Maria

Maria – Auf der Hütte

Autor: Karl Kollar

Maria war trotz der Ferien extra früh aufgestanden, um ausreichend viel Zeit für das Telefonat mit ihrer Freundin zu haben. Letzten Freitag musste sie Telefonat ausfallen lassen, weil Rosalies Schwester geheiratet hatte und sie deswegen keine Möglichkeit für den Anruf hatte.

Natürlich hatte Maria jede Menge zu erzählen, aber genauso war sie auf die Details der Hochzeit gespannt. Sie wählte die lange Nummer und ließ es klingeln.

»So früh habe ich gar nicht mit dir gerechnet« erklärte Rosalie nach der ausführlichen Begrüßung.

»Wir haben doch viel zu erzählen.« In Marias Stimme paarten sich die Neugier und die Vorfreude.

»Naja, hier ist nicht viel passiert.« Rosalie versuchte, belanglos zu klingen.

»Und die Hochzeit?« Maria war fast etwas enttäuscht, dass sie ihre Freundin erst daran erinnern musste.

Rosalie seufzte etwas verklärt, dann begann sie zu erzählen.


Maria kannte die Schwester gut, deswegen freute sich sehr über deren Glück.

»Rate mal, wer den Brautstrauß gefangen hat?« Rosalies Stimme grinste.

»Nein!« Maria war entzückt. »Wann ist es denn soweit?«

»Oh, er hat mich noch nicht gefragt.« Sie seufzte etwas. »Aber ich glaube, das Ereignis hat ihn schwer ins Grübeln gebracht.«

Maria lachte. »Ich werde demnächst auch vor dem Traualtar stehen.«

»Das ging aber schnell.« Rosalie staunte. Doch dann fiel ihr ein, was ihre Freundin ihr über das Fest erzählt hatte. »Ach, du meinst im Rahmen des Historienspiels.«

Maria geriet kurz ein wenig ins Träumen. Doch dann riss sie sich zusammen und berichtete von den bisherigen Vorbereitungen. »Es wird toll werden.«

»Wie laufen denn die Proben?« wollte Rosalie wissen.

»Oh, jetzt in den Ferien ist es etwas ruhiger, aber während der Schulzeit war ich fast die ganze Zeit unterwegs.« Sie beschrieb, dass zu ihrer großen Erleichterung und Hilfe Paul immer an ihrer Seite war. »Er gibt mir Kraft. Ich weiß nicht, ob ich das ohne ihn durchhalten würde.«

Rosalie freute sich darüber, dass ihre Freundin jetzt auch ein wenig die Gefühle der ersten Liebe auskosten konnte.

»Ich komme allerdings kaum noch dazu, für mein 'Gebet auf dem Rücken' zu trainieren.« Sie seufzte etwas.

»Das musst du mir unbedingt vorführen, wenn du im Winter bei mir bist.« Rosalie erinnerte an den Flug nach Australien, den Maria von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. »Und du musst ihn mitbringen.«

»Wie stellst du dir das vor?« Maria hatte in diesem Moment noch keine Vorstellung, wie sie Paul um so etwas bitten könnte. »Jetzt sind erstmal alle Probentermine und Verpflichtungen vorbei.« Sie wollte das Thema wechseln. »Sophie tut mir ehrlich leid.« Maria berichtete ein wenig von dem Schicksal der Baroness. »Das hat sie nun wirklich nicht verdient.« Dann wurde ihre Stimme etwas verschwörerisch. »Die Klette will da ja schon ein paar Seltsamkeiten herausgefunden haben.«

»Erzähl mal.« Rosalies Neugier war geweckt.

»Oh, so genau habe ich nicht zugehört.« Maria entschuldigte sich. »Ich habe mit der Schule und dem Fest mehr als genug zu tun.«

»Du weißt aber schon, dass jetzt auch Zeit wäre, sich um die berufliche Zukunft zu kümmern?«

»Jetzt lass wenigstens du mich damit in Frieden.« Maria verwies darauf, wer sie schon alles daran erinnert hatte. »Gestern war wieder Sprachunterricht.« Sie versuchte noch einen Themenwechsel. »Wir sind die ganzen Texte der Rolle durchgegangen. Ich glaube, jetzt könnte ich die Rolle auch mit Pauls Ball im Mund spielen.«

»Pauls Ball?« Rosalie war verwundert.

»Ja, er hat immer einen Ball für mich dabei.« Sie zögerte einen Moment. »Ich weiß auch nicht so genau, was ihn dazu bewegt. Aber es hat einen gewissen Kick zu wissen, dass er ihn mir jederzeit anlegen könnte.« Kaum verhaltene Begeisterung lag in ihrer Stimme.

»Du magst es, wenn du geknebelt bist?« Rosalie war verwundert.

Maria zögerte wieder etwas. »Nein, nicht ganz.« Sie überlegte einen Moment. »Mir gefällt der Gedanke, dass er Kontrolle über meine Stimme hat.«

»Und das ist nicht geheuchelt?« Rosalie war über diese Seite ihrer Freundin sehr verwundert.

»Nein. Auf keinen Fall.« Maria holte tief Luft. »Er hat mir zum Beispiel einen Knebel gebastelt und er war mächtig stolz darauf.«

»Und trägst du ihn auch? Freiwillig?« Rosalies Stimme zitterte etwas.

»Aber ja.« Maria strahlte. »Es ist so ein Knebel mit Kopfgeschirr wie Leonhard ihn mir auch zum Ausprobieren gegeben hat. Der ist wirklich bequem zu tragen und trotzdem sehr wirksam.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Und ich spüre seine Riemen um den ganzen Kopf.«

»Den musst du unbedingt mitbringen. Das möchte ich sehen.« Rosalies Neugier war deutlich zu hören.

»Er hat ihn mir nach dem Sponsorentreffen im Rathaus überreicht. Er war sehr nervös.« Maria lächelte. »Aber als er gesehen hat, dass ich mich wirklich gefreut habe...«

»Sponsorentreffen?« Rosalie hakte bei dem Begriff nach.

»Der Bürgermeister hatte alle Privatsponsoren zu einem gemeinsamen Treffen ins Rathaus eingeladen und ich durfte dabei meinen Handschuh tragen.«

»Das hast du bestimmt sehr genossen?« Rosalie wusste schon viel über das besondere Talent ihrer Freundin.

»Zu Beginn nicht.« Sie beschrieb, dass der Bürgermeister etwas Ärger erwartet hätte. »Normal wäre es nämlich gewesen, dass die Sponsoren von dem Prinzenpaar daheim besucht werden.« Sie grinste etwas. »Es haben wohl einige nur gespendet, weil sie dann Besuch von einer jungen Dame im Monohandschuh bekommen würden.«

Rosalie lachte.

»Aber der Bürgermeister hat dann auf meinen gedrängten Terminkalender verwiesen und und auf meinen Klinikaufenthalt und dass sie deswegen zu dieser Lösung gekommen wären. Der Neffe war übrigens auch da.« Maria seufzte deutlich.

Rosalie musste nicht lange überlegen. »Franz-Ferdinand?«

Maria bestätigte es. »Es ist irgendwie unheimlich. Als er noch nominiert war, hat ihn das Fest nicht interessiert.« Sie seufzte noch einmal. »Aber seit Paul den Prinzen spielt, ist er bei fast jeder Probe dabei und schaut zu.«

»Du fühlst dich bedroht?« Rosalie spürte die Stimmung ihrer Freundin.

»Nein, bedroht eigentlich nicht.« Sie beschrieb, dass er eigentlich immer nur zuschaute. »Aber er macht mit seiner Anwesenheit alle nervös.«

»Vielleicht soll er für seinen Onkel auf dich aufpassen.« Rosalie spekulierte.

»Ja, so etwas habe ich mir auch schon überlegt.« Maria seufzte. »Aber ich verstehe nicht, warum ihm das so sehr wichtig ist. Nur Doris hat sich von ihm nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die hat nur ihre Ketten genossen.«

»Doris? Ketten?« Rosalie war neugierig.

Maria berichtete ausführlich von den verschiedenen Besuchen in der Schmiede und dass die Schmiedetochter in ihrer Freizeit als eine echte Gefangene in den Ketten ihres Verlobten lebte. »Sie scheinen das wirklich zu lieben.« Marias Stimme zeigte eine gewisse Faszination.

»Hat er dich auch schon einmal gefesselt? Außerhalb vom Programm deiner Mutter meine ich?«

»Doris' Verlobter? Nein« Maria lachte über den kleinen Scherz.

»Du weißt genau, was ich meine.« Rosalie spielte die Empörte.

»Ja, ich war letzte Nacht bei ihm...« Sie schluckte etwas, denn sie hatte immer noch Schwierigkeiten, über dieses sehr beeindruckende Erlebnis zu reden. »Es waren Ledermanschetten am Bett angebracht.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Ich glaube, seine Oma hat das vorbereitet. Er war nämlich genauso verblüfft wie ich, auch wenn ich das bewusst übersehen habe.«

Rosalie spürte die Anspannung ihrer Freundin.

»Ich habe dann noch auf 'seinen' Knebel geblickt und er hat verstanden.« Sie schluckte. »Es war für mich geradezu eine Erlösung, dann nicht mehr sprechen zu können.«

»Gag-Talk?« fragte Rosalie fast ein wenig scheinheilig.

»Nein, das war in der Situation etwas anderes.« Maria schwärmte. »Er war dann sehr sehr zärtlich und hat mich überall gestreichelt bis...« Sie brach ab.

Doch Rosalie wusste auch so, was ihre Freundin hatte sagen wollen. Sie sprach das aus, was Maria sich bisher nicht eingestehen wollte. »Du magst Bondage und bist gern gefesselt. Du machst es nicht nur für deine Mutter oder für das Fest.«

»Es gefällt mir nur, wenn es seine Fesseln sind.« Maria wollte es richtig stellen. »Außerdem haben wir vorher noch etwas gemacht, was ihn sicher ein wenig abgebrüht hat.«

»Mach es doch nicht immer so spannend.« Rosalie war genervt. »Dass man dir immer alles aus der Nase ziehen muss.«

»Er hat gelernt, wie er mir den Keuschheitsgürtel und den Keuschheits-BH abnehmen und wieder anlegen muss.« ihre Stimme wurde etwas leiser dabei.

Am anderen Ende war es erst auch still, doch dann war ein Lachen zu hören. »Das heißt, ihr habt dem Bock das Gärtnern beigebracht?«

Maria musste wegen dieses Gedankens auch lachen. Doch dann dachte sie darüber nach, wie romantisch Pauls Oma diesen besonderen Moment gestaltet hatte. Dies wollte sie aber nicht mit ihrer Freundin teilen, zumindest jetzt noch nicht.


Oma Selma hatte wenig Mühe gehabt, um Maria in den Monohandschuh zu überreden. Ein »Vertrau mir!« hatte dazu gereicht. Im Nachhinein war sie sehr dankbar darüber, denn sonst hätte sie ganz sicher Pauls Hand weggewischt. Noch immer glaubte sie seine Hand DORT zu spüren.

Selma hatte einfach seine Hand geführt und ihn zunächst gebeten, ihren Umhang zu öffnen. Maria sah es immer noch wie in Zeitlupe, als er den einzigen Knopf des Umhangs öffnete.

Der Umhang fiel schnell zu Boden und sie stand nackt vor ihm. Lediglich die Riemen über ihrer Brust zeigten an, dass sie ihren Monohandschuh trug.

Paul musste heftig schlucken, doch die starke Hand seiner Oma hielt seine Hand fest. Sie führte sie zunächst zu ihren Brüsten und zwang ihn, sie zärtlich nacheinander zu berühren.

Marias Haut brannte wie Feuer und sie kämpfte schwer, um ihre Erregung zu verbergen. Insbesondere weil sie wusste, was als nächstes kommen würde. Sie schloss die Augen und hielt die Luft an.

Zuerst war sie entsetzt gewesen, als Selma ihr erklärt hatte, was passieren würde. Doch sie hatte schnell eingesehen, dass Paul sich mit ihrem Körper auskennen musste.

Es brannte immer noch, ob wohl jetzt schon viele Stunden vergangen waren. Außerdem hatte Selma darauf bestanden, dass Paul sie direkt nach dieser Berührung an ihrer intimsten Stelle in den Gürtel einschließen musste. Es war, als sollte der Gürtel diese Berührung festhalten.

Dass Paul ihr den Gürtel dann noch zwei einmal abgenommen und angelegt hatte, bis seine Oma mit ihm zufrieden war, ging fast an ihr vorbei. Dass Paul das gleiche dann noch mit dem Metall-BH machen musste, war irgendwie im Nebel verschwunden. Erst als sie wieder den Umhang auf ihren Schultern spüren, waren ihre Sinne wieder in der Realität angekommen.

»Maria?« Rosalies Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Bist du noch da?«

Maria musste sich erst räuspern, bevor sie weiter sprechen konnte. Denn etwas anderes wollte sie ihrer Freundin aber unbedingt erzählen. »Und dann in seinem Zimmer habe ich allen meinen Mut zusammen genommen und habe mich bei ihm endlich einmal 'bedankt'.« Sie machte eine Pause. »Für die Manschetten auf dem Bett, für seine Zärtlichkeit und seine Geduld, einfach für alles.« Ihre Stimme klang sehr verliebt.

»Sag bloß du hast... in den Mund... ?« Rosalie wollte es nicht glauben.

»Seine Oma hatte mir den Tipp gegeben.« Maria war sehr stolz auf den Mut, den sie aufgebracht hatte. »Einen gefüllten Mund bin ich ja gewöhnt.«

Einige Zeit schwiegen beide Mädchen.

»Und dann hat er mich ins Bett gebracht.«

»Er hat dich ans Bett gefesselt?« Rosalie schien den Atem anzuhalten.

»Er war so zärtlich.« Marias schwärmte. »Den Knebel mit den Kopfriemen hat er mir dann auch angelegt. Ich glaube, seine Oma hatte den auch bereit gelegt.«

»Hast du darum gebeten?«

»Nein, in seinem Zimmer haben wir gar nicht mehr geredet.« Jetzt wo das ‚schlimmste’ gebeichtet war, wurde Maria wieder etwas frecher. »Ich hatte ja auch die ganze Zeit was im Mund.«

Rosalie versuchte ein Lachen zu unterdrücken.

»Er ist wohl meinem Blick gefolgt.« Maria schwärmte. »Wir verstehen uns auch ohne Worte.«

Rosalie war schwer beeindruckt.

»Und dann im Bett hat er mich überall gestreichelt.«

»Überall?«

»Naja, am Gürtel habe ich nichts gespürt, aber seine Hände waren dort auch.« Maria spürte seine Hand immer noch.

Rosalie seufzte.

Marias Stimme wurde auf einmal sehr verträumt. »Wir brauchen dass für die Hütte.«

Rosalie holte tief Luft und wollte schon mit dem Schimpfen anfangen.

Doch Maria sprach dann gleich weiter und erzählte von dem sehr faszinierenden Besuch im Schloss von Grünbergs. Die Faszination über Amelies besonderes Leben war überdeutlich in ihrer Stimme zu hören.

»Und dann sind wir zu einem fesselnden Wochenende eingeladen.« Marias Stimme zeigte sowohl ihre Vorfreude als auch etwas Angst vor dem Unbekannten. Sie griff zu der Mappe, die sie bereit gelegt hatte, dann las sie einiges daraus vor.


Doch auf einmal wurde sie von Rosalie unterbrochen. »Halt, lies den Satz noch einmal.«

»Die 'Freude' der Damen ist der Lohn der Herren.« Maria war etwas verwundert.

»Warum hast Du bei dem Wort 'Freude' ein kurze Pause gemacht?« Rosalie hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.

»Das steht in Anführungszeichen.« Maria schaute sich den Satz noch einmal an. »Jetzt sag mir, was das besondere an diesem Satz ist.«

»Der Mann meiner Schwester kommt aus Frankreich.« grinste Rosalie. »Er hat mir ein wenig Nachhilfe gegeben und dabei hat er mir auch diesen Satz erklärt.«

Maria verstand immer noch nicht.

»Das Wort 'jouir' bedeutet im Französischen nicht nur 'freuen', sondern bei Damen auch 'kommen', wenn du weißt, was ich meine.«

Maria schwieg. Trotzdem war durch das Telefon zu hören, wie rot sie geworden war. Denn so gesehen hatte Paul sie schon oft belohnt. Eigentlich mehr als ihr lieb war.

»Im Hogtie soll das besonders schön sein.« Rosalie schlich sich frech in Marias Gedankengang.

»Was ist denn das?« Maria hatte diesen Begriff noch nicht gehört.

Rosalie erklärte ihr, dass dabei ihre Hände auf dem Rücken an die Füße gefesselt sein würden.

»Woher kennst du dich denn so gut aus?« Sie war mehr als verblüfft. »War das auch dein Schwager?«

Rosalie war für einen Moment verunsichert. Doch dann hatte sie sich wieder in ihrer Gewalt. »Nein, ich war in der Bibliothek und habe mich über das Hobby meiner besten Freundin informiert.«

»Das ist doch nicht mein Hobby«, erwiderte Maria etwas schwach. Doch sie wusste, das Rosalie damit eigentlich Recht hatte. »Außerdem steht jetzt erst einmal mein Klinikbesuch an.«

»Ändert sich jetzt eigentlich etwas für dich?« Rosalie wusste über das, was Maria in der Klinik ihrer Mutter erwarten würde, sehr ausführlich Bescheid, denn Maria hatte oft mir ihr darüber gesprochen.

»Naja, ich glaube, ich kriege wegen dem Gebet schon extra Training.« Sie seufzte. »Mama hat da schon einiges angedeutet und soweit ich das weiß, ist der Trainingsplan dafür auch schon ausgearbeitet.«

»Naja, du fliegst ja auch schon am Dienstag.« Rosalie kannte diesen wichtigen Tag schon lange.

»Aber trotzdem ist noch Zeit für unseren Mutter-Tochter-Tag.« Marias Stimme zeigte, dass ihr dieser Tag besonders viel bedeutete. »Wir wollen wieder einen Ausflug machen.«

»Sie wird dich bestimmt über Paul aushorchen.«

Maria musste einen Moment nachdenken. »Da könntest du recht haben.« Nicht nur das Fest war dieses Mal neu, auch Paul hatte es bisher nicht gegeben. »Ich wünschte, er wäre dabei. Er könnte mir Kraft geben und das würde mir vieles leichter machen.«

»Hast du ihn mal gefragt?« Rosalie fragte das Naheliegende.

»Nein, das traue ich mich nicht.« Maria schüttelte den Kopf. »Außerdem sind es doch seine Ferien und Mama würde das auch nicht erlauben.« Das Thema war ihr unangenehm. Als sie sich um blickte, um auf ein neues Thema zu wechseln, fiel ihr Blick auf die Uhr und sie erschrak. »Es ist ja schon neun Uhr und ich muss noch packen.«

»Lass mich raten, du nimmst zwei Koffer und im zweiten sind deine Handschuhe, ein paar Halskorsetts und viel Leder?«

Maria war verblüfft. »Woher...? Wieso weißt du das?«

»Kenne ich dich oder kenne ich dich?« Rosalie lachte. »Ich wünsche dir viel Spaß und viel fesselnde 'Freude' auf der Hütte.« Sie begann sich zu verabschieden.

Maria war kurz etwas rot geworden, als Rosalie sie daran erinnerte, welche besonderen Erlebnisse hoffentlich auf sie warten würden. »Danke. Ich werde dir dann alles erzählen.« Sie verabschiedete sich ausführlich, dann legte Maria auf.

* * *

Mit klopfendem Herzen betrat Maria ihr Zimmer. Auf dem Bett lagen tatsächlich zwei Koffer. Einer davon war schon geschlossen.

Mrs Potter war gerade dabei, einige Sachen aus Marias Schrank zu nehmen. Als sie Maria in den Raum kommen sah, drehte sie sich kurz zu ihr. »Amelie von Grünberg hat angerufen und gefragt, ob du einiges deiner Ausrüstung mitnehmen könntest. Der Sattler hat nicht alles fertig bekommen.«

Maria blickte sie etwas erstaunt an.

»Ich habe das alles in den zweiten Koffer und die große Tasche getan.« Sie zeigte auf das Bett, wo die Gepäckstücke lagen. »Deinen eigenen Koffer möchtest du bestimmt selbst packen.« Sie zeigte auf die Wäschestapel, sie neben dem Koffer standen. »Ich habe schon ein paar Sachen bereitgelegt.«

Maria hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie so lange telefoniert hatte. »Ist Paul schon da?«

Doch Mrs. Potter überhörte es.«Sie bittet uns auch, die Ganzkörperkorsetts mitzubringen und die Schlafsäcke.« Sie zeigte auf die große längliche Tasche, in der sonst die Ski verpackt wurden.

»Aber die sind mir doch zu groß?« Maria verstand noch nicht, was Amelie mit ihre vorhaben würde.

»Amelie möchte so ein Korsett einmal ausprobieren und sie meint, dass sie vielleicht in eines von deinen alten hineinpassen würde.«

Maria war etwas beschämt.

»Die Schlafsäcke werden für die zweite Übernachtung gebraucht. Sie haben sonst nicht so viele.«

Maria nahm es zur Kenntnis. Dann sah sie, dass ihre Erzieherin auch ihr bisher einziges Abendkleid bereitgelegt hatte.

»Frau Grünberg hat gesagt, dass du das auch mitbringen sollst.« Mrs. Potter war Marias Blick gefolgt. »Sie konnte aber noch nicht sagen, wofür es gebraucht wird.«


Es klingelte. Wie der Blitz lief Maria zur Haustür und konnte Paul und seine Oma begrüßen. Maria sah beim zweiten Blick, dass Paul einen Koffer trug und seine Oma einen Kleidersack.

Paul berichtete, dass er auch einen Anruf von Grünbergs wegen seines Anzugs bekommen hatte. »Er wollte mir aber nicht sagen, warum der gebraucht wird.«

»Ich soll auch mein Abendkleid mitbringen.« Maria lächelte. »Ich bin sehr gespannt, was passieren wird.«

* * *

In diesem Moment war ein Auto zu hören, welches auf dem Kiesweg vor dem Haus stehen blieb.

»Das sind sie.« Marias Stimme verriet ihre hohe Aufgeregtheit und selbst ein Räuspern ihrer Erzieherin brachte diesmal keine Reaktion.


»Na, alles bereit?« fragte Amelie nach der Begrüßung und es war ihr anzusehen, dass sie noch aufgeregter war als Maria.

Leonhard war im Gegensatz zu seiner Verlobten sehr ruhig. Er griff sich nach einem kurzen Blick zu Paul Marias zwei Koffer und bat ihn, ihm mit seinem Koffer zum Auto zu folgen.

»Die Abendgarderobe legen wir dann hier auf die Ablage.« erklärte er, während er die Koffer ins Auto lud.

»Wofür brauchen wir die denn eigentlich?« Amelies Stimme zeigte, dass sie sichtlich neugierig war.

»Das weiß ich auch nicht«, Leonhard musste sie enttäuschen. »Mein Bruder hat da ein ziemliches Geheimnis daraus gemacht.«

Amelie seufzte.

Paul fiel auf, dass sie ihren linken Arm so gut wie überhaupt nicht bewegte.

Die Verabschiedung von Mrs. Potter und Oma Selma war kurz aber herzlich. Die beiden Damen beteuerten, dass sie gern dabei gewesen wären, wenn sie noch etwas jünger wären. »Wir wünschen euch ganz herzlich ein tolles fesselndes Wochenende. Genießt es.« Dabei nahm Oma Selma einen Briefumschlag zur Hand und reichte ihn Leonhard. »Die Kaution!«

* * *

»Was gibt es neues vom Fest?« fragte Amelie, kaum dass Leonhard losgefahren war.

Maria ließ es sich nicht nehmen, selbst von den Ereignissen der letzten beiden Wochen zu berichten. Als sie von der neuen Aufgabe von Doris erzählte, war Amelie besonders fasziniert.

»Die Dienerinnen tragen alle auf dem Festzug irgendwelche Ketten.« Sie beschrieb, dass die Damen der Wachmannschaft zwar optisch auch Ketten tragen würden, aber diese seien aus Plastik mit Sollbruchstellen, damit sie schnell handlungsfähig wären.

Amelie runzelte die Stirn.

»Maria wird als die adelige Geisel von einer Wachmannschaft begleitet.« Paul war sichtlich stolz auf seine Freundin. Er erzählte seinerseits von den Ereignissen beim Training mit der Wachmannschaft. »Doch echte Fesseln tragen nur Maria und Doris.«

»Ob ich wohl als eine Dienerin dort mitlaufen könnte?« Amelies Stimme zeigte eine gewisse Begeisterung.

»Das müsste der Baron entscheiden.« Maria war nachdenklich. »Aber ich denke, dass das schon gehen müsste.« Sie blickte zu Paul. »Wir werden uns für Amelie einsetzen.«

»Wir könnten Herrn Steinhagen fragen.« Paul gefiel die Idee und er wollte sich auch dankbar zeigen. »Der hat genügend Einfluss.«

»Es wäre so schön.« Amelies Stimme zeigte viel Sehnsucht.

»Wann ist das Fest nochmal?« fragte Leonhard nach. Er warf dabei einen recht verliebten Blick auf seine Verlobte. Er wusste, was ihr diese Gelegenheit bedeuten würde.

Paul nannte den Termin. »Es ist immer das letzte Wochenende im August.«

»Haben wir da schon was vor?« Amelies Stimme war sehr leise.

»Da wäre nur dein Jura-Stammtisch.« antwortete Leonhard nach einigem Nachdenken.

»Bitte lass uns hinfahren?« flehte Amelie.

»Jetzt warte doch erst mal ab, ob der Baron uns überhaupt einlädt.« Leonhard war der Enthusiasmus seiner Verlobten nicht recht, deswegen versuchte er einen Themenwechsel. »Dir ist schon klar, dass du dieses Jahr auf der Hüte nicht mehr das Küken bist?«

»Ja, ... Nein.« Amelie war es irgendwie nicht recht, dass sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. Sie drehte sich zu Maria um. »Richtig, das bist dieses Jahr du.«

Leonhard drehte sich zu Maria. »Ich denke, das solltest du wissen.« Er machte eine wichtige Pause. »Sebastian und ich haben mit deiner Mutter telefoniert. Sie lässt schön grüßen.«

Maria lächelte etwas verunsichert.

»Ich habe ihr beschrieben, was wir so alles vorhaben. Und sie wünscht dir viel Spaß.«

Maria wollte es nicht so recht glauben. »Sie hat es erlaubt?«

»Du darfst sogar 'trainieren'.« Amelie drehte sich kurz um. »Du wüsstest schon, was gemeint ist.«

Paul und Maria blickten sich kurz an, dann stellte sie die Frage, über die sie schon öfters spekuliert hatten. »Wer sind denn die anderen Teilnehmer?«

»Natürlich nur das, was wir wissen dürfen.« ergänzte Paul. Sie waren sich durchaus der Verschwiegenheit wohl bewusst, zu der sie sich verpflichtet hatten.

»Es wird keine große Vorstellungsrunde geben, deswegen werden wir euch sagen, was ihr wissen müsst.« Leonhard nahm Pauls Ergänzung wohlwollend zur Kenntnis. »Meinen Bruder mit seiner Frau kennt ihr ja schon fast, zumindest vom Telefon.«

Paul und Maria bestätigten.

»Ich gebe gern zu, dass es am Anfang eine große Konkurrenz zwischen mir und Sebastian gegeben hat. Teilweise haben unsere Frauen sogar darunter gelitten.«

»Ja«, Amelie musste lachen. »Aber dann hat sich mein Schatz damit abgefunden, dass er nur auf dem zweiten Platz steht.«

»Dann gibt es noch zwei Paare aus einer Familie.« Leonhard streichelte seiner Verlobten kurz über das Gesicht. »Anna und Christine sind Mutter und Tochter. Sie bringen jeweils ihren Ehemann mit.«

»Mutter und Tochter haben ein sehr aufgeschlossenes Verhältnis.« Amelies Stimme ließ eine gewisse Wehmut nachklingen.

»Nun sei aber nicht ungerecht zu deiner Mutter.« Leonhard hatte den Tonfall bemerkt. »Denk an die Vergangenheit deiner Mutter. Für sie war das alles nicht freiwillig, sondern realer Zwang.«

Amelie schmollte kurz, doch dann musste sie lachen. »Dieses verrückte Huhn.« Sie bemerkte die etwas verwunderten Blicke von hinten und erläuterte. »Christine ist die Tochter von Anna und hat die Leidenschaft für Bondage sozusagen in die Wiege gelegt bekommen. Sie hat dieses Jahr ein ganz besonderes Abenteuer vor.« Amelie drehte sich zu Leonhard »Dürfen wir das verraten?«

Leonhard hatte nichts dagegen. »Es wurde ja ausführlich angekündigt.«

Amelie holte symbolisch tief Luft, dann wurde ihre Stimme etwas leiser. »Christine möchte das ganze Wochenende ununterbrochen geknebelt sein und trägt dabei eine Magensonde.«

Maria wusste im Gegensatz zu Paul mit diesem Begriff etwas anzufangen und stöhnte entsprechend.

»Sie hat sich gewünscht, dass ihr Mund gleich nach der Ankunft irgendwie gefüllt und dann versiegelt wird.«

»Wirklich ein verrücktes Huhn.« wiederholte Leonhard lachend. »Sie hat jedes Mal neue verrückte Ideen.« Er blickte durch den Spiegel nach hinten.« »Wer wird ihr die Sonde eigentlich anlegen? Ihre Mutter oder Margarete?«

Amelie erklärte Paul und Maria, dass Margarete im realen Leben Ärztin sei. »Sie achtet ein wenig auf die Gesundheit und Unversehrtheit der Teilnehmerinnen. Ich glaube, Margarete wird den Part übernehmen. Sie versorgt uns auch mit Kathetern für das Wochenende.«

Maria war erstaunt. »Das ist doch aber sehr demütigend.« Sie kannte das von den Aufenthalten in der Klinik ihrer Mutter.

Amelie widersprach ihr heftig. »Also ich fühle mich dann eher befreit, wenn ich mich um meine Geschäfte nicht mehr kümmern muss und ich jede Fesselung so lange genießen kann, wie ich möchte.« Sie machte eine Pause und drehte sich zu Maria. Sie war sensibel genug um Marias Ängste zu spüren. »Du solltest es zulassen. Es erlaubt dir, das Wochenende viel entspannter anzugehen.«

»Nun dränge sie doch nicht so.« Leonhard hatte das Gefühl, eingreifen zu müssen. »Darf ich dich daran erinnern, wie sehr du dich beim ersten Wochenende gesträubt hast?« Er drehte sich zu Maria. »Margarete kannst du vertrauen. Sie macht das schon sehr lange.«

Amelie wollte ihren Fauxpas wieder gut machen. »Sie wird dich bewundern. Sie liebt die Monohandschuhe, kann sie selbst aber nicht tragen.« Sie beschrieb, dass sie immer nur mit so einer Armtasche auf der Hütte war.

»Die lässt sich außerdem auch schnell abnehmen, falls mal ihre Hilfe gebraucht wird.« ergänzte Leonhard.

Maria war ernsthaft am Grübeln. Sie blickte sehr verliebt zu Paul.

Amelie schien ihre Gedanken zu erraten. »Das hatte ich damals auch gefragt, ob Leonhard mir die Sachen anlegen könnte.«

Maria fühlte sich ertappt.

»Aber es hat mir damals sehr geholfen, dass Leonhard dabei war und mir währenddessen die Hand gehalten hat. Das war fast so, als hätte er es selbst gemacht.«

Maria blickte wieder etwas verträumt zu Paul und im Gegensatz zum letzten Mal war er jetzt zunächst einmal erleichtert. »Wenn du das wirklich möchtest, dann werde ich dabei sein und dich unterstützen.« Um seine Worte zu bekräftigen, drehte er sich zu ihr und gab ihr einen Kuss.

»Anna, die Mutter von Christine möchte das ganze Wochenende gefesselt sein.« Amelie stellte die nächste Bondagette vor. »Sie hatte beim letzten Mal am Samstag Nachmittag eine Pause gemacht und ihre Fesselungen abgelegt. Doch diesmal möchte sie ganz durchhalten.«

Maria war seltsam fasziniert. »Sie ist die ganze Zeit...«

»Margarete achtet schon darauf, dass die Damen trotzdem genügend Bewegung bekommen, weil es sonst zu gesundheitlichen Schäden kommen könnte.« Leonhard spürte Marias Bedenken.

Amelie lachte. »Die Gymnastikübungen von ihr sind schon so aus ausgearbeitet, dass man sie auch mit angelegten Handschellen durchführen kann.«

»Stichwort 'Handschellen',« warf Leonhard dazwischen. »Ella wird sicher wieder ihre Halsgeige dabei haben. Sie besteht immer darauf, diese bei den Mahlzeiten zu tragen und dann doch selbstständig zu essen.«

»Es ist total faszinierend ihr beim Essen zuzusehen.« Amelie lachte. »Sie weiß genau, welcher Freiraum ihr verbleibt, und den versteht sie sehr geschickt auszunutzen.«

Maria fragte, was denn eine Halsgeige sei.

Amelie versuchte es ziemlich mühsam zu erklären, doch dann hielt sie inne. »Warte einfach bis zur Hütte, dann kannst du es ausprobieren.«

»Dann wäre da noch Petra. Sie steht sehr auf Leder. Ich bin gespannt, ob sie wieder ihren Monostiefel dabei hat.«

Maria fragte nach dem Monostiefeln, doch dann hielt sie inne. »Ich weiß schon, abwarten.«

Amelie lachte. »Das ist einfacher zu erklären. Du könntest doch in einen Strumpf beide Beine hineinstecken.«

Maria grinste wissend.

»Und jetzt stell dir vor, es wäre kein Strumpf, sondern ein Stiefel, der breit genug ist.«

Maria keuchte etwas. »Aber dann kann ich ja meine Beine nicht mehr bewegen.«

Amelie keuchte ebenfalls ein wenig, dann grinste sie. »Ja, das ist genau der Zweck eines Monostiefels.« Sie blickte verliebt zu Leonhard. »Wenn ich besonders aufgedreht bin, muss ich einen anziehen und dann stellt er mich einfach irgendwo hin.«

Eine Antwort gab Leonhard nicht, aber er streichelte ihr noch einmal übers Gesicht.

Amelie drehte sich zu Maria. »Weißt du schon, wie du in der ersten Nacht schlafen möchtest?«

Maria schaute etwas verwirrt.

»Du darfst dir aussuchen, in welcher besonderen Fesselung du die Nacht verbringen wirst.«

Maria zuckte erst einmal mit den Schultern. »Was machst du denn?« fragte sie Amelie etwas unsicher.

Amelie blickte verträumt. »Ich lasse mich an das rotierende Rad binden.«

Maria konnte mit dieser Antwort nicht viel anfangen.

»Ich bin sehr gespannt, ob Ella ihre Andeutung vom letzten Mal wirklich umsetzt.« Amelie blickte verträumt.

Leonhard fragte nach. »Was wollte sie noch mal machen?«

»Sie wollte mit auf einem Brett mit Metallstreifen festgenagelt werden.« Amelie keuchte etwas bei dem Gedanken, wie streng diese Fesselung wäre.

Marias Blick wurde noch verunsicherter.

Leonhard wollte sie beruhigen. »Am besten wartest du ab und suchst dir dann etwas vor Ort aus.« Er wandte sich an Paul. »Sebastian hat dich für die erste Nachtwache eingeteilt. Da ist am wenigsten los.«

»Nachtwache?« Paul war verwundert.

»Wir müssen auf die Damen in ihren Fesselungen aufpassen und ihnen sofort zu Hilfe kommen, wenn etwas sein sollte.« Leonhard klang wichtig. »Aber in der ersten Stunde sind sie noch sehr abgelenkt.«

Amelie stöhnte. »Diese Vibratoren, die immer zu früh ausgehen, sind aber auch gemein.«

Maria dachte mir etwas Belustigung daran, wie einmal bei einer ihrer Belohnungen die Batterien ihres Vibrators ausgingen. Seitdem lag immer ein Extrapack Batterien bereit. Sie erzählte davon.

Amelie drehte sich zu ihr um. »Die Vibratoren gehen aber nicht aus, weil die Batterien alle sind, sondern weil Sebastian sie abschaltet. Und du kannst nichts dagegen machen. Es ist Folter pur.«

»Und wie lange geht das so?«

Leonhard grinste verschmitzt. »Ich glaube, so gegen Mitternacht ist dann Ruhe.«

Paul fiel auf, wie Marias Augen zu leuchten begannen.

* * *

Die Begrüßung an der Seilbahnstation war kurz aber herzlich. Es war irgendwie sofort zu spüren, dass sich hier eine eingeschworene Gemeinschaft traf. Ebenso wurden Paul und Maria, als Amelie sie vorstellte, sehr herzlich aufgenommen.

Doch dann drängte Leonhard zur Eile. »Lasst uns schnell die Koffer aufladen, damit wir so bald wie möglich bei der Hütte sind.« Er blickte auf seine Verlobte, die schon dabei war, ihre Bergstiefel anzuziehen. »Und ihr möchtet euch vielleicht noch bergfertig machen.« Es fiel erst auf den zweiten Blick auf, dass Amelies Stiefel zwar keine Absätze hatten, aber trotzdem war die Fußhaltung in den Stiefeln wie mit einem hohen Absatz. Der Stiefelschaft und der Bereich über dem flachen Absatz schienen deutlich höher als bei den anderen Teilnehmerinnen.

»Wann geht es denn endlich los?« Ella konnte es nicht erwarten.

Leonhard schnallte sich seinen Rucksack auf den Rücken. »Das weißt du doch ganz genau.« Er grinste, weil er sah, wie wuschig sich Ella schon gab. »Sobald wir vom Tal aus nicht mehr gesehen werden können.« Er zeigte den Hang hinauf. »Nach der Biegung an der Tanne.«


Und tatsächlich, nach dieser Biegung ging Leonhard noch ein paar Schritte, dann blieb er stehen und setzte seinen Rucksack ab. Er öffnete ihn und holte sechs Stoffbeutel heraus.

Ella trat auf ihn zu und blickte etwas verwundert auf die Stoffbeutel.

»So verheddern sich die Ketten nicht.« Er lächelte. »Claudia hat mir den Tipp gegeben.«

Ella griff sich einen der Beutel, öffnete ihn und holte ein Bündel Ketten heraus. Mit großer Geschwindigkeit und entsprechend lustvoller Miene legte sie sich die Ketten an.

Maria erkannte es erst dann als Haremsgeschirr, als Ella damit herum stolzierte und ihre neue eingeschränkte Beweglichkeit testete.

Als Amelie Marias verwirrten Blick sah, trat sie auf sie zu. »Ich glaube, dass haben wir dir noch nicht gesagt. Wir werden in Ketten zur Hütte geführt.« Sie reichte Maria einen der Beutel. »Damit wird man gleich so richtig auf das Wochenende eingestimmt.«

Leonhard trat zu ihr. »Du solltest Maria nicht so bedrängen.« Er wandte sich an Maria. »Dieser Gang in Ketten ist natürlich freiwillig. Wenn du nicht möchtest, haben wir dafür vollstes Verständnis. Außerdem passen die Herren auf dich auf.« Er suchte den Blick von Paul. »Es gibt nur eine kurze schwierige Stelle, dort werden wir Hand in Hand gehen zur Sicherheit.«

Als Antwort nahm Maria sich den Beutel und legte sich ziemlich routiniert die Ketten an. Die anderen tauschten wegen dieser Routine Blicke aus, aber sie hüteten sich, etwas zu sagen.


Sie waren vielleicht eine Viertelstunde unterwegs, als Maria etwas stöhnte. »Jetzt merke ich erst, wie bequem die Katerinenketten doch sind.«

Paul blickte sie besorgt an. »Soll ich ihn bitten, dich davon zu befreien?«

Maria zögerte etwas. Doch dann schien sie sich entschieden zu haben. »Lass nur, bis zur Hütte werde ich es aushalten.« Sie blickte den Berg hinauf.

Paul folgte ihrem Blick und konnte die Hütte ebenfalls schon sehen. Zwei Personen standen davor und winkten gelegentlich. Doch Paul hatte etwas Respekt vor dem Höhenunterschied, den sie noch zu überwinden hatten.

* * *

»Wir haben euch schon kommen gehört.« grinste Sebastian und blickte zu Claudia, die gerade mit einem Tablett aus der Hütte kam. »Das Klirren der Ketten ist gut zu hören.«

Claudia lächelte etwas verlegen, als auch ihre Ketten beim Gehen leise klirrten. Doch dann hatte sie sich überwunden. Sie stellte das Tablett auf den Tisch vor der Hütte und begrüßte die Wanderer.

»Ich freue mich, dich kennenzulernen.« begrüßte sie Maria. »Amelie hat schon so viel von dir erzählt.« Sie lächelte ihre Schwägerin an. »Ich bin sehr gespannt auf dein 'Gebet auf dem Rücken'«.

Maria fühlte sich sehr geschmeichelt.

»Jetzt greift zu und genießt die kleine Erfrischung.« Claudia bot die Getränke an, die sie eben aus der Hütte getragen hatte.

Doch Sebastian waren diese Begrüßungsorgien eher zuwider. »Wir müssten dann noch das ganze Gepäck von der Seilbahn holen.«

Die Herren schienen sofort zu wissen, was zu tun war. Nach einem kräftigen Schluck setzten sie sich in Bewegung. Nur Paul blieb noch etwas unschlüssig stehen.

Sebastian sah seinen Blick und erklärte ihm. »Wir holen jetzt die ganzen Sachen von der Bergstation.« Er zeigte auf den großen Berg von Koffern. »Es müsste eigentlich reichen, wenn jeder zwei Mal geht.«

Paul blickte noch einmal kurz zu Maria, dann folgte er den anderen Männern.

Doch gleich darauf wurde er von Claudia zurück gerufen. »Sieben Männer reichen zum Gepäcktragen auch.« Sie lächelte. »Ich möchte euch die Hütte zeigen. Die anderen kennen sie ja schon.« Sie bat das Paar in die Hütte.


»Hütte ist vermutlich etwas untertrieben.« grinste sie, »im Tal würde es vermutlich als ein größeres Einfamilienhaus durchgehen.«

Sobald sich ihre Augen an die Dunkelheit in der Hütte gewöhnt hatten, blickten sie sich um.

»Hier in der Mitte ist unser Gemeinschaftsraum.« Claudia deutete es mit den Armen an. »Hier werden wir essen und auch die meisten Workshops machen.« Sie ließ den beiden etwas Zeit, das Gesagte zu verarbeiten.

Als nächstes zeigte sie die Schlafräume. »Es sind zwei Vierbettzimmer und vier Zweibettzimmer. Doch da wir Damen beide Nächte gemeinsam übernachten werden, werden wir die Zimmer diesmal anders einteilen. Sebastian wird das machen, sobald das Gepäck da ist.« Sie blickte Maria lächelnd an. »Amelie und ich sind schon sehr gespannt auf die Ganzkörperkorsetts.«

Maria fühlte sich etwas überrumpelt. Ihre Hand suchte die Hand von Paul, dann zwang sie sich ein Lächeln aufs Gesicht.

»Das ist alles so neu für uns.« Paul ahnte, was seine Freundin bewegte.

»Ihr werdet hier schnell warm werden, davon bin ich überzeugt.« Claudia bat das Paar, ihr zur anderen Seite des Raumes zu folgen. »Hier sind die Funktionsräume.« Sie zählte auf: »Generatorraum und Werkstatt, Bad, der Raum für das Gepäck und 'tada', die Küche.« Claudia streckte ihre Arme theatralisch aus.

»Mit der Küche hat es hier auf der Hütte noch eine Besonderheit. Hier herrschen die Männer, und wir Frauen,« sie blickte Maria lächelnd an, »dürfen sie nur gefesselt betreten.«

»Eine schöne Regel.« Maria grinste und stupste Paul an.

Claudia drehte sich nach links. »Hier sind noch unsere Materialräume und die Technik.«

Paul hatte den Eindruck, dass sie ein wenig rot dabei wurde.

»Kommt ihr bitte auch vor die Hütte?« Sebastian steckte den Kopf zur Tür herein. »Ich möchte eröffnen.«


Sebastian wartete, bis alle einen Platz gefunden hatten, dann nahm er eine Mappe zur Hand und räusperte sich. »Ich möchte euch zu unserem fesselnden Wochenende begrüßen und freue mich, dass alle gut her gefunden haben.«

Er blickte kurz auf die Liste. »Rosa und Hans mussten diesmal wegen eines Todesfalls in der Familie absagen. Aber dafür möchte ich euch ein neues Paar vorstellen. Maria und Paul. Maria wird uns ein ganz tolles Kunststück vorführen.«

Maria lächelte etwas verlegen.

»Sie sind neu, bitte helft ihnen bei allem.« Er machte eine bedeutsame Pause. »Ich möchte dann noch einmal die wichtigsten Regeln erinnern.«

Es waren die Regeln, die Paul und Maria schon mit Oma Selma besprochen hatten.


»Nachdem diesmal die Damen beide Nächte zusammen im Saal übernachten werden, haben wir diesmal die Zimmer etwas anders verteilt. In den beiden Viererzimmern werden die Herren schlafen, die keine Nachtwache haben. Die vier Zweierzimmer stehen allen zur Verfügung, wenn sie sich einmal zurückziehen wollen.« Er gab Claudia einen Kuss. »Wir haben hier keine Schlösser und die Türen stehen immer offen. Macht einfach die Tür zu und hängt das Schild hin, wenn ihr ungestört sein wollt.«


»Dann schreiten wir zur Tat.« Er gab Claudia ein Zeichen.

Diese griff zu einem Beutel und schüttete den Inhalt auf den Tisch. Zum Vorschein kamen eine Menge kleine Vorhängeschlösser und Schlüssel an geflochtenen Schnüren dazu.

»Dies sind 16 Schlösser mit den gleichen Schlüsseln.« Er bat die Damen, sich jeweils zwei zu nehmen und ebenfalls die Herren, sich einen der acht Schlüssel zu nehmen und sich gleich um den Hals zu hängen. »Damit können im Notfall alle Schlösser schnell und unkompliziert geöffnet werden.«

Paul und Maria blickten sich kurz an. Es war ihnen anzusehen, wie sehr sie dieser Weitblick beeindruckte und ihnen auch Sicherheit und Zuvertrauen gab.

»Jetzt wäre es Zeit,« er wandte sich an die Damen, »eure Ketten gegen etwas Bequemeres einzutauschen.« Er blickte in erfreute Gesichter. »Doch ich möchte daran erinnern, dass ihr dieses Mal auf euren eigenen Wunsch hin auch Aufgaben bekommen werdet. Also wählt klug.«

Paul und Maria blickten sich an. Nahezu gleichzeitig sagten beide: »Die Ketten vom Fest.« Sie mussten lachen. Dann wurde Maria wieder ernst. »Holst du sie bitte? Sie sind im zweiten Koffer gleich oben auf.«

Als Paul aufstand stellte er fest, dass auch die anderen Männer aufgestanden waren, um die neuen Fesseln für ihre Frauen zu holen.

Als Paul mit dem schwarzen Koffer vor die Hütte kam, bekam er verwunderte Blicke. »Was willst du denn mit dem Koffer?« fragte Leonhard, der gerade dabei war, Amelie in eine Zwangsjacke zu schnüren.

Paul begriff die Verwunderung erst, als er sich umsah. Fast alle Frauen trugen schon ihre neue erwünschte Fesselung, nur Maria blickte ihn erwartungsvoll an.

Er stellte den Koffer auf den Tisch stellte und öffnete ihn. Zum Vorschein kamen die Katerinenfestketten, die in weinrotem Samt wie kostbare Schmuckstücke präsentiert wurden.

Ein Raunen war zu hören.

»Woh! Was für ein Auftritt.« Besonders Ella war schwer beeindruckt. Ihre Hände waren schon in einer glänzenden Halsgeige gefangen. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, einmal über den Samt und die Ketten zu streicheln.

»Die hat ein Kunstschmied für Maria angefertigt.« Pauls Stimme war sichtlich stolz.

»Jetzt lege sie mir jetzt an.« Marias Stimme war etwas ungeduldig.

Claudia streichelte ihr über den Kopf. »Na na, wer wird denn hier herumkommandieren?«

Maria war verlegen und nur nebenbei bemerkte sie, dass auch Claudia eine Halsgeige trug.


»Soll ich sie auch abschließen?« fragte Paul, nachdem er Maria die Schellen um die Hand- und Fußgelenke gelegt hatte und den Riegel geschlossen hatte.

Sebastian verneinte. »Sicherheit geht vor.«

Ella war nicht mehr von Marias Seite weg zu bekommen. Sie hielt eine der Schellen in der Hand und war begeistert über den guten Sitz.

»Das ist eine Maßanfertigung.« berichtete Paul stolz und gab Maria einen Kuss.


»Wollt ihr es hier draußen machen oder in der Hütte?« Sebastian trug zusammen mit Franz einen großen Koffer und stellte ihn auf den Tisch. Er blickte abwechselnd Christine und Margarete an.

Christine keuchte heftig. Es war deutlich, dass sie keine Antwort geben würde.

»Hier vor der Hütte ist das Licht wesentlich besser.« Sie blickte sich um. »Habt ihr noch den Liegestuhl?«

»Hier ist er.« Eberhard, der Mann von Margarete, trug ihn gerade vor die Tür und Anna, die ihm folgte, hatte viele Lederriemen in der Hand.

Als Sebastian dies sah, bat er um eine kleine Pause. Er wandte sich direkt an Christine. »Ich möchte noch einmal von dir hören, was passieren wird.« Er musste selbst etwas schlucken. »Ich möchte nur sicherstellen, dass du weißt, auf was du dich einlässt.«

Annas Tochter brauchte einige Zeit, bis sie in der Lage war zu antworten.

»Mama wird mich auf dem Stuhl festschnallen, dann wird mir Margarete die Magensonde legen.« Sie keuchte beim Sprechen und ihre hohe Erregung war die ganze Zeit deutlich hörbar. Sie schien schon seit Ewigkeiten auf diesen Moment hin gefiebert zu haben. »Ich bekomme zwei Schläuche in die Nase, einen für sicheres Atmen und einen für die Ernährung.« Sie zitterte am ganzen Körper. »Im Mund werde ich das Ding vom Zahnarzt tragen, welches meine Kiefer fixiert und die Zunge festhält, und dann werden meine Lippen versiegelt.«

Zum einen war Sebastian mit der Antwort zufrieden, Christine schien wirklich zu wissen, auf was sie sich einließ. Und zum anderen war er selbst auch sehr gespannt auf die auf diese faszinierende Weise dauergeknebelte Christine. »Nun, dann fangt an.«


Während Anna ihre Tochter festschnallte, berichtete sie, wie es zu Christines außergewöhnlichem Fetisch gekommen war. »Christine hatte große Probleme mit ihrem Kiefer, und der Zahnarzt hatte damals keine andere Möglichkeit mehr gesehen, als ihn komplett ruhig zustellen.«

Sie beschrieb, wie dann vom Ober- und Unterkiefer in regelmäßigen Abständen Abdrücke gemacht wurden. Von denen wurden dann feste Spangenblöcke gefertigt, die dann in Christines Mund zusammen geschraubt werden konnten, um ihn vollkommen zu fixieren und ruhig zu stellen. »Es war aber zu einer Zeit in ihrer Entwicklung, die sie sehr geprägt hat. Außerdem war sie auch schon mit Fritz befreundet, und auch er stand ihr während dieser Zeit immer zu Seite.«

Anna zeigte die beiden Teile, die Christine bald im Mund tragen würde. »Auch ihre Zunge wird miteinbezogen.« Sie zeigte die kleine Aussparung. »Und hier werden sie dann mit einer Platte vor ihren Zähnen zusammen geschraubt.« Sie zeigte die kleinen Riegel.

Fritz hielt jetzt ebenfalls ein paar Teile in der Hand. »Mit diesem Pflaster werden wir dann ihre Lippen versiegeln.« Er hielt eine entsprechende Rolle hoch. Dann kniete er sich vor den Stuhl, auf dem Christine mittlerweile festgeschnallt war. »Ich habe noch eine Überraschung für dich.« Er hielt einen Puppenkopf in der Hand, der Christine Gesicht zeigte. »Ich habe eine neue Maske für dich machen lassen.«

Christine fiel in Ohnmacht. Margarete schien schon darauf gewartet zu haben. Sie bat Anna ebenfalls zu sich und bat die anderen um Ruhe, damit sie sich konzentrieren konnten.

* * *

Christine schlug die Augen auf und blickte in Fritz lächelndes Gesicht. »Na, alles in Ordnung? Können wir dich los schnallen?«

Christine zuckte mit ihren Armen, dann wollte sie antworten. Doch als sie merkte, dass sie ihren Kiefer nicht mehr bewegen konnte, blickte sie ihren Mann erschrocken an.

Doch dieser streichelte ihr liebevoll über den Arm. »Es ist alles vollbracht.«

Wieder zuckten Christines Arme, und eine erste Träne lief aus ihrem Auge.

»Möchtest du es sehen?« fragte Fritz und griff zu dem Spiegel, den er bereitgelegt hatte.

Christine kämpfte noch sehr mit ihren Gefühlen. Schließlich rang sie sich zu einem Nicken durch.

Fritz hielt ihr den Spiegel vor das Gesicht.

Christine war überwältigt. Sie hatte das Gefühl, wie immer in einen Spiegel zu blicken. Nur wenn sie ganz genau hinsah, konnte sie erkennen, dass es nicht ihre echte Haut war, die sie erblickte. Weder von ihrem Knebel noch von den so wichtigen Schläuchen war etwas zu erkennen.

»Die Maskenbildnerin vom Theater hat mir diese Maske angefertigt.« berichtete Fritz mit einem gewissen Stolz. »Ich weiß nicht genau, wie es gemacht wird, aber die Bewegungen deiner Haut übertragen sich auf die Maske. Fast so als wäre sie festgeklebt.«

Wieder war Christine einer Ohnmacht nahe.

Fritz Stimme wurde auf einmal sehr feierlich. »Noch einmal nachträglich alles Liebe zum Geburtstag, mein Schatz. Die Maske ist der andere Teil meines Geschenks.«

Anna mischte sich ein. »Ich denke, wir können dich dann los schnallen.« Sie begann die Riemen zu öffnen, die Christine noch an den Stuhl fesselten.

Fritz hatte sich insgeheim sehr gut auf diesen Moment vorbereitet. Kaum waren Christines Arme frei, als sie sich sehr neugierig an die Maske fassen wollte. »Stopp, meine Liebe.« Er grinste hinterhältig. »Du wolltest doch eine Halsgeige tragen?« Er ergriff ihre Hände und nickte Franz und Eberhard zu.

Es war Christine anzusehen, dass sie gern lautstark protestiert hätte. Doch zu ihrem Entsetzen dauerte es keine zwei Sekunden und ihre Handgelenke waren in der Halsgeige gefangen und Fritz legte mit einem leisen 'Klick' das Schloss an. Kaum hatte Christine das Klicken vernommen, als ein Zittern durch ihren Körper ging. Fritz hielt sie liebevoll fest, als ihr Körper von dem heftigen Orgasmus geschüttelt wurde.

* * *

Ringsumher war es still. Alle hatten sehr fasziniert zugesehen, wie Christines großer Traum erfüllt wurde. Jetzt lag sie in Fritz’ Armen und wurde zärtlich von ihm gestreichelt. Nur langsam kam sie wieder zu sich.

»Na, wieder auf der Erde?« Sebastian war zu Christine getreten. »Eine beeindruckende Verwandlung.« Doch dann wurde er ernst. »Wir müssen jetzt einmal die Sicherheitsprobe machen. Es ist wichtig, dass wir das vorher einmal ausprobiert haben.« Er drehte sich wieder zu Christine. »Brumme jetzt einmal so laut wie du kannst.«

Christine gab sich alle Mühe. Das »Drei-Mal-kurz« war gut zu erkennen.

»Haben das alle erkannt?« Sebastian vergewisserte sich, dass alle begriffen hatten, wie Christine eventuelle Notfälle signalisieren würde.

Als Christine begriff, dass jetzt ihr Traum in Erfüllung gegangen war und sie ab sofort schweigen musste, war sie überglücklich. Ihre Augen strahlten mit ihrem Lächeln um die Wette. Sie wand sich in Fritz’ Armen und versuchte einen Knebelkuss. Die anderen applaudierten.


Sebastian stand wieder auf und bat um Aufmerksamkeit. »Ich möchte jetzt die Aufgaben fürs Abendessen verteilen.« Er schaute auf einen Zettel, den er aus der Hosentasche geholt hatte. »Leonhard geht mit dem Wagen zur Quelle und holt frisches Wasser. Eberhard, Paul und Peter werden ihn begleiten.« Er blickte die Herren kurz an. »Am besten brecht ihr sofort auf. Leonhard kennt sich aus.«

Paul und Maria tauschten kurz Blicke aus, dann ging Paul den drei Herren hinterher.

»Du brauchst keine Angst zu haben.« Claudia hatte Marias leicht verunsicherten Blick zu Paul gesehen. »Wir passen gegenseitig auf uns auf.«

»Franz und Anna sowie Florian und Ella, die beiden Paare, werden sich um das Abendessen kümmern.« Er wartete, bis sie aufgestanden waren. »Ich habe schon einen Kanister von der Quelle geholt, ich hoffe, der reicht, bis die vier mit dem Wagen wieder hier sind.«

»Es ist schon länger her,« seufzte Anna, »dass ich zuletzt den Brei kochen musste. Ich hoffe, ich bin nicht aus der Übung.« Als sie einige verwunderte Blicke spürte, ergänzte sie. »Früher war ich dabei auch oft gefesselt.« Sie gab ihrem Mann einen Kuss.

»Nun aber ab in die Küche.« Er grinste, dann blickte er wieder auf den Zettel. »Fritz und ich werden den Tisch aufbauen, dann gehen wir Holz holen.« Er ließ seinen Blick über die Damen gleiten, die noch auf ihren Plätzen saßen und ihn aufmerksam ansahen. »Ihr werdet in der Zwischenzeit den Tisch decken.« Er grinste ein wenig, doch das von ihm erwartete Aufstöhnen blieb aus.

»Maria, du bist von den Aufgaben natürlich ausgenommen.« Claudia blickte zwischen ihr und ihrem Mann hin und her. »Wir können dir als Neuling das nicht zumuten.«

Maria musste sich erst räuspern, bevor sie antworten konnte. »Ich möchte aber helfen.« Sie musste schlucken, bevor sie weiter sprechen konnte. »Außerdem bin ich das Arbeiten in Fesseln gewöhnt.« Sie dachte insgeheim an die Sachen, die sie als Katerina auf dem Marktplatz zu machen hatte. Sie blickte an sich herunter und sah die Katerinenketten funkeln. Doch das dies auch ganz anders verstanden werden konnte, erkannte sie in diesem Moment nicht.

* * *

»Oh, das sieht ja toll aus.« Die Männer waren schwer beeindruckt, als sie mit dem Wasser wieder zur Hütte kamen. »Der Tisch ist sehr schön gedeckt.«

Sechzehn Gedecke standen auf dem Tisch, das Bild wurde nur gestört durch ein Gestell, welches etwas Ähnlichkeit mit einem Infusionsständer hatte.

Claudia verbeugte sich sehr übertrieben, dann lächelte sie. »Der Dank gebührt Maria. Man könnte meinen, sie wäre mit den Ketten auf die Welt gekommen.«

»Sie ist eben sehr ehrgeizig.« Paul kam in die Hütte und gab Maria einen Kuss. »Ich bin stolz auf dich.«


Sebastian bat ums Wort. »Bevor wir uns an den Tisch setzen, gibt es für die Damen noch einmal Gelegenheit, ihre Fesselung zu wechseln oder auch ganz darauf zu verzichten. Bei den Mahlzeiten gilt die Regel der »freiwilligen« Fesselung. Wer eine solche trägt und dann beim Meckern erwischt wird, bekommt einen Strafpunkt.«

Er hatte kaum ausgesprochen, als Amelie zwischen ihrem bereitliegenden Monohandschuh und ihrem Verlobten hin und her blickte.

Leonhard kam der Bitte sofort nach.

Maria schaute fasziniert zu, wie Amelies Arme langsam in der schwarzen Lederhülle verschwanden. Paul hatte den Blick bemerkt und wusste sofort, was seine Freundin bewegte. »Bist du dir sicher?« Er hatte ein wenig Respekt von Sebastians Regeln.

Maria schien diese Frage richtig verstanden zu haben. Sie zögerte und wurde nachdenklich. Doch dann glitt ein Strahlen in ihr Gesicht und sie legte ihre Arme auf den Rücken.

Paul war recht dankbar für die Übung, die er mittlerweile darin hatte, Maria den Handschuh anzulegen. Und er war sich auch sicher, dass es für Maria sehr bequem war.

Claudia sprach aus, was alle dachten. »Ich wollte es ja nicht glauben, als Amelie es erzählt hat.«

Paul stellte seine Teetasse ab und blickte sich etwas verstohlen um. So richtig wollte er es immer noch nicht glauben.

Nur Margarete und Anna hatten sich für das Abendessen die Fesseln abnehmen lassen, bei den anderen Frauen waren die Arme in Monohandschuhen oder Zwangsjacken weggeräumt oder steckten wie bei Christine, Claudia und Ella in einer Halsgeige. Besonders faszinierend war mit anzusehen, wie Ella und Claudia trotz ihrer Halsgeige selbst aßen. Besonders Ella machte einen sehr routinierten Eindruck.

