollte. »Ich nehme an, ich soll Ihnen das Kleid noch vollständig schließen?«

Die Prinzessin nickte noch etwas verlegen.

»Zwei mal 'ganz', nehme ich an?« Karin ahnte, dass die Frage unnötig gewesen wäre.

Die Prinzessin nickte und blickte Karin bittend an.

Die nötigen Handgriff beherrschte Karin jetzt schon etwas besser. Mit wenigen Handgriffen hatte sie Tamara so wie vorgesehen vollständig in das Kleid eingeschlossen.

Die Augen der Prinzessin glänzten, als sie danach ihre verbleibende Freiheit auslotete. Sie strahlte. Doch dann blickte sie Karin ein klein wenig verlegen an und versuchte einen Knicks. Doch durch das Kleid blieb es bei dem Versuch. Dann drehte sie sich um und begann, sich ein wenig im Rhythmus der Musik zu bewegen.

Karin blickte ihr fasziniert hinterher und sah, dass auch andere Mädchen zur Musik tanzten. Zumindest soweit, wie es ihnen die sehr restriktiven Kleider erlaubten. Karin wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber der Anblick hatte etwas sehr faszinierendes.

Doch es tanzten nicht alle Mädchen. Die vier »Ponymädchen« hatten Ponygirl-Magazine entdeckt und saßen am Tisch, um darin zu schmökern.

Karin hatte erst nicht verstanden, warum sie gelegentlich aufstanden, um sich gleich danach wieder hinzusetzen. Das war ihr bisher nur so aus dem Augenwinkel aufgefallen. Jetzt erkannte die Lehrerin, warum sie das machten. Die Ärmel ihrer Kleider waren alle ganz geschlossen und nur so war es ihnen möglich, in dem Magazin eine Seite umzublättern.

Doch am beeindruckensten waren Birgit und Alexandra mit dem Doppelknebel, mit dem ihre Köpfe dicht aneinander gehalten wurden. Karin kam nicht umhin, gelegentlich zu ihnen hinüber zusehen. Sie machten einen sehr verliebten und glücklichen Eindruck und schienen das Wahr werden ihres Traum mehr als nur zu genießen Beide stöhnten leise vor sich hin und fast im gleichen Rhythmus hatten beide die Augen geschlossen oder blickten sie sehr verliebt an.

Karin ließ ihren Blick zu ihrer Tochter gleiten. Auch sie machte einen sehr zufriedenen Eindruck und hatte die Augen auch die meiste Zeit geschlossen. Karin versuchte, den Ärger beiseite zu schieben und ahnte, dass ihre Tochter jetzt sehr glücklich und zufrieden war.

Petra saß gedankenverloren auf dem Sofa. Karin sah, dass sie neben dem Kopfgeschirr noch etwas seltsames um den Hals trug, was ihr augenscheinlich die Bewegungsfreiheit ihres Kopfes nahm. Sie erinnerte sich, dass sie in der Ausrüstungskammer solche Geräte gesehen hatte.

* * *

Andrea sah, dass Tamara aufgestanden war. So wagte sie es und ging zu ihrer Chefin, und setzte sich auf den Platz von Tamara. Sie blickte zunächst sie etwas besorgt an.

Frau von Taubach schien zu wissen, was sie bewegte. »Ja, ich denke, jetzt ist ein guter Zeitpunkt.« Sie blickte sich im Raum um. »Warten sie auf mein Zeichen und bringen sie Sie dann her.«

Sie bat Karin, sitzen zu bleiben und stellte noch einen vierten Stuhl dazu. Dann setzte sie sich wieder und wandte sich an die Lehrerin. »Was nun kommt, ist sehr wichtig für ihre Tochter. Bitte versuchen Sie all ihren Groll zu vergessen und nehmen sie ihre Tochter so, wie sie jetzt ist. Es ist sehr sehr wichtig für Kirsten.« Sie machte eine Pause, um die Wichtigkeit ihrer Worte zu betonen. »Sie möchte Ihnen die Funktionen ihres Mundverschlusses vorführen.«

Karin konnte nicht verhindern, einmal laut aufzustöhnen.

»Bitte bedenken Sie«, sprach die Chefin weiter, »dass sich mit dem Kieferverschluss sich ihrer Tochter ein sehr großer Wunsch erfüllt hat. Bitte akzeptieren sie es.« In diesem Moment blickte sie geradezu flehend zu Karin.

