Die widerspenstige Erbin

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Die widerspenstige Erbin – Veränderungen (Anfang 1989)

Autor: Karl Kollar

Alexandra war sich lange unsicher gewesen, ob ihre Beobachtungen stimmten, doch jetzt hatte sie sich entschlossen, zu handeln. Es mußte einfach etwas geschehen, so wie jetzt ging es nicht weiter. Terry litt furchtbar.

Sie blickte noch einmal in den Spiegel, wie sie es immer tat, wenn sie so etwas wichtiges vor hatte. Dann mußte sie aber über sich selber kichern. Sie hätte doch an sich selber gar nichts verändern können, seit Elke ihr in den geliebten Monohandschuh geholfen hatte. Vielleicht hätte sie die Sabberspuren des Ballknebel weggewischt. Doch dann grinste sie, mit dem Ball, den sie im Mund trug war das auch nutzlos, denn sie würde gleich wieder damit anfangen.

Sie ging nicht so unbefangen wie sonst durch die Räume der Burg, denn Terry lag ihr auf dem Herzen. Aber sie liebte das weitläufige Gebäude, weil sie ihr hier ihrer Fessellust ungehemmt nachgehen konnte. Wenn sie mal dafür Zeit gefunden hatte. Am schönsten war es, wenn Birgit auch Zeit dafür hatte. Aber das war eher selten.

Sie drückte mit den im Monohandschuh gefangenen Armen die große Türklinke herunter und mit den im Leder verpackten Händen zog sie mühsam die Tür auf. Sie liebte es, gegen die Fesseln zu kämpfen, nur heute hatte sie keinen Sinn dafür und es konnte ihr nicht schnell genug gehen.

Endlich hatte sie die Tür aufbekommen und konnte in den Raum trippeln. Tanja war gerade beim Lesen. Sie begrüßten sich.

»Hallo Alex, schön, dich zu sehen. Super siehst Du aus.«

Alexandra war für Komplimente immer empfänglich. »Manke« Dann wurde ihr Blick trotz des Knebel ziemlich ernst.

»Tanj, icmh mupf mit dir reden«, kam etwas undeutlich von ihren geknebelten Lippen.

Tanja legte das Buch beiseite und grinste. »Warte, ich nehme dir den Knebel ab.«

Sie griff unter die langen Haare von Alexandra und öffnete die Schnalle. Sie drückte mir der Zunge den Ball aus dem Mund. Die Baronin legte ihr den Knebel fast wie eine Halskette um den Hals.

»Danke«, sie leckte sich etwas die Lippen.

Es gab für Alexandra eigentlich keinen Grund, sich im Schloß mit Fesseln und Knebel zu bewegen, doch es machte ihr Spaß und hier störte sich auch keiner dran. Doch bei dem, was sie jetzt mit Tanja zu besprechen hatte, war der Knebel etwas störend.

»Soll ich Dir den Handschuh auch abnehmen?« fragte Tanja. Irgendwie spürte sie, das Alex wohl etwas wichtiges auf dem Herzen hatte.

Alexandra versuchte einmal recht kräftig sich mit den Armen im Handschuh zu bewegen, dann sagte sie, »Danke, aber das wird schon gehen.«

»Setz Dich aber erst mal.« Tanja stand auf und nahm bei dem zweiten Sessel das Füllstück in der Rückenlehne heraus. Das hatte Terry sich so gewünscht, weil es dann möglich war, mit einem Monohandschuh bequem in dem Sessel zu sitzen.

»Was bedrückt Dich?« Tanja war neugierig.

»Terry ist so verändert«, begann sie mit leiser Stimme, »und ich glaube, es hängt mit der Rechtsanwältin zusammen.«

Sie berichtete von ihren Beobachtungen, wie Terry auf Claudias Anwesenheit reagierte und das sie total verändert war. »Man könnte meinen, Terry hätte sich verliebt.«

Tanja horchte auf. Das wäre allerdings eine fatale Entwicklung. »Du meinst, sie hätte sich«, Tanja mußte Luft holen, »verliebt, in Claudia?«

»Es deutet alles darauf hin.« Sie berichtete von ihren Beobachtungen.

»Das wäre ja fatal.« Die Baronin war ehrlich entsetzt.

