Die Chance ihres Lebens

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Die Chance ihres Lebens – Die Gäste

Autor: Karl Kollar

»Ihr könnt dann abräumen.« Herr Martin Breitsamer gab den beiden Dienstmädchen Jennifer und Silvia ein Zeichen, dann lehnte er sich zurück und lächelte seiner Schwester Sybille Breitsamer zu. »Ich freue mich richtig auf heute Abend.«

»Ich freue mich auch.« Sie blickte ebenfalls kurz auf die beiden jungen Mädchen, die heute zur Probe mal die Rollen der Dienerinnen übernommen hatte. Doch dann verzog sich ihr Gesicht in Sorgenfalten. »Wenn uns bloß diese Reporterin keinen Strich durch die Rechnung macht.«

Jennifer und Sylvia blickte sich noch einmal kurz verliebt in die Augen, dann machten sie sich mit kleinen Schritten auf den Weg zum Tisch.

»Seid ihr sicher, dass ihr so arbeiten könnt?« Herr Breitsamer blickte immer noch mit etwas Zweifel auf die beiden Mädchen, die sich dem Tisch näherten. »Ich frage mich, dass das nicht zu restriktiv ist. Wir wollen unsere Gäste schließlich nicht zu lange warten lassen.«

»Die beiden Röcke sind im Moment auf eine sehr kurze Schrittlänge eingestellt«, erklärte seine Schwester. »Vielleicht sollten wir heute Abend erst mal mit etwas weiterer Schrittlänge beginnen.«

Beide Mädchen trugen einen langen fast weiten Rock und es war nicht zu erkennen, was wirklich ihre Schrittlänge begrenzte. Aber dafür waren die anderen Restriktionen mehr als deutlich zu erkennen. Sylvia trug ihre Arme in einem Monohandschuh und hatte ein großes Tablett umgeschnallt, während Jennifer ein sehr strenges Halskorsett trug, dass ihr bis über an die Nase reichte und außerdem mit Riemen über dem Kopf gesichert war.

»Wie gefallen dir unsere Lieblinge?« Frau Breitsamer lächelte ihren Bruder an. »Sehen sie nicht toll aus?«

»Hauptsache, sie sind schnell genug.« Herr Breitsamer war wenig beeindruckt. »Wie soll das überhaupt funktionieren?«

»Jetzt gib ihnen doch eine Chance.« Sie trank einen Schluck Wein aus ihrem Glas. »Jennifer hat die Arme frei und Silvia kann mit den Gästen reden. Das wird bestimmt funktionieren. Wo ist eigentlich Frauke?«

»Sie hat sich hingelegt, weil sie sich nicht wohl fühlt.« Er bedauerte die Abwesenheit seiner Frau.

»Es ist doch immer das gleiche mit ihr.« Sybille seufzte. »Wenn etwas wichtiges ansteht, dann kneift sie.«

»Sybille, bitte.« Er seufzte empört.

Die beiden Mädchen waren mittlerweile am Tisch angekommen und Jennifer begann, das Geschirr auf das Tablett zu stellen, welches Sylvia vor sich trug. Sie versuchte, sich zu beeilen und verzichtete darauf, zwischendurch ihre Geliebte anzusehen. Sie wussten von der Wichtigkeit des Abends, und sie waren bereit, unter diesen neuen ganz ungewohnten Bedingungen zu arbeiten.

Es war die Idee von Frau Breitsamer gewesen, die der Meinung war, ihre beiden Schützlinge könnten sich nützlich machen und ihr Konto etwas aufbessern. Gemeinsam hatten sie sich ihr Outfit überlegt und hofften nun, Herrn Breitsamer von ihren Fähigkeiten zu überzeugen.

Dieser blickte immer noch sehr skeptisch auf die beiden Mädchen, die dabei waren, den Tisch abzuräumen. »Wäre es nicht sinnvoller, sie würden das Tablett in den Händen halten?«

Noch bevor Sylvia antworten konnte, fuhr schon seine Schwester dazwischen. »Ich dachte, dass wir möglichst viele unserer Produkte präsentieren.« Sie blickte ihren Bruder herausfordernd an. »Oder hast du kein Vertrauen in deine Arbeit.«

»Wie lange tragt ihr jetzt schon die Keuschheitsgürtel?« Er wechselte das Thema.

»Fast vier Wochen«, antwortete Silvia, während sie versuchte, das Tablett ruhig zu halten. »Seit wir hier sind.« Sie zögerte etwas. »Mit den Vibratoren ist das gut auszuhalten.«

»Habt ihr keine Hygiene-Probleme?« An solchen Langzeitversuchen hatte er immer Interesse.

»Nein, das stört überhaupt nicht.« Sylvia strahlte. »Das ist echtes Hightech. Wenn die Vibratoren nicht gebraucht werden, dann sind sie so gut wie nicht zu bemerken.« Sie wurde ein klein wenig rot dabei.

»Und für heute Abend ist alles vorbereitet?« Er nahm einen Schluck Wein.

»Wir üben.« Silvia traute sich, ihrer Freundin einen verliebten Blick zu zuwerfen.

»Ich schenke euch noch zwei zusätzliche Stunden.« Er griff zu seinem Smartphone und tippte etwas hinein.

»Pro Person« fragte seine Schwester mit neugieriger Miene.

»Nein, zusammen.« Er legte das Phone wieder auf den Tisch. »Wir wollen es ja nicht übertreiben.« Er blickte auf die Uhr. »Macht bitte noch eine Stunde Pause, dann bereitet euch für die Ankunft der Gäste vor.«

Er wartete, bis Jennifer alles auf das Tablett gestellt hatte, dann wandte er sich an seine Schwester. »Wie geht es Bella? Freut sich sich schon auf die Ankunft der anderen Hündin?«

»Oh«, Sybille war überrascht. »Ich habe ihr noch gar nichts davon gesagt.« Bella war ihre Geliebte, die aber seit einigen Wochen auf eigenen Wunsch hin ihr weiteres Leben als eine menschliche Hündin verbrachte. »Sie hat immer noch Probleme, sich an das Sprachmodul zu gewöhnen.«



»Etwas anderes noch.« Ihr Tonfall hatte sich verändert. »Warum hast du die Tochter des Herzogs hier einquartiert? Wir sind doch weder ein Internat noch ein Hotel.«

Er wischte den Einwand weg. »Es kann doch nur gut sein, wenn wir unsere Entwicklungen an echten Kundinnen testen können. Dann müssen wir nicht immer unsere Töchter bemühen.«

»Es sind deine Töchter, darf ich dich daran erinnern?« Dies wollte seine Schwester doch richtig stellen.

»Außerdem sehe ich da einen Markt. Ich wurde schon öfters gefragt, ob es keine Möglichkeit gibt, unliebsame Familienangehörige für eine gewisse Zeit verschwinden zu lassen.«

Sybille stand der Mund auf. »Du willst damit auch noch Geld verdienen?«

»Warum nicht?« Er schenkte sich Wein nach. »Der Herzog lässt sich die Unterbringung seiner Tochter einiges kosten.«

»Und wer soll sie betreuen?« Sie war fassungslos. »Wir haben kein Personal dafür. Wir sind doch kein Hotel.«

Er schien dies schon durchdacht zu haben. »Silvia und Jennifer werden sich gern um sie kümmern. Damit können sie sich ein paar Stunden dazuverdienen.«

»Ich hoffe, du weißt was du tust.« Sie war empört. »Was machst du Dienstag mit ihr, wenn die Konzernspitze zu der Klausurtagung kommt?«

»Darüber haben wir schon gesprochen, sie ist einverstanden, den Tag eine Pause zu machen.«

* * *

Es war schon später Nachmittag, als der Wagen des Herzogs auf dem Schlosshof zu halten kam. Der Herzog stieg aus und ging zunächst allein an die Rezeption. Gleich darauf kam er in Begleitung von Herrn Breitsamer und seines Schwiegersohns Volker zurück. Volker schob ein Ungetüm von Rollstuhl vor sich her.

Sybille Breitsamer kam von der anderen Seite aus dem Schloss und ging auf das Auto zu. So wie es abgesprochen war, wollte sie die neue Herzogin durch ein Gespräch ablenken, während ihre Männer die Herzogstochter in den Gästebereich bringen sollten. Sie trat an die Beifahrerseite und gab ihnen ein Zeichen, dann verwickelte sie die Herzogin wie abgesprochen in ein Gespräch.

Die Männer mussten ziemlich viel Kraft anwenden, um Tamara, die Tochter des Herzogs aus erster Ehe aus dem Auto ziehen und in den Rollstuhl zu bugsieren. Die Tochter wehrte sich heftig und schrie so lange, bis sie durch Riemen und einen Knebel zu Ruhe gezwungen war. Als sie von den Männern hinein gerollt wurde, wehrte sie sich immer noch genau so heftig wie vergeblich gegen die Riemen, die sie an dem Rollstuhl fixierten.

Doch kaum war sie außer Sichtweite, als sie abrupt mit ihren Bewegungen aufhörte und sich von den Männern ohne weitere Gegenwehr auf ihr Zimmer bringen ließ.

Erst im Zimmer wurde ihr von Volker der Knebel wieder abgenommen. »Waren sie mit unseren Diensten zufrieden?«

Tamara rieb sich die Hände. »Etwas weniger grob hätte auch gereicht.«

»Entschuldigen sie«, erklärte Volker, »aber sie hatten ausdrücklich verlangt, dass es echt aussehen soll.«

»Ist schon in Ordnung.« Sie grinste ein wenig. »Ich hätte mich vielleicht auch weniger wehren sollen. Hauptsache, sie glaubt, dass ich nicht hier sein will.« Zu ihrer großen Freude sah sie, dass ihr Bett schon mit dem Segufix bezogen war. »Können sie mich bitte gleich festschnallen? Meine Eltern kommen sicher gleich noch mal zum kontrollieren.«



Doch zu ihrer Überraschung kam später nur noch ihr Vater an ihr Bett. »Ich wollte mich noch von dir verabschieden. Du willst das wirklich durchziehen?«

»Auf jeden Fall!« Tamara wunderte sich, wo ihre Stiefmutter geblieben war.

»Sie sagt, sie sei froh, dich nicht mehr sehen zu müssen und sie hofft, dass sie dich hier ordentlich ran nehmen.« Er machte einen sehr bedrückten Eindruck. »Sie sollen etwas tun für das viele Geld.«

Die Tochter grinste. »Das hoffe ich auch.«

»Und du bist sicher, dass du das wirklich ein Jahr aushalten wirst?« Der Abschied fiel ihm schwer.

