Padogenien - Das Königreich der Bondagetten

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Padogenien - Das Königreich der Bondagetten – Meister Daniel: Zuschneiden

Autor: Karl Kollar

Immer und immer wieder hatte Cathrin die Anleitungen gelesen, im Prinzip kannte sie sie auswenig. Und sie hatte auch schon mit ihren Maßen überlegt, wie das Leder wohl am besten aufzuteilen wäre, immer und immer wieder. Sie wollte perfekt vorbereitet sein, wenn der Meister Daniel als Vertreter des Königlicher Rat kam, um das Zuschneiden des Leders zu überwachen. Leder war kostbar und durfte nicht einfach so verschwendet werden.

Doch auch hier war Cathrin sehr fleißig gewesen, denn sie hatte auf den Lederstücken schon angezeichnet, wie sie das Leder zerschneiden würde. Immer wieder hatte sie ihre Maße verglichen mit dem, was sie auf dem Leder angezeichnet hatte.

* * *

Endlich kündigte sich Meister Daniel mit einem energischem Klopfen an. Mit wild pochendem Herz lief Cathrin zur Tür und öffnete. Sie war sehr beeindruckt von der großen Gestalt, die da vor der Tür stand in den ewig langen und streng aussehenden Reitstiefel sowie der sehr ins Auge fallenden blauen Lederweste. Er machte einen strengen und auch reichen Eindruck.

»Nun Jungfer Cathrin, wollt ihr mich nicht herein bitten ?«

Cathrin wurde rot, »Natürlich, verzeiht Meister Daniel, ich bin im Moment ziemlich aufgeregt. Bitte kommt doch herein.«

Cathrin führte den Herrn in das Wohnzimmer, wo sie ihm aufgeregt ihre Arbeiten zeigte. Er blickte zunächst recht streng auf die weißen Kreidelinien auf dem kostbaren Leder, doch schon bald erhellte sich seine Miene. Er blickte sie lobend an, »Ihr habt sehr gute Arbeit geleistet, Jungfer Cathrin« Ihre Mutter kam ins Zimmer und begrüßte Meister Daniel.

»Eure Tochter hat Talent, ich bedauere es sehr, daß ihr sie nicht zu mir in die Lehre schicken wollt.« Ihre Mutter seufzte nur.

Meister Daniel nahm eine Schere aus seiner Weste und begann das Leder entlang der Markierungen zu schneiden und Cathrin schaute ihm sehr aufmerksam zu.

Es dauerte recht lange, bis alle Teile ausgeschnitten waren und Cathrin wurde dabei immer nervöser. »Ihr freut Euch wohl schon, Jungfer Cathrin ?«

Cathrin wurde noch roter als sie mit leiser Stimme bejahte.

»Wart ihr schon beim Knebelmeister ?«

Cathrin irritierte es sichtlich, mit diesem immer noch streng aussehendem Herrn einfach so ein Gespräch zu führen.

Ihre Mutter kam ihr zu Hilfe. »Sie hat nächste Woche ihre ersten Termin.«

* * *

Und so verging der Nachmittag bei geschäftiger Arbeit und leichter Unterhaltung.

Dann wurde es für Cathrin interessant, denn zusammen mit dem Meister Daniel steckten sie zum ersten Mal die Lederteile zusammen und atemlos konnte sie ihre Arme zum allerersten Mal in die Lederhülle stecken, die mal ihr Monohandschuh sein würde.

Genauso verliefen auch die ersten Versuche mit dem zukünftigen Prinzessinnen-Schlafsack.

Cathrins Augen strahlten.

Meister Daniel gab ihr dann noch ein paar Nähproben und zeigte ihr, wie sie die Dreifach-Nähte anfertigen muß.

Und dann durfte Cathrin unter seiner Aufsicht die ersten Stiche nähen. Es war schwer, die Nadel durch das Leder zu stechen, doch Cathrin ging mit einer solchen Energie an die Sache, das es ganz einfach aussah.

Und so bekam sie auch auch nicht mit, wie sich Meister Daniel bei ihr und ihrer Mutter verabschiedete und gegangen war.