Die widerspenstige Erbin

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Die widerspenstige Erbin – Die Nacht vor dem Lehrgang (August 1990)

Autor: Karl Kollar

Freitag, 17. August 1990, Abends

Jenni stand an dem großen Fenster und blickte nachdenklich in den Burghof der Burg Trasnitz hinab. Die untergehende Sonne warf lange Schatten auf den Kiesboden und zeichnete das Profil der stolzen Burg in den Kies und an die Schloßwände.

Schon immer hatte Jenni von dieser Burg geträumt, die so malerisch über der Stadt gebaut war mit ihren dicken Mauern und den vielen Vorhöfen. Oft war sie mit ihrem kleinen Auto extra hier her gefahren, war in den Burghof gegangen und hatte sich ausgemalt, wie es wohl sein würde, hier auf der Burg leben zu dürfen.

Jetzt war ihr Traum zumindest zeitweilig Wahrheit geworden. Jenni war im Pallas untergebracht, zusammen mit Terry, der wohl künftigen Erbin. Das Zimmer, in dem sie sich jetzt befand, war das Schlafzimmer von Terry und Claudia, Terrys Geliebter, deren Tod vor wenigen Wochen alle schwer getroffen hatte.

Jenni sollte jetzt ihren Platz einnehmen für die Zeit des Lehrgangs, denn Terry brauchte eine Partnerin, auch wenn ihr das im Moment wohl wie alles andere auch völlig egal war. Zu schwer hatte sie der Tod von Claudia getroffen und in ihrem aktuellen Zustand würde sie die Prüfung nicht bestehen. Und soviel wußte Jenni schon, von dieser Prüfung hing alles ab, der Anspruch der Familie auf die Burg, das Erbe, einfach alles.

Jenni seufzte, sie hatte keine Idee, wie sie Terry näher kommen konnte, selbst wenn sie nicht diese zugegeben sehr faszinierende Fesselkleidung tragen würde, die sie in ihrer Bewegungsfreiheit schon sehr einschränkte.

Einen Monohandschuh fand sie schon früher sehr faszinierend und jetzt trug sie selber einen über dieser seltsamen Uniform, die aus einer grünen Lederjacke über einer weißen Bluse und einem knöchellangen sehr engen Rock mit Gehschlitz befand. Wenn ihr Elke nicht vorhin den Schlitz mit einem Reißverschluß verschlossen hätte, dann könnte sie vielleicht jetzt etwas im Zimmer umher gehen, doch so konnte Jenni ihre Beine nur im Zentimeterbereich bewegen. Ihr gefiel es sehr gut, durch die Kleidung so hilflos zu sein doch wenn sie an ihre eigentliche Aufgabe dachte..., sie seuftze noch einmal.

Elke. Die Baronin hatte sie ja gewarnt, das sie es mit Elke nicht einfach haben würde. Die Betreuerin von Terry war ziemlich vernarrt in ihren Schützling und aus ihrer Sicht war Jenni ein Störenfried. Jenni war gewarnt, das Elke sehr eifersüchtig sei und sie auch entsprechend ruppig behandeln würde.

Andererseits war Elke das einzige Wesen, das zu Terry im Moment noch etwas Zugang hatte. Jedem anderen gegenüber war Terry total verschlossen. Selbst zu ihren Hunden hatte sie keinen Kontakt mehr. Sie hatte schwer an dem Tod von Claudia zu knabbern.

* * *

Vorhin stand Jenni kurz mal vor dem großen Spiegel und bestaunte ihr neues Knebelgeschirr. Einerseits sah es toll aus, weil es ganz ohne irgendwelche Schnallen paßgenau um ihren Kopf anlag, andererseits waren es diese fehlenden Schnallen, die Jenni immer wieder zum Schaudern brachten, denn dieses Geschirr war direkt auf ihrem Kpf zusammen genietet und vernäht worden. Es gab keine Möglichkeit mehr, es abzunehmen, wenn man mal von einer Eisensäge oder ähnlich rohen Werkzeugen absah.

Der Gedanke, das sie die ganzen zwei Wochen so geknebelt sein würde, bescherte ihr eine wohlige Gänsehaut. Okay, sie wußte, das das Mundstück dieses Knebel austauschbar war, aber das Kopfgeschirr war fest angelegt.

