Die Chance ihres Lebens

1 2 3 4 5 6 7

Die Chance ihres Lebens – Verwirrung

Autor: Karl Kollar

Miriam saß im Bus und blickte fasziniert auf ihre Beine, die von dem sehr engen Rock, eigentlich war es nur ein Schlauch aus Leder, gefangen waren.

Sie hätte sich gern den Gehschlitz aufgezogen, doch selbst, wenn sie über ihre Arme verfügt hätte, war der Reißverschluss abgeschlossen. Und sie wusste nicht, wer den Schlüssel dazu hatte. Doch das war ihr auch nicht wichtig, denn noch immer war die Erinnerung da an die gewaltigen Orgasmen, den sie in diesem Anzug gehabt hatte. Jeder einzelne war schöner gewesen als alles bisherige in dieser Richtung zusammen. Insgeheim fragte sie sich, ob sie wohl für immer in diesem Anzug bleiben konnte, und obwohl sie es sich noch nicht wirklich eingestanden, hatte sie sich doch in dieses neue so restriktive Ensemble verliebt.

Der Anzug hatte ihr alles genommen, was ihr wichtig war, ihre Stimme, ihre Arme und zum großen Teil auch ihre Bewegungsfreiheit, doch zu ihrem eigenen Erstaunen fühlte sie sich jetzt zum ersten Mal wirklich frei. Es gab nichts mehr, was sie aus eigenem Antrieb tun konnte, und doch wusste sie, dass sie sich noch nie so erleichtert gefühlt hatte.

Sehr gern hätte sie über ihre Arme verfügt, doch die wurden von diesem ultrastrengen Handschuh auf dem Rücken festgehalten. Auch auf ihre Stimme verzichtete sie eigentlich nur ungern, doch da sie diese faszinierende Haube tragen musste, hatte sie die Kontrolle darüber damit ebenfalls abgegeben.

Im Unterbewusstsein muss sie anerkennen, dass die Hersteller dieser Kleidung ihr Handwerk gut verstanden. Es war zwar streng, aber nicht wirklich unbequem. Und obwohl Peter sie nur mit viel Kraft in das Korsett eingeschnürt bekommen hatte, fühlte sie so etwas wie Geborgenheit.

Sie hätte auch gern etwas in der Gegend umher geschaut, doch ihr Kopf wurde von dem Halskorsett eisern festgehalten und nur mit ihren Augen war sie noch beweglich. Das aber auch nur dann, wenn SIE nicht beschlossen hatten, mit dem Verdunkeln der Linsen ihr auch noch die Sicht zu nehmen. Sie wusste, dass SIE die vollkommene Kontrolle über sie hatten, doch wenn das der Preis war für die gewaltigen Orgasmen, dann war das ein Preis, den sie gern zahlte.

»Die Fahrkarten bitte.« Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie sich nicht um einen Fahrschein gekümmert hatte. Und der Kontrolleur kam immer näher.

»Was haben wir denn da?« Der Herr mit dem strengen Blick schaute auf sie herab und begann auf einmal zu lächeln. »Sie erlauben?«

Miriam blickte ihn verwundert an und sah dann zu, wie er sich das Ticket ansah, das an einem Band um ihren Hals hing.

»Alles in Ordnung, gute Fahrt noch.« Der Herr stieg aus.



Nach einiger Zeit hörte sie wieder eine Stimme. »Sie müssen jetzt aussteigen, da drüben ist das Hotel.« Sie brauchte einige Zeit, bis sie realisierte, dass der Busfahrer an ihrem Ziel angekommen war und sie jetzt höflich darauf aufmerksam machte.

Sehr neugierig und zugleich angespannt erhob sie sich und trippelte langsam zum Ausgang. Zu ihrer Erleichterung stellten die Stufen im Bus überhaupt kein Problem dar, denn sie sprang einfach hinunter.

Als der Bus weiter fuhr, sah sie, dass ihre beiden Freundinnen, nach denen sie suchte, auf der letzten Bank saßen und ihr zum Abschied fröhlich winkten.

Der Bus hatte quasi vor dem Hoteleingang gehalten, so dass sie nur wenige Schritte gehen musste. Fast etwas ehrfürchtig betrat sie den roten Teppich und lächelte mit Portier verlegen zu. Erst später fiel ihr ein, dass er ihr Lächeln wegen der Haube gar nicht sehen konnte.