»Es fällt mir so unendlich schwer.« Karin seufzte.

»Sie möchten doch, dass Kirsten glücklich wird.«

Karin seufzte wieder.

»Dann weisen sie sie jetzt nicht zurück, sondern nehmen sie so, wie sie ist.«

Karin nickte kraftlos.

»Versuchen sie, die Grausamkeit, die ihrer Tochter angetan wurde, zu übersehen, dann können sie stolz auf sie sein, denn sie hat jetzt etwas wirklich außergewöhnliches.«

»Geben Sie mir noch einen Moment Zeit.« Karin senkte den Kopf und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich hob sie ihren Kopf wieder und nickte ihrer Chefin zögernd zu.

Frau von Taubach winkte Andrea zu. »Frau Falk wird ihnen noch kurz die Funktionen erklären und dann wird sie Kirsten zu ihnen führen.« Dann flüsterte sie ihr noch ein »Viel Erfolg« zu.

* * *

Als Kirsten mit langsamen Schritten auf sie zu kam, musste Karin lächeln. So sah sie immer aus, wenn sie wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen hatte. Zuerst hatte Karin angenommen, Kirsten wäre wegen des Mundverschlusses so langsam unterwegs, doch dann erkannte sie, dass sich auch Kirsten für die komplett geschlossene Kleid-Variante entschieden hatte, bei der sie nur noch Trippelschritte machen konnte. Gleichzeitig fehlten ihr die Arme, um etwas zu balancieren.

Für einen Moment war Karin fasziniert davon, wie sehr restriktiv ein paar unschuldige Stoffbahnen sein konnten. Sie versuchte, die leuchtenden Augen ihrer Tochter zu übersehen, als sie dann endlich vor ihr stand.

»Hallo Mama«, ihre Stimme zitterte deutlich und Karin konnte nicht anders, als sie in den Arm zu nehmen und sie an sich zu drücken. Dem Zucken der Arme nach hätte Kirsten ihre Mutter auch gern in die Arme genommen, doch das neue Kleid verhinderte dies zuverlässig.

Schließlich löste Karin die Umarmung und Kirsten blickte kurz zu Andrea, die hinter ihr stand. »Ich möchte es dir zeigen.«

Andrea hob ihre Hand und ließ sie entlang des dünnen Metallbügels bis zum Schnarnier entlang gleiten. »Mein Kieferverschluss.« Es kostete Kirsten Kraft, dieses Wort in Gegenwart ihrer Mutter auszusprechen.

Karin hatte bisher verdrängt, sich mit den Apparaturen links und rechts vom Kopf zu befassen, jetzt nahm sie sich alle Kraft zusammen und zeigte ehrliches Interesse. Es erschauderte sie nachwievor, dass jemand Freude daran fand, seinen Kiefer nicht mehr bewegen zu können und es tat ihr weh, dass es ausgerechnet ihre Tochter war.

Tamara stand plötzlich neben Karin und hielt ein Stofftaschentuch in der Hand. Sie knüllte es demonstrativ zu einem Ball zusammen und reichte es dann wortlos Karin.

Karin stutzt erst einen Moment, doch dann erkennt sie, was Tamara ihr damit sagen wollte. Sie blickte einmal fragend in Tamaras Gesicht und diese nickte ihr aufmunternd zu.

Karin nahm sich alle ihre Kraft zusammen. Sie nahm Andrea den Schlüssel aus der Hand und steckte ihn so, wie es Andrea ihr erklärt hatte, in das Scharnier. Zunächst stellte sie es auf 'Auf'. Dann wartete sie.

Kirsten war etwas verwundert und schien etwas fragen zu wollen. Doch als Reaktion passierte nur, dass sich ihr Mund weiter öffnete. Kirsten blickte ihre Mutter erschreckt an. Wieder war ein leises Knacken hören, das anzeigte dass sich ihr Kiefer noch weiter geöffnet hatte.

Karin zwang sich ein Lächeln ins Gesicht. »Ich möchte doch nicht, dass Du mir auf die Finger beißt.«

Kirsten blickte ihre Mutter noch verblüffter an. Wieder waren zwei Klicks zu hören.

