Padogenien - Das Königreich der Bondagetten

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Padogenien - Das Königreich der Bondagetten – Meister Daniel: Übung

Autor: Karl Kollar

Cathrin saß im Wohnzimmer und nähte an ihrem Schlafsack. Auf dem kleinen Tisch lag ihr neues Knebelgeschirr und daneben ihr Monohandschuh. Der war schon fertig. Und Cathrin war sehr stolz darauf. Immer wieder blickte sie auf den Ball, der leicht in der Sonne funkelte. Sie rückte näher zum Tisch hin, dann blickte sie wieder den Ball an.

* * *

Sie legte den Schlafsack beiseite und stand auf. Sie ging zum Tisch und nahm den Ball in die Hand. Die vielen Riemen baumelten um ihre Hände und ohne groß nachzudenken, nahm sie ihren Knebel so in die Hand, daß sie sich den Ball in den Mund schieben konnte. Eigentlich wollte sie nur mal probieren, doch dann, fast automatisch, schloß sie die Riemen, die das Geschirr auf ihrem Kopf festhielten.

Sicher, sie wußte, das sie den Knebel noch nicht tragen durfte, doch zum einen war sie allein und zum anderen wollte sie ja auch nicht nach draußen.

Sie bewegte die Kugel in ihrem Mund noch etwas hin und her, dann war sie mit ihrer Knebelung zufrieden. Sehnsüchtig nahm sie ihren Monohandschuh zur Hand. Der war schon fertig genäht und sie hatte auch die Winzigkeit, die Meister Daniel angemerkt hatte, beseitigt. Sie freute sich schon auf die Zeit, wenn sie den Handschuh endlich offiziell tragen durfte.

Seufzend legte sie ihn wieder beiseite, wischte sich die ersten Sabberspuren weg und nahm sich wieder ihren Schlafsack zur Hand. Auch wenn ihre Finger schon fast blutig waren, sie mußte ihn unbedingt fertig bekommen und soviel Zeit war gar nicht mehr bis zum Schulbeginn. Und der Königliche Rat mußte den Schlafsack erst noch abnehmen.

* * *

Cathrin hatte wieder einen der vielen Riemen an den Schlafsack genäht und sie begann sich schon auszumalen, wie sie dann darin schlafen würde, so richtig ans Bett festgeschnallt, als es auf einmal klopfte.

Sie erschrak zunächst etwas, als sie so aus ihren Träumen gerissen wurde, doch dann fing sie sich wieder und ging zur Tür. Sie wollte gerade »Herein« sagen, als ihr der Knebel in ihrem Mund wieder einfiel. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie aber die Tür schon geöffnet und jetzt schlug sie sich hastig die Hände vors Gesicht und versuchte, weg zulaufen.

Doch dann hörte sie die ruhige Stimme von Meister Daniel.

»Gebt Euch keine Mühe, Jungfer Cathrin, ich habe euren Knebel schon gesehen.« Nach einer kleinen Pause setzte er fort. »Wollt ihr mich nicht herein bitten?"

Ganz verlegen ging Cathrin wieder zur Tür und lies Meister Daniel herein.

»Ich wollte mal sehen, wie weit ihr mit dem Schlafsack seit.«

Er ging zum Bett und sah sich ihre Arbeit an. »Ihr seit schon weit, doch ihr könntet wohl noch Hilfe gebrauchen.«

Dankbar blickte sie ihn an. Sie war noch sehr aufgeregt und und wegen dem Knebel im Mund war sie kaum zu verstehen.

»Ihr seid ja mit Eurem Knebel noch gar nicht zu verstehen, das solltet ihr üben.«

Cathrin zuckte nur etwas ratlos mit den Armen.

Meister Daniel blickte zum Tisch und als er dort ihren Monohandschuh liegen sah, blitzte etwas in seinen Augen.

»Wisst ihr was, wir üben jetzt das Knebelsprechen, und damit ihr nicht wieder mit den Händen redet, tragt ihr dazu euren Handschuh. Und ich nähe Euch den Schlafsack weiter...«

Cahtrhins Augen glänzten, als sie jetzt aufstand und Meister Daniel den Handschuh gab. Sie drehte sich um und legte ihre Arme auf den Rücken.

Während Meister Daniel die Lederhülle an ihren Armen hochzog, stöhnte Cathrin leise in ihren Knebel. Sie hätte sich gern auf die Lippen gebisssen, aber das verhinderte der Ball vorzüglich.

Gerade als in ihr wieder Lust auf kam, rissen sie die Worte von Meister Daniel wieder in die Wirklichkeit zurück.

Seine erste Frage war, wie lange sie schon für den Monohandschuh trainieren würde. »Sprecht ganz langsam und deutlich. Nehmt die Lippen weit auseinander.«

»Schon seit sechs Wochen«, kam es langsam aus ihrem Knebelmund.

»Das war doch schon recht gut«, kommentierte Meister Daniel, »ihr müßt bloß immer schön langsam sprechen.«

Jetzt keuchte Cathrin etwas, denn Meister Daniel schnürte ihre Arme auf dem Rücken zusammen. Die Riemen über ihrer Brust hatte er schon festgezogen.

»Was wisst ihr über die Ränge der Prinzessinnen?«

Cathrin war sehr bemüht, trotz des Balles im Mund langsam zu antworten und so langsam bekam sie auch ein Gefühl dafür, wie sie ihre Lippen benutzen mußte, um den Knebel auszugleichen.

Der Monohandschuh war mittlerweile komplett angelegt und Meister Daniel hatte sich den Schlafsack zur Hand genommen und begann, weiter zu nähen.

Cathrin mußte noch erzählen, wie es bei Patricia gewesen war, und wie sie ihren neuen Knebel fand. Sie erzählte gern und so langsam kam sie mit der Einschränkung des Knebels ganz gut zurecht.

* * *

Die Außentür klappte und vom Flur her war die Stimme ihrer Mutter zu hören. »Ich bin zurück, mein Schatz.«

Doch als Veronika dann im Wohnzimmer war und Meister Daniel neben ihrer Tochter erblickte, da verfinsterte sich ihre Miene und sie wurde auf einmal richtig wütend.

»Was fällt dir ein, hier einfach so herein zukommen? Das war so nicht abgesprochen, warum belästigt Du uns?«

Cathrin war ziemlich entsetzt über den Ton ihrer Mutter, doch sie traute sich auch nicht, etwas zu sagen, weil sie sich irgend wie ertappt fühlte. Zudem trug sie ja auch ihren Knebel, was ihre Mutter auch nicht gern sah.

»Geh auf Dein Zimmer...« Das sie noch ihren Handschuh und das Knebelgeschirr trug, schien jetzt unwichtig zu sein.

Cathrin gehorchte ihrer Mutter und noch während sie schon auf dem Weg in ihr Zimmer war, hörte sie ihre Mutter schimpfen, »Was fällt Dir ein, einfach hier her zu kommen, das habe ich Dir nicht erlaubt. Du sollst uns in Ruhe lassen.«

Dann war Cathrin in ihrem Zimmer und sie hörte nicht mehr, was ihre Mutter noch zu Meister Daniel sagte.

Sie lag total verwirrt auf dem Bett und wußte überhaupt nicht, was sie davon halten sollte. Gewiß, Meister Daniel hatte in der kurzen Zeit ein gewaltiges Stück mehr geschafft, als sie es in der selben Zeit. Aber warum war ihre Mutter zu wütend? Sie wußte es nicht.

Diesmal steckte Cathrin zwar auch in ihrem Monohandschuh, aber hatte sie keine Freude daran. Sie war total verwirrt.