Zu ihrer Erleichterung konnte sie auf den verrückten Ballettstiefeln sehr gut laufen. Der Portier schien ihr Äußeres nicht zu bemerken, oder er ignorierte es höflich, während er ihr die große Tür aufhielt.

Erst als sie die große Hotelhalle betrat, fiel ihr wieder ein, dass sie wegen des so gemeinen Knebels in ihrem Mund ja überhaupt nicht reden konnte. Doch zu ihrer Erleichterung schien ihre Freundin Jennifer, die an der Rezeption stand, über ihre Ankunft informiert zu sein. Sofort griff sie an das große Brett mit den Schlüsseln und nahm den Schlüssel für das für sie bestellte Zimmer herunter und reichte ihn an Silvia, die neben ihr stand.

Miriam hätte ihre Freundinnen fast nicht erkannt, denn die langen blonden Haare hatte ihren Blick zunächst etwas abgelenkt. Sie bedauerte etwas, dass ihre eigenen Haare und der so gemeinen Haube versteckt waren, auch wenn sie selbst nicht blond war. Doch als Sklavin hatte sie so eine Haube zu tragen. In diesem Moment meldete sich der Vibrator in ihr und sie versuchte tapfer, diesen zu ignorieren.

»Bitte folgen sie dem Zimmermädchen.« Jennifer zwinkerte Miriam zu und blickte auf ihre Freundin Silvia, die sich sofort Miriams Koffer griff. »Gehen wir?« Silvia lächelte ihre Freundin an.

Auf einmal sprang eine Gestalt an ihr hoch und hätte sie fast umgeworfen. Nur mühsam konnte sie sich auf ihren Stiefeln halten. Miriam erkannte, dass es die menschliche Hündin war, die so auf sie eingestürmt war und die ihr offensichtlich etwas mitteilen wollte.

»Du darfst hier nicht bleiben, du bist in Gefahr.« Bella sprang wieder an ihr hoch.

»Ich dachte, du kannst nicht mehr reden?« Miriam war erstaunt.

»Kann ich auch nicht« keuchte Bella. »Aber ich musste dich unbedingt warnen. Du darfst IHNEN nicht in die Hände geraten. Sieh zu, dass du verschwindest.«

»Bella!« Auf einmal eine energische Stimme zu hören. »Bei Fuß!«

Bella drehte sich zu ihrer Herrin um und lief hechelnd zu ihr hin. Sie kuschelte sich an ihre Beine und schaute noch einmal mitleidig zu Miriam herüber.

Miriam blickte dem seltsamen Wesen verwundert hinterher. Sie war zwar über die eindringliche Warnung sehr dankbar, doch sie wusste, dass sie an IHNEN dran bleiben musste. Sie hatte ihr Ziel noch nicht vergessen und sie war immer noch der Meinung, dass sie es erreichen konnte. Sie fühlte ganz deutlich, dass sie kurz vor ihrem Ziel war. Sie blickte auf und sah, dass Silvia an der offenen Tür auf sie wartete. Sie ging zügig auf sie zu.



»Das hier ist unsere große Werkshalle.« Silvia blieb kurz stehen, um Miriam zu informieren.

Miriam hätte gern gefragt, was sie hier herstellen würden, doch ihr gefüllter Mund brachte nur ein paar unverständliche Brummlaute hervor.

Doch zu ihrer Überraschung hatte Silvia sie trotzdem verstanden. »Hier stellen wir die Sklavinnenausrüstungen her.« Sie machte eine einladende Handbewegung. »Alles ganz ökologisch.«

Miriam blickte auf die Arbeitsplätze und erstarrte. Statt Motoren saßen oder standen hier Sklavinnen und trieben die Geräte an. Sie waren leicht als solche zu erkennen, da sie die gleichen Hauben trugen, wie Miriam selbst auch eine trug. Die eigentlichen Arbeiterinnen trugen lange blonde Haare und waren in ihre Arbeit vertieft. Nur gelegentlich griff die eine oder andere Arbeiterin zu einer Peitsche, um ihre Sklavin etwas anzutreiben.

Miriam erkannte viele Nähmaschinen, die eine oder andere Bohrmaschine und auch eine Schneidevorrichtung, an der das Leder geschnitten wurde. Sie hatte Mühe, ihren Blick davon abzuwenden.



»Da drüben ist unsere Strafabteilung.« Silvia deutete auf drei Nischen an der Wand.