Tamara schwieg, doch ihre leuchtenden Augen waren ihm Antwort genug. Doch eine Sache wollte sie noch geklärt wissen. »Weiß er Bescheid?«

»Ich habe ihm einen Besuchsschein besorgt.« Es war ihm sichtlich unangenehm. »Aber offiziell weiß ich nichts von ihm.«

* * *

Es gab mindestens zwei Möglichkeiten, das Schloss zu erreichen. Entweder schnell über die Autobahn oder etwas langsamer über die Bundesstraße. Miriam konnte zwar kaum etwas von der Umgebung draußen sehen, doch dass er nicht die Autobahn genommen hatte, hatte sie trotzdem erkannt.

Sie wurde unruhig. Die Vibrationen waren zu stark, um sie zu ignorieren, aber zu schwach, um davon erregt zu werden. Sie empfand sie einfach nur als störend. Leider musste sie erkennen, dass sie keine Möglichkeit hatte, dies kund zu tun. Sie begann sich immer mehr als eine Sklavin zu fühlen oder zumindest als das, was sie für eine Sklavin hielt. Sie versuchte, sich abzulenken und sie dachte daran, wie sie zu dem Anzug gekommen war.

Erst jetzt fiel ihr auf, dass die Firma, bei der ihre Freundinnen sich beworben hatten und der Korsettschneider im gleichen Gebäude gewesen waren. Bis jetzt hatte sie es für Zufall gehalten, jetzt dachte sie anders darüber.

Sie ging in Gedanken noch einmal die Ereignisse durch. Neben dem Korsettmacher Franz von Schönberg und seiner Assistentin war noch eine Frau anwesend. Miriam vermutete eine weitere Kundin. Sie trug genau den gleichen Anzug wie sie jetzt, dass war ihr jetzt klar, und sie schien darauf zu warten darauf, dass ihr Mann sie abholen würde.

»So ein Anzug ist auch für sie bestellt«, erläuterte der Korsettmacher und Miriam freute sich, dass 'es' so einfach war. »Einen Augenblick noch, ich habe gleich Zeit für sie.«

Miriam nutzte die Zeit und blickte sich etwas in der kleinen Werkstatt um. Franziska Burggraf, die Assistentin des Korsettmachers trug ein strenges Halskorsett und ein Ganzkörperkorsett, mit sie gezwungen war, aufrecht zu stehen. Bis zur Mitte der Waden war das Korsett geschossen, der Rest bis zu den Knöcheln stand auf.

Sie bemerkte den Miriams Blick und entschuldigte sich sofort. »Mein Korsett ist noch nicht ganz geschlossen. Aber dann wäre ich zu langsam.« Sie wurde etwas rot. »Aber ich übe fleißig.« Ihr Blick zeigte ihre Verlegenheit. »Darf ich ihnen einen Kaffee anbieten?«

Miriam sagte ja. Ihr fiel auf, das die Assistentin sich quasi vor einem Steh-Schreibtisch befand, links stand ein Computer, in der Mitte lagen diverse Schriftstücke, Stifte und Blöcke und rechts standen die Kaffeemaschine als auch noch ein paar Tassen sowie Milch und Zucker.

Franziska bemerkte Miriams interessierten Blick. »Das ist mein Reich, mein Computer, der Papierkram und die Kaffeemaschine.«

Auffällig war vor allem die Liebe zwischen den beiden. Sie schwebte im Raum und war natürlich nicht greifbar, aber sehr deutlich zu spüren. Miriam war fast so etwas wie betrunken, als sie das Glück spürte und insgeheim beneidete sie Franziska.

Der Korsettmacher fragte die Kundin, ob er kurz Frau Beckmann bedienen dürfe, dann wandte er sich an Miriam. »Für sie ist ein Korsettanzug bestellt und wir brauchen jetzt ihre Maße.« Er griff zu seinem Maßband und begann Miriam zu vermessen.

»Uns fehlt noch die Rechnungsadresse.« stellte Franziska fest, als sie kurz am Computer war.

»Die bekommt mein Papa.« grinste Miriam, dann nannte sie die Anschrift.

Franziska nahm die Adresse auf und tippte sie in den Computer.

»Bist du bereit für die Maße?« fragte Franz und rollte das Maßband auseinander.

»Sofort«, antwortete sie und trippelte mit winzigen Schritten in die Mitte ihres Reiches. »Kann losgehen.« Sie begann die Maße zu notieren, die Franz feststellte.



Einmal während des Maßnehmens rutschte dem Korsettmacher ein »Schatz« heraus, als er seiner Assistentin etwas sagte. Miriam wäre dies gar nicht aufgefallen, wenn seine Assistentin nicht auf einmal sehr böse zurück geschaut hätte.

»Sie ist meine Freundin«, erklärte er recht verlegen, »aber der Chef darf das noch nicht wissen.«

Franziska war hörbar angesäuert. »Wann willst du ihm es denn endlich sagen?«

Eine Antwort bekam sie nicht.

»Das Korsett ist aber streng.« Miriam schaffte es nicht mehr, ihre Bewunderung zu verheimlichen. Sie war fasziniert, mit welcher Selbstverständlichkeit Franziska sich darin bewegte. Sie konnte letztendlich nur ihre Füße bewegen und schaffte es doch, sehr zügig zwischen ihren drei Arbeitsgeräten zu wechseln.

Franziska lächelte. »Möchten sie es mal anfassen.«

Miriam konnte ihre Überraschung nicht zurückhalten. »Das ist ja hart wie ein Brett.« Sie war von der 'Arbeitskleidung’ sehr beeindruckt.

Die Assistentin war sichtlich stolz. »Da sind sehr viel Stahlstangen drin.« Sie wurde etwas rot. »Genauso wie ich es mir gewünscht hatte.«

Miriam trat einen Schritt zurück.

»Wenn es ganz geschlossen ist, dann geht es nur noch Millimeter-weise. Aber das ist im Geschäft nicht zu gebrauchen. Ich arbeite daran.« Sie strahlte bis über beiden Ohren und sah sehr glücklich aus. »Wenn ich nicht arbeite, dann trage ich auch so einen Handschuh.« Sie blickte zur Kundin, die gerade versuchte, sich etwas zu drehen. Doch dann wurde ihre Stimme etwas traurig. »Ich kann leider keinen Knebel tragen. Ich fange immer so fort zu würden kann. Es ist sehr schade.« In diesem Moment sah sie wirklich traurig aus.

* * *

Peter hatte seinen Arm um Miriam gelegt, doch so richtig trösten konnte sie das auch nicht.

Auf einmal hörte sie Peters Stimme. »Ich glaube, sie fühlt sich nicht wohl?«

Miriam sah, dass Victor zur Fernbedienung griff, dann wurde es plötzlich dunkel und Stille legte sich auf ihr Gehör. Sie hatten sie wieder isoliert. Doch ihr Gleichgewichtssinn zeigte ihr, dass der Wagen langsamer wurde. Sie musste insgeheim lächeln, es gab doch noch einen Sinn, den sie ihr auch nicht nehmen konnten.

Victor schien nach einigen Kurven anzuhalten. Auf einmal spürte sie, wie das Vibrieren deutlich stärker wurde. Miriam seufzte. Sie wusste, dass sie es ab einem bestimmten Level nicht mehr ignorieren konnte. Sie spannte ihren Körper an.



»Ich glaube, es wirkt. Sie hat sich verspannt.« Peter beobachtete ihren wehrlosen Körper sehr sorgfältig.

»Meinen sie, wir könnten weiter fahren?« Victor hatte sich nach hinten gedreht.

Peter blickte noch einmal auf die hilflose Gestalt, die er in seinen Armen hielt. Er spürte ein leichtes Zittern. »Ich glaube, es geht wieder.«

Wieder zeigten ihr ihre wenigen verbliebenen Sinne an, die Fahrt fortgesetzt wurde. Und sie roch auch wieder sein Deo.

Doch dann schaffte sie es nicht mehr, das Vibrieren auszublenden. Jetzt war es so stark, dass sie immer erregter wurde. In ihren Gedanken sah sie sich um sich schlagen und sich heftig bewegen, doch von außen war nur ein leichtes Zittern wahr zu nehmen.

Sie stöhnte hemmungslos und es war ihr egal, dass Victor und Peter so intensiv an ihrer Lust teilhaben konnten. Tatsächlich war von ihr aber nur ein leises Stöhnen zu hören.

Dass Viktor noch einmal stehen geblieben war, um ihren Knebel noch etwas weiter aufzupumpen, hatte sie schon gar nicht mehr bemerkt.

Auf einmal war alles vorbei. Die Vibrationen hörten auf, sie konnte wieder hören und auch ihre Augen konnten wieder etwas sehen.

«Wir sind da.« Victor öffnete die Tür und half Peter, Miriam aus dem Auto zu tragen. Vor dem Wagen stellte er sie auf ihre Beine.

Miriam war noch etwas wackelig auf den Beinen, doch innerlich war sie hellwach. Sie hatte es geschafft. Sie war im Schloss beziehungsweise auf dem Firmengelände. Bisher hatte sie nur von außen durch den Zaun blicken können. Doch damals musste sie erkennen, dass der eigentliche Innenhof nicht von außen einsehbar war.

* * *

Es klopfte. Jennifer und Sylvia, die zusammen auf ihrem Sofa saßen, richteten sich kurz die Kleider, dann antworteten sie 'Herein'.

Herr Breitsamer trat zusammen mit seiner Schwester ein. »Wir hätten noch eine Kleinigkeit zu besprechen.« Er wartete, bis seine Schwester die Tür geschlossen hatte, dann setzte er fort. »Ich fand ihre Vorführung heute nach dem Essen sehr gelungen.«

Die Mädchen bedankten sich.

»Ich denke, so können wir das heute Abend wirklich machen.« Sein Blick zeigte ein wenig Stolz. »Doch ich hätte da noch ein Anliegen.« Es war ihm anzusehen, dass es ihm unangenehm war. »Es gibt das Gerücht, dass sie sich gegenseitig den Monohandschuh anlegen und auch wieder abnehmen können?«

Beide Mädchen wurde rot. Ein leises »Ja« war die Antwort.

»Ich will gar nicht wissen, wie sie das machen.« Er war sichtlich verlegen. »Aber bitte, für heute Abend machen sie bitte mal eine Ausnahme.« Er reichte ihnen zwei offene Vorhängeschlösser.

Die Mädchen blickten ihn ebenfalls etwas verlegen an, doch nach dem 'Warum' trauten sie sich nicht zu fragen.

Doch Herr Breitsamer gab die Erklärung trotzdem. »Wir erwarten heute Herrn Rosenberg.« Er machte eine bedeutsame Pause.