Einzig Christine stach heraus. Sie saß zwar wie die anderen am Tisch, doch nur an dem Schlauch, der von dem aufgehängten Breibeutel zu ihrem Rücken führte, war zu erkennen, dass auch sie am Abendessen teilnahm.

* * *

Nach dem Abendessen erhob sich Sebastian und bat die Damen vor die Hütte zur Gymnastik. »Margarete wird euch wie jedes Mal einige Übungen vorstellen, mit denen ihr einseitige Belastungen vermeiden könnt.« Er nickte Margarete kurz zu.

Diese stand auf und machte eine deutlich übertriebene Verbeugung. »Meine Damen, folgen sie mir bitte.«

Doch ihr Mann Eberhard bremste sie. »Meinst du nicht, mein Schatz, dass du etwas vergessen hast?« Er hielt eine Armtasche in der Hand.

Margarete seufzte und legte ihre Arme auf den Rücken, die Arme waagerecht auf einander. Mit geübter Hand legte ihr Mann ihr daraufhin die Armtasche an. Das Grinsen der anderen Damen ignorierte sie stoisch.

»Die Herren werden unterdessen den Raum für den Abend vorbereiten.«

Obwohl sie wusste, dass Paul nicht weit weg war, hatte Maria doch Schmetterlinge im Bauch, als sie mit den anderen Damen vor die Hütte trat und sich für die Gymnastik aufstellte. Es war aufregend, in so einer besonderen Gemeinschaft zu sein, und dann auch noch ohne Paul.

Nach und nach kamen die Herren vor die Hütte und sahen amüsiert zu, wie die Damen in ihren Fesseln abmühten, Margaretes Bewegungen nachzumachen.


»Wer möchte, kann sich jetzt etwas frisch machen.« begrüßte Sebastian die Damen nach der Gymnastik. »Wir treffen uns dann in der Hütte zur Eröffnung unseres gemeinsamen Wochenendes.« Er blickte einmal in die Runde. »Wie es schon in der Einladung erwähnt wurde, kann jetzt auch jede beliebige Kleidung getragen werden.«

Maria blickte Paul fragend an.

»Deine Mutter hat mir gesagt«, wandte Sebastian sich direkt an Maria, »dass du etwas trainieren möchtest?«

»Ja, das wäre schön.« Maria war hoch erfreut. »Ich muss noch üben.«

Leonhard ging zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Er grinste dabei etwas verschlagen.

Maria blickte ihn zunächst verwundert an, doch dann lächelte sie. »Ja, das kann ich machen.« Sie suchte erneut Pauls Blick.


Marias Herz klopfte schon etwas lauter, als sie jetzt mit langsamen Schritten das kleine Zimmer verließ. Sebastian hatte sie gebeten, mit ihren Schritten vorsichtig zu sein, weil der Hüttenboden nicht ganz eben sei. Er war gerade dabei, seiner Claudia eine Bolero-Zwangsjacke anzuziehen.

Paul ging hinter ihr her, jederzeit bereit, sie aufzufangen, falls sie stolpern sollte. Doch er spürte, dass es Maria wichtig war, diese Schritte allein machen zu können.

Er war noch ganz betäubt von den Eindrücken, die eben auf ihn eingeprasselt waren. Weil Sebastian sich von Marias Fähigkeiten als erster überzeugen wollte, hatte er gebeten, dass sie zu ihm und Claudia in das Zimmer kommen sollten zum Umziehen. Dabei musste Paul erleben, dass auch Claudia sowohl einen Keuschheitsgürtel als auch einen Keuschheits-BH trug. Auch bei den anderen Damen, die wegen einem Anliegen herein kamen, konnte Paul dies beobachten. Es kostete ihn große Mühe, sowohl sein Erstaunen als auch seine Erregung zu verbergen.

Amelie war sprachlos vor Neid, als sie Maria in den Ballettstiefeln erblickte. Leonhard grinste bis über beide Ohren.

Als Maria ihren Blick entdeckte, wollte sie abwiegeln. »Ich hatte früher Ballettunterricht.«

Die anderen bewunderten Marias Armhaltung in ihrer Trainingsjacke, die Oma Selma für sie gefertigt hatte.

»Du trainierst einen Backprayer?« Peter sprach aus, was alle dachten.

Maria brachte nur ein Nicken zustande.


Als letztes betraten Claudia und Sebastian den Raum. Claudia blieb in der Mitte des Raumes neben einem etwas größerem Fahrradsattel auf einer Stange stehen. Dieser war auf einem stabilen Ständer montiert stand, und unten gab es eine waagerechte Stange, an deren Enden jeweils eine offene Ledermanschette wartete.

»Ich möchte keine langen Worte machen«, Sebastians Stimme war ein wenig feierlich. »Herzlich willkommen auf der Hütte. Ich hoffe, es wird für alle ein schönes und vor allem fesselndes Wochenende.«

Er ging zu der kleinen Schultafel, die an der Wand neben der Küchentür hing und schrieb die Namen der acht Damen darauf.

Er wandte sich an Paul und Maria, die sich auf dem Sofa kuschelten. »Dies ist unsere Straftafel, die die Strafpunkte anzeigt.« Als er Marias verunsichertes Gesicht sah, lächelte er. »Keine Angst, es wird nichts und niemand bestraft. Aber die Punkte geben die Rangfolge vor. Wer die wenigsten Punkte hat, darf zuerst aussuchen oder kommt als erstes oder letztes dran, je nachdem ob es etwas Angenehmes oder Unangenehmes ist.«

Hinter Amelies Namen machte er zwei Striche.

»Wofür sind die denn?« Amelie gab vor, empört zu sein.

»Das weißt du ganz genau.« Er blickte seinen Bruder kurz an. »Die Regel lautete: Keine Fesseln während der Anfahrt.«

»Und warum gleich zwei Striche?« Darüber schien sie ernsthaft empört zu sein.

Sebastian blickt sie ernst an. »Weil du eine Wiederholungstäterin bist.«

Amelie gab sich schuldbewusst. Leise murmelte sie ein »Mist«.


Er drehte sich zu Margarete. »Bist du bereit?«

Margarete ging zu ihrem großen schwarzen Koffer und hob ihn hoch. »Wir können loslegen.«

Die Damen schienen zu wissen, was jetzt von ihnen erwartet wurde. Sie standen auf. Nur Maria blieb etwas verunsichert sitzen.

Sebastian bemerkte es als erster. Er ging zu ihr und erklärte ihr. »Margarete wird euch jetzt mit Katheter und meinem Spezialvibrator versorgen.« Doch als er Marias verängstigtes Gesicht sah, wusste er, dass er es falsch angefangen hatte.

Doch auch Amelie hatte Marias Blick bemerkt, deswegen kam sie ebenfalls zu ihr und nahm sie in den Arm. »Das ist ganz einfach und harmlos.«

Claudia kam ebenfalls auf Maria zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Maria nickte zögernd.

Claudia wandte sich an Paul und bat ihn um den Schlüssel für Marias Keuschheitsgürtel. »Wir Frauen passen gegenseitig auf uns auf«, erläuterte sie, als sie sein verunsichertes Gesicht sah.

Doch Paul zögerte.

Claudia wandte sich an Maria. »Bitte erkläre Paul, was wir vorhaben.«

Maria schluckte. Es fiel ihr deutlich schwer, über so intime Details zu sprechen.

Claudia schien dies nicht fremd zu sein. »Trau dich ruhig.« Sie streichelte ihr über das Gesicht.

Maria schluckte noch einmal, dann drehte sie sich beherzt zu Paul. »Ich bekomme so einen Katheter.« Sie zögerte etwas.

Claudia gab ihr einen Stups.

»Und ich werde einen von Sebastians Vibratoren im Gürtel tragen.« Unbewusst hatte sie Angst, Paul könnte eifersüchtig werden.

Paul zögerte dennoch. »Ich habe versprochen, gut auf dich aufzupassen.«

Maria wollte ihn beruhigen. »Es ist nichts Schlimmes. Ich kenne das aus der Klinik.« Sie zögerte. »Bisher hat es aber immer nur meine Mutter gemacht.« Dass es nur zwei Mal war, erwähnte sie allerdings nicht.

»Margarete ist auch Ärztin.« Claudia war ebenfalls bemüht, seine Bedenken zu zerstreuen. »Sie hat das bisher jedes mal bei uns gemacht und wir Damen waren stets zufrieden.«

»Bitte gib mir die Schlüssel.« Marias Stimme hatte auf einmal etwas Flehendes. »Ich müsste sonst eine Windel tragen, und das war immer so sehr demütigend.«

Da war etwas in Marias Stimme, was ihn aufhorchen ließ. Erst später sollte er begreifen, was sie wohl bei ihren schönen Nächten »darunter« getragen hatte. Er griff in seine Hosentasche und holte den Schlüssel heraus. Seine Hand zitterte, als er ihn Maria reichte.

»Gibt es Probleme?« Sebastian war zu ihnen hinzu getreten. Doch als er Marias Gesicht sah, sprach er gleich weiter. »Du solltest wissen, worauf du dich einlässt.« Er machte deutlich, dass es jeder Dame erlaubt sei, sich auszuschließen und dass dieses auch überhaupt keine Konsequenzen hätte.

Maria fand dies schon einmal sehr beruhigend.

»Diese Vibratoren sind eine Bastelei von mir und sie werden immer mal wieder ausgehen.« Er hatte etwas Stolz in der Stimme.

Claudia zeigte sehr viel Begeisterung. »Es sind sehr süße Qualen.«

»Außerdem darfst du auch ohne jede Konsequenz jederzeit das Sicherheitssignal benutzen und es abbrechen, wenn du es gar nicht mehr aushältst.«

Maria nahm den Schlüssel aus Pauls Hand, stand auf und blickte Claudia entschlossen an. »Ich bin bereit.« Die tausende von Schmetterlingen in ihrem Bauch ignorierte sie tapfer.

Für Paul war die Wartezeit unerträglich. Er kämpfte sehr mit sich selbst, weil er so überhaupt nicht wusste, ob er richtig gehandelt hatte. Es war alles so fremd und neu für ihn.

Als Maria wieder den Raum betrat, war es für ihn wie eine Erlösung. Es fiel ihm sofort auf, dass sie sich eine Spur unsicherer bewegte als sonst. Doch eigentlich sah sie unverändert aus. Nur in ihren Augen war ein gewisses Funkeln zu sehen.


»Als erstes möchte Ella uns etwas vorführen.« Sebastian klang sehr erwartungsvoll.

Doch Ella lachte zunächst. »Du bist gut. Ich möchte eine Wette gewinnen.« Sie blickte kurz zu ihrem Mann. »Der Einsatz ist hoch.« Sie stöhnte.

»Allerdings.« Florian grinste. »Wenn sie verliert, dann möchte sie eine Woche lang auf jegliche Fesselung verzichten.«

Schallendes Gelächter der anderen war die Antwort.

»ich habe mit Flori gewettet, dass ich unseren Reisekäfig aufbauen und mich selbst darin einschließen kann, wenn ich die Halsgeige trage.« Sie blickte an sich herunter. »Ihr macht bitte die Schiedsrichter.«

Florian stand auf und trug einen eigentlich normal aussehenden Reisekoffer herein. Er legte ihn vor Ella auf den Boden und öffnete ihn.

»Wenn ich gewinne, dann darf ich einmal einkaufen. Und ich kenne da einen ganz begnadeten Kunstschmied.« ihre Augen strahlten.

»Nun dann, die Wette gilt.« war von Sebastian zu hören.

Während Ella begann, den Koffer auszupacken, erklärte Florian. »Wir haben uns diesen Käfig extra anfertigen lassen. Die Teile lassen sich einfach zusammenstecken und rasten automatisch ein. Nur zum Öffnen braucht man dann einen Schlüssel.« Er griff an seine Halskette, zog sie hervor und zeigte einen kleinen Metallstab.


Paul blickte sich noch etwas verunsichert um. Er war mit dem plötzlichen Übermaß an Fesselungen etwas überfordert. Den Anblick von Maria in ihrer Trainingsjacke kannte er. Als er spürte, dass Maria sich an ihn kuschelte, legte er zärtlich seinen Arm um sie.

Amelie kuschelte sich in Leonhards Armen. Sie schmiegte sich an ihn und nur gelegentlich zuckten ihre Beine etwas in dem Monostiefel, den sie sich selbst angezogen hatte, bevor ihr Verlobter sie dann wieder in den Handschuh geschnürt hatte.

Ellas Keuchen riss Paul etwas aus seinen Gedanken. Er blickte wieder auf sie, als sie dabei war, das letzte Stück aus dem Koffer zu nehmen. Sie musste sich sehr weit hinunter beugen, denn die Halsgeige begrenzte die Reichweite ihrer Arme doch drastisch.

Claudia kam mit Margarete zurück ins Zimmer, und während Margarete sich ihren Platz neben ihrem Mann suchte, ging Claudia zu dem Fahrradsattel. Wortlos setzte sie sich darauf und hielt ihre Beine so, dass Sebastian, der ihr gefolgt war, ihre Fußgelenke an der Stange fixieren konnte.

Paul erkannte erst nach einiger Zeit, dass Claudia so auf diesem Sattel sehr subtil gefangen war. Er blickte zu Maria, die von kurzem Claudias Auftritt ebenfalls fasziniert war. Sie küssten sich kurz.

Das leise Klicken von Aluminiumteilen lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder zu Ella, die begonnen hatte, die Einzelteile des Käfigs zusammenzusetzen. Es war faszinierend zuzusehen, wie geschickt sie trotz der Halsgeige war.

Petra kuschelte sich in einem sehr seltsamen Lederanzug vor dem Sessel, in dem ihr Mann saß. Amelie hatte erklärt, dass es sich um einen Bitchsuit handelte. Er hielt Petras Arme und Beine gefaltet und erlaubte nur eine Fortbewegung auf Knien und Ellenbogen. Manchmal wurde dieser Anzug auch 'Dogsuit' genannt.

Petra wollte damit auch stets auf dem Boden sitzen. Selbst die weiche Decke musste ihr erst aufgedrängt werden.

Immer wieder machte es 'Klick' und der Käfig in der Raummitte nahm so langsam Gestalt an.

Anna trug neben einer Zwangsjacke noch ein sehr strenges Halskorsett, welches ihren Kopf weit nach oben zwängte. Sie konnte so kaum sehen, was sich in der Raummitte abspielte. Gelegentlich flüsterte Franz ihr etwas zu. In seiner Hand hielt er die Leine, die vorn an Annas Halskorsett angebracht war.


»Sie schafft es«, Marias Stimme war leise, als sie ihren Kopf zu Paul gedreht hatte.

Paul blickte wieder zu Ella, die gerade dabei war, ein Vorhängeschloß aus dem Koffer zu holen und es in den offenen Türriegel zu hängen. Ihrem Blick war anzusehen, dass sie wohl den anstrengendsten Teil hinter sich hatte.

Sie probierte noch einmal die Funktion der Käfigtür, dann warf sie ihrem Mann einem triumphierenden Blick zu ihrem Mann zu. Sie kniete sie sich vor den Käfig und schob die Tür weit auf.

Sie spielte deutlich sichtbar mit dem Schloss, wackelte etwas am Käfig, als ob sie seine Robustheit testen wollte, dann hielt sie auf einmal inne und schob sich langsam in den Käfig. Als ihre beiden Knie im Käfig waren, griff sie an die Tür und zog sie langsam zu sich heran. Sie griff sich das bereit hängende Schloss und nahm es in ihre Hand. Mit der anderen Hand zog sie die Tür sehr langsam weiter zu, dabei blickte sie fast verlangend zu ihrem Mann.

'Klick'.

Das Geräusch zeigte, dass der Riegel der Käfigtür eingerastet war. Mit einem triumphierenden Lächeln brachte Ella nun das Schloss am Riegel an.

Kaum war das Schloss eingeschnappt, brannte auf einmal Applaus auf und Sebastian erhob sich. »Eine sehr beeindruckende Vorstellung.«


Paul spürte auf einmal eine Verspannung an Maria, doch bevor er dies hinterfragen konnte, hatte sie sich schon zu ihm gedreht.

»Mir tun die Arme weh.« In ihrer Stimme klang viel Enttäuschung darüber mit, dass sie es diesmal gar nicht so lange ausgehalten hatte.

»Das macht doch nichts.« Paul spürte sehr gut, was seine Freundin bewegte. Er begann die Verschlüsse der Jacke zu öffnen.

Sebastian war zu Maria getreten. Er hatte ihr etwas besorgtes Gesicht ebenfalls bemerkt. Als Maria ihn informierte, hatte er vollstes Verständnis. »Du kannst machen was du willst.«


»Wie wäre es mit etwas Bewegung?« Petra hatte Marias »Probleme« verfolgt. Auf eine Antwort wartete sie nicht. »Holst du bitte die Jacke jetzt schon? Ich möchte gern wissen, ob sie Maria passen würde.«

Peter strich seiner Frau noch einmal über den Kopf, dann stand er auf und holte etwas aus ihrem Koffer. Er reichte Paul ein Lederbündel.

Petra war inzwischen auf den Knien näher gerutscht und suchte Marias Blick. »Die Jacke ist mir zu klein. Ich würde gern wissen, ob sie dir passen würde.«

Als sie Sebastians fragenden Blick sah, erklärte sie ihm, dass es sich um eine Schmetterlingsjacke handelte. »Ich denke, die andere Armhaltung und die Bewegungsfreiheit könnten Maria jetzt gut tun.«

Marias Neugier war dann doch stärker als ihre Enttäuschung. »Was ist denn eine Schmetterlingsjacke?«

Als Antwort wackelte Petra etwas mit den Armen. »So wie bei mir, aber nur für den Oberkörper.«

Als Paul Marias leuchtende Augen sah, kannte er ihre Antwort schon. Er faltete das Lederteil auseinander und blickte es prüfend an, doch er erkannte nicht, wie es zu nutzen war. Etwas ratlos blickte er zwischen Petra und Sebastian hin und her.

Petra lächelte, dann drehte sie sich zu Sebastian. »Du kennst dich damit doch aus. Kannst du es Maria anziehen?« Sie blickte zu Maria. »Darf Sebastian dich dafür mal berühren?«

Maria hatte Mühe zu nicken. Sie blickte immer wieder kurz zwischen Paul und Petra hin und her. Es war deutlich, dass sie beide sehr neugierig waren auf diese besondere Jacke.

Sebastian blickte erst fragend zu Paul, doch als dieser gar keine Reaktion zeigte, griff er sich die Jacke und öffnete die Reißverschlüsse. Dann wandte er sich an Maria. »Eigentlich wird sie angezogen wie eine normale Jacke. Die Arme zunächst mal hier hinein.«

Maria kam der Bitte nach und so konnte Sebastian die Jacke mit dem Frontreißverschluss bis zum Hals schließen.

»Es gibt sie auch noch mit integriertem Halskorsett.« Petras Stimme war etwas leiser, zeigte aber neben ihrer Begeisterung auch eine gewisse Anspannung.

»Und jetzt?« Maria blickte etwas ungläubig auf ihre Arme, die aus dem offensichtlich viel zu kurzen Ärmeln ragten.

»Fass mal bitte mit deiner Hand an deine Schulter.« bat Sebastian. »Und bevor du erschrickst, ich werden deinen Arm dann so fixieren.«

Maria schluckte einmal, dann kam sie der Bitte nach.

Sebastian zog mit ein paar wenigen Bewegungen das Leder des Ärmels über Marias angewinkelten Arm, und gleich darauf war das Ratschen eines Reißverschlusses zu hören. »Das war es schon. Jetzt den anderen Arm.«

Maria war mehr als verblüfft, als Sebastian beide 'Ärmel' der Jacke geschlossen hatte.

»Es sieht aus wie kleine Flügel, deswegen heißt die Jacke so.« Petra wedelte mit ihren Armen.

Maria tat es ihr gleich. »Faszinierend«, flüsterte sie, »Ich kann meine Arme noch gut bewegen.«

»Nutzlose Bewegungsfreiheit, das ist besonders subtil.« Petra lachte. «Du kannst deine Arme bewegen, aber es nutzt dir überhaupt nichts.«

Maria stöhnte etwas.

Petra rutschte wieder zu ihrem Platz vor Peters Füßen. Sie blickte ihn verliebt an. »Sollen wir es machen?« fragte sie sehr leise.

»Es ist deine Jacke.« antwortete ihr Mann, »also ist es auch deine Entscheidung.«

»Maria?« Petra drehte sich zu Maria, die gerade liebenswert »mit den Flügeln schlug«.

Maria hielt inne. »Ja?«

»Mir ist die Jacke zu klein.« In ihrer Stimme lag etwas Bedauern. »Wenn du erlaubst, dann würden wir dir diese Jacke gern schenken.«

Maria wusste zunächst nichts zu antworten. Erst als Paul sie liebevoll an stupste, fand sie wieder Worte. »Danke schön.« Sie wedelte wieder mit ihren Armen. »Das ist eine ganz tolle Jacke.«


Sebastian räusperte sich. Er hatte mittlerweile eine große Tafel aufgebaut und darauf acht Zeilen vorbereitet, die mit den Zahlen eins bis acht beschriftet waren. »Ich würde dann gern mit euch die Arbeitskreise für Morgen planen. Ich hatte euch ja um Anregungen gebeten.«

Paul und Maria blickten auf die Tafel. Drei Zeilen waren schon ausgefüllt. In Zeile zwei stand »Strengste Fesselung« und dahinter ein (C+S), in Zeile drei stand »Modenschau« mit einem (A+L) und in Zeile acht stand »Geheim«.

»Nun, ihr seid die neuen.« er wandte sich an Paul und Maria. »Was möchtet ihr machen?«

Er traf jedoch nur auf ein Schulterzucken des Paares. »Wir wussten davon nichts, deswegen haben wir auch nichts vorbereitet«

»Macht ja nichts«, antwortete Sebastian. »Was möchten die anderen machen?« Er fragte reihum und konnte die Tafel recht schnell mit Einträgen füllen. Nur die erste Zeile war noch frei.

Nachdem Paul und Maria immer noch nichts eingefallen war, machte Sebastian einen Vorschlag. »Ich könnte mal wieder meinen Knotenlehrgang halten.«

Das Paar war einverstanden.

Schließlich waren die acht Zeilen wie folgt gefüllt:

1. Knotenkunde

2. Wettbewerb um die Strengste Fesselung

3. Modenschau

4. Sinnesentzug

5. Spieleabend

6. Ponyplay

7. Fotos

8. Geheim


Sebastian nahm wieder Platz.

Claudia schien darauf nur gewartet zu haben. Sie drehte sich zu Petra. »Wie war eigentlich euer Urlaub in dem SM-Hotel?«

»Ein wortwörtlich fesselnder Urlaub.« Petra strahlte über das ganze Gesicht.

»Wo wart ihr?« Auch Sebastian zeigte Interesse.

»Wir waren in Frankreich in den Vogesen.« Petra lehnte sich genüsslich gegen Peters Schienenbeine. »Die Besitzerin ist selbst einschlägig veranlagt und ist Mitglied in mehreren BDSM-Zirkeln. Sie hat viele langjährige Stammgäste.«

»Aber ihr wart das erste Mal da?« Claudia zeigte sich sehr interessiert.

»Wir sind durch einen Zufall darauf gestoßen«, Petra versuchte ihren Mann mit ihren Schmetterlingssärmeln etwas zu streicheln. »Mehrmals im Jahr macht sie das Hotel regulär zu und hat dann nur Gleichgesinnte im Hotel.«

»Ein Teil des Personals hat sich auch extra deswegen dort beworben.« ergänzte Peter. »Die bleiben dann auch während der BDSM-Wochen.«

»Aber das schönste ist, dass man auch im Hotelbetrieb mitarbeiten durfte.« Petra grinste. »Das Tablett zum Umhängen ist schön und demütigend zugleich.«

Amelie war aufmerksam geworden. »Du meinst, du hast gefesselt bedient?«

»Es hat großen Spaß gemacht.« Petra reckte sich. »Und obwohl es kein Trinkgeld gab, wussten die Herren sich trotzdem sehr nett zu bedanken. Und es war auch keiner zudringlich.«

Peter stupste sie an. »Erzähl mal von der Bettwäsche.«

»Oh ja, das war das aller schönste.« Petra streichelte ihrem Mann noch einmal über die Beine. »Sie hatten eine Garnitur Lederbettwäsche aus weichem Nappaleder.«

»Genau die, von der du immer schon geschwärmt hast und die so sündhaft teuer ist.« ergänzte Peter.

»Und die gab es auch noch zu sehr fairen Bedingungen.« Petras Glück war jetzt noch zu spüren. »Wir mussten lediglich eine Kaution hinterlegen und uns verpflichten, die Reinigungskosten zu übernehmen.« Sie seufzte. »Das war es wirklich wert.«

»Sogar das Zimmermädchen hat uns gefragt, ob sie einmal ein paar Minuten darin liegen dürfte.« Peter grinste.

»Du hast sie verstanden,« lächelte Petra. »Ich war ja schon froh, wenn ich mit meinen Schulfranzösisch überhaupt etwas verstanden habe. Doch mit ihrem Gag-Talk war ich überfordert.«

»Ich konnte mich etwas mit ihr austauschen.« Peter lehnte sich etwas zurück. »Sie war eine von diejenigen, die sich extra wegen der speziellen Wochen dort beworben hatten, und sie war stolz darauf, fast ihren gesamten Dienst geknebelt leisten zu können.«

»Auch ihr knöchellanger sehr enger Lederrock war eindrucksvoll.« Petra legte ihren Kopf verträumt in den Nacken. »Sie konnte sich trotz fast keiner Beinfreiheit doch sehr behende bewegen.«

»Wir haben sie gefragt, wo sie den tollen Rock her hat.« Peter liebkoste seine Frau. »Und sie hat uns die Adresse der Schneiderin gegeben.«

»Von dort haben wir auch diesen tollen Anzug.« Petra erzählte, dass eine Kundin ihn zwar beauftragt hatte, ihn dann aber nicht mehr abholen konnte. »Sie hat gefragt, ob ich ihn einmal probieren möchte, weil er fast meine Größe hatte. Und der Preis, den sie genannt hat, war mehr als fair.«

Sie drehte sich zu Sebastian. »Ich gebe dir die Adressen und du lässt sie den anderen zukommen?«

Maria war sehr fasziniert von dem Anzug. »So etwas haben wir noch nie gesehen.« Sie gab Paul einen Kuss. »Darin bist du doch sehr unbeweglich oder?«

Petra lächelte »Aber bei weitem nicht.« Sie blickte ihren Mann lieb bittend an. »Hilfst du mir bitte auf die Pfoten?« Sie keuchte etwas. »Ich bin vom Aufstieg noch etwas geschafft.«

Peter streichelte seiner Frau liebevoll über den Kopf. »Aber gern.« Er hob sie hoch und drehte sie mit dem Bauch nach unten, so dass ihre Ellenbogen und Knie auf dem Boden standen.

Petra bedankte sie leise, dann blickte sie zu Maria. »So kann ich mich sogar etwas bewegen.« Sie hob abwechseln ihre Arm- und Beinstummel und konnte so tatsächlich recht behende durch die Hütte krabbeln.

»Hey,« beschwerte sich Amelie, »geübt wird daheim.« Doch ihr Grinsen entlarvte sie.

Maria schaute sehr interessiert.

»Möchtest du es ausprobieren?« Peter hielt ein paar Riemen in der Hand. »Wir müssten dir bloß die Beine festbinden.«

Maria kam zunächst sichtlich ins Grübeln, doch dann bedankte sie sich höflich. »Danke, aber mir tun meine Arme noch etwas weh vom Training. Ich möchte mich erst einmal ausruhen.«


»Ich habe selbst die Regel erlassen, nichts aus der Realität zu erzählen.« Sebastians Stimme klang auf einmal recht wichtig. »Doch ich möchte euch trotzdem erzählen, welch ungeheures Glück Maria und Paul dieses Jahr haben.«

Er beschrieb, dass er beim Bürgermeister in Landsbach war und sich dort über das Katerinenfest informiert hatte. »Ich durfte mir sogar das kleine Museum ansehen.« Wegen der vielen Handschuh war er besonders beeindruckt.

»Ich war dann auch noch beim Baron und er hat mir von deiner Nominierung erzählt und dass du die Originalhaltung tragen wirst.«

Maria war erstaunt. »Das sollte doch ein Geheimnis bleiben?«

»Ich glaube, er hielt mich für jemand anders.« Sebastian gab seine Verwunderung wieder. »Er hat mich gefragt, ob ich die Unterlagen dabei hätte und ob mir der Auszahlung alles klar gehen würde. Ich habe etwas ausweichend geantwortet.«

Er drehte sich Paul und Maria. »Nachdem ich alles aus der Zeitung weiß, bitte ich euch, einmal eure Sicht auf das Fest zu erzählen.«

Das Paar kam dieser Bitte gern. Sie berichteten, was sie bisher so erlebt hatten.

Besonders Amelie hörte sehr aufmerksam zu. Ab und zu zuckten ihre Arme recht heftig in ihrem ledernen Gefängnis.


»Wie im Märchen. Der Prinz kriegt seine Prinzessin.« Claudia reckte sich und blickte auf die Uhr. »Oh, es ist ja schon nach neun Uhr. Jetzt wäre es Zeit für die Knebelstunde.«

Einige Damen seufzten, die anderen stöhnten leise. Nur Maria war ein wenig ratlos.

Claudia erklärte die ‚freiwillige Regel’: »Nach 21 Uhr tragen die Damen einen Knebel.«

»Was bedeutet ‚freiwillige Regel’?« fragte Paul, als er Marias Neugier spürte.

»Du darfst ohne Konsequenzen auch ‚Nein’ sagen.« Claudia erläuterte Maria die Regeln. »Aber die Herren genießen es, wenn sie uns noch eine Stunde lang stöhnen hören.«

»Stöhnen?« Maria runzelte die Stirn. Sie würde allein von einem Ball im Mund noch nicht stöhnen, doch sie wagte es nicht, dies so direkt zu sagen. Doch Claudia war ihren Gedanken gefolgt.

»Naja, Sebastian fängt dann langsam mit den Vibratoren an.«

Auf Marias Gesicht war auf einmal ein Strahlen zu sehen. Sie drehte sich zu ihrem Freund. »Hast du 'meinen' Knebel eingepackt?«

Doch zu ihrer Überraschung hielt Paul genau den Knebel schon in der Hand. Er gab Maria einen Kuss und bat sie dann mit sehr liebevoller Stimme, den Mund auf zumachen. Zu seinem eigenen Erstaunen bereitete es ihm mehr und mehr Spaß, den Ratschlägen von Leonhard und Sebastian zu folgen, zumal er spürte, dass seine neue Strenge bei Maria auch auf fruchtbaren Boden fiel.


Seine Freundin stöhnte, als sie spürte, wie er so nach und nach all die Riemen um ihren Kopf fest zog. Als sie spürte, das er fertig war, öffnete sie wieder die Augen und strahlte ihn sehr verliebt an. »Danke, mein Schatz.« sagte sie in wohl verständlichem Gag-Talk und versuchte, ihn mit ihren Stummelärmchen zu streicheln.

Paul war erleichtert und erfreut zugleich. Maria hatte seine Initiative sehr positiv aufgenommen.

»Jetzt lehnt euch zurück und genießt das kleine Konzert.« Er ging zu der Wand neben dem Technikraum, klappte dort eine kleine Klappe in der Wand auf und drückte ein paar Knöpfe.

Besonders die Damen blickte sehr gespannt zu ihm und waren etwas erstaunt, als zunächst nichts passierte.

Sebastian setzte sich wieder und als er die fragenden Blick spürte, erläuterte er. »Es fängt jetzt schon zufällig an.« Er grinste etwas hinterhältig. »Lehnt euch zurück und lasst euch streicheln.«

Paul zog Maria zu sich heran und zärtlich begann er sich an den Körperstellen zu streicheln, die ihm seine Oma empfohlen hatte.

Als erstes begann Amelie zu stöhnen. Bald darauf setzten auch die anderen Frauen ein.

Paul spürte, dass es für Maria noch sehr ungewohnt war, auf diese Weise zwangserregt zu werden. Er drehte seinen Kopf und flüsterte ihr zu »Lass dich darauf ein, genieße es.« Es waren noch nicht seine Worte, doch er begann zu verstehen, was für Maria wichtig war.

Immer mal wieder stöhnte eine der Damen auf und ebenso deutlich waren die Seufzer zu hören, wenn Sebastians Steuerung einen der Vibratoren abgeschaltet hatte.

Obwohl die Vibratoren laut Sebastians Angaben nicht stark genug sein würden, um die Damen bis zum Orgasmus zu führen, schaffte Maria es trotzdem, zwei mal zu kommen. Dies lag allerdings auch weniger an den Freudenspendern, als an Paul ungewohnte dominanter Zärtlichkeit.


Je weiter es auf zehn Uhr zuging, desto stärker wurde das Stöhnkonzert. Das Schlagen der kleinen Uhr war fast nicht zu hören.

Sebastian stand auf und ging wieder zu dem Technikschrank. »Ich schalte dann ab.« kündigte er an. Das Vibrieren hörte allerdings nicht wie bisher schlagartig auf, sondern klang ebenso wie das Stöhnen leise aus.

»Wir werden dann die Übernachtungen vorbereiten.« ergänzte er, als er in die erwartungsvollen Blicke aller sah. »Die Damen möchten sich vielleicht umziehen?«

* * *

Als die Damen nach und nach wieder den Gemeinschaftsraum betraten, erhob sich Sebastian und präsentierte die Gerätschaften, die die Herren in der Zwischenzeit aufgebaut hatten. Er zeigte auf die dicke Holzplatte, die auf dem Boden lag. »Dies hat sich Ella gewünscht. Sie möchte darauf fixiert werden.«

Ella lachte. »Sprich es nur aus.« Sie liebte die Reaktionen der anderen Anwesenden auf ihre manchmal sehr extremen Wünsche.

»Nun gut.« Sebastian musste erst einmal schlucken, dann konnte er weiter reden. »Ella möchte, dass wir sie diesmal auf dem Brett festnageln.«

Claudia wandte sich an Ella. »Wir haben deinen Wunsch geprüft. Es müsste machbar sein.« Sie warf einen Blick auf die Liste, die sie in der Hand hielt. »Im Notfall tragen wir dich auf dem Brett aus der Hütte und befreien dich dann draußen.«

Ella stöhnte laut, als sie dies hörte.

Sebastian sprach weiter. »Amelie hat beim letzten Mal das drehende Rad gewonnen. Dies ist auch schon vergeben.« Er zeigte auf eine große runde Scheibe aus Holz. »Das hier war früher einmal eine alte Turmuhr. Nur hier dreht sie das komplette Ziffernblatt.« Doch statt des Ziffernblatts gab es nur noch die Holzscheibe, und die vielen Lederriemen, die darauf angebracht waren, ließen nur wenig Zweifel darüber, wie Amelie die Nacht verbringen würde.

Er ging weiter zu einer großen Holzfigur, die an einer Seite stand. Von der Form her sah die Figur aus wie ein ägyptischer Sarkophag, nur war er von außen mit Motiven der Bauernmalerei geschmückt. Er öffnete die Figur und ließ die Damen einen Blick in das Innere werfen. Deutlich waren die vielen Riemen zu sehen und es war offensichtlich, welchen Zweck diese hatten.

Nach wenigen Schritten stand er neben den Sofas. Er kniete sich davor und zog die großen Schubladen auf, die sich zwischen Sitzfläche und Boden befanden. Sie waren jeweils mit Schaumgummi gefüllt und zeigten den Umriss einer menschlichen Körpers in Lebensgröße. »Davon haben wird zwei Stück.«

Ein Bett war in den Raum gerollt worden und darauf war ein Segufix angebracht. »Das ist unsere Neuanschaffung.« Ihm war anzusehen, wie stolz er auf seinen Einkauf war.

Von Maria pries er die Schlafsäcke an, dann ließ er seine Worte ein wenig wirken.


»Du bist die Jüngste und unser Küken.« Er hatte sich zu Maria gedreht. »Du darfst zuerst aussuchen.«

Pauls Freundin stand auf und ging recht zielstrebig zum Bett mit dem Segufix. Sie drehte sich etwas schüchtern zu Sebastian. »Das kenne ich von der Klinik. Das würde ich gern einmal ausprobieren, wenn das das geht.«

Paul war ebenfalls aufgestanden und war zu ihr ans Bett getreten. Auch er warf einen neugierigen Blick auf die vielen weißen Riemen, doch es war seinem Blick anzusehen, dass er im Gegensatz zu seiner Freundin nicht wusste, was ihr bevorstand.

Sebastian nickte. »Ich bitte euch«, sprach er die anderen an, »euch eure Nachtfesselung auszusuchen. Mal sehen, ob es diesmal vielleicht sogar einmal ohne Konflikte aufgehen wird.«

Petra und Margarete gingen recht zielstrebig auf die beiden Schubladen zu.

Anna stand neben der Mumie und warf einen neugierigen Blick ins Innere.

Christine ging zu dem kleinen Säulenportal stellte sich zwischen die beiden Säulen.

Als Sebastian dies sah, erinnerte er sich. »Christine möchte zwischen die beiden Säulen gekettet werden.« Er beschrieb, worum sie ihn schon gebeten hatte. Er holte aus einer Kiste noch ein Halskorsett. »Damit wird dein Kopf gestützt.« Er legte es neben Christine und blickte sie fragend an.

Christine versuchte ein dankbares Lächeln.

Leonhard trat seinem Bruder zur Seite. In seinen Händen hielt er das größere der beiden Ganzkörperkorsetts, welche Maria mitgebracht hatte. »Damit werden wir dich auch noch etwas stützen.«

Christines Blick zeigte sowohl Überraschung als auch Vorfreude.

»Von so etwas hat sie schon immer geträumt.« Fritz gab seiner Frau einen Kuss. »Doch so etwas konnten wir uns bisher nicht leisten.«

Sie legten es Christine um und obwohl sie alle große Mühe gaben, blieb auf der Rückseite ein Spalt von fast 20 Zentimeter übrig. Maria bekam ein paar bewundernde Blicke, die sie allerdings nicht mehr wahrnahm.


Im Nachhinein erst hatte Paul erkannt, warum ihn diese Stunde so viel Kraft gekostet hatte. Nur sehr langsam gewöhnte er sich an den Gedanken, dass alle Frauen, seine Maria eingeschlossen, sich auf diese Nacht in Fesseln freuten. Und das, obwohl sie wussten, dass ihnen eine Nacht mit sehr viel Zwangserregung bevorstand. Ebenso hatte er aber auch schon erkannt, dass Maria von ihm eine gewisse Strenge erwartete und ihre strahlenden Augen waren ihm mehr als Belohnung, wenn er sich einmal überwunden hatte.

Er hatte Schwierigkeiten, sich nicht von den Ereignissen in der Hütte ablenken zu lassen, als Sebastian ihm erklärte, wie das Segufix funktionierte und auf was er achten musste, damit es für Maria eine angenehme Nacht werden würde.

Seine Konzentration wurde gestört von den Hammerschlägen, mit denen Ella auf das Brett genagelt wurde. Und auch von dem Gekicher der anderen Frauen, die sehr viel Spaß damit hatten, Anna mit Mullbinden in eine Mumie zu verwandeln.


»So, ich denke, jetzt können wir unseren Countdown starten.« Es war seit langem Tradition in der Hütte, dass die letzten Handgriffe gemeinsam durchgeführt wurden. Den Damen wurde damit ein besonderes Gemeinschaftserlebnis bereitet.

Er vergewisserte sich noch einmal, dass alles bereit war, dann ging er zu Claudia, die es sich schon in Marias Schlafsack bequem gemacht hatte. »Bitte den Knebel.« Er griff sich das Kopfgeschirr und legte es seiner Frau an.

Paul blickte zu Maria, die »seinen« Knebel schon trug. Auf einmal hatte er eine Idee. Er kniete sich vor sie und machte den Kinnriemen noch ein Loch enger.

Marias Kopf war schon festgeschnallt, so konnte sie ihn nicht mehr ansehen, doch mit ihrem wohligen Stöhnen quittierte sie sein Bemühen sehr positiv.

»Jetzt die Augenbinde.« Sebastians Stimme war leise, dennoch hatte er kein Problem sich gegen das allgemeine Stöhnen der Damen durchzusetzen.

»Gute Nacht mein Schatz.« Er hatte sich über Maria gebeugt und gab ihr noch einen sehr verliebten Kuss auf den versiegelten Mund.

Marias Augen strahlten.

»Und jetzt das Finale.«

So wie es vorher abgesprochen war, wurden die Fesselungen jetzt vollendet. Bei Margarete und Petra wurden die Schubladen langsam geschlossen, bis das leise 'Klick' anzeigte, dass der Riegel der Lade eingerastet war.

Bei Anna in der Mumie wurde die Tür langsam geschlossen und ebenfalls verriegelt. Zuletzt wurde noch Amelies Rad durch Aufziehen der Gewichte der alten Turmuhr in Bewegung gesetzt.

Langsam setzte das Stöhnkonzert ein.


Paul setzte sich in einen der Sessel, nachdem Sebastian ihn darum gebeten hatte. Er lauschte und versuchte, seine Freundin aus dem Stöhnkonzert heraus zu hören.

»Während der Nachtwache ist es wichtig, dass du nicht nur auf deine Maria achtest.« Sebastian sprach sowohl leise aus auch sehr freundlich. »Du bist eine Stunde lang für alle Frauen verantwortlich.«

Natürlich fühlte Paul sich ertappt. Er blickte etwas sorgenvoll wegen der ungewohnten Verantwortung.

»Ich bleibe deine Wache mit wach.« Er blickte im Raum umher. »Ich kann jetzt sowieso noch nicht schlafen.«

Sie unterhielten sich leise und Paul berichtete von seiner Zeit mit Maria und dem Katerinenfest. Nur gelegentlich waren mehr oder weniger laute frustrierte gedämpfte Schreie zu hören, wenn einmal wieder der Zufallsabschalter zugeschlagen hatte. Sebastian grinste jeweils ein wenig.

Die Stunde verging so rasch, dass Paul regelrecht verwundert war, als Sebastian ihn ins Bett schickte. Er zog sich um und legte sich zu Bett. Die Zimmertür hatte er offen gelassen, um vielleicht noch ein paar Stöhner von Maria hören zu können. Doch schon nach kurzer Zeit war er ein eingeschlafen.

* * *

Leonie legte ihr Buch beiseite. Sie hatte jetzt doch keine Ruhe, um darin zu lesen. Sie war viel zu aufgeregt ob der Ereignisse, die hoffentlich vor ihr lagen.

Sie war extra sehr früh aufgestanden, hatte sich den schon lange gepackten Rucksack gegriffen und war zum Bahnhof gegangen, um sich in einen frühen Zug zu setzen. Nach der langen Bahnfahrt stand dann noch ein Fußmarsch von knapp 10 Kilometern bevor. Am Wochenende fuhr leider kein Bus. Und sie wollte so bald wie möglich auf der Hütte sein.

Sie fragte sich, wie es Christine wohl gehen würde. Als Schwestern hatten sie natürlich darüber gesprochen, was auf der Hütte stattfinden würde und welch außergewöhnliche Abenteuer üblicherweise auf der Hütte erlebt werden konnten.

Sie drehte sich nervös in ihrem Sitz hin und her und dachte darüber nach, was ihre Schwester jetzt gerade wohl machen würde. Sicher würde sie noch schlafen nach den anstrengenden Vibratorfoltern, die Sebastian stets veranstaltete. Sie schloss die Augen und träumte davon, wie es wohl wäre, wenn sie selbst den gleichen süßen Quälereien ausgeliefert wäre.

Ihre Finger spielten unbewusst mit dem Ballknebel, der in ihrem Rucksack lag. Obwohl sie fast allein war im Zug, traute sie sich aber nicht, ihn sich anzulegen. Solange ihre Hände frei waren, hatte der Knebel in ihrem Mund nicht den richtigen Reiz. Erst wenn sie selbst nicht mehr in der Lage war, den Verschluss zu öffnen, dann konnte sie es genießen. So hoffte sie es zumindest. Ausprobieren konnte sie es bisher nie.

Lediglich das Schrittseil spürte sie deutlich. Sie hatte es sich gleich nach dem Aufstehen mitten in der Nacht als erstes anlegt, wie eigentlich jeden Tag. Mittlerweile gehörte es fast wie selbstverständlich zu ihrer Unterwäsche.

Sie beneidete ihre Schwester sehr, die einen Mann gefunden hatte, der genau auf ihre Wünsche eingehen konnte. Sie selbst hatte sich zwar einmal mit einigen Freunden getroffen, doch keiner verstand, was Leonie sich wirklich wünschte.

Natürlich wusste sie, dass sie zunächst auf der Hütte nicht willkommen sein würde, denn es waren nur Paare zugelassen. Umso gemeiner empfand sie es, dass nicht nur ihre Schwester, sondern sogar ihre Eltern als Paar auf der Hütte waren und nur sie ausgeschlossen blieb. Doch sie war sich sicher, dass wenn sie erst einmal da war, würden sie sie auch nicht wieder wegschicken. Dazu wusste sie zu viel, grinste sie in sich hinein. Und ihre Mutter hatte ihr schon immer viel Mitgefühl dafür entgegengebracht, dass sie bisher nie mitkommen durfte. Sie würde bestimmt für sie sprechen.

* * *

Paul wurde wach, als er ein Streicheln in seinem Gesicht spürte. Er schlug die Augen auf und blickte in Marias verliebte Augen, die langsam näher kamen.

»Guten Morgen mein Schatz«, strahlte Maria und gab ihm einen Kuss, gerade als er antworten wollte.

»Dir auch einen guten Morgen.« Paul rieb sich die Augen. »Warum bist du denn schon wach?«

»Wir warten mit dem Frühstück.« Maria streichelte ihn noch einmal zärtlich durch das Gesicht.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass Maria einen weißen Lackcatsuit trug, der ihren Körper zwar komplett bedeckte, aber ihren »Formen« doch sehr genau zeigte. Insbesondere war Marias stählerne Unterwäsche gut zu erkennen.

»Amelie hatte nach mir geschaut und weil ich schon wach war, hat sie Sebastian gebeten, mich los zumachen.« Sie beschrieb, dass Amelie ihr dann bei der Morgenhygiene geholfen hatte.

»Und deine Ketten trägst du auch schon?« Paul war noch nicht wach genug, um eifersüchtig zu sein.

»Wir haben den Tisch schon gedeckt.« Sie beschrieb, was Claudia ihr erklärt hatte. Die Damen auf der Hütte dürfen mitarbeiten, wenn sie möchten, sie müssen dabei aber mindestens das Haremsgeschirr tragen. »Und dann habe ich gefragt ob ich unsere Ketten tragen darf.« Sie gab Paul noch einen Kuss. »Die sind bequemer.«

»Warum habt ihr mich denn nicht aufgeweckt?« Paul klang ein klein wenig verärgert. Dass Maria »unsere Ketten« gesagt hatte, war ihm erst viel später aufgefallen.

»Schimpfe nicht,« war plötzlich von der Tür zu hören. Amelie stand dort und lächelte. »Wir haben dich bewusst schlafen lassen. Du musst heute fit sein.«

»Ich habe noch wach gelegen und dabei versucht, dich heraus zu hören.« Er ergriff ihre Hand und hielt sie fest. »Wie hast du denn geschlafen?«

»Ich glaube, ich habe Sebastian aus getrickst.« Maria wurde rot. »Bei mir ging das Ding immer erst aus, nachdem ich gekommen war.« Sie drückte seine Hand. »Dieses ...« Sie versuchte sich an das Wort zu erinnern. »Dieses Segufix war sehr aufregend. Ich bin sehr bald eingeschlafen und habe davon geträumt, dass Du mich überall festgehalten hättest.« Sie blickte ihn herausfordernd an.

Paul unterdrückte den Impuls zu schlucken und versuchte sich dominant zu geben. »Das kann ja noch werden.« Er versuchte ein bestimmtes Lächeln.

»Jetzt kommt bitte zum Frühstück.« Amelie stand noch in der Tür. »Wir warten auf euch.«


Als sie zusammen in den Gemeinschaftsraum traten, waren die Männer gerade dabei, die Nägel aus dem Brett zu ziehen, die Ella festhielten.

»War es so, wie du es erhofft hattest?« fragte Amelie recht neugierig.

»Es war genauso, wie ich es mir erträumt hatte. Ich habe jeden einzelnen Hammerschlag genossen.« Sie strahlte, doch dann wurde sie etwas nachdenklich. »Das Brett war allerdings etwas hart. Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätte ich vermutlich sehr schlecht geschlafen.«

»Das klingt, als würdest du es noch einmal machen wollen?« ihr Mann blickte aufmerksam zu ihr.

»Unbedingt!« Sie strahlte. »Aber dann mit einem Polster, mindestens mit einer Isomatte.«


Maria genoss Pauls Umarmung, als sie gemeinsam auf Ellas Befreiung warteten. Mittlerweile fühlte sie sich ermutigt, ihm von ihren Träumen in dieser Nacht zu erzählen. »Christines Dauerknebel hat mich sehr beeindruckt.« Sie blickte ihren Freund etwas seltsam an. »Ich habe davon geträumt, du würdest mich auch einmal so knebeln.« Es wunderte sie ein wenig, dass sie solche Worte über ihre Lippen brachte. Es schien an der besonderen Atmosphäre in der Hütte zu liegen.

»Und wie lange möchtest du ihn tragen?« fragte Paul recht interessiert, während er etwas gedankenverloren mit ihren Ketten spielte.

Diese Frage schien Maria nicht erwartet zu haben. Sie wurde etwas rot und stammelte ein wenig. Ihr »Bitte küss mich« konnte Paul gerade so verstehen. Trotzdem kam er ihrem Wunsch gern nach.


Dauerhaft geknebelt, dauerhaft gefesselt, Maria fragte sich, wohin sie dieser Weg wohl führen würde. Obwohl sie natürlich wusste, dass es im Alltag nicht umsetzbar sein würde, weckte dieser Gedanke die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Sie drückte Paul fest an sich.

»Nehmt Platz, ihr Turteltäubchen.« Die Stimme von Sebastian trennte sie wieder von einander. »Den Tisch habt ihr wirklich wunderbar gedeckt.«

»Das Lob gilt Maria.« Claudia warf ihr einen bewundernden Blick zu. »Man könnte meinen, du wärst mit den Ketten aufgewachsen.«

Maria erschrak ein wenig, als sie erkannte, wie nah diese Worte an der Wirklichkeit waren. Doch sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und nahm neben Paul Platz.


Neben Christine stand ein langes Metallrohr, an dessen oberen Ende ein weißer Beutel hing. Als Sebastian mit seinem »Greift bitte zu« das Frühstück eröffnete, griff Fritz zu dem Beutel und hantierte kurz daran. Langsam färbte sich der Schlauch zu ihrem Kopf weiß.

»Was genießt Christine denn heute?« fragte Amelie interessiert, während sie sich ihr Brot schmierte.

Christine zuckte etwas mit den Schultern.

»Sie kann es nicht schmecken, weil es direkt in ihren Magen läuft.« Er streichelte ihr liebevoll über das Gesicht. »Es ist ein Milchbrei mit Zimtgeschmack. Ich habe ihn extra liebevoll abgeschmeckt.«

Christine deutete einen Kuss mit ihren versiegelten Lippen an.

Paul bemerkte, dass Maria sehr fasziniert auf diese doch eher demütigende Ernährung schaute. Er kam sehr ins Grübeln.

Amelie bemerkte Pauls grübelndes Gesicht und sie wandte sich direkt an ihn. »Du fragst dich, ob das nicht demütigend ist.«

Paul fühlte sich ertappt, doch dann rang er sich zu einem Nicken durch.

Christine hatte den Dialog ebenfalls verfolgt. Sie nahm den Stift von dem Block, der neben ihr lag und begann etwas schreiben. Als sie fertig war, reichte sie Paul den Zettel.

Fritz sah, wie Paul sich sehr verunsichert umblickte. »Lies es bitte vor.« Er gab Christine einen Kuss, dann drehte er sich wieder zu Paul und Maria. »Ihr seid neu, deswegen kennt ihr euch mit den Details noch nicht aus.«

Paul schluckte, dann blickte er auf den Zettel. »Gewiss, es ist ein wenig demütigend«, las er vor. »aber dafür kann ich meinen Traum ausleben, das ganze Wochenende geknebelt zu sein und schweigen zu müssen.«

Als Paul zu Maria blickte, sah er bei ihr einen sehr verträumten Blick.


Maria war zunächst entsetzt über den Gedanken, hier eine Magensonde tragen zu müssen. Doch als sie Christines glückliche Augen sah, kam sie sehr ins Grübeln. Sie wendet sich an Claudia. »Ich würde Christine gern etwas zu ihrer Sonde fragen, aber sie kann doch nicht antworten.«

Claudia kannte dies Problem. »Fritz wird ihr bei den Antworten helfen. Traue dich ruhig, deine Fragen zu stellen.« Sie lächelte. »Und außerdem kann sie ja schreiben, wie du gerade gesehen hast.«

Maria war danach sehr schweigsam, sie schien nachzudenken.


»Wie war denn die Nacht?« fragte Sebastian etwas scheinheilig.

»Warte es nur ab, wir werden uns einmal zusammen tun und dich verprügeln.« Anna grinste. »Ich war mehrmals so kurz davor und dann ging das Teufelsding wieder aus.«

Maria vermied es zu grinsen. Sie gab Paul einen Kuss.

* * *

Gleich nach dem Frühstück teilte Sebastian ein, wer sich um welche Aufgaben kümmern sollte. Paul und Maria sollten ihm bei der Vorbereitung der ersten Stunde helfen. Beide begriffen erst später, warum er ihnen dabei zugezwinkert hatte. Sie mussten nämlich nur die Kiste mit den Seilen holen und auf dem Tisch ausbreiten. Als sie es gemacht hatten, bat er sie, sich auf das Sofa zu setzen und zu warten, bis die anderen in der Küche fertig waren.

Paul kämpfte schwer mit sich und seinem immer noch vorhandenen schlechten Gewissen. »Hast du sehr gelitten in der Nacht?« Er beschrieb, dass er etwas unter den gedämpften Frustschreien zu leiden hatte.

Maria nahm seine Hand und streichelte sie. »So etwas kenne ich aus der Klinik.« Sie grinste. »Dort war allerdings ein Kabel lose.«

Paul wurde mutiger. »Danach hatte ich nicht gefragt.«

Jetzt war es an Maria, verlegen zu werden. »Das möchte ich einmal wieder so machen.« Ihre Stimme wurde leiser. »Das ist so eine süße Folter.« Sie drehte ihn Kopf zu ihm und flüsterte. »Ich bin trotzdem zwei mal gekommen.« Obwohl Maria sehr leise gesprochen hatte, war die Begeisterung in ihrer Stimme nicht zu überhören.

* * *

»Wichtig bei allen Seilfesselungen ist, dass die Knoten sich nicht von selbst weiter zusammenziehen können, wenn die Seile einmal angelegt sind.« Mit diesen Worten eröffnete Sebastian den ersten Workshop auf der Hütte. »Es gibt dafür einige spezielle Knoten, die wir jetzt üben wollen.«

Er bat alle, sich paarweise gegenüber zu setzen und verteilte die bereitgelegten Seilbündel. »Es gibt dafür ein paar Knoten, und die sollte jeder von uns beherrschen.« Er erklärte, dass diese Knoten besonders für Bett wichtig wären, wenn es im weiteren etwas wilder zugehen sollte. »Und auch die Damen sollten diese Knoten können, damit sie notfalls auch frühzeitig auf Fehler aufmerksam machen können.«

»Aber fürs Bett sind Ledermanschetten doch viel sinnvoller.« wandte Petra ein und wechselte dabei ein paar intensive Blicke mit ihrem Mann.

Doch diesen Einwand ließ Sebastian nicht gelten.

An die eine Wand hatte er einige Zeichnungen gehängt, auf denen zu erkennen war, wie die Knoten gemacht werden mussten. »Nun, die einfachsten und wichtigsten Übungen sind Fesselungen der Hand- und Fußgelenke - die müssen ausbruchssicher und fest sein, dürfen sich aber nicht zuziehen und die Zirkulation abschnüren. Alles andere ist dann sekundär bzw., eine Erweiterung der Grundtechniken.«

Sowohl Paul als auch Maria hatten keine Schwierigkeiten, auf diese Weise die Knoten zu lernen und sie erkannten auch mit einiger Faszination, dass sich die jeweiligen Arm- oder Beinfesselungen wirklich nicht weiter zusammen ziehen konnten.


»Warum das denn?« Claudia hatte gesehen, dass Maria auf einmal einen Ball im Mund hatte. »Der Knebel ist aber nicht nötig.« An ihrem Ton war zu erkennen, dass sie Marias Auftreten missbilligte.

Maria war ein wenig enttäuscht. »Ich wollte noch etwas die Texte für meine Rolle üben«, sagte sie trotz des Balles in gut verständlicher Aussprache.

Paul mischte sich ein und erklärte die Zusammenhänge zwischen der Rolle und dem Knebel.

»Ach so.« Claudia lachte. »Bitte entschuldige. Ich hatte bloß befürchtet, dass wir dann alle 'schweigen' müssten. Ich trage den Knebel nämlich immer dann, wenn ich nicht mehr sprechen darf.«

Maria war sichtlich verlegen. »Das wollte ich nicht.« Sie machte Anstalten, Paul um die Abnahme des Knebels zu bitten.

»Nein, lass nur.« Claudia zeigte sich neugierig. »Wie hört sich das denn an?«

Maria lächelte kurz, dass richtete sie sich auf. »Wir Wiener Waschweiber würde Wäsche wachen, wenn wir wüssten, wo warmes Wasser wäre.«

»Das möchte ich auch können.« Amelie war neben sie getreten und bat um einige Tipps.

»Das wichtigste ist, langsam zu sprechen.« Maria war trotz des Balles in ihrem Mund gut zu verstehen. »Und die Lippen weit auseinander machen.«

Leonhard war zu seiner Verlobten getreten und blickte sie zunächst etwas besorgt an. Doch dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht. »Langsam sprechen?« Er streichelte ihr über den Kopf und grinste. »Da muss ich mir keine Sorgen machen. Ich dachte schon, ich müsste Dir einen größeren Ball besorgen.«

Paul hatte die Dialoge verfolgt und grinste ebenfalls ein wenig. Er hatte schon erlebt, wie hilflos Amelie mit dem Ball im Mund war. Er zog seinen Knoten noch einmal fest und damit waren Marias Hände zusammen gebunden.

»Sehr gut«, kam das Lob von Sebastian, als er zum Kontrollieren kam. »Jetzt tauscht doch bitte.«

Paul und Maria blickten beide ein wenig erschrocken und hatten Mühe, sich an den Gedanken zu gewöhnen.

Sebastian ahnte, was das Paar gerade bewegte. »Auch die Damen sollten sich mit den Knoten auskennen, damit sie es schnell erkennen können, wenn etwas schief läuft.«


Zu seiner eigenen Überraschung fühlte es sich sehr erregend an, als er spürte, wie seine Hände von Maria zusammengebunden wurden. Doch als sie noch ein paar andere Knoten üben mussten, war ihm doch lieber, dass er dies an Maria machen durfte. Trotzdem kam es ihm vor, als hätte Marias Augen ein ganz besonderes Leuchten gehabt, als sie ihm die Fesseln angelegt hatte.

* * *

Leonies Weg führte sie entlang einer alten Allee immer wieder auch an kleinen Wäldchen vorbei. Schon zwei Mal hatte sie etwas ernüchtert den Schutz vor neugierigen Blicken genutzt, um sich von ihrer jetzt doch sehr lästig gewordenen Latexunterwäsche zu trennen. Sie hatte einfach unterschätzt, wie leicht sie darunter ins Schwitzen kam. Auch ihr im Zug noch so aufregendes Schrittseil war schon lange wieder in ihrem Rucksack verschwunden.

Sie warf noch einmal einen Blick auf ihre Wanderkarte und schätzte, dass sie wohl schon gut zwei Drittel des Weges geschafft hatte.

Obwohl sie sehr aufgeregt war, zwang sie sich zu einer Pause. Sie nahm einen Schluck aus ihrer Flasche und fragte sich, wie es ihrer Schwester jetzt wohl ergehen würde.

Gern dachte sie an die unschuldigen Spiele ihrer Kindheit, wenn sie »Harem« gespielt hatten oder »Spionin«. Verändert hatte es sich erst dann, als Fritz auf einmal mit dabei war. Zuerst war es besonders aufregend, wenn Fritz sie beide gefesselt hatte. Leonie spürte dann aber sehr bald, dass sie »störte« und zog sich traurig zurück.

* * *

Sebastian stand auf und gab Anweisungen, wie der Gemeinschaftsraum für die nächste Stunde um zubauen sei. »Wir stellen die Sessel und die Campingstühle im Halbkreis auf und jeweils die Stellwände als Sichtschutz dazwischen. Dann kann auf dem kleinen Podest unser diesjähriger Wettbewerb stattfinden.«

Er erläuterte die Bedingungen: »20 Meter Seil und 20 Minuten Zeit.«

Obwohl Paul und Maria noch überhaupt nicht verstanden, was kommen würde, schienen alle anderen Bescheid zu wissen.