In jeder der Nischen war jeweils ein großes Rad aufgebaut, welches eine gewisse Ähnlichkeit mit den Zifferblättern alter Turmuhren hatte. Doch darauf waren stoisch blickende Sklavinnen festgeschnallt. Die Räder wurden von zwei anderen Sklavinnen gedreht. Neben jeder Sklavin stand noch eine blonde Aufpasserin mit einer Peitsche in der Hand.

Unten verlief ein Teil des Rades jeweils in einem Wasserbassin, so dass der Kopf der jeweiligen Sklavin bei jeder Runde kurz unter Wasser getaucht wurde.

Miriam schluckte heftig, doch auf einmal erkannte sie das Szenario. So eine Szene hatte sie in dem Film 'Gwendoline' gesehen, dort wurden Sklavinnen auf ähnliche Weise bestraft und Miriam konnte sich schon damals nicht gegen eine gewisse Faszination wehren.

Jetzt wusste sie, was Bella mit ihrer Warnung gemeint hatte, und sie blieb kurz stehen, um sich einen Plan zu überlegen. Doch sofort spürte sie den Zug von Silvia an ihrem Halsband und sie trottete seufzend hinter ihr her.



»Das hier ist unser Konditionierungsraum.« Silvia blieb an der Tür stehen und wartete, bis Miriam eingetreten war. Auf den ersten Blick sah es mit den vielen blickenden Anzeigen und leuchtenden Monitoren aus wie auf der Kommandobrücke in einem Raumschiff.

Doch Miriam hatte gar keine Zeit mehr, um sich weiter umzusehen, denn ihre Freundin Gisela kam auf einmal auf sie zu und begrüßte sie herzlich. »Du hast dich also auch entschlossen, dich konditionieren zu lassen.« Sie streichelte ihr über den Kopf. »Das ist eine gute Entscheidung.«

Miriam stöhnte, als sie die sanfte Berührung spürte. Sie hätte ihrer Freundin gern widersprochen, doch noch bevor sie versuchte, trotz des Knebels zu protestieren, hatte Gisela sie schon auf dem Liegestuhl festgeschnallt und begann, ihr die Bedingungen der Konditionierung zu erklären.

»Wir beginnen zunächst mit einer halben Stunde unseres Aufwärm-Programms. Wir messen zunächst einmal aus, wie leicht du zu erregen bist und wo dein Schwellwert ist.« Gisela kontrollierte noch einmal die Riemen, die Miriam auf dem Stuhl festhielten.

Miriam blickte ihre Freundin verwundert an.

»Wir werden dich bis kurz vor den Orgasmus erregen und dann wird alles abgeschaltet.« Sie lächelte. »Das ist alles ausführlich getestet.« Sie ging zu einer Schalttafel und betätigte einen Regler.

Miriam blickte paralysiert auf die Anzeige auf der jetzt die Zahl '30:00:00' zu sehen war, und nach einer Sekunde stand dort '29:59:59'. Sofort war ihr klar, das Gisela nicht 30 Minuten, sondern 30 Stunden eingestellt hatte. Sie schrie laut, doch Gisela war schon wieder verschwunden.

»Was schreist du denn so? Es hat doch noch gar nicht angefangen«, war auf einmal eine Stimme zu hören.

»Was hat 'angefangen'?« Miriam blickte die Frau an, die neben ihr auf dem gleichen Stuhl geschnallt war.

»Es ist das 'Tease and Denial'-Programm.« Die Frau stöhnte laut auf. »Sie erregen dich bis kurz vor dem Höhepunkt und lassen dich dann hängen. Und das immer und immer wieder.«

Miriam blickte ihr Gegenüber verwundert an.

»Das machen sie die ganze Zeit, bis du ihnen hörig bist und für die Erlösung alles geben würdest.« Die fremde Frau keuchte.

»Und wie lange sind sie schon hier?« Miriam war fest entschlossen, alles zu erdulden. Noch immer glaubte sie, ihr Ziel erreichen zu können.

»Sie foltern mich schon seit zwei Jahren.« Die Frau stöhnte wieder.

»Nicht mit mir.« Miriam riss sich los, stürmte zu der nächsten Tür und rannte auf den Korridor. Zum Glück hatte sie sich bei der Ankunft den Weg zum Treppenhaus gemerkt.

Vor den ersten blonden Wächterinnen konnte sie sich noch verstecken, doch dann hörte sie wieder die Stimme. »Frau Beckmann, sie können uns nicht entkommen.«

Miriam war eine starke Kämpfernatur, und sie war fest entschlossen, auf keinen Fall aufzugeben. Doch egal, welchen Weg sie auch nahm, sie landete immer wieder im Treppenhaus, für dessen barocke Schönheit sie allerdings überhaupt keine Augen hatte.