»Das ist der Leiter eines Lyzeums.« ergänzte seine Frau, »und er ist sehr streng, was weibliche Kleidung betrifft.«

»Bitte schließen sie heute ihre Handschuhe ab, wenn sie sie sich angelegt haben.« Er sah mit Erleichterung, dass beiden Mädchen sich jeweils eines der Schlösser nahmen. »Meine Schwester wird sie dann morgen früh wieder befreien, wenn er abgereist ist.«

»Bis morgen früh?« Jennifer spielte die Empörte.

Doch Sylvia hatte ihr Spiel schon durchschaut. »Jetzt tut nicht so, als würdest du das nicht aushalten.« Sie grinste breit.

»Ich danke euch für das Verständnis.« Er blickte auf die Uhr, dann gab er doch noch die Erklärung für die außergewöhnliche Forderung. »Wir erhoffen uns einen Großauftrag von ihm.«

Sybille ergänzte. »Bitte ziehen sie sich jetzt schon um und kommen sie dann mit zu der Besprechung.«

* * *

Herr Breitsamer wartete, bis alle Platz genommen hatten, dann nahm er eine Mappe zur Hand und schlug sie auf. »Unsere Gäste wissen, dass wir kein Hotel sind, deswegen erwarten sie auch keinen Komfort. Es reicht ihnen, dass sie bei uns ein Bett und ein einfaches Frühstück bekommen können.« Er blätterte. »Ich habe euch zu mir gebeten, um die Unterbringung zu besprechen.«

Er blickte nur kurz zu seiner Schwester, dann wandte er sich an Sylvia und Jennifer. »Wie ich sehe, ist die Aufgabenverteilung schon geregelt?«

Jennifer trug das Standkorsett und stand auf der Sackkarre, auf der sie von Sylvia her gefahren wurde. »Ich stehe am Empfang und verteile die Schlüssel.« Sie berichtete, dass sie die dafür nötigen Handgriffe schon geübt hatte und alles innerhalb ihrer beschränkten Reichweite war.

»Und sie bringen die Gäste auf ihre Zimmer?« Er begutachtete Sylvia, die ihren langen Rock hoch gehoben hatte. »Das sind die extra langen Korsettstiefel?« Er blickte recht kritisch auf die Dienerin.

Sie nickte nur, denn sie trug schon ihren Lieblingsknebel, einen Muzzle-Knebel. Dann hob sie ihr Beim hoch, um zu zeigen, dass sie es wegen der Stiefel nicht mehr beugen konnte. Das Leder der Stiefel reichte ihr fast bis in den Schritt. Erst beim zweiten Blick waren die Korsettstangen zu erkennen, die den Stiefeln den Namen gaben. Sie bewirkten auf, das die Trägerin die Beine nicht beugen konnte. Treppensteigen war mit diesen Stiefeln nicht mehr möglich. Aber das war für ihre Aufgaben beim Empfang der Gäste auch nicht nötig.

Der Chef nahm es wohlwollend zur Kenntnis. Dann fiel sein Blick auf den Knebel und Sylvias freie Arme.

Sylvia war seinem Blick gefolgt und sofort griff sie sich in den Nacken, um ihr Haar hoch zu heben.

Herr Breitsamer konnte sich überzeugen, dass der Knebel mit Schlössern gesichert war. »Sehr gut.« Dann blickte er wieder auf die Liste und begann vorzulesen.

»Herr Steinmüller hat sich mit seiner Tochter angemeldet. Sie wollen neue Ponygirl-Ausrüstung einkaufen und sind insbesondere an den neuen Kopfgeschirren interessiert. Sie haben zwei Einzelzimmer bestellt.« Er hielt sich den Zettel etwas näher an das Gesicht. »Ah, und die Tochter lässt anfragen, ob sie schon in Uniform anreisen darf?«

Er blickte kurz in die Runde. Neben den beiden Freundinnen und seiner Schwester waren auch einige der Schneiderinnen anwesend, die sich heute ebenfalls um die Wünsche der Gäste kümmern wollten. Auch seine beiden Töchter waren zu der Besprechung gekommen.

»Von uns aus spricht nichts dagegen.« Seine Schwester antwortete. »Wir könnten ihr doch die neue Ponybox zeigen und fragen, ob sie dort übernachten möchte.«

»Macht das, das ist eine gute Idee.« Er war von dem Gedanken sehr angetan. »Dann können wir sie endlich einweihen.«

Er blätterte weiter. »Vor Herrn Rosenberg müsst ihr euch in acht nehmen. Er braucht zwar nur ein Einzelzimmer, aber dafür ist er sehr schwierig.« Er hatte wieder auf die Liste geblickt. »Er ist der Direktor eine sehr strengen Lyzeums und wenn ihr ihm begegnet, müsst ihr immer den Kopf gesenkt halten und ihn nur ansehen, wenn ihr von ihm angesprochen werdet. Er ist an sich zwar sehr nett, aber nur, wenn die Frau sich unterwürfig verhält und vor allem keine frechen Antworten gibt.« Er blickte Jennifer warnend an. Dann machte er noch einmal deutlich, dass es ein wichtiger Kunde ist, der bei Laune zu halten ist. »Wir erwarten eine größere Bestellung von ihm.«

»Herr Grasdorf wird seine Hündin dabei haben. Er hat einen Hundekäfig für sein Einzelzimmer geordert.« Er blickte auf.

»Mist, das habe ich vergessen.« Jennifer wurde rot.

»Kein Problem«, Frau Breitsamer blickte auf. »Das erledige ich noch.«

»Er hat großes Interesse an dem Sprachmodul, welches Bella schon trägt.« Er lächelte etwas. »Jedes Wort von der Trägerin wird mit Hundelauten überlagert.« Er blickte kurz zu seiner Schwester.

»Bella war sehr entsetzt, als sie es das erste Mal tragen musste.« lächelte sie. »Aber jetzt hat sie sich gut daran gewöhnt.«

»Ihr Winseln klingt wirklich herzzerreißend«, bestätigte Jennifer.

Herr Breitsamer lächelte wissend. Dann griff er wieder zur Liste. »Frau Professor Großburgh kommt mit zwei ihrer Studentinnen. Sie bekommen eines der Viererzimmer.« Wieder musste er die Notizen entziffern. »Sie haben einige Entwürfe eingereicht und sind gespannt, ob sie umgesetzt werden können.« Er blickte auf. »Was können wir ihnen als Ergebnis nennen?«

Jennifer keuchte. »Sie sind sehr restriktiv.«

Silvia deutete ein Nicken an.

»Von den sieben Entwürfen könnten alle umgesetzt werden«, ergänzte seine Schwester. »Für vier davon möchten wir ihnen ein Angebot machen, weil sie eine Bereicherung unseres Programms sind.«

»Die anderen Gäste sind problemlos.« Er legte die Liste beiseite. »Sie dürfen sich frei im Schloss bewegen, auch die weiblichen Gäste, solange ihre Fesseln das zulassen.« Er sah Sylvia und Jennifer kurz an. »Und sie bekommen Hilfe von uns, wenn es schwierig wird oder die Fesseln drohen, sich zu lösen.«

Er lächelte. »Es ist bisher zwar noch nie vorgekommen, aber wir würden auch darauf eingehen, wenn die Damen die Fesseln gelöst haben wollen.«

»Es könnte natürlich auch an den Knebeln liegen, die sie üblicherweise tragen.« fügte die Chefin mit einem Lächeln dazu.

»Wir haben diesmal nur wenige Übernachtungsgäste«, fuhr er fort. »Die meisten kommen nur zur Messe und übernachten in den Hotels in der Stadt. Aber einige Kunden schätzen die Geborgenheit und und die Möglichkeit, hier sich unter Fremden, aber Gleichgesinnten sich in Fesseln zu bewegen.«

»Dann machte euch bitte bereit, die Gäste zu empfangen.« Er blickte auf die Uhr. »Die ersten Gäste sollten gleich eintreffen.«

Sie wollten schon auseinander gehen, als Herr Breitsamer noch einmal um Aufmerksamkeit bat. »Diese Reporterin Frau Beckmann wird auch kommen. Wir bringen sie bitte im ersten Gästezimmer hier im Schloss unter und nicht im Gästehaus. Hier haben wir sie besser unter Kontrolle.« Er beschrieb, dass sie keine Kundin war, sondern sich hier einschleichen wollte. »Habt ihr die Kerkerzellen vorbereitet?«

»Die haben wir doch schon seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt.« Seine Schwester war erstaunt. »Zuletzt war Bella einige Zeit lang darin, aber das ist jetzt schon ein paar Jahre her.« Die Freundin von Sybille wollte schon immer eine Sklavin werden und besonders war sie von den Hundekostümen fasziniert. Sie träumte schon immer von »dauerhaft«

Sybille erinnerte sich gern an den Moment, als sie ihre eigene Sklavin bekam. Wobei Sklavin überhaupt nicht das richtige Wort war. Bella hatte sich toll entwickelt. Zuerst kroch sie nur auf allen Vieren und schlief noch im Bett, doch jetzt war sie zu einer richtigen Hündin geworden. Das Sprachmodul aus der Entwicklung war ein wichtiger Punkt, um sie zu brechen. Immer wenn sie etwas sagen wollte, dann wurde ihre Stimme elektronisch in Hundegebell verwandelt. Zuerst hatte Bella tagelang nur vor sich hin geschluchzt, als sie erkannte, was mit ihr passiert war. Doch als sie dann ihren ersten Orgasmus als Hündin bekommen hatte, wachte sie irgendwie wieder auf.

Herr Breitsamer wartete, bis er mit seiner Schwester allein war. »Bist du dir sicher, dass du den Kontrollanzug wirklich selbst vorführen willst?«

»Warum sollte ich das nicht machen?« Sybille war verwundert. »So schlimm ist es doch nicht.«

»Ich verstehe nur nicht, warum du das nicht einer unserer Mädchen machen lässt?« Ob er seine Töchter meinte oder eine von den Schneiderinnen, war nicht klar.

»Es gibt doch die Anfrage von Herrn Rosenberg.« Sybille seufzte etwas. »Er will eventuell bis zu zwanzig Stück bestellen, wenn ich den Anzug selbst vorführe. Und er wirft uns vor, ein nicht ausgereiftes Produkt auf den Markt bringen zu wollen.«

»Und wem willst du dich ausliefern?« Der Gedanke, dass die Chefin auf der Messe so hilflos sein würde, behagte ihm immer noch nicht. »Wer soll dich vorführen?«

»Gute Frage.« Sybille lächelte. »Das muss ich mir noch überlegen.«

* * *

Jennifer stand auf ihrem Platz an der Rezeption und war bereit, die Gäste zu empfangen. Sylvia hatte sie her gerollt und ihr dann geholfen, sich an die richtige Stelle zu positionieren.