Alexandra mußte ihr zustimmen. »Terry weiß allerdings, das Claudia gegen uns arbeitet und deswegen dürfte es sie innerlich zerreißen.«

Tanja pflichtete ihr bei: »Seit Claudia hier ist, hat sich für Terry vieles verändert. Ihre früheren Spaßfesselungen sind jetzt bitterer Ernst geworden. Sie ist nicht begeistert darüber, wie streng geregelt sie jetzt ihre eigene Mode tragen muss.

* * *

»Was wollen Sie denn jetzt schon wieder?« Tanja war über den Besuch von der Rechtsanwältin nicht besonders angetan. »Terry macht doch alles, was sie ihr auferlegen.«

»Frau von Schalk, es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, was mich bewegt.«

Tanja wunderte sich etwas. Claudia war sonst die Selbstsicherheit in Person. Andererseits sah die Baronin es auch nicht ein, warum sie ihrer Gegnerin auch nur einen Zentimeter entgegen kommen sollte.

»Wissen Sie, ihre Tradition und wie Terry sie hier lebt.« Sie stockte, dann sprach sie weiter. »Alles hier, das hat mich sehr bewegt.«

Tanja hätte ihr schon gern einiges gesagt, aber irgendwie spürte sie, das sie Claudia nicht unterbrechen sollte.

Claudia sprach weiter, »Ich glaube, ich habe einen großen Fehler gemacht.« Wieder stockte und Tanja sah ihr an, das sie mit sich selber kämpfte.

»Ich glaube, ich habe mich in meine Mandantin verliebt.« Claudia begriff erst im Nachhinein, das sie sich versprochen hatte, doch Tanja war das nicht entgangen. Sie sah plötzlich eine einmalige Chance.

»Natürlich nicht meine Mandantin«, Claudia wollte sich verbessern, doch Tanja griff es auf.

»Warum denn nicht?« fragte sie vorsichtig.

Claudia schaute ziemlich verwirrt.

»Weiß das ihr Chef schon?« fragte die Baronin vorsichtig.

Claudia schüttelte mit dem Kopf. »Der weiß noch nichts davon.« Sie seufzte. »Und ich weiß auch nicht, wie ich ihm das beibringen soll.«

Tanja legte den Köder aus. »Wie wäre es denn, wenn Terry wirklich ihre Mandantin wäre?«

Ein Strahlen war kurz zu sehen auf dem Gesicht der Anwältin, dann wurde sie wieder ernst. »Das geht doch gar nicht, dann kriege ich viel Ärger mit meinem Chef.«

Tanja wollte vorsichtig agieren, da sie nicht noch nicht einschätzen konnte, wie ernst es Claudia mit Terry war. Das was sie vor hatte konnte leicht nach hinten los gehen. Außerdem war es immer etwas unfair, Geschäftliches mit Privatem zu vermischen. Doch für die Schalks stand viel auf dem Spiel.

»Wie wäre es, wenn sie für uns arbeiten, für Terry und für mich?«

Claudia hatte die Tragweite dieses Satzes noch nicht begriffen. »Aber das kann ich meinem Chef noch weniger beibringen.«

Tanja wurde etwas mutiger. »So meinte ich das auch nicht.«

Claudia blickte sie erwartungsvoll an.

»Ich würde sie gern als Anwältin bei mir einstellen. Das dürfte aber nicht einfach werden, denn sie wissen ja, um was es geht.«

Auf einen Schlag war Claudia hellwach und sehr erleichtert. »Ich bin ja auch schon länger der Meinung, das Terry die richtige Erbin ist.« Endlich konnte sie es mal aussprechen.

Erst dann begriff sie die Konsequenzen dieses Vorschlages. »Ich müßte also bei meinem Chef kündigen und bei ihnen anfangen. Ab wann würde das gehen?«

Tanja blieb realistisch, »Von mir aus sofort, aber ich denke, sie werden aus ihrem alten Vertrag so schnell nicht rauskommen.«

Claudia war da optimistischer. »Ich habe noch einigen Urlaub zu bekommen und mein Chef wird mich sicher gehen lassen.«

* * *

»Schön, das ihr alle gekommen seid.« Sie blickte sich noch mal in dem Zimmer um.

Auf dem Sofa saßen Birgit und Alexandra und rieben verliebt ihre Monohandschuhe aneinander. Kathrin und Elke standen noch in der Tür. Am Tisch saß Terry, die von Claudias Wechselabsichten noch nichts wußte. Claudia saß ihr gegenüber, kühl wie immer, obwohl ihr dies sehr schwer fiel. Tanja hatte sie darum gebeten.

