Die Kreuzfahrt – An der Reling
Autor: Karl Kollar
Er hatte diese Reise zu seinem Doktortitel geschenkt bekommen. Das hatte ihm sein Vater schon zu Beginn des Studiums versprochen. Immerhin war sein Vater ein berühmter Arzt und David war froh, daß er seinen Vater nicht enttäuscht hatte. Einer seiner Kollegen, dies hatte der Vater ihm noch mitgeteilt, sollte auch an Bord sein. David war entschlossen, diesen Kontakt zu nutzen. Doch, es sollte ganz anders kommen
Und jetzt stand er an Bord der MS Deutschland und betrachtete die anderen Passagiere. Er hoffte schon darauf, daß auch jemand in seinem Alter mit auf dem Schiff sein würde. Aber als er die anderen Gäste so betrachtete, stellte er fest, daß er einer der jüngsten war. Doch auf einmal freute er sich. Denn eine junge Frau stieg aus einem Luxusauto aus. Sie war in Begleitung, vermutlich ihrer Eltern.
Sie sah toll aus mit ihren langen dunken Haaren und dem modischen Lederkostüm. Und den glänzenden Stiefeln, die bis knapp über das Knie reichten. Er betrachtete ihre tolle Figur recht ausführlich und so kam es, daß er nur kurz ihr Gesicht sehen konnte. Auf seinen ersten Blick hin war er erstaunt, denn es sah aus, als würde sie einen Ballknebel tragen. Aber das konnte ja nicht sein. Nicht hier in der Öffentlichkeit...
Dann sah er, wie die drei Personen vom Kapitän begrüßt wurden. Genauso wie er vorhin begrüßt wurde. Und da er in der Nähe stand, bekam er ein bißchen von dem mit, was gesprochen wurde. Seine gute Erziehung erinnerte ihn daran, daß so ein Lauschen eigentlich sehr unhöflich war und doch war er sehr neugierig auf die junge Frau, insbesondere weil er wegen des Knebels jetzt sehr verunsichert war. So verschaute er sich doch sonst nicht.
Doch er hatte Pech, die Frau drehte ihm die ganze Zeit den Rücken zu. »... Und wegen den Sonderwünschen für unsere Tochter ist alles in Ordnung ?« hörte er gerade den Herrn fragen. »Es ist alles wie von ihnen gewünscht«, antwortete der Kapitän und während der die Tochter noch mal musterte, »Auch die Mannschaft ist informiert.« Dann wandte er sich direkt an die Tochter »und sie wollen das wirklich so haben ?« David wußte nicht, was er davon halten sollte, doch er sah, wie die Tochter jetzt leicht mit dem Kopf nickte.