Padogenien - Das Königreich der Bondagetten

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Padogenien - Das Königreich der Bondagetten – Der Brief des Königlichen Rats

Autor: Karl Kollar

Cathrin saß mit ihrer Mutter Victoria beim Mittagessen und sie war sehr unsicher, ob ihre Mutter nicht doch von ihre Eskapaden in der Ausrüstungskammer wußte. Wenn ja, dann ließ sie sich nichts anmerken. Sie besprachen Cathrins Zukunft und wie gut es war, das sie den Ausbildungsplatz in der Schneiderei bekommen hatte. Cathrin nähte gern und Meister Daniel war schon seit jeher von ihrem Talent angetan.

Und Cathrin freute sich auch schon sehr auf die Schneiderei, wußte sie doch, das die Prinzessinnen hier ihre Kleidung und auch ihre Ausstattung nähen ließen. Und besonders freute sich Cathrin darauf, das sie dann bestimmt auch mal etwas für eine Prinzessin nähen durfte und dann würde die Prinzessin sicher mal zur Anprobe kommen.

Das Klingeln der Haustür riß sie aus ihren Träumen.

Cathrin sprang auf und lief zur Haustür und öffnete. Es war Bartholomäus, der Bote des Königlicher Rats.

Er kam während der Schulzeit sehr oft ins Internat, meistens mit Botschaften für eine der Prinzessinnen, manchmal brachte er auch Mitteilungen des Königlichen Rats.

Cathrin bat ihn herein und führte ihn in die Küche, wo Victoria gerade den Tisch abräumte.

»Seit gegrüßt, meine Damen«, wie immer zog er dabei den Hut, legte ihn auf die Bank und setze sich dann dazu.

»Schön, das Du mal vorbei kommst, Bartholomäus.«Victoria begrüßte ihn zögernd. »Was führt Dich zu uns, mitten in den Ferien?« fragte Victoria neugierig, aber zurückhaltend.

Bartholomäus stellte seine große Tasche zwischen seine Beine und begann die Tasche zu öffnen.

»Ich verteile die Einladungen für Deine neuen Schülerinnen.« sagte er etwas geheimnisvoll, während er in seiner Tasche kramte.

»Ja richtig, die werden ja immer am Anfang der Ferien verteilt«, Victoria kannte diese Einladungen nur zu gut. Doch auf einmal stutze sie, »und was willst Du dann bei uns ?«

Bartholomäus schien in seiner Tasche das Gesuchte gefunden zu haben, denn mit einer Pergamentrolle in der Hand richtete er sich wieder auf und mit einem Lächeln reichte er Cathrin die versiegelte Schriftrolle. »Die ist für Dich.«

Cathrin nahm die Rolle zwar gleich hin, aber sie realisierte nicht sofort, was es bedeutete, ganz im Gegenteil zu ihrer Mutter, auf deren Gesicht ein ungläubiges Staunen zu lesen war.

»Mach es auf, es ist für Dich,« Victoria ermutigte ihre Tochter.

Cathrin erbrach das Siegel und rollte die Schriftrolle auseinander. Dort stand dort in großen feierlichen Buchstaben.


Einladung ins Prinzessinnen-Internat

’Die bürgerliche Cathrin Arnumsheim, Tochter der Internatsleiterin Victoria Arnumsheim wird hiermit gebeten, am Ersten des Monats August sich zum Antreten der Prinzessinnenausbildung im Internat einzufinden.‘

Dann folgten mehere Absätze zur Vorbereitung und auch noch eine Liste von Gegenständen, die Cathrin mitzubringen hatte.

Ungläubig ließ sie die Rolle sinken, sie hatte zwar ihren Inhalt gelesen, aber noch nicht realisiert, was es wirklich bedeuten würde. Sie blickte etwas ratlos in die Runde, dann auf einmal dämmerte es ihr und mit einem lauten Jubelschrei lief sie aus der Küche.

Deswegen bekam Cathrin nicht mit, wie Bartholomäus ihrer Mutter auch noch eine Schriftrolle reichte. Victoria sah sich ihre Rolle an, doch eigentlich kannte sie den Inhalt. Es war das Schreiben, was stets an die Eltern der Prinzessin ging und dessen Inhalt sie auch maßgeblich mitgeschrieben hatte.

Doch das sie es diesmal sie selber als Mutter betraf, das hätte sie nicht erwartet. Und ihre Miene verdunkelte sich. Es konte sich doch bloß um einen Irrtum handeln, es konnte doch nicht sein, daß... Sie schüttelte den Kopf, es konnte doch nicht sein, das die Vergangenheit sie jetzt schon einholte.

* * *

Cathrin schwebte auf Wolke Sieben. Alle ihre Gedanken waren jetzt auf die Ausbildung gerichtet. Jedes Mädchen im Königreich träumte davon, einmal so wie eine Prinzessin zu leben und für Cathrin sollte es jetzt Wirklichkeit werden. Immer wieder nahm sie ihre Einladung zur Hand, um es noch mal zu lesen. Sie glaubte zu Träumen. Doch es war real.