Andere hätten bestimmt über die unbewegliche und restriktive Kleidung gestöhnt, doch Jennifer hatte schon immer von so einem ganz strengen Korsett geträumt. Lächelnd blickte sie an sich herunter. Am Hals begann das Korsett und reichte über ihren ganzen Körper, um dann in einen Monostiefel überzugehen. Somit war sie gezwungen, still zu stehen. Falls sie sich von ihrem Platz weg bewegen wollte, hätte sie sich an der Rezeption festhalten müssen und ihren ganzen Körper hoch heben. Doch dafür sollte es keinen Anlass geben. Sie konnte von ihrer Position aus alles erreichen wichtige für den Empfang der Gäste erreichen.

Sie lächelte Sylvia zu, die ihrerseits bereit stand, um die Gäste zu ihrem Zimmer zu führen. Sie trug ein Dienstmädchenkostüm mit einem wadenlangen Rock, der ihre Beine fast vollständig verdeckte und der auch ihre Beinfesseln verdeckte. Sie hatten beim Ausprobieren der Kleidung genau ausgetüftelt, wie viel Beinfreiheit der Rock ihr lassen musste.

Das Kleid war hochgeschlossen, aber statt eines Dekolleté hatte es runde Ausschnitte, durch die die Metallhalbkugeln ihres BHs sichtbar waren. Sylvia selbst hatte sich das so gewünscht und der Chef hatte nichts dagegen.

Sie hatte sich ihren schönsten Knebel angelegt und sogar nach dem Anlegen ihr Makeup noch einmal aufgefrischt. Sie war bereit für die Gäste. Sie hatte auch einige Schilder zum Hochhalten vorbereitet, und falls es größere Probleme geben sollte, würde ihr die Chefin helfen.

* * *

Doch schon das erste Gästepaar versetzte Jennifer und Silvia in großes Erstaunen. Ein Mann im schwarzen Anzug stieg aus einer großen Limousine aus, dann half er einer Frau beim Aussteigen. 'Secretary' ging Jennifer sofort durch den Kopf, denn sie sah, dass die Arme der Frau genauso links und rechts an eine Stange gefesselt waren. Sie hatte einige Mühe, eine Aktentasche aus dem Auto zu holen.

Als der Herr sah, wie sehr sie sich mit der Tasche abmühte, ging er zu ihr und nahm sie ihr ab. »Hier sind wir nicht unter Beobachtung, da kann ich es ihnen schon etwas erleichtern.« Er blickte sich um und entdeckte die neugierigen Gesichter am Empfang. »Sie dürfen sich auch gern den Knebel abnehmen lassen. Aber halten sie ihn bitte bereit.« Er grinste. »Ich glaube, das Personal möchte ihnen ein paar Fragen stellen.«

Die Frau schaute ihn sehr dankbar an, dann blickte sie fragend auf ihre gefesselten Handgelenke.

»Nana, wir wollen es aber nicht übertreiben.«Der Mann lachte. »Sie sind es doch gewöhnt und kommen gut damit zurecht.«

Sylvia hielt ihnen die Tür auf und betrachtet das Paar unauffällig. Sie trug eine weiße Bluse und einen langen Rock, der sehr eng wäre, wenn der Gehschlitz geschlossen wäre.

Mittlerweile war der Chef auch anwesend und er war sichtlich verlegen. »Guten Tag, Herr Yussuf Scheich Bagirieh. Ich hoffe, sie hatten eine gute Reise.«

»Danke, es war sehr angenehm.« Er lächelte wieder. »Ich habe kurzfristig meine Pläne geändert. Wir möchten doch hier im Schloss übernachten.« Er blickte kurz auf die Frau. »Meine Sekretärin konnte aber nicht mehr reservieren. Wir bräuchten zwei Einzelzimmer.«

Herr Breitsamer drehte sich zu Jennifer. »Das ist Scheich Bagirieh. Bitte geben sie ihm Zimmer neun und zehn.«

»Ich bin extra früher gekommen, weil ich noch etwas mit ihnen besprechen möchte.« Der Scheich war es gewohnt, dass man ihm gehorchte. Er drehte sich zu seiner Sekretärin. »Frau Grobe, bitte beziehen sie unsere Zimmer und legen sie mir meinen Smoking heraus. Dann haben sie bis zur Messe frei.«

»Sehr wohl.« Die Sekretärin drehte sich zu Jennifer und bat um die Schlüssel.

»Bitte haben sie etwas Geduld mit meinen Mädchen, sie machen das heuer das erste Mal.« Der Chef nahm der Sekretärin den Knebel ab, dann ging mit dem Scheich in sein Büro und ließ die drei Frauen etwas verwundert zurück.



Jennifer fand als erstes ihre Worte wieder. Sie reichte der Sekretärin die beiden Schlüssel.

»Ich bin Tanja Grobe, aber bitte sagt Tanja zu mir.« Sie drehte sich etwas und konnte dann mit ihrer Hand die Schlüssel fassen. »Wir Dienstboten müssen doch zusammenhalten.«

Jennifer lächelte etwas verlegen. »Sollen wir ihnen die Arme befreien?« Sie hatte immerhin gehört, dass der Scheich ihr frei gegeben hatte.

»Nein, das passt schon.« Sie hatte etwas Stolzes in ihrem Blick. »Ich liebe es, so arbeiten zu müssen.«

Jennifer war erstaunt und auch Sylvia war näher gekommen. Es war ihr anzusehen, dass sie gern etwas gefragt hätte.

Jennifer fragte schließlich für sie beide. »Entschuldigen sie, aber wie können sie den so arbeiten?«

»Nun, ich habe ein sehr gutes Gedächtnis und kann mir alles merken. Ich habe mich extra deswegen bei ihm beworben, auch wegen den besonderen Arbeitsbedingungen.« Doch dann wurde sie verlegen. »Ich muss noch zwei Koffer aus dem Auto holen, ob ihr mir wohl dabei helfen könnten?«

Jennifer blickte nur kurz an sich herunter, dann blickte sie Sylvia an. »Kannst du ihr die Koffer tragen?«

Sylvia nickte, dann ging sie etwas stakelig hinter der Sekretärin her.

»Ich habe mich extra wegen der Stange bei ihm beworben. Ich war schon immer sehr fasziniert davon.«

Sylvia konnte nur den Kopf schütteln. Doch dann hatte sie eine Idee. Sie hielt eine Hand hoch und streckte nacheinander drei Finger aus. Dabei blickte sie fragend. Sie wollte es vermeiden, die Lippen zu bewegen, weil sich dann Sabberspuren auf ihrem Kleid zeigen würden. Und das wollte sie auf jeden Fall verhindern.

»Wie lange ich schon für ihn arbeite?« Frau Grobe ging langsam neben Sylvia her.

Sylvia nickte. Sie war froh, dass die Sekretärin ihre 'Frage' verstanden hatte.

»Es sind bald drei Jahre.« Sie hatte sehr viel Stolz in der Stimme. »So einen BH muss ich auch tragen.« Sie zeigte auf Sylvias Brust. »Seine Hauptfrau hat das veranlasst. Aber es macht mir nichts aus.«

Sie hatte das Auto erreicht. Sylvia öffnete nach Anweisung den Kofferraum und nahm zwei mittlere Koffer heraus.

»Danke.« Frau Grobe war erleichtert. »Wenn ich die Koffer selbst tragen muss, ist das immer so anstrengend.«

Sylvia blickte sie stumm an.



An der Rezeption hatte Jennifer sich mittlerweile von ihrem Schreck erholt. Als Sylvia mit den Koffer kam, war sie sehr verlegen. »Frau Grobe, darf ich ihnen kurz eine Frage stellen?«

Tanja blickte sie lächelnd an. »Aber gern.«

»Wie können sie so arbeiten? Als Sekretärin?« In ihrer Stimme lag viel Zweifel.

»Nun, das ist eigentlich ganz einfach.« Sie hatte viel Stolz in der Stimme. »Ich habe einen Computer mit sehr guter Spracherkennung und kann ihm alles diktieren.«

Jennifer stand der Mund auf.

»Manchmal brauche ich die Maus und das geht ja mit einer Hand ganz gut. Die Tastatur brauche ich höchst selten.« Es war ihr anzusehen, dass sie in ihrem außergewöhnliches Job recht glücklich war und dass der Scheich ihr auch viel Vertrauen entgegen brachte.

Jennifer kam aus dem Staunen nicht heraus.

»Ich hätte noch eine Bitte.« Tanja war ein wenig verlegen. »Könnten ihr mir wohl den Gehschlitz zumachen?«

Sylvia kam der Bitte kam.

»Er mag es, wenn ich etwas Bein zeige.« Sie lächelte verlegen. »Aber viel lieber bin ich etwas eingeschränkt.«

»Und wie machst du das in der Dusche?« Jennifer war von dieser Arbeitsweise mehr und mehr angetan.

»In meinem Koffer ist eine kleine Maschine, mit der ich mir die Manschetten öffnen kann.« Sie schaute etwas verlegen. »Aber es ist für mich eine Ehrensache, ihm immer mit angelegtem Yoke unter die Augen zu treten.« Sie beschrieb, dass sie sich ein gewisses Vertrauen aufgebaut hatte und dass sie es nicht kaputt machen wollte. »Seinen anderen Frauen wird er diesen Freiraum nicht gönnen.«

* * *

Wieder fuhr ein Auto auf den Schlosshof. Diesmal wurde es von einer jungen Frau gefahren. Auf dem Beifahrersitz saß ein älterer Herr. Sie fuhren auf den Parkplatz vor dem Eingang und stellten das Auto ab, dann stiegen sie aus.

»Danke, dass du gefahren bist, Sophie.« Er nahm seine Tochter in den Arm. »Das wäre doch zu anstrengend für mich gewesen.« Er ging zum Kofferraum und holt einen Koffer aus.

»Bitte denk daran, dass du mir dafür etwas versprochen hast, Papa«, ermahnte ihn seine Tochter.

Er seufzte. »Ich verstehe nicht, warum dir das so wichtig ist.«

Die Tochter antwortete nicht, sondern öffnete die hintere Tür und holte ein Lederbündel heraus. Dann trat sie auf ihn zu und strahlte ihn an. »Ich freue mich schon die ganze Woche darauf.« Sie hielt ihm das Lederbündel entgegen, ihre Hand zitterte dabei leicht.

Der Herr zögerte noch etwas, dann nahm er das Bündel aus ihrer Hand und faltete es auseinander. Zum Vorschein kam ein Monohandschuh.