Karin nahm das kleine Stoffbündel und schob es genauso sorgfältig wie vorsichtig in den Mund ihrer Tochter. Zum Schluss nahm sie den Schlüssel und stellte ihn das Schloss auf 'Zu'. Dann blickte sie ihre Tochter erwartungsvoll an.

Kirsten war schon etwas erleichtert, dass sie ihren Kiefer wieder bewegen konnte, sie schloss ihn, um einmal schlucken zu können. Groß war ihr Erstaunen, als sie feststellte, dass sie ihn nicht wieder öffnen konnte.

Karin reichte mit dem Schlüssel ein letztes Mal zum Kiefer und stellte ihn auf 'Geschlossen'. Dann gab sie Andrea den Schlüssel zurück.

Kirsten begriff erst langsam, dass sie soeben von ihrer Mutter mit ihrem Mundverschluss geknebelt wurde. Freudentränen liefen über ihre Wange und als Karin sie wieder in den Arm nahm, weinte Kirsten sehr sehr glücklich.

Andrea sagte etwas zu Kirsten. Diese nickte und gab ihrer Mutter mit den jetzt versiegelten Lippen einen Kuss. Karin nahm sie noch einmal in die Arme, dann streichelte sie ihr über den Kopf und wünschte ihr eine gute Zeit.

Erst nach einiger Zeit, als Kirsten sich schon wieder dem Tanzen zugewendet hatte, kam Frau von Taubach auf Karin zu und nahm sie ihrerseits in den Arm. »Das haben sie sehr sehr gut gemacht.«

»Es ist mir so unendlich schwer gefallen«. Karin seufzte tief.

»Aber es war genau das richtige.« Sie strich ihr noch einmal über die Hand.

* * *

Karin war erleichtert, als ihre vier Mädchen ihr ohne Widerstand in ihre Teamzimmer folgten. Kurz zuvor hatte Frau von Taubach im Pausenraum an die baldige Nachtruhe erinnert und gebeten, den Anweisungen der Trainerinnen zu folgen.

Alexandra und Birgit strahlten um die Wette und machten einen sehr glücklichen Eindruck. Karin hatte sie auf Nachfrage noch im Pausenraum von dem Doppelknebel befreit, denn so sagte sie sich, das Gehen damit wäre doch sehr umständlich.

Beide Mädchen bedankten sich sehr höflich für die Hilfe und versanken darauf in einem sehr innigen Kuss.

Im Zimmer angekommen, öffnete Karin bei allen vier Mädchen die Verschlüsse an Armen und Beinen und zog den Reißverschluss auf dem Rücken auf. Doch zur allgemeinen Überraschung war es den Mädchen immer noch nicht möglich, sich aus dem Kleidern zu befreien. Erst als Karin ihnen die Kleider von den Schultern zog, kamen die Mädchen allein zurecht.

»Die Kleider sind echt toll.« Alexandra sprach aus, was alle dachten. »Es ist unmöglich, sie ohne Hilfe auszuziehen, selbst wenn sie offen sind.«

Tamara schwieg zu diesem Lob, doch ihre Augen sprachen Bände, als sie sich auf dem Weg ins Bad befanden.

* * *

Karin ging zu den vier Betten und schlug die Bettdecke zurück. Noch immer erschauderte es sie etwas, als sie die Schnallen sah, die die Mädchen während der Nacht gefesselt halten würden. Sie setzte sich auf eines der Betten und ihre Hand spielte mit einer der Schnallen. Sie fragte sich, wie es Kirsten wohl ergehen würde.

»Sie haben das mit ihrer Tochter und dem Mundverschluss sehr gut gemacht.« Tamara kam in den Raum und ging auf ihr Bett zu.

Karin seufzte tief. Dann erhob sie sich und ging zu der Prinzessin, die sich schon mit erwartungsvollen Augen ins Bett gelegt hatte. Mit schon fast routinierten Handgriffen hatte sie die fünf Schnallen um die Arme und Beine der Prinzessin gelegt. Dann breitete sie die Decke über sie aus.

Juliane kam in das Zimmer. Sie ging ein wenig langsamer.

Karin ahnte, dass sie Juliane nicht drängen durfte. So wartete sie geduldig, bis sie sich auch auf das Bett gelegt hatte. Doch erst als Juliane ihrer Betreuerin verlegen zunickte, fixierte Karin sie ebenfalls an das Bett und deckte sie anschließend zu.