Claudia bat die anderen, sich einen Platz zu suchen und es sich gemütlich zu machen, dann ging sie auf die Bühne und legte sich dort ein Schrittseil an. Als sie Pauls und Marias verwunderte Blicke sah, musste sie lachen. »Ach ja, ihr kennt die Regeln noch nicht.« Sie blickte an sich herunter. »Das Schrittseil und die Knebelung darf ich mir schon vorher anlegen.«

Es fiel auf, dass ein langes Stück Seil noch herunter baumelte. Sie grinste etwas. »Ohne den Keuschheitsgürtel wäre das Schrittseil natürlich spannender.« Sie blickte zu ihrer Schwägerin. »Du machst wieder den Schiedsrichter?« Dann griff sie sich das Kopfgeschirr, und mit unglaublicher Sicherheit und Geschwindigkeit hatte sie sich selbst zum Schweigen gebracht. Ihre Augen leuchteten, als sie sich auf den Bauch legte.

Sebastian betrat nun ebenfalls die Bühne und legte sich die Seilbündel noch einmal zurecht. Dann gab auch er Amelie ein Zeichen.

Amelie hatte vor sich vier Sanduhren stehen, von der sie die erste in die Hand nahm. »Auf die Plätze, fertig, los.« Sie drehte die Sanduhr um und stellte sie wieder vor sich.


Maria war noch dabei, sich in Pauls Arme zu kuscheln und strich dabei immer wieder verliebt über die Spuren der Seile, die auch auf seiner Haut zu sehen war. Als sie wieder zur Bühne blickte, hatte Sebastian schon die Arme und Beine seiner Frau zusammengebunden und war gerade dabei, die Arme mit den Beinen zu verbinden.

Claudia war ebenfalls hochkonzentriert und versuchte, jede unnötige Bewegung zu vermeiden, damit Sebastian sie genau so fesseln konnte, wie sie es schon seit langem geübt hatten. Dass sie dabei heftig sabberte, war ihr egal. Außerdem konnte sie es sowieso nicht verhindern.

Gerade als Amelie die dritte Sanduhr umgedreht hatte, stand Sebastian auf und gab Claudia noch einen zärtlichen Klapps auf ihren Hintern. Jetzt erst begann sie zu stöhnen und versuchte, sich in ihren Fesseln zu bewegen. Sie hatte natürlich nicht das Ziel sich zu befreien, stattdessen versuchte sie wie sonst auch, ihren verbliebenen Freiraum zu erkunden und wie jedes Mal musste sie erkennen, dass sie bis auf den Zug am Schrittseil nicht mehr viel ausrichten konnte. Trotz des Knebel und der Augenbinde war zu erkennen, wie gut ihr ihre aktuelle Position gefiel.

Nur Amelie gab sich betont nüchtern. »15 Minuten.« Sie machte sie sich eine Notiz. »Ihr werdet besser.«

Applaus brandete auf und einige Stimmen forderten eine »Zugabe«.

Als Amelie nickte, griff Sebastian zu einem Kästchen und drückte einen Knopf. Sofort ging ein Zucken durch Claudias Körper und man sah, wie sie sich verspannte. Es dauerte gar nicht mehr lange, bis sie sich unter lautem Stöhnen in einen Orgasmus zitterte.

Die Pärchen im »Zuschauerraum« konnten sich wegen der Sichtblenden gegenseitig nicht sehen, doch es war nicht nur von der Bühne ein gedämpftes Stöhnen zu hören.

Nach Claudias Höhepunkt wurde es langsam leiser und ein Flüstern setze ein.

Sebastian ging wieder zu seiner Frau und befreite sie. Als Claudia sich verbeugte, gab es noch einmal heftigen Applaus.


Während Amelie das nächste Paar ankündigte, kam Leonhard zu Paul und Maria und bat sie, einmal kurz in den Nebenraum zu kommen.

»Amelie und Sebastian haben eine Idee, aber wir möchten euch nicht überrumpeln.« erklärte er, als die Tür geschlossen war. »Das Paar, welches abgesagt hat, war immer der dritte Teilnehmer an dem Wettbewerb.«

Maria hatte sofort erkannt, worauf dieses hinaus laufen würde. »Aber ich kann doch nichts.« Sie wollte vor allem Paul in Schutz nehmen. Ohne dass es ihr so richtig bewusst geworden war, fühlte sie sofort, dass er mit diesem Wettbewerbsdruck völlig überfordert gewesen wäre.

Doch Leonhard und sein Bruder hatten sich auf diesen Moment sehr gut vorbereitet. Er reichte Maria einen Brief, dessen Schrift sie sofort als die ihrer Mutter erkannte. Sie konnte die Zeilen nur überfliegen, doch eine Passage blieb ihr deutlich vor Augen stehen.

»Du kannst das Gebet auf dem Rücken vorführen. Habe keine Angst vor deinem Können. Beeindrucke sie.«

Marias Blick fiel auf Paul, der noch mit sich kämpfte. Er ahnte, was von ihm erwartet wurde. »Ich möchte Maria aber nicht weh tun.«

»Wissen wir,« unterbrach Leonhard. »deswegen wird Sebastian dir assistieren.« Es war gesagt. Jetzt blickte er nervös auf das Paar.

Paul hatte sich diesmal schneller wieder unter Kontrolle. Er nahm seine Freundin in den Arm und liebkoste sie. »Knoten kann ich ja jetzt schon.« Seine Zweifel an seinem Können übersah er dabei großzügig.

Sebastian erklärte kurz, wie die Fesselung von Marias Armen anzulegen sei. Paul war hochkonzentriert. Zum einen wollte er weder Maria noch sich blamieren, zum anderen wollte auch nicht durch einen Fehler Maria unnötig Schmerzen verursachen.

* * *

Die Tür ging auf und Amelie trat in den Raum. »Seid ihr soweit? Christine 'hängt'.« Sie trat beiseite und ließ so einen Blick in den Gemeinschaftsraum zu. Die Frau von Fritz baumelte von drei starken Seilbündeln gehalten an der Decke und stöhnte laut. »... und fliegt.« grinste Amelie.

Obwohl es Maria schwer fiel, sich einerseits zu überwinden und sich andererseits von Christines faszinierendem Anblick loszureißen, trat sie vor und legte demonstrativ ihre Arme auf den Rücken. »Ich will es probieren.«

»Falls es gelingt, möchte ich gern ein Erinnerungsfoto machen.« Amelie blickte Maria fragend an. »Wärst du damit einverstanden?«

Maria zögerte etwas.

»Es ist bei den Privatfotos stets Bedingung, dass das Gesicht auf dem Foto nicht zu sehen ist. Ich würde dir dann eine Kapuze aufsetzen, damit du nicht erkannt wirst.«

Maria war einverstanden.

* * *

Auch für Christines Hängebondage gab es guten Applaus, sobald sie wieder auf ihren Füßen stand und Fritz noch dabei war, die Seile aufzuwickeln. Sebastian wartete ab, bis das Klatschen verklungen war, dann trat er wieder auf die Bühne.

»Wie ihr ja wisst, haben Rosa und Hans dieses Mal absagen müssen und Paul und Maria sind für sie eingesprungen.« Er drehte sich zu ihnen und bat sie, schon einmal auf die Bühne zu kommen. »Ich freue mich um so mehr, dass sie auch an dem Wettbewerb teilnehmen werden.«

Er wartete den Applaus ab. »Ich möchte noch einmal von meinen Regeln abweichen und Paul bei der Fesselung helfen. Ihr werdet sehen, dass Maria zu etwas ganz Außergewöhnlichem in der Lage ist.«

Er holte das kleine Tischchen heran und legte ein paar Seilbündel bereit. »Paul ist noch dabei zu lernen und wenn er bei dem Backprayer etwas falsch machen würde, wäre es für Maria unter Umständen sehr schmerzhaft, darum werde ich ihn unterstützen.«

Auf einmal wurde seine Frau hellhörig. »Darf ich fragen, wieso du dich damit auskennst?« Sie war aufgestanden und blickte ihren Mann böse an.

Sebastian wurde verlegen und lief leicht rot an.

Claudia setzte sich wieder hin. »Komm du mir nach Hause.« Sie grummelte etwas und es war deutlich, dass ihr Ärger nicht gespielt war.

Letztendlich hatte Paul es geschafft, Maria die Fesselung der Arme fast allein anzulegen. Sebastian musste nur ab und zu zeigen, wo ein Knoten zu machen war oder wie die Seile verlaufen sollten. Doch das Ergebnis war auf jeden Fall umwerfend, und der Applaus wollte kein Ende nehmen. Marias Unterarme berührten sich auf dem Rücken und sie schien es problemlos auszuhalten. Trotzdem war ihr Blick immer auf die kleinen Sanduhren gerichtet, die anzeigten, wie lange sie es schon ausgehalten hatte.


Je länger der Sand rieselte, desto entspannter wurde Maria. Sie war erleichtert, als sie erkannte, dass sie die verlangte Zeit schon leicht aushalten konnte.

Doch auf einmal wurde es schwarz vor ihren Augen. Sie hätte sich vielleicht erschrocken, wenn sie nicht sofort Amelie Stimme gehört hätte. »Es ist alles in Ordnung, ich mache jetzt nur das Foto.«

Maria war bemüht, ihre Arme jetzt bewusst still zu halten. Sie hörte ein paar Mal ein Klicken.


Als Maria wieder sehen konnte, blickte sie zu ihrer Freude in Pauls Augen. Sie sah sowohl Stolz als auch Besorgnis in seinem Blick. »Ich glaube, du kannst meine Arme jetzt wieder befreien.« Sie warf einen Blick auf die Uhren und erkannte, dass Amelie alle schon einmal umgedreht hatte.

Sebastian trat auf das Paar zu und gab diverse Hilfen, damit beim Ablegen des Gebets keine unnötigen Schmerzen auftraten.

Claudia stand neben ihr. »Leonhard hat ja schon etwas angedeutet, aber erst jetzt, wo ich es selbst gesehen habe, kann ich es glauben.« Ihren Ärger von vorhin schien sie vergessen zu haben. Auch von den anderen Frauen bekam Maria sehr viel Lob und Zuspruch.


Amelie kam mit einem Zettel in der Hand dazu und bat um Aufmerksamkeit. »Ich möchte nun das Ergebnis der Abstimmung bekannt geben.« Sie warf einen warnenden Blick auf ihre Schwägerin. »Der Preis für die beste ‚strengste Seilfesselung’ geht dieses Mal an Maria für dieses so tolle ‚Gebet auf dem Rücken’.«

Applaus brannte auf, bei dem sich das Händeklatschen sehr süß mit dem Klirren der Ketten vermischte.

Maria war noch dabei, wieder etwas Bewegung in ihre Arme zu bringen. »Aber ich habe doch gar nichts gemacht.« Sie lächelte.

»Bescheiden wie immer.« Paul nahm sie in den Arm. »Ich bin sehr stolz auf dich.« Sebastian hatte ihm den Tipp gegeben, Maria gleich nach ihrer Befreiung wieder ihre Ketten anzulegen. »Sozusagen als Belohnung.« hatte er noch ergänzt.

Als Maria sah, wie liebevoll und gewissenhaft Paul agierte, gab sie ihm vor Freude noch einen langen Kuss. Den leisen Applaus der anderen ignorierte sie dabei.

Nur Claudia hatte etwas Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. Sebastian bemerkte sie dies und begann sie zu trösten. »Du warst jetzt vier mal hintereinander die Beste. Dann ist es doch nur fair, wenn jetzt einmal jemand anders an der Reihe ist.«

In diesem Moment musste Claudia lachen. »Ja, du hast recht. Ich werde älter.«


Bisher hatte Maria ihren Gefühlen misstraut, wenn Paul ihr Sachen vom Training oder von Fest anlegte. Doch so langsam begriff sie, dass sie sich ihren Gefühlen wirklich hingeben konnte. Es war nicht falsch, die Fesseln so zu genießen, wie sie es bisher mit ziemlich schlechtem Gewissen getan hatte.

Maria fragte sich, ob sie nicht nur in Paul, sondern auch in seine Fesseln verliebt war. Und sie war sich im Moment überhaupt nicht sicher, was sie antworten würde, wenn ihre Mutter sie fragen würde.

Auf einmal begann Maria den drohenden Aufenthalt in der Klinik mit etwas anderen Augen zu sehen. Sie wusste von den Malen zuvor, dass sie heftig und teilweise sogar sehr demütigend fixiert, beziehungsweise gefesselt sein würde. Dies brachten die medizinischen Untersuchungen einfach so mit sich. Aber wie würde es jetzt mit ihren neuen Erkenntnissen sein und vor allem, wenn sie nicht von Paul gefesselt würde? Sicher, sie konnte sich natürlich einreden, dass es seine Fesseln wären. Aber ob es wirklich dasselbe sein würde?

Sie erinnerte sich an die Geschichte, die ihre Mutter ihr zu Beginn ihres Programms einmal erzählt hatte. Es klang damals wie ein Märchen. Eine gewisse Tara Wintroph hatte sich heimlich in einen Autor von Bondage-Romanen verliebt und hatte das Leben seiner Heldinnen nachempfunden. Diese lebte Tag und Nacht in einer Fesselung und genoss es jeden Tag, dass sie zum einen ihre Einschränkungen genießen konnte und zum anderen gleichzeitig auch dabei davon träumte, dass dieser Autor sie einmal besuchen würde. Und wie es nun einmal ist im Märchen, begann die eigentlich Handlung eben genau damit, dass der Bondage-Autor das Haus der Heldin besuchte.

So im Nachhinein wusste Maria nicht mehr so genau, was ihre Mutter zu dieser Geschichte oder besser Märchen gesagt hatte, doch seitdem wusste sie, dass sie nur warten musste und dann würde der Prinz kommen. Trotz ihrer Fesselungen. Oder gerade wegen? Wie dachte Paul wohl darüber?

Sie erwachte aus ihrem Traum und zog Paul zu sich heran. Sie gab ihm einen Kuss. »Danke, dass du da bist.« Dann drückte sie seine Hand.


Doch auch Paul war von der besonderen Atmosphäre der Hütte gefangen. Er war sich gar nicht sicher, was ihn mehr faszinierte - die Hilflosigkeit der Damen oder die Selbstverständlichkeit, mit der sie diese hinnahmen und sogar genossen.

Er hatte früher oft die Schule wechseln müssen und deswegen war es nie zu festen Freunden oder Freundinnen gekommen. Doch heute fragte er sich, ob nicht etwas anderes daran schuld war. Er war von Marias häufiger Hilflosigkeit mehr als angezogen und es gefiel ihm sehr gut, sie in ihren Fesseln zu unterstützten. Es erregte ihn gleichermaßen, wie es auch an seine Mitgefühl appellierte.

Doch genauso hatte er auch großen Respekt vor den Fähigkeiten seiner Freundin. Er konnte bisher nur ahnen, was das ‚Gebet auf dem Rücken’ für sie bedeuten würde. Doch jetzt, als er es mit eigenen Augen gesehen und sogar gespürt hatte, stieg seine Ehrfurcht ins Unermessliche.

Aber er hatte auch gleichzeitig deutlich gespürt, dass Maria von ihm eine gewisse Strenge erwartete und er hatte immer noch Schwierigkeiten, sein Angst, Maria weh zu tun, unter Kontrolle zu bekommen.

Ebenso fühlte er aber auch einen immensen Stolz, wenn er daran dachte, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen seine Freundin in der Lage war und er bezog daraus eine große Verpflichtung, ihr auf jeden Fall beizustehen und ihr alle Wünsche von den Augen abzulesen.

Letzteres war besonders wichtig, denn Paul ahnte schon lange, dass Maria ihre Knebel nicht nur für ihr Sprachtraining trug und es machte ihr auch gar nichts aus, wenn sie damit sabbern musste. Insbesondere hatte er ihre leuchtenden Augen gesehen, als Christine ihre ersten Erfahrungen mit dem neuen dauerhaften Knebel machte.


Natürlich wussten sie beide, dass sie den Knebel nur für dieses Wochenende tragen würde, doch es war anscheinend für Maria eine sehr interessante Vorstellung, für immer geknebelt zu sein.

Auch wenn Paul noch nicht ganz verstanden hatte, was an der Dauerknebelung so faszinierend war, war er doch fest entschlossen, Maria in jeder Minute beizustehen, wenn sie diesen Wunsch einmal äußern sollte. Er dachte an den unauffälligen abschließbaren Knebel, den er von Leonhard bei dem Besuch in Amelies Schloss geschenkt bekommen hatte, und den er seitdem immer unauffällig dabei hatte. Leonhard hatte ihm gesagt, er werde wissen, wann Maria ihn brauchen würde - hoffentlich nicht vor dem Katerinenfest.

Denn genauso hatte er natürlich das Katerinenfest im Blick und er ahnte, dass es eine seiner wichtigsten Aufgaben war, Maria vor allem unnötigen Stress zu bewahren. E seufzte etwas, als er an die Sorgen dachte, die Maria mit dem Neffen des Baron hatte.

»Was ist los?« Maria stupste ihn an.

»Nichts. Ich dachte nur gerade daran, wie schön es ist, mit dir zusammen hier zu sein.« Er lächelte sie an und küsste sie erneut.

* * *

Mit großer Erleichterung hatte Leonie auf ihrer langen Wanderung den ihr schon bekannten Parkplatz erreicht. Sie erkannte einige der Autos und war sich deswegen sehr sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.

Sie trank den Rest ihres Wassers und packte die leere Flasche zurück in den Rucksack. Als sie sich als nächstes ihren Ballknebel zur Hand nahm, zitterte ihre Hand ein wenig. Auf diesen Moment hatte sie sich schon seit Wochen gefreut. Sie öffnete unter leisem Stöhnen ihren Mund und schob den ihr wohl vertrauten Ball langsam und genießerisch hinein.

Sofort begann der Speichel zu laufen und benetzte ihre Bluse. Doch das fiel nicht weiter auf, denn ihre Bluse war ohnehin schon ziemlich nass geschwitzt. Sie brauchte nicht lange, um den Riemen hinter ihrem Kopf zu schließen. Schließlich war sie in Übung. Sie hatte sich auf dieses Abenteuer vorbereitet, so gut es eben ging, ohne sich zu verraten.

Auch das Schrittseil nahm sie wieder zur Hand und band es sich um. Sie stöhnte in ihren Knebel, als sie es besonders fast zuzog. Es war nicht mehr weit bis zur Hütte und sie wusste, dass sie sich diese »Tortur« jetzt zumuten konnte. Außerdem hatte sie schon seit Ewigkeiten davon geträumt.

Den Weg zur Hütte kannte sie dank der Hilfe von Fritz. Sie hatte ihm Empörung und Angst um ihre Schwester vor geheuchelt, dass diese den Weg zur Hütte in Fesseln nicht schaffen würde und Fritz war damals tatsächlich darauf hereingefallen. Er hatte sie auf diesen Parkplatz gefahren und war dann mit ihr den ganzen Weg bis zur Hütte gegangen, bis er sich überzeugt hatte, dass er Leonie die Sorge um ihre Schwester nehmen konnte. Außerdem, und vor allem deswegen dachte sie sehr gern an ihre kleine List zurück, hatte er ihr erlaubt, den Weg mit einem Ball im Mund zu gehen. Natürlich war es Leonies Idee gewesen, doch insgeheim hatte sie auch den Eindruck gehabt, dass er ihre kleinen gedämpften Seufzer und ihr Stöhnen durchaus genossen hatte.

Erst zum Schluss zog sie ihre bequemen Turnschuhe aus und wechselte zu den Bergstiefeln, die bisher das meiste Gewicht des Rucksacks ausgemacht hatten. Dabei versuchte sie, ihr immer lauter klopfendes Herz zu übersehen. Sie träumte von den aufregenden Abenteuern, von denen ihr ihre Schwester erzählt hatte. Und immer wieder musste sie an das aufregende Foto denken, dass ihre Schwester als streng aufgezäumtes Ponygirl zeigte.

* * *

Paul griff sich die Ballettstiefel aus dem zweiten Koffer und unterdrückte dabei die Versuchung, in dem Koffer etwas zu stöbern. Er konnte nur ahnen, welche vielen »Foltergeräte« dieser Koffer noch enthalten würde. Doch bei den Stiefeln war er sich sicher, dass Maria damit sehr gut klar kommen würde. Und insgeheim, so war sein Eindruck, schien sie sie sogar sehr zu mögen.

Maria hatte ihn gebeten, die Stiefel zu holen, da sie selbst keine Bergstiefel hatte und weil diese alle die Eigenschaften hatten, die in Sebastians Unterlagen gefordert waren. Sie waren sogar bis dich unter das Knie zu schnüren und das Leder war so dick, dass sie ihren Fuß darin kaum bewegen konnte. Ihre Knöcheln wären also mehr als geschützt.

»Wohin willst du denn mit den Stiefeln?« Sebastian war verwundert. »Wir wollen doch jetzt auf die Wanderung.«

»Maria hat mich gebeten.« Er war über die Frage verwundert. »Sie möchte sie auf der Wanderung tragen. Sie hat keine Bergstiefel.«

»Das kommt überhaupt nicht in Frage.« Sebastian war empört über soviel Leichtsinn.

»Aber Maria kann in den Stiefeln gut laufen und sie bieten ihr auch genügend Halt.« Er wusste, wie fest das Leder war, welches Marias Fußgelenke umgeben würde.

»Was gibt es denn?« Leonhard war zu ihnen getreten.

Sebastian zeigte auf die Stiefel. »Maria will damit auf die Wanderung.« In seiner Stimme war sowohl Empörung als auch Belustigung zu hören.

Leonhard trat an Sebastian heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Sein Bruder nahm Paul einen der Stiefel aus der Hand und betrachtete ihn aufmerksam. Dennoch hatte sich seine Miene noch nicht entspannt.

»Sie soll uns einfach zeigen, wie sie darin laufen kann.« Leonhard wollte Maria bei ihrem Wunsch helfen, denn insgeheim war er neugierig, was Amelie von Marias Fähigkeiten halten würde. Und er war sich sicher, dass Maria mit den Stiefeln genauso routiniert umgehen würde, wie er es schon bei ihrem Handschuh erlebt hatte.

Maria hatte mittlerweile gesehen, dass Paul zwar die Stiefel in der Hand hatte, aber nicht zu ihr kam. »Was gibt es denn?« Sie trug schon die dicken Socken und als sie Pauls besorgtes Gesicht sah, hakte sie nach. »Gibt es Probleme?«

Auf einmal hatte Paul eine Idee. »Zieh sie dir an.« Er reichte Maria die Stiefel. »Wir führen wir den Verlobungstanz vor.« Als er Marias ungläubiges Gesicht sah, merkte er, dass Maria noch auf eine Erklärung wartete. »Sie glauben nicht, dass du in den Stiefeln laufen kannst.«

Marias Miene zeigte zuerst ein ungläubiges Staunen, dann aber glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie nahm ihm die Stiefel aus der Hand. »Hole bitte meinen Handschuh.« Sie lächelte etwas grimmig. »Denen zeigen wir es.«


Als Paul mit dem Handschuh zurück kam, war Maria gerade dabei, sich den zweiten Stiefel zu zuschnüren. Als sie damit fertig war, sprach er sie mit feierlicher Stimme an. »Werte Prinzessin, ich bin gekommen, euch den Handschuh anzulegen.« Er reichte ihr die Hand. »Darf ich euch beim Aufstehen helfen?«

»Danke, mein lieber Prinz, das ist zu gütig.« Sie ergriff seine Hand und stand auf. Obwohl Maria den hohen Erwartungsdruck spürte, gab sie sich betont gelassen und legte langsam ihre Arme auf den Rücken. »Nun möget ihr beginnen, die Prinzessin ist bereit.« Die atemlose Stille in der Hütte bemerkte sie nicht.

Zum ersten Mal stand Paul unter gefühltem Zeitdruck, als er Maria den Handschuh anlegte, zumindest empfand er das so. Er merkte dankbar, dass er die nötigen Handgriffe schon mehr als auswendig kannte.

Selbst Maria bemerkte, wie schnell diesmal der Druck auf ihren Armen zu nahm. Doch sie versuchte ihre Gefühle und vor allem ihre Erregung beiseite zu lassen, denn es diente diesmal einer »höheren« Sache. Außerdem würde es bestimmt nicht schaden, wenn sie den Verlobungstanz noch einmal üben würden.

In die Stille hinein begann Maria zu summen. Paul erkannte sofort, dass es die Melodie des Tanzes war und er setzte mit ein. Er wartete seinen Einsatz ab, dann begann er wie lange geübt mit Maria zu tanzen.


Es waren komplizierte Schrittfolgen in diesem Tanz, doch da sie ihn oft genug geübt hatten, hatten sie damit überhaupt keine Probleme mehr. Und dass Maria ihre Ballettstiefel trug, war schon nach den ersten Schritten vergessen.

Als der Tanz zu Ende war, brandete wieder Applaus auf.

»Das ist ja fantastisch.« Amelie war so begeistert von Marias Können, dass sie ihre Eifersucht völlig vergaß.

Sogar Sebastian war beeindruckt. »Ja, die Stiefel darfst du auf der Wanderung tragen.« Er bat dann die Männer, sich jeder einen der Rucksäcke zu nehmen und zu tragen. »Ich habe versucht, die Sachen, die wir brauchen werden, gleichmäßig zu verteilen.« Und er bat die Damen, sich ebenfalls für den Abmarsch bereit zu machen.«


Claudia kam auf Maria zu und strahlte sie an. »So etwas Tolles habe ich noch nie gesehen.«

Maria kam wegen des Lobes ein wenig ins Grübeln. Bisher hatte sie den Handschuh immer mit dem Programm ihrer Mutter in Verbindung gebracht und war deswegen auf ihr Können sehr stolz. Erst hier auf der Hütte gab es für sie anscheinend die Erkenntnis, dass sie eigentlich schon seit Jahren ein Leben in Bondage führte, ohne dass es ihr so richtig bewusst gewesen war.

Und hier auf der Hütte gab es so viel Neues zu entdecken.

»Claudia, darf ich einmal etwas fragen?« Marias Stimme war etwas leiser.

»Gern.« Sie war immer noch von Marias Vorführung beeindruckt.

»Deine Fesselung bei der Vorführung...« Mit dem Wort 'Fesselung' tat sich Maria schwer, sie zögerte etwas.

»Du meinst den Hogtie?« Claudia wunderte sich etwas.

»Ja, genau den.« Maria hatte dieses Wort schon einmal von Rosalie gehört. Jetzt wusste sie auch, was damit gemeint war. »Tut das nicht weh?«

»Nein, eigentlich nicht.« Claudia kam ins Grübeln. »Man darf es nur nicht gleich übertreiben.«

Paul spürt Marias Neugier. »Es gefällt dir sehr?«

Maria drehte sich überrascht zu ihrem Freund um. Er stand neben ihr und trug jetzt einen der acht Rucksäcke. Ihre zustimmende Antwort konnte sie nur flüstern.

Claudia nahm die ehrliche Neugier als sehr angenehm wahr. »Ich mag es, weil ich dann so ganz hilflos bin und mich fast überhaupt nicht mehr bewegen kann.« Sie schluckte kurz. »Und wenn er es richtig gut macht, dann spüre ich jede Bewegung am Schrittseil.

Paul ergriff Marias Hand und hielt sie fest. »Wir möchten das auch einmal probieren.«

Maria warf ihm einen überraschten, aber auch recht glücklichen Blick zu.

Claudia spürte die nicht ausgesprochene Frage. »Ich rede einmal mit Sebastian. Er wird euch sicher gern bei eurem ersten Mal assistieren und euch Tipps geben.« Natürlich gab es viel, was ein Anfängerpärchen bei einem so strengen Hogtie falsch machen konnte, aber sie wollte die beiden auch nicht abschrecken, sondern ermutigen. Und sie hatten beim Wettbewerb vorhin ja auch gern die Hilfe von Sebastian angenommen.

»Ich habe meinen Namen gehört.« Sebastian stand auf einmal neben seiner Frau und reichte ihr die Ketten für die Wanderung.

Claudia drehte sich zu ihm und trug Marias Wunsch vor. »Ich dachte mir, dass wir das nach dem Picknick und vor dem Rennen machen könnten.«

Sebastian kam ins Grübeln. »Hmm... Die Rucksäcke sind eigentlich schon alle voll.«

»Was muss denn noch getragen werden?« Marias Stimme klang seltsam erregt.

»Fünf bis sechs Seilbündel« Sebastian kalkulierte. »Und vielleicht noch einen Knebel, wenn du möchtest.«

»Habt ihr noch einen Rucksack?« Maria hatte sich zu einer Entscheidung durch gerungen. »Ich finde den Gedanken sehr aufregend, die Sachen zu tragen, die mich dann fesseln werden.« Sie drehte sich um und gab Paul einen Kuss. »Danke dass du gefragt hast.«


»Nachdem Rosa dieses Mal nicht dabei ist, sind wir frei zu entscheiden, wie wir zum Picknick gehen wollen.« Claudia hatte sich zwischen die anderen Damen gestellt und erklärte, dass Sebastian eine Entscheidung von ihnen haben wollte.

»Was steht denn zur Auswahl?« fragte Margarete recht interessiert.

»Entweder die Damen werden zusammengebunden wie bei einer Seilschaft oder wir gehen als Paare.«

»Und wegen der Berge sollten die Beine nicht eingeschränkt werden.« ergänzte Amelie. »Sicherheit geht vor.«


Die Damen waren sich schnell einig. Ein langes Seil würde sie untereinander verbinden und die Hände würden wahlweise vor oder hinter dem Körper in Handschellen getragen werden. »Und natürlich dürfen unsere Jungverliebten auch Hand in Hand gehen.«

»Dann bitte Ausstellen zum 'Gefangenentransport'.« scherzte Claudia. »Nachdem Rosa nicht dabei ist, wie wäre es, wenn wir dieses Mal auch Knebel erlauben?«

»Solange es nicht für jede Pflicht ist?« Margarete fand den Wunsch befremdlich. Doch fast allen anderen Damen gefiel der Gedanke.

Sebastian lachte. »Das wird einmal eine sehr ruhige Wanderung.«

Anna trat auf ihn zu. »Denkst du daran, dass Christine nur wenig Luft holen kann.«

»Das ist kein Problem. Christine geht einfach als erste und gibt das Tempo vor.« Er dachte über die Hindernisse auf dem Weg nach. »Bei dem kleinen Aufstieg werden wir sie tragen.«

* * *

Leonie hatte sich bis dicht an die Hütte herangeschlichen. Sie war froh, dass sich bis jetzt noch keiner der Gemeinschaft draußen hatte blicken lassen.

Sie riskierte einen vorsichtigen Blick durch eines der kleinen Fenster und zu ihrer Überraschung konnte sie keinen entdecken. Erst jetzt erinnerte sich Leonie daran, dass ihr Schwester ihr etwas von einer Wanderung mit Picknick erzählt hatte.

Sie holte sich ihre Armbanduhr aus dem Rucksack und blickte drauf. Mittagszeit war gerade vorbei und vermutlich würden sie jetzt irgendwo auf einer Wiese tummeln und ihre so aufregenden Spiele spielen. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Mutter vor kurzem sehr seltsame Bewegungen geübt hatte.

Ob die Tür wohl abgeschlossen war? Leonie wusste, dass es wenig Sinn hatte, die Wiese zu suchen. Doch vielleicht war die Hütte offen. Es gab, von neugierigen Schwestern einmal abgesehen, keine Besucher, die sich in diesen sehr abgelegenen Winkel des Tals verirren würden. Daher hoffte sie, dass sie die Hütte wohl offen gelassen hatten.

Im Nachhinein wusste Leonie nicht mehr, wann ihr Herz lauter klopfte. Vor der Tür, von der sie nicht wusste, ob sie offen war oder nach der Entdeckung, dass eben diese Tür wirklich offen war.

Vom Inneren der Hütte kannte Leonie bisher nur sehr wenig. Als sie damals auf der Wanderung gewesen waren, hatte er nur kurz aufgeschlossen, um zwei Becher zu holen, die er dann an der Quelle gefüllt hatte.

Sie hatte nur kurz Gelegenheit gehabt, sich in der Hütte um zu schauen. Hätte sie länger herum geschaut, hätte sie sich vermutlich verraten, hatte sie damals gefürchtet.

Sie wartete etwas bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann begann sie ihre Besichtigungstour.

* * *

Immer wieder blickte Paul auf seine rechte Hand, in der er Marias linke Hand festhielt. Nur zu deutlich war der Ring der Handschelle zu sehen, die jetzt sein Handgelenk zierte. Von der Schelle führte die kurze Verbindungskette zu Marias Handgelenk, um das die zweite Schelle geschlossen war.

Paul war die ganze Wanderung über dieses ganz unerwartete Ereignis mindestens genau so verblüfft wie er auch verliebt war. Die gemeinsam getragene Handschelle hatte so eine starke Verbindungskraft. Dabei ging alles so schnell. Sebastian hatte jeder Dame geöffnete Handschellen gereicht. Maria hatte sie entgegen genommen und hatte zunächst etwas umständlich damit hantiert, sie um ihr linkes Handgelenk zu schließen.

Paul war etwas irritiert. Normalerweise hatte Maria mit solchen Ketten so überhaupt keine Probleme. Er streckte seine Hand aus, um Maria zu helfen. Doch das war genau das, was Maria eigentlich erreichen wollte. Mit einer sehr schnellen Bewegung hatte sie die zweite Schelle um sein Handgelenk geschlungen und zugedrückt. Dabei sah sie ihn sowohl triumphierend als auch verliebt an. Es war nur eine Schrecksekunde, dann hatte Paul sich wieder unter Kontrolle. Er ergriff Marias Hand und drückte sie zärtlich.


Vor der einzigen schwierigen weil steilen Stelle schlug Sebastian eine kurze Pause vor. Er regte an, dass die Knebelträgerinnen sich bis nach dem Aufstieg von dem Ball in ihrem Mund befreien lassen sollten.

Als Paul sich daraufhin sie zu Maria drehte, hing ihr Ball schon um ihren Hals. Als sie sein empörtes Gesicht sah, war sie ein wenig verlegen. »Claudia hatte den Riemen nicht richtig geschlossen. Und dann kann ich den Ball mit der Zunge raus drücken.«

Erst als Paul lachte, entspannte sich Marias Miene ebenfalls. »Außerdem mache ich das auch ständig bei meinem Sprachtraining.«


Als sich die beiden Hand in Hand nebeneinander setzten, lächelte Anna, die hinter Maria gegangen war. »Unsere frisch Verliebten.« Sie blickte das Paar. »Ihr könnt wohl gar nicht von einander lassen.«

Fast gleichzeitig hoben Paul und Maria ihre zusammen geketteten Arme und strahlten.

»Wir können gar nicht anders«, lächelte Paul, dann gab er Maria einen Kuss. Dass sie ihn eigentlich überrumpelt hatte, behielt er für sich. Denn es fühlte sich toll an, so aneinander gekettet zu sein.


Sebastian hielt eine Feldflasche in der Hand und reichte sie Maria. »Nur einen großen Schluck, dann reicht es für alle. Beim Picknickplatz gibt es dann mehr, dort sind wir in der Nähe der Quelle.«

Maria nahm die Flasche mit ihrer rechten Hand und genoss ihre Portion Wasser, dann reichte sie die Flasche ihrem Freund.

Paul wollte die Flasche ebenfalls an seinen Mund führen, stellte aber fest, dass er damit Marias Hand ebenfalls hochziehen musste.

Sebastian sah dieses und lächelte. »Der Schlüssel passt auch für die Handschellen. Dabei griff er an seine Halskette und zeigte den Schlüssel.

Paul nahm seinen Schluck, dann reichte er die Flasche an Sebastian zurück. Sofort danach griff er an seinen Hals und holte den Schlüssel hervor.

Maria sah diese Bewegung und zeigte ein wenig Enttäuschung. »Bitte lass es doch so.«

Doch Paul konnte die Sorgen seiner Freundin zerstreuen. »Ich wollte nur nach schauen, ob er noch da ist.« Er blickte ihr tief in die Augen. »Jetzt bin ich dein Gefangener.«

Maria antwortete ihm mit einem langen Kuss.


Nachdem jeder getrunken hatte, bat Sebastian wieder um den Aufbruch. »Jetzt kommen wir zur einzigen Stelle, wo wir etwas aufpassen müssen.« Er bat Fritz und Eberhard, Christine hoch zu tragen, und Franz sollte es absichern. Die anderen Herren forderte er auf, den Damen zu helfen.

Es waren nur vier Höhenmeter, aber es reichte, dass fast alle danach erst einmal ein wenig am Keuchen waren.

»Sollen wir die Knebel wieder anlegen?« fragte Claudia, als sie bemerkte, dass genau dies noch nicht abgesprochen war.

»Es sind nur noch 200 Meter bis zum Picknickplatz.« Sebastian überlegte laut. »Wenn ihr wollt, gern.«


Dass Maria den Ball schon wieder im Mund hatte, als Paul sich zu ihr umdrehte, überraschte ihn nicht wirklich. Er lächelte. »Aber jetzt ziehe ich den Riemen fester an.«

»Versuchs doch.« Maria hatte gewisses Leuchten in den Augen, als sich ihre Lippen wieder um den Ball schlossen.

Erst als Paul seine rechte Hand hoch heben wollte, erinnerte er sich wieder an die Handschelle und als er zog, bemerkte er, dass Maria ihm eine gewisse Kraft entgegen setzte. Sicher wäre er stärker als seine Freundin gewesen, doch er wollte auch kein Spielverderber sein. »Jetzt bin ich ja dein Gefangener.« Er lächelte, dann suchten seine Lippen den Ball in ihrem Mund und seine Zunge liebkoste abwechselnd ihre Lippen und ihren Ball.

Maria stöhnte leise. Ihre Zunge kämpfte einen aussichtslosen Kampf gegen den so unbarmherzig den Weg versperrenden Ball. Sie atmete heftig.

»Jetzt kommt, Leute.« Sebastians Stimme riss das Paar unsanft auseinander. »Wir haben Hunger.« Er stand vor Maria und hielt das Seil in der Hand, welches die Damen jetzt wieder aneinander binden sollte.

* * *

Das letzte Stück des Weges führte sie über eine kleine Anhöhe und kaum hatten sie diese überquert und konnten auf den Picknickplatz blicken, als Christine plötzlich zu Boden sank und mit dem Seil um ihre Taille auch Claudia mit zu Boden riss.

Sofort hatten sich die Männer um Christine gescharrt und Fritz kniete neben ihr. Doch seine Miene hatte sich schon wieder entspannt.

Sebastian bat die Herren, die Damen aus dem Seil zu lassen.


Claudia war wieder aufgestanden und als sie auch einen Blick auf den Picknickplatz geworfen hatte, wurde sie sehr ärgerlich. »Warum habt ihr Idioten die Gruben nicht abgedeckt? Ihr könnt sie doch nicht jetzt schon damit konfrontieren.« Sie blickte kurz zu Paul und Maria, die noch gar nicht erkannt hatten, was der eigentliche Grund für Claudias Verärgerung war.

»Kommt, wir gehen Wasser holen.« Sie befreite sich von ihrem Seil, dann schnappte sie sich die zwei leeren Kanister, die Franz getragen hatte und bat Paul und Maria, mit ihr zu kommen. »Ich muss hier weg.«

Scheinbar hatte sie sich über einen Fehler ihrer Männer geärgert, doch tatsächlich konnte sie sich mit dem geplanten Vorhaben von Christine so überhaupt nicht anfreunden. Im Gegenteil, sie fand es mehr als abstoßend. Und deswegen ging sie lieber Wasser holen, als es mit ansehen zu müssen.

* * *

Sebastian und Fritz hatten Christine in ihre Mitte genommen und standen jetzt vor den beiden Gruben. Sie hatten schon eine gewisse Ähnlichkeit mit Gräbern, nur dass hier die Erde nur ungefähr einen halben Meter ausgeschachtet war.

Die eine Grube war leer, in der anderen stand eine aus rohem Holz gezimmerte Kiste. Der Deckel der Kiste stand offen und zeigte neben einem eisernen Kopfgeschirr auch Schellen zur Fixierung von Armen und Beinen sowie einem breiten Taillenring. Der Zweck der Kiste war mehr als eindeutig.

Christines heftiger Atem war deutlich zu hören, es war fast ein Schnauben. Sie hatte sich das nun Folgende schon seit langem gewünscht.

Sebastian hatte seinen Rucksack abgesetzt und nahm den Schreibblock heraus, der griffbereit in einer der äußeren Taschen steckte.

Er reichte ihn Christine. »Bitte schreibe noch einmal auf, was jetzt passieren soll.« Er half Christine beim hinsetzen, platzierte den Rucksack vor ihr und legte den Block darauf. Zum Schluss reichte er ihr einen Stift.

Christine begann sofort zu schreiben. Sie bemerkte überhaupt nicht, dass Margarete vor der anderen Grube kniete und mit zitternden Händen das Innere der Kiste begutachtete. Sie hatte diese Kiste in den Jahren zuvor immer schon bewundert, weil sie so martialisch aussah. Sie hatte auch schon mehrmals darin probe gelegen. Doch den Mut, sich damit so richtig eingraben zu lassen, hatte sie bisher nie aufgebracht. Jetzt sollte es endlich passieren.

Sie stand wieder auf und reichte Eberhard ihre Hand. Gemeinsam blickten sie Sebastian gespannt an. »Wir haben das lange diskutiert, jetzt soll es endlich passieren.« Sie gab ihrem Mann einen Kuss. »Außerdem möchte ich nicht bei dem Rennen mitmachen, das ist mir zu albern.«

Sebastian zeigte auf die Spaten, die er schon aus dem kleinen versteckten Materialschrank in der Nähe der Quelle geholt hatte.

»Aber ich möchte auch so richtig festgeschraubt werden.« Margarete begann leicht zu zittern.

Sebastian zeigte die drei Schraubenzieher, die er ebenfalls bereit gelegt hatte.


Christine reicht Sebastian den Block. Sie hat fast eine ganze Seite in kleiner Schrift geschrieben. Sie erwähnte nicht nur das Eingraben, sondern auch die Überwachung mit dem umgebauten Babyphon, Fritz kleine Vibrator-Quälereien und wie sie sich im Notfall bemerkbar machen sollte. Sie hatte alles ganz im Detail beschrieben. Sie wollte zunächst die Arme längs am Körper gefesselt bekommen und die Beine ebenfalls zusammen gebunden. Dann würde sie in der Grube liegen und würde dann so nach und nach von den Füßen zum Kopf mit Erde bedeckt werden.

Ursprünglich wollte sie auch noch, dass die Erde fest geklopft werden sollte. Doch Sebastian konnte sie überzeugen, dass dies im Falle eines Notfalls ihre Befreiung verzögern würde. »Außerdem ist es ohnehin schwere Erde da oben«, hatte er damals bei einer der Vorbesprechungen angemerkt.

* * *

Es war nur ein kurzer Weg bis zur Quelle. Schon bald konnten Paul und Maria das Wasser plätschern hören.

Claudia hatte bisher geschwiegen. Erst als sie die Quelle erreichten, brach sie ihr Schweigen und bat Paul zunächst, ihr die Handschellen zu öffnen. Obwohl es sicher nicht nötig gewesen wäre, fügte sie eine Begründung hinzu. »Ich werde das Wasser in die Kanister füllen, und dafür brauche ich meine Hände frei.«

Paul kam der Bitte nach und erst als er Marias Hand neben seiner baumeln sah, blickte er kurz zwischen den beiden Frauen hin und her.

»Ich brauche jetzt erst einmal eine Pause.« Claudia seufzte. »Und ich will auch nicht dabei sein, wenn ‚es’ passiert.«

Erst als sie die verwunderten Gesichter des Paares sah, spürte sie, dass sie ihnen eine Erklärung schuldig war. Doch zuvor signalisierte sie dem Paar, dass Paul seine Handschellen ebenfalls öffnen sollte.

»Christines Wunsch ist...«, Sie sprach langsam und es schien, als würde sie um jedes Wort kämpfen, »Sie möchte ...« Wieder zögerte Claudia. »Sie möchte vollständig in der Erde eingegraben werden.«

Paul und Maria fassten sich an den Händen.

»Wir diskutieren schon mindestens ein halbes Jahr darüber, und jetzt gerade passiert es.« Claudias Stimme zeigte ihre aufgewühlten Gefühle.

Jetzt waren dem Paar ebenfalls die Ereignisse von eben erklärbar. Christine war beim Anblick der Gruben kurz ohnmächtig geworden. Paul äußerte dies als seinen Verdacht.

»Genau«, Claudia war etwas erleichtert, weil sie es ausgesprochen hatte. »Ich war so verärgert, weil die Männer die Gruben nicht abgedeckt hatten. So hatten wir das nämlich ausgemacht.«

»Und wofür ist die zweite Grube?« Marias zitternde Stimme zeigte, dass sie den Sachverhalt zwar begriffen hatte, aber noch lange nicht in der Lage war, sich eine Meinung darüber zu bilden.

»Margarete möchte in der Kiste fixiert werden.« Claudia seufzte. »Ich weiß nicht...« Sie schaffte es nicht, ihre Gedanken einiger maßen harmlos zu formulieren. Denn in Wirklichkeit hatte sie vor dem Gedanken, lebendig begraben zu werden, Todesangst. »Das Picknick wird dann direkt neben den beiden Gruben stattfinden, damit wir schnell eingreifen können.« Sie versuchte, ihre Ängste beiseite zu lassen und stattdessen so etwas wie Professionalität zu zeigen. »Wir haben das im Vorfeld sogar mit Puppen geübt.«

Durch den Gedanken daran konnte sie ihre schwarzen Gedanken etwas vertreiben. »Es dauert nicht einmal eine Minute, bis der Kopf dann wieder frei ist. Das war übrigens auch die Bedingung von Margarete für Christine.« Doch dann musste sie wieder an die Vorbesprechungen denken, als Margarete geschildert hatte, was ihr wichtig war. Sie wollte es unbedingt erleben, wie die Erde langsam auf das Holz prasseln würde und sie hatte auch extra um kleine Schaufeln gebeten, damit es möglichst lange dauern würde.

Sie beschrieb, wie Sebastian, Leonhard, Fritz und Eberhard bei ihnen daheim im Gemüsegarten sogar geübt hatten. »So gründlich wurde meine kleines Gärtchen noch nie umgegraben.«

Über diese etwas humoristische Wendung war Maria erleichtert. »Verschlaucht ist sie ja sowieso«, sprach sie mehr zu sich selbst.

Claudia war froh, alles erklärt zu haben. »Jetzt lasst uns die Kanister füllen. Die anderen werden schon sehnsüchtig auf das Wasser warten.« Dass sie vom Eingraben durstig sein würden, verdrängte sie dabei.

* * *

Die Kanister waren gefüllt und verschlossen. Claudia wischte sich die Hände trocken, griff dann an ihren Hals und schnallte sich den Ballknebel ab. Sie reichte ihn Paul und bat ihn, ihr den Knebel anzulegen. »Ich bin dann etwas abgelenkt.« Dann blickte sie fragend zu Maria. Sie bat sie um Erlaubnis, dass Paul sie knebeln dürfte. So sahen es die inoffiziellen Regeln zumindest vor.

Doch Maria kannte diese Regeln nicht und verstand den fragenden Blick deswegen anders. Sie musste nicht lange überlegen, dann bat sie Paul darum, ebenfalls geknebelt zu werden.

Paul und Maria tauschten kurz Blicke aus und erst, als Maria ihm aufmuntert zunickte, kam er Claudias Bitte nach. Seine Hände zitterten dabei ein wenig. Es lag dabei weniger an dem Knebel, sondern daran, dass es eben nicht Maria war, der er den Knebel anlegte. Als er gleich darauf auch Maria den Mund mit dem Ball füllte, waren seine Hände ruhig wie immer.

Sie hatten schon vorher abgesprochen, wie sie die zwei Kanister tragen wollten. Paul stellte sich zwischen die zwei Kanister und griff mit beiden Händen an je einen Kanister, während Maria und Claudia so jeweils die Last eines halben Kanisters tragen würden.

* * *

Je näher sie dem Picknickplatz kamen, desto nervöser wurde Claudia. Sie setzen die Kanister noch zwei Mal ab, um eine kurze Rast zu machen. Den wahren Grund dafür erkannten Paul und Maria sofort. Claudia wollte sicher sein, dass die ganze Aktion von Christine und Margarete vorbei war, wenn sie beim Picknickplatz eintreffen würden.

Als sie mit dem Wasser von der Quelle zurück kamen, wurden sie schon sehnsüchtig erwartet. Und zu Claudias Erleichterung war von den beiden Gruben nichts mehr zu sehen. Nur der Erdhügel war jetzt etwas kleiner. An einer Stelle steckte ein Stock in der Erde und daran hing ein weißer Beutel.

Maria erkannte sofort, dass es der gleiche Beutel war, wie sie ihn schon am Morgen bei Christines Frühstück gesehen hatte. So langsam begann sie zu erkennen, welchen Umfang Christines so außergewöhnliches Abenteuer hatte. Fritz saß neben der Grube, hatte Kopfhörer auf und hielt in den Händen eine Art Fernbedienung, auf der er gelegentlich herum spielte. Er machte einen konzentrierten, aber auch entspannten Eindruck.


Der Picknickplatz war so gewählt, dass sich in der Nähe einige Bäume und Sträucher befanden, die zu dieser Zeit etwas Schatten spendeten.

»Möchtet ihr lieber in der Sonne oder im Schatten sitzen?« Sebastian zeigte ihnen dass, sie schon einen ‚Tisch’ in der Sonne hätten und einen im Schatten. Das Wort ‚Tisch’ hatte er dabei seltsam betont.

Claudia entschied sich sofort für den Sonnentisch, während Paul und Maria sich lieber im Schatten kuscheln wollten.

»Dann darf ich die Tische bitten, sich an ihre Plätze zu begeben.«

Erst jetzt fiel es Paul auf, dass Anna, Ella und Amelie vor dem Bauch so etwas wie ein Brett trugen, ungefähr in der Größe eines Wahlplakats. An den vier Ecken der Bretter hingen Schnüre herunter eben so an den Ledermanschetten, die sie an Hand- und Fußgelenken trugen. Nach Sebastians Aufforderung legten sie sich an die von ihm angezeigten Plätze und streckten Arme und Beine von sich.

Anna und Ella strahlten dabei, nur Amelie blickte etwas missmutig. Leonhard hatte ihr den Monohandschuh verweigert und sie stattdessen zum Tisch degradiert. Dafür war immerhin einer der zwei Strafpunkte gestrichen worden.


Kaum hatten sie die Damen ins Gras gelegt, als die Männer auch schon begannen, die ausgestreckten Arme und Beine mit den Schnüren an dicken Zeltheringen im Grasboden zu fixieren. Dabei spannten sie mit den Schnüren sowohl die Gliedmaßen der Damen wie auch die auf ihren Leibern liegenden Bretter. Ella strahlte, als sie die Hammerschläge auf die Heringe hörte und spürte. »Das ist fast so schön wie das Festnageln.«

Sebastian stellte auf jedes der drei Bretter einen Becher, der halb voll mit Wasser gefüllt war. »Das könnt ihr als Wasserwaage benutzen.«

Erst jetzt erkannten Paul und Maria den Sinn der an den Brettern befestigten Schüre. Damit wurde die Bretter stabilisiert und konnten so als Tische für das Picknick dienen.

»Leonhard und ich gehen dann die Getränke holen. Wir haben sie letztens schon kalt gestellt« Er wartete, bis sein Bruder mit dem Tisch fertig war. »Es ist für jeden eine Flasche vorgesehen, also genießt es.« Er erwähnte noch, dass Claudia mit den anderen dann die Tische decken könne. Wieder grinste er bei dem Wort 'Tische'.

Claudia ging zielstrebig an einen der Rucksäcke und packte ihn aus. Sie reichte Maria einen kleinen rot karierten Stapel. »Dies sind die Tischdecken.«

* * *

»Oh das habt ihr aber ganz liebevoll gemacht.« lobte Sebastian die Gesellschaft, als er mit den Getränken zurück kam. »Wir wussten nicht, was ihr trinken würdet.« Er reichte Paul und Maria eine Flasche Bier und eine Limo.

Maria griff sofort zu. »Wir machen uns Radler.« Es war ihr anzusehen, dass sie sich in dieser außergewöhnlichen Gesellschaft sehr wohl fühlte.

Als er die Getränke verteilt hatte, ging Sebastian noch einmal zu seinem Rucksack und holte eine Halsgeige heraus.

Als Claudia dies sah, seufzte sie und hob ihre Hände in die erforderliche Position.

Ebenso hatte Peter eine Bolerozwangsjacke für seine Frau geholt, die sie sich mit leuchtenden Augen anlegen ließ.

Maria blickte Paul erwartungsvoll an. Doch Paul konnte nur mit den Schultern zucken.

Sebastian wurde auf einmal verlegen. »ich glaube, das war mein Fehler.« Er hatte vergessen zu erwähnen, dass die Damen während des Picknicks Fesselutensilien tragen würden und dass die Herren diese mitnehmen sollten.

Auf einmal begann Anna zu lachen. »Maria, du sieht genauso aus wie Leonie, wenn sie erkennt, dass sie mal wieder zu kurz kommt.« Als sie die Frage in Marias Gesicht sah, erklärte sie weiter. »Leonie ist meine jüngere Tochter und mindestens genauso fesselverrückt wie Christine.« Sie beschrieb, dass Leonie noch keinen Freund gefunden hatte. »Insbesondere keinen, dem sie sich so sehr anvertrauen würde.«

Anna schwieg kurz, dann fuhr sie fort. »Sie war so traurig, dass sie wieder nicht mitfahren durfte. Ich hoffe, sie macht keinen Unsinn.«

Sebastian hatte das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. »Du weiß genau, warum ich nur Paare zulasse.«

Anna seufzte. »Aber Fritz könnte doch...« Doch dann ließ sie ihren Kopf sinken und sprach nicht weiter. Von seinen Prinzipien wich Sebastian nur äußerst selten ab.

»Ihr könnt euch ja gegenseitig füttern.« Claudia versuchte ein wenig in der Halsgeige zu gestikulieren.

Maria und Paul blickten sich verblüfft an. »Ja, das machen wir.«

»Was hast du daraus gelernt?« Leonhard grinste Paul an. »In Begleitung einer Bondagette sollte der Herr auf alles vorbereitet sein und vor allem immer etwas zum Fesseln dabei haben.«

Maria und Paul küssten sich.

* * *

Leonie war zunächst sehr aufgeregt, als sie die Hütte betreten hatte. Überall waren Spuren der aufregenden Spiele zu sehen. Dort lagen Seilbündel herum, diese tollen Schubladen standen offen und hier und da lag ein Knebel herum.

Doch je länger Leonie stöberte, desto trauriger wurde sie. Sie musste schnell erkennen, dass sie so in der Hütte auch wieder nur träumen konnte. Und das hatte sie sich eigentlich ganz anders ausgemalt. Sie musste etwas tun. Sie wollte es nicht nur sehen, sie wollte es auch spüren.

In dem einen der Viererzimmer hatte sie ihn gesehen: Einen weißen Lackcatsuit. Sie vermutete zumindest, dass es Lack war, denn es fühlte sich wahnsinnig aufregend an.

Vorhin hatte sie ihn nur an ihre Haut gedrückt und darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, wenn sie ihn als einziges Kleidungsstück tragen und ihn überall spüren würde.

Jetzt wusste sie, was sie tun würde. Blitzschnell hatte sie sich die wenigen Fetzen, die sie noch trug, vom Körper gerissen, dann griff sie zum Catsuit und schlüpfte hinein. Vor Spannung wagte sie nicht einmal zu atmen. Erst als sie den Reißverschluss langsam zugezogen hatte, begann sie zu keuchen. Sie ließ sich auf das Bett fallen und ihre Hände gingen auf Wanderschaft.

Der rote Ball, der auf dem Stuhl zwischen den vielen Lederriemen durchschimmerte, hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie richtete sich wieder auf und ihre Hand fasste sehr aufgeregt in den Lederhaufen. Sie erkannte schnell, dass es ein Kopfgeschirr der etwas strengeren Sorte war. Aufgeregt begann sie die Riemen zu ordnen, dann öffnete sie ihren Mund, um den Ball aufzunehmen.

* * *

Immer wieder hatte Maria auf den Beutel an dem Stock geblickt. Anfangs war er noch ganz weiß gewesen, doch jetzt zeigte nur ein kleiner Rest, dass auch Christine ihre Mahlzeit beendet hatte.

Natürlich wusste sie, das hier nur lang gehegte Träume in Erfüllung gingen, aber trotzdem hatte sie immer noch Schwierigkeiten, sich in dieser außergewöhnlichen Umgebung wirklich fallen zu lassen. Zumal sie diesmal als einzige der Frauen nicht irgendwie eingeschränkt war.

Natürlich hatte sie schon genügend Vertrauen um zu wissen, dass hier alles auf freiwilliger Basis stattfand, trotzdem waren ihr die Wünsche der anderen Damen doch fast zu extrem. Oder um es anders zu sagen, es zeigte ihr eine mögliche Zukunft, die sie sicher nicht haben wollte.

Doch dann besann sie sich. Die Maßnahmen, die sie bisher so oft in der Klinik hatte erleiden müssen, waren doch nicht weniger grausam. Wo war der Unterschied, ob sie hier im Boden vergraben wurde oder tagelang in einer eisernen Lunge eingesperrt war?

»Ich möchte nicht unhöflich sein«, unterbrach Claudia ihre Gedanken. »Aber wenn wir das mit deinem Hogtie noch machen wollte, dann wäre das jetzt der geeignete Zeitpunkt.«

Maria stupse Paul an. »Wir hätten ja doch Fesseln dabei gehabt. An meinen eigenen Rucksack habe ich gar nicht mehr gedacht.« Sie grinste zunächst, dann griff sie zu ihrem Rucksack und packte die Seilbündel und das Kopfgeschirr aus. Sie wollte sich letzteres schon anlegen, als sie von Sebastian gebremst wurde. »Warte bitte, beim ersten Mal wäre es gut, wenn du noch frei antworten kannst.«

Sebastian griff sich eines der Seilbündel. »Wenn du erlaubst, würde ich das gern für einen kleinen Vortrag benutzen.« Er deutete an, dass es bei einem Hogtie ein paar Sachen zu beachten gäbe. »Zum Genießen lassen wir euch dann allein.«

Maria und Paul blickten sich kurz an, dann waren sie einverstanden.

»Gut, dann lege bitte einmal deine Arme auf den Rücken.«

Maria kam der Bitte nach und machte es so, wie sie es vom Anlegen des Handschuhs gewöhnt war. Ihre Arme berührten sich dabei bis zu den Ellenbogen.

Ein Raunen ging durch die Zuschauer, nur Sebastian gab sich unbeeindruckt. »Naja, wer jeden Tag für zwei bis drei Stunden einen Monohandschuh trägt, von dem erwarte ich auch nichts anderes.« Nur indirekt schimmerte in seinen Worten dann doch etwas Bewunderung durch.

»Warum?« Claudia stellte die Frage, die alle bewegte. »Warum tust du dir so etwas an?«

Maria spürte, dass Paul schon begonnen hatte, ihre Hände aneinander zu binden. Sie lächelte etwas, denn den Knoten hatten sie ja schon ausführlich geübt. Sie war sich unsicher, wie viel sie erzählen durfte.

Sebastian nahm ihr die Entscheidung ab. »Sie hilft ihrer Mutter bei einem außergewöhnlichem Projekt.« Er zeigte Paul und den anderen, wie die Seile um den Oberkörper laufen mussten, um danach die Oberarmfesselung festzuhalten.

»Und für das Historienspiel braucht sie das auch.« Er berichtete von dem Monohandschuhlehrer, den er extra deswegen besucht hatte und der sich sehr positiv über Maria geäußert hätte.

»Jetzt bitte das Schrittseil.« Sebastian reichte Paul das nächste Seilbündel. »Stell dir bitte gleich vor, Maria würde den Gürtel nicht tragen.«

»Das Schrittseil ist besonders wichtig.« Claudia lachte. »Wenn es dann an der richtigen Stelle noch einen Knoten gibt, dass kann mich das in den Wahnsinn treiben.« Sie ließen Paul und Maria etwas Zeit, um über die Worte nachzudenken.

Erst als sie in den Gesichtern des Paares erkannten, dass sie wussten, wo genau der Knoten sitzen musste, fuhr Sebastian fort.

Pauls Hände zitterten nur sehr wenig. Er wusste im nach hinein nicht einmal, ob er sich Marias Stöhnen nur eingebildet hatte oder ob sie wirklich gestöhnt hatte. Immerhin waren seine Berührungen an ihrem Schenkelinnenseiten nicht zu vermeiden.

Sebastian schaute auf die verbleibenden Seilbündel. »Nachdem jetzt nur noch zwei Seil übrig sind, sollten wir auf die Fesselung oberhalb und unterhalb der Knie verzichten.« Er bat Paul, Maria Stiefel genauso zusammen zu binden, wie er das schon bei den Händen gemacht hatte.

»Dass du die Stiefel so einfach tragen kannst, ist toll.« Amelie war immer noch sehr neidisch.

Maria lächelte.

»Es gibt eine ganz gemeine Variante des Hogties, dort ist das Kopfgeschirr über die Fußfesselung an das Schrittseil gebunden.« Claudia hatte ein gewisses Schwärmen in ihrer Stimme. Doch eine Frage stellte sie nicht.

Auch Paul hielt sich zurück, er wollte Maria in diesem Punkt nicht bedrängen. Er überließ ihr die Entscheidung.

Maria interpretierte seine Zurückhaltung richtig. »Lass es dir zeigen.« Sie lächelte Paul an und blickte dann zum Kopfgeschirr, welches neben dem Rucksack lag.

Zu seinem eigenen Erstaunen fiel es Paul leicht, Maria sowohl das Kopfgeschirr anzulegen als auch das Schrittseil daran zu befestigen. Und als Claudia damit zufrieden war, ermutigte sie ihn, Maria jetzt ein wenig zu verwöhnen.