Sophie hatte sich schon umgedreht und ihre Arme auf den Rücken gelegt. Ihr Atem ging heftig.

»Und du willst das wirklich bis morgen Abend durchhalten? Du weißt, dass ich anderweitig beschäftigt bin«, fragte er, während er ihr den Handschuh anlegte. »Was machst du bei den Mahlzeiten?«

»Wie oft willst du mich das noch fragen?« Die Stimme der Tochter zeigte ihre langsam steigende Erregung. »Ich gehe auf das Angebot der Firma ein. Sie befreien mich sofort, falls es Probleme geben sollte.« Sie stöhnte etwas. »Und sie wollen mir auch bei den Mahlzeiten helfen.«

Ihr Vater war wegen Verhandlungen beim Bau von neuen Maschinen auf der Messe. Seine Tochter hatte ihn bekniet, diesmal mit zu dürfen. Sie hatte ihm sogar angeboten, die lange Strecke für ihn zu fahren.

»Versprich mir, dass du dich sofort meldest, wenn es Probleme geben sollte. Du musst mich morgen wieder zurück fahren.« Er schloss den langen Reißverschluss und zog die Riemen fest.

Seine Tochter war amüsiert. »Das ist natürlich ein wichtiger Grund.« Sie lachte trotz ihrer Nervosität.

»Naja, ich glaube, dein Mann und deine Tochter sind auch glücklich, wenn du unversehrt wieder zu ihnen zurück kehrst.«

Sophie überhörte es. »Jetzt lass uns das Zimmer beziehen.« Sie drängte zum Gästehaus.

Ihr Vater folgte ihr kopfschüttelnd.

* * *

Etwas später kam wieder ein Auto in den Schlosshof gefahren. Der Fahrer stieg aus und öffnete nacheinander die beiden hinteren Türen. Auch hier stiegen zwei junge Frauen aus und es war auf den ersten Blick zu sehen, wie wenig sie sich bewegten. Auf den zweiten Blick fielen die Korsetts auf, die sich sichtbar trugen und die bis an ihr Kinn reichten.

Wieder kam der Chef zur Begrüßung aus dem Gästehaus. »Guten Tag, Familie Mueller.« Er wünschte ihnen einen schönen Aufenthalt. »Wo haben sie denn ihre Mutter gelassen?«, fragte er eine der Töchter.

»Oh, sie ist leider verhindert, aber sie vertraut uns, dass wir etwas schönes für sie aussuchen.« Sie lächelte.

»Gibt es etwas, was sie besonders interessiert?« fragte der Chef mit ehrlicher Neugier.

»Sie haben diesen Kontrollanzug angekündigt, der würde uns interessieren.« Sie drehte sich mit ihrem gesamten Oberkörper, um kurz zu ihrer Schwester zu sehen. »Es kann sein, dass wir gleich drei Stück bestellten werden.«

»Das ist schön zu hören.« Herr Breitsamer lächelte. »Und nun willkommen bei uns.«

»Und Doppelknebel wollen wir uns auch ansehen.« fügte die andere Tochter lächelnd hinzu, dann gingen sie ins Gästehaus.

* * *

Frauke war für ihren Anruf extra in den Schlosspark gegangen, weil sie sicher sein wollte, dass sie weder jemand hören, noch sie überrumpeln konnte. Im Park konnte sie frühzeitig sehen, wenn jemand das Schloss verließ und in ihre Richtung sollte.

Während sie die lange Nummer wählte, musste sie heimlich darüber lächeln, wie einfach sich ihre Pläne doch umsetzen ließen. Ihr Lockvogel hatte viel mehr erreicht, als sie es sich erhofft hatte.

»Ja?« Sie kannten sich und ließen die Begrüßung ausfallen.

»Es ist alles bestens vorbereitet.« Frauke bemühte sich, ihre Nervosität unter Kontrolle zu halten. »Sie wird den Anzug tragen und sie wird ihm die Fernbedienung übergeben.«

Ihr Gegenüber lachte. »Dann wird es ja einfach werden.«

»Ich weiß zwar nicht, was sie sonst noch anziehen wird, aber ohne ihre Augen und ihre Ohren dürften sie es ganz einfach haben.«

»Danke für die gute Vorbereitung.« Die Stimme des anderen klang erleichtert. »Und wo soll ich sie hinbringen?«

»Bringen sie sie mir einfach in mein Büro.« Frauke wusste, dass dies die einzige Schwachstelle ihres Planes war. Doch das war es wert, denn dort würde sie keiner finden.

* * *

Miriam war von der Schlossanlage sehr beeindruckt. Sie hatte sich schon des öfteren gefragt, wie es denn wohl im Innenhof und im Schloss aussehen würde. Sie drehte sich langsam um sich selbst und sog das Bild der verschiedenen Fassaden in sich auf.

Der Chauffeur trat auf sie zu und blickte Peter an. »Ich würde ihr gern den Rock etwas öffnen.« Er wartete Peters Erlaubnis ab. »Sie müssen viel Treppensteigen und dann ist es leichter, wenn sie ihre Beine bewegen können.«

Zunächst war Miriam empört, denn schließlich hätte er sie fragen müssen. Doch dann wurde sie wieder an ihren aktuellen Status und auch den von Peter erinnert. Sie war die Sklavin und sein Eigentum. Es war also wohl richtig, dass Viktor Peter gefragt hatte. Sie musste lächeln. Wie hätte sie ihm auch antworten sollen. Außerdem spürte sie, dass er ihr helfen wollte.

Herr Breitsamer kam aus dem Gästehaus und kam auf sie zu. Er reichte Peter die Hand. »Herzlich willkommen auf Schloss Alteglofsheim. Ich hoffe, sie hatte eine gute Anreise?«

Peter war von der Freundlichkeit etwas irritiert. »Es war alles in Ordnung.«

Im diesem Moment fuhr das nächste Auto auf den Schlosshof. »Es tut mir leid, aber dort kommen die nächsten Gäste.« Er blickte kurz auf den Wagen, der zum Stehen gekommen war. »Bringen sie ihre Partnerin bitte in das Schloss und folgen sie den Anweisungen, die sie bekommt.« Er zeigte mit der Hand auf das große Eingangsportal. Unter einem halb ovalen Bogen hielten zwei dunkle Holztüren den Eingang verschlossen. Der Bogen war so groß, dass auch eine Kutsche hindurch fahren konnte.

»Einen Moment noch, die Fernbedienung?« Peter hatte Miriams Nervosität bemerkt.

Miriam war erleichtert, dass er daran gedacht hatte.

»Ach ja richtig.« Victor griff in seine Tasche und nahm das Gerät heraus. »Es hat gut funktioniert.« Er reichte es Herrn Breitsamer, der sie in sein Jackett steckte.

Als er Peters erstaunten Blick sah, lächelte er. »Die brauchen wir nicht mehr. Hier können wir sie über die Hausanlage steuern.«

Miriam war mehr als geschockt, als sie sah, was sie abspielte. Sie begann am ganzen Körper zu zittern.

»Ich muss mich jetzt wirklich um die anderen Gäste kümmern.« Herr Breitsamer deutete eine höfliche Verbeugung an. »Dort ist gleich das Treppenhaus und dort bekommt Miriam gesagt, wie es weiter geht.« Er drehte sich um und ging auf das andere Auto zu.

Victor war auch wieder eingestiegen und fuhr seinen Wagen weg.

Peter stand mit Miriam allein im Schlosshof. Er war von dem Gebäudekomplex, der in seiner jetzigen Form vermutlich in unterschiedlichen Epochen entstanden war, ebenfalls beeindruckt. Langsam ging er auf Miriam zu und blickte ihr in die Augen.

Miriams Blick zeigte deutlich ihr Entsetzen. Sie war jetzt in dem Schloss, doch sie konnte nur noch bedingt selbst handeln. Sie hatte sich bisher auf die Fernbedienung verlassen und hoffte, dass sie Peter auch weiter unterstützen würde. Doch jetzt war sie ihnen ausgeliefert.

»Du kannst mich verstehen?« Peter konnte nicht erkennen, ob ihr Gehör für sie nutzbar war.

Sie signalisierte ihm ein 'Ja'.

»Wir sollen zum Schloss gehen, dort bekommen wir weitere Anweisungen.« Er blickte auf das große Portal. In diesem Moment hatte es etwas bedrohliches, weil sie nur in ein dunkles Etwas blickten.

'Wenigstens kann ich meine Beine wieder benutzen', dachte Miriam mit etwas Galgenhumor. Sie drehte sich um und ging langsam auf das Schlossportal zu.

Peter seufzte noch einmal, dann folgte er ihr.

»Guten Tag, Frau Beckmann.« Miriam zuckte zusammen, als sie plötzlich eine Frauenstimme in ihren Ohren hörte. Sie blickte sich um, doch es war keiner zu sehen.

»Mein Name ist Breitsamer«, sprach die Stimme weiter, »und ich werde sie hier betreuen. Bitte entschuldigen sie, dass ich sie noch nicht persönlich begrüßen kann. Bitte kommen sie durch das große Tor ins Schloss und gehen sie dann die große Treppe hinauf. Ihr Zimmer ist die Nummer Drei.«

Miriam war im ersten Moment sichtlich irritiert. Erst als die Stimme ihr noch erklärte, dass Peter sie nicht hören konnte, erkannte Miriam, was von ihr in diesem Moment erwartet wurde.

Sie war bisher ziemlich verzweifelt, weil sie sich in ihrem Anzug für sehr hilflos hielt. Doch jetzt zeigte ihr die Stimme auf, dass sie Peter sogar Anweisungen geben musste. Neben ihrer Verzweiflung mischte sich ein bisher nicht gekanntes Gefühl dazu, so etwas wie Faszination. Sie drehte sich zu Peter um und blickte ihn auffordernd an. Doch dann erst fiel ihr auf, dass sie die Information so gar nicht weiter geben konnte. Sie versuchte, drei mal zu zwinkern, doch er erkannte es nicht.

»Du hast schon Anweisungen bekommen?« fragte Peter, als er bemerkte, wie seltsam Miriam sich verhielt.

Erleichtert signalisierte sie ihm ein 'Ja', dann drehte sie sich zum Schloss und begann langsam los zugehen. Sie drehte sich ab und zu um, um sich zu vergewissern, dass Peter ihr folgte.

»Wir sollen ins Schloss gehen?« fragte er.

Wieder blieb Miriam stehen und signalisierte 'Ja'.

»Ich soll dir folgen?« Peter war von der außergewöhnlichen Situation ebenfalls gefangen.

Wieder zwinkerte Miriam genau ein mal.