Nur bei Birgit und Alexandra musste Karin ein wenig deutlicher werden. Das Liebespaar war nur mit Mühe zu trennen und erst als Karin sie an den Armen fasst und auseinander zog, schienen sie aus ihrem Liebestraum zu erwachen und ließen sich ebenfalls für die Nacht ans Bett fesseln.

Karin wünschte ihren vier Mädchen eine gute Nacht, dann löschte sie das Licht und verließ den Raum.

* * *

Die Nachbesprechung des Tages war im kleinen Unterrichtsraum angesetzt. Auf dem Weg dahin ließ Karin sich durch den Kopf gehen, was sie berichten wollte.

Andrea und Daniela waren schon anwesend. Karin trat ein und nahm ebenfalls Platz. Gleich darauf betraten auch Elke und Frau von Taubach den Raum.

»Ich will es kurz machen.« begann die Chefin. »Ich war mit dem Ablauf des Tages sehr zufrieden. Gäbe es etwas anzumerken?« Sie blickte die vier Betreuerinnen kurz an.

Daniela merkte an, dass ihre vier Ponymädchen sehr ungeduldig sind. »Man müsste sie etwas aus bremsen.«

Frau von Taubach machte sich eine Notiz. »Wie haben sie denn auf das Kleid reagiert?«

Daniela lächelte verschmitzt. »Ja, sie haben recht. Das wird sie morgen gut unter Kontrolle halten.«

»Was machen Deine Mädchen?« Die Direktorin blickte Elke etwas besorgt an. »Wirkt unsere Therapie?«

Elke lächelte »Also Sabrina ist schon geheilt. Sie möchte von all den Sklavinnenzeug nichts mehr wissen und ihren Freund möchte sie zum Teufel schicken.« Doch dann wurde sie ernst. »Bei den anderen sieht es nicht so gut aus. Besonders Sophie ist sehr rebellisch. Sie lässt sich überhaupt nicht beeindrucken.«

Wieder machte sich Frau von Taubach Notizen, dann drehte sie sich zu Andrea. »Wie geht es ihren Mädchen? Marianne und Petra haben ich ja kaum gesehen«

»Die beiden sind sehr apathisch.« Andrea legte ihren Kopf kurz zurück und schien nachzudenken. »Marianne macht einen sehr ängstlichen Eindruck, wobei sie sich aber nicht vor den Fesseln fürchtet. Es scheint etwas anderes zu sein, vor dem sie Angst hat.«

Die Direktorin nickte wissend.

»Petra macht einen eher traurigen Eindruck.« Andrea wirkte besorgt. »Sie ist sehr teilnahmslos und zeigt so überhaupt keinen Ehrgeiz.«

Die Direktorin wandte sich an Daniela. »Sie sind ihre beste Freundin. Wollen Sie es erklären?«

Daniela musste einmal schlucken, dann berichtete sie davon, dass Petra vor kurzem ihren Mann verloren hatte und seitdem sehr sehr unglücklich gewesen sei. »Sie war bei ihm fast immer irgendwie gefesselt und das hat sie sehr genossen. Sie war todunglücklich, bis ich sie hier her gebracht habe.« Sie berichtete, dass sich Petras Stimmung hier schon wesentlich gebessert hätte. »Geben sie ihr noch einige Zeit, dann wird hier aufleben. Sie mochte die Unfreiheit immer sehr gern und wird hier glücklich werden.

Frau von Taubach ergänzte ihre Notizen. »Bei den anderen Mädchen habe ich mir selbst ein Bild machen können. Wie sieht es mit dem Punktekonto aus?«

Daniela führte die Liste und nahm sie zur Hand. »Wir hatten bisher nur die Regeln beim Mittagessen, die bewertet wurden.« Sie las die Liste vor. Christine hatte drei Punkte, Marianne und Anna hatten zwei, Birgit und Alexandra sowie Tamara hatten noch keinen Punkt. Alle anderen hatten einen Punkt bekommen.