* * *

Nachdem der Orgasmus in Marias Körper abgeklungen war, blickte sie Paul verliebt an. »Ich glaube, das Schrittseil brauche ich gar nicht.« Insgeheim hatte sie ein wenig Angst davor, was dieses Seil mit ihr machen würde.

»Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dir das beim nächsten Mal erspare.« Paul hatte zwar vor diesem Moment mindestens genauso viel Angst, doch er hatte mittlerweile begriffen, was für Maria wichtig war. Dann begann er langsam, Maria von den Seilen zu befreien.


Gleich nachdem der letzte Knoten gelöst war, befreite Maria sich von dem Kopfgeschirr, fiel über Paul her und drückte ihn zu Boden. Sie küsste ihn lange und ausgiebig. »Ich möchte immer von dir gefesselt werden.« Nach dem nächsten Kuss fügte sie ein »Nein, gefesselt sein« hinzu.

Paul lächelte, als er den Inhalt dieser kleinen Korrektur erkannte. »Ich liebe dich auch.«

Nach einiger Zeit begannen die beiden Verliebten, auch wieder ihre Umwelt wahrzunehmen. »Ich glaube, die anderen warten schon auf uns.« Maria seufzte.

Paul folgte ihrem Blick und sah, dass die anderen in der Nähe des Picknicks so etwas wie eine kleine Rennstrecke aufgebaut hatten.


Das Wort ‚Bitchsuit-Rennen’ war zwar schon mehrmals gefallen, doch weder Paul noch Maria konnten sich darunter etwas vorstellen. Insgeheim ahnten sie aber, dass es etwas mit einer bestimmten Fesselung zu tun haben würde.

»Wir müssen noch aufräumen.« Paul blickte sich um. Sie saßen in einem Gewühl von weißen Seilen. Und der rote Ball des Knebels leuchtete aus dem grünen Gras.

Gegen Ende des Knotenworkshops hatte Sebastian ihnen auch noch gezeigt, wie man die Seile am besten aufwickeln sollte, damit es bei der nächsten Session nicht zu unnötigen langen Wartezeiten kommen würde. Und mit ihrem neuen Wissen war der Platz im Nu wieder sauber. Nur das flach gedrückte Gras ließ ein wenig erahnen, was sich hier gerade ereignet hatte.

* * *

»Ich wollte dich ja eigentlich tadeln, weil du ohne Hilfe auf den Stiefeln unterwegs warst.« Sebastians Stimme war etwas belustigt. »Aber wenn man dir so zuschaut, könnte man meinen du wärst nie auf anderen Schuhen gegangen.«

Amelie stand neben ihrem Schwager und auch sie kam nicht umhin, ihre Begeisterung zu äußern.

Maria gab sich bescheiden. »Schwierig wird es erst, wenn ich meinen Handschuh dazu trage.« Natürlich wäre es mit dem strengen Halskorsett noch schwieriger gewesen, doch dieses Abenteuer wollte sie lieber für sich behalten.

»Ich bin ja von deinem weißen Handschuh so fasziniert.« Amelie schwärmte. »Der strahlt so eine Unschuld aus.«

Maria lächelte. Sie hatte ihr Handschuhtraining bisher nur als eine lästige Pflicht betrachtet, erst mit Paul begann es ihr zu gefallen. Doch hier in der Umgebung dieser »Profis« begann sie zu realisieren, was sie wirklich konnte und dass sie darauf auch stolz sein durfte.

»Jetzt kommt, wir wollen starten.« Wieder war Claudia sehr ungeduldig.

* * *

So nach und nach war bei Leonie die Erregung wieder einer Ernüchterung gewichen. Sie hatte zwar schon vieles in der Hütte ausprobiert, aber es war wie bisher auch. Wenn sie allein »spielte«, fehlte der richtige Kick.

Sie hatte selten den Mut, den »Point of no Return« zu überschreiten. Daheim wäre sie den Launen ihrer Schwester oder dem Mitleid ihrer Mutter ausgesetzt und hier würde sich sich dann selbst gefangen haben und sie wusste nicht, wann 'sie' zurück kommen würden. Auch die Sabberpuren auf ihrem Catsuit konnten sie nicht trösten. Das Sabbern war eigentlich erst dann demütigend, wenn es jemand sehen konnte.

Sie hatte eigentlich schon alles ausprobiert, soweit wie sie es sich zutraute. Nur um diese lächerliche Mumie mit der Bauernmalerei hatte sie bisher einen Bogen gemacht. Doch mittlerweile war sie sich sicher, dass auch diese nicht nur zur Dekoration hier stand. Sie hatte kein Problem, die Riegel zum Öffnen der Mumie zu finden.

Kaum hatte sie die beiden Flügel geöffnet, wollte sie einen triumphierenden Pfiff von sich geben. Doch der Ball in ihrem Mund reduzierte es auf einen starken Luftstrom.

Die vielen Lederriemen ließen keine Zweifel an dem wahren Zweck dieses so außergewöhnlichen Dekorationsstücks. Mit klopfendem Herzen stellte sich Leonie in die Mumie und versuchte die Türen zu sich heran zu ziehen. Ja, so müsste es wohl sein, wenn sie hier festgeschnallt wäre und die Türen sich dann langsam, aber unerbittlich schließen würden. Zugegeben, es war spannend, hier die ganzen Möglichkeiten zu entdecken, doch stets blieb eine ganz gewisse Sehnsucht in Leonie zurück.

Die Schublade unter dem Sofa mit der eindeutigen Polsterform hatte sie schon mehrmals untersucht, und ihr Verlangen wurde immer stärker. Schließlich waren ihre Neugier und ihre Lust stärker.

Sie blickte noch einmal in den großen Spiegel. Natürlich war es sehr seltsam, auf einer Berghütte einen Ganzkörperspiegel vorzufinden. Doch vermutlich hatte Sebastian ihn angebracht, damit sich die Bondagetten in ihren Fesselungen auch bewundern konnten. Und genau das tat Leonie jetzt auch.

Der weiße Catsuit aus Lack glänzte sehr verführerisch und zeigte jedes Detail ihres Körpers. Das blaue Halskorsett aus Leder hielt ihren Kopf aufrecht und ihre Lippen umschlossen den roten Ball in ihrem Mund. Mit ihrer Hand zeichnete sie die Riemen nach, die den Ball in ihrem Mund festhielten und die zumindest ihrem Gefühl nach überall auf ihrem Kopf waren.

Dass die Schubladen zum Lüften offen standen, wusste Leonie nicht, aber sie sah, dass alle Riemen, die offensichtlich zum zusätzlichen Festschnallen der Insassin gedacht waren, sorgfältig ausgebreitet waren. Es kam ihr so vor, als würde die Schublade sie rufen. »Komm, kleine Leonie, mache es dir bequem!«

Und als wollten die Lederriemen sie herbei winken. » Wir warten auf dich und wollen dich behüten und beschützen.« Die Rufe wurden immer lauter... Und Leonie tat sich schwer, dem Rufen zu widerstehen.


Seufzend ließ Leonie ihre Hände sinken und blickte wieder zu den Schubladen. Wenn sie sich dort hinein legen würde, dann ... Sie wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken, doch der Wunsch wurde immer stärker.

Schließlich wurde der Druck zu groß. Leonie schlich sich noch einmal vor den Spiegel und genoss ihr Ebenbild in weißem Lack. Sie streichelte sich überall und blickte dabei mit sehr viel Sehnsucht auf die Schublade. Fast unbewusst verabschiedete sie sich von ihrem Spiegelbild und schritt langsam auf das Gefängnis zu, welches gleich von ihr Besitz ergreifen würde.

Ehrfurchtsvoll kniete sie sich vor die Schublade und ließ ihre Hand über das Schaugummi streicheln. Hier würde ihr Kopf liegen, in den beiden langen Röhren würde ihre Arme liegen und dann, sie fasste an die Stelle wo sich ihr Lustzentrum befinden würde, würde die Schublade sie gefangen nehmen. Sie stöhnte vor sich hin und Speichel lief heftiger als bisher aus ihrem Mund am Ballknebel vorbei.

Schließlich hielt sie es vor Spannung nicht mehr aus. Sie setzte sich auf die Schublade und legte zunächst die Beine an ihren vorgesehenen Platz.

Sie schien die Lade irgendwie aus einer Rasterung gelöst zu haben, denn jetzt drohte sie sich von selbst zu schließen. Leonie nahm ihre rechte Hand und zu ihrer Erleichterung war es leicht, das Schließen der Lade aufzuhalten. Sie wollte es sich in der Lade gemütlich machen, bevor die Dunkelheit sie übermannen würde.

Sie legte ihren Kopf in die Schaumgummimulde und auch ihr linker Arm fand seinen vorgesehenen Platz.

Atemlos befahl sie ihrem rechten Arm, sich auch seinen Platz zu suchen.

Fast unmerklich begann die Schublade sich zu schließen. Langsam wurde es dunkel und Leonies Atem ging heftig. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie sich jetzt ihren Knebel nicht mehr abnehmen konnte. Ihre Arme konnte ihr selbst gewähltes Gefängnis nicht mehr verlassen.

Das deutlich hörbare 'Klick' des Schubladenriegels hätte sie alarmieren müssen. Doch stattdessen jagte ein gewaltiger Orgasmus durch ihren Körper und ließ ihn erschaudern .

* * *

Jetzt wo Paul und Maria die Veränderung der Damen gesehen hatten, erkannten sie, dass es die Haltung war, die sie schon am Abend zuvor bei Petra gesehen hatten.

Sebastian trat zu Maria und reichte ihr die Arm- und Beintaschen, die die anderen Damen schon trugen.

Als Paul das verräterische Funkeln in Marias Augen sah, wusste er, dass weitere Fragen nicht nötig waren. Während Sebastian kurz erläuterte, wie die Taschen anzulegen waren, hatte Maria sich schon in die passende Position gebracht und Paul hatte keine Probleme, Maria die »Renn-Uniform« anzulegen.

»Für unsere Neuen möchte ich noch einmal die Regeln erläutern.« Leonhard stand an einer im Rasen angedeuteten Linie. »Die Sportlerinnen stellen sich hier an der Linie auf und warten auf den Startschuss. Das Ziel ist dort drüben in ungefähr Dreißig Meter Entfernung.« Er zeigte auf die zweite Linie. Die Herren sollen nur eingreifen, wenn die Teilnehmerin um fällt oder grob vom Weg abkommt. Sonst sind keine Hilfen erlaubt.«

Doch schon auf dem Weg zur Startlinie war Maria zwei Mal umgefallen. Erst als sie von Sebastian ein paar Tipps bekommen hatte, wie sie sich fortbewegen sollte, kam sie etwas mühsam voran.


Es war sofort absehbar, dass Maria hier überhaupt keine Chance haben würde. Während Claudia und Amelie sofort vorne weg sprinteten und mit der seltsamen Bewegung auf Ellenbogen und Knien überhaupt keine Probleme hatten, tat sich Maria mit der außergewöhnlichen Fortbewegungsart sehr schwer.

Kaum dass sie ihren ersten Schritt erfolgreich hinter sich gebracht hatte, waren Claudia und Amelie schon fünf Meter voran gesprintet. Petra und die anderen waren dicht hinter ihnen.

Erst nach einiger Zeit hatte Maria einen Rhythmus gefunden, mit dem sie zumindest sicher voran kam. Sie hatte sich den Tipp von Sebastian zu Herzen genommen, immer nur eines ihrer vier Glieder zu bewegen und sich mit den anderen dabei abzustürzen.

Die Art der Fortbewegung, die Claudia und Amelie bevorzugten, unterschied sich darin, dass sie immer die zwei gegenüberliegenden Glieder in der Luft hatten. Dadurch war ihnen schon das doppelte Tempo möglich.

Als Maria endlich die Ziellinie überschritt, waren die anderen schon alle wieder umgezogen. Das sie von allen angefeuert wurde, tröstete sie wenig.

Als sie so langsam wieder zu Atem kam, funkelte sie Paul an. »Das üben wir. Ich möchte nicht noch einmal so verlieren.«

Paul gab ihr einen Kuss.

* * *

»Wir schreiten dann zur Siegerehrung. Wir haben dieses Jahr eine Überraschungssiegerin nach einem besonders harten und ehrgeizigem Wettkampf.« Er holte aus seinem Rucksack einen weiteren Pokal, der diesmal mit einem Teddybär markiert war. »Die Gewinnerin dieses Jahr ist... Petra.«

Applaus brannte auf.

Nur Claudia und Amelie zogen ein etwas enttäuschtes Gesicht. Dabei waren sie mit ihrer 'Taktik' eigentlich selbst schuld gewesen. Sie hatten nur auf einander geachtet und dabei überhaupt nicht bemerkt, das Petra längst an ihnen vorbei gezogen war.

»Ich bitte dann die Damen, sich wieder zur Wanderung fertig zumachen.« Sebastian blickte sich um. »Fritz Peter und Eberhard werden mir beim Abbauen und Ausgraben helfen, die anderen passen bitte auf die Damen auf.« Er reichte Leonhard einen Rucksack. »Hier ist die Ausrüstung für die Wanderung drin.«

* * *

Als sie an der Hütte ankamen, war Leonhard schon dabei, einige Bänke aufzubauen. Er bat die Herren, ihm beim Aufbau von Bühne und Laufsteg zu helfen und entließ dann die Damen aus ihrer Wanderfesselung. »Ihr könnt euch ein wenig frisch machen, dann kommt bitte vor die Hütte und nehmt Platz.«

Amelie kam auf Maria zu. »Rosa hat uns immer beim Vorführen der Kleider geholfen.« Sie blickte abwechselnd zu Maria und Paul. »Du würdest uns eine große Freude machen, wenn du für sie einspringen würdest.«

»Was muss ich denn dafür tun?« Maria war etwas skeptisch, weil sie so etwas noch nie gemacht hatte.

Doch statt einer Antwort stellte Amelie gleich die nächste Frage. »Was trägst du denn darunter? Das übliche 'Beschützerensemble'?« Sie lächelte etwas verlegen.

»Ja«, Maria war froh, dass sie diese Frage nur bejahen musste. »Aber den Schlüssel hat Paul.« Sie suchte seine Hand und hielt sie fest.

»Macht es dir etwas aus, wenn die anderen dich damit sehen?« Erst jetzt fiel es Maria auf, dass Amelie nur noch ihren Keuschheitsgürtel und den Keuschheits-BH trug. »Das Besondere an dieser Modenschau ist nämlich, dass uns die Zuschauer schon beim An- und Ausziehen zusehen können.«

Maria zögerte noch ein wenig, dann begann sie langsam, ihre Bluse auf zuknöpfen.


»Was muss Maria denn machen?« wollte Paul wissen.

»Hier wo der Tisch steht, werden die Modells jeweils an- und ausgezogen.« Amelie erklärte, dass bei den Kleiderentwürfen von Claudia die Trägerin meistens in dem jeweiligen Kleid gefangen war und es nicht selbst ausziehen konnte. Ihre Augen leuchteten dabei.

»Und die Bänke hier?« Paul schaute auf die Sitzbänke, die Leonhard im Kreis aufgestellt hatte. »Muss Maria darauf laufen?«

»Nein!« Amelie lachte. »Die Bänke sind für die Zuschauer.« Sie drehte sich vom Tisch weg. »Wir Modells laufen einmal links herum und einmal rechts herum, damit die Zuschauer alles gut sehen können.« Sie hatte einen Lappen in der Hand und wischte den Tisch noch einmal ab. »Ihr könntet mir dann beim Aufbauen und Tragen helfen.«

Maria hatte sich in der Zwischenzeit komplett ausgezogen und trug jetzt wie Amelie nur noch das »Schutzblech« am Körper. Ihre Sachen hatte sie einfach Paul in die Hand gedrückt. »Also, was müssen wir tun?«

* * *

»Diese Kleidersäcke und den Kleiderständer müssen raus.« Amelie war mit Paul und Maria in die Hütte gegangen und zeigte ihnen, was zu tun war.

»Wollte Claudia eigentlich auch wieder Schminktipps geben?« Leonhard wollte wissen, ob er den Schminktisch aufbauen sollte.

»Ich glaube nicht.« Amelie war etwas unsicher. »Gesagt hat sie zumindest nichts.«

Leonhard blickte sich um. »Naja, der Tisch ist ja schnell aufgebaut.«

»Wobei ich die Tipps vom letzten Mal ja sehr spannend fand.« Sie beschrieb, dass Claudia einige Tipps zum Makeup gegeben hatte, wenn die Bondagette schon einen Ball im Mund trägt. »Besonders toll fand ich, wie Rosa sich trotz des Kopfgeschirr noch geschminkt hatte.«


»Ihr wart ja schon fleißig.« Claudia kam in die Kreis der Bänke und blickte sich um. Ihr Blick blieb an Maria hängen. »Habt ihr sie schon gefragt, ob sie es machen wird?«

»Ja,« Amelie zeigte auf ihr und auf Marias Erscheinungsbild. »Sie wird es machen.«

»Und wird sie auch das Kleid tragen?« Claudia war fast ein wenig ungehalten. »Das solltet ihr doch vor allem fragen.«

»Wir wollten es nicht überstürzen«, Leonhard mischte sich ein. »Immerhin verlangen wir sehr viel von ihr.«

»Welches Kleid?« Maria ahnte noch nicht, was von ihr erwartet wurde.

»Du kennst doch noch das Backprayerkleid, welches du bei uns im Schloss gesehen hast?« Leonhard erinnerte an den Besuch, der kürzlich stattgefunden hatte.

Maria bejahte.

»Das haben wir mitgebracht, weil wir uns ziemlich sicher waren, dass du es vorführen wirst.« Es war als Feststellung formuliert, trotzdem schien er von Maria eine Antwort zu erwarten.

Maria zögerte zunächst und suchte Pauls Blick. Als Antwort nahm er ihre Hand und hielt sie fest.

Natürlich hatte Maria das Kleid noch gut in Erinnerung. Sie hatte schon damals bei Grünbergs fast atemlos davor gestanden und hatte davon geträumt, wie es dann wohl auf dem Fest sein würde, wenn sie ihr Kleid tragen würde.

Und auch etwas anderes bewegte sie. Der drohende Aufenthalt in der Klinik ihrer Mutter stand in den nächsten Tagen an. Vielleicht würde er diesmal doch nicht so drastisch ausfallen wie sie es bisher befürchtet hatte.

»Maria, hast du dich schon entschieden?« Amelie störte ihre Gedanken.

»Jetzt bedränge sie doch nicht so.« Leonhard musste seine Verlobte bremsen, auch wenn er selbst auch liebend gern Maria bekniet hatte. Aber er wusste, dass sie Maria Zeit lassen mussten.


Maria musste zunächst schlucken, doch dann bekam sie glänzende Augen. Sie drehte sich zu Paul. »Kannst du das Gebet auf dem Rücken schon?« Ohne dass sie es so genau hätte formulieren können war ihr aber klar, dass Paul ihr in das Kleid helfen musste und insbesondere wollte sie die Arme für ihn so halten müssen.

Paul hatte eigentlich nicht damit gerechnet, aber da es auf dem Fest eine wichtige Rolle spielte, war er sehr aufmerksam gewesen. Dennoch wollte er ehrlich sein. »Es wäre schon gut, wenn Sebastian noch ein wenig aufpasst.«

Als Antwort bekam er einen Kuss, dann drehte Maria sich zu Claudia und lächelte. »Ich werde es machen.«

»Ich hätte dann noch ein Kleid, welches ich mir selbst nicht zutraue.« Sie hob etwas ein paar völlig undefinierbare Stofffetzen hoch, die irgendwie miteinander verbunden waren. »Ich fände es toll, wenn du es vorführen würdest.«

Maria war etwas skeptisch.

»Du trägst ja deinen Schutzpanzer.« Sie klopfte gegen Marias BH. »Es kann dir also nichts passieren.«

Trotzdem suchte Maria Pauls Blick und erst, als er sie auch ermutigte, sagte sie zu.

Paul gestand Maria und Claudia später, dass er nicht geglaubt hatte, das diese seltsame Ansammlung von Fetzen ein Kleid sein könnten.

* * *

»Ich möchte sie alle bei unserer ganz besonderen Modenschau begrüßen.« Claudia trug einen eleganten Business-Hosenanzug und tat so, als würde sie ein Mikrofon in der Hand halten. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihnen die Vorführung unserer Modells gefallen wird.«

Paul blickte sich fasziniert um. Sie hatten es tatsächlich geschafft, den Platz vor der Hütte in so etwas ähnliches wie einen Laufsteg zu verwandeln. Die leise Musik aus dem Rekorder tat ihr übriges, um einen Hauch von Glanz und Glamour zu erzeugen.

Sebastian hatte sogar den Ganzkörperspiegel aus der Hütte geholt und ihn aufgebaut. »Damit die Modells sich auch selbst bewundern können.« hatte er erklärt.

»Das besondere an dieser Modenschau ist, dass sie auch das An- und Ausziehen miterleben können.« Sie wartete den Applaus ab. »Das erste Kleid wird unsere Neuentdeckung 'Maria' vorführen.«

Sie winkte Maria neben sich. »Sie wird ein Kleid vorführen, welches es schon seit langem in unserer Familie gibt, welches aber auch schon seit langem nicht mehr getragen werden konnte.« Wieder gab es Applaus.

»Wie sie vielleicht wissen, gibt es eine Haltung, die 'das Gebet auf dem Rücken' genannt wird oder auch neudeutsch den Backprayer.« Sie blickte kurz zu Maria, die sich umdrehte und ihre Arme in die dafür nötige Position brachte. Besonders zu Pauls Erstaunen waren ihre Unterarme nur wenige Zentimeter auseinander.

Daraufhin brachen einige Jubelrufe aus.

Claudia gab Paul ein Zeichen. Gleichzeitig war Sebastian aufgestanden und reichte Paul einige Seilbündel.

* * *

Wieder und wieder drehte Maria sich vor dem großen Spiegel. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Sie trug das Gebet auf dem Rücken und dazu ein passendes Kleid.

Es war mehr als toll.

Unentwegt blickte sie fasziniert zwischen ihrem Spiegelbild und Paul hin und her. Es sah wirklich so aus, als hätte sie keine Arme.


Obwohl Paul es erst zum zweiten Mal gemacht hatte, war Sebastian mit seiner Arbeit sehr zufrieden und musste ganz selten eingreifen. Nur zwei Mal musste er die Position eines Knotens korrigieren, ansonsten hatte Paul es ganz allein gemacht.

Und es fühlte sich toll an.

Natürlich wäre es noch schöner, wenn sie das Kleid ohne vorherige Seilfesselung tragen könnte und ihre Arme dann nur von dem Kleid getragen würden, doch dazu hätte das Kleid entsprechend robust gearbeitet sein müssen. Und gerade bei Grünbergs Kleid hatte Maria viel zu viel Angst gehabt, sie würde es beschädigen.


»Maria«, Claudia sprach leise, »es wäre dann Zeit für deinen Gang auf dem Laufsteg.«

Maria seufzte zunächst, dann schien sie sich innerlich einen Ruck zu geben. Nach einem weiteren sehr verliebten Blick zu Paul begann sie ihre Runde auf dem runden Laufsteg.

Das Publikum war zunächst sprachlos und es war zu fühlen, dass eine hohe Spannung in der Luft lag. Alle Blicke klebten geradezu an Maria und ihrer außergewöhnlichen Erscheinung.


Ab und zu blickte sie zu Paul und lächelte, als sie sah, dass auch er diesen faszinierten und auch etwas ungläubigen Blick aufgesetzt hatte. Ihr Lächeln erwiderte er erst mit Verzögerung.

Als sie sich verbeugte, durchbrach auf einmal tosender Applaus die angespannte Stille. Maria lächelte glücklich und verbeugte sich mehrmals.


Claudia kam auf sie zu und beglückwünschte sie für diesen tollen Auftritt und dankte ihr dafür, bei dieser Präsentation dabei gewesen zu sein.

Auch Amelie kam auf sie zu und strahlte. »Es ist toll, dass dieses Kleid endlich einmal wieder so getragen werden kann, wie es gedacht ist.«

Claudia ließ Maria noch ein wenig Zeit, ihren Applaus zu genießen, dann trat sie wieder nach vorn. »Es ist, wie ihr sicherlich wisst, Tradition bei unseren Modenschauen, dass gegen Ende der Vorführung das Modell versuchen soll, sich aus dem Kleid zu befreien.« Sie blickte zwischen Paul und Maria hin und her. »Und obwohl es diesmal eigentlich aussichtslos ist, wollen wir Maria trotzdem die Chance geben, es zu versuchen.« Sie gab Maria ein Zeichen.


Maria blickte zunächst etwas ungläubig zu Paul, dann begann sie ihre Arme zu bewegen. Zumindest konnte man die Versuche erkennen, denn der Stoff des Kleides wackelte ein wenig.

Nach den Armen schienen sich dann die Finger zu bewegen, doch auch davon zeigte das Kleid nur sehr wenig. Doch dann schaffte Maria es immerhin, mit ihren kleinen Fingern den Saum des Kleides am Hals ein klein wenig herunter zu drücken. Doch da war sie auch schon am Keuchen. »Mehr geht nicht«, stöhnte sie leise.

Wieder bekam sie tosenden Applaus.

Doch dann bekam Claudia einen warnenden Blick von Sebastian, der auf seine Uhr zeigte.

»Mit Rücksicht auf deine Gesundheit werden es wir dann beenden.« Sie trat auf Maria zu und begann, Maria wieder zu befreien. Das Kleid war vorn zu öffnen und so hätte Maria nie eine Chance gehabt, sich selbst das Kleid auszuziehen, selbst wenn sie es gewollte hätte.

Und sie hatte jetzt eine Ahnung, was sie auf dem Katerinenfest erwarten würde.

Claudia nahm das Kleid wieder entgegen und gab dann Paul ein Zeichen.

Paul ließ es sich nicht nehmen, Maria erst in aller Ruhe zu küssen, bevor er ihre Arme befreite. Und kaum konnte Maria wieder über ihre Arme verfügen, als sie ihrerseits über Paul herfiel und ihn herzlich umarmte und küsste.

Erst ein Räuspern von Claudia brachte sie dazu, sich auf ihre Plätze im Zuschauerraum zu setzen. Denn jetzt kam Amelies erster Auftritt.


Claudia trat wieder in das kleine Rondell und kündigte das nächste Kleidungsstück an. »Es ist eigentlich für kältere Tage gedacht, deswegen habe ich Amelie vorgeschlagen, sich alles unnötige auszuziehen.«

Amelie trat vor. Sie trug nur noch Keuschheitsgürtel und Keuschheits-BH und abgesehen von dem Material sah es aus, als würde sie einen Bikini tragen. Doch im Gegensatz zu Maria schien sie zu wissen, was auf sie zu kam. Ihr Blick klebte geradezu auf dem großen Packen Leder, den Claudia in den Armen hielt.

»Es handelt sich um den Mantel, den Tara oft getragen hat.« Sie grinste kurz. »Oder tragen musste.«

Claudia erinnerte kurz an die Geschichte der 'widerspenstigen Erbin', aus der sie sehr viele Ideen für Kleidungsstücke entnommen hatte. Sie faltete das Lederbündel auseinander und hielt es sich vor den Körper.

»Das besondere an diesem Mantel ist, dass er nur einen Ärmel hat, der vom linken bis zum rechten Arm reicht.« Sie wies daraufhin, dass der Originalmantel nur sehr schwer anzuziehen war. »Deswegen habe ich in den doppelten Ärmel noch einen Reißverschluss eingearbeitet.« Sie blickte ihre Schwägerin auffordernd an.

Diese streckte ihre Arme aus und Claudia streifte ihr den Mantel von vorn über. Ihre Arme kamen dabei allerdings wieder aus den Ärmeln heraus.

Amelie wusste, was von ihr erwartet wurde. Sie faltete ihre Arme so, dass ihre Unterarme aneinander lagen, dann blickte sie ihrerseits ihre Schwägerin aufmunternd an.

Claudia zog zunächst den Ärmel über Amelies Arme, dann ließ sie sich noch einmal drehen, damit jeder den Ärmel sehen konnte.

»Jetzt werde ich den Reißverschluss schließen.« Sie fasste an den linken Oberarm, und mit ein wenig Kraft konnte sie den Verschluss bis zum anderen Oberarm verschließen. Amelies Arme waren jetzt in einer einzigen langen schwarzen Lederröhre gefangen.

Claudia forderte sie auf, einmal ihre Arme zu bewegen.

Amelie kam der Bitte sofort nach und tatsächlich zeigte die Lederröhre einige Bewegungen. Doch es war aber auch für jeden erkennbar, dass Amelie weit davon entfernt war, ihre minimale Bewegungsfreiheit zu ihren Gunsten nutzen zu können.

Mit einem liebevollen Klapps schickte Claudia sie auf den Laufsteg.


Nach der ersten Runde bat Claudia noch einmal um Aufmerksamkeit. »Sind sie nicht auch der Meinung, dass sich unser Modell noch viel zu einfach bewegen kann?« Sie hatte es als Frage formuliert, aber natürlich sie erwartete kein 'Nein'.

Sie bat Amelie, stehen zu bleiben. »Auch an den Beinen lässt sich dieser Mantel noch weiter verschließen.« Auf den auffordernden Blick hin stellte Amelie ihre Beine zusammen und blickte an sich herunter, um zu sehen, wie Claudia einen weiteren Reißverschluss bis zu ihren Knöcheln schloss.

»Der Mantel ist unten doppelt gearbeitet, so dass das strenge Beinteil noch von locker schwingenden Mantelteilen überdeckt wird.« beschrieb Claudia ihren Entwurf. »Natürlich erlaubt er dann der Trägerin nur noch ganz winzige Schritte.«

Auf ein weiteres Zeichen von Claudia setzte sich Amelie wieder in Bewegung und trat die Runde in anderer Richtung an. Diesmal konnte sie nur noch Trippelschritte machen und kam entsprechend sehr viel langsamer voran. Fast schien es, als würde sie etwas keuchen.


Auch bei Amelie war zu sehen, dass sie keine Chance hatte, sich selbst aus dem Mantel zu befreien. Ihre Arme waren in den Ärmel gefangen, und es gab überhaupt keine Möglichkeit für, sich selbst den Mantel zu öffnen.

Petra war aufgestanden und klatschte besonders laut.


Maria wurde wieder nach vorn gebeten. »Das folgende Kleid ist nur etwas für die ganz mutigen und disziplinierten Bondagetten, denn es erfordert von der Trägerin äußerste Konzentration.« Sie bat Maria, sich bis auf Keuschheitsgürtel und -BH auszuziehen, dann ging sie zum improvisierten Kleiderständer und nahm etwas herunter.

Marias Hände zitterten leicht, als sie sich auszog. Sie hatte sich nach der Präsentation nur kurz ein T-Shirt über gezogen, trotzdem kostete es sie einige Mühe, sich hier zu entblößen. Ab und zu tauschte sie mit Paul ein paar Blicke aus. Ihr Freund war dabei bemüht, ihr durch seine Miene Mut zu machen.

»Ich habe dieses Kleid entsprechend den Angaben aus der Geschichte geschneidert.« Sie hielt eine Reihe von Stoff-Drei- und Vierecken hoch, von denen noch diverse Schnüre herunter baumelten. »Ich bin sehr unsicher, ob es überhaupt tragbar ist.« Sie wurde etwas rot. »Ich selbst hatte noch nie den Mut dazu.«

Sie wartete, bis Amelie den Mantel weg gehängt hatte, dass bat sie um ihre Hilfe.

»Das hier bildet den Rock.« Sie zeigte ein Stück, welches eher die Maße eines sehr breiten Gürtels hatte. Auffällig waren die Manschetten, die seitlich an dem Rock angebracht waren.

»Das hier ist das Oberteil.« Auch hier waren Manschetten angebracht.

Amelie war aufgefallen, dass überall dreifache Nähte vorhanden waren. Sie äußerte dies.

Claudia lächelte, »Es ist auch ein extra reiß fester Stoff.«

Maria stöhnte leise. Sie begann sich als etwas Außergewöhnliches zu fühlen.

»Der Rock könnte etwas enger sein.« bemerkte Amelie. »Der rutscht ja sofort herunter.«

»Das ist Absicht.« Claudia grinste, dann bat sie Maria, ihren Arm seitlich an den Rock zu halten. »Die Manschetten werden den Rock an seiner Stelle halten.«

Jetzt erst bemerkten Amelie und Maria die Gemeinheit dieses Kleidungsstücks. Der Rock war so kurz, dass mit Mühe und Not alles wichtige bedeckt war. Doch dies galt nur, wenn Maria ihre Arme seitlich ganz ruhig halten würde.

»Du darfst ja jetzt deine Arme überhaupt nicht mehr bewegen, sonst...« Amelie war sehr fasziniert.

Erst als Claudia es festhielt und Amelie dann nach ihren Angaben die Schnürungen schloss, sah Maria, wie das Kleid saß. Und welche ihrer Bewegungen sie entblößen würde. Sie keuchte. »Das erfordert Disziplin.« Sie hob einmal kurz ihren Arm und schon war ihr Keuschheitsgürtel in voller Schönheit sichtbar.

»Und das Oberteil wird an den Oberarmen festgemacht.« Sie schloss die Manschetten um Marias Oberarme. »Dreh dich bitte einmal.« forderte sie Maria danach auf.

Maria kam der Bitte nach und spätestens jetzt war auch im Zuschauerraum kein einziges Wort mehr zu hören. Alle waren von Marias Anblick mehr als fasziniert. Von dem Rock ging vorn in der Mitte ein schmaler Streifen hoch bis zu ihren Brüsten. Diese wurde gerade so bedeckt, und seitlich wurde das Oberteil nur von den Manschetten an den Armen gehalten. Das Kleid war sowohl schulter- als auch rückenfrei.

»Stell dir jetzt bitte vor, du würdest es ohne deine 'Unterwäsche' tragen.« Sie ließ Maria ein wenig Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen.

»Ich würde mich gern einmal im Spiegel sehen.« Marias Stimme war sehr leise.


Maria stand zunächst vor dem Spiegel und probierte aus, welche ihrer Bewegungen welche Konsequenzen hatte und sie kam zu der Erkenntnis, dass sie ihre Arme vollständig ruhig halten musste, sonst würde sie sich entweder oben oder unten entblößen. Und der Gedanke daran, dass Tara es stets ohne Unterwäsche getragen hatte, verursachte ihr eine extra Gänsehaut.

Auch Paul war von dem Kleid und so wie Maria es trug sehr angetan. Er ahnte, wie viel Kraft und Selbstbeherrschung es Maria kosten würde, würde sie das Kleid wirklich einmal wie Tara tragen.

»Und jetzt bitte ab auf den Laufsteg.« Sie gab ihr einen liebevollen Stups. »Das Publikum wartet schon.«


Während Maria hoch konzentriert ihre Runden auf dem Laufsteg machte, ging Claudia zu Paul und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

»Bist du sicher?« fragte er etwas ungläubig.

»Ganz sicher«, Claudia versuchte sehr überzeugend zu sein. »Glaub mir, sie wird dir später sehr dankbar sein, wenn du jetzt hart bleibst.«

Maria war mir ihrer zweiten Runde fertig und verbeugte sich noch einmal sehr vorsichtig.

Der tosende Applaus wollte kein Ende nehmen.


Maria wandte sich an Claudia, damit sie sie aus dem Kleid zu lassen. Doch Claudia bat sie um noch etwas Geduld. »Für das Schlussbild.« Sie lächelte geheimnisvoll.

Maria gab sich damit zufrieden und drehte sich zu Paul. Doch der saß gar nicht auf seinem Platz, sondern stand schon neben ihr.

»Du siehst toll aus.« Er nahm sie in den Arm und streichelte sie.

Claudia räusperte sich. »Ich darf das Publikum bitten, wieder Platz zu nehmen.« Sie blickte das verliebte Paar bittend an. »Schließlich kommen noch zwei Vorführungen.«

Paul gab Maria noch einen Kuss, dann setzte er sich wieder.

Maria hätte ihn auch gern gestreichelt, doch das Kleid forderte ihre volle Aufmerksamkeit.

* * *

»Der Entwurf für das folgende Kleid stammt zwar von einem Mann, genauer gesagt von einem Crossdresser, aber es hat mir so gut gefallen, dass ich eine Variante davon für uns angefertigt habe.« Sie bat Amelie mit dem Kleid nach vorn zu kommen.

Sie nahm das Kleid entgegen, öffnete einige Reißverschlüsse und bat dann Amelie, sich bereit zu machen. »Zuerst bitte die Arme in die Ärmelöffnungen stecken, dann das Kleid ganz vorsichtig langsam an den Körper heran ziehen.«

»Wir haben das schon geübt.« grinste Amelie. »Die Besonderheit ist, dass der rechte Ärmel, auch wenn es nicht so aussieht, komplett am Kleid fest genäht ist.« Während sie dies sagte, war zu erkennen, dass sie einige Mühe hatte, ihren Arm in die richtige Position zu bringen.

»Es wird so aussehen, als würde Amelie ihre Hand locker vor dem Bauch halten«, Claudia grinste. »Doch tatsächlich ist alles fest genäht. Sogar die Finger des Handschuhs, alles ist einzeln befestigt.«

In diesem Moment war zu sehen, wie sich Amelies Finger in dem angesprochenen Handschuh gerade ihren Platz suchten.

»Der andere Arm wird dann mit einem Reißverschluss längst am Körper fixiert.« Claudia trat zu ihrer Schwägerin und schloss den Reißverschluss.

Amelie kam nicht umhin, leise zu stöhnen.

»Das Beinteil des Kleides endet in der Mitte der Oberschenkel«, Claudia beugte sich etwas vor, um es zu zeigen. »Aber wie sie sicher vermuten, hat es keinen Gehschlitz und erlaubt der Trägerin nur kleine Schritte.«

»In den Rocksaum ist ein Stahlband oder etwas ähnliches eingearbeitet.« Amelie stöhnte etwas mitleidig. »Der Saum wird nicht nachgeben.«


Amelies Augen strahlen, als sie das Kleid auf dem Laufsteg präsentiert. Sie hatte insbesondere Spaß daran, ihre fest genähten Finger vorzuführen. Sie keuchte. »In dem Kleid geht gar nichts.«

Nachdem Amelie ihre zwei Runden gegangen war und mit leuchtenden Augen ihren Applaus entgegen nahm, stand Christine auf und ging zu Claudia. Sie reichte ihr einen Zettel, auf dem sie ihre Frage geschrieben hatte.

Claudia nahm den Zettel entgegen, las sich die Frage durch und begann zu lächeln. »Natürlich gibt es das Kleid auch in der Ausführung für Linkshänder.« Sie strich Christine zärtlich über die Schulter.

* * *

Zur Überraschung aller machte Claudia sich dann selbst auf den Weg und drehte ihre Runden auf dem Laufsteg. Sie zeigte dabei die besonderen Eigenschaften des Hosenanzugs, den sie trug. Die Arme waren mit einem Gummizug mit dem Körper verbunden, so dass fast freie Bewegungen möglich waren. Doch der Ton in Ton gehaltene Gummizug sorgte dafür, dass die Arme stets wieder zurück zum Körper gezogen wurden. Auch die Hosen hatten entlang der Oberschenkel diese Gummiverbindung.

Sie erklärte, dass jede Bewegung extra Kraft kostete. »Am Anfang ist es noch leicht, doch mit der Zeit wird es wirklich mühsam.«

Sebastian erinnerte an den Tag, an dem sie die Sachen einmal im Büro getragen hatte.

»Das war anstrengend, aber auch sehr aufregend.« Claudia keuchte. »Doch es war keinem aufgefallen.« Sie grinste. »Oder sie wollten sich keine Blöße geben. Aber sie waren alle sehr hilfsbereit.«

Die anderen waren verblüfft, weil es bei Claudias Präsentation tatsächlich keinem aufgefallen war, dass sie in ihrem Anzug eingeschränkt war.

* * *

Sebastian war aufgestanden und trat vor. »Ich danke den Damen für diese ganz außergewöhnliche Vorführung.« Er bat Claudia, Amelie und Maria noch einmal nach vor und bat um kräftigen Applaus. »Vielen Dank an Amelie und Maria für diese außergewöhnliche Präsentation.« Er wartete den auf brausenden Applaus ab. »Und ein großes Dankeschön an meine Frau, die durch ihre Schneiderkunst diese besondere Modenschau überhaupt erst möglich gemacht hat.«

Maria verbeugte sich verlegen und als Claudia gelobt wurde, war sie darauf und dran, aus Begeisterung mit zu applaudieren. Erst im letzten Moment fiel ihr wieder ein, was für ein Kleid sie trug und dass wohl besser wäre, die Arme still zu halten.

* * *

Maria ging etwas enttäuscht zu Claudia. »Kannst du mich aus dem Kleid heraus lassen? Paul sagt, er möchte mich noch nicht befreien.«

Doch zu Marias Überraschung wurde Claudia auf einmal sehr ernst. »Maria, so etwas macht man nicht. Und es ist einer Bondagette auch überhaupt nicht würdig.«

»Was macht man nicht?« Maria hatte zwar begriffen, dass wohl sie einen Fehler gemacht hatte, und sie war bemüht, Schaden zu begrenzen. Doch sie wusste überhaupt nicht, gegen welche der vielen inoffiziellen Regeln sie verstoßen hatte. Sie blickte Claudia fragend an.

»Wenn der Herr oder der Partner beschlossen hat, die Fesseln der Dame noch nicht abzunehmen, dann hat diese das hinzunehmen.«

»Aber es ist doch nicht mein Kleid.« Maria fühlte sich zu unrecht beschuldigt. »Ich wollte es dir zurück geben.«

»Du irrst dich.« Claudia hatte auf einmal ein Lächeln im Gesicht. »Es ist dein Kleid.«

Maria verstand nicht. »Wie, mein Kleid?«

»Nachdem du die erste Frau bist, die überhaupt einmal den Mut hat es zu tragen, möchte ich es euch gern schenken.«

Maria war so überrascht, dass sie versuchte, ihre Hände vor das Gesicht zu ziehen. Erst als sie den Rock schon bis über den Bauchnabel gehoben hatte, begriff sie, was sie gerade tat. Sie wurde rot. »Aber ich wollte doch auch bei der Kaffeepause mithelfen.« gab Maria schwach zurück.

Claudia nahm Maria in den Arm. »Ich muss auch in meinem Anzug verbleiben.« Sie streichelte Maria.

Maria blickte sie verblüfft an.

»Ich kann ihn zwar alleine anziehen, aber nicht wieder aus.« Sie lächelte. »Und jetzt geh wieder zu ihm. Ich glaube, er mag dich in dem Kleid.«

Maria seufzte.

* * *

»Das Kleid ist ja noch schlimmer als mein Monohandschuh.« Maria seufzte leise.

Paul hatte seinen Arm um seine Freundin geschlungen, in der anderen Hand hielt er einen großen Kaffeebecher mit einem roten und einem blauen Strohhalm. »Warum?« Er hatte sich sehr über das Kleid gefreut, aber auch über Claudias sonstige Tipps.

»Mit dem Handschuh kann ich dich wenigstens streicheln.« Sie seufzte noch einmal. »Aber mit diesem Kleid muss ich meine Arme ganz ruhig halten.«

»Ich weiß«, Paul gab ihr einen Kuss. »Aber es steht dir sehr gut.« Er nahm einen Schluck Kaffee durch einen der Strohhalme, dann hielt er Maria die Tasse hin. »Stell dir einmal vor, du würdest es ohne deinen 'Schutz' tragen.«

Maria nahm einen Schluck Kaffee, dann blickte sie Paul ein wenig glasig an. »Würdest du das wirklich von mir verlangen?«

Paul war schon kurz davor, seine Frage zurückzuziehen, als ihm auf einmal der besondere Tonfall von Marias Frage auffiel. Er gab ihr einen Kuss. »Du wirst das sicher ganz toll machen.«

Maria verspürte auf einmal ein seltsames Kribbeln im Bauch. Erst später viel ihr auf, dass Paul es gar nicht verlangt hatte. Es war gewissermaßen ihre Idee gewesen und Paul hatte es nur aufgegriffen.


»Selbst gebackene Kekse?« Anna und Christine standen auf einmal neben ihnen. »Eine Gemeinschaftsarbeit von Mutter und Tochter.«

Marias Arm zuckte schon, erst im letzten Moment bat sie Paul, einen Keks für sie vom Tablett zu nehmen. Doch erst da erkannten sie beide, wie die Tabletts mit den Keksen getragen wurden. Beide Frauen hatte ein Tablett um den Bauch gebunden und mit einer Kette am Halsband befestigt. Bei Christine zeigten dabei die über der Brust gekreuzten Riemen, dass sie einen Monohandschuh dazu trug, während bei Anna das Kettenklirren wohl eher auf Handschellen schließen ließ.

»Lecker«, bedankte sich Maria, doch ihr Blick blieb an den Bedientablett hängen und versuchte dabei ihr immer stärker werdendes Bauchgrummeln zu ignorieren. Fesselkleider auf einer Modenschau vorzuführen war eines, doch sie dann auch real zu ertragen, war etwas anderes. Und es war viel aufregender.

Gelegentlich schwenkte ihr Blick zu Amelie, die das Kleid mit den fest genähten Fingern auch noch trug. Und auch ihr war diese besondere Art von Schmetterlingen im Bauch gut anzusehen.

* * *

Auf einmal kam etwas Unruhe auf.

»Fritz, Anna, kommt ihr einmal bitte her?« Sebastian stand in der Tür der Hütte und hielt Leonie im Arm. »Ich wollte eigentlich nur nachsehen, warum die Schublade zu war.«

Er hatte angenommen, der Mechanismus zum Offen halten wäre wieder kaputt ist. Doch als er die Schublade geöffnet hatte, blickte er auf die etwas verlegene jüngere Tochter von Anna.

Seine Miene zeigte, dass er mit der Situation noch überhaupt nichts anzufangen wusste.

»Leonie!« Anna war verblüfft. »Wie kommst du denn hier her?« Ihr war das Auftauchen ihrer zweiten Tochter mehr als peinlich.

Leonie versuchte eine Antwort, doch als einziges neben ihrem Knebelgebrabbel floss einiger Speichel aus ihrem Mund. Also zeigte sie auf ihren Rucksack, der noch neben ihrer Kleidung lag. Dort standen auch ihre Bergstiefel.

»Du bist zu Fuß hier?« Anna wollte es nicht glauben.

»Wahn«, ließ Leonie durch den Ball hören. Sie versuchte sich schuldbewusst geben, doch der Glanz in ihren Augen strafte sie Lügen.

»Du bist mit der Bahn hier?« Anna war fassungslos. »Und dann bis hier her gelaufen?«

Leonie nickte verschämt.

»Woher kanntest du denn den Weg?« Sebastian hatte wieder Worte gefunden.

Leonie blickte verschämt zu Fritz.

Christines Verlobter wurde auf einmal knall rot. Erst jetzt erkannte er, dass Leonie ihn aus getrickst hatte. Er berichtete Sebastian, was sich zugetragen hatte.


Ohne dass es Sebastian so richtig bewusst wurde, empfand er sowohl Mitleid als auch Bewunderung für Leonie. Sie hatte sehr viel auf sich genommen, um sich hier ihre Träume zu erfüllen. Und jetzt, da sie einmal da war, wollte er sie auch nicht wieder weg schicken. Aber eine Strafe sollte sie bekommen.

Und dann hatte er eine Idee. Er setzte seine strengste Miene auf, dann ging er auf Leonie zu und blickte sie böse an. »Einbruch, Missbrauch fremden Eigentums«, zählte er auf und blickte dabei an dem weißen Catsuit herunter. »Dazu Verführung fremder Leute und Missbrauch ihres Vertrauens.« Er nahm ihr den Knebel ab und blickte sie streng an. »Was hast du dazu zu sagen?«

Leonie hatte sich diesen Moment oft ausgemalt und zu ihrer Überraschung war es auch wirklich so, wie sie es oft geträumt hatte. »Ich bekenne mich schuldig und bitte um eine gerechte Strafe.« Sie senkte den demütig ihren Kopf, doch ihr kurzer Blick auf den Haufen mit Fesselsachen, den sie schon auf getürmt hatte, verriet sie.

Sebastian war ihrem Blick gefolgt. Er lies sie los und ging zu dem Lederstapel. Er hob die Sachen auf. »Monostiefel, Monohandschuh, Kopfgeschirr Lederriemen,...« Er schüttelte den Kopf und tat so, als wäre er erbost.

Claudia dränge sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Auf einmal ging es Lächeln über Sebastians Gesicht. »Das ist eine gute Idee. Leonie möchte bestimmt das 'Pferd' testen.« Er blickte kurz zu Leonie, dann drehte er sich wieder zu Claudia. »Bereite es schon einmal vor.«

Claudias Miene zeigte einige Erleichterung. »Das hätte ich sonst machen müssen«, sagte sie mehr zu sich selbst. Doch dann stutzte sie. »Mit dem Dildo?« Sie blickte fragend zwischen Leonie, Anna und Sebastian hin und her.

Anna nickte, obwohl ihrem Blick auch anzusehen war, dass sie nicht wusste, was kommen würde. Aber sie kannte ihre beiden Töchter und wusste, dass beide mit Dildos vertraut waren. Mehr als es einer Mutter recht sein konnte.

Sebastian griff sich derweil das Halskorsett, das Kopfgeschirr und den Monohandschuh und bat Leonie zu sich.


Kurz darauf saß Leonie auf dem »Pferd« und stöhnte leise vor sich hin. Ihre Arme waren auf dem Rücken in einen strengen Monohandschuh verschnürt. Sie hatte nicht einmal protestiert, als Claudia den Dildo auf den Sattel festschraubte und sie sich gleich darauf niederlassen musste. Auch als ihre Beine festgeschnallt wurden blieb sie ruhig.

Doch dann erblickte sie Fritz und vor allem das, was er in den Händen hielt. Es war Christines tragbarer Kassettenrekorder und der dazu passenden Kopfhörer.

Leonie schrie auf. »Das wagst du nicht.«

»Du hast mich so was von aus getrickst.« Fritz war ehrlich erbost. »Das wird meine Rache werden.«

Christine stand neben ihm und hielt das Kopfgeschirr in der Hand, welches Leonie sich heraus gesucht hatte.

Erst jetzt bedauerte es Leonie, dass sie auf alle bisherigen Fesselungen so bereitwillig eingegangen war. Doch sie wusste ja nicht, was Fritz vorhaben würde.

Christines Grinsen war durch ihre Maske erkennbar, als sie ihrer Schwester den Knebel anlegte. Dem Schlagen mit dem Monohandschuh konnte Christine dabei leicht ausweichen. Christine hatte den Ball noch einmal extra in Honig eingetunkt.

»Ihr müsst wissen, dass die beiden Schwestern einen ganz unterschiedlichen Musikgeschmack haben und diesen verteidigen sie auch sehr radikal.« Fritz wartete ab, bis Christine das Kopfgeschirr angelegt hatte. »Niemals würden sie freiwillig die Musik der anderen hören.«

Als Fritz mit dem Kopfhörer auf Leonie zu kam, schrie diese laut und zappelte wild. Doch es nutzte ihr nichts, Fritz setzte ihr den Kopfhörer auf und befestigte den Bügel noch einmal extra am Kopfgeschirr. »Damit du ihn nicht abschütteln kann.« Er trat vor sie und grinste sie an. »Es soll ja eine Strafe für dich sein.« Dann griff er zum Rekorder, schaltete an und drehte die Lautstärke hoch.

Leonie tobte wie wild auf dem Pferd.

»So wird das Pferd doch noch gut getestet.« Claudia lächelte. »Soviel Energie hätte ich gar nicht aufbringen können.« Sie grinste zu Sebastian.

* * *

»Was sollen wir mit ihr machen?« Sebastian hatte sich mit den anderen zusammengesetzt.

»Wir dürfen sie nicht wegschicken.« Anna seufzte. »Sie weiß zu viel.«

Das war ein wichtiges Argument, das sahen alle ein.

»Wir müssen sie bei Laune halten, ohne es zu übertreiben.« Sebastian seufzte.

Claudia kannten diesen Satz nur zu gut. Es bedeutete ständige Erregung ohne den erlösenden Höhepunkt.

Auch Anna schien die Bedeutung dieses Satzes zu kennen. »ich habe noch ein vollständiges Keuschheitsgeschirr dabei. Mit BH, Schenkelbändern und auch den so gemeinen Armfesseln.«

»Nach dem nächsten Workshop...« Sebastian lächelte ein wenig. »Bereite es bitte soweit vor. Bis dahin lassen wir sie reiten.«

Anna lächelte ebenfalls. Es passte ihr weiterhin nicht, das ihre Tochter sie so bloß gestellt hatte.

* * *

Maria war schon sehr erleichtert, als sie sah, dass Paul ihren Rock und ihre Bluse in der Hand hatte. Sie war sehr froh, endlich aus diesem »Disziplin-Kleid« heraus zu kommen. Dennoch musste sie noch warten, bis Paul ihr die Manschetten aufgemacht hatte.

Doch Claudia kam ihnen zuvor. »Wartet einen Moment.« Sie trat auf Maria zu. »Ich würde dich gern um einen Gefallen bitten.«

Maria blickte sie fragend an.

»Ich möchte dich gern einmal bitten«, sie machte fast einen etwas verlegenen Eindruck. »einen Versuch zu machen, dich einmal aus dem Kleid zu befreien, trotz der damit verbundenen Entblößung.«

Maria lächelte, dann begann sie ihre Arme zu bewegen. Obwohl der Rock sehr locker saß, schaffte sie es trotzdem nicht, an die Verschlüsse der Manschetten zu kommen. Auch heftiges Reißen half nicht. Letzteres hatte Maria aber erst auf ausdrücklichen Wunsch von Claudia gemacht.

Sie war mehr als fasziniert. »Ich bin in dem Kleid wirklich gefangen.« Sie lehnte sich an Paul und bat ihn mit ihrem Blick um ein paar Streicheleinheiten.

»Sehr robust, so hatte ich mir das vorgestellt.« Claudia lächelte. »Und, dieses Kleid macht sehr anschmiegsam.« Sie lächelte. »So war das von mir gedacht.«

Doch schließlich hatte Paul ein Einsehen und begann, die Schnürungen an den Manschetten zu öffnen.

Sofort griff sich Maria ihren Rock und begann ihn sich anzuziehen.

Claudia schüttelte mit dem Kopf. »Die gehorsame Bondagette wartet, bis sie von ihrem Herrn die Erlaubnis bekommt, sich umzuziehen.«

Maria ließ den Rock wieder sinken. Sie blickte Claudia an. »Schon wieder eine so merkwürdige Regel.« Sie sah zu Paul. »Müssen wir uns an all die Regeln halten?«

»Nein, natürlich nicht.« Claudia lachte, »macht es nur so, wie es euch gefällt.« Sie wurde etwas nachdenklich. »Aber es hat auch seinen Reiz, wenn man auch bei Selbstverständlichkeiten um Erlaubnis fragen muss.«

Maria hielt kurz inne. Sie hatte mit dem Programm und jetzt auch noch mit dem Fest schon so viele Regeln und Vorschriften zu beachten, dass sie auf neue und vor allem unsinnige Regeln gern verzichten konnte. Sie suchte Pauls Blick.

»Bitte sei mein Freund, nicht mein Herr.« Sie nahm seine Hand. »Zumindest bis zum Fest.« Ihre Stimme wurde leiser. »Danach sehen wir weiter...« Und fast wie aus Trotz zog sie sich dann ihren Rock und auch die Bluse an, die Paul bereit gelegt hatte.

Doch auch Paul war erleichtert, dass Maria sich im Moment so selbstbewusst gab. Er hatte schon mit ihren normalen Erwartungen genügend Probleme. Solche künstlichen Regeln wären ihm jetzt auch nicht recht gewesen. Doch dann sagte ihm sein Instinkt, was er zu tun hatte. Er nahm das »Fetzenkleid« von Claudia, versuchte es ein wenig zusammen zu legen und packte es dann in Marias Rucksack. »Du trägst deine Fesseln ja gern selbst.« Er gab ihr einen Kuss.

* * *

Claudia kam zu ihrem Mann. »Wir haben da ein Problem.« Sie hielt einen Block in der Hand und blickte konzentriert darauf.

»Noch eines?« Sebastian blickte etwas unglücklich auf Leonie, die vor allem unter der Musik ihrer Schwester zu leiden hatte.

Claudia zeigte die Liste der Wünsche für den nächsten Workshop. »Wir haben zu wenig Helfer. Außerdem muss noch jemand ein Auge auf Leonie haben.«

»Was wollen denn unseren Neuen machen?« Sebastian zeigte auf eine Stelle auf dem Block, die bisher noch leer war.

Claudia ging zu Paul und Maria und erläuterte ihnen den Inhalt des nächsten Abschnitts. »Jetzt ist Sinnesentzug dran und ihr habt eure Wünsche noch nicht geäußert.« Claudia zückte den Stift und war bereit, die Antworten aufzunehmen.

»Was ist denn das überhaupt?« Maria hatte mittlerweile keine Probleme mehr damit, ihre Wissenslücken zu offenbaren.

Claudia stutzte etwas, dann ließ sie ihren Stift sinken und erklärte dem Paar die Zusammenhänge und Hintergründe. Doch zu ihrer Überraschung zeigte Maria kein Interesse. »Ach nein, dass habe ich ja jeden Samstag Abend.« Sie stellte etwas enttäuscht fest, dass sie das alles, was Sebastians Frau ihre gerade beschrieben hatte, schon von ihrer schönen Nacht her kannte.


»Wartet einmal einen Moment.« Claudia hielt einen Moment inne. »Ich habe da eine Idee.« Sie drehte sich zu Sebastian und flüsterte mit kurz ihm. Dann drehte sie sich wieder zu dem Paar.

»Wir hätten da ein Anliegen, doch wir wollen euch auch nicht überfahren.« Sie ließ die beiden auf ihren Block blicken. Doch weder Paul noch Maria wurden aus den Aufzeichnungen schlau.

»Ihr würdet uns einen Gefallen tun.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Und Petra würde euch auch sehr dankbar sein.«

»Um was geht es denn?« Maria wollte wissen, warum Claudia so darum herum redete.

Claudia holte tief Luft. »Petra möchte in ein Vakuumbett eingesperrt werden und dann von euch zum Orgasmus gestreichelt werden.« Jetzt war es heraus. »Und Peter kann das aus verschiedenen Gründen nicht machen.«

Maria war zunächst ein wenig enttäuscht. »Ich wollte eigentlich fragen, ob ich einmal den Monostiefel ausprobieren könnte.« Sie erklärte, dass sie bei Leonies »Diebesgut« so etwas Faszinierendes gesehen hätte.

»Aber das geht ja trotzdem.« Claudia musste nicht lange nachdenken. »Wegen dem Bett würdest du sowieso knien müssen, das könnte sogar sehr gut aufgehen.«


»Und, hast du sie gefragt?« Petra kam auf die Gruppe zu und sah zuerst Claudia und dann Paul und Maria flehend an. Dieser besondere Blick von Petra war es, der in beiden die letzten Skrupel beiseite wischte. Es war so eine Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung, der nur schwer zu widerstehen war.

»Wir sollen dich zu Bett bringen und dann streicheln.« Maria gab wieder, was sie glaubte verstanden zu haben. Dabei blickte sie Petra sehr verunsichert an. Einerseits wollte sie Petra nicht enttäuschen, andererseits wusste sie so überhaupt nicht, auf was sie sich einlassen würden. Doch sie fühlte sich wegen der tollen Jacke Petra auch zu Dank verpflichtet. Und sie würde sich sicher nicht Unmögliches wünschen.


Petra musste lachen. »Ja, so könnte man das auch sehen.« Doch dann wurde sie wieder ernst. »Peter kann das nicht, er hat so etwas wie ein Trauma.« Sie berichtete von einer Exhumierung, bei der Peter aus beruflichen Gründen dabei sein musste. »Ich habe es selbst nicht so ganz verstanden, aber ich respektiere es.« Sie erklärte, dass sie das Vakuumbett nur hier auf der Hütte probieren könne. »Zum Personal habe ich kein Vertrauen. Außerdem würden die das Reden anfangen.«

»Aber was ist denn ein Vakuumbett?« Maria hatte diesen Begriff bisher noch nicht gehört und auch Paul hatte nur mit den Schultern gezuckt, als Maria ihn fragend angesehen hatte.

Petra beschrieb, dass sie zwischen zwei Lagen Gummi kriechen würde und dass dann ein Staubsauger die Luft zwischen den Lagen heraus saugen würde. »Das ist wie beim Einschweißen, die Luft wird abgesaugt.« Ihre Stimme wurde etwas schwärmerisch. »Durch das Gummi wird dann jede Berührung verstärkt... Und ich bin in dem Gummi wie festgeklebt und kann mich überhaupt nicht mehr bewegen.«

Sie erklärte, dass es ihr dann egal sei, wer sie berührt, wenn sie sich nur vorher davon überzeugt hatte, dass sie zu denjenigen Vertrauen haben konnte. Sie blickte abwechseln zu Paul und Maria.

»Und 'wir' sollen dich dann streicheln?« Maria hatte das 'Wir' extra betont und dabei Pauls Hand ergriffen.