»Dann los.« Peter lächelte, dann legte er seine Arm um sie und grinste. »Bitte führe mich.«

Miriam war verblüfft. Sie hatte sich für völlig hilflos und unbeholfen gehalten, doch jetzt war Peter auf sie angewiesen und sie musste ihn führen.

Als sie kurz vor dem Tor waren, öffnete sich dieses und sie konnten ohne Probleme das Schloss betreten. Ihr Blick fiel sofort auf das geradezu pompöse Treppenhaus, welches fast die gesamte Breite des barocken Flügel einnahm.

Miriam ging zielstrebig auf die Treppe zu und zu ihrer Erleichterung waren die Stufen eher niedrig, so wie es in Barockschlössern üblich war. Obwohl ihr Gehschlitz ihres Rockes ein beträchtliches Stück geöffnet war, hatte sie arge Schwierigkeiten mit den Stufen. Schließlich hatte Peter ein Einsehen und öffnete den Rock bis über die Knie. »Ich weiß zwar nicht, ob das richtig ist, aber wir brauchen sonst Ewigkeiten für die drei Treppen.«

Miriam zeigte Erleichterung, dann schritt sie die Stufen jetzt wesentlich zügiger hinauf. Doch kaum war sie oben angekommen, als auf einmal eine Lautsprecherstimme ertönte. »Bitte schließen sie den Rock, sie dürfen sonst nicht weiter gehen.«

Miriam gab dadurch die Antwort, dass sie einfach weiter ging. Doch sie kam nur zwei Schritte weit, als sie heftig zusammen zuckte.

»Bitte schließen sie den Rock.« ertönte die Stimme wieder, diesmal etwas energischer.

Miriam blieb stehen und drehte sich langsam zu Peter. Sie hatte etwas trauriges im Blick, als sie mit Blicken ihn darum bitten musste, ihr die wenige Freiheit wieder zu nehmen.

Peter seufzte kurz, dann kniete er sich vor sie hin und zog den Reißverschluss wieder zu. Dann erhob er sich wieder. »Wo müssen wir hin?« fragte er, doch dann erkannte er, dass Miriam darauf nicht antworten konnte. »Du weißt, wo wir hin müssen?«

Miriam verdrehte die Augen. Sie hatte die Zimmernummer Drei genannt bekommen, doch sie wusste nicht, wo das Zimmer war.

»Du hast eine Zimmernummer bekommen?« Peter blickte ihr in die Augen.

Sie zwinkerte einmal und nach einer kurzen Pause drei Mal.

»Zimmer Drei?« Peter hoffte, sie richtig verstanden zu haben. Er unterdrückte die Frage, welches das war. Das konnte Miriam auch nicht wissen.

Miriam setzte sich langsam in Bewegung. Diesmal stoppte sie Peter. »Warte bitte, ich gehe eben das Zimmer suchen.«

Die erste Tür war mit 'Saal' beschriftet und trug keine Nummer. Peter fand die Nummer drei gleich zwei Türen weiter. »Hier ist es, Nummer Drei.« Während er auf Miriam wartete, fiel ihm auf, dass sie anscheinend die einzigen im Schloss waren. Etwas komisch kam ihm das schon vor.

Miriam setzte sich langsam in Bewegung. Bis zur Zimmertür waren es nur 10 bis 15 Meter, doch sie hatte sehr mit dem Rock zu kämpfen, der ihr nur Millimeter-Schritte erlaubte. Auf einmal wurde sie merklich schneller, denn sie hatte gemerkt, dass wenn sie nicht die ganze Breite des Rocksaumes ausnutzte und stattdessen viele schnelle kleine Schritte machte, etwas viel schneller voran kam. Es half ihr auch, besser das Gleichgewicht zu halten.

Vor der Tür blieb Miriam stehen und blickte Peter unsicher an. Sie keuchte ein wenig. Obwohl sie eigentlich sportlich fit war, war diese Art zu gehen trotzdem sehr anstrengend.

»Das ist unser Zimmer?« Peter konnte nur vermuten.

Miriam bestätigte es durch ein mal Zwinkern.

Peter öffnete die Tür und gemeinsam betraten sie ehrfürchtig das Zimmer. Barock überfiel sie. Das Möbeliar, die Stofftapeten und eine reich verzierte Stuckdecke schienen sie sofort in eine andere Zeit zu versetzen.

Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, gleich darauf war ein deutliches metallisches Ratschen zu hören.

Peter fasste auf die verzierte Türklinke und stellte fest, dass die Tür verschlossen war. »Die können uns hier doch nicht einsperren?« Er war wütend.

»Bitte machen sie es sich gemütlich, es wird sich gleich jemand um sie kümmern.« Wieder war eine Stimme durch den Laufsprecher zu hören.

Der noble Stil des Zimmers hielt Peter davon ab zu versuchen, sich mit Gewalt zu befreien. Er blickte zu Miriam, die sich langsam den Weg zum Fenster erkämpfte.

Miriam hatte Mühe, sich von der pompösen Anlage nicht beeindrucken zu lassen. Sie würde sich nicht blenden lassen, sie war nach wie vor entschlossen, ihr eigentliches Ziel zu verfolgen. Schließlich war sie am Fenster angekommen und konnte auf den Schlosshof schauen.

Was sie am Fenster erblickte, ließ sie trotz ihres Knebels im Mund aufschreien.

Peter stand erschrocken auf und trat ebenfalls an das Fenster. Er konnte sehen, wie ein junges Mädchen an einen Rollstuhl fixiert wurde. Er griff in seine Tasche und zog die Minikamera heraus, um ein paar Bilder zu machen.

Miriam fühlte sich in ihrem Verdacht mehr als bestätigt. Sie war auf dem richtigen Weg. Und sie war ebenso erleichtert, als sie Peter Fotos machen sah. Das bedeutete Zweierlei. Zum einen sah sie, dass er die Kamera dabei hatte. Dies konnte sie ihn nach dem Anziehen des Anzugs nicht mehr fragen. Und sie begriff, dass er offensichtlich noch auf ihrer Seite war. Sie hatte arge Zweifel, weil sie glaubte, so etwas wie seine dunkle Seite entdeckt zu haben.

* * *

»Sie haben es gesehen.« Sybille hatte bei der Ankunft der »renitenten« Tochter gesehen, dass Miriam am Fenster gestanden war.

»Na und?« Er gab sich sehr selbstsicher. »So kann sie sehen, dass wir sie voll unter Kontrolle haben.«

»Ich hoffe, du weißt, was du tust.« Sie ging zur Tür. »Ich kümmere mich weiter um die Gäste.«

* * *

Im Raum war auch ein Ganzkörperspiegel. Miriam war neugierig. Sie hatte ihren Anzug bisher nicht selbst sehen können. Mit ihrem Trippelschritt ging sie auf den Spiegel zu und stellte sich davor. Nur langsam wagte sie es, ihren Augen auf ihr Spiegelbild fallen zu lassen. Der Rock sah eigentlich sehr hübsch aus und mit offenen Gehschlitz würde sie ihn auch gern tragen wollen. Doch so war deutlich zu sehen, wie sehr das Leder unter Spannung saß.

Langsam hob sie ihren Blick und erblickte ihre vom Korsett zusammengedrückte Taille. Sie hätte sich gern die Augen gerieben, denn sie glaubte nicht, was sie da sah. So eine schmale Taille hatte sie wirklich noch nie gehabt. Sie hatte bisher nie etwas auf Korsetts gegeben, doch jetzt musste sie zugeben, dass es sie vorteilhaft verändert hatte. Sie fragte sich, wie lange sie sie wohl in dem Anzug lassen würde. Doch dann verdrängte sie den Gedanken an ihre mögliche Zukunft.

Ihr Blick fiel auf ihre Brust und das Halskorsett. Es war gewiss eine schöne Art, ihr Dekolleté zu zeigen, doch der Preis dafür war hoch.

Doch dann kam ihr Kopf. Und das entsetzte sie. Von der Schönheit, die sie sonst im Spiegel sah und auf die sie sonst nichts gab, war überhaupt nichts mehr erhalten geblieben. Sie sah nur noch eine runde schwarze Kugel mit vier Löchern. Zwei große für ihre Augen und darunter zwei kleine für ihre Nasenlöcher. Es kam ihr vor, als stünde sie einer fremden Person gegenüber. Es dauerte einen Moment, bis sie das Wahre ihres Spiegelbildes erkannte. Vor ihr stand die Sklavin, die sie jetzt war.



Wieder war das Geräusch eines Autos im Schlosshof zu hören. Miriam trippelte eilig zum Fenster.

Trotzdem kam sie fast zu spät, denn sie konnte gerade noch zusehen, wie ein Herr eine Gestalt zum Gästehaus führte. Die Arme des Wesens waren nicht zu erkennen und statt eines Kopfes sah Miriam nur eine schwarze Kugel, wie sie sie eben bei sich selbst gesehen hatte.

* * *

Herr Breitsamer griff zu seinem Smartphone mit den vielen Spezial-Apps ihrer Firma. »Anna, kommst du bitte? Ich möchte ihnen die Kamera bringen.«

Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann betrat seine Tochter den Raum. Sie blickte ihren Vater gespannt an.

»Du siehst echt toll aus.« Er blickte fasziniert auf seine Tochter, denn sie hatte sich toll zurecht gemacht. Sie trug den neuen hoch glänzenden weißen Latexcatsuit und eine gleichfarbige Haube mit ihrem aufgemalten Gesicht, dazu einen schwarzer Monohandschuh.

Natürlich kannte er dieses Outfit, denn seine beiden Töchter hatten ihm ihr Messe-Outfit schon vorgeführt, doch er war immer wieder fasziniert davon, wie beeindruckend sie damit aussahen. »Wir bringen ihm die Kamera.«

Anna hätte ihm gern gesagt, dass er sich wiederholte, doch ihr Mund war schon mit dem gleichen Knebel versiegelt, wie ihn auch Miriam trug. Sie wusste, was ihr Vater jetzt von ihr erwartete. Sie ging zur Kommode, wo die Kamera lag und wartete, bis ihr Vater ist ihr das Tablett umgeschnallt hatte und die Kamera darauf gelegt hatte.

Eigentlich mochte sie solche demütigen Auftritte überhaupt nicht, doch sie wusste, wie wichtig dieses Wochenende für die ganze Familie war und deswegen war sie auch bereit, dafür einige Opfer zu bringen. Und der Auftritt als hilfloses weißes Püppchen gegenüber dieser so unverschämt neugierigen Reporter war dieses Opfer erst recht wert. Außerdem, dass musste sie sich eingestehen, machte ihr dieser Auftritt sogar Spaß. Sie trug einen der neuen Handschuhe, die besser geschnitten waren und deswegen für sie auch angenehmer zu tragen waren.

