Maria

Vorwort 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Epilog

Maria – Epilog

Autor: Karl Kollar

»Sehr geehrte Baroness Sophie von Harsumstal.,

Sie haben mir gegenüber den Wunsch geäußert, eine ähnliche Ausbildung für "Prinzessinnen" zu durchlaufen wie meine Tochter Maria. Wie sie wissen beinhaltet diese Ausbildung eine klassische Schönheits- und Körperformung durch entsprechende Kleidung und Apparate sowie eine streng kontrollierte Lebensweise mit vielfältigen Einschränkungen. Sie haben weiterhin den Wunsch geäußert, die gleichen Ziele zu erreichen, wie sie Maria schon erreicht hat und noch weiter anstrebt.

Schließlich haben Sie mir erklärt, dass sie mit dieser Ausbildung ein neues Leben beginnen möchten, da sie in ihrem bisherigen Leben vielfältige Enttäuschungen und kürzlich gar traumatische Erfahrungen hinnehmen mussten.

Eigentlich müsste ich Ihren Wunsch rund heraus ablehnen, da sie anders als Maria, die diese Ausbildung seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr durchläuft, viel zu spät in ihrem Leben beginnen möchten.

Maria hat sich jedoch sehr für sie eingesetzt, und sie haben mir auch versichert, dass sie bereit sind, größere Mühsal auf sich zu nehmen.

Da sie das Programm so spät beginnen möchten, sind Erfolge nur mit wesentlich drastischeren Maßnahmen als bei Maria möglich. Die Anfertigung der für sie notwendigen Kleidungsstücke und Apparate ist sehr zeit- und geldaufwendig und kann nur innerhalb eines Forschungsprogrammes finanziert werden. Nach eingehender Beratung mit den Orthopäden und Psychologen an meiner Klinik haben wir für sie ein Programm ausgearbeitet. Dieses beinhaltet eine anfängliche Rundum-Betreuung mit teils sehr drastischen Therapiemaßnahmen. Wenn Sie dem zustimmen möchten, dann müssen sie sich für mindestens ein halbes Jahr als Freiwillige für dieses Forschungsprogramm verpflichten. Für diesen Zeitraum müssen sie in der Klinik leben und auf jegliche Selbstbestimmung vertraglich verzichten.

Sie werden in den ersten Wochen einer vollständigen Kontrolle bis hin zu allen Bewegungen und Körperfunktionen unterworfen, was auch Fixierungen und Reizentzug beinhaltet. Nach einer umfassenden physiologischen und psychologischen Neuorientierung werden sie in den von Maria bereits erlernten Haltungstechniken trainiert und schrittweise zu Marias jetziger Lebensweise hingeführt.

Für eine entsprechende Betreuung in ihrem folgenden Leben wird gesorgt sein. Seinen Sie sich bewusst, dass dieses Programm für sie erhebliche Unannehmlichkeiten mit sich bringen wird, und dass sie darin bewusst an ihre physischen und psychischen Grenzen geführt werden werden. Meine Psychologin, die sie während des Programms auch betreuen wird, versicherte mir jedoch, dass dies ihr ausdrücklicher Wunsch ist und dass dies für sie der richtige Weg sei.

Wenn sie noch immer dieses Programm für sich verwirklichen möchten, dann freue ich mich darauf, sie bald zu Vertragsunterzeichnung und zum Therapiebeginn in meiner Klinik begrüßen zu dürfen!

Mit besten Wünschen

Frederike Beller«

Sophie nahm Papier und Stift zur Hand und begann sofort mit der Antwort. Was sie schreiben wollte, wusste sie schon lange. Nur gelegentlich schaute sie dabei auf das Bild, welches neben ihr stand. Es zeigte Maria im Katerinenkleid.