»Ihr würdet mir einen sehr großen Gefallen tun und mich sehr sehr glücklich machen.«

»Und mich auch.« Peter stand auf einmal neben ihnen. »Ich würde alles geben, wenn ich ihr diesen Wunsch erfüllen könnte, doch bei mir geht es nicht.« Er wischte sich ein paar Tränen weg. »Bitte seid meine Hände... Und streichelt sie ins Paradies.«

Beide hatte einen Kloß im Hals. Sie blickten sich kurz an. »Ja, wir machen es.« Marias Stimme war sehr leise. Es war ein großer innerer Kampf und ein großer Konflikt. Die Angst vor dem Unbekannten und viel Schamgefühl standen gegen die Gewissheit, Petra sehr weh zu tun, wenn sie ablehnen würden. Denn sie hatte schon angedeutet, dass sie sich Paul und Maria gern anvertrauen würde. Und sie ahnten, dass dies ein großer Vertrauensbeweis war.


»Meintest du den hier?« Claudia hielt den Monostiefel in der Hand. »Der gehört Petra.«

Maria war etwas verlegen. »Ja, den meinte ich.« Sie blickte Petra an. »Den würde ich gern einmal ausprobieren.«

Als Antwort streichelte Petra Maria über den Kopf. »Aber gern. Genieße es.« Sie bat Maria, sich zunächst die Ballettboots auszuziehen, die sie immer noch trug. »Ich bewundere dich sehr, dass du das kannst.« Petras Stimme zeigte große Faszination.

Maria war verlegen und wusste nichts zu antworten, während sie sich von ihren Stiefeln befreite.

»Braucht ihr mich noch?« Claudia freute sich für Petra, dass sie sich dieses Mal ihren Wunsch erfüllen konnte. »Sebastian hat eine Überraschung für mich.«

»Viel Spaß.« Petra lächelte.

»Danke, euch auch.« antwortete sie, dann verschwand sie wieder in der Hütte.

»Wir hätten auch noch einen Stiefel, der bis an den Schritt reicht.« Petra lächelte, während sie den Stiefel für Maria vorbereitete. »Doch dafür war im Auto wirklich kein Platz mehr.« Sie stöhnte etwas. »Außerdem ist man damit schon verdammt hilflos. Die Knie lassen sich damit nicht mehr beugen.«

Peter strich seiner Frau zärtlich über den Kopf.

»Jetzt setzte dich und strecke deine Beine aus.« bat Petra, dann wartete sie, bis Maria der Bitte nachgekommen war und zog ihr dann den Stiefel über die Beine. Doch dann zögerte sie und blickte zu Paul. »Magst du weiter machen? Ich hole unterdessen das Bett.«

* * *

»Das Bett ist eine Spezialanfertigung, es hält die Luft von sich aus und man kann den nervigen Staubsauger abschalten.« erklärte Petra, als sie eine große Kiste vor die Hütte rollte. »Helft ihr mir beim Auspacken?«

Die Aufforderung hätte es nicht gebraucht, Paul und Maria waren mehr als neugierig, weil sie sich unter dem Vakuumbett immer noch nicht so richtig etwas vorstellen konnten.

»Das hier ist das Bettzeug.« Petra hob einen dicken Stapel schwarzen Gummis heraus. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein übergroßen Bettlaken. »Nehmt ihr bitte die Stangen heraus?«

Paul kam der Bitte nach. »Und wofür sind die?«

»Das wird der äußere Rahmen.« erklärte Petra.

Maria saß neben der Kiste und blickte etwas verlegen auf ihre in dem Monostiefel gefangenen Beine. »Ich schau euch zu.«

»Oh, in den Stiefeln kann man sich schon bewegen.« Petra lachte. »Es ist nur etwas umständlich und anstrengend.« Sie blickte Maria aufmunternd an. »Weißt du, wie 'auf allen vieren' geht?«

Maria drehte sich etwas mühsam um, dann konnte sie die angesprochene Haltung einnehmen.

»Und jetzt kannst du dich abstützen und auf den Knien rutschen.« Petra lächelte ermutigend.

Maria keuchte etwas. »Nun ja...«


Peter hatte zusammen mit Paul in der Zwischenzeit angefangen, den Rahmen aufzubauen. »Hier kann ich noch mit anfassen. Den Rest müsst ihr dann allein machen.«

Sebastian kam aus der Hütte und hatte einen kleinen alten Staubsauger in der Hand. »Ich glaube, den braucht ihr auch noch.« Er legte ihn neben der großen Kiste ab. »Ich hänge euch dann noch das Kabel aus dem Küchenfenster. Ich weiß aber nicht, ob er so lange durchhalten wird.«

»Oh,« Petra blickte von dem Laken auf. »Wir brauchen ihn nur kurz zum Absaugen.«

»Muss der nicht die ganze Zeit laufen?« Sebastian war verwundert.

»Nein, das ist ein neues Bett, das hält die Luft von sich aus.« Petra richtete sich auf und lächelte stolz. »Wenn du einen Moment wartest, kann ich es dir zeigen.«


Sebastian wartete, bis Petra zusammen mit Paul und Maria das Gummi über die Rohre gezogen hatte. Am Kopfende stand das Gummi jetzt ungefähr einen viertel Meter über.

Petra nahm eine dünne Stange zur Hand und begann, das überstehende Gummi um sie herum aufzuwickeln. »Das hier muss besonders sorgfältig gemacht werden, damit sich keine Falten bilden. Durch die könnte Luft entweichen.« Sie blickte dabei aber auf Paul und Maria. »Dabei könnt ihr euch auch gern Zeit lassen. Ich brauche wenn ich einmal darin liege sowieso einige Zeit, bevor es dann losgehen darf.«

Sebastian war schwer beeindruckt. »Ich komme nachher vielleicht einmal kurz zum Schauen.« Dann ging er wieder in die Hütte. Zuvor hatte er sich aber noch davon überzeugt, dass alle die Notfallregel kannten, und er hatte auch ein Messer für alle Fälle bereit gelegt.


Sie spürte das Zögern ihrer beiden Helfer. »Peter könnte euch durchaus sagen, wenn ihr etwas falsch macht, aber er kann nicht mit anfassen.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Und fragt ihn bitte nicht warum.«

Paul gab sich auf einmal recht selbstbewusst. »Das kriegen wir schon hin.« Er dachte insgeheim an die vielen seltsamen Situationen, in die Maria ihn schon geführt hatte.

Dann stand Petra auf und begann sich auszuziehen. Als sie die verwunderten Gesichter von Paul und Maria sah, musste sie lachen. »Natürlich könnte man auch mit Kleidern in das Gummi, aber ohne ist es viel schöner. Man fühlt es einfach überall.« schwärmte sie.

Peter hatte Paul noch den Umgang mit dem Staubsauger gezeigt, dann wollte er sich zurückziehen. Doch Petra hielt ihn auf. »Du müsstest mich noch aus meiner Rüstung heraus lassen.«

Peter grinste ein wenig, dann holte er einen Schlüssel hervor, doch während er seiner Frau das Keuschheitsensemble öffnete, verfinsterte sie seine Miene wieder etwas. Doch sagen tat er nichts.

»Bitte bleib doch hier, bis du gesehen hast, dass sie es richtig machen.« Petra wusste, dass sie von ihrem Mann etwas sehr Schweres verlangte. Dann griff sie noch einmal in die Kiste und hatte einen Schlauch mit einem Riemen daran in der Hand. Als sie die fragenden Gesichter sah, war sie etwas verlegen. »Sebastian hat darauf bestanden, dass das Mundrohr fixiert wird. Das ist fast wie ein Knebel.« Sie lächelte Maria an. »Aber wir haben ja Tipps zum Gag-Talk bekommen.«

Sie nahm das kurze Ende des Schlauchs in den Mund und band sich danach den Riemen um den Kopf. Sie ging auf die obere Öffnung zu und hob sie hoch. »Bitte festhalten.« war etwas undeutlich durch den Schlauch zu hören. Dann setzte sie sich vor die Öffnung und kroch langsam hinein.

* * *

Paul und Maria sahen sich fast atemlos an. Eben hatten sie das kleine Rohr mit dem überstehenden Gummi umwickelt und so das Gummibett versiegelt. Dabei hatten sie sehr genau darauf geachtet, dass keine Falten entstanden. Durch ihre Bewegungen unter dem Gummilaken konnten sie sehen, wie Petra von innen begann, ihr Atemrohr durch eine verstärkte Öffnung in dem Gummilaken zu fädeln.

Paul begriff, worum es ging, und beugte sich über sie, um den Schlauch durch die Öffnung entgegen zunehmen und weiter durchzuziehen, bis das Gummilaken auf Petras Gesicht anlag. Ein dünnerer Gummischlauch, der an der verstärkten Öffnung angebracht war, umschloss nun das Atemrohr und verband es luftdicht mit dem Laken.


Peter stand sehr nervös neben ihnen. »So ist es gut.« Er reichte ihnen seine Armbanduhr. »Jetzt wartet noch eine Viertelstunde und dann könnt ihr mit dem Absaugen beginnen.«

Paul fiel auf, dass sie noch gar nicht wussten, wie lange das Absaugen dauern sollte. Er fragte Peter danach.

»Wenn ihr ein helles Pfeifen hört, ist es genug.« Er drehte sich schon um zum Gehen. »Außerdem kann Petra es euch ja auch noch sagen.«

»Danke«, war es auf einmal aus der schwarzen Hülle zu hören, »ihr wisst ja gar nicht, was für einen großen Wunsch ihr mir erfüllt.«


Die Sekunden schlichen dahin. Immer wieder blickten Paul und Maria auf die Uhr.

»Oh«, war auf einmal aus der Hülle zu hören, »ihr dürft euch ruhig unterhalten, das stört mich nicht.«

Trotzdem herrschte erst einmal weiterhin Stille.


»Du weißt, was du mit dem Staubsauger machen musst?« Marias Stimme zeigte sowohl Nervosität als auch Faszination.

Paul zeigte auf den kurzen Stutzen, der am Kopfende nahe am Rand angebracht war. »Nur anschalten, den Sauger hier dran halten und absaugen.« Er blickte wieder auf die Uhr. »Da ist ein Ventil drin, welches die Luft drinnen hält.«

»Du meinst, nicht herein lässt?« Trotz der Angespanntheit mussten beide kurz lachen. Der Versprecher zeigte auch Pauls Nervosität.


Maria blickte noch einmal auf die Uhr. »Ich glaube, wir können dann anfangen.«

Petra grunzte einmal. Das war das Zeichen für 'Alles in Ordnung'.

Pauls Hand zitterte etwas, als er den Staubsauger anschaltete. Dann hielt er den Sauger an das Bett.

Zuerst war überhaupt keine Änderung zu sehen und sie glaubten schon etwas falsch gemacht zu haben. Doch nach und nach wurde das Gummi weiter zu Boden gezogen und Petras Konturen wurden sichtbar.

Maria sah sehr fasziniert, wie sich das Gummi sogar um jeden einzelnen Finger legte. Petra würde sich vermutlich keinen Millimeter mehr bewegen können.

Schließlich zeigte tatsächlich ein helles Pfeifen an, dass alle Luft aus dem Bett heraus gesaugt war. Paul nahm den Sauger vom Stutzen und schaltete den Staubsauger aus.

Zunächst blickte beide auf das bizarre Bild, welches sich ihnen bot. Von Petra war wirklich jedes Detail zu sehen und durch den Schlauch war jetzt schon ein leises Stöhnen zu hören.


Maria hatte sich als erste wieder unter Kontrolle und sie ‚erinnerte’ sich daran, wo sie sich selbst gern streichelte, wenn sie eine Belohnung bekam. Sehr vorsichtig begann sie mit ersten Berührungen der Gummihülle.

Petra quittierte die Berührung mit einem ersten Aufstöhnen.

Paul kniete noch zögernd daneben und als Maria seine Zurückhaltung bemerkte, ergriff sie seine Hände und drückte sie ebenfalls auf Petras Körper. Sie zeigte ihm wortlos, wo Petra überall gestreichelt werden mochte und ließ dabei auch nicht die wirklich intimen Stellen aus.

Petras Stöhnen zeigte bald an, dass Paul und Maria ihre Sache gut machten und nachdem Paul seine Scheu abgelegt hatte, stöhnte Petra lauter, als sie spürte, dass es jetzt mehr als zwei Hände waren ,die sie berührten.

Petras Stöhnen und ihr Atem gingen immer heftiger. Und das gelegentliches Wackeln des Vakuumbettes zeigte, das Petra schon heftige Bewegungen machen würde, wenn das Gummi sie nicht so unerbittlich festhalten würde.

Schließlich zeigte ein langer Schrei, dass Petra ihr Ziel erreicht hatte. Nur ganz langsam sank sie zusammen und ließ sich noch durch das Streicheln bei der Wiederkehr in die reale Welt begleiten.

* * *

»Hier, bitte schön.« Maria reichte Petra so wie es abgesprochen war, das große Badetuch. Danach nahm sie sie in den Arm und ermutigte auch Paul, seinem Versprechen nachzukommen.

Petra musste sich erst ihre Freudentränen wegwischen, bevor sie antworten konnte. »Danke, danke für alles. Das werde ich euch nie vergessen.«

Paul und Maria hielten Petra in ihrer Umarmung recht unbefangen fest. Aber in ihren Gesichtern war auch etwas Erleichterung zu lesen, dass sie es hinter sich hatten und vor allem, dass Petra zufrieden war.


Maria schaute immer wieder auf den seltsamen Gummirahmen und spürte in ihren Händen immer noch das immer stärker werdende Zittern von Petra. Sie konnte nur ahnen, dass es die einzig mögliche Bewegung gewesen war, die Petra noch verblieben war.

»Maria?« Petra blickte ein wenig fragend an.

»Ja?« Maria wusste in ihrem Unterbewusstsein schon, was jetzt kommen würde.

»Möchtest du es auch einmal probieren?« Petra hatte die Frage etwas leiser gestellt. »Du scheinst sehr fasziniert zu sein.«

Jetzt wo es ausgesprochen war, erkannte Maria, was sich tief in ihrem Inneren geregt hatte. »Ich würde gern wissen, wie es sich anfühlt, bevor ich ja sage.«

»Das ist doch gar kein Problem«, Sebastian stand plötzlich neben ihnen. »Macht doch einfach zwei Durchläufe. Einen zum Austesten und einen zum Genießen.«

Petra blickte ihn wortlos aber fragend an.

»Claudia fliegt«, antwortete er auf die nicht ausgesprochene Frage. »Ich habe ein wenig Zeit.« Er drehte sich wieder zu Maria. »Außerdem könnte ich mir dann das Bett noch einmal in Aktion ansehen.« Er hatte an Marias Blick schon erkannt, wie ihre Antwort lauten würde. »Aber wir möchten dich nicht bedrängen.«

Maria drückte noch einmal Pauls Hand, bevor sie sich zu einer Antwort durch rang. »Ich würde schon gern einmal wissen, wie sich das anfühlt.« Ihre Stimme war sehr leise.

Petra bat Paul und Sebastian, das Bett wieder herzurichten. »Vielleicht könntet ihr es ein wenig auswischen, es dürfte im Moment ein wenig feucht sein.« Sie lächelte etwas verlegen.

Sebastian blickte Petra und Paul abwechseln an. »Das machen wir schon.«


Petra bat Maria, sich neben sie zu setzen. Erst als Maria sich auf ihre Hände abstützte, fiel es Petra wieder ein, dass Maria noch den Monostiefel trug. »Warte, ich komme zu dir.« Sie hielt das Handtuch fest an ihren Körper, dann stand sie auf und setzte sich neben Maria.

»Es gibt ein paar Sachen, auf die du vorbereitet sein solltest.« Petras Stimme klang im Moment sehr wichtig. »Das Atmen im Bett geht sehr schwer, weil du ja Druck auf dem Brustkorb hast. Das ist ein Moment, wo man leicht Panik bekommen kann.«

Maria blickte kurz einmal zum Bett, wo Paul und Sebastian sich daran machten, es ein wenig von innen zu trocknen. Paul hielt es auf und Sebastian war mit mehreren Tüchern hinein gerutscht.

»Und du solltest eine ganz bequeme Position einnehmen. Wenn das Vakuum einmal da ist, kannst du dich überhaupt nicht mehr bewegen.« In ihrer Stimme klang sehr viel Faszination mit.

»Und wie wird es nachher ablaufen?« Maria Neugier war mindestens genauso groß wie die Angst vor dem Unbekannten.

»Du kriechst hinein, dann suchst du dir einen bequemen Platz und dann könnte es los gehen. Das Atemrohr muss natürlich richtig sitzen, sonst darfst du erst gar nicht anfangen.«

Maria schwieg einige Zeit.

Doch Petra spürte ihre große innere Unruhe. »Wir sind alle da und passen auf dich auf.«

Sebastian warf das Wort 'Notsignal' dazwischen.

»Richtig«, Petra griff es auf. »Du darfst es jederzeit abbrechen, aus welchem Grund auch immer.«


Auf einmal hörten sie ein vertrautes Räuspern. »Eure Hoheit!« Paul stand mit ernstem Gesicht vor ihnen und verbeugte sich. »Ich bitte melden zu dürfen, dass das Bett für eure Hoheit jetzt bereit ist.« Er reichte ihr seine Hand.

Ein vorsichtiges Lächeln glitt über Marias bisher sehr angespannte Miene. »Ich danke euch, mein Prinz.« Sie ergriff leicht zitternd seine Hand und ließ sich langsam hochziehen.

»Ich glaube, die Prinzessin möchte sich noch umziehen.« Petra versuchte, die Stimmung aufzugreifen.

Maria hatte den Monostiefel schon ganz vergessen und wurde erst jetzt daran erinnert, als sie ihre Beine nicht so bewegen konnte, wie sie es eigentlich vorhatte.

Auch Paul hatte den seltsamen Stiefel wieder bemerkt und hielt Maria fest, als er ihr Straucheln fühlte.

»Danke, mein Prinz, den Stiefel hatte ich ganz vergessen.« Sie grinste. »So etwas fehlt in der königlichen Garderobe noch.«

»Der passende Schuh zum großen Korsett.« Paul sprach eigentlich nur einen Gedanken aus, doch er bekam als Belohnung dafür einen langen Kuss.


Nachdem Paul ihr aus dem Stiefel geholfen hatte, hatte Maria schnell ihre restlichen Kleidungsstücke abgelegt. Doch dann hielt sie inne, denn es kam jetzt ein ganz schwieriger Punkt. Sie musste Paul bitten, sie aus dem Keuschheitsgeschirr zu befreien.

Doch zu ihrer großen Erleichterung hatte Paul die Schlüssel schon in der Hand und ohne eine weitere Aufforderung hatte er ihr die Schlösser geöffnet, die für das Ablegen wichtig waren.

»Hier bitte«, Sebastian stand neben ihr und reichte ihr das Atemrohr.

Maria nahm es entgegen und wie bei ihren Knebeln auch hatte sie keine Mühe damit, es sich anzulegen. Erst später sollte ihr bewusst werden, dass sie zu diesem Zeitpunkt völlig nackt war.

Paul war unterdessen zum Bett gegangen und hielt die Gummihülle hoch. »Bitte sehr, werte Prinzessin, es ist alles bereit.«

»Danke, mein lieber Prinz«, antwortete Maria und ließ sich vor dem Bett nieder.

»Am besten wäre es, die Prinzessin setzt sich davor und rutsch dann hinein.« Petra hatte sich das große Badetuch jetzt um den Körper gebunden und stand neben Maria. »Dein Prinz hält das Bett so lange fest, bis ich es sage.« Sie blickte Paul kurz an.

Maria war dankbar, dass Petra nicht nur ihre Erfahrung einbrachte, sondern auch ihr Spiel mitspielte. Das machte es ihr leichter, insbesondere weil sie es von den schönen Nächten schon gewöhnt war. Langsam machte Maria sich auf in das Gummibett.

»Siehst du die Öffnung für das Rohr?« fragte Petra, als Maria in das Bett hinein gerutscht war. »Stecke bitte den Schlauch hindurch.«

Maria kam der Aufforderung ohne Mühe nach. Paul half ihr von außen.

»Ist alles in Ordnung? Liegst du bequem?« Petra hatte diese Frage bewusst langsam gestellt. Maria sollte zur Ruhe kommen.

»Es ist alles in Ordnung.«

»Für das erste Mal solltest du deine Arme nach unten halten und leicht abspreizen.« Petra sah, dass Maria ihren Vorschlag sofort annahm. »Und die Finger auch leicht spreizen.«

Maria kam auch dieser Bitte nach.

»Jetzt entspanne dich. Wir werden das Bett jetzt schließen.«


Maria lauschte. Sie hörte nur das Rascheln des Bettes und gelegentlich hörte sie, wie Petra etwas zum Bett erklärte. Sebastian gab sich sehr interessiert. Doch dann wurde es still.

Die Zeit verging nur sehr langsam. Doch es bewirkte, dass Maria ruhiger wurde. Später sollte sie erfahren, dass es nur zwei Minuten waren, seit Petra verkündet hatte, dass das Bett jetzt geschlossen wäre.

Schließlich durchbrach ein leises Räuspern die Stille. »Wir würden dann mit dem Absaugen beginne.« Petras Stimme war gut zu hören. »Ist bei dir alles in Ordnung? Bitte antworte im ganzen Satz.« Petra wollte auf Nummer sicher gehen.

»Mir geht es gut, ihr könnt beginnen.« Zu ihrem eigenen Erstaunen fiel ihr dieser Satz sehr leicht.

»Bitte lege dich ganz bequem hin und entspanne dich.«

Maria kam der Bitte nach und nahm die abgesprochene Haltung ein. Nur ihr Herz klopfte wie wild.


Der Staubsauger heulte auf und gleich darauf fühlte sie ein leichtes Ruckeln am Gummi. Das Absaugen begann.

Zuerst spürte Maria das Gummi nur leicht, doch je länger das Absaugen dauerte, desto deutlicher bemerkte sie, wie sich das Gummi immer weiter um ihren Körper legte. Der Druck auf ihren Brustkorb nahm zu, so wie Petra es angekündigt hatte.

Auch an ihren Armen und Beinen spürte sie das Gummi immer deutlicher und es erinnerte sie an das Gefühl, wenn sie in ihr Ganzkörperkorsett geschnürt wurde - nur das es hier noch viel gründlicher passierte und sehr viel enger wurde.

Sie merkte, wie das Gummi überall an ihrer Haut entlang kroch und immer mehr von ihrem Körper gefangen nahm. Sie versuchte vorsichtig ihre Arme zu bewegen, doch zu ihrer Faszination waren diese schon fest vom Gummi umschlossen.

Sie fühlte, wie das Gummi auch ihre Arme und Beine entlang wanderte und langsam auch ihre Finger umschloss.

Auf einmal war das helle Pfeifen zu hören, welches sie schon bei Petra gehört hatte und welches ihr das Finale ankündigte.


Stille.


Auf einmal war es ruhig.


Sehr ruhig.


Maria hörte nur noch ihr Herz klopfen.


»Maria?« Petra Stimme durchbrach die Stille.

»Ja?« Maria hatte ein wenig Mühe zu antworten.

»Ist alles in Ordnung?« Ihre Stimme zeigte eine gewissen Nervosität, denn Petra wusste, das dies ein ganz kritischer Moment war.

»Es ist alles in Ordnung.« Maria fühlte sich ähnlich geborgen, wie sie es in ihrer schönen Nacht schon oft erlebt hatte. »Die Prinzessin ist sehr zufrieden und wird sehr gut schlafen.«

»Wie gefällt es der Prinzessin?« Paul war von dem Anblick sehr fasziniert.

»Danke mein Prinz, es ist sehr schön.« Zu ihrem eigenen Erstaunen hatte Maria trotz ihrer Lage keine Mühe, in dem Spiel zu bleiben.

»Wir würden dich dann wieder heraus lassen und dann den zweiten Lauf starten.« Petra erinnerte an das, was sie abgesprochen hatten.

Doch Maria hatte ihre Entscheidung schon lange getroffen. »Petra?« fragte sie vorsichtig. »Könnte ich auch gleich so bleiben?«

»Aber gern.« Petra lächelte. Insgeheim hatte sie mit dieser Frage gerechnet. »Wir würden dann mit dem Streicheln beginnen. Ist dir das recht?«

Maria versuchte zu nicken, doch sie stellte fasziniert fest, dass ihr Kopf völlig festgehalten wurde. Ihr 'Ja' war sehr leise.


Sie zuckte etwas zusammen, als sie die Hand auf ihrem Bauch spürte. Dann kam eine zweite Hand auf ihrem Arm. Es war so intensiv und so zärtlich.

Eine dritte Hand. Es war Pauls Hand, das spürte sie. Es war so vorsichtig und doch auch zärtlich.

Dann kamen noch weitere Hände. Und diese Hände begannen sich zu bewegen. Sie waren so zärtlich... und überall... Maria schaffte es nicht mehr, ihr Stöhnen zu unterdrücken.

Und sie konnte überhaupt nichts tun. Sie war wie festgeklebt. Sie war all der Zärtlichkeit hilflos ausgeliefert. Sie schaffte es nicht mehr, sich zurückzuhalten, sie begann hemmungslos zu stöhnen.


Immer lauter wurde ihr Stöhnen. Und die Hände streichelten sie überall.

Zuerst erschrak sie ein wenig, als sie die Hände auch auf ihrer Scham spürte. Doch schon sehr bald schaffte sie es, sich völlig fallen zu lassen und nur noch zu genießen.

Ihre Erregung stieg immer weiter an und sie begann überall zu zittern. Doch sogar dieses Zittern wurde von dem unbarmherzigen Gummi so gut wie unterdrückt.

Schon bald war sie nur noch zitternde Erregung und konnte nichts mehr denken, nur noch fühlen. Langsam begann sich ihr Körper anzuspannen.

Immer stärker wurde ihre Erregung und sie hätte sicher wild um sich geschlagen, wenn sie das Gummi nicht so streng festgehalten hätte. Lediglich der wackelnde Rahmen zeigte an, wie heftig Maria sich zu bewegen versuchte.

Schließlich zeigte ein heftiges Aufbäumen, dass ein wilder Orgasmus durch ihren Körper jagte.


Das Streicheln wurde nach und nach weniger und es wurden auch weniger Hände, bis sie nur noch zwei davon spürte, Pauls Hände.

»Alles in Ordnung?« hörte sie Pauls Stimme wie durch einen Nebel.

»Ich liebe Dich!« Die Worte kamen direkt aus ihrem Herzen.

Sie spürte seine Hände auf ihrem Busen und hörte dabei sein sehr liebevolles »Ich liebe dich auch.«

»Petra und Sebastian haben sich zurückgezogen.« Paul fiel das Sprechen schwer, denn er war von den Ereignissen immer noch sehr beeindruckt. »Ich soll dich fragen, ob du schon heraus möchtest.«

Maria schwebte immer noch im siebten Himmel. »Ich würde gern noch so bleiben.« Ihre Stimme strahlte. »Aber bitte bleibe bei mir.« Sie atmete heftig. »Und streichele mich weiter.«


Paul hatte sich bei Petra abgeschaut, wie er es zu machen hatte.

Er begann an den Fußspitzen, arbeitet sich an den Innenseiten der Schenkel empor, um dann kurz vor ihrer Scham aufzuhören oder auf dem Bauch weiter zu machen. Nur ganz selten führten ihn seine Bewegungen direkt ans Ziel.

Petra hatte ihm diese Bewegungen erklärt und dass geeignet seien, die Eingeschlossene wirklich ins Paradies zu führen.

* * *

Maria war unter seinen Händen noch zwei mal gekommen, als er schließlich sah, wie Petra und Sebastian wieder auf ihn zu kamen.

Petra setze sich zunächst neben ihn und flüsterte ihm ins Ohr, was als nächstes kommen würde. »Wenn Maria aus dem Bett heraus kommt, musst du sie sofort mit dem großen Handtuch in Empfang nehmen, sie darin einwickeln und dann festhalten, das ist ganz wichtig. Wenn sie sich setzen möchte, dann sei darauf vorbereitet. Es ist ganz wichtig, dass sie dich an ihrer Seite spürt und dass du allein für sie da bist. Sie muss ganz langsam wieder zurückgeholt werden und das musst unbedingt du machen.«


Paul hielt Maria im Arm und blickte etwas umher. Neben ihm lagen noch die zwei Keuschheitsgeschirre von Maria und Petra. Peter war auf eine kleine Wanderung aufgebrochen, von der er noch nicht zurück war. Und Petra wollte nur von ihm eingeschlossen werden.

Maria hatte sich in das Handtuch gekuschelt und genoss Pauls Umarmung. Seit Petra und Sebastian das Bett geöffnet hatten, hatte sie noch kein Wort gesagt. Genau darauf hatte Petra ihn aber auch vorbereitet.

Auch als sie plötzlich zu weinen begann, blieb Paul ruhig. Auch diese Reaktion hatte Petra vorher gesagt. Er zog sie noch etwas fester an sich und hielt sie fest. Nur gelegentlich wischte er eine der Tränen weg.

»So etwas Schönes habe ich noch nie erlebt.« Marias Stimme zeigte, dass sie immer noch beim Fliegen war und dass sie nur sehr langsam wieder in die Realität zurück kam. »Danke, dass du da bist.« Sie gab ihm einen Kuss.

Obwohl Paul mit ihrem Keuschheitsgürtel in der Hand neben ihr stand und auf sie wartete, war Marias Aufmerksamkeit von Petra gefangen, die sich gerade ihren Gürtel anlegte, während Peter daneben stand und gelegentlich mit anfasste.

Paul blickte bewusst nicht zu Petra, nachdem er gesehen hatte, was Maria so sehr faszinierte. Petra hielt den Gürtel in ihrer Hand und schob sich gerade den auf dem Schrittteil angebrachten Dildo zurecht. Als sie Marias verwunderten Blick sah, lächelte sie. »Das erinnert mich immer daran, dass ich Peters Frau bin.« Sie drückte ihrem Mann einen kurzen Kuss auf den Mund.

Erst nachdem Peter begann, die Schlösser an Petras Gürtel zu schließen, war Maria wieder in der Lage, Paul ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Sie lächelte etwas verlegen, als sie sah, dass Paul ihren Gürtel in der Hand hielt und auf sie wartete. »Ich habe da gerade etwas gesehen, was mich sehr fasziniert hat.« Sie wurde etwas rot.

»Ich weiß«, Paul versuchte sich cool zu geben, was ihm aber nur leidlich gelang. »Ich habe es auch gesehen.«

»Aber jetzt schließe mich bitte ein.« Maria blickte ihn erwartungsvoll an.

Im Gegensatz zu Maria erinnerte sich Paul sehr genau an die Übungsstunde bei seiner Oma und deswegen beherrschte er die nötigen Handgriffe, um Maria den Gürtel und den BH wieder anzulegen.

Petra blickte das Paar erstaunt an. »Das ging aber schnell.«

Maria lächelte. »Wir haben das auch extra geübt.« Sie gab Paul einen Kuss. »Wir wollten uns hier nicht blamieren.«

Paul war trotz Petras und Marias Lob erleichtert, dass er seine Feuerprobe so gut bestanden hatte.

»Du trägst den Gürtel noch nicht lange?« Petra vermutete das Naheliegende.

»Doch, eigentlich seit Beginn meines Programms. Und das sind jetzt schon ein paar Jahre.« Maria gab Paul noch einen Kuss. »Aber bisher hat sich jemand anderes darum gekümmert.«

»Ich trage den Gürtel die ganze Zeit«, es lag ein gewisser Stolz in Petras Stimme, »nicht nur hier auf der Hütte.« Sie nahm Peters Hand und drückte sie. »Es gefällt mir sehr gut, dass er über mich die Kontrolle hat.«

»Ich trage den Gürtel auch sehr oft«, es freute Maria, sich einmal mit einer Gleichgesinnten austauschen zu können, »aber nur zu meinem Schutz.«

»Und wer hat die Schlüssel?« fragte Petra mit einem gewissen Unterton in der Stimme.

»Die hat Paul«, antwortete Maria, sie ahnte noch nicht, woraus Petra hinaus wollte.

»Das heißt, er hat die Kontrolle über dich?«

Maria wurde etwas nachdenklich. »So habe ich das bisher noch gar nicht gesehen.«


Petra spürte die Neugier von Paul und Maria, gleichzeitig ahnte sie aber auch, dass das Paar von sich aus nicht nachfragen würden, so begann sie von sich aus zu erzählen. »Ich stamme aus einer sehr konservativen Familie, und meine Mutter hat mich schon sehr früh in einen Keuschheitsgürtel gesteckt. Ich habe es damals einfach so hingenommen, insbesondere weil es in meiner Klasse zwei Mädchen gab, denen es ebenso erging.« Sie beschrieb, dass sie durch einen Zufall beim Toilettengang darauf gekommen sind. »Wir fühlten uns als etwas Besonderes, weil uns die Jungs belagerten. Es gab Mädchen in der Klasse, die hübscher waren, doch wir waren etwas Besonderes.«

Petra hatte etwas Verträumtes im Blick. »Und wir waren auch nicht zurückhaltend, denn wir wussten ja, dass uns nichts passieren konnte. Es war toll, so unbefangen flirten zu können.«

Ihre Stimme wurde nachdenklich. »Doch schon bald merkte ich, dass ich etwas vermisste. Ich konnte es bloß nicht beschreiben.«

»Ich hatte es sofort erkannt, was dir fehlte.« ergänzte Peter. »Es war auf einer der Klassen-Feten. Ich hatte von dir verlangt, vor mir vor dem Sofa zu knien.«

»Ich bin dem atemlos nachgekommen und ich wusste sofort, als ich es spürte, dass es das war, nach dem ich gesucht hatte. Es kam sehr viel Spott von den anderen, doch ich blieb stark.« Es war jetzt noch zu spüren, wie bedeutsam es für Petra gewesen war. »Ich wusste nicht, ob ich so etwas Schönes noch einmal erleben würde und ich wollte es genießen« Sie seufzte etwas. »Später bin ich dann nicht mehr auf solche Parties gegangen.«

»Wir waren jung und verliebt.« beschrieb Peter. »Weißt du noch, wie wir in dem vornehmen Restaurant waren und du neben mir knien solltest?«

»Die Bedienung war sehr verunsichert und nervös.« Petra lachte. »Aber es waren die schönsten Stunden meines Lebens.«

»Das Trinkgeld, das ich gegeben habe, war mehr als die Rechnung selbst.« Peter war nachdenklich. »Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Du hast 'ja' gesagt.«

Sie sahen die verblüfften Gesichter.

»Ja, er hat mir bald nach dem Hauptgang einen Heiratsantrag gemacht.« Petra strahlte. »Und ich habe sehr gern angenommen.«

Peter gab ihr einen Kuss.

»Meine Familie war sehr erfreut, dass ich so eine gute Partie machen würde.« Petra schwärmte. »Und doch ließ es sich meine Mutter nicht nehmen, am Vorabend meiner Hochzeit in einer kleinen Zeremonie meinem damals Verlobten die Schlüssel für mein Geschirr zu übergeben.«

»Es war ein toller Moment, als er mich dann in der Hochzeitsnacht aufgeschlossen hat.« Sie streichelte seine Hand. »Und am nächsten Morgen gab es dann die nächste Überraschung.«

Peter grinste. »Ich war damals sehr unsicher, wie du aufnehmen würdest.« Peter grinste. »Doch du hast genau so reagiert, wie ich es mir gewünscht hatte.«

»Ich wachte wieder auf und spürte, dass ich den Keuschheitsgürtel wieder trug. Ich dachte zuerst, dass ich die Hochzeit nur geträumt hätte, doch dann sah ich das Kleid am Schrank hängen.« Petra blickte verträumt zu ihrem Mann. »Und dann spürte ich es in mir.«

Peter hatte damals den richtigen Zeitpunkt erkannt. »Noch einmal alles Liebe mein Schatz. Wie gefällt dir dein neuer Gürtel?« Er hatte ihr eröffnet, dass sie ab sofort immer einen Dildo in sich tragen würde. »Damit du stets an mich denkst.«

»Ich hatte mich vor der Hochzeitsnacht gefürchtet, denn ich hatte Angst, den Keuschheitsgürtel danach nicht mehr tragen zu dürfen.« Petra lachte. »Der neue Gürtel war das schönste Geschenk überhaupt.«

Maria wurde hellhörig. »Die ganze Zeit gefüllt?« Sie schaffte es nicht, das Wort 'Dildo' auszusprechen.

Petra lachte. »Nein, natürlich nicht.« Sie gab ihrem Mann einen Kuss. »Aber sehr oft.«

»Einen Gürtel trage ich ja auch oft.« Maria war nachdenklich. »Aber gefüllt war ich noch nie.« Sie wurde etwas rot, als sie es aussprach. Sie blickte Paul verlangend an.

Paul hatte sich nach dem ersten kurzen Schreck sofort wieder unter Kontrolle. Natürlich hatte er auch an das Prunkgeschirr denken müssen, welches seine Oma auf dem Dachboden aufbewahrte. Auf einmal hatte er eine Idee. »Wir stehen ja bald vor dem Altar.« Er grinste. »Wer weiß, was in der Hochzeitsnacht passieren wird.«

Maria kam ins Grübeln. Bisher hatte sie zwar immer davon geträumt, dass eines Tages ein Prinz kommen würde und sie »befreien« würde. Doch mittlerweile war sie sich gar nicht mehr sicher, ob sie überhaupt »befreit« werden wollte. Sie blickte verliebt zu Paul und ergriff seine Hand. Es war so schön, seine Fesseln zu genießen und gegen sie an zu kämpfen, und dabei doch stets zu wissen, dass sie sie verlässlich festhielten und ihr Geborgenheit gaben.

Wie würde es nach einer ‚Hochzeit’ sein? Es war ihr dabei zunächst gleichgültig, ob es die gespielte oder die echte Hochzeit war. Würde sie danach ‚frei’ sein? Der Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht.

Sie wusste noch nicht, wie es sein würde, wenn er in ihr war, doch wenn er von ihr verlangen würde, danach auch so einen Dildo zu tragen, dann würde sie es gern tun.

* * *

»Kommt ihr dann zur Verhandlung?« Amelie war aus der Hütte gekommen und obwohl ihre Arme in einem Monohandschuh gefangen waren, machte sie mit ihren Armen eine einladende Bewegung.

Peter blickte sie verwundert an. »Was für eine Verhandlung?«

Amelie grinste bis über beide Ohren. »Der Hüttenwirt Sebastian gegen die Einbrecherin Leonie.«

Peter lachte. »Na, das könnte lustig werden.«

Doch Amelie warnte sie. »Fangt bloß nicht an zu lachen, sonst macht ihr die ganze Stimmung kaputt.«

»Kannst du dir noch etwas anziehen?« Amelie blickte Maria etwas neidisch an. »Für dich und Paul sind die Rollen der Gerichtsdiener vorgesehen.«

»Gerichtsdiener?« Maria blickte Amelie verblüfft an. »Was müssen wir denn da tun?«

Amelie erklärte ihnen kurz ihre Aufgabe. »Und bitte versucht ernst zu bleiben.«

* * *

»Bitte erheben sie sich.« Margarete hatte einen kleinen Block vor sich liegen und tat so, als würde sie die Verhandlung mitprotokollieren.

Eberhard betrat die Bühne mit ernstem Gesicht und nahm in der Mitte zwischen dem ‚Staatsanwalt’ Sebastian und der ‚Pflichtverteidigerin’ Claudia Platz. Es war deutlich, dass er die Rolle des Richters übernommen hatte. »Bitte führen sie die Angeklagte vor.«

Maria stand auf und verließ die Hütte. Sie trug als Symbol ihrer Aufgabe einen Gürtel, an dem ein paar Handschellen baumelten. In der Tür blieb sie stehen. »Bitte die Angeklagte.« Im Gegensatz zu Eberhard und Sebastian hatte sie allerdings große Mühe, nicht zu lachen.

Paul stand auf und zog an der Leine, die er in der Hand hatte. Diese war an einem Halsband befestigt, die die hinter dem Rücken mit Handschellen gefesselte Leonie trug. Leonie stand ebenfalls von der Bank auf und folgte ihm in die Hütte. Sie hatte den Lack-Catsuit abgeben müssen und trug nun wieder die Kleidung, mit der sie zur Hütte gewandert war. Er führte die ‚Angeklagte’ auf die Bühne, wo sie neben ihrer Verteidigerin Platz nahm.

»Danke«, bedankte sich der Richter. »Ich denke, die Leine können sie jetzt abnehmen.«

Paul kam der Anweisung nach, dann nahm er neben Maria im ‚Zuschauerraum’ Platz und verfolgte von dort die weitere Verhandlung.


Zunächst trug der Staatsanwalt vor, was der Angeklagten vorgeworfen wurde. Es lief auf Einbruch, hinterlistige Täuschung und Missbrauch fremden Eigentums hinaus.

Der Richter bedankte sich, dann wandte er sich an Leonie. »Möchte die Angeklagte dazu Stellung beziehen.«

Unter normalen Umständen hätte Leonie nur gelacht, wäre aufgestanden und gegangen. Diese Verhandlung war doch nur ein schlechtes Theater. Doch sie wollte auf der Hütte bleiben dürfen und hoffte dazu noch auf ein paar aufregende Abenteuer. Die einzige Strafe, die sie wirklich fürchtete, war die, weggeschickt zu werden.

Sie stand auf. »Ich bekenne mich schuldig und bitte um eine gerechte Strafe.« Es war die Lust auf Abenteuer, die ihr diesen Satz in den Mund gelegt hatte. Dann nahm sie wieder Platz.

»Hat die Verteidigung noch etwas zu sagen?« Eberhard blickte zur »Pflichtverteidigerin«.

Claudia machte zunächst auf Leonies Single-Status aufmerksam und dass man deswegen doch Verständnis haben müsse. »Gewiss, sie hätte hier nicht herkommen dürfen, aber sie hat keinem geschadet und ist einsichtig. Ich bitte um ein mildes Urteil.«

»Ich bitte sie, sich zu erheben, das Urteil wird verkündet.« Margaretes Stimme war erstaunlich feierlich.

Eberhard erhob sich als letzter, dann räusperte sich. »Die Beklagte ist schuldig im Sinne der Anklage und wird wie folgt bestraft. Sie erhält sechs Stunden Orgasmusverbot, die Gemeinschaft wird dies geeignet überwachen. Außerdem müssen ihre Arme und Beine immer mindestens zu 50 % fixiert sein.«

Leonie war erleichtert, sie hatten sie nicht weggeschickt.

Doch dann sprach Eberhard weiter. »Ich bitte jetzt um die Vollstreckung des Urteils.« Er bat Maria, die Verurteilte wieder an die Leine zu nehmen und ebenso wandte er sich an Claudia, den Strafort vorzubereiten.


Maria stand auf und ging zu Leonie. Sie war sich im Moment nicht mehr so sicher, wie viel hier nur Theater war und was ernst gemeint war. Aber ihr gefiel der Gedanke, ein Mädchen an der Leine führen zu müssen.

Claudia stand auf und griff zu den Ketten, die Anna schon bereit gelegt hatte. Es war das Zubehör zu dem ganz großen Neosteel-Keuschheitsgürtel-Geschirr, welches sie zum Hochzeitstag bekommen hatte. Sie ging zu den Säulen, zwischen denen Christine letzte Nacht geschlafen hatte und befestigte sie jeweils oben und unten. Als letztes bat sie die Gerichtsdienerin, die Verurteilte herzubringen.

Als Leonie begriff, was mit ihr passieren würde, versuchte sie sich ein wenig spielerisch zu sträuben. Doch zum einen verriet sie sich durch das Leuchten in ihren Augen und zum andern entdeckte Maria, dass sie durchaus auch dominant auftreten und sich durchsetzen konnte.


Erst als sie Leonie zwischen die Säulen gestellt hatte und Claudia das erste der Neosteel-Bänder um ihr Handgelenk schloss, fiel ihr auf einmal die Szene aus ‚Geschichte der O’ ein, bei der O auch zwischen die zwei Säulen gekettet wurde um dann... »Ich will nicht wie die O ausgepeitscht werden.« stammelte Leonie vor sich hin.

Claudia reagierte blitzschnell. »Ich kenne die Szene auch, bei der sie erst zwischen die Säulen gekettet wird und dann geht die Musik an.«

Sebastian griff den Gedanken auf. »Aber die Musik brauchen wir hier nicht. Außer uns ist keiner hier.« Er griff zu einer Reitpeitsche, die eigentlich nur für das Ponyplay am folgenden Tag als Dekoration gedacht war und kam damit langsam auf Leonie zu.

Leonie begann zu zittern und ihre Stimme wurde weinerlich. »Ich will nicht ausgepeitscht werden.«

»Das hättest du dir vorher überlegen müssen.« Sebastian wusste, auf welchen Registern er spielen musste. »Wenn du dich in die Höhle des Löwen begibst, dann musst du damit rechnen, dass du gebissen wirst.«

Wie vorher abgesprochen, kam Anna mit einer großen Tasche dazu. Aus Leonie wurde auf einmal ein kleines Mädchen. »Mama, er will mich auspeitschen.«

Doch zu ihrem Entsetzen bekam sie von ihrer Mutter nur ein müdes Lächeln. »Na und?«

Sebastian ging um die Säulen herum und stellte sich hinter Leonie auf. Er ließ die Peitsche ein paar mal durch die Luft zischen.

Leonie begann zu weinen und zu schluchzen. »Bitte nicht.«

Sebastian legte die Peitsche auf Leonies Hinterteil und lies sie dort ein wenig kreisen. Danach ließ er sie wieder durch die Luft sausen.

Leonie hing wimmernd in den Ketten.

»Ich glaube, jetzt könnt ihr anfangen.« Sebastian gab Vater und Mutter ein Zeichen.

Daraufhin trug Franz ein kleines Tischchen herein und stellte es vor seine Tochter. Doch dabei blickte er sie kein einziges Mal an. Auch ihr Jammern und Flehen ignorierte er vollkommen.


Anna stellte die Tasche auf den Tisch und nahm als erstes eine Schere heraus. Damit ging sie um den Tisch herum auf ihre Tochter zu. »Halte still, sonst schneide ich dich.« warnte sie ihre Tochter mit strenger Stimme.

Leonie konnte durch ihre verweinten Augen kaum etwas erkennen. Sie war so eingeschüchtert, dass sie sofort still hielt. Sebastians Geräusch-Spielereien mit der Peitsche taten ihre übriges. Bevor sie begriff, was ihre Mutter gerade tat, hatte diese sie schon von sämtlicher Kleidung mit ein paar wenigen Schnitten befreit und zog ihr jetzt auch noch die Stiefel aus. Danach sie ging wieder zu ihrer Tasche und begann sie auszupacken. Zum Vorschein kamen ein Keuschheitsgürtel, der dazu passende Stahl-BH inklusive Halsband sowie Schenkelbänder, einige Ketten und zwei kurze Stäbe.

Sebastian schlug mit der Peitsche gegen einen der Pfeiler. Der Knall ließ Leonie noch einmal zusammen zucken.

Erst als ihre Mutter mit dem Keuschheitsgürtel auf sie zu kam, begriff Leonie, was passieren würde. »Das könnt ihr nicht machen.« Sie keifte ihre Mutter an.

Anna nickte Sebastian kurz zu. Er schlug Leonie einmal kurz und eher zärtlich auf ihren Hintern.

Es wirkte wie gewünscht. Leonie ließ sich ohne Gegenwehr in den Gürtel einsperren. Auch beim BH machte sie keine Probleme, als sie wieder Sebastians Streicheln mit der Peitsche spürte.

Als nächste brachte ihre Mutter noch an ihren Oberschenkeln die Schenkelbänder an und verband sie mit dem Gürtel.

Claudia kam dazu. Sie machte Leonies Beine los und befahl ihr, diese zusammen zu stellen. Leonie war mittlerweile so eingeschüchtert, dass sie widerspruchslos gehorchte.

Anna verband die beiden Bänder um die Oberschenkel direkt mit einem Schloss, ließ ihr also fast keine Freiheiten und verband dann auch noch die Fußbänder mit einer nur zehn Zentimeter langen Kette.

Sie stand wieder auf und griff sich die zwei kurzen Stäbe, die noch auf dem Tisch lagen. Sie drückte sie seitlich auf Leonies Gürtel, wo sie mit einem leisen 'Klick' einzurasten schienen. Dann gab sie Claudia ein Zeichen.

Diese machte zunächst Leonies rechte Hand los und führte sie zum Gürtel. Sie drückte das Band um das Handgelenk auf diese Stange und wieder war das leise 'Klick' zu hören. Das gleiche passierte dann mit dem linken Arm.

Sebastian trat vor Leonie. Mit der Peitsche strich er langsam über Leonies Stahlbikini und die Schenkelbänder.

Leonie hielt den Atem an. Sie war zwar jetzt nicht mehr wie die O angekettet, aber sie war trotzdem wehrlos. Ihre Hände waren jetzt an ihrem Gürtel fixiert. Nur langsam begriff sie, dass sie nicht ausgepeitscht werden sollte, sondern dass sie jetzt in dieses Keuschheitsensemble eingesperrt war. Und soviel wusste sie schon, auf die strengst mögliche Weise.


Eberhard, der bisher immer noch auf seinem 'Richterstuhl' gesessen hatte, stand auf und kam auf Leonie zu. Diese blickte ihn verunsichert an. Sie wusste nicht, was jetzt noch kommen würde. Er räusperte sich. »Ich danke ihnen für die schnelle Vollstreckung dieses Urteils. Gerichtsdiener?« Er blickte zu Maria. »Sie können die Angeklagte jetzt wegbringen.«

Maria hatte das ganze Schauspiel mit hohem Interesse verfolgt, insbesondere die Fesselung der Hände an den Gürtel hatte es ihr angetan. Doch jetzt war sie bemüht, der ihr aufgetragenen Aufgabe nachzukommen. Und wegen der Peitsche war auch ihr das Lachen vergangen. Sie stand auf und suchte das Ende der Leine. Damit trat sie auf Leonie zu und hakte die Leine in den Ring ein, der vorn an ihrem Halsband baumelte. Dann zog sie vorsichtig an der Kette.

Leonie trippelte mit winzigen Schritten hinter ihr her. Erst als Maria schon unterwegs war, fiel ihr auf, dass sie überhaupt nicht wusste, was sie jetzt mit Leonie machen sollte. Vorhin wurde sie von draußen herein gebracht, dann wäre es jetzt wohl nicht falsch, sie wieder hinaus zu bringen.

Erst jetzt, als Leonie realisierte, dass sie wirklich nicht ausgepeitscht wurde, war sie erleichtert. Doch sie hütete sich, ihre Erleichterung zu zeigen. Sebastian hatte die Peitsche noch nicht aus der Hand gelegt, dass hatte sie beim Hinausgehen noch gesehen.

* * *

Amelie schritt langsam vor die Hütte. Sie ging noch einmal in Gedanken ihren Text durch, den sie eben kurz abgesprochen hatten. Sie wollten Leonie in die nächste Falle locken. Sie sah, dass Maria sich mit Leonie auf die Bank vor die Hütte gesetzt hatte. Die Leine hielt sie immer noch in der Hand.

Leonie hielt ihren Blick zu Boden gesenkt und das benutzte Amelie dazu, Maria anzublicken und dabei kurz den Finger auf den Mund zu legen und zu zwinkern. Maria sollte jetzt möglichst keine Fragen stellen, denn in diesen Teil war sie nicht eingeweiht. »Du kannst rein gehen, ich übernehme.« Dann setzte sie sich neben Leonie.


»Ich bedauere dich.« Sie bemühte sich ihrer Stimme einen ernsten Tonfall zu geben. »Ich musste auch schon einmal das komplette Geschirr tragen.« Das Wort 'komplett' hatte sie extra betont.

Leonie blickte auf und ging ihr auf den Leim. »Ich hatte solche Angst vor der Peitsche.«

»Ja!« Sie gab sich mitfühlend. »Sebastian kann manchmal sehr streng sein.« Sie seufzte und dieser Seufzer war sogar echt.

In diesem Moment war Leonie die Lust auf die ‚aufregenden Abenteuer’ vergangen. Sie hatte solche Angst gehabt. »Ich habe Hunger.« entglitt es ihr plötzlich. Es war ihr eingefallen, dass sie außer ihrem Frühstück und ein paar Müsliriegeln nichts mehr gegessen hatte.

Amelie war über diese Vorlage sehr dankbar. »Ich glaube, sie bauen drinnen schon den Tisch auf.« Sie legte den Köder aus. »Soll ich fragen, ob du deine Hände frei bekommst, damit du essen kannst?«

Leonie ahnte noch nicht, was wirklich für sie geplant war. »Das wäre sehr nett.«

Amelie grinste ins sich hinein. »Ich gehe einmal fragen.« Sie stand auf und ließ Leonie allein.


Sebastian kam vor die Hütte. »Amelie hat mir von deinem Wunsch erzählt.«

Leonie blickte ihn zunächst sehr verunsichert an und suchte die Peitsche. Doch seine Hände waren leer. »Ja?«

»Ich würde dir gern ein Angebot machen.« Er machte eine kurze Pause, dann sprach er weiter. »Wenn du bereit bist, einige Sachen für mich zu testen, dann mache ich deine Hände vom Gürtel ab. Du magst doch Abenteuer.« Anna hatte ihm extra den Tipp gegeben, das Wort 'Abenteuer' zu benutzen.

Es wirkte wie vorgesehen. Leonie blickte ihn an. »Was muss ich denn testen?«

»Du stimmst also zu?« Er wollte, dass sie zusagte, ohne zu wissen, was kommen würde.

»Ich will es machen.« In Leonie hatte sich seit der Peitsche so etwas wie Respekt vor Sebastian gebildet.


Als sie in die Hütte kamen, war Leonie sehr erstaunt. Von dem ganzen Gerichtstheater war nichts mehr zu sehen, stattdessen standen sie alle um ein seltsames Holzgestell herum und blickte Leonie erwartungsvoll an.

Claudia kam auf Leonie zu. »Sebastian hat gesagt, dass du den Tisch testen möchtest?« Sie grinste etwas.

Leonies Hände zuckten etwas. Es lag aber an der Halsgeige, die Claudia trug. Leonie hätte sie gern einmal angefasst und vielleicht sogar ausprobiert. Doch so konnte sie nur fasziniert darauf schauen und fast etwas schadenfroh feststellen, dass Claudia ihre Arme im Moment auch nicht benutzen konnte.

»Leonie?« Claudia ahnte, was ihr im Kopf herum ging.

Leonie musste sich erst räuspern. »Ja, ich will testen.« Sie freute sich sowohl auf das Essen als auch auf die Aussicht, ihre Hände wieder benutzen zu dürfen.

»Setze dich bitte einmal hierhin.« Sie zeigte auf das seltsame Holzgestell, welches in der Mitte des Raumes stand. Fritz, Leonhard und Sebastian standen daneben. Dann griff Claudia zu Leonies Gürtel und befreie Leonies Hände.

Kaum hatte sich Leonie auf den kleinen Hocker gesetzt, als es plötzlich blitzschnell ging. Die drei Männer hatten sich sehr gut abgesprochen und kaum hatte Leonie gut Platz gefunden, als auf sich auf einmal von vorn und hinten ein Brett um ihren Hals legte. Reflexartig hob sie ihre Arme, um sich dagegen zu wehren. Doch genau darauf hatte Fritz und Leonhard nur gewartet und genau so schnell wie um ihren Hals legten sie die Bretter jetzt auch um ihre Handgelenke. Sie war so in eine Art Tischpranger eingesperrt.

»Danke, dass du das für mich testen möchte.« sagte Sebastian und erst in diesem Moment erkannte Leonie die ganze Gemeinheit dieses Ensembles. Sie war der Tisch.

Die anderen begannen jetzt weitere Tischplatten an ihren kleinen Tisch anzubauen und gleich darauf kam Claudia mit einer großen Tischdecke, die sie sie ausbreitete. Zu Leonies großer Überraschung waren in der Tischdecke ein großes und zwei kleine Löcher, die genau über ihren Kopf und ihre Hände passten.

Gleich darauf begannen alle den Tisch zu decken und das vorbereitete Essen aufzutragen.


Leonie begann zu erkennen, woraus der Test für Sebastian wirklich bestand. Sie wusste noch nicht, was jetzt kommen würde, aber sie spürte das große Loch in ihrem Bauch. »Ich habe Hunger.« sagte sie mehr zu sich selbst.

Claudia hatte mit so etwas gerechnet. »Du wirst doch wohl noch warten können, bis wir alle Platz genommen haben.«

Leonie erkannte, dass sie sich unter normalen Bedingungen sehr unhöflich verhalten hätte. Sie senkte den Kopf, doch als ihr Kinn auf die Tischplatte traf, erkannte sie, dass ihr auch diese Bewegung nicht mehr erlaubt war. So blieb ihr nur, sich etwas umzusehen.

Neben Claudia trug noch eine andere Frau ebenfalls eine Halsgeige, aber das hinderte sie nicht daran, beim Decken des Tisches mitzuhelfen. Es sah nur etwas mühevoll aus. Auch Amelie und Maria standen etwas teilnahmslos neben dem Tisch. Warum sie das machten erkannte Leonie erst, als sie Platz nahmen. Beide trugen ihre Arme auf dem Rücken in einer seltsamen Lederhülle, so wie sie sie auf dem Pferd bei der Musikfolter tragen musste. Die anderen Frauen trugen keine sichtbaren Fesseln.

Ihr Vater kam zum Tisch und lächelte. »Oh, den Tisch habt ihr heute aber besonders hübsch dekoriert.«

»Du hast mich ausgetrickst.« fauchte Leonie auf einmal Amelie an.

Doch Amelie grinste nur. »Wir haben doch deine Hände vom Gürtel befreit, oder nicht?«

»Siehst du, mein Schatz«, lächelte ihre Mutter, »es lohnt sich, immer ganz genau zuzuhören.«

»Nehmt Platz und greift zu.« Claudia bat zu Tisch. »Sebastian und Eberhard kommen gleich.«


»Ich möchte auch etwas essen.« Leonie sah ihre Mutter bittend an.

»Was möchtest du denn haben?« Es war einiges Fingerfood vorbereitet. »Was soll ich dir auftun?«

Leonie tappte nichts ahnend in die nächste Falle. Sie zählte auf, was sie gern essen wollte.

Anna legte alles auf ihren Teller, dann stellte sie diesen vor Leonies Kopf auf den Tisch und wünschte ihr einen guten Appetit.

Leonies rechte Hand begann zu zucken. Doch sie musste schon bald erkennen, dass sie so nichts in ihren Mund bekam. Sie blickte sich verunsichert um.

Fast alle hatten schon mit dem Essen begonnen, sogar Amelie und Maria wurden von ihren Partnern gefüttert. Auch Ella mit ihrer Halsgeige kaute. Leonie sah ihr einen Moment fasziniert zu. Sie hatte sich vom Tisch die Gabel gegriffen und konnte damit die Sachen auf ihrem Teller aufspießen und sich in den Mund führen. Nur zwei Frauen aßen ebenfalls nichts, Claudia und Margarete.


Schließlich kamen auch Sebastian und Eberhard und trugen zwei Kanister mit frischen Wasser. Sie nahmen Platz und erst als sie etwas im Mund hatten, begannen auch Margarete und Claudia mit dem Essen.

»Ihr dürft erst essen, wenn eure Partner...?« Maria war verwundert. »Ist das auch eine dieser komischen Regeln?«

»Es ist sogar meine Lieblingsregel.« Claudia lächelte. »Ich liebe es, warten zu müssen, wenn es schon so duftet.«

Maria schüttelte den Kopf. Dann blickte sie wieder zu Paul, der schon den nächsten Bissen für sie vorbereite.

»Aber dafür,« Claudia fand, dass ein kleiner Dämpfer für Maria durchaus angebracht war, »kann ich wenigstens allein essen.«

Maria erkannte ihren 'Fehler' und schwor sich insgeheim, nicht mehr so hochmütig zu sein.


»Mama, ich habe Hunger.« Leonie hielt es nicht mehr aus.

»Ja und?« Anna empfand ein wenig Genugtuung. »Ich habe dir doch was auf deinen Teller getan.«

Zur Überraschung aller war es Sebastian, der scheinbar Mitleid zeigte. »Meint ihr nicht, dass sie genug gelitten hat?« Er stand auf und reichte ihr Messer und Gabel, die er ihr gleich in die Hände legte. Doch in Wirklichkeit wollte er nur sehen, ob die Handlöcher so angebracht waren, das ein selbstständiges Essen der Bondagette noch möglich war.

Leonie blickte ihn verblüfft an.

»Fehlt noch etwas?« Sebastian liebte es, so mit den Gefühlen anderer zu spielen.

»Eine Serviette.« Woher Leonie die Kraft für den Sarkasmus nahm, wusste sie nicht. »Wie soll ich denn so essen?« ergänzte sie nach einer kurzen Pause.

»Hast du es denn überhaupt schon probiert?« Anna hatte bewusst einen Tonfall gewählt, als würde sie ein kleines Kind zu etwas überreden.

Leonie seufzte. Doch zu ihrer Überraschung konnte sie mit der Gabel tatsächlich die Sachen auf ihrem Teller erreichen, mit Hilfe des Messers aufspießen und sich dann zum Mund führen.

Zuerst war sie empört über diese so demütigende Essweise. Doch so nach und nach realisierte sie ihren Zustand und sie begriff, dass sie mitten in einem der von ihr so heiß ersehnten Abenteuer steckte.

Auf einmal ging ein Zucken durch ihren Körper und sie ließ Messer und Gabel fallen. Sie stöhnte laut auf.

»Ich hatte euch doch gleich gesagt«, sagte Eberhard mit sehr trockener Stimme, »dass das mit dem Orgasmusverbot eine blöde Idee ist.«

Auf einmal begannen alle am Tisch zu lachen.

Sebastian stand auf, reichte Leonie das Besteck, welches sie fallen gelassen hatte und streichelte ihr liebevoll über den Kopf. »Herzlich willkommen auf unserer Hütte. Ich hoffe, du wirst dich bei uns wohl fühlen.«

Es gab Applaus und auch die anderen begrüßten Leonie.