Und noch mehr Gänsehaut bescherte ihr das Wissen, das dieses Geschirr eine Kopie des Knebels war, den eine Vorfahrin von Terry ihr ganzes Leben lang getragen hatte, so wurde es zumindest von der Bondagette Franziska berichtet.

Sehr gern wäre Jenni noch einmal zu dem großen Spiegel gegangen, doch da Elke ihr den Rock zugemacht hatte, konnte sie nur noch winzige Schritte machen. Selber konnte sie ihn auch nicht öffnen, da ihr Monohandschuh ihre Arme sehr streng auf dem Rücken zusammen hielt.

Sie blickte noch etwas im Zimmer umher, es war wirklich so eingerichtet, wie man sich ein herrschaftliches Schlafzimmer in einem Schloß vorstellt. Ein pompöses Himmelbett, eine kleine Tischgarnitur, ein offener Kamin und alte Bilder an den Wänden.

Jennis Aufmerksamkeit wurde jetzt abgelenkt, denn Elke führte Terry aus dem Bad zurück. Jenni konnte nicht anders als fasziniert auf die schlanke seidenumhüllte Gestalt zu starren. Teerys Blick war abwesend und sie ließ sich widerspruchslos von Elke führen.

Nur winzige Schritte schaffte Terry in dem sehr engen Beinteil des Nachthemdes und auch die Armhaltung ließ vermuten, das zumindest die Oberarme des Nachthemds wohl an der Körperseiten befestigt waren.

Dies zeigte sich deutlicher, als Terry sich auf das Bett setzte. Sie konnte sich nur mühsam abstützen. Noch deutlicher wurde es, als Elke dann ihren Schützling in den genauso zarten Seidenschlafsack verpackte. Zuerst kamen die Beine in die Hülle und Elke mußte sich richtig anstrengen, um den Reißverschluß dieses engen Beinteils zu schließen.

Elke zog den Schlafsack weiter hoch und dann passierte etwas, was Jenni nochmals erschaudern ließ. Elke nahm Terrys Unterarme und steckte diese in Ärmel, die innen im Schlafsack eingearbeitet waren. Terry würde ihre Arme in der Nacht überhaupt nicht bewegen können.

Der Reißverschluß wurde von Elke weiter bis zum Hals zugezogen und dann setze sie Terry noch eine Art Haube auf, die nur noch Nase und Augen, sowie einen Teil der Stirn offen ließen. Dann deckte Elke den so hilflosen Körper noch mit einer Decke zu. Sie streichelte ihr noch einmal mit der Hand über das Gesicht, dann erhob sie sich und wandte sich Jenni zu.

»Dreh Dich um«, sagte Elke kalt und klang mehr wie ein Befehl als eine Bitte. Jenni wußte ja, das es nicht einfach werden würde und sie hatte längst für sich beschlossen, Elke in dieser Hinsicht zu ignorieren, beziehungsweise ihre Handlungsweise der Sorge um Terry zuzuschreiben. Sie kam der Aufforderung von Elke nach und spürte sogleich, wie die Schnürung vom Monohandschuh sich lockerte. Elke zog den Handschuh herunter und Jenni wollte sich gerade bedanken, als wieder die unfreundliche Stimme von Elke ertöhnte.

»Ich komme in zehn Minuten wieder, dann bist Du fertig fürs Bett.« Kaum hatte sie ausgesprochen, war sie auch schon aus dem Raum verschwunden.

Ziemlich eingeschüchtert versuchte Jenni, sich beim Ausziehen zu beeilen. Die Jacke und die Bluse waren gleich ausgezogen, etwas mehr Mühe machte ihr der strenge Rock. Der Reißverschluß war nicht einfach zu öffnen und nur langsam bekamen ihre Beine ihre Freiheit wieder.

Das Bad war gleich neben an, es war groß, geräumig und durch die großen Fenster auch schön hell. Doch Jenni fielen auch die Details sofort auf, die vielen kleinen Ösen, die überall angebracht waren und wenn sie mehr Zeit gehabt hätte, dann hätte sie sicher auch gern die Dusche untersucht. Dieses lebensgroße Metallgestell ließ sie schon aus der Ferne keuchen.

Sie beeilte sich mit ihren Geschäften und war extra schnell wieder aus dem Bad zurück, doch Elke wartete schon mit noch finsterer Miene. »Das muß noch schneller gehen«, sagte sie kalt und Jenni hätte zu gern protestiert, doch der Knebel in ihrem Mund hinderte sie an dem Widerspruch.