Und es gab ihr auch Gelegenheit, sich an die Rolle zu gewöhnen, die sie heute Abend auf der Verkaufsshow zu spielen hatte, die der hilflosen Sklavin.

Sie hatte mir ihrer Schwester einige Zeit getüftelt, wie genau sie auftreten wollten. Schließlich hatte sie sich für Catsuit, Ballettstiefel und Monohandschuh entschieden. Und dazu jeweils die Maske mit aufgedrucktem Gesicht. Ansonsten war es die gleiche Haube, wie auch Miriam sie trug. Ihre Stiefel und der Monohandschuh waren in Schwarz. Bei Schwester war es genau umgekehrt. So war zu erkennen, dass sie zusammen gehörten. Und natürlich trugen sie beide das strenge Keuschheitsgeschirr, welches so wichtig war in der Firma ihres Vaters, weil es ein großer Umsatzbringer war.

Sie wussten natürlich, dass sie dann auch den Restriktionen unterworfen waren, die die Maske mit sich brachte und dass diese von ihren Männern aus kontrolliert wurden. Doch genau dafür hatten sie sich schon lange ein System ausgedacht, mit dem sie sich verständigen konnten, solange ihnen ein Rest von Freiheit verblieben war.

* * *

Es klopfte.

Peter antwortete 'Herein’, und gleich betrat Herr Breitsamer das Zimmer und stellte sich vor. Hinter ihm betrat schüchtern seine Tochter das Zimmer und trug auf dem Tablett die teure Kamera. Sie hielt ihren Blick zu Boden gesenkt, denn sie wollte es vermeiden, sich durch ihre leuchtenden Augen zu verraten. Sie blieb wie verabredet erst einmal bei der Tür stehen.

Sofort nach der Begrüßung beschwerte sich Peter. »Warum sind wir hier eingesperrt?« war seine sehr empörte Frage.

Der Chef nahm sein Smartphone zur Hand und drückte ein paar Tasten. »Entschuldigung, dass war ein Versehen. Sie sind natürlich unsere Gäste.« Es leises Klick war zu hören.

Peter beruhigte sich etwas, nachdem er sich überzeugt hatte, dass er die Türen nun öffnen konnte.

»Ich habe ihnen eine Kamera mitgebracht, mit der sie ihre Fotos machen können.« Er drehte sich zu seiner Tochter. »Anna, kommst du bitte her?«

Seine Tochter, die neben der Tür stehen geblieben war, ging zu ihrem Vater und spürte dabei die Blicke, mit denen sie von Peter und vor allem von Miriam verfolgt wurde. So konnte sie diesen Auftritt mehr als genießen.

Herr Breitsamer nahm die Kamera vom Tablett und gab sie Peter.

Peter erkannte sie auf den ersten Blick als ein sündhaft teures Profimodell, eines, was er sich nie hätte leisten können. Er war sofort von der Kamera fasziniert und begann damit herum zu spielen.

Miriam war elektrisiert. Warum hatte der Chef, als solcher hatte er sich vorgestellt, eine Kamera dabei? Wusste er von ihren Absichten? Sie wurde nervös.

Auf einmal wurde es still und obwohl sie sah, wie sich die Lippen von Peter und dem Chef bewegten, konnte sie nichts mehr verstehen. Erst nach einiger Zeit begriff sie, dass sie auf ‚taub’ geschaltet war. Sie trippelte zu dem Sessel, der gleich am Fenster stand und ließ sich hinein fallen.

'Doch was hatte der Chef mit Peter zu besprechen?' Sie hätte es zu gern gehört, doch sie war dem Anzug ausgeliefert. Miriams Blick fiel auf die Gestalt, die die Kamera auf dem Tablett vor sich her getragen hatte.

Sie konnte zwar nichts von dem Mädchen erkennen, aber selbst, wenn der Anzug den sie trug, etwas auftragen würde, hätte sie darunter doch einen sehr jugendlichen Körper. Sie wusste nicht, ob das aufgedruckte Gesicht ein Abbild von ihr war, aber sie nahm es an. Es machte im Zusammenhang mit den entführten Mädchen sogar Sinn. So konnten sie ein freundliches Gesicht zeigen und würden hinter Maske hier wahres vermutlich trauriges Gesicht verstecken.

Auch das Keuschheitsgeschirr wurde von ihr gemustert. Miriam hatte zwar bisher selbst damit noch keine Erfahrung, doch sie sich hatte im Rahmen ihrer Vorbereitungen über alles mögliche informiert und schnell gelernt, Spielzeug von Profiausrüstung zu unterscheiden. Und das, was das Mädchen trug, war von Profis.

Doch sie schaffte es nicht, den Blick von dem Mädchen zu lassen. Irgendetwas fesselte ihren Blick. Erst nach einiger Zeit erkannte Miriam, warum das Mädchen sie so faszinierte. Sie strahlte so etwas wie Würde und Stolz aus, und überhaupt nichts von Schmerz oder Leid.



Sie redeten einige Zeit, dann kam Herr Breitsamer auf einmal auf sie zu und mit dem Smartphone in der Hand blickte er Miriam in die Augen, die hinter den Linsen nervös zuckten.

Er hob das Smartphone hoch. Auf diesen Moment hatte er sich schon lange gefreut und immer wieder hatte er sich ausgemalt, wie er in ihre Augen blicken würde, wenn er ihr es sagen würde.

»Liebe Frau Beckmann, ich möchte sie bei uns auf Schloss Alteglofsheim recht herzlich begrüßen.« Er hatte ein gewisses fast hämisches Lächeln in der Stimme. »Ich hoffe, sie haben mit ihrer Reportage viel Erfolg.«

Der Schock war deutlich in Miriams Augen zu sehen. Sie wusste, dass sie verloren hatte und auf einmal bekam sie Panik, was ihre Zukunft betraf.

»Bis zu Beginn unserer Messe ist es noch etwas Zeit.« Herr Breitsamer blickte kurz zu Peter, der fasziniert mit der Kamera spielte, dann befasste er sich wieder Miriam. »Sie sollten die Zeit zum Verschnaufen und zur Erholung nutzen. Sie werden später alle ihre Kräfte brauchen.« Letzteres stimmte zwar nicht, aber er wusste, was seine Worte in ihr auslösen würden.

In der Tat war Miriam trotz ihrer Sportlichkeit von der Ausrüstung, die sie trug, etwas erschöpft.

»Dies ist ihr Zimmer, in dem sie übernachten werden. Ich hoffe, es ist zu ihrer Zufriedenheit.« Er blickte abwechselnd zu Peter und Miriam. »Meine Assistentin wird sie dann zu Beginn des Abends holen.«

Herr Breitsamer drückte noch etwas auf der Fernbedienung, dann steckte er sie ein. Als sich die Gläser wieder verdunkelten, bedauerte er dies fast ein wenig. Doch er wusste, wie wichtig es war, Miriam jetzt zu isolieren und ihren Gedanken zu überlassen. So wäre sie später bestimmt wesentlich 'kooperativer’.

Miriam hatte seine Worte noch nicht ganz verarbeitet, als sie bemerkte, wie sich ihre Augen verdunkelten. Gleich darauf wurde es auch wieder still und sie realisierte, dass sie ihr auch diesen Sinn wieder genommen hatten.

Er liebte es außerdem, mit den Knebeln zu spielen und viel zu selten hatte er so eine Möglichkeit, so rief er diese Applikation auf. Er pumpte ihren Knebel noch ein wenig weiter auf. Es war nicht viel, gerade soviel, dass sie es bemerken musste. Er lächelte, wie sie zuckte und einen sehr gequälten Eindruck machte.

Auch Peter hatte begriffen, dass Miriams Plan, sich heimlich in die Firma einzuschleichen, gescheitert war. Sie wussten, wer sie waren und was sie vor hatten.

Der Chef drehte sich zu Peter. »Wir müssen etwas besprechen. Bitte folgen sie mir.« Gemeinsam verließen sie das Zimmer.

* * *

»Was macht sie gerade?« Herr Breitsamer kam in den kleinen Raum, der etwas improvisiert als Überwachungszentrale herhalten musste.

»Sie sitzt ruhig im Sessel.« Seine Schwester grinste ihn an. »Was sollte sie auch machen in dem Zustand.«

»Gibt ihr Augen und Ohren zurück.« Der Chef war sichtlich fasziniert. »Ich möchte wissen, ob sie eine Flucht in Erwägung zieht.«

»Wie soll sie das denn machen? Mit dem Rock?« Sybille war verwundert.

»Ich weiß.« Herr Breitsamer seufzte. »Aber ich schätze Personen, die auch noch in aussichtsloser Lage zu kämpfen bereit sind.«

»Ich hoffe, du weißt, was du tust.« Seine Schwester drückte ein paar Knöpfe auf dem Pult vor ihr. Gespannt blickte sie auf den kleinen Monitor.

* * *

Auf einmal wurde es wieder hell. Miriam spannte ihre Körper an. Was würde jetzt wohl kommen? Doch zu ihrem Erstaunen passierte gar nichts weiter. Sie fragte sich, ob sie wohl wieder hören konnte. Sie versuchte, mit ihren Beinen gegen sie Sesselseite zu schlagen, in der Hoffnung, damit ein Geräusch zu erzeugen. Sie war geradezu erleichtert, als sie schon das Leder knarzen hörte.

Sehr mühsam stand sie auf und drehte sich mit dem ganzen Körper einmal um ihre Achse. Sie seufzte dabei. Ohne das Halskorsett wäre es einfach, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. So war es sehr mühsam und langwierig.

Erst als sie ihre Runde beendet hatte, hatte sie realisiert, dass sie allein war. Peter hatte sie im Stich gelassen oder er wurde anderweitig festgehalten. Langsam trippelte sie zum Fenster. Während dessen stellte sie ironisch fest, dass sie sich mittlerweile auf den Ballettstiefeln doch leidlich fortbewegen konnte.

Am Fenster angekommen, blickte sie wieder in den Schlosshof und beobachtete die Autos, die vor fuhren. Teilweise hatten sie sogar ausländische Kennzeichen. Es war also eine internationale Verschwörung. Oft stiegen Pärchen aus und fast immer war die Frau irgendwie gefesselt.

Miriam bedauerte, dass Peter nicht da war. Er hätte hier die besten Fotos machen können. Aus einem Auto schien sogar eine ganze Familie auszusteigen, denn zwei junge Frauen wurden von einem älteren Ehepaar an der Leine in das Gebäude gegenüber geführt. Es fiel Miriam auf, das die jungen Damen ihren Oberkörper so gut wie nicht bewegten und sich sehr steif bewegten.