Als Leonie realisierte, was gerade passiert war, wurde sie ganz verlegen. »Danke, dass ich hier sein darf.«

Auch ihre Mutter streichelte ihr über den Kopf. »Meine mutige Kleine.«


»Entschuldige bitte, dass wir dich da nicht jetzt schon raus holen.« Claudia blickte Leonie etwas verlegen an. »Aber wie du sicher gesehen hast, müssten wir dazu den Tisch ganz abräumen.«

»Ich möchte weiter so essen.« Leonies Stimme wurde leiser. »Das gefällt mir unheimlich gut.«

Sebastian grinste »Das war nicht zu überhören.«

Leonie wurde etwas rot. »Aber ich würde gern etwas trinken.«

»Es gäbe zwei Möglichkeiten.« Sebastian freute sich, dass er diesen Aspekt auch noch probieren lassen konnte. »Strohhalm oder Schnabeltasse. Die Schnabeltasse ist aber nicht jedermanns Sache.«

Leonie musste nicht lang überlegen. »Ich probiere doch erst einmal den Strohhalm.«

»Was ist eigentlich mit Christine?« Leonie war aufgefallen, dass Christine die ganze Zeit noch kein Wort gesagt hatte. Sie äußerte dies.

Fritz erläuterte ihr, wie Christine das Wochenende verbringen wollte.

Leonie war mehr als erstaunt. »Davon hattest du mir aber nichts erzählt«, sagte sie vorwurfsvoll zu ihrer Schwester. Doch ihre Augen begannen zu leuchten.

Doch Christine konnte nur ein wenig mit den Achseln zucken und verlegen lächeln.


»Du musst jetzt noch warten, bis wir den Tisch abgebaut haben, bevor wir dich da raus lassen können.« Sebastian war wichtig, dass es nicht als Schikane bei ihr ankam.

Leonie wartete geduldig, bis der Tisch abgeräumt war. Dabei fand sie es sehr faszinierend, mit welcher Selbstverständlichkeit Ella und Claudia beim Abräumen halfen, obwohl ihre Arme noch in der Halsgeige gefangen waren.

Claudia bemerkte ihren fragenden Blick. »Das stört mich überhaupt nicht.« Sie lächelte. »Im Gegenteil, ich liebe es, wenn er es mir etwas schwieriger macht.« Sie blickte verliebt zu Sebastian, der gerade dabei war, die Tischdecke zusammen zu legen.

»Seid vorsichtig, wenn ihr die Platten abnehmt«, mahnte sie Sebastian die Männer, die dabei waren, den Tisch wieder zu zerlegen. »Leonie kann nicht ausweichen.« Als sie alle Tischplatten abgenommen hatten, trat er an den Tisch und befreite Leonie aus ihrem Pranger.

»Das war ein tolles Essen.« Leonie strahlte. »Das möchte ich bald einmal wieder machen.« Dann stand sie langsam auf, nachdem sie seine helfende Hand ergriffen hatte.

»Möchtest du dir vielleicht etwas überziehen?« Sebastian wollte etwas höflich sein.

»Muss ich denn?« Leonie war etwas verlegen.

»Wenn du möchtest, kannst du auch so bleiben.« Sebastian freute es insgeheim, dass er einmal ein Mädchen auf der Hütte hatte, welche sich gern in ihrem Keuschheitsgeschirr zeigte.

»Claudia?« Leonie blickte sich um und ging auf Sebastians Frau zu. »Ich würde die Arme gern wieder am Gürtel tragen. Kannst du mir die wieder fest machen?«

»Oh, das kannst du sogar selbst machen.« Claudia zeigte Leonie, wie sie den Armreif einfach auf die Stange am Gürtel stecken musste.

Das leise 'Klick' ließ Leonies Augen leuchten. Ihren zweiten Arm ließ sie dann genauso einrasten.

»Claudia und Ella wollten sich heute Abend um die Getränke kümmern.« Sebastian strich Leonie kurz über den Kopf. »Wie wäre es, wenn du ihnen dabei hilfst.«

Leonie wollte widersprechen und ihre gefesselten Hände zeigen, doch Claudia kam ihr zuvor. »Das ist eine sehr gute Idee. Du kannst das Tablett tragen.« Sie wackelte etwas mit ihren Händen. »Wir müssten das sonst zu zweit machen.«

Leonie war sehr erstaunt und doch zugleich auch verunsichert. Sie wollte nicht schon wieder in eine Falle gelockt werden.

»Komm einfach einmal mit.« Claudia ahnte, was Leonie bewegte. »Ich zeige es dir und dann kannst du immer noch 'ja' oder 'nein' sagen.«

Sie gingen in die Küche. Claudia griff zu einem Tablett, bei dem seitlich noch extra Griffe angebracht waren.

Leonie stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass sie das Tablett trotz ihrer fixierten Händen ganz bequem festhalten konnte. Sie strahlte. »Ja, ich will euch gern helfen.«


»Claudia, kommst du bitte?« Margarete steckte den Kopf zur Küchentür herein. Doch dann fiel ihr Blick auf Leonie. »Möchtest du auch für die Nacht versorgt werden?«

Leonie blickte etwas zu Claudia. »Was heißt denn das?«

»Über die Nacht tragen wir Katheter, damit wir nicht befreit werden müssen.« Doch Claudia wollte diese Verantwortung nicht übernehmen. »Ich glaube, dafür solltest du deine Mutter um Rat fragen.«

Doch Leonie hatte ihre Entscheidung schon getroffen. Auch davon hatte sie schon öfters geträumt.

Gemeinsam folgten sie Margarete in ihr improvisiertes Behandlungszimmer.


»Ich würde euch gern um einen Gefallen bitte.« Sebastian bemühte sich um Marias und Pauls Aufmerksamkeit. »Wir ihr ja sicher mitbekommen habt, möchte ich eigentlich nur Pärchen auf der Hütte haben.« Er machte eine Pause und ließ sie ahnen, dass es um den ‚Eindringling’ ging. »Wärt ihr bereit, euch um Leonie zu kümmern? Sie braucht jetzt jemand, dem sie sich unterordnen kann.«

»Und dafür sind wir die Richtigen?« Paul war sehr am Zweifeln. Die anderen Paare wären doch sehr viel erfahrener als sie beiden neuen. Er sprach seine Vermutung aus.

»Einerseits ist das ja durchaus richtig.« Sebastian wusste, dass dieses Argument kommen würde. »Aber bei euch sehe ich noch am wenigsten Grund zur Eifersucht.« Er ließ ihnen Zeit, seiner Argumentation zu folgen. »Außerdem habt ihr euch auch so gut um Petra gekümmert.«


»Hast du sie gefragt?« Claudia kam auf sie zu und hielt eine Hundeleine in der Hand. Leonie trippelte hinter ihr her und das andere Ende der Leine war an Leonies Halsband festgebunden. Leonie hielt ihren Blick zu Boden gerichtet.

»Ja, das machen wir.« Maria traf die Entscheidung. Sie nahm Claudia die Leine aus der Hand und reichte sie Paul, der noch dabei war, seine Überraschung zu verbergen. Letzteres gelang ihm allerdings nur schlecht. Dann wandte sie sich an Claudia. »Hast du noch so eine Leine?« Sie fasste sich an ihren Hals. »Und auch ein Halsband?«

Claudia lächelte. »Kein Problem, das kann ich dir geben.«


Marias Herz klopfte laut, als sie jetzt hinter Claudia das Zimmer verließ. Auch sie trug jetzt ein Halsband, an dem vorn eine Hundeleine angebracht war. Sie fragte sich, wie Paul wohl reagieren würde. Doch irgendwie wusste Maria, dass sie es riskieren musste. Es war so etwas wie Eifersucht. Wenn Paul schon ein Mädchen an der Hundeleine führen musste, dann wollte sie mindestens den gleichen Status haben.

»Ich muss aber auch Getränke servieren.« Leonies Widerspruch war nur schwach.

»Das ist doch kein Problem.« Claudia lächelte. »Du bittest deinen Herrn, dir dafür die Leine abzunehmen und wenn du fertig bist, gehst du wieder zu ihm und bittest, wieder an die Leine genommen zu werden.«

Leonie nickte verschüchtert. Doch ihr glasiger Blick zeigte, wie wild die Gefühle in ihr tobten.

* * *

Mit einem Strahlen trat Leonie aus der Küche und trug in ihren Händen das Tablett. Hinter ihr kamen Claudia und Ella, die beide noch ihre Halsgeigen trugen. Zu dritt taten sie sich mit dem Verteilen der Getränke sehr leicht.

Ella grinste. »Kinder, das hätten wir immer schon so machen sollen.«


»Ich möchte euch dann bitten, euch auf die Tische zu verteilen.« Sebastian stand in der Mitte zwischen den drei im Dreieck aufgestellten Tische. »Dort sitzt die Canasta-Runde.« Er zeigte auf einen der drei Tische. »Wer meine Spiele spielen möchte, sitzt an diesem Tisch und die anderen gehen an den dritten Tisch.«

Paul blickte immer noch etwas verwundert auf die zwei Hundeleinen in seiner Hand, doch er war bereit, sich der ihm aufgetragenen Verantwortung zu stellen. »Um was handelt es sich denn bei den Spielen.« Er ahnte, dass er die Entscheidung für seine zwei Schützlinge treffen sollte und deswegen wollte er wissen, was kommen würde.

»Oh, es besteht keine Pflicht, an meinen Spielen teilzunehmen.« Er lächelte. »Aber ich muss warnen, die Regeln sind bewusst auf leichte Demütigungen ausgelegt. Da wäre zunächst das Würfelspiel.«

Er beschrieb den Ablauf dieses Spiels. »Die geknebelten Damen werden mit sechs Würfeln würfeln und müssen dann die Summe der Augen nennen. Ist das Ergebnis falsch, ist ein Pfand fällig.«

Amelie stöhnte. »Ich bin doch so schlecht im Kopfrechnen.«

Leonhard grinste. »Und gut zu verstehen bist du auch nicht.«

Er nahm einen Zettel zur Hand und las daraus vor. »Erstes Pfand ist eine Sonnenbrille. Damit ist das Spielen schwerer, weil die Würfel fast nicht mehr erkennbar sind.« Er grinste etwas.

»Das zweite Pfand ist ein Löffel Honig.« Er grinste. »Hatte ich erwähnt, dass Speichel auf dem Tisch ebenfalls Pfandpflichtig ist?«

Ein Stöhnen war zu hören. Als nächstes erwähnte Sebastian, dass auch Kopfgeschirr und Halskorsett zu den Pfandleistungen zählen würden. »Und dann muss ein Satz aufgesagt werden, natürlich immer mit dem Ball im Mund.« Er wartete die Reaktionen ab. »Und wer beim Orgasmus erwischt wird, muss ebenfalls ein Pfand liefern.«

Leonie stöhnte. »Dann bin ich ja schon einiges schuldig.« Sie lächelte verlegen.

»Nicht nur du«, Sebastian lächelte ebenfalls und blickte einige der Damen kurz an.

»Wie lange muss ich eigentlich noch das Geschirr tragen?« Sie blickte an sich herunter. Nachdem sie jetzt so nett aufgenommen war, wollte sie vorsichtig fragen, wie lange ihr Urteil noch gelten würde.

Sebastian musste sich erst räuspern, bevor er antworten konnte. »Die Schenkelbänder und die Handfesseln können wir dir abnehmen, wenn du möchtest. Doch der Rest ist Pflicht auf der Hütte.«

Er blickte zu Claudia, die kurz ihr T-Shirt hob. Auch Amelie zeigte, dass sie ein strenges Keuschheitsgeschirr trug. »Aber für das große Theater von eben möchte ich mich bei dir entschuldigen. Mit der Steilvorlage der 'O' hat sich das einfach angeboten.

Claudia ließ ihr T-Shirt wieder sinken. »Wir können das doch Morgen als Fotomotiv machen, wie die O angekettet wird und dann auf ihre Bestrafung wartet.«

»Die 'O' wurde ja nicht bestraft«, warf Leonie mit etwas empörter Stimme ein. »Sie wurde willkürlich gepeitscht, um sie zu brechen.«

»Woher weißt du denn das?« Anna blickte ihre Tochter verblüfft an.

»Naja, ich musste mich doch etwas auf die Hütte vorbereiten.« Leonie wurde rot. »Und da habe ich alles gelesen, was verfügbar war.«


»Lassen wir doch diese blöden Spiele.« Claudia sprach aus, was sie dachte. »Denken wir lieber darüber nach, was wir morgen so alles machen wollen bei den Fotos.«

Sebastian war nur einen kurzen Moment enttäuscht. Und da er wusste, dass er bei solchen Auseinandersetzungen gegen seine Frau stets verlor, gab er lieber gleich nach. »Ich denke, wir sammeln erst einmal Ideen und dann schauen wir, was sich davon umsetzen lässt.« Er stand auf und holte die Straftafel. Als er sie leer wischte, wunderten sich die anderen, vor allem Amelie.

Als Sebastian die Blicke sah, lächelte er verlegen. »Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ihr wart alle so brav.«

»Also, was wollt ihr machen.« fragte er und schrieb 'O angekettet' auf die Tafel.

»Ich möchte ein Bild von mir im Käfig.« Ella dachte daran, wie sie sich gestern darin eingeschlossen hatte.

Maria brachte die Katerinenketten ins Spiel.

»Was passiert eigentlich mit den Fotos?« Florian hatte sich geärgert, dass er gestern kein Bild von seiner Frau im Käfig gemacht hatte. »Wer bekommt welche?«

»Ich dachte, es bleibt bei der alten Regelung«, antwortete Sebastian. »Ich behalte die Negative und jedes Paar bekommt von sich Abzüge.«

Leonie meldete sich vorsichtig zu Wort. »Ich habe immer und immer wieder das Foto von Christine als Ponygirl bestaunt.« in ihrer Stimme lag sehr viel Sehnsucht. »Ich würde das unheimlich gern einmal ausprobieren.«

Claudia lächelte. »Du kannst Morgen sogar an dem Ponytunier teilnehmen, wenn du möchtest.«

»Als echtes Ponygirl?« Leonie strahlte, als Claudia ihre Frage bejahte.

»Ich möchte gern gekreuzigt werden.« Als Amelie nach ihrer Äußerung die verwunderten Gesichter sah, musste sie erklären. »Wir hatten das früher einmal bei einer Schulaufführung von 'Jesus Christ Superstar', als wir das im Landschulheim einstudiert hatten. Leider war die Rolle des Jesus schon ein einen Jungen vergeben. In der Nacht haben wir uns heimlich in die Turnhalle geschlichen, wo das Kreuz noch von den Proben lag. Meine Freundin hatte mich schon darauf festgebunden, aber sie konnte es dann nicht mehr aufrichten. Wir wurden vom Hausmeister erwischt.«

Leonhard war erstaunt. »Davon hast du nie etwas erzählt.«

Amelie lächelte etwas verlegen.

Sebastian notierte es.

»Wenn wir schon bei Kindheitserinnerungen sind«, grinste Ella, »Ich habe mir die Nase platt gedrückt bei den Plakaten zu 'Gwendoline', diesem Film mit Twany Kitten. Selbst als ich den Film dann sehen durfte und erkannte, wie schlechte er eigentlich ist, sind mir die Motive nie aus dem Kopf gegangen.« Sie blickte zu der Uhr, an der Amelie letzte Nacht mehr schlechte als recht geschlafen hatte. »Damit müsste sich doch was machen lassen oder?«

»Ich glaube, die Bilder hat uns alle fasziniert.« Sebastian stimmte ihr zu und notierte es. »Natürlich auch die 'Geschichte der O', aber das hatten wir ja schon.«


»Ich weiß auch ein schönes Motiv« Anna lächelte. »Auf der Wiese im Spreadeagle festgebunden in Wanderoutfit und daneben liegt der jetzt leere Wanderrucksack.«

»Warum hatte eigentlich heute Mittag keiner eine Kamera dabei?« Claudia lachte.

»Ich hätte ja auch noch das hier.« Sebastian hielt zwei miteinander verbundene Bälle hoch, an denen jeweils zwei Riemen baumelten. Er dachte darüber nach, dass er schon mehrmals vergeblich versucht hatte, seine Frau und seine Schwägerin dafür zu gewinnen, doch sie hatten stets abgelehnt.

Er blickte erwartungsvoll in die Runde. »Vielleicht finden sich ja zwei Freiwillige, sich damit einmal zu photographieren zu lassen.« Sowohl bei Maria als auch bei Leonie blieb sein Blick etwas länger liegen.

Leonie nahm diesen Blick auf, sie fühlte sich bei dem Stichwort 'Freiwillige' durchaus angesprochen, auch wenn sie nicht wusste, was kommen würde, beziehungsweise was Sebastian von ihr wollte. Sie blickte zu Maria, denn auch ihr war Sebastians »Vorauswahl« nicht verborgen geblieben.

Maria nahm den Blick auf und lächelte wohlwollend zurück, doch dann zuckte sie mit den Achseln. Auch sie hatte noch nicht erkannt, was es mit den zwei Bällen auf sich hatte.

Leonie nahm Marias Blick zum Anlass, nachzufragen. »Was ist denn das?«

Sebastian hoffte, dass er sein Lieblingsmotiv vielleicht endlich einmal umsetzen konnte. »Das ist ein Doppelknebel. Vielleicht darf ich euch einmal demonstrieren, wie das funktioniert?«

Doch Claudia unterbrach etwas genervt. »Heben wir uns das doch für Morgen auf und sammeln jetzt noch Ideen.«

Sebastian war etwas enttäuscht. »Aber wir machen das Morgen.« Er blickte noch einmal zu Maria und Leonie und zwinkerte ihnen aufmunternd zu.

»Das ist doch dann fast so, als würden wir uns küssen.« Maria blickte etwas verzückt zu Leonie, die sie für ihr mutiges Auftreten sehr sympathisch fand.

Auch Leonie erwiderte den Blick. »Das probieren wir morgen aus. Das klingt spannend.« Sie blickte zur Tafel, auf der noch etwas Platz war. »Ich würde ja gern noch einmal auf das Pferd. Aber bitte ohne Musik.« Sie blickte Fritz sehr böse an.

»Habt ihr auf dem Dachboden eigentlich noch das Heulager?« fragte Ella.

»Ja, warum?« Sebastian spielte etwas mit der Kreide.

»Ich wäre gern die angekettete Sklavin, die dort gefangen gehalten wird.« Sie hatte etwas Sehnsucht im Blick.

»Ich glaube, es sind sogar noch die Ketten vom letzten Mal oben.« Claudia lachte. »Die haben wir gleich dran gelassen.«


Christine nahm ihren Block zur Hand und schrieb etwas darauf. Dann reichte sie den Block Sebastian. »Ich möchte gern Taras Mantel tragen und dann aufgenommen werden.« las er vor und notierte es anschließend.

»Wir haben doch die Trainingsjacke dabei.« Paul wandte sich an Maria.

Maria bestätigte es, obwohl ihr Blick zeigte, dass sie nicht wusste was Paul vorhaben könnte.

»Ich glaube, meine Oma würde sich über ein Bild davon sehr freuen.« erklärte er, als er Marias Blick bemerkte.

Maria freute sich über die Idee. »Ja, das machen wir. Und dann noch eines mit dem Gebet auf dem Rücken.« Sie überlegte kurz. »Falls ich das noch darf.« Sie blickte Sebastian an. »Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich schon verbraucht habe.«

Sebastian schrieb es noch auf die Tafel. »Das mit der Zeit muss ich nachsehen, ich habe es notiert. Aber es müsste eigentlich noch genügend Zeit über sein.«


Maria blickte immer wieder heimlich zu der Canasta-Runde und war sehr fasziniert, wie geschickt Margarete und Anna trotz der Halsgeige mit den Karten umgingen. »Ich würde ja gern auch einmal so eine Halsgeige ausprobieren.«

Claudia warf noch etwas Wichtiges ein: »Von dem Mobile heute Nacht müsst ihr auch unbedingt Bilder machen.«

Sebastian musste sie bremsen. »Ich fürchte, dafür wird das Licht nicht mehr reichen.«

»Aber Morgen früh müsste es doch reichen oder?« Sie grinste. »Dann können wir Damen sogar etwas länger schlafen.«

»Was denn für ein Mobile?« Diese Frage lag im Raum.

»Wir haben aber nur acht Plätze?« Claudia blickte zwischen Leonie und ihrem Mann hin und her.

»Und wenn wir Leonie zwischen die beiden Träger hängen?« Sebastian dachte laut nach. »Austarrieren müssen wir sowieso?«

»Das könnte gehen.« antwortete Claudia.

»Um was geht es denn bei dem Mobile überhaupt?« Ella hatte auf eine etwas bequemere Nacht gehofft.

»Ich habe vor kurzem diese Zeichnung gesehen.« Sebastian holte ein Stück Papier aus dem Zimmer und reichte es herum. Es zeigte einige Frauen, die in schwarzen Gummihüllen von der Decke hingen. »Claudia hat das als Übernachtung vorgeschlagen.«

Er blickte auf die Uhr. »Wie wäre es, wenn wir so langsam mit dem Mobile anfangen würden? Es kann gut sein, dass es länger dauert. Wir konnten das vorher nicht ausprobieren.«

»Du solltest uns dann knebeln, damit wir nicht meckern.« Claudia blickte ihn herausfordernd an.

»Oder ich schalte das Unterhaltungsprogramm schon an.« Sebastian grinste. »Obwohl, dann werdet ihr viel herum wackeln und das wäre beim Ausbalancieren durchaus lästig.«

Er blickte zur Canasta-Runde. »ihr kommt dann zum Schluss dran.«

* * *

Mit einer sehr enttäuschten Miene kam Sebastian zu Claudia. »Das mit dem Mobile geht gar nicht so, wie wir uns das ausgedacht haben.«

Claudia fühlte seine Enttäuschung. »Woran liegt es denn?«

»Die anderen Schlafsäcke sind nicht um Aufhängen geeignet.« Er zeigte auf die drei Säcke, die schon an einem der beiden Mobile-Stangen hingen.

Claudia erkannte ihre zwei und den ihrer Schwägerin. »Und von den anderen ist nichts zu gebrauchen?«

»Maria hat noch einen Schlafsack, der zum Aufhängen geeignet ist, aber der hat keine Ärmel.« Sebastian war sichtlich geknickt.


»Das sieht ja toll aus.« Petra stand neben den drei Lederhüllen und streichelte sie gedankenverloren. »Dürfen wir da rein?« fragte sie begeistert, doch dann sah sie Sebastians enttäuschtes Gesicht. »Es gibt Probleme?«

Claudia ging zu Petra. »Wir haben nicht genügend Schlafsäcke.« Sie erklärte Petra das Problem.

»Wir könnten meinen Schlafsack in Marias stecken.« Petra dachte laut. »Dann wären es wenigstens vier.«


«Warum habe ich das nicht überprüft?« Sebastian ärgerte sich sehr.

»Jetzt gräme dich nicht so.« Claudia versuchte ihren Mann zu trösten. »Dann machen wir das eben nur zu viert.«

»Und wer?« Sebastian war noch dabei, seine Enttäuschung zu verarbeiten. »Ich möchte keinen vor den Kopf stoßen.«

»Das glaube ich dir.« Claudia spürte, dass sie die Sache in die Hand nehmen musste. »Kommt bitte alle einmal her.« Sie wartete, bis sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte, dann begann sie das Dilemma zu beschreiben. »Hat jemand einen konkreten Wunsch, wie er die Nacht verbringen möchte?«

»Was steht denn diesmal alles zur Verfügung?« Eberhard fragte das, was eigentlich alle bewegte.

»Sebastian würde sich sehr freuen, wenn die vier Schlafsäcke gefüllt wären.« Sebastians Frau zeigte auf die vier aufgehängten schwarzen Ledergebilde.

Sie zählte auf, was sonst noch zur Verfügung stand. Es waren die zwei Schubladen, das neue Segufix, die Mumie und das drehende Rad.

Als Leonie hörte, dass die Mumie eine Übernachtungsmöglichkeit darstellte, wollte sie sofort zu ihr gehen. Doch erst als sie spürte, wie ihr Halsband sie zurück hielt, drehte sie sich etwas verlegen um. »Ich täte mich für die Mumie interessieren.«

»Ich würde gern einmal das Segufix ausprobieren«, Anna blickte Claudia fragend an.

Claudia wollte jetzt keine ausufernden Diskussionen. »Jetzt gehen doch diejenigen, die unbedingt etwas ausprobieren wollen, dorthin.«

Kaum hatte sie es ausgesprochen, als Leonie schon wieder gegen ihre Leine lief. »Sie drehte sich zu Paul um. »Würdest du mich bitte losmachen?«

Paul kam der Bitte etwas zögernd nach. Mit seiner neuen Rolle war er noch nicht so richtig vertraut.


Claudia blickte sich um. Anna stand neben dem Segufix-Bett, während Christine und Margarete sich neben die Schubladen gestellt hatten. Ella stand neben dem drehenden Rad und Leonie neben der Mumie.

Nur Petra, Maria und Amelie standen noch etwas unentschlossen auf ihrem Platz und blickten Claudia etwas fragend an.

»Na, so würde es doch noch aufgehen. Wir haben genau vier Schlafsäcke.« Claudia war erleichtert. »Also dann geht auf eure Plätze.«

Sebastian war trotzdem enttäuscht. »Jetzt wollte ich euch eine faszinierende Übernachtung bieten.«

»Jetzt gräme dich doch nicht.« Claudia und Amelie trösteten Sebastian. »Bisher war es perfekt.« Doch dann glitt ein Schatten über ihr Gesicht. »Wir haben doch hoffentlich genügend strenge Halskorsetts?«

Damit der Kopf gestützt wird, sollten die Damen alle ein Halskorsett tragen, welches bis unter Nase reicht. »Es sind genügend vorhanden, so dass jeder Hals gut gestützt wird.« konnte Amelie sie beruhigen.

* * *

Leonie stand schon einen Moment neben der so faszinierenden Mumie, als ihr Claudias Worte durch den Kopf gingen. Auf einmal schien sie sich gedanklich loszureißen und ging wieder zu Paul. »Nimmst du mich bitte wieder an die Leine?« Sie senkte den Kopf und wartete.

Paul kam der Bitte etwas zögernd nach und hängte die Leine wieder in das Halsband ein.

Sebastian war noch dabei, sich von seiner Enttäuschung zu erholen, dennoch spürte er, dass er wieder führen sollte. »Die Herren mögen bitte ihren Damen bei 'Zubett gehen' helfen.«

Claudia ging auf Paul und Maria zu. »Bringt bitte erst Leonie in die Mumie, dann kommt bitte zu den Schlafsäcken.«

Auf einmal spürte er einen Zug an seiner Hand. Als er aufblickte, sah er, dass auch Maria auf dem Weg zur Mumie war und ihn ungeduldig anschaute.

Paul lächelte, dann ging er 'seinen' Damen hinterher.

Leonie konnte es nicht abwarten. Sie wollte die Mumie öffnen, um in das faszinierende Innere der Figur zu schauen. Doch mit ihren fixierten Händen schaffte sie es nicht, an den Riegel zu kommen, weil dieser etwas höher angebracht war, als sie mit ihren Händen reichen konnte.

Im Gegensatz zu Leonie wusste Maria noch nicht, wie es in der Mumie aussah. Entsprechend keuchte sie etwas, als sie, nach dem Paul die Türen geöffnet hatte, das Innere der Mumie entdeckte. Sie erkannte sofort, dass Leonie zunächst mit all den vielen Lederriemen in der Mumie zu fixieren war, bevor die Türen wieder zu schließen waren.

Paul spürte Leonies Ungeduld, doch zu seiner und Marias Verwunderung schaffte er es, sie zunächst noch etwas zappeln zu lassen. Er gab Maria beide Leinen in die Hand, dann kniete er sich vor die geöffnete Mumie und machte sich daran, alle Schnallen zu öffnen, die noch geschlossen waren, und er rückte auch die Riemen ein wenig zurecht.

Er als er Leonies heftiges Keuchen bemerkte, erhob er sich und ließ sich von Maria die Leinen wieder in die Hand geben.

Maria war Leonies Zustand auch nicht entgangen. Doch sie versuchte, eine Regung im Gesicht zu unterdrücken.

»Du darfst jetzt deinen Platz einnehmen.« Paul versuchte, Leonie streng anzublicken. Der Versuch wurde sowohl von ihr als auch von Maria honoriert.

»Wartet einen Moment.« Claudia reichte Maria zwei Ballknebel. »Einer für dich, einer für Leonie.« Dann machte sie sich daran, Leonies Arme wieder vom Gürtel zu lösen. »Du legst ihr den Knebel an.« Dabei blickte sie Maria auffordernd an, wohl wissend, dass es für Maria etwas neues sein würde.

Und tatsächlich zitterte Marias Hand ein wenig, als sie Leonie den Knebel anlegte. Zum ersten Mal stand Maria sozusagen auf der anderen Seite. Doch der zweite Ball, den sie ebenfalls noch in der Hand hielt, zeigte ihr, dass sie bald wieder auf Leonies Seite war und den Ball von Paul entgegen nehmen würde.

Doch dann regte sich in Maria etwas Widerstand. Wie wäre es wohl, wenn sie ihre anstehende 'Folternacht' selbst eröffnen würde. Sie blickte Paul kurz an, doch er ahnte nicht, was Maria im Schilde führte.

Kaum hatte sie Leonie die Schnalle des Knebels geschlossen, als sie ihre Hände mit dem zweiten Knebel zu ihrem Mund führte und sich mit der gleichen Geschwindigkeit ebenfalls den Knebel anlegte. Dass der Knebel sie ein wenig am Sprechen hindern würde, war ihr dabei gleichgültig, sie fand es viel faszinierender, in Pauls Gegenwart ebenfalls geknebelt zu sein. Außerdem wollte sie ihn ermutigen, in Zukunft so etwas öfters mit ihr zu machen.

»Du hast dir deine Frauen aber gut erzogen«, lachte Leonhard, der auf seinem Weg an der Mumie vorbei kam und das Anlegen der Knebel verfolgt hatte.

Obwohl Paul die Situation mehr als Surreal vor kam, schaffte er es, eine gute Antwort zu geben. »Nicht war?« Er drehte sich zu Leonie und blickte sie ermutigend an. »Leonie, Bitte?«

Leonie hielt es vor Spannung nicht mehr aus. Auch dass schon etwas Speichel aus ihrem Mund tropfte, war ihr gleichgültig. Mit stark klopfenden Herzen nahm sie ihren Platz in der Mumie ein und wartete, bis Paul und Maria so nach und nach alle die Riemen geschlossen hatte, die sie in der Mumie fixieren würden.


»Ist alles in Ordnung? Stehst du Bequem?« Sebastian kam vorbei, um sich vom Wohlergehen der Insassin zu überzeugen.

Leonie hatte ihre Augen schon geschlossen, sie blinzelte etwas, als sie sie wieder öffnete. Sie nickte etwas zurückhaltend, doch ihre Augen zeigten, welches Feuer in ihr tobte.

Sebastian zeigte dem Paar noch ein Riemenpaar, dass sie noch nicht geschlossen hatten. Es lief über Leonies Stirn und drückte ihren Kopf an die Rückwand in das dort angebrachte Polster.

Das Polster war ihnen bisher gar nicht aufgefallen, weil es fast den gleichen Farbton hatte wie das Holz der Türen und der restlichen Mumie. Auch auf den Innenseite der Türen war dieses Polster angebracht und wenn die Türen geschlossen sein würde, würde es noch etwas Druck auf Leonies Körper ausüben.


Sebastian kam wieder vorbei und überzeugte sich vom korrekten Sitz aller Riemen. »Jetzt bitte die Türen ganz langsam schließen. Zuerst den linken, dann den rechten Flügel.« Er zeigte ihnen, wie sie zunächst den linken Flügel fixieren sollten, dann den rechten. Dann blickte er noch einmal auf Leonie. »Gute Nacht und träume was Schönes.« Dann gab er Paul und Maria das Zeichen.

Langsam und leise knarrend schloss sich zunächst die linke Tür. Als Leonie den zusätzlichen Druck auf ihren Körper spürte, wurden ihre Augen groß.

Paul hatte den linken Flügel geschlossen und verriegelt, dann ermunterte er Maria, dass sie den zweiten Flügel schließen sollte und so Leonie in ihr Nachtgefängnis einsperren sollte.

Maria kam der Bitte mit laut klopfendem Herz nach. Insgeheim hoffte sie, eines Tages auch einmal an Leonies Stelle zu sein. Andererseits hatte sie auch ein gewissen Vergnügen daran, Leonie auf diese Weise einzusperren.

Als sie die Mumie geschlossen hatte, stand sie noch einige Augenblicke ehrfürchtig neben der Mumie. »Bitte nimm mich in den Arm.« bat sie ihren Freund. Der Einschluss von Leonie hatte sie sehr bewegt.

Kaum hatte Paul seine Arme um Maria gelegt, als aus der Mumie auf einmal ein gedämpfter Schrei zu hören war.

Leonie war mitten in einem weiteren heiß ersehnten Abenteuer.


Als Paul und Maria sich um blickten, sahen sie, dass sich die meisten der Männer schon zurückgezogen hatten, nachdem sie sich überzeugt hatten, dass ihre Frauen eine ruhige Nacht haben würden. Auch das Mobile war schon mit den drei Frauen gefüllt, nur Marias Schlafsack war noch leer. Sebastian und Leonhard blickten Maria erwartungsvoll an. »Bist du bereit?« flüsterte Sebastian.

Maria gab Paul noch einmal einen zärtlichen Knebelkuss, dann drehte sie sich zu Sebastian. »Ich bin bereit.«

* * *

Nachdem die vier Damen in den Schlafsäcken verpackt waren und auch die Hauben trugen, bei denen nur vorn das Atemrohr zu sehen war, war es schwer, sie zu unterscheiden. Allein an der Größe hätte Paul es nicht unterscheiden können. Nur Claudia war etwas größer.

Spannend war es, als die vier anonymen Säcke mit Hilfe des großen Flaschenzuges dann langsam hochgezogen wurden.

Zu Beginn war der Balken noch etwas linkslastig, so dass zwei der Figuren noch Bodenkontakt hatten. Doch mit ein wenig hin und her rollen der Halterungen konnten die vier Mumien schließlich so ausbalanciert werden, dass alle vier in der Luft schwebten. Sebastian schraubte schließlich die Halterungen an ihren Plätzen fest

Paul hatte sich gemerkt, dass Maria die zweite Figur von rechts war. Er war erstaunt, dass sich die vier Gestalten doch relativ ähnlich sahen.

* * *

Paul war allein. Er blickte sich um.

Sebastian war noch auf einen kleinen Spaziergang vor die Hütte gegangen. Er hatte seinen Fauxpas mit den Schlafsäcken noch nicht wirklich überwunden. Paul musste nur aufmerksam lauschen und auf die abgesprochenen Signale achten.

Doch den Frauen ging es gut. Irgendwo war immer irgendein Stöhnen zu hören oder ein frustrierter Seufzer, wenn Sebastians Steuerung wieder einmal einen Vibrator hatte ausgehen lassen.

Natürlich hätte er sich gern um Maria gekümmert, doch andererseits fühlte er das Vertrauen, das die Gemeinschaft in ihn setzte und deswegen fühlte er sich verpflichtet, seine Gefühle zu Maria hinten anzustellen.

Besonders aufregend war der Tag heute gewesen, als er auf einmal die zwei Leinen in der Hand hatte und Maria ihn mit der Betreuung von Leonie überrumpelt hatte.

»Du kannst ins Bett gehen,« Sebastian kam in die Hütte zurück« Ich übernehmen für dich.«

* * *

Paul öffnete die Tür des Hotelzimmers und trat ein. Groß war sein Erstaunen, als er das Vakuumbett auf der Matratze liegen sah. Er hatte es aber auch nur deswegen als Vakuumbett erkannt, weil sich in dem Bett deutlich die Konturen einer Frau abzeichneten, die in dem Bett gefangen zu sein schien.

Er setze seinen Koffer ab und ging zum Fenster, um es zu öffnen. Doch er bekam Tadel von dem Zimmermädchen. »Bitte seien sie doch leise, Monsieur! Maria schläft doch noch.«

Paul kniete sich vor das Bett und öffnete das Vakuumbett, um die Insassin heraus zu lassen. Leonie kam aus dem Bett und reichte ihm sofort die Leine, die an ihrem Halsband baumelte. Paul nahm die Leine in die Hand.

Doch da kam Maria aus dem Bad und als sie Leonie an Pauls Leine sah, ging sie zu Leonie und nahm ihr die Leine ab, um sie sich dann selbst anzulegen.

Paul blickte wieder aufs Bett. Dort lagen die zwei Schlafsäcke und warteten auf Maria und Leonie. Doch die Damen wollten spazieren gehen.

Vor dem Hotel im kleinen Garten waren Fritz und Sebastian damit beschäftigt, zwei große Löcher zu graben und daneben lagen schon zwei weiße Beutel bereit.

Hinter Paul lief Leonie her, die versuchte, Maria beiseite zu drücken und ihm ihre Leine in die Hand zu geben, während er versuchte, Maria einen Backprayer anzulegen. Doch Sebastian unterbrach ihn. »Wir brauchen doch den Scheinwerfer.«


Nur langsam begriff Paul, dass er gerade aus einem sehr konfusen Traum erwachte. Sebastian, dessen Stimme er gehört hatte, war anscheinend schon dabei, die Fotos von dem Schlafsack-Mobile zumachen.

Paul stand auf, machte sich an der Wasserschüssel etwas frisch und zog sich an. Dann betrat er den Gemeinschaftsraum. Er wollte unbedingt zu Maria. Er hatte jetzt schon die zweite Nacht ohne sie verbracht.

Die Damen waren alle noch in ihrer Nachtfesselung, lediglich Anna war schon wach. »Wenn ihr auch so einen Krach macht...« Sie lächelte.

Auch Ella war schon einmal wach gewesen und hatte Sebastian gebeten, endlich das Rad anzuhalten. »Aber bitte aufrecht.«


Sebastian legte die Kamera weg. »Ich denke, jetzt ist es Zeit fürs Frühstück.« Er ging zur Küche, in der einige Herren schon emsig beschäftigt waren. »Wie weit seit ihr?«

»Du kannst sie wecken, wir müssen nur noch den Tisch decken.« antwortete Fritz.

Sebastian ging an den Schrank, in dem er die Steuerung untergebracht hatte. Das Frühstücksteam hatte den Generator schon wieder in Betrieb genommen, so brauchte er nur noch auf den Knopf für das Weckprogramm drücken. Das Aufwecken mit den Vibratoren war auf eine Idee der beiden Schwägerinnen zurückzuführen, die sich ein besonders sanftes Erwachen gewünscht hatten.

Und schon kurz nach dem Knopfdruck waren die ersten Stöhner und Seufzer zu hören.

* * *

»Oh Paul, das ist so schön hier« Marias Augen strahlten, als sie seinen Guten-Morgen-Kuss bekommen hatte. »Das sollte nie zu Ende gehen.«

»Das sage ich auch jedes Mal.« Amelie lachte. »Doch Sebastian hört einfach nicht auf mich.«

»Ich kann euch gut verstehen, mir geht es genau so.« Petra wartete darauf, dass Peter ihr den Schlafsack öffnete und ihr dabei half, die Arme aus den Armhüllen zu ziehen.

Als sie die fragenden Blicke sah, musste sie etwas verlegen lächeln. »Die Armhüllen sind so gearbeitet, dass ich mich überhaupt nicht daraus befreien kann, wenn der Schlafsack einmal geschlossen ist.« Sie blickte an sich herunter. »Selbst wenn der Reißverschluss schon geöffnet ist, bleibt mir trotzdem zu wenig Freiraum, um die Arme befreien zu können.«

Nur Maria lächelte wissend. »Ich weiß, was du meinst.« Doch dann wurde ihre Stimme etwas leiser. »Ich finde das auch sehr faszinierend.«

Petra wurde sehr sentimental. »So wie du habe ich mir immer meine Tochter vorgestellt.« Sie blickte kurz zu Peter. »Doch der Herr hat uns zwei Söhne geschenkt.«

Peter strich ihr kurz über den Kopf.

»Wenn euer Fest vorbei ist, dann müsst ihr uns einmal besuchen.« Sie wandte sich an Sebastian. »Kannst du das Notwendige dazu veranlassen.«

»Ja, kein Problem.« Sebastian nickte. »Aber fragt ruhig nach, falls ich es vergessen sollte.« Er blickte sich um. »Paul und Maria, ihr solltet dann Leonie aus der Mumie befreien. Ich denke, sie freut sich, wenn sie euch zuerst sieht.«

Er gab ihnen einige Tipps, was sie dabei alles beachten sollten. »Ihr solltet Halsband und Leine bereit haben und ihr so bald wie möglich den Knebel abnehmen.«


Maria stand mit Paul vor der Mumie und blickten ihn an. »Haben wir alles?« Sie hatte begriffen, dass es wesentlich besser für Leonie sein würde, wenn keine unnötigen Pausen auftreten würden.

Paul blickte sich um. Um sein Handgelenk baumelte die Leine von Marias Halsband und Maria hielt die Leine für Leonie in der Hand. Eine Nebenbemerkung von Sebastian hatte sie auf die Idee gebracht und Maria fand es mehr als faszinierend, so beide Welten kennen zu lernen. »Fangen wir an.«

»Du nimmst ihr den Knebel ab und ich mache die Leine fest.« Maria hatte zu ihrem eigenen Erstaunen überhaupt keine Probleme, auch Anweisungen zu gaben.


Langsam öffneten sich die Türen und erlaubten Leonie, wieder das Tageslicht zu sehen. Sie machte sofort die Augen auf und freute sich, Paul und Maria zu sehen, die sie ihrerseits recht interessiert ansahen.

Doch dann nickte Maria kurz und sie führten das durch, was sie abgesprochen hatten.

Leonie strahlte und ihre Augen zeigten, dass sie von dem Aufwach-Orgasmus sehr angetan war. »An den Wecker könnte ich mich gewöhnen.« Sie hatte ihren trockenen Humor wieder gefunden. Und natürlich ahnte sie, dass dieser Tag noch tolle Abenteuer bringen würde.

Paul und Maria machten Leonie zunächst die Arme los.

Maria fand diese besondere Stimmung toll. »Du könntest ruhig einmal mit anfassen.« Sie blickte Leonie halb im Scherz, halb vorwurfsvoll an.

»Das hier ist schließlich kein Hotel« grinste Paul und griff den Gedanken auf, dann begann er von seinem Traum zu erzählen.

Leonies Hände zitterten vor Glück, als sie mit half, sich von den vielen Riemen zu befreien. »Ich habe auch wundervoll geträumt« Sie hatte einen ähnlichen Traum. Sie war in einem Museum, in dem es eine Ausstellung über die O gab. Und plötzlich war ich zwischen die Säulen gekettet.

»Oh je, unser Theater hat ja einen tiefen Eindruck hinterlassen.« Sebastian war zu ihnen getreten. »Kommt ihr dann um Frühstück?«

* * *

Im Gemeinschaftstraum waren diesmal zwei Tische einzeln aufgebaut. Einmal waren acht Plätze an dem rechteckigen Tisch und einmal neun Plätze an dem runden Tisch gedeckt.

»Heute sitzen wir einmal getrennt.« strahlte Amelie. Sie erklärte, dass die Damen an dem runden und die Herren an dem rechteckigen Tisch sitzen würden. »Ich muss dann einmal eine Kleinigkeit holen.« Sie drehte sich zu ihrem Mann um. »Hilfst du mir bitte?«

Zusammen gingen sie ins Nebenzimmer.


»Sebastian, kommst du bitte einmal?« war auf einmal Amelies Stimme zu hören. »Wir haben da ein Problem.«

Sebastian stöhnte kurz auf, dann ging er hinterher.

Kurz darauf kam Amelie zurück. Ihre Arme waren links und rechts an die Stange gefesselt, die ihrerseits mit einem Halsband im Nacken befestigt war. In ihren Händen hielt sie jeweils noch einen Stange. Leonhard ging hinter ihr her und trug die anderen fünf vorbereiteten Stangen.

Ella keuchte, als sie Amelie erblickt. »Secretary?«

Amelie nickte und ihre Augen strahlten.

Petra ging zum Frühstückstisch und wollte sich setzen, da wurde sie von Amelie zurück gehalten. »Halt halt, da fehlt noch was.« Sie reichte ihr eine der Stangen. Leonhard verteilte seine Stangen ebenfalls an die Frauen.

Als Amelie die etwas ratlosen Gesichter sah, musste sie lachen, dann begann sie zu erklären. »Ich möchte etwas neues ausprobieren.« Dann bat sie die Herren, ihren Frauen die Stangen anzulegen. »Ihr sehr ja bei mir, wie es gehört.«

»Und wie sollen wir dann frühstücken?« fragte Ella, die Amelies Idee noch nicht verstanden hatte.

»Naja, ich dachte, wenn wir uns dann gegenseitig helfen, müsste es trotzdem gehen.«


»Leonie, kommst du bitte einmal kurz zu mir?« Sebastian stand in der Tür zur Werkstatt.

Leonie hatte seit der O-Aktion einen solchen Respekt vor Sebastian, dass sie der Aufforderung nur sehr zögerlich nach kam.

»Wir haben eine Secretarystange zu wenig und nach dem du schon Armbänder und Halsband trägst, wollte ich einmal schauen, ob ich schnell einmal etwas für dich basteln kann.«


Kurz darauf betrat eine sehr stolze Leonie den Raum, die jetzt ihre Arme so wie mittlerweile alle anderen Frauen weit abgespreizt vom Körper trug.

Schon bald setzte ein nervöses Gekicher ein. »Verdammt, damit ist man aber sehr hilflos.« Claudia stöhnte. »Wie bist du denn auf diese verrückte Idee gekommen?«

Amelie erzählte von Inkas Kinobesuch und der nachfolgenden Bastelstunde. »Außerdem können wir so Christine einbinden.« ergänzte Leonhard.

Christine wurde wachgerüttelt. Auch sie schien Amelies Idee toll zu finden. Ihre Augen leuchteten. Bislang hatte sie nur etwas traurig auf den weißen Beutel geschaut, der schon wieder neben ihrem Stuhl stand und der sie beim Essen zur Teilnahmslosigkeit zwang.


Es dauerte eine Weile, bis die Damen sich organisiert hatten. Alle probieren etwas herum, bis sie eine Arbeitsweise gefunden hatten, bei der alle zu ihrem Recht kamen.

Die Herren waren mit ihrem Frühstück schon lange fertig und genossen es, zuzusehen, wie die Damen sich abmühten. Es lief darauf hinaus, dass eine Dame ihr Brot auf dem Teller festhielt und ihre Nachbarin mit einer Hand versuchte, es zu bestreichen. Wenn es bestrichen war, führten sich die Damen gegenseitig die Brote zum Mund.

Auch Leonie genoss das sehr außergewöhnliche Frühstück und fühlte sich in der Gemeinschaft der Bondagetten mittlerweile sehr wohl.

* * *

Sebastian stand auf und bat um Ruhe. »Nachdem jetzt alle gefrühstückt haben, steht als nächstes unser traditionelles Ponygirl-Turnier an.« Er nahm ein Blatt Papier zur Hand. »Wie letztes Jahr haben wir wieder vier Ponys, die sich der Herausforderung stellen möchten.« Er bat Claudia, Margarete, Anna und Petra, sich bereit zu machen. »Die anderen Damen möchte ich wie immer bitten, bei der Verwandlung in die Ponys mitzuhelfen.«

Sein Blick suchte Leonie und Maria. »Ihr schaut euch das erst einmal an, und wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch gern noch nach melden. Wir haben genügend Ausrüstung mitgebracht« Er wandte sich zum anderen Tisch um. »Die Herren bauen in der Zwischenzeit draußen die Arena auf und die Zuschauerbänke auf.«

* * *

Zuerst ertönte aus dem kleinen Rekorder Marschmusik, dann öffnete sich die Hüttentür und die vier Ponys kamen heraus. Alle vier Damen waren fast nicht wieder zuerkennen. Die Körper waren von vielen Lederriemen umschlungen und nur an wenigen Stellen war noch das Keuschheitsgeschirr zu sehen, welches sie 'darunter' trugen. Drei Ponys trugen ihre Arme im Monohandschuh, nur eines trug eine Armtasche.

Sie gaben sich Mühe, ihre Knie bei jedem Schritt weit anzuheben und trotzdem im Takt zu bewegen. Sofort begannen die Herren, dieser tollen Leistung zu applaudieren.

Die anderen Damen traten aus der Hütte, als die Ponys ihre Parade beendet hatte. Sie nahmen schnell und unauffällig auf der hinteren Bankreihe platz. Fast alle Damen trugen jetzt auch Fesselungen, nur Claudia hatte die Halsgeige noch in der Hand. Sie musste dafür Sebastian noch um einen kleinen Gefallen bitten.

* * *

Nachdem Claudia mit ihrem Lauf durch den Parcours fertig war, ging sie zu den Bänken und setzte sich neben Maria. Sie trug noch ihr volles Ponygeschirr, nur die Trense hatte sie sich von Sebastian abnehmen lassen. Sie wollte sich mit Maria austauschen, denn ihr waren ihre leuchtende Augen aufgefallen. »Na, wie gefällt es dir?«

Maria war froh, dass sie ein paar Fragen stellen konnte. Sie konnte zwar mit der bisherigen Beschreibung nichts anfangen, aber als sie die Ponys gesehen hatte, verspürte sie eine gewisse Faszination. »Ich weiß nicht so recht, es sieht ja interessant aus. Aber was ist so toll daran?«

Claudia hatte mir dieser Frage gerechnet. Insgeheim bewunderte sie Maria, weil diese ihre Fragen stellte, obwohl sie einen Ball im Mund trug und trotzdem sehr gut zu verstehen war.

»Es hat bei mir vermutlich schon im Kindergarten begonnen. Bei den Reiterspielen wollte ich immer das Pferd sein.« Claudias Stimme klang auf einmal sehr sentimental. »Schon damals wurde das Pony mit einem Seil um die Taille »aufgezäumt« und dann ging es mit Hü und Hott um den Sandkasten.«

Maria schwieg nachdenklich.

»Wenn ich heute in die Rolle des Ponygirls schlüpfe, dann bin ich nicht mehr ich selbst. Ich werde zu einer anderen Persönlichkeit, nehme die Wesenszüge eines Ponys an und denke einfach in anderen Dimensionen. Dann zählen für mich nicht mehr Worte, dann zählt für mich nicht mehr die menschliche Welt.«

Claudia holte bedeutungsvoll Luft. »Ich schalte das Denken ab, gebe mich ganz meinem Gefühl hin, lasse mich führen, lasse mich leiten von meinen eigenen Empfindungen, die mich manchmal an die Grenzen meines Bewusstseins führen und selbst beginnen mit mir zu spielen. Ich lasse mich fallen in eine Welt, in der nur das Fühlen zählt und alles andere herum nicht mehr wichtig ist.«

Maria schüttelte nur den Kopf. Doch dann blickte sie neugierig auf Claudias so streng aufgezäumten Körper.

Diese bemerkte den Blick und sie begann zu beschreiben. »Es fängt schon bei den Füßen an.« Sie hob ein Bein hoch und drehte es etwas zu Maria. »Die Stiefel sind streng geschnürt und ich spüre sie über den ganzen Unterschenkel.«

Doch Maria war von etwas anderem fasziniert. »Der Stiefel hat ja gar keinen Absatz und...« Sie keuchte etwas. »Das ist ja sogar ein Hufeisen.«

Claudia war sichtlich stolz. »Ja, es sieht fast so aus wie ein richtiger Pferdehuf und es gibt dann beim Gehen auch die richtigen Geräusche.« Sie hielt kurz inne und gab Maria so die Gelegenheit, Anna zu lauschen, die gerade im Parcours unterwegs war.

»Und die vielen Riemen erinnern mich die ganze Zeit an meinen Status als Pony.« Sie ließ Maria Zeit, ihren Blick wieder auf sie zu richten. »Ich liebe es, wenn Sebastian sie besonders fest anzieht.«

Marias Blick blieb auf dem Monohandschuh hängen. Sie blickte abwechseln auf ihre eigenen Riemen über der Brust und auf Claudias verpackte Arme.

»Ja,« lachte Claudia, als sie Marias Blick bemerkte, »so ein Pony braucht natürlich keine Arme.«

Auf einmal wurde Marias Stimme leise. »Ich möchte das auch einmal probieren.«

Claudia hatte Mühe, ihren Triumph zu verbergen. Sie hatte Maria doch richtig eingeschätzt. »Welche Schuhgröße hast du?«

* * *

Im Gegensatz zu Maria war Leonie schon mit der festen Absicht auf die Hütte gekommen, in die Rolle eines Ponygirls zu schlüpfen, falls sich die Gelegenheit bieten sollte. Schon als Sebastian die vier Ponys zu netter Marschmusik aufmarschieren ließ, wusste Leonie, dass sie es auf jeden Fall auch erleben wollte. Und natürlich sollte ihr Kostüm mindestens so streng ausfallen wie jenes auf dem Foto von ihrer Schwester.

Sicher, es gab von daheim einen gewissen Erfahrungsschatz, doch gute Ratschläge war nicht das, was sie erwartete. Sie wollte es selbst spüren und sie ahnte, dass heute ihre große Stunde gekommen war.

Sebastian hatte vorgeschlagen, das Claudia und die anderen Damen zunächst Leonie die Pony-Sachen anlegen sollten und dabei Maria den Zweck der einzelnen Teile zu erklären.

»Der wichtigste Gegenstand für ein Pony ist trotz allem der Keuschheitsgürtel.« Claudia blickte kurz zu Maria und Leonie. »Damit kann sich das Pony sicher fühlen und sich fallen lassen.«

»Auch mit dem Spielzeug in mir?« fragte Leonie mit etwas glasigen Augen.

»Aber natürlich«, antwortete Claudia, »der Plug wird dich stets bei Laune halten.« Ein gewisses Lächeln erschien in ihrem Gesicht.

»Ist der Plug Bedingung?« Maria sah auf einmal sehr erschrocken aus. »Dann möchte ich doch nicht.«

»Aber nein, natürlich nicht.« Claudia streichelte Maria über den Kopf. »Aber wenn ich die Wahl hätte, ich würde nicht mehr darauf verzichten.«

Maria schüttelte den Kopf. Sie hoffte sehr, dass Claudia nicht nach den Gründen fragen würde.


»Gleich an zweiter Stelle kommt bei mir der große Lederharness.« Sie hielt ein großes Bündel von Lederriemen in der Hand. »Ich liebe es, wenn ich überall an meinen Körper den Druck der Riemen spüre.«

Leonie streckte ihre Arme aus, wie Claudia sie gebeten hatte.

»Natürlich wird er auch benutzt, um weitere Ketten oder Manschetten zu befestigen oder auch die Deichsel eines Sulkies oder einer Kutsche.«

Maria war verblüfft. »Ich soll eine Kutsche ziehen?«

»Hier auf der Hütte nicht. Aber es ist ein beliebtes Spiel.« Claudia lächelte. »Das Pony vor dem Sulky zieht ihren Herrn zum Ziel.«

Maria kam sichtlich ins Grübeln, als sie zusah, wie Claudia so nach und nach die Riemen um Leonies Körper befestigte. Ob sie Paul wohl auch einmal so durch die Gegend ziehen würde.


»Das wichtigste optische Merkmal des Ponys ist natürlich das Kopfgeschirr mit der Trense.« Die Augen beider Frauen leuchteten, als sie sahen, das Claudia geradezu ein Prunkgeschirr in der Hand hatte. »Vielleicht einen hübschen Federbusch auf dem Kopf, so wie die Zirkuspferde.«

Claudia lächelte, als sie sah, dass Leonie ihren Mund bereits geöffnet hatte.

Auf einmal fielen Maria die Geschichten ein von Pauls Oma und dem schmucken Reitknecht. Sie selbst hatte so eine Stange bisher nicht im Mund gehabt. Sie blickte wieder zu Leonie, die ihre Lippen schon um die Stange in ihrem Mund schmiegte. Und selbst als der erste Speichelfaden der Schwerkraft folgte, störte dies weder Leonie noch Maria.

Doch auf einmal stutzte Maria. »Da sind ja sogar Scheuklappen daran.« Sie trat vor, um sich Leonies neuen Kopfschmuck ganz genau anzusehen. »Das ist ja wie bei richtigen Pferden.«

»Gefällt es dir?« Claudia lächelte.

»Sehr...« Maria keuchte ein wenig. »und so etwas bekomme ich auch?«

»Wir hatten damals eine Sammelbestellung gemacht, wir haben viele von genau diesen Kopfgeschirren.«


Claudia hatte den nächsten Gegenstand in der Hand und erklärte. »Das Halsband ist dann besonders wichtig für das Pony, wenn es an der Leine laufen soll oder auch, wenn es im Stall angekettet werden soll.« Doch dann stutzte sie. »Ich glaube, dein Halsband des BHs ist dafür bestens geeignet.« Sie legte es wieder weg.

Unwillkürlich fasste Maria sich an den Hals. Auch sie hatte sich bis auf Keuschheitsgürtel und -BH ausgezogen, doch sie würde das Halsband brauchen. Wider schweiften ihre Gedanken ab und sie sah sich schon als Pony hinter Paul her traben. Doch dann schalt sie sich eine Närrin. Wann und warum sollte Paul so etwas überhaupt machen? Mit dem Fest hatte es nichts zu tun und mit dem Programm ihrer Mutter erst recht nicht.


Claudia griff zu dem Schlüssel, den sie mitgebracht hatte und öffnete Leonies Halsgeige, die sie bisher klaglos getragen hatte.

»Danke, das ich diese Erfahrung machen durfte.« Leonie war erleichtert. »Das ist irgendwie besonders demütigend.«

»Nicht wahr?« Claudia strahlte, als sie ihr zustimmte. »Sie macht selbst die einfachsten Tätigkeiten zu einer großen Herausforderung.« Ihre Augen leuchteten dabei. »Und jetzt lege deine Arme bitte auf den Rücken.«

Kaum hatte Leonie ihre Arme aus der für sie so demütigenden Haltung genommen und hatte sie dann wie verlangt auf den Rücken gelegt, als sie schon spürte, wie sich das Leder eines Monohandschuhs langsam ihre Arme herauf kroch. Auf einmal hörte sie das Ratschen eines Reißverschlusses und sie ahnte, das die Bewegungsfreiheit ihrer Arme schon wieder höchst gemein eingeschränkt war. Das Claudia dann noch die Riemen über ihrem Oberkörper schlang, war ihr fast entgangen.


»Der Stolz eines jeden Ponys sind natürlich seine Hufstiefel.« begann Claudia recht theatralisch und zeigte recht stolz ihre eigenen Füße her, die immer noch in den besonderen Stiefeln steckten. Leonie besaß ein eigenes Paar Ponystiefel und diese hatte sie, als sie sie als Geschenk ihrer Mutter bekommen hatte auch voll Begeisterung getragen. Doch nur die Stiefel machen noch kein Pony aus. Um so faszinierter schaute sie jetzt zu, wie Claudia ihr die Stiefel anzog.

Auch Maria war an diesen seltsamen Stiefeln sehr interessiert. Und tief in ihrem inneren wünschte sie sich, sie dürfte sie auch einmal für Paul tragen. Und so erfreuter war sie, als Claudia sie bat, einmal zu schauen, welches der beiden noch zur Verfügung stehenden Paare ihr besser passte. »Nimm am besten ein paar Socken zu Hilfe.«


»Und dann gibt es noch etwas Zubehör, was für mich unbedingt dazu gehört.« Sie griff zu etwas Metallischem und schüttelte es in ihrer Hand. Es waren kleine Glöckchen, die sehr stark an das Geläut eines Pferdeschlitten im Winter erinnert. »So weiß der Besitzer des Ponys immer, wo es sich gerade aufhält.«

Schon wieder tauchten bei Maria Bilder im Kopf auf, in denen sie von Paul an der Leine geführt wurde und ihre Glöckchen klingelten süß bei jedem Schritt mit ihren so beeindruckenden Hufstiefeln. Sie schaute immer noch etwas ungläubig auf ihre Füße. Sie war ja schon stolz auf ihre Ballettstiefel, besonders als sie bemerkt hatte, das sie als einzige auf der Hütte ihnen völlig problemlos laufen konnte. Doch die Hufstiefel waren ja noch viel faszinierender.

Maria schüttelte ihren ihren Fuß, doch Claudias alte Stiefel saßen sehr gut, wenn man von den zwei paar Extrasocken absah.

Sie warf wieder einen Blick auf Leonie und obwohl sie jeden Schritt verfolgt hatte, war sie doch verblüfft, wie schnell sich dieses vorwitzige Mädchen auf einmal in ein Tier, in ein faszinierendes Ponygirl verwandelt hatte.


»Die Glöckchen können an vorhandenen Brustwarzenpiercings, aber auch an kleinen Brustklemmen befestigt werden.« Nur mühsam durchdrang Claudias Stimme Marias Traumwelt. »Aber für euch gibt es sie auch mit einem kleinen Magneten.« Es machte zweimal leise 'Klick' und ohne das Claudia etwas sagen musste, begann Leonie mit dem Oberkörper zu wackeln. Ein süßes Klingeln ertönte.

»Was hatte Claudia gerade gesagt?« Maria stutzte. Doch dann verwarf sie den Gedanken. Sie wollte gar nicht wissen, was das Wort 'Brustklemmen' bedeutete.