Von überall her kamen die blonden Wächterinnen und trieben Miriam in die Enge.

Schließlich stand sie vor eine alten Holztür, die nichts Gutes vermuten ließ. Hastig öffnete sie die Tür und stolperte eine alte Treppe hinunter.

Als sie kurz zurück schaute, sah sie, dass die Wächterinnen ihr auf eine beunruhigend langsame Art und Weise folgten. Fast schien es, als wollten sie sie gar nicht fangen, sondern nur an einen bestimmten Ort treiben. Doch dafür fehlte Miriam der Weitblick.

Vor ihr lag ein dunkler Gang, von dem links und rechts einige nicht weniger dunkle Gänge weg führten. An einigen dieser Gänge lief sie vorbei, immer getrieben von den Wächterinnen, die ihr auf den Fersen waren.

Schließlich sah sie eine Tür, hinter der Licht brannte. Ohne weiter nachzudenken stieß sie die Tür kraftvoll auf und betrat keuchend den Raum.



Jennifer und Silva waren gerade damit beschäftigt, eine unglückliche Sklavin transportfähig zu machen. Deutlich stand die große Kiste in der Form eines Sarkophages vor ihr, und der Deckel wurde von Peter festgehalten, der ihr ebenfalls ermunternd zulächelte.

Jennifer blickte zu Miriam und lächelte. »Du bist auch gleich dran.« Dann half sie der Sklavin, in die Kiste zu steigen, wo Silvia sie sofort festschnallte.

Miriam keuchte noch einmal, dann rannte sie blindlings quer durch den Raum auf die nächste Tür zu und stürmte hindurch.

Der Korsettmacher drehte sich zu ihr um und blickte in seine Unterlagen. »Sie wollten in das Korsett eingeschweißt werden?« Er gab seiner Assistentin ein Zeichen, die daraufhin das Schweißgerät in die Hand nahm und die Flamme entzündete.

Miriam drehte sich entsetzt wieder um und rannte in den Schlosspark. Offenbar hatte sie die Wächterinnen abgehängt, denn die Tür, die sie zugestoßen hatte, blieb dieses Mal geschlossen.

»Bitte bitte, darf ich endlich kommen?« Eine Frau kniete vor ihrem Mann und flehte ihn an, sie endlich zu erlösen. Doch der Mann schien überhaupt keine Notiz von ihr zu nehmen.

Miriam hätte ihr gern geholfen, doch sie wusste nicht, wie sie das machen sollte.

»Komm zu mir, kleine Miriam. Bei mir bist du sicher«, hörte sie auf einmal eine liebliche Stimme und sie blickte sich um. Neben ihr stand der Eisenkäfig, der extra für sie noch geschweißt worden war. Der Deckel war aufgeklappt.

Miriam fühlte sich von ihm geradezu angezogen. Sie wusste, dass sie bei ihm oder besser in ihm Schutz finden würde, den sie die ganze Zeit schon suchte. Langsam stieg sie hinein und beugte sich hinab, so dass der Deckel des Käfigs über ihr geschlossen werden konnte. Mit einem lauten 'Klick' rastete der Riegel ein und verschloss den Käfig ganz sicher.

Sofort fühlte Miriam eine gewisse Geborgenheit. Die Augen verdunkelten sich und gleich darauf fühlte sie, wie sich der Käfig langsam in Bewegung setzte. Deutlich war das Klappern der Hufe zu hören.

Sie hörte, wie ihr Besitzer mit dem Käufer um den Preis feilschte, und schließlich hatte er sie für 50.000 Euro verkauft. Sie war insgeheim stolz, dass für sie so eine hohe Summe erzielt wurde. Wieder setzte sich der Käfig in Bewegung, und auf einmal glaubte sie sogar so etwas wie einen Fahrstuhl erkannt zu haben.

Sie bekam ihr Augenlicht wieder und erkannte, dass sie sich in einem riesigen Appartement befand. Bei einem kurzen Blick aus dem Fenster erkannte sie, dass sie sich im obersten Stockwerk eines Hochhauses befand. Die Wohnung musste ein Vermögen gekostet haben.

Sie hörte, wie der Käfig geöffnet wurde, und eine Hand berührte sie. »Wache auf, Miriam«, hörte sie Peters Stimme. »Heute wird ein schöner Tag.«