Die Kreuzfahrt

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Die Kreuzfahrt – Der letzte Abend

Autor: Karl Kollar

Seinen guten Anzug hatte David angezogen für den letzten Abend an Bord, bei dem es das festliche Abendessen gab. Außerdem hatte Christine ihn gebeten, sie abzuholen und David mußte sich eingestehen, daß er sich in sie verliebt hatte.

Er wußte selber nicht so genau, ob es sie selber war oder ihre immer so hinreißenden Fesseln. David war fasziniert davon, mit welcher Selbstverständlichkeit sie die Einschränkungen der Fesseln auf sich nahm und es schien ihr auch überhaupt nichts aus zu machen, einen Knebel zu tragen.

Er trat noch einmal vor den Spiegel und prüfte sein Äußeres kritisch, dann verließ er seine Kabine. Es waren nur ein paar Schritte bis zur Kabine der Reusseners und dann stand David mit klopfenden Herzen vor der Tür. Vorsichtig und doch bestimmt klopfte er an.

»Herein« hört er von drinnen Christines liebliche Stimme und es wundert ihn, denn es hörte sich an, als wäre sie zum ersten Mal nicht geknebelt.

Er trat ein und war von ihrem Anblick überwältigt. Richtig stolz und auch verführerisch stand sie da in einem auf den ersten Blick sehr engen Kleid.

»Danke, daß Du mich abholst. Ich freue mich so auf den Abend.«

David reichte ihr die Blumen. Sie lächelte etwas verlegen. »Danke, die sind sehr schön.«

Dann wurden auch David verlegen, denn es wurde ihm klar, das Christine die Blumen nicht entgegen nehmen konnte. Mit einer sehr eleganten Bewegung hatte sie ihm gezeigt, das ihre Arme auf ihrem Rücken in einem Monohandschuh verpackt waren. David sah es erst, als er wirklich genauer hinsah, denn der Handschuh war aus dem selben zarten Stoff, wie das Kleid.

»Gefällt Dir das Kleid?« David war sprachlos und Christine schien dies zu merken.

»Dort im Regal ist eine Vase.« Mit ihren so lieblich verpackten Armen zeigte sie auf das Regal.

David nahm sich die Vase, füllte Wasser hinein und stelle die Blumen in der Vase auf den Tisch. Dabei sah er, das noch ein schöner Ballknebel auf dem Tisch lag.

Christine war wohl seinem Blick gefolgt, denn sie seufzte etwas und sagte, »Ja, der ist für mich. Magst Du ihn mir anlegen.«

Mit etwas zitternden Händen nahm David den Knebel vom Tisch und ging langsam auf Christine zu. Fast mit einem Bedauern fragte David, ob sie das wirklich wolle und sie verzog dabei nur etwas das Gesicht. »Mach es mir nicht noch schwerer.«

Sie sah ihn bittend an, dann öffnete sie ihren Mund und wartete.

David nahm die Riemen des Knebels so in die Hände, das der Ball zwischen ihnen war und hob ihn dann zu Christines Gesicht empor. Wie sonst auch machte Christine die Augen zu und ließ sich den Knebel in den Mund schieben. Dabei spürte er, das sie wohl auch ein recht starkes Halskorsett trug, denn sie konnte ihren Kopf kaum bewegen.

Geduldig wartete sie, bis er die Schnalle hinten in ihrem Nacken geschlossen hatte, dann bewegte sie den Ball noch mal etwas in ihrem Mund, wohl um eine bequeme Position dafür zu finden. Irgendwie war David klar, das sie wohl schon längere Knebelerfahrung hatte und eine Gänsehaut überkam ihn.

Sie war jetzt mit dem Ball im Mund nur etwas undeutlicher, als sie ihn jetzt lächelnd ansah und fragte, ob sie gehen wollten.

Jetzt erst nahm David zur Kenntnis, in was für einem Wahnsinnskleid Christine verpackt war. Lang, eng und aus raschelnder Seide und es hielt ihren ganzen Körper gefangen. Schon bei den ersten Schritten merkte David, das Christine auch heute nicht viel Beinfreiheit hatte und er war fasziniert von der Anmut, mit der sie sich in ihre Fesseln ergab.

David genoß ihren Anblick, aber am meisten faszinierte ihn der in das Kleid eingearbeitete Monohandschuh, der ihre Arme so zärtlich und doch auch streng gefangen hielt.

Es schien ihr überhaupt nichts auszumachen.

* * *

Ihre Eltern saßen schon am Tisch und es hätte David auffallen müssen, mit welchen heiteren Mienen sie kurz zuvor noch gesprochen hatten, doch David hatte nur Augen für Christine.

Er half ihr beim Hinsetzen, schob den Stuhl an den Tisch und war gerade am Überlegen, ob er Christine wohl den Knebel abnehmen sollte, als sich Herr Reussener unvermittelt an Christine wandte.

Seine Stimme klang kalt und verbittert, doch wenn David genau hingehört hätte, dann hätte er vielleicht den heiteren Unterton herausgehört.

David war sich nicht sicher, ob der Vater auf dieser Fahrt jemals mit seiner Tochter direkt gesprochen hatte. Ihm schien es als war es das erste Mal.

Seine Worte kamen völlig unangekündigt: »Ich habe ein Umzugsunternehmen beauftragt, Deine Möbel in Deine neue Wohnung zu bringen. Du wirst nach der Kreuzfahrt unser Haus so nicht mehr betreten.«

Christine sank deutlich in sich zusammen, einen Hinauswurf hatte sie nicht erwartet. Tränen schossen ihr ins Gesicht und die Enttäuschung war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.

Der Vater berichtete noch von einigen Details des Umzugs, doch David schaffte es nicht, zuzuhören. Christine hielt ihren Kopf vor sich gesenkt und langsam flossen ihre Tränen.

Als ihr Vater fertig war, stand sie langsam auf und schlich davon.

* * *

David saß fassungslos daneben und wußte überhaupt nicht mehr, woran er jetzt war und wie er sich verhalten sollte. Auf der einen Seite saß da sein zukünftiger Chef am Tisch, zum anderen seine große Liebe, die so hinreißend hilflos war. Er war ratlos.

Wieder kam David der Zufall zu Hilfe, denn genau in diesem Moment kam der Kapitän an den Tisch und verwickelte das Ehepaar Reussener in ein Gespräch. Nach kurzer Zeit verließ David den Tisch und ging in Richtung der Kabinen.

Vor Christines Kabine blieb er stehen und obwohl er wußte, das es unhöflich war, lauschte er. Leises Schluchzen war zu hören. Er wollte sie jetzt aber auch nicht stören.

Er ging traurig in seine Kabine.

* * *

Am Tisch im Restaurant sprach Frau Reussener mit leiser Stimme zu ihrem Mann: »Sie scheinen es geglaubt zu haben.« Dann nahm sie zärtlich seine Hand und hielt sie fest. »Du warst gut.«



Epilog:

Wieder stand David an der Reling und sah auf die Anlegestelle hinaus. Sein Koffer stand neben ihm und er hatte es nicht eilig, das Schiff zu verlassen.

Eben war Christine mit ihren Eltern an ihm vorbei gegangen... Und es tat ihm sehr weh... Sie trug wieder das Lederkostüm, von dem er wußte, wie eingeschränkt sie darin doch war. Und sie trug einen Ballknebel im Mund, wie bei der Abreise.

Diesmal stiegen sie in zwei unterschiedliche Autos. Christine wurde mit der großen Limousine abgeholt und ihre Eltern nahmen ein Taxi.

Seufzend nahm David seinen Koffer und ging in Richtung Gangway...