Sie war elektrisiert. Ihr Verdacht war richtig und dass sie sich hier eingeschlichen hatte, war gut. Doch dann musste sie wieder über das nachdenken, was der Chef der Firma ihr bei der Begrüßung gesagt hatte. Sie wussten, dass sie spionieren wollte und hatte sie trotzdem anreisen lassen. Sie schienen sehr von sich überzeugt zu sein.

Sie blickte ins Zimmer und ihr Blick fiel auf die Tür. Ob sie wohl offen war, wie es Herr Breitsamer versprochen hatte?

Miriam trippelte langsam zur Tür und blickte auf die Klinke. Jetzt fiel ihr wieder ein, dass diese Tür nach innen auf ging. Sie drehte sich mit dem Rücken zur Tür und schaffte es, die Klinke ihren verpackten Armen herunter zu drücken. Doch dann ließ sie davon ab, denn sie hatte die Aussichtslosigkeit ihres Vorhabens entdeckt. Sie würde es in ihrem Zustand nie schaffen, die Tür gegen die Kraft der Feder aufzuziehen.

Sie seufzte enttäuscht. Mit ihren gefesselten Armen konnte sie die Tür nicht öffnen. Sie lehnte sich enttäuscht gegen die Tür . Dabei fiel ihr Blick auf eine weitere Tür, die ihr bisher nicht aufgefallen war, weil sie mit der gleichen Wandtapete bespannt war wie die restlichen Wände. Sie erinnerte sich an die Geheimtüren, die es oft in den Schlössern gegeben hatte. Seufzend machte sie sich auf den Weg zur Tür.



Zu ihrer großen Erleichterung ließ sich die alte Geheimtür problemlos öffnen. Miriam trat in das Nachbarzimmer. Eine junge Frau saß an einem Schreibtisch und blätterte etwas hektisch in einem Block. Sie sah nicht auf, sondern schien etwas zu suchen.

Schließlich schien sie gefunden zu haben, was sie suchte. Sie zog sich das Telefon heran und ohne Abzuheben wählte sie eine Nummer. Gleich darauf ertönte das Freizeichen.

»Schweißerei und Elektro Brunnthal« hörte Miriam vom Schreibtisch eine weibliche Stimme. Auf einmal begriff sie. Die Frau benutzte eine Freisprecheinrichtung und schien zudem ziemlich in Hektik zu sein.

»Carolin Breitsamer hier. Ich hätte gern den Chef gesprochen.« Die fremde Frau blickte weiter auf das Telefon. Miriam fühlte sich unbeobachtet.

»Ja, guten Tag. Sie wünschen.« war ein einiger Zeit wieder zu hören.

»Breitsamer her.« Carolins Stimme klang besorgt. »Können sie heute noch bei uns vorbei kommen, am besten sofort?«

»Prinzipiell schon, doch wir müssten dann einen Zuschlag berechnen. Worum handelt es sich denn?«

»Das mit dem Zuschlag geht in Ordnung.« Carolin machte eine Pause, um deutlich hörbar Luft zu holen. »Wir haben heute überraschend drei Sklavinnen und der dritte Käfig ist kaputt. Er müsste dringend geschweißt werden.«

»Wir sind sofort da.«

»Ich danke ihnen.« Sie drückte eine Taste und blätterte weiter in dem Block. Sie musste sich erst sammeln, um weiter überzeugend sein zu können. Dann erst blickte sie auf.

Miriam war von dem, was sie bisher gehört hatte, geschockt. Was ging hier vor und was hatten sie mit ihr vor?

Die Frau drückte wieder einen Knopf auf dem Telefon.

»Ja?« meldete sich eine weibliche Stimme.

»Caro hier. Was sollten wir machen, wenn uns die Reporterin über den Weg läuft. Gilt das mit den Kerkerzellen noch?« Sie blickte Miriam seltsam herausfordernd an.

»Nein, einfach nur gewähren lassen. In dem Anzug kann sie keinen Schaden anrichten.« Das war deutlich zu hören.

Carolin grinste deutlich sichtbar.

Miriam war entsetzt. Irgendwie zog es sie in ihr Zimmer zurück. Langsam trippelte sie wieder zu ihrem Sessel und ließ sich hinein fallen. Das, was sie gerade unfreiwillig mit angehört hatte, hatte ihren Ehrgeiz zwar nicht gestört, aber es hatte ihr ihre Lage noch einmal deutlich vor Augen geführt.

Es ärgerte sie sehr, dass Peter nicht da war. Mit ihm hätte sie das Zimmer verlassen können. Sie war sich sicher, dass die Tür jetzt offen war. Doch wegen dieser Feder konnte sie sie nicht öffnen.

Miriam wurde immer unruhiger. Sie wussten offenbar, was sie vor hatte und sie hatten sie trotzdem anreisen lassen. Im Gegenteil, sie hatten sie sogar abgeholt. Erst jetzt realisierte sie, in welche Lage sie sich selbst gebracht hatte. Sie trug den Sklavinnenanzug und konnte sich selbst daraus nicht mehr befreien. Sie hatte alle ihre Rechte aufgegeben und war nur noch eine Sklavin.

Doch das wollte sie nicht wahr haben. Wieder versuchte sie ihre Arme zu bewegen, doch die wurden von dem Handschuh und den Riemen mehr als sicher festgehalten. Sie erkannte, wie grausam konsequent sie doch gefesselt war. Ihr blieben außer Riechen keine Sinne mehr und sie stand völlig unter ihrer Kontrolle.

Zu ihrem großen Entsetzen gingen jetzt auch noch die Vibratoren an, die sie unter dem Anzug trug. Sie stöhnte leise. Sie wollte ihnen nicht zeigen, wie ihre wahren Gefühle waren. Doch schließlich war sie bald doch dem Punkt, wo sie das Vibrieren nicht mehr ignorieren konnte. Sie stöhnte laut, obwohl nach außen und ein leiser Seufzer zu hören war. Sie war bereit, sich von ihnen zu einem Orgasmus zwingen zu lassen. Doch da hörte es abrupt wieder auf. Sie sank in sich zusammen, soweit das in ihrer Rüstung überhaupt noch möglich war.

* * *

»Was hast du mir ihr gemacht?« Martin fragte seine Schwester, als er sah, wie die Reporterin in ihrem Sessel zusammen gezuckt war.

»Ich habe das Zufallsprogramm zusammen mit dem Orgasmusverbot kombiniert. Das ist geeignet, um sie in den Wahnsinn zu treiben.« Sie grinste ein wenig.

»Aber lass sie am Leben.« scherzte er. »Wir haben noch viel mit ihr vor.«

Sie lachte. »Komm, die halbe Stunde bis es los geht, wird sie das schon aushalten.«

»War Carolin überzeugend?« Er wollte wissen, ob seine zweite Tochter ihre Sache auch gut gemacht hatte.

»Sie hat mir gesagt, sie hätte große Schwierigkeiten gehabt, nicht zu lachen.« Sybille grinste. »Der Schmied ist übrigens da und repariert den Käfig. Was hast du wirklich damit vor?«

»Lass dich überraschen.« Er lachte. »Sie wird uns aus der Hand fressen.«

* * *

In Miriam war ein gewisser Kampfgeist geweckt. Der Anzug, den sie trug, hatte etwas faszinierendes, denn er hatte ihr schon zwei Orgasmen spendiert, von denen jeder einzelne besser war als alle bisherigen zusammen. Beim ersten Mal hatte Peter sie noch gefragt, doch beim zweiten war sie dem Chauffeur ausgeliefert. Und doch hatte sie es nach kürzester Zeit geschafft, sich fallen zu lassen und sich ihren Gefühlen hinzugeben.

Doch jetzt war es etwas anderes. Zum einen wusste sie, dass sie enttarnt war. Und sie war sicher, dass der Anzug jetzt eine andere Aufgabe hatte, nämlich sie zu ärgern und auf die Palme zu bringen. Und sie hatte beschlossen, sie davon nicht beeindrucken zu lassen. Trotzdem konnte sie sich mit ihrem Körper nur bedingt gegen die Reize wehren, die jetzt immer viel zu kurz auf sie einströmten.

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Miriam rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her. Die letzte Vibrationswelle lag schon länger zurück und eigentlich hätte es schon lange wieder losgehen müssen. Sie war verwirrt. Sehnte sie sich gerade nach dieser Folter? Im Unterbewusstsein wusste sie, dass sie alle Kontrolle über den Anzug hatten und wenn sie wollten, dann könnten sie sie so ewig an der Klippe halten.

Miriam bekam ein wenig Angst vor sich. Sie würde irgendwann so 'rattenscharf' sein, dass sie zu allem bereit wäre. Ohne das es ihr noch richtig bewusst war, war sie doch von ihrer Hilflosigkeit fasziniert. Sie hatten ihr alles genommen, was für sie wichtig war: Arme, Beine und alle ihre Sinne. Das heißt, riechen konnte sie noch. Und es roch vor allem so sehr sinnlich nach Leder.

»Liebe Frau Beckmann«, war es auf einmal in ihrer Haube zu hören und Miriam erkannte die Stimme des Chefs sofort. »Meine Assistentin Carolin wird sie gleich abholen und in den Saal bringen. Unsere Show beginnt in einer halben Stunde.«

Es klopfte und nach einer kleinen Pause öffnete sich langsam die Tür. Miriam glaubte ihren Augen nicht zu trauen, denn die Assistentin hatte die Tür mit ihren Armen aufgemacht, die von einem weißen Monohandschuh auf dem Rücken fixiert waren.

Die Stimme des Chefs war unaufdringlich aus einem Lautsprecher zu hören. »Meine Assistentin wird sie nun zum Festsaal bringen. Folgen sie ihr einfach.«

Miriam sah sofort, dass das Mädchen eine Gesichtsmaske trug auf der eine Gesichtsfotografie aufgebracht war. Doch diese Maske zeigte nur ihre geschlossenen Lippen. Auf den zweiten Blick fielen Miriam die leicht gewölbten Wangen auf und sie ahnte, dass auch dieses Mädchen unter strenger Kontrolle stand. Deutlich war das Keuschheitsgeschirr zu sehen, welches sie trug. Erst jetzt fiel Miriam auf, dass das Mädchen von vorhin ein ähnliches Kostüm getragen hatte, dort waren bloß die Farben etwas anders gewesen.

Carolin wartete geduldig, bis Miriam an ihr vorbei gegangen war, dann ließ sie die Tür los und trippelte hinter der Reporterin her. Sie blickte etwas sorgenvoll, doch das bezog sich nicht auf ihren Zustand, tatsächlich sorgte sie sich wie ihr Vater um einen erfolgreichen Verlauf des Abends.