Padogenien - Das Königreich der Bondagetten

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Padogenien - Das Königreich der Bondagetten – Das Leder

Autor: Karl Kollar

Leder war im Land Padogenien ein sehr kostbares Gut, das wußte Cathrin. Es gab zwar einige Bauernhöfe auf dem Land, welche noch Rinder hatten, aber kaum jemand wußte noch, wie Leder zu gerben ist. Meistens wurde das Leder von reichen Kaufleuten eingeführt.

Dies mußte sich Jungfer Cathrin, wie sie von ihm genannt wurde, immer wieder von Meister Daniel anhören, als er einige Packen schwarzes fast glänzendes Leder in das Internat brachte.

Und er bat sie eindringlich, nicht selber mit dem Zuschneiden zu beginnen, dies wolle er selber machen.

»Ich komme am Sonntag vorbei und dann machen wir das...« Cathrin mußte es ihm versprechen und dann lies er sie mit dem Leder allein. Sie war fasziniert, sie band das Bündel auf und schaute sich die Lederstücke an, wie sie glänzend im Licht lagen.

Fast atemlos strich sie mit ihrer Hand über das geschmeidige Leder, fühlte die glatte Oberfläche und stellte sich vor, sie wäre schon von dem wunderschön strengen und unnachgiebigen Lederhandschuh gefangen oder sie wäre in dem Schlafsack eingeschnürt.

Sie nahm ein Stück von dem Leder und wickelte es sich etwas um ihre Beine. »Wunderschön...« Doch dann vielen ihr wieder die mahnenden Worte von Meister Daniel ein und seufzend legte sie das Leder wieder ordentlich zusammen und auf den kleinen Stapel.

Sie überlegte, was sie denn tun könnte und dann vielen ihr die Anleitungen wieder ein und das sie für das Zuschneiden zunächst Muster aus Stoff anfertigen sollte.

Sie holte die Pergamentbögen aus ihrem Zimmer und sah sie sich noch einmal genauer an.

’Maßnehmen‘ ging ihr auf einmal durch den Kopf, »ich brauche ja noch meine Maße.« Sicher, ein Maßband hatte sie, aber für die Messungen brauchte sie dann doch Hilfe, denn für den Monohandschuh mußten ihre Arme beim Maßnehmen auf ihrem Rücken zusammengebunden sein.

So stand sie mit dem Maßband und einigen Seilen an der Haustür und wartete auf ihre Mutter, die auf dem Markt war zum Einkaufen.

»Jetzt beruhige dich doch erstmal«, dies waren ihre Worte, als sie von ihrer Tochter gleich an der Haustür überfallen worden war.

Ihr gefiel die Begeisterung ihrer Tochter überhaupt nicht, doch mit ihr über die Vergangenheit reden, das war jetzt genauso nicht möglich.

Nachdem sie ihren Einkauf weggeräumt hatte, nahm sie sich ihrer Tochter an, die ihr schon die ganze Zeit bittent die Seile und das Maßband hin hielt.

»Nun zeige mir mal, was du alles brauchst.« Sie kannte ihre manchmal etwas ungestüme Tochter, diese legte die Seile aus der Hand und rollte die Pergamentrollen aus.

»Siehst Du, wie ich meine Arme haben muß für den Monohandschuh ?« Auf dem Pergament war ein Mädchen gezeichnet, welches die Arme auf dem Rücken zusammengebunden hatte, einmal bei den Handgelenken und dann auch bei den Ellenbogen. Dann waren allerlei Beschriftungen eingezeichnet, wo überall zu messen war.

Mit ein Lächeln nahm sich die Mutter ein Seilbündel, schüttelte es auseinander und als sie sich ihrer Tochter zuwand, stand diese schon in der vorgeschriebenen Haltung, nur sie zitterte etwas.

»Du kannst es ja wohl wirklich nicht abwarten, oder ?« Sie protestierte leise, »Es ist doch noch so viel zu tun«...

Ihre Mutter seufzte nur, dann fesselte sie ihrer Tochter die Arme wie vorgeschrieben auf den Rücken. Cathrin stöhnte leise und biß sich etwas auf die Lippen.

Ihre Mutter tröstete sie, »Ja, die Haltung ist ungewohnt. Die Prinzessinnen müssen das auch erst üben. Und jetzt halte still, sonst kann ich nicht vernünftig messen.«

Cathrin spürte, wie ihre Ellenbogen begannen weh zu tun, doch sie tröstete sich, das lag sicher nur an den Seilen ... mit dem Handschuh würde es sicher bequemer werden. Und während ihre Mutter die Maße aufnahm, träumte Cathrin von ihrem Handschuh.

»Eigentlich sollte ich dich so lassen.« Ihre Mutter riß sie aus den Gedanken, dann spürte sie, wie sich die Seile um ihre Arme lockerten.

»Jetzt leg dich ins Bett.« Cathrin schaute ihre Mutter ungläubig an. »oder soll ich für den Schlafsack etwa keine Maße nehmen.« Sofort sprang Cathrin auf und rannte gerade zu aus dem Zimmer, die Treppe rauf und dort in ihr Zimmer. Sie lag schon fertig auf dem Bett, als ihre Mutter zur Tür herein kam, lang auf dem Bett ausgestreckt und die Arme seitlich an den Körper gepresst.

Auch diesmal brauchte ihre Mutter nicht lange, bis sie mit den Maßen fetig war und Cathrins Augen glänzten.

Von den Sorgen ihrer Mutter bemerkte Cathrin nichts und Victoria versuchte auch, sich nichts anmerken zu lassen.