Tanja liebte solche Auftritte wie heute Abend. Alle waren gekommen und sie konnte jetzt die große Neuigkeit verkünden.

»Meine Lieben, ich habe große Neuigkeiten für Euch.« Sie warf Alexandra einen vielsagenden Blick zu.

Jetzt sprach sie absichtlich langsam. »Ab sofort wird Claudia für uns arbeiten. Und nicht mehr für die Schneiders.«

Terry blickte fast erschrocken auf, als sie begriff, was das alles bedeutete. Sie blickte zwischen Claudia und Tanja hin und her und zum ersten mal war alle ihre Selbstsicherheit weg. Sie brach in Tränen aus, stand auf und verließ mit schnellen Schritten das Zimmer.

Elke wollte ihr hinterher laufen, doch Tanja hielt sie davon ab. »Laß sie für einen Moment allein, sie wird etwas Zeit brauchen, um sich mit der neuen Situation anzufreunden.«

Alexandra hatte sich zuerst wieder unter Kontrolle. »Wie werden das bloß die Schneiders aufnehmen? Die werden das sicher nicht toll finden.

»Sie wissen es schon und sie haben einen neuen Anwalt, diesmal einen Mann.« Tanja grinste etwas. »Er hat auch schon einen Brief aufgesetzt.«

Die Baronin nahm ein Schriftstück hervor und las daraus vor: »... bestehen wir auf das genaue Einhalten der Bedingungen aus der Tradition ihres Hauses und dem sowie allen Verpflichtungen, die sich aus dem Testament ergeben. Wir behalten uns unangekündigte Stichproben vor und werden bei dem kleinsten Vergehen sofortige und vollständige Konsequenzen ziehen.«

Tanja ließ den Brief sinken und seufzte. »Arme Terry, das wird nicht einfach werden.«

Sie blickte Claudia liebevoll an. »Du solltest ihr jetzt hinterher gehen. Ich glaube, ihr habt euch einiges zu sagen.«

Mit glücklich leuchtenden Augen stand Claudia auf und verließ langsam den Raum.

Die anderen blickten ihr hinterher.

* * *

Später am Abend ging Tanja in Terrys Zimmer, weil sie sie für die Nacht fertig machen wollte. Im ersten Moment war sie erschrocken, als sie Claudia auf dem Bett liegen sah, im strengen Nachthemd und mit dem Nachtknebel im Mund. Doch als sie ihre leuchtenden Augen sah, wußte sie, das alles in Ordnung war.

»Es hat also geklappt?« fragte sie Claudia. Diese strahle sie trotz des Balles in ihrem Mund an und nickte total verliebt.

Terry kam gerade aus dem Bad. »Oh Tanja, ich bin ja so glücklich.« Ihre Augen funkelten mit denen ihrer neuen Geliebten um die Wette. Sie setzte sich auf das Bett und streichelte Claudias jetzt hilflosen Körper.

Die Baronin erinnerte Terry daran, das es jetzt Zeit wäre fürs Bett. Sie hielt das Nachthemd in der Hand. Terry zog sich aus und ließ sich in das Nachthemd helfen. Seit dem letzten Bericht von Claudia mußte Terry in der Nacht auch auf der Matratze festgebunden werden, weil eine ihrer Ahnen das mal so gemacht hat.

Claudia, die jetzt hilflos neben Terry lag, bedauerte ihre gründliche Arbeit, doch ändern konnte sie jetzt nichts mehr.

Als Tanja den Knebel für Terry in der Hand hatte, versuchte diese doch noch etwas zu widersprechen. »Muß das wirklich sein diese Nacht?«

Die Baronin hatte schon lange Routine, Terrys Widerstände beim Fesseln zu übergehen. »Das muß sein, und außerdem, Claudia mag es auch.«

Als sie so angesprochen wurde, drehte sie sich mit dem Kopf zu Terry und mit einem liebevollen Blick schien sie sie ermutigen zu wollen.

Terry spürte, wie sie von Tanja langsam mit der Matratze verbunden wurde. Sie seufzte nur ab und zu mal.

Als Tanja fertig war, merkte sie, wie Claudia auf einmal ziemlich stöhnte. Sie blickte verwundert zu ihr hin, doch dann erkannte sie, was sie Anwältin vor hatte. Sie schaffte es trotz des strengen Nachhemdes, daß sie zu Terry hin rollte. Sie schmiegten ihre hilflosen Körper aneinander und schliefen Wange an Wange ein.