»Setz Dich«, sagte Elke kalt und hielt schon den Schlafsack bereit. Jenni drückte ihre Beine zusammen und ließ sich von Elke den Schlafsack über die Beine stülpen. Als Elke begann, den Reißverschluß zu schließen, spürte Jenni, wie eng diese Nacht doch werden würde.

Sie wurde aufs Bett geschoben und dann nahm Elke einen ihrer Arme und steckte ihn in die Hülle, die innen angebracht war. Genauso wurde Jennis anderer Arm versorgt und dann konnte Elke den Schlafsack bis zum Hals hochziehen und den Reißverschluß schließen.

Im Halsteil war ein Halskorsett eingearbeitet, denn auf einmal konnte Jenni ihre Kopf nicht mehr so gut bewegen. Elke setzte ihr genauso die Kapuze auf, schloß diese und deckte sie zu.

Ohne einen weiteren Gruß verließ Elke das Zimmer und Jenni blieb mit ihren aufgewühlten Gefühlen zurück.

Sie versuchte, ihre verbliebene Freiheit zu entdecken, doch der Schlafsack war sehr gut nach ihren Maßen gearbeitet und ließ ihre fast keine Bewegungsmöglichkeiten.

* * *

Nach einiger Zeit öffnete sich leise die Tür und Jenni hoffte, das es nicht Elke sein würde. Die Stimme erkannte sie sofort als die der Baronin Tanja von Schalk.

»Schläfst Du schon?« fragte Tanja leise.

Jenni brummte etwas, um zu zeigen, das sie noch nicht eingeschlafen war.

Tanja kam an ihr Bett und setzte sich so hin, das Jenni sie auch ansehen konnte.

»Ist es Dir zu streng?«

Jenni versuchte mit dem Kopf zu schütteln, was ihr aber nur ansatzweise gelang. Dann fiel ihr wieder die Verabredung von der Vorstellung ein und sie blinzelte zwei Mal für 'Nein'.

»Ah, das weißt Du noch. Gut.« Die Baronin machte eine kleine Pause. »Ja, es ist schon sehr streng« sagte sie und strich dabei zärtlich über Jennis Kapuze. »Aber Du mußt so gut wie möglich die Position von Claudia einnehmen. Das ist wohl unsere einzige Chance.«

Jenni versuchte trotz ihrer strengen Fesselung aufmerksam zu sein und sich auch durch den Knebel nicht irritieren zu lassen. Die Familie von Schalk legte große Hoffnung in sie und sie war festentschlossen, diese nicht zu enttäuschen.

»Die Schneiderzwillinge sind auch schon angekommen.« Tanja blickte jetzt ernsthaft besorgt. »Ich weiß wirklich nicht, warum die diesen Lehrgang mitmachen wollen. Fesseltalent haben die wirklich nicht und die Prüfung würden die nie bestehen.«

Jenni erinnerte sich an das Vorstellungsgespräch, wo Tanja ihre ärgsten Widersacher erwähnt hatte. Die Familie Schneider erhob auch Anspruch auf das Erbe und wartete nur darauf, das Terry die Prüfung nicht bestehen würde.

Tanja Gesicht war voller Sorgen und selbst wenn Jenni in der Lage dazu gewesen wäre, hätte sie es jetzt nicht fertig gebracht, sich über Elke zu beschweren. Insgeheim beschloß sie, sich alles von Elke gefallen zu lassen und unter ihr leiden zu müssen. Es diente einer anderen größeren Sache.

Doch es war, als könnte die Baronin Gedanken lesen. »Laß Dich von Elke nicht beeindrucken. Sie ist sehr vernarrt in Terry und deswegen auch sehr eifersüchtig. Claudia mußte damals genauso unter ihr leiden.«

Der Blick von Tanja tröstete Jenni sehr und gab ihr Kraft, es auch weiterhin mit Elke auszuhalten.

»Ich bin ja so froh, daß Du uns helfen willst.« Jenni versuchte trotz des Knebels ein Lächeln. »Du kommst mit dem Knebel klar?«

Jenni bemühte sich, ein 'Ja' zu blinzeln.

Noch einmal streichelte Tanja über Jennis Gesicht und zog die Bettdecke glatt. Dann erhob sie sich, wünschte Jenni eine gute Nacht und verließ das Zimmer.