Elke schien sich an das Mittagessen zu erinnern. »Eigentlich hatte Christine Recht, es war schon unfair.«

Frau von Taubach musste lächeln. »Im Prinzip ja, aber so lernen sie, stets genau zuzuhören. Das ist einfach sehr wichtig bei ihrem zukünftigen Leben.«

Karin wollte wissen, welche Konsequenzen diese Punkteliste hatte.

»Tamara wollte hier kein Strafregiment haben, obwohl wir damit durchaus Erfahrung haben.« Sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. »Aber es gibt oft Gelegenheiten, wo die Schülerinnen sich etwas aussuchen dürfen. Die Positionen für die Mittagsruhe hatte ich schon vorgestellt. Die Schülerinnen mit den wenigsten Punkten dürfen zuerst auswählen. Die Punkte stellen also eine Rangfolge dar.«

Daniela wartet die Frage von Karin gar nicht erst ab. »Ihre Tochter hat bisher einen Punkt.«

Karin lächelte etwas verlegen.

»Die Ergebnisse der Freitagsprüfungen werden ebenfalls in diese Rangliste eingehen, so dass sich da auch schnell Verschiebungen ergeben können.« Frau von Taubach blätterte in ihrer Mappe. »Morgen werde ich die Theoriestunden halten, sie hatten bisher noch keine Zeit, sich in den Stoff einzuarbeiten.« Sie reichte Karin eine Mappe. »Machen Sie sich bitte damit vertraut, Sie werden am Mittwoch ihre erste Stunde halten.«

Karin nahm die Mappe sehr aufmerksam entgegen. Sofort fiel ihr der Titel auf. »Benimm und Umgangsformen für eine Bondagette« Sie blätterte kurz darin. Die äußere Form kam ihr sehr bekannt vor.

»Ein wenig von ihrer Stunde wird am Freitag in der Prüfung gefragt werden.« Die Direktorin nannte eine Seitenzahl. »Dort finden sie die voraussichtlichen Prüfungsfragen.«

Karin fühlte sich sehr an ihren früheren Beruf erinnert und sie wurde etwas wehmütig. Doch dann schlug sie die Mappe zu und blickte ihre Chefin zuversichtlich an. »Ich werde es hin bekommen.«

* * *

Karin schloss die Tür zu dem kleinen Appartement, welches für ihre Zeit im Kloster ihre Wohnung war. Viel Zeit hatte sie darin noch nicht verbracht. Es war auch nicht besonders groß und eher spartanisch, aber trotzdem liebevoll eingerichtet.

Sie zog sich ihre Stiefel aus und während sie sie in die Ecke stellte, dachte sie darüber nach, wie bequem sie doch waren im Vergleich zu der langen Tragedauer. Trotzdem hatten sie ein sehr strenges Aussehen und Karin war froh, die Stiefel hier tragen zu »müssen«. Freiwillig hätte sie nie den Mut dazu aufgebracht, in Overkneestiefeln herum zu laufen.

An ihrem Gürtel hing in einer Schlaufen der Ballknebel mit der orangenen Kugel, den sie heute Nachmittag für sich anfertigen musste. Karin nahm ihn aus der Halterung und legte ihn vor sich auf den Tisch. Sie platzierte die Mappe mit dem Unterrichtsstoff daneben und wollte sich gerade setzen, als ihr eine Idee kam. Sie ging zum Nachttisch und holte sich den Wecker, um ihn neben die Mappe zu legen, dann setzte sie sich an den Tisch und hielt kurz inne.

»Du musst verrückt sein, dass du das freiwillig machst.« sagte sie in Gedanken zu sich, doch dann griff sie zu ihrem Knebel und nahm ihn hoch.

Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie die Riemen ordnete und sich den Ball vor den Mund hielt. Sie öffnete ihre Lippen und sehr nervös legte sich den Knebel an. Sie warf einen Blick auf den Wecker und nahm sich vor, mindestens fünf Minuten durchzuhalten.

Ihr Herz klopfte laut, als sie nun die Mappe aufschlug und sich in den Lernstoff vertiefte.

* * *

Als sich ihr Kiefer bemerkbar machte, blickte Karin von ihre Mappe auf und blickte auf den Wecker. Sie war erstaunt, denn sie hatte schon acht Minuten durchgehalten.