* * *

Paul hatte dem Aufmarsch und dem Wettbewerb der Ponys mit sehr großem Interesse zugesehen. Irgendetwas faszinierte ihn sehr an diesen Ponys, die sich so ganz in die Rolle eines Tieres fallen lassen konnte. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass Maria nicht mehr neben ihm saß.

Erst als Sebastian vor die Zuschauer trat und zwei neue Ponys angekündigte, rieb sich Paul die Augen. Leonie als Pony hatte ihn nicht weiter verwundert, doch das zweite Pony erregte seine Aufmerksamkeit. Sehr schüchtern kam das Pony an den Parcours und hielt den Blick zu Boden gesenkt. Claudia stand neben dem Pony und erklärte ihm noch einmal den Parcours. Dann gab sie dem Pony einen sehr liebevollen Klapps und ließ es in den Parcours.

Schon nach den ersten Schritten schien die Unsicherheit von dem Pony ab zufallen und nach dem ersten eigentlich lächerlichen Hindernis in Form eines Schuhkartons konnte man den Eindruck gewinnen, das Pony hätte nie etwas anderes gemacht und wäre immer auf den Hufstiefeln unterwegs gewesen.

Erst jetzt bemerkte Paul, dass Maria nicht mehr neben ihm saß und auch jetzt erst erkannte er, wer das neue Pony war. Er war etwas beschämt, dass er so abwesend gewesen war, doch diese ganz neue Spielart hatte ihn sehr in den Bann gezogen.

Jetzt erst bemerkte er auch, dass die anderen das neue Pony anfeuerten und er setzte jetzt mit großer Begeisterung mit ein.

* * *

Claudia kam zu Paul und reichte ihm eine Leine. »Es ist für Maria jetzt ganz wichtig, dass du etwas Bestimmtes machst.« Sie beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Pauls Miene wandelte sich dabei von Unglauben zu Faszination.

»Du scheinst es ja auch sehr interessant zu finden.« Claudia hatte ihn beobachtet.

Paul wurde etwas rot.

»Kein Grund, sich zu schämen. Du kannst wirklich dazu stehen.« Claudia streichelte ihm über den Kopf. »Und jetzt komm, Maria ist gleich mit dem Parcours fertig.«


Maria keuchte ein wenig, doch ansonsten hatte sie mit dem Parcours keine großen Schwierigkeiten. Schon sah sie die ‚Ziellinie’ und mit einem großen Seufzer beendete sie ihren Wettbewerb.

Claudia nahm sie in Empfang, nahm sie in die Arme und streichelte sie. »Das hast du sehr gut gemacht. Ich bin sehr stolz auf dich.« Sie streichelte Maria über die Lederriemen. »Und jetzt kommt, dein Besitzer wartet auf dich.« Sie gab Paul ein Zeichen.

Paul trat auf ‚sein Pony’ zu und so wie Claudia es ihm gesagt hatte, klinkte er seine Leine in Marias Halsband ein. »Komm, mein Pony, ich bin sehr stolz auf dich.« Er zog sie ein paar Schritte weg von der Ziellinie und nahm sie dann in den Arm.

Maria blickte ihn mit glasigen Augen an und als sie seine Umarmung spürte, war es um sie geschehen. Ein gewaltiger Orgasmus raste durch ihren Körper.

* * *

Maria schlug die Augen auf und blickte in Pauls verliebte Augen. »Das war toll.« Sie strahlte.

Paul hielt seine Freundin in den Armen und streichelte ihr über ihren Körper. Er hatte ihr lediglich die Trense abgenommen, ansonsten trug Maria noch ihr Ponykostüm.

»Ich war ja zu Beginn sehr skeptisch,« ihre Stimme war leise, »aber es war wirklich toll.«

»Ich hatte gar nicht gemerkt, dass du weg warst« Paul wollte sein schlechte Gewissen ein wenig erleichtern.«Die Ponys haben mich sehr fasziniert und dann...« Er hatte Schwierigkeiten, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. »... Und dann kamst du.«

»Ich möchte auch solche Stiefel haben.« In Maria war etwas geboren.

Paul blickte verwundert auf Marias Stiefel, die tatsächlich wie ein Pferdehuf aussahen.

Maria spürte die Frage. »Sie gehören Claudia. Aber mit zwei Paar dicken Socken passen sie leidlich. Und so ein Ponygeschirr möchte ich auch haben.« Doch dann schienen ihre Sinne wieder in der Wirklichkeit angekommen zu sein. »Aber das geht ja frühestens nach dem Fest.«

Auch Paul war bei diesen Worten wieder etwas ernüchtert. »Du hast recht, da liegt ja noch einiges vor uns.« Er nahm sie noch einmal in den Arm und gab ihr einen Kuss. »Aber ich bin sehr stolz auf meine kleines Pony.«

Maria stöhnte laut und und streichelte ihn mit ihren immer noch im Mono verpackten Armen.


»Und jetzt kommen wir zur Siegerehrung.« Sebastians Stimme klang sehr feierlich. »Wie jedes Jahr vergeben wir zwei Preise. Zum einen den Preis für das schnellste Pony und zum zweiten für das Pony mit der größten Anmut.« Er bat Claudia hervorzutreten.

»Der Preis für das schnellste Pony geht dieses Jahr zum ersten Mal an...« Er machte eine übertriebene Pause. »... meine Frau.«

Applaus brannte auf. Sebastian zeigte auf den liebevoll gestalteten Pokal, der ein stilisiertes Ponygirl und eine Uhr zeigte. Dann hängte er seiner Frau eine Medaille um.

»Und der Preis für die Anmut geht dieses Jahr an unsere jüngste Teilnehmerin: Maria« Er bat Paul und Maria hervorzutreten. Er hängte auch Maria eine Medaille um und reichte Paul den Pokal, der ein Ponygirl mit Lorbeerkranz zeigte.

»Ich bitte euch, noch in euren Ponykostümen zu bleiben.« Er blickte auf einen Zettel. »Wir möchten dann gleich mit dem Fotos beginnen.«

Maria blickte Leonie schmunzelnd an. »Als ob wir eine Wahl hätten.« Dann schmiegte sie sich in Pauls Arme.

* * *

Sebastian hatte wieder einen Zettel in der Hand, als er nochmals um Aufmerksam bat. »Wir haben vier Kameras und zwei Scheinwerfer zum Ausleuchten.« Er suchte den Blickkontakt zu Leonhard und seiner Frau. »Wir bauen in der Hütte zwei Bühnen auf.« Er zeigte die beiden Plätze, die er dafür vorgesehen hatte. »Leonhard und Amelie kümmern sich um die Außenmotive, und Claudia macht ein paar Spezialaufnahmen.«

Er ging zur Tafel und schrieb die Reihenfolge darauf. »Das habe wir vorhin schon ausgetüftelt, so können wir hoffentlich alle Motivwünsche abarbeiten.«

Er drehte sich zu Leonie. »Von dir habe ich noch keinen Motivwunsch.«

Leonie blickte ihn verblüfft an. Doch erst als sie antworten wollte, bemerkte sie die Trense in ihrem Mund und den Speichel, der gerade daraus tropfte.

Christine lächelte kurz zu Leonie, als sie Sebastian einen Zettel reichte.

Sebastian warf einen kurzen Blick darauf. »Du möchtest ein Ponygirl-Foto?«

Leonie nickte heftig und blickte ihre Schwester dankbar an.

Sebastian nahm es zur Kenntnis. »Und währenddessen kannst du noch über ein weiteres Motiv nachdenken.« Sebastian schrieb ihren Namen auf die Tafel und machte dahinter ein Fragezeichen. Dann drehte er sich zu den sechs Ponygirls. »Leonhard wird die Fotos mit euch machen.« Die anderen bat er, die Hütte herzurichten. »Die Herren bauen die Motive auf und die Damen kümmern sich um den Schminktisch und die Kleider.«

Zunächst hatten sich die sechs Ponys aufgestellt für das Gruppenfoto. Sie blickten brav in die Kamera und lächelten. Leonhard machte diverse Aufnahmen. Doch dann bat er die Ponys noch einmal um Aufmerksamkeit. »Jetzt zeigt einmal, dass ihr Ponys seid. Stellt euch vor, dies hier wäre eure Weide.«

Zunächst einmal standen die Ponys etwas ratlos herum und Leonhard wartete darauf, dass sich ein schönes Motiv ergab, doch die Damen blickte sich nur verlegen an.

»Ich wollte es dieses Jahr eigentlich nicht machen, aber...« Er zeigte auf den Rand der Wiese. »Dort steht der Hengst und sucht eine Partnerin. Jetzt zeigt einmal, warum er euch nehmen sollte.«

Es war zwar ein recht anzügliches Thema, aber es bewirkte, dass Bewegung in die Damen kam. Sie warfen sich in Position, um den fiktiven Hengst anzulocken und nach kurzer Zeit kam tatsächlich so etwas wie Rivalität zwischen den Ponys auf.


»So, jetzt machen wir noch die Einzelfotos.« Leonhard unterbrach den Schaulauf und das Werbespiel der stolzierenden Damen.

»Hast du einen besonderen Wunsch?« fragte er das Pony Maria.

Wie bisher auch schon hatte Maria keine Probleme, sich mit der Trense im Mund verständlich zu machen. Sie wünschte sich ein Foto, bei dem Paul sie an der Leine hielt.

Paul blickte sie verwundert an. »Was wird wohl Mrs. Potter dazu sagen?«

Maria lächelte verschmitzt. »Meine Mutter darf das auch nicht erfahren.« Sie gab ihm einen Kuss. »Aber jetzt bin ich dein Pony.« Das Wort 'dein' hatte sie besonders betont. »Und daran möchte ich eine Erinnerung.«


Leonie stand neben Leonhard, als dieser das Motiv aufnahm. Und ihr Blick hing sehnsüchtig an der Leine, die Paul in der Hand hatte und mit der die »Besitzverhältnisse« so deutlich dargestellt wurden. Ein wenig zuckte es in Leonie. Dieses Motiv hätte sie auch gern gehabt. Doch sie ahnte, dass ihr dieses nicht zustand.

Maria war dieser Blick trotz ihres Glücks nicht entgangen. Sie bat Leonhard um eine kurze Pause, dann drehte sie sich zu Paul und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Paul lächelte kurz, dann bat er Leonie zu ihm zu kommen. Er ergriff auch ihre Leine und zog sie neben sich, so dass er zwischen den beiden jetzt strahlenden Ponys stand.

Leonhard machte weitere Fotos. Besonders interessante Fotos wurden es, als er die Ponys einmal zu etwas Ungehorsam motiviert hatte und Paul sichtlich beschäftigt war, seine Ponys unter Kontrolle zu halten.


»Na, wie weit seid ihr?« Claudia kam aus der Hütte. Sie war schon vollständig umgezogen. »Ich würde dann gern die Fotos mit dem Doppelknebel machen.« Als sie die verwunderten Blicke sah, lächelte sie etwas verlegen. »Ja, ich habe mich schon wieder umgezogen, ich brauche kein Ponyfoto.« Doch dann bemerkte sie das Motiv, welches die Drei gerade darstellten. »Davon hätte ich auch gern einen Abzug.«

Paul hatte mittlerweile einige Mühe, seine 'wilden' Ponys unter Kontrolle zu halten. Sie zerrten kräftig an den Leinen, und in ihren Augen war deutlich zu sehen, wie sehr sie das Spiel vor der Kamera genossen.

* * *

Das Innere der Hütte hatte sich wieder einmal deutlich verändert. Die beiden Scheinwerfer, die für die beiden Fotoplätze aufgebaut waren, tauchten den großen Raum in gleißendes Licht. Es war fast heller als draußen.

Paul und seine beiden Ponys blickten sich erstaunt um.

Christine stand wieder zwischen den Säulen und war wie die 'O' angekettet. Fritz machte gerade einige Fotos und beriet sich mit Sebastian wegen der Helligkeit. Christine war wie die 'O' zurecht gemacht und trug neben einem Tuch um die Hüften nur ihr Keuschheitsgeschirr.

Petra saß auf einer der Bühnen und rückte sich gerade ihr Kopfgeschirr zurecht. Dabei blickte sie immer wieder in den Spiegel, den Peter ihr vor das Gesicht hielt.

Sie hätten sich gern noch länger umgeschaut, doch Claudia drängte sie zur Eile. Es lag ihr dabei aber weniger an der Zeit, sie war vielmehr wegen des Motivs sehr aufgeregt. Insbesondere wusste sie noch nicht, wie die beiden Mädchen reagieren würden, wenn sie alle Details des gewünschten Motivs begriffen haben würden. Und auch für Paul standen einige gewiss neue Aspekte an.

* * *

»Ich möchte euch nicht überrumpeln.« sagte Claudia, kaum dass sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Und ich möchte euch auch nicht in eurer Wehrlosigkeit ausnutzen.«

Maria und Leonie mussten sich nur kurz anblickten. »Jetzt sag doch einfach, was du vorhast.« Marias Stimme verriet Vorfreude. Doch auch Leonies etwas stärkeres Atmen verriet ihre Anspannung, und ihre Augen strahlten in Vorfreude auf ein neues Abenteuer.

Claudia trat einen Schritt zur Seite und gab den Blick frei auf die Sachen, die sie schon bereit gelegt hatte.

Maria erkannte den Doppelknebel, den Sebastian ihnen am Abend zuvor schon gezeigt hatte. Daneben lagen zwei Monohandschuhe - einen davon erkannte Maria als ihren eigenen. Und auch einige Seilbündel lagen bereit.

Claudia ließ den dreien etwas Zeit, dann begann sie ihre gewünschten Motive zu erklären. »Als erstes wollte ich ein paar Bilder machen, auf dem ihr nur den Doppelknebel tragt.«

»Und die Hände frei?« fragte Leonie, und ihr Tonfall ließ vermuten, dass ihr das zu wenig war.

Claudia griff die Stimmung auf und wandte sich an Paul. »Die Handfesseln hast du doch heute Morgen geübt, oder?« Sie wurde etwas rot. »Ich selbst bin ganz lausig beim Fesseln. Ich trage sie viel lieber.«

Paul blickte kurz zu Maria dann nickte er. »Das kriege ich hin.«

»Als zweites werdet ihr die Monos tragen und dann bekommt ihr noch ein Schrittseil, welches an euren Armen festgebunden wird.«

Marias Blick zeigte, dass sie nicht wusste, was dies bedeuten wurde. Doch Leonie begann sofort etwas zu stöhnen und ihr Blick hingegen ließ erkennen, dass sie genau wusste, was kommen würde. Sie beugte sich zu Maria und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Maria keuchte jetzt ebenfalls und blickte etwas verschreckt zwischen den Dreien hin und her.

»Und als drittes werdet ihr dann wieder den Doppelknebel anlegen und Paul wird euch auch noch an der Taille zusammenbinden.« Sie war erleichtert, jetzt hatte sie es ausgesprochen. Sie blickte Maria und Leonie mit einem Gemisch aus Angst und Zweifel an. »Außerdem würde ihr Sebastian eine große Freude machen.«

Maria und Leonie blicken sich nur kurz an. »Ja, das probieren wir«, antwortete Maria mit leiser Stimme. Sie hatte allerdings noch keine Vorstellung, was es mit dem Schrittseil wirklich auf sich haben würde.

»Das klingt spannend«, fügte Leonie hinzu und ergriff Marias freie Hand.


Claudia drehte sich zum Tisch und nahm den Doppelknebel in die Hand. Während sie ihn mit dem ebenfalls bereitliegenden Handtuch noch einmal putzte, sinnierte sie etwas vor sich hin. »Wisst ihr, dass ihr Sebastian einen lange gehegten Wunsch erfüllt?«

Maria und Leonie waren erstaunt. »Streng genommen ist es doch gar nichts besonderes.«

Claudia beantwortete die Frage, die im Raum lag. »Amelie ist schließlich meine Schwägerin.«

Leonie und Maria blickten sich an. »Wir kennen uns gerade erst einen Tag.«

»Vielleicht ist es genau das.« Claudia lächelte. »Ich kenne Amelie schon viel zu lange.«

Erst jetzt wurde sich Maria bewusst, was dieser Doppelknebel auch bedeutete: Die Lippen einer anderen Frau mit den eigenen Lippen zu berühren, sie quasi küssen. Doch sofort wurde ihr auch klar, dass ihre Lust auf Abenteuer stärker war als die Angst vor dem Unbekannten. Außerdem fand sie Christines Schwester sehr sympathisch, insbesondere weil diese ebenfalls ein großes Opfer auf sich genommen hatte, um sich ihre Träume zu erfüllen.

Claudia hielt den Doppelknebel zwischen Maria und Leonie ungefähr in Höhe ihrer Hände. »Wie wäre es, wenn ihr auch den Knebel selbst anlegt.« Sie blickte beide aufmunternd an. »Ich denke, ihr habt eine gewisse Übung darin.«

Sie lächelte, als sie sah, wie beide Mädchen etwas zusammen zuckten. »Kein Grund, sich zu schämen. Stellt euch gegenüber und nehmt dann jeweils ein Riemenpaar in die Hände.« Claudia spürte, dass sie eine kleine Anfangshilfe geben sollte.

Beide Mädchen wollten den Knebel unwillkürlich zu sich heranziehen. Doch dabei merkten sie, dass sie gegenseitig am Knebel zogen. Sie blickten sich verblüfft und doch auch sehr gespannt an. Ein gewisses Knistern lag in der Luft.

»Ihr müsst euch ganz dicht aneinander stellen.« Claudia sprach leise, so als wolle sie den besonderen Augenblick nicht stören.

Fast wie in Zeitlupe näherten sich ihre Gesichter. Beiden Frauen fixierten mit ihren Blicken zunächst den Ball und verfolgten seinen Weg zu seinem baldigen Aufenthaltsort. Erst als sich ihre Nasen berührten, blickten beiden Mädchen erstaunt auf. Sie waren etwas erschrocken über die Nähe, die der Ball ihnen aufzwang.

Sowohl Claudia als auch Paul sahen dem Schauspiel fast atemlos zu. Paul war von dem Anblick dieses Knebel genauso fasziniert wie Claudia.

»Jetzt schließt die Schnallen hinter euren Köpfen.« Claudia flüsterte fast.

Durch die nötigen Bewegungen kam es zu den ersten zärtlichen Berührungen der Lippen. Die Spannung, die im Raum lag, war förmlich zu spüren.

Claudia reichte Paul wortlos ein Seilbündel, dann trat sie hinter Leonie und wartete ab, bis sie mit dem Schließen der Schnalle fertig war. Dann griff sie ihre Hände und zog sie zärtlich hinter ihren Rücken.

Auch Paul wusste, worauf es ankam. Er war recht dankbar, dass er heute morgen die nötigen Knoten geübt hatte, denn dies gab ihm jetzt noch zusätzlich Sicherheit. Auch er spürte das ganz Besondere dieses Augenblicks.

Maria hielt ihre Arme schon auf dem Rücken gekreuzt, so dass Paul auch ihr die Hände zusammenbinden konnte.


»Bitte recht freundlich und ... Lächeln.« Claudia unterbrach die Szene ganz bewusst, denn sie wusste, dass es noch erhebliche Steigerungen geben würde.

Erst jetzt wurde Maria und Leonie bewusst, dass sie jetzt eigentlich nur für ein Foto posieren sollten. Fast wie verliebt öffneten sie ihre Augen und blickte sich gespannt an, während Claudia immer wieder mit der Kamera klickte und ihnen ab und zu kleine Anweisungen gab, wie sie sich bewegen sollten.

Bisher mussten die beiden Mädchen in ihrer jeweiligen Pose stillhalten, doch jetzt gab Claudia ihnen 'frei' und motivierte sie dazu, sich frei vor der Kamera zu bewegen. Das 'Frei' hatte sie etwas betont, denn natürlich wusste auch sie, dass der Doppelknebel und die gefesselten Hände schon eine große Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit waren.

Paul stand neben Claudia und auch er fühlte, dass er an etwas Besonderem teilnehmen durfte. Auch er fühlte die besondere Spannung, die in der Luft lag.

* * *

Claudia steckte kurz den Kopf zur Tür hinaus. »Wir wären dann soweit.«

Kurz darauf kam Sebastian zur Tür herein und grinste über beide Ohren.

Maria spürte, wie Leonie zusammen zuckte.

»Ich dachte mir, dass du Paul zeigst, wie es zu machen ist.« Claudia gab ihrem Mann einen Kuss. »Und er macht es dann bei den beiden Mädchen.«

Sebastian bat Leonie zu sich, die ebenso wie Maria wieder von dem Doppelknebel befreit worden war. Als er sah, wie respektvoll Leonie sich bewegte, musste er lachen. »Ich fürchte, unser Spiel war wohl zu dick aufgetragen. Hier auf der Hütte brauchst du keine Angst zu haben.«

»Geht es um das Schrittseil?« Leonie hoffte, dass er sie nicht schon wieder in eine Falle lockte. »Das kann ich aber selbst auch.«

»So?« Sebastian und Claudia tauschten viel sagende Blicke aus. »Dann führe es doch einmal vor.«

Erst jetzt realisierte Leonie, dass ihre Hände noch auf dem Rücken festgebunden waren. »Ach so«, stammelte sie etwas verlegen. »Dafür bräuchte ich aber die Hände frei.«

»Du bist immer so impulsiv.« Sebastian strich ihr zärtlich über den Kopf. »Du solltest nachdenken, bevor du redest.«

Leonie lachte. »Das sagt Mama auch immer.«

Doch auf einmal wurde Sebastian nachdenklich. »Sagt einmal, wollt ihr die Fotos mit den Keuschheitsgürteln machen?«

Claudia bejahte.

»Meint ihr nicht, dass es mit normaler Unterwäsche etwas eindrucksvoller wäre?«

Leonie schluckte etwas, doch dann sah sie Maria aufmunternd an. »Das wird spannend.«

»Holt eure Unterwäsche und dann zieht euch hier um.« schlug Sebastian vor. »Diesen Raum solltet ihr nur mit dem Gürtel verlassen.«


Als die Mädchen den Raum verlassen hatten und die Tür wieder zu war, wandte sich Claudia an Paul. Sie erklärte ihm, was nun von ihm erwartetet wurde. »Es ist ganz wichtig, dass Maria und Leonie sich ganz fallen lassen können, sonst werden die Fotos verdorben. Sie vertrauen darauf, dass du ihre ungeschützte Lage nicht ausnutzt.«

Paul brauchte einen Moment, um zu erkennen, welche Frage sie ihm stellte, ohne Worte dafür zu benutzen. Doch er wollte ehrlich sein. »Ich weiß nicht, wie ich im Ernstfall reagieren werde.« Er wandte sich an Claudia. »Kannst du etwas auf mich aufpassen?«

Die ehrliche Antwort traf auf viel Sympathie.


Sebastian mischte sich ein. »Schrittseil hatten wir gestern Morgen ja nicht. Wie wäre es, wenn ich es dir kurz bei Claudia zeige.«

Paul hatte weder den Mut noch die Kraft, nein zu sagen. Außerdem ahnte er tief in seinem Inneren, dass Maria es später sicher oft von ihm verlangen würde.

»Es geht eigentlich sehr einfach.« Sebastian hielt ein Seil in den Händen. »Du nimmst es auf die Hälfte, dann schlingst du es um ihre Taille und ziehst es dann von vorn durch den Schritt nach hinten.« Er trat hinter seine Frau und schlang das Seil um das Seil in ihrem Rücken, um es dann wieder durch den Schritt nach vorn zu führen. »Du musst darauf achten, dass die Knoten stets außerhalb der Reichweite ihrer Hände sind.«

Claudia lächelte verlegen.

Paul sah sehr interessiert zu und versuchte, sich jeden Handgriff einzuprägen.

»Ich lasse euch dann allein.« Er ging zur Tür. »Claudia sagt dir schon, wenn es nicht richtig ist. Wie es aussehen muss, weiß sie genau.« Er grinste, als er Claudias leises Stöhnen hörte.


Als Maria und Leonie zusammen das Zimmer betraten, leuchteten ihre Augen. Leonie war noch sehr beeindruckt davon, wie streng ihre Mutter auf den Schlüssel für den Keuschheitsgürtel achtete. Sie hatte zwar schon immer davon geträumt, auch so eingeschlossen zu sein, doch gleichzeitig wollte sie auch ihre Freiheit nicht aufgeben.

Als sie jetzt erleben musste, wie Sebastian um den Schlüssel kämpfen musste, bis Anna ihn herausrückte, begann sie zu begreifen, dass sie jetzt unter fremder Kontrolle stand. Dass es nur abgesprochenes Theater war, wusste sie allerdings nicht. Aber sie hatte sich gleich mit Maria ausgetauscht und erfahren, dass auch Maria unter Kontrolle stand und dass Paul die Schlüssel für sie verwaltete.

In Leonie begann ein ganz verwegener Plan zu reifen. Dabei war es nur ein kleines Detail, welches sie ändern wollte. Es störte sie nicht, dass sie in den Gürtel eingeschlossen war. Nur die Tatsache, dass ihre Mutter die Schlüssel verwaltete, störte sie. So sehr, dass ...


»Paul, ich helfe den Mädchen jetzt beim Umziehen.« Claudia blickte ihn mit einem Augenzwinkern an. »Du könntest in der Zwischenzeit die Handschuhe zum Anlegen vorbereiten.«

Paul verstand sehr gut, was sie ihm eigentlich sagen wollte. Er sollte so höflich sein, sich während des Umziehens nicht umzudrehen. Der Bitte kam er liebend gern nach. Außerdem faszinierte ihn der Gedanke, gleich zwei Mädchen in den Handschuh einschnüren zu dürfen, zumal es dieses Mal sicher nicht darum ging, Maria bei irgendeinem Training zu helfen. Jetzt ging es eindeutig um ein sehr erotisches Fotomotiv.


»Wir sind fertig.« In Claudias Stimme war ihre Anspannung und Vorfreude deutlich zu hören. »Fang bitte mit Maria an.«

Als Paul sich umdrehte, glitt ein Lächeln über sein Gesicht. Maria und Leonie standen mit dem Rücken zu ihm und hielten ihre Arme so auf dem Rücken, wie es für den Monohandschuh erforderlich war.

Mit der gewohnten Routine hatte Paul Maria den Handschuh schnell angelegt. Das einzig neue war Leonie, die dem Vorgang des Einschnürens von Marias Armen sehr interessiert zusah. Sie war sehr erregt, denn sie wusste, dass er das gleich auch bei ihr machen würde.

Im Unterschied zu Maria konnte Leonie ihre Arme nicht so weit zusammen legen. Deswegen hatte Claudia auch einen recht weiten Handschuh ausgesucht. Trotzdem war es für Leonie sehr aufregend zu spüren, wie sich das Leder immer enger um ihre Arme legte.

Maria kam gar nicht auf den Gedanken, eifersüchtig zu sein. Im Gegenteil, sie freute sich darüber, dieses besondere Erlebnis mit Leonie teilen zu können.

Claudia hielt ein Seilbündel in der Hand und reichte es Paul. »Wie du es eben gelernt hast. Nur ziehst du das Seil noch einmal nach hinten und machst es dann am Handschuh fest.« Sie spürte die Nervosität der beiden Mädchen, aber auch Pauls Nervosität. Es war allerdings hauptsächlich die Angst vor dem Unbekannten.


Seine Hände zitterten nicht, als er Leonie das Schrittseil anlegte. Es lag vor allem daran, dass Maria ihm das Gefühl gab, dass er es ihrer Freundin anlegte und dass sie das alles gern mit ihr teilte.

Wie zuvor Leonie hielt auch Maria ihre Arme sehr still, als Paul mit dem Schrittseil beschäftigt war. Auch bei ihr blieben seine Hände ruhig, auch wenn die Gefühle wie wild in ihm tobten.

Er konnte nur ahnen, was diese Kombination bei Maria verursachen würde. Schließlich wusste er, wie gern sie im Handschuh ihre Arme bewegte. Wenn er fertig war, würde jede von ihren Bewegungen... Er wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.

Doch dann bemerkte er Marias Blick. Und es lag so überhaupt keine Furcht darin, sondern nur erwartungsvolle Spannung, die Paul mit einiger Erleichterung und etwas Gänsehaut wahr nahm.

Erst als Paul mit seiner Arbeit zufrieden war, versuchte Maria eine Bewegung ihrer Arme, allerdings vor allem aus Neugier. Sie wollte wissen, wie sie dieser ganz besondere Zustand anfühlte. Und sie fragte sich, was ihre Mutter wohl sagen würde, wenn sie sie so sehen würde. »Das ist so einfach.« Marias Verwunderung durchbrach die Stille. »Warum hat mir das keiner sagt? Damit wäre mein Training sehr viel aufregender gewesen.«

»Nicht wahr?« Claudia griff den Gedanken auf, auch wenn sie nicht wusste, welches Training Maria meinte. »Das ist bei jeder Gelegenheit tragbar.«

Leonie stimmte ihr freudig zu. »Aber nicht bei einer langen Wanderung und Latexunterwäsche«, fügte sie etwas selbstironisch hinzu.

Claudia lächelte: »Wenn dein Partner dir etwas ganz Gemeines antun möchte, dann legt er es dir unter dem Keuschheitsgürtel an. Dann kommst du überhaupt nicht mehr dran.«

Maria blickte Paul etwas verschreckt an.

Paul blickte sie verliebt an. »Vor dem Fest sicher nicht.«

Claudia bat um Aufmerksamkeit. »Ich möchte dann die Fotos machen.«

Der Satz brachte ein wenig Ernüchterung. Die beiden Mädchen erinnerten sich daran, dass sie ein bestimmtes Fotomotiv darstellen sollten und dass sie wie professionelle Fotomodelle ihre eigenen Gefühle hinten anzustellen hatten. Und sie kamen Claudias Wünschen nach bestimmten Posen gern nach.


Claudia versuchte ihnen etwas die ‚Sorgen’ zu nehmen. »Denkt einfach daran, dass ihr nur für ein Foto posiert und das es mit dem realen Leben nichts zu tun hat.«

»Eigentlich schade« antwortete Leonie etwas voreilig und blickte Maria erschrocken an, als sie realisierte, was sie gesagt hatte. Doch diese dachte ähnlich. »Wir können das ja einmal für uns allein wiederholen.« Sie blickte sehr verliebt zu Paul. »Du hilfst uns dann mit den Handschuhen und legst und den Knebel an.«

Ohne das es Paul so richtig bewusst war, ahnte er, dass er sich auf dieses Ereignis freuen konnte. Trotzdem sprach er seine Gedanken aus. »Bitte erst nach dem Fest.«

»Was hat es denn mit dem Fest auf sich?« fragte Leonie vorsichtig. »ich habe jetzt schon so viel Andeutungen gehört.«

»Das Katerinenfest in Landsbach.« Claudia gab wieder, was sie schon wusste, während sie weiter eifrig Bilder machte. »Maria hat dieses Jahr die Ehre, die Hauptrolle spielen zu dürfen.«

Maria gab sich bescheiden.

Claudia lächelte. »Du kannst gern erzählen, dass es zu der Rolle gehört, dass die Schauspieler einen Monohandschuh tragen muss.«

»Vor allen Leuten?« Leonie war verblüfft.

Maria bestätigte es. Gern hätte sie auch die Originalhaltung erwähnt, doch sie wusste nicht, wie viel sie erzählen durfte. Deswegen behielt sie es vorsichtshalber für sich, zumal sie auch Pauls warnenden Blick bemerkt hatte.


»Ich glaube, wir müssen jetzt mit dem Doppelknebel weiter machen, sonst können wir den Zeitplan nicht einhalten.« Claudia legte ihre Kamera auf den Tisch und griff sich den Doppelknebel. »Stellt euch bitte wieder in Position.« Sie erinnerte an das Probeanlegen des besonderen Knebels.

Maria und Leonie waren so sehr mit ihren neuen und so aufregenden Gefühlen beschäftigt, dass sie gar nicht merkten, dass sie Paul mit einem weiteren Seil zwischen den beiden Taillen aneinander gebunden hatte. Erst als es hell blitzte, bemerkten sie, dass Claudia schon mit den Fotos begonnen hatte. »Stellt euch bitte vor die Wand«, bat sie die beiden Mädchen. Ihre Worte erreichten sie aber nur durch einen dichten Nebel voller Erregung und aufregender Gefühle.


Paul ahnte, dass die beiden Mädchen in ihrem neuen und ungewohnten Zustand sicher eine helfende Hand gebrauchen könnten. Und er hoffte auch, dass seine Berührungen der Mädchen nicht als Missbrauch ihrer Situation empfunden wurden. Doch seine Sorgen waren unbegründet. Im Gegenteil, das leichte Stöhnen der Mädchen zeigte ihm, dass sie seine Hilfe als solche erkannten und dankbar annahmen.

Erst als sie in Claudias gewünschter Position standen und Paul die Bühne verlassen hatten, begannen sie mit ihrem Gegenüber zu spielen.


Es war eine besondere Stimmung, die nur durch das leise Klicken von der Kamera unterbrochen wurde. Claudia brauchte kein einziges Wort zu sagen. Die beiden Mädchen verhielten sich, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht als sich mit Monohandschuh, Schrittseil und Doppelknebel vor der Kamera zu bewegen.

Paul sah, dass einmal Sebastian den Kopf zur Tür herein steckte. Doch statt ein Wort zu sagen, trat er nur vorsichtig neben Paul und blickte genauso gespannt wie Paul auf die beiden Mädchen, die dabei waren, ein ganz außergewöhnliches Abenteuer zu erleben.

Er hatte eigentlich fragen wollen, ob Maria und Leonie mit dem Doppelknebel zurecht kamen, doch was er sah, erfüllte seine Erwartungen über alle Maßen. Er legte ganz unbewusst Paul die Hand auf die Schulter und beide genossen still den außergewöhnlichen Anblick.

Sebastian ging so leise wie er gekommen war.


Nur ganz langsam zeigte ein immer lauter werdendes Keuchen an, dass die Erregung der beiden Mädchen deutlich angestiegen war. Auch war zu beobachten, dass sie jetzt ihre Arme nun etwas heftiger bewegten.

Die Kamera hatten beide schon lange vergessen, und für sie gab es nur noch ihre ganz besondere Situation.


»Danke, das war es.« Claudias Stimme unterbrach die Stimmung ein wenig, als sie die Kamera weg legte, dann gab sie Paul ein Zeichen, und ohne dass sie es vorher abgesprochen hatten, wusste er doch, was sie von ihm wollte.

Er ging zu seinen Mädchen und begann sie in ihrer Wehrlosigkeit zärtlich zu streicheln. Es machte ihm nicht einmal etwas aus, dass er Maria in diesem Moment mit Leonie teilen musste. Die Situation brachte es einfach mit sich, dass er seine Gefühle zu Maria außen vor ließ und nur darum bemüht war, die beiden Mädchen auf ihrem Weg zum Höhepunkt zu begleiten.

Das Luftholen durch die Nase und am Knebel vorbei wurde immer heftiger, und schon lange hatten beide keine Hemmungen mehr, laut ihre Gefühle heraus zu stöhnen.

Fast gleichzeitig spürte Paul das starte Zittern, dass anzeigte, dass die beiden zusammen einen heftigen Orgasmus bekamen und ihn gemeinsam genießen konnten.

Paul hatte Claudias Fingerzeig auf das Sofa nur kurz gesehen, doch er verstand sofort, was sie ihm damit sagen wollte. Sanft zog er die Mädchen in Richtung auf das Sofa, während er das Taillenseil löste und die Knebelschnallen öffnete. Er zog die voneinander gelösten Mädchen in seine Arme und mit auf das Sofa herunter, wobei er sich zwischen sie setzte und sie weiter in seinen Armen hielt, um sie bei der Rückkehr weiterhin mit Zärtlichkeiten zu verwöhnen. Als Dank dafür bekam er von beiden Mädchen, die sich in seine Arme kuschelten, einen rechten intensiven Kuss.

Maria war die erste, die wieder Worte fand. »Das war toll.«

Leonie war noch dabei, wieder zu sich zu kommen. »Das müssen wir unbedingt einmal wiederholen.«

Erst jetzt wagte Claudia es, sich wieder bemerkbar zu machen. »Danke für diese ganz außergewöhnlichen Fotos.« Sie klappte erst jetzt ganz demonstrativ ihren Kamerakoffer zu.

Es klopfte vorsichtig. Sebastian steckte seinen Kopf zur Tür herein und seine Miene war zu entnehmen, dass er zumindest eine Ahnung hatte, was sich eben wohl ereignet hatte. »Marias Fotos in Taras Kleid wären dann dran.«

»Darf ich im Handschuh bleiben?« Sowohl Leonie als auch Maria stellten diese Frage quasi gleichzeitig. Sie lachten. »Dürfen wir bis dahin im Handschuh bleiben?« wiederholte Maria die Frage und sowohl Leonie als auch Claudia und Maria blickte ihn fragend und bangend an.

Paul lächelte. »Aber gern.«

Claudia lächelte ebenfalls. »Mir scheint, du hast eine Eroberung gemacht.«

Paul blickte für einen kurzen Moment etwas erschreckt zu Maria, doch diese konnte ihm seine Sorgen nehmen. »Leonie ist meine neue Bondage-Freundin.« Sie blickte zwischen Paul und Leonie hin und her. »Und wir erwarten strenge und schöne Fesselungen.«

Paul seufzte innerlich. Sein "bitte erst nach dem Fest" konnte er sich gerade noch verkneifen...

* * *

»Wir müssen euch dann wieder eure Rüstung anlegen, ihr dürft sonst diesen Raum nicht verlassen.« Claudia betonte, dass Sebastians Regeln für die Sicherheit aller Teilnehmer gedacht waren. Sie bat Paul, sich wieder umzudrehen.

Er kam der Bitte nach und nutzte die Zeit, um die Seile wieder zusammen zulegen. Dabei zählte er die leisen Klicks mit, mit denen die Mädchen wieder in die Gürtel eingeschlossen wurden.

»Paul, nimmst du Marias Schlüssel wieder in Verwahrung?« Sie reichte ihm den Schlüssel.

Leonie war auf einmal sehr verlegen. »Claudia, ich hätte da eine große Bitte.« Es war ihr anzusehen, dass ein großer Kampf hinter ihr lag.

Doch zu ihrer Überraschung zeigte Claudia sehr viel Einfühlungsvermögen. »Paul soll deinen Schlüssel auch bekommen?«

Leonie nickte erleichtert. Sie hoffte sehr, dass sie ihre Begründung nicht äußern musste. Sie hatte sich zwar insgeheim sehr über den Gürtel als Geschenk ihrer Mutter gefreut, aber das sie den Schlüssel verwalten sollte, das gefiel ihr überhaupt nicht.

»Paul und Maria, kommt ihr einmal her?« Claudias Stimme war auf sehr feierlich. Sie legte ihren Arm um Leonie und wartete, bis die beiden vor ihr standen.

»Paul, bist du damit einverstanden, für den Rest der Hütte auch Leonies Schlüsselherr zu sein?« Sie blickte ihn aufmunternd an. Dennoch brachte ihr Stimmfall die Botschaft herüber, dass damit auch eine gewisse Verantwortung verbunden war.

Sein Blick wechselte zwischen Leonie und Maria hin und her und erst, als beide Frauen ihn zuversichtlich ansahen, entschloss er sich zu einem 'Ja'.

»Maria«, Claudia blieb in dem feierlichen Ton. »Bist du auch damit einverstanden, dass Paul jetzt auch die Schlüssel von Leonie verwaltet bis zum Ende der Hütte?«

Auch Marias Blick wechselte zwischen Paul und Leonie hin und her. Irgendwie ahnte Maria tief in ihrem Unterbewusstsein, das dies nicht nur eine Frage für die Hütte war, sondern weit mehr ihres zukünftigen Lebens betraf.

»Maria?« Claudia hakte nach, als sie merkte, dass sie sehr in ihre Gedanken versunken war.

»Ja, ich bin einverstanden.« Sie gab Paul einen Kuss.

Als Paul den Schlüssel überreicht bekam, holte er seine Halskette heraus, an der sich schon einige von Marias Schlüsseln befanden. Leonies Schlüssel hängte er dazu.

Leonie wartete, bis er damit fertig war, dann blickte sie zu Boden und stammelte ein »Danke schön.« Sie drehte sich zu Maria und blickte sie fragend an. Als Maria nickte, ging Leonie auf Paul zu und umarmte ihn. »Danke, dass du das machst.«


»Du wolltest noch einige Fotos mit deiner Trainingsjacke?«, Es tat Claudia zwar leid, die Stimmung zu stören, aber sie musste den Zeitplan im Auge behalten.

Maria drehte sich zu Paul. »Holst du sie bitte?«

Paul war erleichtert, dass er einen Grund hatte, den Raum einmal zu verlassen und über seine neue Rolle nachdenken zu können. Eigentlich hatte er mit Maria und ihrem besonderen Leben schon genug zu tun, auf der anderen Seite ging von Leonie ein ganz besonderer Zauber aus. Sie nahm große Opfer auf sich, um ihre Träume zu verfolgen und das imponierte ihm schon sehr. Er hoffte, dass er das Vertrauen, das in ihn gesetzt wurde, nicht enttäuschen würde.


»Was trainierst du denn?« fragte Leonie kurz nach dem die Tür sich hinter Paul geschlossen hatte.

Maria kam kurz ins Grübeln, doch dann kam sie zu der Überzeugung, dass sie vom 'Gebet auf dem Rücken' durchaus erzählen konnte.

Leonie staunte nicht schlecht, als sie begriff, was Maria vorhatte. »Aber...« Sie stotterte etwas. »aber diese Haltung ist äußert anstrengend und nur schwer zu schaffen.« Sie hatte darüber etwas bei ihren Recherchen erfahren.

»Warte einfach ab.« Maria grinste. »Es war eigentlich die Jacke, die ich immer zur Strafe anziehen musste. Doch dann hatte Pauls Oma eine tolle Idee.«

Leonie war sehr neugierig.

Die Tür öffnete sich und Paul trat ein.

Leonies Augen wurden immer größer, als sie sah, wie einfach Maria ihre Arme in die für die Jacke nötige Position brachte und wie sie dort von Paul fixiert wurden. Sie fand keine Worte.

Claudia begann sofort Fotos zu machen, zunächst Maria allein, dann hielt Paul sie im Arm.


Ella kam herein und hielt ihre Halsgeige in der Hand. Ihr Blick suchte Leonie. »Die wolltest du doch ausprobieren?« Sie wedelte etwas mit der Metallfessel in ihrer Hand. »Ich brauche sie erst wieder zum Mittagessen.«

Leonie war erfreut. »Oh ja gern.«

Claudia drehte sich um. »Soll ich davon auch ein paar Fotos machen?«

Leonie war fast sprachlos. »Das wäre schön.« ihre Stimme war sehr leise.

Ella nahm den Bolzen heraus und legte ihn zusammen mit dem Schloss auf den Tisch. Dann bat sie Leonie zu sich. »Beim Hals müssen wir aufpassen, dass wir keine Haut einklemmen, das tut sonst sehr weh.«

Leonie sah sehr fasziniert zu, wie Ella die Halsgeige aufklappte und vorsichtig um ihren Hals legte. Nur sehr langsam kamen sich die beiden Teile vor Leonies Körper näher.

»Jetzt gib mir deine Hände.« Ella klappte die Manschetten für die Hände auf.

Leonie hielt den Atem an, als sie sah, wie sich das Metall langsam um ihre Handgelenke legte.

»Halte bitte noch still, bis ich es verschlossen habe.« bat Ella. Sie spürte, wie neugierig Leonie war. Sie nahm den Bolzen und das Schloss vom Tisch, und nach wenigen Handgriffen hörte Leonie das erlösende 'Fertig'.

Der helle Blitz erinnerte Leonie daran, dass Claudia mit dem Bilder machen begonnen hatte. Sebastians Frau hatte schnell begriffen, dass sie hier einmal »unschuldige« Fotos machen konnte. Ein Mädchen bei ihren ersten Erfahrungen mit einer neuen Fesselung zu beobachten, so eine Gelegenheit hatte sie nur sehr selten.

* * *

»Möchtest du die Jacke auch einmal probieren?« Maria hatte Leonies neugierigen Blick gesehen, als sie mit der Jacke für die Fotos posiert hatte. Außerdem war Maria sehr darauf gespannt, die Jacke einmal von hinten sehen zu können. Sie erzählte Claudia von ihrer Idee.

»Wenn wir uns beeilen, sollte es schon noch gehen.« Sie wollte höchst ungern Nein sagen. »Sebastian hat noch viel vor.«

»Was ist mit mir?« Claudias Mann stand auf einmal in der Tür. »Wie weit seit ihr?«

»Wir haben noch ein Motiv, Leonie mit Marias Jacke.«

Sebastian zog seine Stirn in Falten. »Was ist mit dem Entblößungskleid?«

»Ach Mist«, Claudia ärgerte sich. »Das wollten wir ja vor dem Essen auch noch machen.«

»Das machen wir gleichzeitig.« Er hatte blitzschnell einen Plan gefasst. »Claudia hilft Maria mit dem Kleid und Paul hilft Leonie mit der Jacke?« Er blickte sich um. »Könnte das gehen?«

Maria war insgeheim erleichtert. Sie hatte befürchtet, dass sie schon jetzt das Kleid ohne ihr Schutzblech hätte tragen müssen. Doch als zu ihrem Entsetzen Claudia diese Idee auch noch äußerte, verwies ihr Mann auf die zu knappe Zeit.


Leonie hatte mit Marias Jacke arge Probleme. Zum einen ließ sich der Reißverschluss der Jacke nicht schließen, es blieben nur die Riemen, die eigentlich nur dafür gedacht waren, den Verschluss zu entlasten. Und selbst bei denen war es nur mit Mühe möglich, sie ins erste Loch zu schließen.

Noch enttäuschender waren allerdings die Riemen, mit denen die Arme zu fixieren waren. Hier war selbst das erste Loch noch weit entfernt.

Sebastian sah jetzt eine gute Gelegenheit, sein Ansehen bei Leonie etwas zu verbessern. Er wandte sich an Maria, die gerade dabei war, ihre Arme wegen des Rocks fest zu halten, während Claudia das Kleid an den Oberarmen befestigte. »Wenn wir noch zwei weitere Löcher machen, dann könnte Leonie sie so tragen, wie es vorgesehen ist.«

Maria war damit einverstanden.


Leonie war zwar enttäuscht, aber gleichzeitig wuchs ihre Ehrfurcht vor Maria und ihren Fähigkeiten. Sie trug die Jacke nur für ein paar wenige Minuten, und dennoch hatte sie sehr unter den Schmerzen in ihren Armen zu leiden. Ebenso schaffte sie es nur mit viel Mühe, sich für die Fotos ein etwas gequältes Lächeln abzuringen. Dennoch sie war stolz darauf, diese Erfahrung machen zu dürfen.


»Ihr könnt euch Zeit lassen.« Sebastian steckte seinen Kopf wieder zur Tür herein, und seine Miene zeigte, dass er mehr als sauer war. »In der Küche hat es ein Malheur gegeben und sie müssen jetzt etwas improvisieren.« Was genau passiert war, sagte er nicht.

Maria ahnte sofort, was diese Bemerkung bedeutete. Jetzt gab es keine Ausreden mehr. Fast wie in Zeitlupe sah sie, wie auf einmal Claudias Augen leuchteten und wie sie sich mit Paul besprach.

Maria musste mehr als hilflos mit ansehen, wie Paul auf sie zu kam und nach und nach die Schlösser des Keuschheitsgeschirrs öffnete. Das Kleid verhinderte es nicht. Sie schaffte es aber auch nicht, zu protestieren. In ihr kämpften zwar ihr Schamgefühl und ihre Lust miteinander, und die Lust wurde immer stärker.


Claudia bat Paul, einfach die Motive von der vorherigen Fotosession zu wiederholen. Vorhin hatte Maria es gewagt, seine bewusst provozierenden Berührungen abzuwehren, auch wenn sie sich damit mehrmals entblößte. Doch vorhin wusste sie, dass der Gürtel sie ja weiterhin schützen würde.

Jetzt war dieser Schutz weg. Sie verlegte sich darauf, ihn böse anzusehen und versuchte, ihn mit Worten von seinen Berührungen abzuhalten. Dass nebenbei die Kamera klickte, nahm sie überhaupt nicht wahr, so sehr war sie auf den »Kampf« mit Paul konzentriert.

Paul hatte mittlerweile das Gesamtkonzept verstanden und er griff sich den Maulkorbknebel, den er heute Vormittag zu Beginn der Fotosession bereitgelegt hatte. Er trat auf Maria zu und legte ihr den Knebel an. Ihr Schimpfen erstickte bald der Ball, und auch das Zucken in den Fesseln wurde langsam wieder weniger.

Maria schien sich so langsam mit ihrer Position abzufinden und auch, dass Paul ihr die Möglichkeit zum Reden genommen hatte. Zum ersten Mal widerstand sie aber auch der Versuchung, ihre Gag-Talk-Fähigkeiten zu versuchen. Irgendwie fühlte sie, dass sie Pauls Wunsch zu folgen hatte und dass sie jetzt zu schweigen musste.


Wann Sebastian den Raum betreten hatte, wusste keiner. Er war auf einmal da und blickte sehr fasziniert auf das Paar, welches einen sehr erotischen Kampf miteinander führte. Paul versuchte, seine Freundin aus der Reserve zu locken und sie dazu zu bringen, sich vielleicht zu entblößen und Maria wiederrum versuchte, alle Zärtlichkeiten von Paul zu ignorieren und seinen Provokationen zu widerstehen.

Auf einmal hatte Sebastian eine Idee und er wusste, wie er Maria ein weiteres unvergessliches Erlebnis bieten konnte. Doch dafür musste er einige Vorarbeit leisten. Insbesondere musste er den anderen Männern einige Verpflichtungen abverlangen. So leise wie er gekommen war, verließ er den Raum wieder. Doch zuvor hatte er seiner Frau das verabredete Zeichen gegeben, dass Maria in dem Kleid verbleiben sollte.


Leonie hatte Marias Kampf mit Paul sehr fasziniert zugesehen. Claudia hatte sie gleich nach den Fotos aus Marias Trainingsjacke herausgelassen, und da sich danach alle Aufmerksamkeit auf Paul und Maria lenkte, fühlte sich Leonie unbeobachtet.

Sie blickte immer wieder sehr fasziniert auf den Tisch, auf dem immer noch Claudias Halsgeige lag. Und was Leonie besonders faszinierend fand: auch das offene Schloss lag zusammen mit dem Verschlussbolzen bereit. Und wieder hörte sie die Rufe, wie schon gestern bei der Schublade. »Komm Leonie, ich möchte dir helfen. Du kannst mir deinen Hals und deine Hände ruhig anvertrauen.«


»Danke, das war es.« Claudia legte die Kamera auf den Tisch, dann bat sie Paul zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Maria beobachtete gespannt, wie sich Pauls Miene veränderte. Als er wieder zu ihr kam, wollte Maria von ihm, dass er sie jetzt endlich aus diesem Kleid heraus lassen würde. Sie blickte Paul mit flehenden Augen an. Doch da Paul ihr auch den Knebel noch nicht abgenommen hatte, akzeptierte sie es weiterhin als seinen Wunsch, dass sie noch zu schweigen hatte.

Paul nahm sie nur in seine Arme und streichelte sie weiter. »Du siehst so toll aus in dem Kleid.« Er machte keine Anstalten, es ihr zu öffnen.

Natürlich wusste sie, dass sie jederzeit durch Benutzung des Notsignals ihre Befreiung erzwingen konnte. Doch so viel Ehrgefühl hatte sie in ihrer neuen Rolle als Bondagette schon entwickelt, dass diese Variante noch nicht für sie in Frage kam. Außerdem wusste sie, dass sie Paul in dieser Hinsicht vertrauen konnte.

Es waren neue ganz aufregende Gefühle, als sie entdeckte, dass sie dabei war, sich Paul unterzuordnen. Sie schmiegte sich an ihn, weil sie hoffte, wenigsten ein paar Streicheleinheiten von ihm zu bekommen. 'Wenn das meine Mutter wüsste', dachte sie lächelnd bei sich.

Paul hatte zwar immer noch ein wenig Zweifel, ob er wirklich das Richtige tat, aber zumindest Marias Augen zeigten ihm, dass er bisher nichts falsches gemacht hatte.


Leonie hatte schon einen Plan, wie sie sich selbst in die Halsgeige einschließen konnte. Und es reizte sie vor allem deswegen, weil sie selbst nicht über den Schlüssel verfügte. Sie hatte beobachtet und ausprobiert, dass sie mit den Händen durchaus das obere Ende des Bolzen erreichen konnte. Wenn sie den Bolzen nun so einsetzen würde, dass sie das Schloss an der Oberseite anbrachte, dann müsste es eigentlich möglich sein... Sie hielt es nicht mehr aus. Sehr vorsichtig nahm sie sich die Halsgeige in die Hand, klappte sie auf und legte sie sich um den Hals.

Langsam führte sie die beiden Hälften vorn zusammen und steckte kurz vor dem Schließen ihren Hände an die vorgesehenen Stellen. Sie stellte den Bolzen auf den Tisch und hielt dann die Geige so darüber, dass sie den Bolzen durch das vorgesehene Loch stecken konnte. In ihrer Hand hielt sie schon das Schloss, das sie dann in den Bolzen einfädelte.

Erst das leise 'Klick' des Schlosses zeigte zum einen, dass Leonie ihr Ziel erreicht hatte, sich selbst in die Halsgeige einzuschließen.

Doch es bewirkte auch, dass Claudia beim Fotografieren gestört wurde und nach der Ursache des 'Klicks' suchte. Als sie sah, was Leonie geschafft hatte, glitt ein Lächeln über ihr Gesicht und sie richtete die Kamera auf Leonie, um auch von ihr ein paar Bilder zu machen.


Maria wusste von der Modenschau, dass sie in diesem Kleid wirklich gefangen war, und dass selbst heftige Gewalt das Kleid nicht beschädigen konnten. Nur Paul hatte die Mittel, sie wieder aus dem Kleid zu lassen und im Moment machte er keine Anstalten, ihrem wortlosen Flehen nachzukommen.

Obwohl sie nur auf der Hütte in der vertrauten Umgebung waren, spürte sie zum ersten mal so richtig die mögliche Dominanz ihres Freundes. Es waren neue und ganz ungewohnte Gefühle, die dabei auf sie einströmten. Und sie kündigten eine faszinierende Zukunft an.


Paul war dankbar, dass Claudia ihm den Tipp gegeben hatte, Maria noch ein wenig zappeln zu lassen. Es war ihm zwar ein wenig unheimlich, wie genau Claudia Marias Reaktionen vorhergesagt hatte, doch er spürte auch, wie sehr positiv Maria darauf reagierte.

* * *

Sebastian hatte alle Männer in die Küche gebeten und hielt ihnen eine vorsorgliche Standpauke. »Maria wird völlig ungeschützt und zugleich völlig wehrlos am Mittagessen teilnehmen. Ich erwarte von euch, dass jeder ihren Zustand respektiert und ihre Lage nicht missbraucht.«

Er wusste, dass er ein gewisses Risiko einging. In der Vergangenheit hatte es einige Vorfälle gegeben, die die Einführung der Keuschheitsgürtel-Regeln nötig gemacht hatte und trotz dieses Wissens wusste er, wie wichtig diese Erfahrung für Maria sein würde und wie sehr sie dies prägen konnte, wenn es mit einer positiven Erfahrung verbunden war. Auch Paul würde es bei seinen neuen Aufgaben sehr helfen.

* * *

Claudia hatte versucht, sich ein wenig in Maria zu versetzen. Sie glaubte verstanden zu haben, welches Ziel Sebastian verfolgte und sie grübelte darüber, wie man Maria ein wenig ablenken konnte. Sie bat Paul zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Paul blickte sie verblüfft an, doch dann nickte er und verließ den Raum.


Leonie und Maria blickten sich fasziniert an. Beide trugen für sie neue und aufregende Fesseln.

»Leonie, machst du bitte einmal den Mund auf?« Claudia stand hinter und hatte einen bewusst liebevollen Ton gewählt. Ihr war der sehnsuchtsvolle Blick von Leonie auf Marias Knebel aufgefallen.

Kaum war Leonie der Bitte nachgekommen, als sich auch schon ein Ball in ihren Mund drängte. Gleichzeitig sah Leonie, wie Maria trotz ihres Knebels lächelte.

Die beiden Knebel bewirkten, dass die Mädchen sich jetzt ganz auf ihre neuen Fesselungen konzentrieren konnten.

Leonie wusste zwar, dass Claudia die Geige vor dem Essen zurück haben wollte, aber trotzdem hoffte sie, dass sie sie vielleicht doch zum Essen behalten konnte. Es hatte bei Claudia und Ella so interessant ausgesehen, wie sie gestern Abend damit gegessen hatte.

Maria hingegen sehnte sich nach dem genauen Gegenteil. Sie hoffte sehr, dass sie das Kleid noch vor dem Mittagessen ausziehen dürfte. Im ihrem Unterbewusstsein allerdings wusste sie schon, dass es ein vergeblicher Wunsch sein würde.


Paul kam wieder in den Raum. In seinen Händen hielt er die zwei Halsbänder, an denen noch die Hundeleinen baumelten.

Während die Mädchen noch darüber nachdachten, ob sie sich wehren sollten, hatte Paul schon gehandelt und ihnen beiden die Halsbänder angelegt.

Zunächst hielt er beide Leinen in der Hand, doch dann erinnerte Claudia an den zweiten Teil ihres kleinen Planes. Paul nahm Leonies Leine und hielt sie so vor Marias Hand, dass seine Freundin problemlos zugreifen konnte.

Claudia lächelte. »Nun, dann können wir zum Essen gehen.«


In Maria tobten die Gefühle wild durcheinander. Einerseits versuchte sie hochkonzentriert auf ihre Armhaltung aufzupassen, um sich nicht zu entblößen. Andererseits fand sie es aber auch sehr faszinierend, ihre neue Freundin an der Leine hinter sich her zu ziehen. Was würde bloß Rosalie dazu sagen - und ihre Mutter erst.

Leonie ihrerseits hatte schnell herausgefunden, dass sie Maria dann in Verlegenheit bringen konnte, wenn sie unvermittelt stehen blieb und es so einen Ruck an der Leine gab. Beim ersten Mal rutsche Marias Rock schon bedenklich weit hoch und Leonie handelte sich einen sehr bösen Blick von Maria ein. Doch danach war Maria auf solche Attacken vorbereitet. Einen weiteren solchen Triumph wollte sie Leonie nicht gönnen.

Kaum hatte sie den Mittelraum betreten, als auf einmal Applaus auf brandete. Vereinzelte kamen Glückwünsche für diesen außergewöhnlichen Auftritt.

Sebastian gratulierte ihnen und bat dann alle Platz zu nehmen.

Erst jetzt nahm Paul seiner Freundin und Leonie die Knebel wieder ab.


»Ich bewundere dich.« Amelies Stimme zeigte ihre Faszination. »Ich hätte dafür nie den Mut aufgebracht.«

»Mut?« Maria war empört. »Er hat mich nicht aus dem Kleid heraus gelassen.« Dass sie mit ihrer Beschwerde gegen einige der inoffiziellen Regeln verstieß, war ihr in dieser Situation herzlich egal.

»Aber du hättest doch das Notsignal benutzen können.« Sebastian wollte sie daran erinnert haben.

»So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht.« Maria keuchte etwas. »Es erfordert nur hohe Konzentration.« Sie blickte sehr verliebt zu Paul. »Und es ist so neu und aufregend.« Sie gab ihm einen Kuss.

Leonie blickte mit einem Bedauern im Blick zu Claudia. Sie wollte sicher ihre Halsgeige wieder haben.

Claudia erwiderte den Blick und zu Leonies Überraschung gab sie sich sehr großzügig. »Du darfst sie erst einmal weiter tragen.« Sie lächelte zu Sebastian. »Ist ja auch einmal schön, ganz normal essen zu können.« Sie warf Sebastian einen kleinen triumphierenden Blick zu.

Leonie war verlegen. »Danke schön.« Sie versuchte, Messer und Gabel zu erreichen. »Das ist so aufregend.«


Maria zu füttern, war Paul eigentlich gewöhnt. Doch jetzt musste er sich um zwei Frauen kümmern. Zumindest musste er auch Leonie den Teller füllen.

Sebastian grinste. »Ich fürchte, daran wirst du dich gewöhnen müssen.«

Maria war mit ihren Gedanken immer noch bei ihrem Kleid. Sie aß nur sehr wenig. Ihr Gedanken flogen nur so. Auch wenn sie mittlerweile alle auf der Hütte kannte, mochte sie sich trotzdem nicht vor ihnen entblößen. Trotzdem genoss sie aber die bewundernden Blicke, die sie insbesondere von den Herren bekam.

* * *

Sebastian stand auf und bat ums Wort. »Ich möchte nun die Mittagstafel aufheben, wir haben noch viel vor.« Er warf Franz einen bedeutsamen Blick zu. »Doch zuvor möchte ich mich noch bei den Herren der Küche bedanken, die trotz des Malheurs noch so ein schönes Sonntagsessen zustande gebracht haben.«

Er wartete den Applaus ab. »Peter und Leonhard, ihr baut bitte das Kreuz auf. Es ist eigentlich schon alles vorbereitet.« Dann nahm er einen Zettel zur Hand und blickte kurz darauf. »Wir haben noch ein Motiv von Petra in ihrem Anzug.«

»Oh, danke.« Petra hob erfreut den Kopf. »Das hätte ich jetzt fast vergessen.«

»Und Leonie«, er drehte sich zu Christines Schwester, »weißt du jetzt, was du für ein Motiv haben möchtest?«

»Wenn es möglich ist, würde ich gern Monostiefel und Monohandschuh tragen.« Leonie lächelte verlegen.