Sie griff in ihren Nacken und hatte einige Mühe, um die Schnalle des Knebels zu öffnen. Als sie den Ball aus ihrem Mund nahm, entdeckte sie die kleine feuchte Stelle vor sich auf dem Tisch. Ihr gingen die Worte von Tamara und ihrer Tochter durch den Kopf, dass es mit dem Ball im Mund nicht möglich sei zu schlucken und dass deswegen der Speichel laufen würde. Sie schämte sich ein wenig, weil es ihr überhaupt nicht aufgefallen war. Sie hatte sich so sehr in den Lernstoff vertieft, dass sie es einfach nicht wahrgenommen hatte.

* * *

Während Karin sich für das Bett fertig machte, versuchte sie das, was sie gerade gelesen hatte, noch einmal zusammenzufassen. Die wichtigste Grundlage für die Benimmregeln, die sie zu unterrichten hatte, waren einige Abgrenzungen. Eine Bondagette sei weder eine Devotee, noch eine Sklavin und erst recht keine Masochistin. Karin hatte diese Begriffe zwar zur Kenntnis genommen, aber die genaue Bedeutung wusste sie nicht. Es waren einige Quellen angegeben, bei denen sie die Bedeutungen nachlesen konnte. Sie hoffte, dass sie die entsprechenden Bücher in der Bibliothek finden würde.

* * *

Im Bett ließ Karin sich ihren ersten Arbeitstag noch einmal durch den Kopf gehen. Unterrichten musste sie noch nicht, aber sie hatte schon sehr viel Zeit mit den faszinierenden Mädchen verbracht, die ihr anvertraut waren.

Vorallendingen musste Karin lernen, ihre Vorurteile aussenvor zu lassen. Sie schob es ihrer Vergangenheit zu, dass sie Fesseln und Knebeln als etwas sehr Negatives einschätzte. Immerhin hatte die Ereignisse um ihre Tochter ihr die Anstellung als Lehrerin gekostet und daran hatte sie lange zu kämpfen gehabt. Erst als sie sah, wie glücklich Alexandra und Birgit waren, wenn sie die Monos trugen, zeigte ihr, dass es anscheinend auch eine positive Seite von Bondage geben konnte.

Sie hatte aber auch schon das Vertrauen gefühlt, welches die Mädchen in ihre Betreuerin setzten. Es war Karin klar, dass ihre Schützlinge in ihren Fesselungen oft sehr hilflos waren und auf ihre Hilfe bauten. Sie war fest entschlossen, dieses Vertrauen auch nicht zu enttäuschen.

Dabei hatte es ihr besonders Tamara angetan, die zweifelsohne im Mittelpunkt dieses Lehrgangs stand. Anscheinend hatte ihr Vater genügend Mittel, um seiner Tochter diesen sehr aufwendigen und gewiss teuren Lebensstil zu ermöglichen. Die Prinzessin konnte dabei vollständig ihren Wünsche und Träumen nachgeben und ihre, wie sie es selbst formuliert hatte, etwas schrägen Veranlagung ausleben.

Zudem fragte sich Karin immer noch, wie denn ein »Leben in Fesseln« mit einem Beruf zu vereinbaren sei. Ihr fielen auf Anhieb keine Beschäftigungen ein, bei denen die Fesseln und vor allem der Knebel nicht stören würden.

Andererseits glaubte sie auch Tamaras Erklärung verstanden zu haben, dass nicht die Unbeweglichkeit das Ziel der Fesselungen und Einschränkungen war, sondern nur das Erschweren der Bewegungen. Allerdings verstand sie den Sinn dahinter noch weniger.

Sie war irgendwie auch froh, dass der Tag vorüber war. Am meisten freute es sie, dass sie mit ihrer Tochter wieder im Reinen war, auch wenn sie mit den Wünschen ihrer Tochter nach Gefangenschaft und körperlichen Einschränken noch so ihre Probleme hatte. Vor allem die nicht wieder rückgängig zu machenden Verstümmlungen im Gesicht wegen des Mundverschlusses ließen ein paar Tränen fließen. Dennoch blieb ein positiver Gesamteindruck, weil sie fühlte, dass ihre Tochter zu ihr zurück gekommen war.

Und Karin war fest entschlossen, ihrer Tochter die Freiheit zu geben, nach der sie verlangte und bei der sie glücklich war: die Unfreiheit.


Hier ist noch ein Bild des Originalkleides von John Willie.