»Eine gute Wahl.« Sebastian grinste. Doch dann wurde seine Miene ernst. »Du lässt dich vorher von Margarete ansehen. Sie soll sagen, wie lange du den Handschuh tragen darfst.« Er drehte sich zu der Ärztin. »Fangt am besten gleich damit an.«


»Du trägst die Monos nicht oft?« fragte Margarete, nach sie die Tür eines der Zweierzimmer hinter sich und Leonie geschlossen hatte.

»Wie denn?« Leonie ließ ein wenig von ihrem Single-Frust hören. »Es hilft mir ja keiner.«

Margarete seufzte. »Ich darf ihn auch nicht tragen.«

Leonie blickte verwundert auf.

»Eine Sportverletzung.« ergänzte Margarete. »Aber die Armtasche macht auch hübsch hilflos.« Sie lächelte wissend.

Jetzt war es an Leonie zu seufzen.

»Leg deine Arme einmal auf den Rücken.«

Leonie kam der Bitte nach. Sie spürte, wie sie von Margarete betastet wurde.

»Ist dir das Fotomotiv sehr wichtig?« fragte die Ärztin in einem vorsichtigen Ton.

Leonie zuckte zusammen. Diese Art der Fragestellung verhieß nichts gutes. Sie äußerte ein vorsichtiges 'sehr'.

»Ich fürchte, du hast dich heute morgen bei den Ponys etwas zu sehr verausgabt.« Sie massierte ihr etwas die Schultern. Doch sie spürte auch, wie wichtig Leonie die Fotos waren. »Wir machen folgendes: Du bekommst den Monohandschuh als Allerletztes angelegt, dann gebe ich dir zwei Minuten für schöne Fotos und dann muss der Handschuh wieder herunter.«

Leonie schluckte. Doch dann realisierte sie, dass Margarete sowohl auf ihre Wünsche eingehen wollte, als auch recht besorgt war um ihre Gesundheit. Irgendwie spürte sie, dass sie hier weder um etwas mehr Zeit handeln noch sich sträuben durfte. »Okay, das geht in Ordnung.« Und sie war froh, dass Margarete anscheinend von den Doppelknebelfotos nichts wusste.

Doch dann gab es für Leonie doch noch eine positive Nachricht. »Du hast heute Morgen deine Muskeln nur etwas überdehnt.« Margarete machte sich Notizen. »Ich lasse dir über Sebastian einen Trainingsplan zukommen, mit dem du das Tragen des Handschuhs trainieren kannst.«

Leonie war hocherfreut. Erst später sollte ihr auffallen, dass sie aber für das Training immer noch Hilfe brauchen würde.

»Und jetzt komm, Sebastian wartet.« Zusammen verließen sie den Raum. Margarete informierte Sebastian über die Untersuchung.

Sebastian runzelte die Stirn, als er das Ergebnis erfuhr. Er war ein wenig verärgert über sich selbst, weil er nicht schon vor den Doppelknebel-Fotos auf dieser Untersuchung bestanden hatte. Doch das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. »Paul und Maria, kommt ihr bitte einmal kurz her?«

Das Paar kam der Bitte nach. Als sie erfuhren, dass sie Leonie bei ihrem Fotowunsch helfen sollten, freuten sie sich.

»Paul, du kümmerst dich um das Anlegen und wieder Abnehmen des Handschuhs und Maria, du achtest darauf, dass Leonie den Handschuh nur zwei Minuten trägt.« Zur Betonung der Wichtigkeit verwies er auf die Untersuchung von Margarete und reichte ihr eine kleine Sanduhr.

Paul und Maria schauten sich an. »Das machen wir.«

»Leonie möchte auch den Monostiefel tragen.« Er zeigte auf Regal in der Ecke, wo der Stiefel lagt. »Du kennst dich damit ja aus?« Er blickte Maria.

Maria bestätigte es. Sie war froh, dass sie jetzt wieder ihre Keuschheitsgürtel tragen durfte. Gleich nach dem Essen war sie mit Paul in einem der kleinen Zimmer verschwunden. Paul hatte sie endlich aus dem Kleid befreit und dann wieder in ihre 'Rüstung' eingeschlossen. Maria wusste, dass sie das Kleid bald einmal wieder tragen würde, doch jetzt hatte sie erst einmal genug davon. Danach hatte sie ... Sie verdrängte den Gedanken schnell wieder. Aber Paul sah jetzt wesentlich entspannter aus.

Auf einmal waren schwere Hammerschläge vor der Hütte zu hören. »Die Männer bauen das Kreuz für Amelie zusammen.« erklärte Sebastian, als er die verwunderten Blicke sah.

Maria erinnerte sich, dass sie das Motiv einer Kreuzigung haben wollte.

* * *

Claudia kam mit ihrer Kamera in das Zimmer, in dem Leonie schon zusammen mit Paul und Maria etwas nervös auf die Fotos warteten. Doch zunächst hatte Claudia etwas mit Sebastian zu besprechen. »Wir haben für Leonie kein Kleid.«

Sebastian hatte große Mühe, keine negative Reaktion zu zeigen. Ihm war wichtig, dass Leonie trotz ihrer Störaktion die Hütte in guter Erinnerung behalten sollte. Doch dann sah er seine Frau an und erkannte, dass sie schon einen Lösungsvorschlag hatte, für den sie seine Erlaubnis haben wollte. Diesen Blick kannte er nur zu gut. »Was ist es?« fragte er nur und hatte Mühe, ein Stöhnen zu unterdrücken.

Claudia holte noch einmal besonders tief Luft, besonders weil die Betroffenen anwesend waren. »Wenn Maria das Backprayer-Kleid trägt, dann könnte Leonie doch Marias Kleid tragen.«

Zu ihrer Überraschung kam Sebastian schnell zu einem Entschluss. Er drehte sich zu Maria. »Du gehst sofort zu Margarete.« Er seufzte. »Und ihr macht die Fotos dann eben so.«

Maria gab Paul die kleine Sanduhr, dann verließ sie das Zimmer.

* * *

»Leonie kann dein Kleid tragen. Sie brauchte nur ein Korsett darunter«, berichtete Margarete, als Maria zur ihrer Untersuchung kam.

»Worum geht es überhaupt?« fragte Maria selbstbewusst. Es ärgerte sie ein wenig, dass sie bei Leonies Fotos nicht dabei sein durfte.

Doch Margarete wusste es auch nicht. »Sebastian macht ein ziemliches Geheimnis daraus.« Sie bat Maria sich auszuziehen. »Ich soll dich untersuchen, ob du den Backprayer über eine halbe Stunde aushalten würdest.«

»Das muss ja was ganz besonderes sein.« Maria kam der Bitte nach und wunderte sich. »Bisher war Sebastian doch immer so vorsichtig.«

»Ja, ich bin auch sehr gespannt.« Margarete hatte die Ärmel hochgekrempelt. »Ich werde dich jetzt abtasten.«

* * *

Paul stand vor der Hüttentür und wartete auf das Ende von Marias Untersuchung. Sein Blick wechselte immer wieder zwischen der Zimmertür und dem imposanten Kreuz vor der Hütte. Die Männer diskutierten gerade, ob sie das Kreuz erst aufrichten wollten und dann Amelie 'kreuzigen' sollten oder ob sie es mit Amelies Gewicht hoch heben konnten. Schließlich baten sie Amelie, die sich schon mit einer Toga als Römerin zurecht gemacht hatte, sich zwecks Gewichtsprobe einmal auf das Kreuz zu legen.

Die Tür in der Hütte öffnete sich. Sofort ging Paul auf Maria zu und bestürmte sie, vor die Hütte zu kommen. »Amelie wird gekreuzigt«, erklärte er sein Drängen.

Maria blickte ihn nur kurz an, dann folgte sie ihm vor die Hütte. Die Männer waren gerade dabei, das Gewicht des Kreuzes mit Amelie darauf zu testen.

»Hat sie es erlaubt?« Paul nahm Maria in den Arm. Irgendwie spürten beide, dass auch Amelie etwas ganz Außerordentliches vorhatte.

»Ja, sie hat es erlaubt«, antwortete Margarete mit einem Lächeln in der Stimme. Sie stand hinter dem Paar und blickte ebenfalls sehr interessiert auf das Kreuz. »Aber Maria sollte bis dahin nicht mehr eingeschränkt sein und etwas Gymnastik machen.«

Paul drehte sich kurz und etwas verlegen um.

»Maria ist sehr gut vorbereitet.« Doch plötzlich änderte sich Margaretes Stimme. »Was macht ihr denn da?« Jetzt klang sie sehr besorgt.

Auch Amelie war der Tonfall aufgefallen. Sie wartete, bis die Männer das Kreuz wieder abgelegt hatten, dann stand sie auf und erkundigte sich bei Margarete wegen ihrer Besorgnis.

»Du hast an dem Kreuz keine Fußstütze. Damit wird das aber sehr gefährlich.« Margarete hatte auf einmal einen sehr autoritären Tonfall.

Amelie würde Margaretes Verbot nicht missachten, dennoch lag es in ihrem Naturell, zumindest nach dem 'Warum' zu fragen. Sie blickte die Ärztin mit einer Mischung aus Hoffnung und Enttäuschung an.

»Es ist ganz wichtig zu wissen: Bei der 'echten' Kreuzigung stirbt der Delinquent irgendwann nicht an den Nägeln oder gar nur an Seilfesselungen, sondern an einem Kreislaufkollaps, der durch das Durchhängen des Brustkorbs an den Armen ausgelöst wird.« Sie ließ Amelie ein wenig Zeit zum Nachdenken. »Wenn du das Motiv genießen willst, dann solltest du eine Fußstütze haben, damit du eben nicht die ganze Zeit in den Armen hängst.«

In Amelie begann wieder leise Hoffnung zu keimen, ihr Motiv doch genießen zu können.

»Ich rede einmal kurz mit Sebastian.« Margarete bat Amelie, noch ein klein wenig zu warten.


Maria blickte immer noch etwas ungläubig auf das Kreuz. Das war etwas, was sie selbst nicht ausprobieren wollte. Aber natürlich gönnte sie es Amelie, sich ihren Wunsch zu erfüllen. »Wo ist eigentlich Leonie?« Sie blickte Paul fragend an.

»Die erholt sich noch von ihren zwei Minuten Monohandschuh.« Seine Stimme zeigte eine Winzigkeit von Spott. Er hatte erkannt, wie weit Marias Fähigkeiten in dieser Richtung schon fortgeschritten waren. »Sie wollte den Monostiefel anbehalten und sie hat sich ihre Hände selbst an ihren Gürtel gefesselt.« Es war zu hören, dass er davon sehr fasziniert war.

»Ja, das finde ich auch sehr interessant.« Maria griff den Gedanken auf. »Soll ich meine Mutter fragen, ob ich auch so etwas bekommen kann?« Mit dem Fortschreiten des Sonntags drehten sich Marias Gedanken langsam auch um die nahe Zukunft, wenn sie ihre Mutter wieder sehen würde.

»Das fände ich auch toll.« Paul legte seinen Arm um sie. »Aber ich möchte dich zu nichts zwingen.«

»Bitte?« Maria streifte scheinbar empört seinen Arm weg. »Und was war eben mit dem Kleid?«

Paul war sichtlich verlegen. Er suchte nach einer Antwort.

Doch dann stupste Maria ihn in die Seite. »Das sollte ein Scherz sein.« Sie lächelte. »Das Kleid war mehr als aufregend.« Dann legte sie ihren Arm um seine Taille.

Paul war erleichtert und genoss Marias Umarmung.


Sebastian kam mit einem Stück Holz und seinem Akkuschrauber aus der Hütte und kniete sich vor das Kreuz. Er bat Amelie, sich noch einmal auf das Kreuz zu legen und ließ sich dann von Margarete zeigen, wo er die Fußstütze anzubringen hatte.

Gleich darauf wurde Amelie mit Seilen an dem Kreuz festgebunden. Die Augen hatte sie dabei geschlossen, doch ein leises Stöhnen war die ganze Zeit zu hören.

Sebastian gab den Männern das verabredete Zeichen und da alle mit anfassten, konnten sie das Kreuz sehr schnell aufrichten und in die vorgesehene Halterung einschrauben. Früher hatte an dieser Stelle einmal ein Fahnenmast gestanden.

Vorsichtig machte Amelie ihre Augen auf, und als sie begriff, dass ihr Wunsch in Erfüllung gegangen war, strahlte sie.

»Trotzdem, ein toller Anblick.« Paul und Maria waren sich einig. Auch darüber, dass sie dies nicht zu ihren Spielen zählen würde, aber sie gönnten es Amelie von ganzem Herzen.


»Wo ist denn Leonie?« Christine stand neben Paul und blickte ihn etwas drängend an.

»Die ist noch in der Hütte.« antwortete Paul und beschrieb kurz ihren Zustand.

»Die kann mir jetzt helfen.« Christine grinste. »Wenn sie schon da ist, kann sie sich auch nützlich machen.«

Auf einmal realisierte Paul, was jetzt anders war. »Wieso kannst du denn reden?«

»Das erklärt euch Fritz.« Sie drehte sich um und war in der Hütte verschwunden.

»Was war denn das?« Auch Maria war über die auf einmal so wuselige Christine sehr erstaunt. Sie hielt kurz in ihren Gymnastik-Übungen inne.


Fritz tuschelte noch etwas mit Sebastian, dann machte er sich an, seiner Frau in die Hütte zu folgen. Als er die fragenden Gesichter sah, blieb er kurz stehen. »Christine und ich haben eine große Überraschung für Anna vorbereitet. Und deswegen hat sie sich den Knebel abnehmen lassen.« Er erzählte kurz, welches besondere Strahlen unter der Maske hervor gekommen war, und auch einen sehr langen Kuss erwähnte er.


Kurz darauf kamen Fritz, Christine und Leonie aus der Hütte. Leonie kam zu Maria. »Kannst du mir das Kleid zeigen, welches ich anziehen soll?« Ihre Arme hatte sie wieder frei und an den Füßen trug sie ihre normalen Schuhe.

Maria ging mit Leonie in die Hütte zurück.


»Magst du kurz mit anfassen?« Sebastian bat Paul, beim Aufbauen der Bänke zu mit helfen.

Paul kam der Bitte gerne nach. Dabei überlegte er, welchen Zweck diese Aufstellung wohl haben könnte. Die Bänke waren in zwei Reihen nebeneinander aufgestellt, so wie in der Kirche. Vor Amelies Kreuz stand ein Tisch, der eine weiße Tischdecke trug. Zwischen zwei Kerzen, die auf dem Tisch standen, befand sich noch einmal ein kleines Kreuz. Und vor dem Tisch standen noch zwei Stühle.

Auf einmal fiel Paul ein, warum ihm dies so bekannt vor kam. So etwas hatte er schon bei einigen Gottesdiensten im Freien gesehen. Vor dem Kreuz einen Tisch als Altar und die Bänke für die Gottesdienstbesucher. Aber wofür war das hier auf der Hütte?

»Paul, ich hätte da noch eine recht heikle Frage.« Sebastian war ein wenig verlegen.

»Ja?« Paul hatte überhaupt keine Ahnung, was kommen würde.

»Wärst du sehr eifersüchtig, wenn ich Maria das Gebet anlegen und ihr dann mit dem Backprayer-Kleid helfen würde?« Jetzt war es heraus. »Sie muss diese Fesselung lange tragen und daher möchte ich, dass sie besonders sorgfältig angelegt wird.«

Paul war mehr als erleichtert und gab sein Einverständnis sehr gern. Doch seine Neugier auf das, was hier gerade vorbereitet wurde, wuchs ins Unermessliche. Was mochte wohl so wichtig sein, dass sogar Sebastian seiner Maria so etwas abverlangte? Sehr nachdenklich ging er in die Hütte, um sich ebenfalls umzuziehen.

* * *

Sebastian war quasi überall und machte einen sichtlich angespannten Eindruck. Irgendwie war ihm das Kommende wohl sehr wichtig.

»Oh, die Pfarrerin ist auch schon da.« dachte Paul beiläufig, als er sah, wie eine Frau im Talar die Hütte verließ und zielstrebig auf den Altar zu ging. Florian kam hinter ihr her und trug eine schwarze Tasche, die er neben den Altar stellte. Er öffnete sie und nahm einige Gegenstände heraus nahm, die er auf den Tisch legte.

Die Pfarrerin bedankte sich und erst jetzt erkannte Paul dass es Ella war. Die einzige Besonderheit war, dass ihre Hände wieder in einer Halsgeige gefangen waren. Doch mit den bisherigen Erfahrungen auf der Hütte wunderte ihn das überhaupt nicht mehr.

»Holst du mir noch das Pult?« bat Ella.

Florian ging wieder in die Hütte.


»Hast du alles, was du brauchst?« Sebastian war sehr angespannt.

Ella bejahte.

»Und du kommst so wirklich klar?« Er deutete auf ihre fixierten Hände.

Ella beugte sich zu ihm herüber. »Bitte sag es nicht weiter, aber so etwas mache ich nicht zum ersten Mal.« Sie wackelte dabei etwas mit der Halsgeige. »Wie weit ist Anna?«

»Claudia kümmert sich um sie.« Diese Aufgabe hatte ihm seine Frau abgenommen.

»Und sie weiß wirklich nichts?« Ella war etwas erstaunt.

»Sie glaubt, Claudia möchte von dem Kleid einige Fotos machen zum Verkauf.« Er grinste.


So nach und nach kamen auch die anderen Teilnehmer des Wochenendes vor die Hütte und alle waren wirklich festlich angezogen - die Herren im schwarzen Anzug und die Damen im Abendkleid.

Sebastian hatte ziemlich genau vorgegeben, was wie kombiniert werden durfte. Die Qualität der Fesseln war nicht wichtig, es durfte auch nur ein symbolischer Knoten oder einfache Handschellen sein. Aber es sollte einen sehr feierlichen Eindruck machen.

Auch Maria kam mit sehr vorsichtigen Schritten aus der Hütte. Ihr Weg führte sie direkt zu Paul, der staunend zu ihr schaute. Sie trug nicht nur das Backprayerkleid, sondern sie war auch auf ihren Ballettstiefeln unterwegs. Und sie strahlte.

* * *

Anna setzte sich kurz aufs Bett. Immer wieder suchte sie den Blick in den Spiegel. Das Kleid, welches Claudia verkaufen wollte, war wirklich toll. In hellem Beige gehalten, hätte es fast ein Brautkleid sein können und sie fand es fast etwas enttäuschend, dass Claudia so etwas Schönes verkaufen wollte.

Claudia hatte den Raum vor kurzem verlassen. Sie hatte gesagt, dass sie einen neuen Film holen musste. In Wirklichkeit wollte sie sich nur vergewissern, dass draußen alles vorbereitet war.

Anna stand noch einmal auf. Ihre Arme trug sie in einem Monohandschuh auf dem Rücken. Doch dies war erst auf den zweiten oder gar dritten Blick zu sehen, weil der Handschuh zum einen aus dem gleichen Stoff gefertigt war wie das Kleid auch, und zum anderen die Riemen aus dem gleichen Stoff mit unauffälligem Klettbändern schon auf dem Rücken befestigt waren.


Anna schaute noch einmal in den Spiegel. Sie bewunderte auch das Kopfgeschirr, welches farblich passend zum Kleid gemacht war. Lediglich der rote Ball in ihrem Mund stach bescheiden hervor. Vorhin hatte Claudia sie eine andere Eigenschaft des Kleides modellieren lassen, bei der die Arme mit zwei seitlichen Reißverschlüssen vor dem Körper fixiert waren.

»Da könnte man ja fast einen Brautstrauß tragen.« scherzte sie. Dass Claudia dabei sehr erschrocken zusammen zuckte, hatte sie nicht bemerkt. Sie ahnte auch nicht, wie nah sie an der Wahrheit war.

Durch das Fenster drang auf einmal feierliche Orgelmusik. Anna begann zu träumen. Immerhin würde sie in einer Woche ihre Silberhochzeit feiern.


Die Tür ging auf. »Mama, wir wollen dich holen und zum Altar bringen.« Ihre Töchter standen in der Tür und strahlten ihre Mutter an.

Anna hielt dies für einen schlechten Scherz. Sie ärgerte sich etwas, weil ihre Töchter sie gerade aus einem schönen Traum einer Hochzeit in Fesseln gerissen hatten. »Claudia will noch einige Fotos machen.« Sie machte keine Anstalten, ihren Töchtern zu folgen.

Doch dann kam auch Claudia und bat Anna, doch bitte mit ihren Töchtern vor die Hütte zu kommen.

Verwundert zog Anna ihre Füße nahe an das Bett und suchte mit ihren im Monohandschuh gefangenen Armen ihr Gleichgewicht - und schaffte es, ohne Hilfe aufzustehen. Schließlich folgte sie ihren Töchtern zur Tür.

* * *

Erst als Anna die Hütte verließ und die »Hochzeitsgesellschaft« in ihren eleganten Kleidern und Anzügen entdeckte, begann sie zu begreifen, dass ihr allergrößter Traum gerade dabei war, sich zu erfüllen. Mit Monohandschuh und Kopfgeschirr zum Altar geführt zu werden, davon träumte sie schon seit Jahren.

Leonie wischte die ersten Tränen ihrer Mutter weg.

Anna erblickte Franz, wie er sichtlich nervös vor dem Altar wartete und dann entdeckte sie auch Ella, die noch seitlich neben dem improvisierten Altar stand. Sie blickte sehr ungläubig abwechselnd zu Christine und zu Leonie, und ihr Blick dabei zeigte, dass sie fassungslos war. Einen Knebel hätte es in diesem Moment gar nicht gebraucht.

Sebastian fingierte kurz an dem Rekorder, es ertönte der Hochzeitsmarsch. Sebastian blickte kurz und aufmunternd in Richtung Braut.

Christine und Leonie führten daraufhin ihre Mutter langsam und sehr würdevoll zum Altar, wo Franz schon wartete.


Erst als sich Braut und Bräutigam auf die Stühle gesetzt hatten, nahm auch die restliche Gesellschaft Platz.

Sebastian blendete die Musik langsam aus.

Ella trat vor den Altar und wartete ab, bis die Musik verklungen war. »Liebe Gemeinde, ich möchte euch heute zu dieser ganz besonderen Zeremonie begrüßen und ich freue mich, dass wir sie so zusammen schon feiern können, wie es sicherlich vor fünfundzwanzig Jahren auch schon einmal gefeiert wurde.«

Sie macht eine kurze Pause.

»Ja, heute auf den Tag genau vor 25 Jahren haben sich Franz und Anna die Ehe versprochen. Und heute dürfen wir Zeuge sein, wie sie dieses Versprechen erneuern wollen.«

Franz musste seine Frau an der Schulter festhalten und Christine wischte ihr Tränen weg.

Claudia reichte Franz einen kleinen Blumenstrauß. Er nahm ihn, stand auf und kniete sich vor seine Frau. »Die Gärtnerei hatte schon geschlossen, wir mussten hier ein paar Blumen pflücken.« Der kleine Scherz riss Anna wieder in die Gegenwart.

»Alle Liebe zum Hochzeitstag.«

Anna war noch dabei zu realisieren, dass es kein Traum war. Sie beugte sich zu ihrem Mann und küsste ihn mit ihren geknebelten Lippen auf die Wange.


Christine war in die Eingenschaften des Kleides eingeweiht, sie bat ihre Mutter einmal kurz aufzustehen. Sie löste den Handschuh und bat Anna dann, die Arme nach vorn zu nehmen. Genauso schnell wie elegant hatte Christine ihr die Arme nach vorn fixiert und Franz gab ihr dann den Brautstrauss in die Hände.

Als letztes nahm sie ihr das Kopfgeschirr ab. So hatte es Anna zumindest in ihren Träumen gewünscht.


Anna wusste nicht, ob sie wegen der Überrumpelung schimpfen oder sich freuen sollte. Doch eines war ihr wichtig. Sie beugte sich zu Franz. »Danke, danke für alles. Und auch dir alles liebe zum Hochzeitstag.«

»Jetzt lasst uns ein Lied singen.« Ella ergriff wieder das Wort. »Auf den Bänken liegen Liederzettel, aber ich denke, die meisten können das 'Danke für diesen guten Morgen' auch auswendig.« Sie gab Christine ein Zeichen.

Christine setzte sich auf die erste Bank und griff zu der Gitarre, die dort bereit lag. Sie spielte ein kleines Vorspiel, dann begannen alle mit dem Gesang.

Anna erkannte es sofort als eines ihrer Lieblingslieder. Wieder flossen ein paar Tränen.


Zu gern hätte Maria jetzt Pauls Hand gehalten. Doch ihre Arme hielt sie auf ihrem Rücken im Kleid verborgen. Sebastians Fesselung war noch sehr viel bequemer als die von Paul, doch sie hütete sich, darüber eine Äußerung zu machen. Dazu war die Sache jetzt viel zu wichtig. Außerdem sah sie es jetzt überhaupt nicht als Fesselung an, sondern eher als ein Schutz für das kostbare Kleid, welches sie so nicht beschädigen konnte.

Nachdem sie alle Strophen des Liedes auswendig konnte, nutzte sie die Gelegenheit, die Hochzeitsgesellschaft unauffällig zu mustern. Die meisten hatten sich in die Liedzettel vertieft, die außergewöhnlich liebevoll gestaltet waren.

Sebastian hatte ein paar Vorgaben gemacht, wie sich die Damen zurecht machen sollte. Ballknebel sollten keine getragen werden, denn es sollten alle mitsingen können. Außerdem hätte das unvermeidliche Sabbern die Stimmung gestört. Und es hatte natürlich auch etwas besonderes, wenn nur die Braut einen Knebel tragen würde.

Und die Fesseln sollten so gewählt werden, dass sie die ganze Zeit über bequem getragen werden konnte. Sebastian hatte eine über eine halbe Stunde angedeutet. Einfache Handschellen oder ein symbolischer Knoten wären auch in Ordnung.

Die ausnahmslos bodenlangen Kleider der anderen Damen allein schon sahen toll aus. Doch fast immer waren auch die Fesseln dazu noch sehr nett ausgesucht. Claudia trug zu einem türkisfarbenen schulterfreien Seidenkleid ihre Halsgeige. Das Schloss, welches auf der oberen Seite angebracht war, verriet, das sie sich erst ganz kurz vor der Zeremonie darin eingeschlossen hatte, denn so einen ‚Fehler’ hätte Sebastian nicht gemacht.


Leonie trug Marias beiges Abendkleid. Bei ihr zeichneten sich aber die über der Brust gekreuzten Riemen ab. Es sah von vorn genauso aus wie bei einem Monohandschuh aus. Erst wenn sie sich umdrehte, war zu erkennen, dass sie ‚nur’ die Armtasche trug.

Und sie hatte immer noch damit zu kämpfen, dass Margarete ihr den Monohandschuh verboten hatte. In der Armtasche war sie zwar mindestens genauso hilflos, aber einen Monohandschuh ersetzte er nicht.


Margarete hatte noch versucht, sie zu trösten. »Ich darf den Mono auch nicht tragen.« Sie hatte geseufzt. »Aber ich könnte dir zeigen, wie du die Armtasche noch etwas strenger tragen könntest. Möchtest du?«

»Gern.« Erst später war es Leonie aufgefallen, dass sie schon wieder etwas zugesagt hatte, bevor sie überhaupt wusste, was es war. Doch sie fühlte ein großes Vertrauen und war auch bisher noch nicht wirklich enttäuscht worden.

»Der Trick ist, dass du dir vor Anlegen der die Unterarme aneinander binden lässt.«

Leonie keuchte etwas, als sie spürte, wie Lederriemen ihre Unterarme immer weiter aneinander zwangen.

»Und jetzt kommt der Armsack darüber« Margarete hatte ein Lächeln in der Stimme. Sie hatte gemerkt, dass Leonies Monohandschuh-Enttäuschung etwas gewichen war.


Es erfüllte Maria mit einer gewissen Genugtuung, dass Leonie das ihr geliehene Kleid erst schließen konnte, nachdem sie darunter ein strenges Korsett angelegt bekam. Und ihre Miene zeigte, dass sie das durchaus genoss.

Margarete trug ein dunkelblaues leicht schimmerndes Abendkleid, dazu hatte sie sich wie von Sebastian angeregt, nur symbolische Handschellen angelegt. Dies tat ihrer Erscheinung aber keinen Abbruch. Außerdem konnte sie so ab und zu Marias Arme abtasten.

Petra trug ein Abendkleid aus schwarzem leicht glänzendem Leder mit langen eng anliegenden Ärmeln. Ihr Verlobungskleid, wie sie kurz vor Beginn sehr stolz berichtet hatte. Eine Fesselung war nicht zu erkennen, aber sie hielt ihre Arme sehr ruhig.

Nur von Amelie war nichts zu sehen, was Maria ein wenig wunderte. Leonhard saß neben Claudia und Sebastian. Letzterer hatte sich jetzt, wo alles geregelt war, wieder etwas entspannt.

* * *

Amelie hatte bis zuletzt erwartet, dass sie sie wieder von dem Kreuz abnehmen würden. Aber da sie jede Sekunde ihrer Wunschfesselung geniessen wollte, hatte sie sich auch nicht bemerkbar gemacht. Leonhard würde sie auch nicht vermissen, denn sie wäre die Brautjungfer gewesen, wenn Leonie nicht gekommen wäre.

Doch dann kam die Braut und Amelie wusste, dass sie jetzt nicht mehr stören konnte. Das würde die ganze Stimmung kaputt machen.

Amelie war nicht besonders religiös, doch sie begriff zumindest, dass ihre Lage im Moment als eine gewisse Anmaßung empfunden werden konnte. Doch schon bald wurden ihre Skrupel weggewischt von ihrer Lust - der Heiland war auch nicht allein gekreuzigt worden, und die anderen hatten sich dies keineswegs ausgesucht.

So toll hatte sie sich ihre Kreuzigung nicht vorgestellt. Sie hoffte nur, dass sie sich vor Ende des Hüttenaufenthaltes wieder an sie erinnern würden.

Denn das war Amelies Erkenntnis. Sie hatten sie einfach hier am Kreuz 'vergessen'.

* * *

Es war nicht die erste Predigt, die Maria zum Anlass einer Silberhochzeit hörte. Doch die Ansprache, die Ella jetzt hielt, war etwas besonderes. Maria konnte einige Vergleiche ziehen zu der Rede, die sie vor kurzem bei ihrer Tante hören konnte.

Ella berichtete aus dem Leben von Franz und Anna, passte dabei sehr geschickt auf, sich an die Regeln von Sebastian zu halten und deswegen war die Rede an manchen Stellen bewusst etwas oberflächlich. Doch was Maria am meisten beeindruckte war die Tatsache, dass Ella diese Rede nicht ab las, sondern frei sprach und sich dabei nur von Stichwörtern inspirieren ließ.

Maria tat das, was sie sonst auch bei einer Predigt tat, sie lehnte sich in Ermangelung einer Rückenlehne an Paul und ließ ihre Gedanken fliegen, während sie trotzdem den Worten der Pfarrerin lauschte.

Ella berichtete über die Ereignisse im Leben des Ehepaares, wie sie sich kennen gelernt haben, die erste gemeinsame Zeit und im Gegensatz zu einer normalen Silberhochzeit auch von der ersten Fesselung.

Maria fragte sich, wie wohl 'ihre' Pfarrerin über das Kennenlernen von Paul berichten würde. Und sie war auch sehr gespannt auf den Festgottesdienst.

Ella erzählte von der Heirat von vor 25 Jahren und bald darauf von dem Bau des Hauses. »Der Architekt wird sich vermutlich noch heute darüber Gedanken machen, warum eines der Gästezimmer im Dachgeschoss als ein Pferdestall einzurichten war, ohne eine Möglichkeit, ein Pferd dort hin zu bringen.« Sie hatte ein Lächeln in der Stimme. Und auch viele in der 'Gemeinde' schmunzelten.

Maria lächelte ebenfalls. Seit den besonderen Spielen von heute morgen hatte sie eine Ahnung, wofür diese Raumeinrichtung diente.

Ella erzählte von den beiden Töchtern, die ihnen geschenkt wurden und deren Heranwachsen sie beide mit Liebe verfolgen konnten. Auch als das Ehepaar entdeckte, dass sie ihnen wohl etwas mehr vererbt hatten, als ihnen lieb sein konnte.

Angefangen hatte es mit den üblichen 'Cowboy und Indianer' Spielen, bei denen ihre beiden Töchter immer an den »Marterpfahl« wollten. Anfangs trösteten sich Anna und Franz damit, dass es eben die üblichen Kinderspiele waren. Doch schon bald mussten sie zu ihrem Bedauern erkennen, dass die Fesselungen immer gründlicher wurden und ihnen wurde klar, dass sie ihren Töchtern auch ihre Veranlagung mit vererbt hatten.

Maria stolperte über das Wort 'Veranlagung'. War sie auch zum Bondage veranlagt? Egal was bisher so mit ihr angestellt wurde, hatte sie es doch nie als etwas negatives empfunden.

Ella berichtete von dem Kontakt zu Sebastian und der Eintritt in die besondere Gemeinschaft. Sie erinnerte an die vielen aufregenden Wochenenden, die sie nun schon gemeinsam auf der Hütte erleben durften.

»Und heute genau am Tag ihrer Silberhochzeit möchten Anna und Franz ihr Eheversprechen erneuern. Amen.« Damit beendete Ella ihre Ansprache. Sie gab Claudia ein Zeichen, dann nahm sie trotz der Halsgeige ihre Notizen in die rechte Hand und griff mit der linken Hand an das Pult und stellte es beiseite. Dann nahm sie auf der ersten Bank platz.


Es war Claudias Idee gewesen. Sie hatte zusammen mit Christine und Leonie vor kurzem Annas Lieblingslied einstudiert, weil sie es auf der Feier in einer Woche aufführen wollten. Es bat sich aber an, es hier auch schon zu singen, insbesondere weil Leonie jetzt mit auf der Hütte war.

Jetzt stellten sie sich vor dem Altar auf und stimmten gemeinsam 'Amazing Grace' an, ein Lied, das gewiss geeignet war, jedem Tränen in die Augen zu treiben.

* * *

Amelie blickte sehr verzückt von hinten auf die drei Sängerinnen. Einmal hatten sie sich bei ihnen im Schloss getroffen, und es war ihr aufgrund einer ihrer 'statischen' Fesselungen möglich gewesen, den Proben zuzuhören.

Natürlich wäre es einfach gewesen, wenn alle drei Einstimmig singen würden, doch zu Ehren ihrer Mutter hatten sie sich vorgenommen, es dreistimmig zu singen, was sich damals zunächst als eine große Herausforderung darstellte.

* * *

Franz musste oft mit dem Taschentuch über Annas Wangen wischen, ebenso wie fast alle anderen Männer bei deren Frauen auch. Nur Leonhard saß etwas abwesend auf seinem Platz. Er war in Gedanken bei den Problemen, die seine baldige eigene Hochzeit mit sich brachte. Seine Frau hatte sich eingebildet, im Monohandschuh zu heiraten, doch dies stieß weder bei ihrer Mutter noch bei der konservativen Verwandtschaft auf Begeisterung.


Ella wartete, bis der Applaus der sehr ergriffenen Gemeinde verklungen war, dann bat sie die Gemeinde, für das Eheversprechen aufzustehen.

»Liebe Anna, lieber Franz, ich habe gehört, dass es ein großer Wunsch von euch ist, euer Eheversprechen auch vor Gott zu erneuern.«

Sie machte eine Pause.

»Und du liebe Anna«, sie gab Christine ein Zeichen, sich bereit zu machen, »möchtest dabei einen Monohandschuh tragen.«

Anna war sprachlos. Sie brachte gerade so ein Nicken zustande.

Christine stand auf, ging auf ihre Mutter und nahm ihr zunächst den Brautstrauß aus den Händen. Sie öffnete die Fixierung der Ärmel, dann griff sie zum bereitgelegten Handschuh und zog ihn ihrer Mutter über die Arme, um ihn dann an den entsprechenden Stellen am Kleid fest zu machen.


Amelie lächelte, als sie das sah. Sie musste daran denken, das Christine den Umgang mit dem besonderen Brautkleid an ihr geübt hatte. Seitdem war sie fest entschlossen, genau in so einem Kleid zu heiraten.

Sie musste nur noch ihre Mutter überzeugen, es zu erlauben wegen der lieben Verwandtschaft und Claudia überreden, ihr noch so ein Kleid zu nähen. Und sie wusste noch nicht, welches von den beiden die schwierigere Aufgabe sein würde.


Ella wartete, bis Christine sich wieder auf ihren Platz gesetzt hatte, dann begann sie mit der Zeremonie.

»Liebe Anna, Lieber Franz, wenn Ihr nun Euer Eheversprechen erneuert, reicht einander die Hand und antwortet auf meine Fragen mit 'Ja'.«

Sie wartete, bis Anna ihre Monohandschuharme seitlich nach vorn geschoben hatte und Franz sie ergriffen hatte. Er hatte ihr vorab verraten, dass Anna genau diese Bewegung oft vor dem Spiegel geübt hatte und deswegen hatte Ella es in die Zeremonie mit aufgenommen.

»Versprecht Ihr Euch hier im Angesicht Gottes von neuem die Liebe und Treue, wie Ihr es an Eurem Hochzeitstag getan haben?«

Beide antworteten mit einem deutlichen 'Ja'. Sie blickten sich dabei sehr verliebt in die Augen.

»Versprecht Ihr Euch, die damals übernommenen Aufgaben und Pflichten weiterhin nach besten Kräften zu erfüllen, um so den Frieden und das Wohlergehen in Eurer Familie zu fördern?«

Wieder antworteten sie mit 'Ja'.

»Vor fünfundzwanzig Jahren habt Ihr, Anna und Franz, versprochen, einander zu lieben, zu achten und zu ehren, in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod Euch scheidet. ihr habt Euer Eheversprechen vor der Kirche erneuert. Möge der Herr Euer Versprechen bestärken. Wir wollen Eure Zukunft unter den Segen Gottes stellen.«

Ella legte die Stola über die Hände. Eigentlich hätte sie sie einmal um die Hände herum wickeln müssen, doch das war mit der Halsgeige nicht möglich, ohne dass es sehr an Würde verlieren würde.

»Herr und Gott, Schöpfer der Welt, du hast den Menschen als Mann und Frau erschaffen.

Wir danken dir, dass Anna und Franz heute fünfundzwanzig Jahre im Sakrament der Ehe verbunden sind, und bitten dich: Segne Anna und Franz. Stärke ihren Glauben, festige sie in der Hoffnung und lass sie in der Liebe wachsen, damit sie eine gute Ehe führen und ihren Kindern das Beispiel eines christlichen Lebens geben.

Herr, lass sie in der Gemeinschaft deiner Kirche mit dir verbunden bleiben, alle Tage ihres Lebens deinen Namen preisen und der Welt Zeugnis von dir geben. Gewähre ihnen ein hohes Alter bei Gesundheit und schenke ihnen nach diesem Leben die Vollendung deiner Herrlichkeit. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.«

Es folgte das gemeinsame 'Amen'.

In der Vorabbesprechung mit Franz hatte Ella noch gefragt, ob Anna wohl auch noch einmal die Ringe tauschen wollte, doch darauf wollte seine Frau zugunsten des Handschuhs verzichten. So hatte es Ella in ihrer Zeremonie auch nicht vorgesehen.

Sie bat die Brautleute und die Gemeinde wieder Platz zu nehmen , dann kündigte sie das zweite Lied an.


Während des Gesangs war Maria sehr ins Grübeln gekommen. Wie würde es wohl sein, wenn sie mit Paul vor dem Altar stehen würde und sie das ‚Gebet auf dem Rücken’ tragen würde. Sie hatten es ja schon geprobt, doch da trug sie nur ihren Handschuh.


Auch Amelie oben am Kreuz war von der Zeremonie sehr ergriffen und die Pläne für ihre eigene Hochzeit nahmen immer konkretere Formen an. Nur sie wollte auch die Ringe tauschen. Dazu müsste Claudia das Kleid eben noch so abändern, dass man den Handteil des Monos annehmen könnte.

Sie lächelte. Das wäre dann ein Monohandschuh-Handschuh.


Als die letzten Töne verklungen waren, trat Ella wieder vor die Gemeinde.«Wir wollen beten.« Sie wartete, bis sich alle erhoben haben.

»Gott, heiliger Vater, Schöpfer der Welt,

du hast Mann und Frau nach deinem Bild geschaffen und ihrer Gemeinschaft deinen Segen geschenkt. Wir bitten dich für dieses Paar, das heute fünfundzwanzig Jahre im Sakrament der Ehe miteinander verbunden ist. Segne sie, damit sie auch in Zukunft eine gute Ehe führen, in ihren Kindern und Angehörigen die Freude einer glücklichen Familie erleben und fest in deiner Gemeinde stehen.

Herr, wir bitten um die Gnade, dass diese Ehegatten dich in frohen Tagen loben, in der Trauer bei dir Trost finden, in der Arbeit deine Nähe spüren und in der Not deine Hilfe erfahren. Steh ihnen bei, damit sie dir in der Gemeinschaft der Kirche danken und in der Welt für dich Zeugnis geben.

Schenke ihnen ein hohes Alter in Gesundheit und mit ihren Verwandten und Freunden die Herrlichkeit deines himmlischen Reiches. Durch Christus, unseren Herrn.

Amen«


Nur bei der nun folgenden Segensformel musste Ella etwas improvisieren, denn die Halsgeige erlaubte ihr nicht, beiden Ehepartnern jeweils eine Hand auf den Kopf zu legen. Sie berührte nacheinander ihre Stirn, während sie die Segensworte sprach. Das abschließende symbolische Kreuz schlug sie dann wieder wie gewohnt.


Nach einer kurzen Pause gab sie Sebastian wieder ein Zeichen und es ertönte gleich darauf die Auszugsmusik.

Franz wartete noch, bis Claudia seiner Frau wieder den Knebel angelegt hatte, dann legte er ihr den Arm um die Taille und gemeinsam verließen sie die ‚Kirche’.

* * *

»Bekomme ich auch ein Glas Sekt?« fragte Amelie in die Stille, als beim nachfolgenden Sektempfang auf die Brautleute angestoßen wurde.

Sie hatte einige Zeit sehr fasziniert zugesehen, wie Maria und Petra ihren Sekt genießen konnten. Sie nippten einfach an dem Glas, dass ihn ihr Partner jeweils an die Lippen hielt.

Bei Maria wusste Amelie, wo ihre Arme waren. Doch Petras Kleid gab ihr zuerst einige Rätsel auf. Warum musste Peter ihr das Glas halten? Das Kleid hatte lange Ärmel und diese waren deutlich zu sehen.

Erst als Petra einmal dicht unter dem Kreuz stand, konnte Amelie erkennen, dass die Ärmel fest mit dem Kleid verbunden waren und zwar über die gesamte Länge. Petra konnte nur ihre Hände bewegen. Doch dadurch, dass das Kleid aus Leder gearbeitet war, war dies der Hingucker und lenkte sehr gut von der Fixierung der Arme ab.

Amelie stellte sich zwei Fragen. Zum hätte es sie sehr interessiert, ob Petra das Kleid wohl auch bei anderen Gelegenheiten tragen würde. Und auch, was es wohl kosten würde, wenn es aus einem anderen Material sein würde. Mit Leder konnte Amelie sich nicht ganz so anfreunden.


Sebastian realisierte als erster, was passiert war. »Mein Gott, Amelie! Wir haben dich am Kreuz vergessen.« Er war sehr verlegen und suchte den Blick zu seinem Bruder. »Was machen wir jetzt?«

So wie Amelie ihren Schwager kannte, war er kurz davor, in Hektik auszubrechen. Sie kannte diese Reaktion sehr gut und sie wollte auf keinen Fall, dass der Empfang jetzt wegen ihr gestört wurde. »Sebastian?« rief sie sehr laut.

Als sie sicher war, das sie seine Aufmerksamkeit hatte, fuhr sie fort. »Mir geht es gut, ich stehe hier sehr bequem und mir tut auch nichts weh. Ich möchte jetzt auch den Sektempfang nicht stören.« Sie schluckte einmal. »Aber ich würde gern etwas trinken.«


Sebastian hatte noch sehr damit zu kämpfen, dass ihm so ein Fehler unterlaufen war. Leonhard hingegen hatte schon die Trittleiter aus der Hütte geholt und nahm das Glas, welches Claudia eingeschenkt hatte.

»Warum hast du dich nicht bemerkbar gemacht?« Auch bei ihm war das schlechte Gewissen deutlich zu hören, während er seiner Verlobten etwas zu trinken gab.

Jetzt war es an Amelie, etwas verlegen zu sein. »Erst wollte ich jede Sekunde genießen... Und dann, als Anna aus der Hütte kam, wollte ich nicht mehr stören.«

Leonhard gab ihr noch einen Schluck Sekt.

»So konnte ich wunderbar von unserer Hochzeit träumen.« Sie hatte auf einmal etwas sehr Schwärmerisches in der Stimme. »Und außerdem...« sie grinste kurz. »...war die Aussicht von hier oben wirklich prima - ich konnte alles viel besser sehen als ihr!«

Innerlich seufzte Leonhard. Das seine Verlobte mit dem Monohandschuh vor dem Altar stehen wollte, war schon länger ein Streitthema. Doch insgeheim er musste sich eingestehen, dass Anna in dem Kleid wirklich eine tolle Braut war. Und wenn das Kleid jetzt in weiß gearbeitet wäre...

* * *

Margarete wartete noch ab, bis Maria ihr Glas leer getrunken hatte, dann kam sie auf sie zu. »Du hast bisher toll durchgehalten, aber jetzt musst du aufhören.« Sie hielt eine der Sanduhren in der Hand. »Du hast jetzt schon gut vierzig Minuten durchgehalten.«

Maria war erstaunt und zugleich auch sehr glücklich. Damit würde der drohende Klinikaufenthalt bei ihrer Mutter sehr viel entspannter ablaufen. Sie bedankt sich bei Paul. »Du gibst mir die Kraft dazu.«

»Kommt, wir gehen in die Hütte zum Umziehen.« Sie drehte sich um und ging voran.

Erst als sie mit Paul hinter der Ärztin her ging, wurde ihr klar, dass sie zunächst das Kleid ausziehen musste, bevor sie ihre Arme befreien lassen konnte. Das war ihr bisher gar nicht so bewusst gewesen. Und auch erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihr ihre Arme schon weh taten. Das Glück von Anna hatte diesen Schmerz bisher bei ihr überdeckt. Oder Maria hatte es verdrängt, so sicher war sie sich da gar nicht.

* * *

Sebastian drängte bei Abbau der Bänke etwas aufs Tempo. Er wollte jetzt so schnell wie möglich seine Schwägerin vom Kreuz befreien, obwohl diese ihm versichert hatte, dass sie vollkommen in Ordnung war. Vermutlich wollte er aber nur den Gedanken daran verdrängen, dass er einen weiteren aus seiner Sicht großen Fehler begangen hatte. Wie konnte er bloß Amelie am Kreuz vergessen. Auch der Trost seiner Frau, das die Zeremonie doch perfekt verlaufen sei, konnte seine düsteren Gedanken nicht vertreiben.


Maria hatte sich nach der Abnahme des Backprayers wieder die Sachen angezogen, die sie schon auf der Herfahrt getragen hatte. Es erfüllte sie mit sehr viel Glück, die 'Originalhaltung' jetzt schon so langen tragen zu können. Doch sie wusste auch, das noch sehr viel Training vor ihr lag, wenn sie die Zeiträume betrachtete, die bei Fest wichtig waren.

Und nach diesem sehr eindrucksvollem Gottesdienst kam sie sehr gern Margaretes Forderungen nach: 'Heute keine Fesselung mehr und sehr viel Bewegung der Arme'.


Als sie wieder vor die Hütte kamen, war von der 'Kirche' nichts mehr zu sehen. Stattdessen waren die Männer gerade dabei, das Kreuz, an dem Amelie immer noch festgebunden war, sehr vorsichtig auf den Boden zu legen. Gleich darauf machten sich Sebastian und Leonhard daran, die Seile zu öffnen, die Amelie die ganze Zeit fixiert hatten.


Erst als auch Amelie sich wieder umgezogen hatte, bat Sebastian noch einmal alle vor die Hütte. »Bevor ich dann mein Schlusswort spreche, möchte ich das Wort auf ihren Wunsch hin an Anna übergeben.«

»Ich möchte mich bei euch allen sehr sehr herzlich bedanken.« Anna war immer noch etwas benommen. »Ihr habt mir einen sehr großen Wunsch erfüllt.« Das Sprechen fiel ihr schwer, dabei wollte sie noch so viel sagen.

Franz trat auf sie zu und nahm sie in den Arm. »Es ist schon gut, mein Schatz.«

»Es war genau so«, sie schluchzte, »genau so, wie ich es mir erträumt hatte.«

»Du hast mir einmal erzählt, wie du dir deine Traumhochzeit vorstellst.« Franz grinste ein wenig. »Und ich habe gut aufgepasst.«

Als Antwort bekam er einen langen Kuss von seiner Frau.

Dann drehte sich Anna um und ging zu Claudia. »Danke für dieses traumhafte Kleid.«

»Es freut mich, dass es dir so gut gepasst hat.« Claudia grinste. »Eine Anprobe kam ja nicht in Frage.«

Anna griff den Gedanken auf. »Ich war schon etwas enttäuscht, als du sagtest, dass du dieses tolle Kleid verkaufen wolltest und dafür nur Bilder brauchtest.«

»Naja, irgendwie mussten wir dich ja da hinein bekommen.« Claudia lächelte. »Immerhin war ich mir sicher, dass du es nicht selbst ausziehen konntest.«


Anna ging weiter zu ihren beiden Töchtern, die jetzt arm in arm nebeneinander standen. »Also das ihr so dicht gehalten habt, nehme ich euch sehr übel.« Sie lachte und nahm sie beide in ihre Arme. »Danke noch einmal für alles.«

Leonie freute sich ebenfalls sehr für ihre Mutter. Dass sie selbst auch nichts gewusst hatte, behielt sie jetzt für sich.

Auch bei Maria bedanke Anna sich sehr herzlich, »Das du so ein großes Opfer auf dich genommen hast, hat mich sehr beeindruckt.« Sie umarmte das Paar herzlich. »Ich möchte euch gern einmal zu uns einladen. Ich denke, Sebastian kann das sicher organisieren.« Sein Nicken nahm sie zur Kenntnis.

Sie ging weiter zu Ella und fiel auch ihr um den Hals. »Danke für diesen ganz tollen Gottesdienst.«

Dann ging sie weiter zu Claudia und Sebastian. Sie umarmte beide und begann zu weinen. »Danke.« kam zwischen einigen Schuchzern hervor. »Danke.«


Erst nachdem Anna sich wieder etwas beruhigt hatte, Franz hatte sie in den Arm genommen, drehte sie sich noch einmal um und bedankte sich noch einmal bei allen. »Danke noch einmal für dieses so ganz tolle Erlebnis.«

Sebastian räusperte sich. »Wir haben noch ein kleines Geschenk zu eurem Jubelfest heute.« Er reichte ihnen einen Umschlag. »Das sind zwei Wochen Urlaub in dem Bondage-Hotel, von dem Petra und Peter so begeistert waren.«

Anna konnte kaum aus ihren verweinten Augen schauen. Fritz nahm den Umschlag entgegen. »Wir sagen herzlich danke schön.«

»Die Inhaberin bittet nur darum, dass ihr euch bald mit ihr zwecks Terminabsprache mit ihr in Verbindung setzt, damit sie euch das Zimmer freihalten kann.« Sebastian ergänzte.

»Das machen wir.« Franz streichelte seiner Frau zärtlich über das Gesicht. »Das werden tolle Flitterwochen.«

* * *

»Dann bliebe nur noch ein Letztes.« Sebastian hatte sich wieder an die ganze Gruppe gewandt. »Unsere traditionelle Abstimmung zur 'Bondagette des Hüttenwochenendes'.« Er erläutere kurz die Regeln. »Es ist ganz einfach und geht auch schnell. Jedes Paar hat eine Stimme und für sich selbst stimmen geht nicht.«

Claudia ging mit einer Strichliste kurz an den Paaren entlang, dann konnte sie auch schon das Ergebnis bekannt geben. »Petra hat eine Stimme bekommen.«

Petra und Peter waren überrascht. Bisher hatten sie noch nie eine Stimme bekommen.

Claudia räusperte sich. »Zwei Stimmen wurden für mich abgegeben. Ich sage danke dafür.«

Sie blickte zu Sebastian, der schon einen kleinen Pokal in der Hand hatte.

»Der Titel für die beste Bondagette geht an...« Sie blickte einmal an allen Paaren entlang, »... an Maria mit fünf Stimmen.«

'Aber ich habe doch gar nichts besonderes gemacht?' Wollte Maria eigentlich sagen, doch dann bemerkte sie, dass dies auch als etwas arrogant herüber kommen konnte. Immerhin hatte sie die bewundernden Blicke genossen, als sie mit dem Backprayer unterwegs war. Sie bedankte sich etwas verlegen.

* * *

Sebastian bat dann noch einmal um Aufmerksamkeit. Er zählte auf, was jetzt noch für das Aufräumen zu tun war und wer sich jeweils darum kümmern sollte. »Leonhard und Amelie gehen schon zum Parkplatz, damit sie die Sachen aus der Seilbahn abladen können. Die Herren bringen das Gepäck zur Seilbahn und die Damen räumen die Hütte auf.«

Er suchte den Blick von Anna und Franz. »Wenn ihr möchtet, könnt ihr schon fahren und noch etwas feiern.

Doch Anna widersprach. »Ihr habe uns so etwas Schönes geschenkt, wir möchten noch bleiben und helfen als kleines Dankeschön.«

Sebastian nahm es gern zur Kenntnis.

»Damit ist unser Hüttenwochenende beendet.« Er wurde auf einmal sehr feierlich. »Ich danke euch allen für die große Disziplin und wünsche euch eine gute Heimfahrt. Ich hoffe, dass wir uns bald hier einmal wieder sehen.«

* * *

Als Paul sich in Leonhards Auto neben Maria setzen möchte, wird Amelie ihn zurückhalten. »Die Herren sitzen vorn, die Damen hinten.«

Maria schüttelte den Kopf, als sie sah, dass Amelie sich wieder einen Hand an den KHG gebunden hatte. Doch sie schwieg, weil Amelie sie mit einem Finger auf dem Mund darum gebeten hatte.

Maria trug nur unter ihrer Kleidung immer noch ihr komplettes Keuschheitsgeschirr und insgeheim freute sie sich insgeheim schon auf die Zeit, wenn sie darin auch noch einen Dildo tragen dürfte.

Denn für ihr erstes Mal hatte sie mittlerweile ganz konkrete Pläne. Und sowohl Paul als auch ihre neuen Fähigkeiten spielten eine ganz große Rolle dabei. Und sie war sich sicher, sie wusste zwar noch nicht wie, aber sie wollte dabei gefesselt sein.


Paul ging in Gedanken noch einmal das so aufregende Wochenende durch. Doch auf einmal stutzte er. Leonie hatte ihm doch den Schlüssel zu ihrem Keuschheitsgürtel anvertraut und er konnte sich nicht daran erinnern, ihn zurückgegeben zu haben.

Er fasste an seinen Hals und holte die Schlüssel hervor. Tatsächlich, Leonies Schlüssel war noch da.

»Leonhard?«, fragte Paul leise, da die beiden Damen schon schliefen.

»Was gibt es?« fragte Amelies Mann in der gleichen Lautstärke.

»Ich glaube,« es fiel ihm immer noch schwer, über das Thema zu sprechen. »Ich glaube, Ich habe noch Leonies Schlüssel für ihren Keuschheitsgürtel.« Er beschrieb kurz, wie es dazu gekommen war, das er ihn bekommen hatte.

»So so, du bist also ihr neuer Schlüsselherr geworden?« sagte er mit etwas Belustigung in der Stimme. Doch dann wurde er ernst. »Bitte entschuldige.« Er blickte kurz nach hinten. »Ich denke, ihre Mutter wird sicherlich noch einen zweiten Schlüssel haben.«

Paul war zumindest ein wenig beruhigt.

»Am besten ist es, wenn ihr Morgen oder in den nächsten Tagen einmal mit Sebastian Kontakt aufnehmt und er soll dann sagen, was ihr machen sollt.«

»Das werden wir machen.« Bald darauf war auch Paul eingeschlafen.

* * *

Mrs. Potter saß zusammen mit Pauls Oma auf der Bank vor ihrem Haus. Gemeinsam warteten sie auf die Ankunft von Grünbergs, die Paul und Maria zurück bringen würden. Es war ein laue Sommernacht, in der man noch gut im Freien sitzen konnte. Das Mondlicht mischte sich ein wenig mit dem Licht der etwas entfernt stehenden Straßenlaterne.

Marias Erzieherin berichtete über das, was Sebastian ihr vor kurzem am Telefon über das Hüttenwochenende berichtet hatte.

Oma Selma hörte aufmerksam zu. »Bei mir hat er auch angerufen. Es schien ihm recht peinlich zu sein.« Sie lächelte, dann berichtete sie darüber, dass Paul wohl den einzigen Schlüssel zu einem bestimmten Keuschheitsgürtel bekommen hat und das er sehr gut darauf auf passen soll.

Mrs. Potter blickte auf. »Wie ist es denn dazu gekommen?«

»So genau habe ich das auch nicht verstanden.« Oma Selma versuchte sich an das Telefonat zu erinnern. »Eine Mutter hatte irgendwie einen zweiten Gürtel mitgebracht, zudem es keinen Ersatzschlüssel gab. Dass es nur den einen Schlüssel gibt, ist ihnen aber erst aufgefallen, als sie schon auf der Rückfahrt waren.« Es war ihr anzuhören, dass sie es nicht wirklich verstanden hatte. »Wir werden ja gleich erfahren, was sich zugetragen hat.«

Beide Frauen schwiegen einen Moment.

»Frederike hat bei mir angerufen«, berichtete Mrs. Potter, »und weil sie dich nicht erreicht hat, soll ich dir etwas ausrichten.«

Oma Selma blickte Marias Erzieherin gespannt an.

»Sie wollte mir noch nicht sagen, um was es genau geht, weil sie erst noch einige Sachen planen muss. Aber Paul soll sich in den nächsten drei Wochen nichts Größeres vornehmen und auch nicht verreisen.« Mrs Potter gab wieder, was sie aufgetragen bekommen hatte. »Kannst du das einrichten?«

»Das wird leicht.« Selma lachte. »Üblicherweise ist er nicht leicht von den Büchern weg zubekommen.«

»Das Maria drei Wochen in den Staaten sein wird, dürfte ihm sehr zu schaffen machen.« Sie seufzte. »Frederike lässt übrigens ausrichten, dass sie für die Zeit alle Telefonkosten übernimmt. Es wäre wichtig, dass die beiden zumindest telefonischen Kontakt halten können.«

Selma lächelte. »Paul ist zwar eher zurückhaltend, aber wenn er den Schlüssel zu Marias Keuschheitsgürtel hat, dann wird es sicher nicht mehr lange dauern, bis sie ihn um den Finger wickelt und ihn verführt.« Sie ließ ihre Worte ein wenig wirken. »Es wäre jetzt dringend an der Zeit, dass das Thema Verhütung angegangen wird.« Sie wusste, dass Maria bei Paul leichtes Spiel haben würde.

»Jetzt sind sie ja erst einmal getrennt.« Mrs Potter lehnte sich zurück. »Aber ich werde mit Frederike einmal darüber reden.« Doch dann kam sie ins Grübeln. Maria Mutter würde das sicherlich in ihrem Programm schon vorgesehen haben. »Maria hat sich toll entwickelt.«

»Ich hatte schon immer den Eindruck, dass sie es wirklich mag, auch wenn es ihr selbst gar nicht so bewusst war.« Selma schwieg einen Moment. »Was wohl ihre Mutter davon halten wird?«

»Oh, die ist hocherfreut.« Sie erzählte, was sie über Peter und Petra erfahren hatte. »Der Nachname des Ehepaares wurde mir noch nicht genannt, aber sie werden sich um einen Ausbildungsplatz für Paul und Maria im diplomatischen Dienst kümmern. Und sie werden bei ihnen wohnen dürfen.« Sie informierte Selma darüber, was sie von Sebastian über Petras besonderen Alltag erfahren hatte. »Maria wird ihren Prinzessinnen-Traum dort weiter träumen können.«

»Ich glaube, das ist eine große Chance für sie.« Sie seufzte etwas. »Jetzt muss ich Paul nur noch dazu bringen, Maria gegenüber sehr viel selbstbewusster aufzutreten.«

»Oh, so wie ich Sebastian verstanden habe, hat sich Paul auf der Hütte auch schon weiter entwickelt und er lernt gerade sehr eifrig, was Marias wahre Bedürfnisse sind.« Sie berichtete von der Szene mit einem besonderen Kleid. »Dort hat er sich anscheinend schon sehr dominant gegeben.« Es war in Mrs. Potter Stimme zu hören, dass ihr auch Pauls Entwicklung recht wichtig war.

Selma griff den Gedanken auf. »Es ist eigentlich sehr schade, dass sie jetzt so lange getrennt sein werden.«

»Ich habe dies Frederike gegenüber auch geäußert. Sie hat mir versprochen, das zu berücksichtigen.«

Ein Auto kam näher und hielt vor dem Haus.

»Das werden sie sein.« Mrs. Potter stand auf und ging mit schnellen Schritte über den Kiesweg zum Gartentor.

Oma Selma stand langsam auf und ging hinterher. Sie lächelte. Es hatte sich doch gelohnt, ein wenig Schicksal zu spielen.